Westliche Demokratie im Sahel wirkungslos | Von Rüdiger Rauls

Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.

Bei den Entwicklungen in Niger und der gesamten Sahel-Zone stößt der politische Westen an seine Grenzen. Denn nirgendwo sonst in der Welt sind in den letzten drei Jahren so viele westlich orientierte Regierungen vom Militär abgesetzt worden. Weshalb wenden sich immer mehr Sahel-Staaten vom politischen Westen ab und suchen stattdessen die Nähe zu Russland und China?

Große Pläne

Hatte die Führung der ECOWAS (Economic Community of West African States) nach dem Putsch vom 26. Juli dieses Jahres in Niger noch mit militärischem Eingreifen gedroht und Ultimaten gesetzt, so ist davon mittlerweile nicht mehr viel übrig geblieben. Man scheint wohl nun doch zu merken, dass solch vorlautes Auftreten nur sehr schlecht zu den eigenen Möglichkeiten passt.

Sehr viel wird davon abhängen, wie sich Paris, Washington und auch Brüssel zu den ECOWAS-Plänen stellen und welche Unterstützung zu leisten sie bereit sind – vor allem noch in der Lage sind. Denn allmählich scheint es für die Herren und auch Herrinnen der Welt schwierig zu werden, ihre Herrschaft aufrecht zu erhalten bei all den Brandherden, die sie rund um den Globus gelegt haben und noch legen wollen.

Da ist die Ukraine, die sie ermutigt haben, einen Krieg gegen Russland zu führen, und die sie nun mit immer mehr und immer teureren Waffen unterstützen müssen – vermutlich länger als sie selbst sich zu Beginn ausgerechnet hatten. Denn noch eine weitere Blamage wie die in Afghanistan und im Krieg gegen den Terror wollen sie offensichtlich um alles in der Welt verhindern, selbst wenn die Welt, wie wir sie bisher gekannt haben, dabei den Bach runter geht.

Gleichzeitig soll aber auch China eingedämmt werden. Dazu werden einerseits die wirtschaftlichen Beziehungen heruntergefahren, was nicht ohne Auswirkungen bleibt auf die Leistungskraft der Wirtschaften des politischen Westens. Denn vieles, was man für die eigene Produktion braucht, kommt aus China.

Hinzu kommen die Probleme bei der Versorgung mit Militärmaterial, das schon beim Ukrainekrieg nicht auszureichen scheint und dabei eigentlich nur vor die Haustür geliefert werden muss, während es für einen Krieg gegen China über Tausende von Kilometern herangeschafft werden müsste. Will sich der politische Westen unter all diesen Umständen nun auch noch militärisch stärker in der Sahel-Zone einmischen und damit einen weiteren Brandherd schaffen?

Kleinere Brötchen

Die Entwicklungen sind widersprüchlich. „Frankreich und die USA erklärten am Donnerstag, die Beschlüsse des ECOWAS-Gipfels zu unterstützen.“(1) Die Unterstützung vonseiten der USA bestand fürs erste in der Aussendung der amerikanischen Zuchtmeistern für internationale Beziehungen, der stellvertretenden Außenministerin Victoria Nuland.

Sie erklärte, dass „die Vereinigten Staaten ihre guten Dienste anboten, wenn die Verantwortlichen den Wunsch haben, zur verfassungsmäßigen Ordnung zurückzukehren“(2). Über den Inhalt dieser Dienste wurde nichts bekannt. Jedenfalls hatte sie nicht den Eindruck, „dass dieses Angebot in irgendeiner Weise berücksichtigt wurde”(3). Denn sie erhielt weder zum früheren Präsidenten Bazoum Zugang noch zum aktuellen Machthaber Tchiani.

Andererseits aber backen die ECOWAS-Staaten inzwischen kleinere Brötchen angesichts des Widerstands, der ihnen aus den eigenen Gesellschaften entgegenschlägt. Hatte der nigerianische Präsident Tinubu noch bei der Sitzung vom 30. Juli dieses Jahres der militärischen Intervention das Wort geredet, so war er bei der Sitzung vom 10 August schon etwas kleinlauter und forderte, der „diplomatische Dialog müsse Priorität haben“(4).

Denn einige Mitglieder von ECOWAS zeigten sich nicht so erpicht auf ein militärisches Vorgehen.

Nicht zuletzt die Streitkräfte von Nigeria sind vollauf beschäftigt mit den Kämpfen gegen Boko Haram. Zwar sind die Berichte in den westlichen Medien darüber geringer geworden, seit dem eigenen Medienkonsumenten mit Russland wieder ein neues altes Feindbild angeboten werden konnte, aber die Herausforderungen der nigerianischen Armee bestehen weiter. Zudem würde „die durchlässige Grenze zu Niger, wo dieselben Volksgruppen auf nigerianischem und nigrischem Territorium leben“ (5) einen Krieg gegen einen der größten Flächenstaaten Afrikas sehr schwierig gestalten.

