Ein Kommentar von Rüdiger Rauls.
Seit dem Scheitern der ukrainischen Offensive im Sommer des vergangenen Jahres sind die Meinungsmacher des Westens in Unruhe geraten. Bestimmte zu Beginn des Krieges noch Überheblichkeit die Haltung gegenüber Russland, so geht heute die Angst um. Beides aber sind Ausgeburten eines Denkens, das sich immer weiter von der Wirklichkeit entfernt hat.
Überheblichkeit und Verzweiflung
“Wenn die EU nicht richtig reagiert und die Ukraine nicht ausreichend unterstützt, um Russland aufzuhalten, sind wir die Nächsten.”(1) Das ist die Einschätzung der Lage durch Charles Michel, den Präsidenten des Europäischen Rates. Immerhin handelt es sich bei Michel um einen führenden europäischen Politiker und nicht um einen hinterwäldlerischen Stammtischbruder aus irgendeinem Provinzkaff hinter dem Mond.
Doch mit diesen Befürchtungen steht Michel nicht alleine da, wie die sich überschlagenden Kommentare in den Medien über Russlands Pläne und Putins Absichten belegen. Angesichts des Mangels an Munition, Waffen und Soldaten scheinen alle von Panik ergriffen zu sein, dass die Ukraine dem Vordringen Russlands nicht mehr lange standhalten könnte. Diese Vorstellung von Bedrohung entspringt dem eigenen Denken und Handeln. Denn wo immer ein Gegner des Westens Schwäche zeigt, wird nicht nachgelassen, bis dieser in die Knie gezwungen ist.
Dass natürlich auch Putin und Russland so handeln werden, ist deshalb in den Augen der westlichen Meinungsmacher selbstverständlich. Da der Westen über Jahrzehnte gewohnt war, dass sich sein Denken weltweit durchsetzt und zu einem globalen Maßstab geworden ist, kann es nach seiner Sicht gar nicht anders sein, als dass dieselben Überlegungen auch Russlands Handeln bestimmen. Wie sollte es also anders sein, als dass Putin die Schwäche des Westen nun nutzt, um ihm früheren Wortbruch nun mit doppelter Münzen heimzuzahlen?
Eine Erklärung für die Verbreitung solcher wirklichkeitsfernen Sichtweisen besteht in der bewussten Täuschung der Öffentlichkeit. Eine andere aber, die auch im Kreise der Kritiker weit verbreitet ist, ist die Verblendung. Man will die Wirklichkeit nicht wahrhaben, ist verfangen im eigenen Weltbild. Denn die Kehrseite dieser nun eingetretenen Panik ist die Überheblichkeit des Westens zu Beginn des Krieges, als man Russland als eine Tankstelle mit Atomwaffen belächelte. Panik jetzt wie die Verachtung vorher sind die zwei Seiten derselben Medaille: das Ausblenden der Wirklichkeit.
In der westlichen Welt bedeuten Erfahrung und Wirklichkeitsnähe nicht mehr viel. Ganz oben im Kurs stehen Ideen, Konzepte, Visionen, alles, was mit Intellekt und Wissenschaftlichkeit, also mit Geist im weitesten Sinne zu tun hat. Dagegen ist Wirklichkeit langweilig, und zudem macht es Arbeit, sie verstehen zu wollen. Langeweile und Anstrengung haben im westlichen Weltbild kein hohes Ansehen.
Bedrohliche Wirklichkeit
Entsetzt musste der gelernte Philosoph Habeck, also ein Mann des Geistes, vor einiger Zeit feststellen: „Wir sind umzingelt von Wirklichkeit“ (2). Aber die Bedrohung, die Habeck und viele Seinesgleichen sehen, kommt nicht aus der Wirklichkeit selbst, sondern aus ihrer Leugnung. Wer die Sicherheitsinteressen Russlands nicht wahrhaben will und sie geringer einschätzt als die eigenen, darf sich nicht wundern, wenn Russland diesen seinen Sicherheitsinteressen Geltung verschaffen will. Denn warum sollten die Russen ihre eigenen Interessen geringer schätzen als die des Westens?
Letzterer war es Jahrzehnte lang gewohnt, dass sich aufgrund seiner wirtschaftlichen und militärischen Überlegenheit, alles in der Welt nach seinen Interessen richtete. Dass sich das nun ändert, will man noch nicht wahrhaben. So glaubt man noch immer als diejenigen auftreten zu können, die die Regeln in der Welt setzen, anderen Völkern Vorschriften machen und sie entsprechend den eigenen Moralvorstellungen belehren und erziehen zu können.
So verwundert es nicht, dass die Wahlen in Russland nur als Scheinwahlen angesehen werden, weil es dort kaum politische Kräfte gibt, die sich für die sogenannten westlichen Werte einsetzen. Dementsprechend sind auch die anderen Bewerber keine wirkliche Opposition sondern kremlnah, weil sie keine anderen Werte vertreten als die politische Führung Russlands auch.
Anscheinend aber sind solche Kritiker schon nicht mehr in der Lage zu erkennen, dass auch im Westen die meisten Parteien sich den sogenannten westlichen Werten verpflichtet fühlen. Wie keine der westlichen Parteien den Aufbau eines Gesellschaftssystems betreibt, das sich an Russland oder China orientiert, so vertritt keine russische Partei die Übertragung westlicher Vorstellungen auf die eigene Gesellschaft. Ganz selbstverständlich aber erwartet der politische Westen von anderen Gesellschaften, was er für denen eigenen Hoheitsbereich rundweg ablehnen würde.
Einfache Weltbilder
In diese einseitige Sicht passt auch nicht die Vorstellung, dass die Russen ihrem Präsidenten nicht so ablehnend gegenüber stehen, wie der Westen es für richtig hält. Man kann es sich nur so erklären: „Das Volk ist erfolgreich eingeschüchtert worden. Nichts scheint den Putin-Monolithen erschüttern zu können“(3) In einer solchen Sicht sind die Russen unfähig, ihre Lage zu erkennen, oder zu feige, um die nach westlicher Sicht richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und zu handeln.
Dazu scheinen sie offenbar der Denkanstöße vonseiten westlicher Intellektueller zu bedürfen. So stellt der Kommentator der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Reinhard Veser, angesichts der Gegenstimmen bei der Wahl fest, „dass die russische Bevölkerung nicht so geschlossen hinter Putin und seinem Krieg gegen die Ukraine steht“(4). Will er damit der russischen Opposition Mut machen oder eher die eigene Leserschaft beruhigen, dass Putin doch nicht so fest im Sattel sitzt?
Glaubt Veser in seinem einfachen Russenbild, dass alle mit Putin einer Meinung sein müssen, weil nach seiner Sichtweise die Russen sich keine eigene bilden können? Oder ist er gar so verblendet zu glauben, dass man einem gebildeten Volk wie den Russen, das zu großen Teilen die Welt bereist hat, eine Weltsicht aufzwingen kann, obwohl es eine andere Welt gesehen hat? Solche Äußerungen sagen weniger über die Russen aus als über das Bild, das sich die Veser von ihnen machen.
So gibt er denn auch vor zu wissen – vermutlich besser als jeder Russe, was für dieses Land und seine Menschen das Beste wäre. Getrieben von Weltuntergangsphantasien, prophezeit er, dass sich in der Ukraine „das Schicksal Europas auf lange Zeit“(5) entscheidet, was er aber nicht ausführt. Und als bestens informierter Intellektueller weiß er natürlich auch, „ein Scheitern Putin dort [Ukraine] wäre auch für Russland das Beste“(6). So einfach kann sich die Welt machen, wer die Tatsachen nicht wahrhaben will.
Ein weiterer Kommentator der FAZ, Jochen Stanke, zeigt sich überrascht darüber, dass „auch die schärferen Ermahnungen aus Europa gegen China wenig Wirkung zeigen“(7) und das Land die Zusammenarbeit mit Russland verstärkt. Wieso sollte sich China von Europa ermahnen lassen? Würde sich Europa von China solches Verhalten gefallen lassen? Da ist die Überheblichkeit schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht mehr als solche wahrgenommen wird.
Denn andererseits stellt Stanke in seinem Artikel fest, dass sich der Handel zwischen Russland und China sehr positiv entwickelt und neue Rekorde erreicht. Wieso ist er dann überrascht, dass die beiden Länder ihre Zusammenarbeit vertiefen und sich von Dritten nicht wollen reinreden lassen, schon gar nicht von ihren gemeinsamen Gegnern?
Er hat doch die Informationen darüber, wie der politische Westen nicht nur Russland sanktioniert. Dieser versucht doch auch seit Jahren, Chinas Entwicklung durch Sanktionen und protektionistische Maßnahmen zu behindern, mischt sich in dessen innere Angelegenheiten ein und redet offen von einem unvermeidlichen Krieg. Was liegt da näher für China und Russland, als sich anzunähern gegen einen Westen, der sie beide bedroht? Das ist doch ganz normale und vernünftige Reaktion. Aber Stankes Weltbild scheint solch ein Handeln nicht zu verstehen.
Die große Kunst
Wieso aber verstehen die Stanke, Veser und all die anderen Meinungsmacher in Medien und Politik das nicht? Fehlt es ihnen an Intelligenz? Sind sie gekauft und korrupt? Natürlich werden sie für ihre Kommentare bezahlt, so wie jeder andere für seine Arbeit bezahlt wird. Aber deshalb sind sie nicht korrupter als alle anderen, die für ihre Arbeit bezahlt werden. Sie tun es nicht allein wegen des Geldes. Sie sind überzeugt von dem, was sie sagen und schreiben.
Das aber ist es, was viele der Mainstream-Kritiker nicht verstehen. Sie glauben, dass all jene, die anders denken als sie selbst, korrupt sind, käuflich und anders reden, als sie in Wirklichkeit denken, also lügen. Auch das gibt es sicherlich, ist aber nicht die Regel. Es ist vielmehr so, dass die Wahrheit der anderen anders ist. Insofern ist die Frage des Friseurs von Wolfgang Bittner berechtigt: „Warum meinen Sie, die politische Lage besser beurteilen zu können als ich“(8). Nur weil man alternative Fakten hat? Fakten allein schaffen noch kein Weltbild. Aber sie stützen es oder bringen es ins Wanken.
Die intellektuellen Führungskräfte sind überzeugt. Sie brauchen keine von oben verordnete Agenda, weil die Verteidigung der herrschenden Ordnung ihre ureigenste Agenda ist. Mit ihr identifizieren sie sich. Man muss ihnen nicht auftragen, was sie sagen sollen. Sie wissen es selbst. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Entwicklung von Geistigem: Gedanken, Behauptungen, Theorien und so weiter. Sie sehen keinen Widerspruch zwischen ihrem Denken und der Wirklichkeit. Wo aber der Widerspruch auftaucht, beherrschen sie die große Kunst, neue Sichtweisen zu entwickeln, die die Widersprüche aufheben. Darin besteht ihr Nutzen für die herrschende Ordnung.
Aber diese Aufgabe wird immer schwieriger, denn die Widersprüche zwischen der Wirklichkeit und ihren Erklärungsversuchen sind immer schwerer zu überbrücken. Man verhilft aber nicht der Wahrheit ans Licht, indem diesen Sichtweisen alternative entgegen gestellt und diese als wahrer behauptet werden. Stattdessen muss solchen Ansichten die Wirklichkeit entgegen gehalten werden, die Widersprüche zwischen dem verbreiteten Weltbild und der erkennbaren Wirklichkeit:
Wie kann sich die NATO von Russland bedroht fühlen, wo sie es doch selbst war, die immer näher an dessen Grenzen herangerückt ist? Wie kann Putin eine Bevölkerung einschüchtern, wenn diese zu Millionen die Welt bereits, im Ausland studiert, arbeitet, wohnt und zu Kriegsbeginn Hunderttausende das Land verlassen konnten? Diese Wirklichkeit passt nicht zu den verbreiteten Ansichten.
Quellen und Anmerkungen
(3) Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 16.3.2024: Eingeschüchtertes Volk – aus The Irisch Times(Dublin).
(4) FAZ vom 18.3.2024: Das Beste für Russland
(5) ebenda
(6) ebenda
(7) FAZ vom 10.3.2024: Peking hält weiter zu Putin
(8) https://globalbridge.ch/deutschland-vor-dem-drohenden-krieg-ein-trauerspiel/
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse
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Bildquelle: / shutterstock
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Wenn wir etwas dem Mainstream entgegensetzen, kann das keine Wirkung haben. Setzen wir dem nichts entgegen, hat es keine Wirkung.
Außerdem, was noch mal zeichnet Demokratie aus?
a) es darf nur eine Meinung geben
b) es müssen konträre Meinungen vorhanden sein
Also ist der alternative Medienbereich genaugenommen der Vervollständiger der Demokratie und nicht ihr Feind,cwie uns der Mainstream wahrmachen will.
"Diese Vorstellung von Bedrohung entspringt dem eigenen Denken und Handeln. Denn wo immer ein Gegner des Westens Schwäche zeigt, wird nicht nachgelassen, bis dieser in die Knie gezwungen ist.
Dass natürlich auch Putin und Russland so handeln werden, ist deshalb in den Augen der westlichen Meinungsmacher selbstverständlich."
Dem erste Teil dieser Aussage kann ich im Prinzip zustimmen, wobei ich die Formulierung schon für irreführend halte.
Dem letzten Satz widerspreche ich aber vehement.
Unsere Elite ist demokratisch gewählt, dem humanitären Völkerrecht verpflichtet, agiert auf dem Boden des Grundgesetzes, des Nürnberger Kodex, der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und den Institutionen der UN. Es gibt umfangreiche Mechanismen von 'Checks und Balances', die die demokratischen Elemente tief in den Fundamenten unserer modernen Gesellschaft verankern. Das gilt für gewählte Politiker wie für studierte Akademiker gleichermaßen – für letztere vermutlich sogar noch mehr. Putin handelt darum gerade NICHT so wie unsere 'Elite' das tun würde, wenn er imperialistische Großmachtsphantasien und Welteroberungspläne hegt.
Das sind die goldenen Gitterstäbe des moralischen Käfigs in dem sie sich bewegen, und dessen Erhaltung ihr ganzes 'intellektuelles' Streben gilt. Da dieses Streben jetzt mindestens … hm was nehmen wir als Referenz? Den Widerruf Galileis? Die Begründung des Vatikans im Namen der 'Christenheit' für die Kreuzzüge? Den Schierlingsbecher des Sokrates? … also seit laaaaaanger Zeit tief in alle Machtkonstellationen der 'modernen' Welt eingeflochten sind, sind sie in ihrer akademischen Tiefe durchaus beeindruckend. Da kommt man nicht raus, in dem man mal eben die RKI-Berichte zur generellen Beobachtung von Grippeviren liest, die das RKI ja nicht seit gut 20 Jahren während der Saison wöchentlich rausgibt. Das fängt schon damit an, dass man sie schlicht nicht ließt. Weil man sie nicht zur Kenntnis nimmt. Gibt es die überhaupt?
Die Methoden des Selbstbetrugs – und das eigene Selbst ist es, dass hier zu allererst betrogen werden muss und auch betrogen wird – sind in ihrer Vielfältigkeit schillernd, in ihrer Tiefgründigkeit beeindruckend und in ihrer schieren Fülle kaum vom Ozean zu unterscheiden, wenn man in seiner nackten Menschlichkeit am Strand steht und die 30m Wellen noch von dem heranrollenden Tsunami überragt werden.
Aber wenn man in dieser Art indoktriniert darüber nachdenkt, was denn der 'Feind' als nächstes zu tun gedenken könnte – dann greifen die Indoktrinationen schlicht nicht. Das Handeln des 'Feindes' erfährt keine Euphemismen, keine Schutzbehauptungen, keine Verdrängung … es ist schutzlos der eigenen emotionalen Leere, dem eigenen inneren Gewissen bzw. dessen Fehlen und der eigenen Monströsität ausgeliefert.
Das ist aber nicht bewusst. Die Annahme ist: Ich bin der Gute / Wir sind die Guten. Insofern ist es nicht selbstverständlich, dass die 'Feinde' so handeln wie ich selbst. Sondern das Handeln der 'Feinde' ist eine Meisterleistung der psychologischen Projektion (genau genommen ist es schlicht eine primitive Form von Empathie – der andere handelt vermutlich so wie ich; primitiver geht es nicht, alle Versuche der Verständigung laufen darauf hinaus das Andersartigsein des Anderen zu erkennen, und sich darauf einzustellen, statt auf die eigene Handlungsweise, die ja dann oft nicht kommt, weil der andere eben anders ist. Da muss man aber meines Wissens schon über Kant hinaus gehen…), während das eigene Handeln eine Meisterleistung des psychologischen Verdrängungsapparates ist.
Und wie gesagt – beides ist im wesentlichen unbewusst.
Trotzdem liebe Grüße und vielen dank für die Anregungen und Gedanken!
Drei Fragen habe ich dazu:
WAS wollen Sie damit sagen?
ICH für meinen Teil habe es nicht verstanden.
WEM wollen Sie das sagen?
Mein Eindruck ist, dass es Ihnen in erster Linie um Selbstdarstellung der eigenen intellektuellen Fähigkeit geht.
Was soll das zum Thema beitragen?
Mein Eindruck ist, dass das Thema Sie eigentlich nur insofern interessiert, als dass es ein beliebiger Haken ist, an dem Sie Ihr intellektuelles Werbeschild aufhängen.
Hmm vielen Dank für die Nachfrage.
Mein Anliegen war, dass dem Zitierten Textteil ein fundamentaler Irrtum zugrunde liegt. Und den habe ich versucht heraus zu arbeiten, in dem ich die Gedankenwelt unserer medialen und politischen Eliten dargestellt habe, so wie ich sie mir aus der Propaganda erschließe, bzw wie sie meiner Einschätzung nach aus der Propaganda entnommen werden kann.
Und dann habe ich Argumentiert, dass diese Propaganda der Eigen- und Fremd-Wahrnehmung zwar bei der Beurteilung des eigenen Handelns zum Tragen kommt. Aber eben nicht, wenn das Gehirn die elementare Funktion der Spiegelung benutzt, um sich in den anderen hinein zu denken.
Ich empfinde deine Vormullierung allerdings als Unterstellung und hätte mir mehr Offenheit(?), Neugier(?) – ich bin nicht ganz sicher und mir fällt das richtige Wort nicht ein – gewünscht. Dabei ist die Information, dass mein Anliegen nicht verständlich war – und gälte das nur für dich allein (glaub ich jetzt nicht) – ja schon hilfreich.
Danke dafür.
"Wie kann sich die NATO von Russland bedroht fühlen, wo sie es doch selbst war, die immer näher an dessen Grenzen herangerückt ist?"
Die Frage ist doch eher, warum ist sie immer näher gerückt ist? Warum haben die Ostblockländer sich für einen Beitritt entschieden? Warum sind Schweden und Finnland beigetreten? Ist es nicht eher so, dass sich die Länder bedroht fühlen und unter den Schutz der NATO flüchten wollen?
Warum fühlen sich Menschen bedroht?
1. Weil es diese Bedrohung gibt
2. Weil diese Bedrohung durch Propaganda erzeugt wird
3. Weil Menschen sich Bedrohungen einbilden
4. Weil man das eigene Verhalten auf andere projiziert
5. Weil vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten eine Bedrohung bestand, die aber real nicht mehr existiert
Du kannst Dir aussuchen, was die Ostblockländer zu diesem Schritt bewegt hat.
Das Beispiele Tschetschenien, Georgien und zuletzt Ukraine zeigen doch eher, dass die Bedrohung real ist.
Lieber Herr Rauls
Das ist wieder ein erfrischend sachlicher Artikel von Ihnen.
'Man verhilft aber nicht der Wahrheit ans Licht, indem diesen Sichtweisen alternative entgegen gestellt und diese als wahrer behauptet werden.'
Alle anderen (Mainstream) der Lügen bezichtigten und das Gegenteil als 'alternative' Wahrheit zu verkaufen, bringt niemanden weiter. Verkrampfte Polemik und Herumheulen genau so wenig. Ausser den kurzen schnell verhallenden Applaus, von Menschen, welche dies gerne hören wollen, die Wahrheit aber schlussendlich egal ist.
"Stanke, Veser und all die anderen Meinungsmacher"
Wann schreiben die Neuen Medien, die "alternativen" Medien, endlich "Meinungsmacher im Niedergang", "gewollte Meinungsmacher", "ehemalige Meinungsmacher"?
Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden. Stimmt! Aber was ist mit denen, die ihren Platz in der Gesellschaft, in den Medien, nicht einnehmen WOLLEN? Die sich verweigern?
"Sagen was ist!" heißt auch viel Selbstbewusster auftreten.
Jaques Baud sagt: Eine Demokratische Gesellschaft braucht Verschwörungstheoretiker, Menschen die eine Theorie zu einer vermuteten Verschwörung entwickeln. Wer das nicht will, sind nur die Verschwörer selbst.
Wirklichkeits- oder Realitätsverweigerer können keine Meinungsmacher sein.
Täuschen Sie sich mal nicht. Die Zahl derer, die so denken wie die Veser und ähnliche, ist wesentlich größer als die des alternativen Spektrums, ganz zu schweigen von deren Einfluss. Um dagegen anzukommen, bedarf es mehr, als solche tollkühnen Sätze wie: "Wirklichkeits- oder Realitätsverweigerer können keine Meinungsmacher sein."
Das ist dieselbe Realitätsverweigerung wie die der Veser und andere nur mit dem Unterschied, dass die Meinung der Veser eher ernst genommen wird als Aussagen wie die IHre.
Dass viele der Kriegstreiberjournalisten das, was sie schreiben, wirklich glauben, verdrängen wir allzu oft, vielleicht auch deswegen, weil wir uns "unserer" Wahrheit zu sicher sind oder deren Weltsicht für uns allzu absurd erscheint, was sie höchstwahrscheinlich auch ist. Man sollte sich aber der Macht der Propaganda (softpower) in der kognitiven Kriegsführung vergegenwärtigen, die man immer wieder zu unterschätzen neigt.
Dazu meine Empfehlung: Kognitive Kriegsführung von Jonas Togel.
Chapeau!