Neben all diesen schwierigen Umständen, denen die unbedachten Drohungen nicht Rechnung getragen haben, haben die Führer der ECOWAS-Staaten vermutlich auch nicht damit gerechnet, dass andere Staaten sich mit Niger solidarisieren könnten. Dass diese jene Drohungen auch als Drohung gegen sich selbst ansehen, ist nicht aus der Luft gegriffen. Denn anscheinend zeichnet sich in der Region ein tiefer greifender Konflikt ab zwischen Staaten, die sich als demokratisch verstehen, und solchen, die die angeblich demokratischen als autokratisch bezeichnen.

Krieg der Weltbilder

Der politische Westen verfügt über sehr einfache Weltbilder. Moralisch unterteilt er in Gut und Böse, politisch in Demokratien und Autokraten. Diese Schwarz-Weiß-Malerei findet sich auch in den Sahel-Staaten wieder, weil hier der politische Westen im Rahmen seiner Aufstandsbekämpfung jene Kräfte unterstützt hat, die diese politische Sichtweise teilten und mittrugen.

Diese sind zum großen Teil Mitglieder der Eliten ihres Landes, teilweise auch in dieser westlichen Gedankenwelt aufgewachsen oder an ihren Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Militärakademien ausgebildet. Sie sind überzeugt von der Richtigkeit dieses Denken und dieser Weltsicht. Sie sind nicht unbedingt gekauft oder bestochen oder gar die willfährigen Vasallen, wie sie mitunter dargestellt und gesehen werden.

Sie glauben an die Überlegenheit des westlichen demokratischen Systems, an die Vorteile des Kapitalismus und seine Lösungsansätze für die wirtschaftlichen Probleme ihrer Länder und der Welt. Sie sind überzeugte Anhänger. Insofern waren sie auch die richtigen politischen Kräfte, die die Vorstellungen des politischen Westens von Demokratie und Wirtschaftsentwicklung in der Sahel-Region umsetzen sollten. Damit hatten sie aber auch ihre politische Karriere und Existenz mit dem Erfolg dieser westlichen Vorschläge verbunden.

Die westlichen Missionen für die Aufstandsbekämpfung und Ausbildung der Sicherheitskräfte waren von ihnen willkommen geheißen worden. Der politische Westen hatte sich dort nicht mit Waffengewalt wie im Irak, Afghanistan, Somalia, Syrien, Libyen und so vielen anderen Staaten der islamischen Welt Zugang verschaffen müssen. Die Staaten der Sahel-Zone hatten es versucht mit freien Wahlen und Demokratie und all dem, was der Westen ihnen als Lösungsansätze vorgeschlagen hatte.

Aber diese westlichen Programme haben nicht zu den erhofften Erfolgen geführt. Nach und nach zogen die Militärs die Reißleine. Sie übernahmen die Regierungsgeschäfte wie zuletzt in Niger unter ausdrücklichem Hinweis, dass die republikanischen Experimente nun zu Ende sind. Die Versuche, westlich geprägte Demokratien einzuführen wurden eingestellt zugunsten einfacherer Herrschaftsstrukturen. Nicht umsonst bezeichnet sich die aktuelle Regierung in Niger als „antirepublikanische Bewegung“(6).

Das ist der tiefere Grund für die Zuspitzung der Lage in der Sahel-Region. Es handelt sich nicht nur um einen weiteren Militärputsch, sondern es geht auch um die Zukunft eines Programms und einer politischen Kaste, die mit diesem Programm verbunden ist und deren Schicksal daran geknüpft ist – manchmal auch das physische Überleben. Diese Zuspitzung der Lage drückt sich aus in den Worten des Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, einem der entschiedensten Befürworter der Intervention in Niger: „Wir wollen Demokratie in unserer Region. Wir akzeptieren keine Staatsstreiche. Diese Putschisten müssen gehen”(7).

Mit jeder weiteren Machtübernahme durch das Militär erweist sich die westliche Vorstellung von Demokratie für diese Region als nicht geeignet zur Lösung der anstehenden Probleme. Und mit jeder Bevölkerung, die diesen Führungswechsel bejubelt, vielleicht noch russische Fahnen dabei schwenkt und keinen Widerstand leistet, wird auch deutlich, dass die Militärs eher im Einklang mit dem Volk sind als dessen gewählte Vertreter. Je offensichtlicher die Ablehnung des Volkes zur westlichen Form von Demokratie wird, umso größer wird die Angst bei jenen, die sich für sie stark gemacht haben.

Nicht für Arme

Das Volk scheint klarer zu sehen als seine gewählten Vertreter in der Sahel-Zone, dass man sich Demokratie auch leisten können muss – besonders die westliche. Diese wird getragen von einer leistungsfähigen Wirtschaft, die Überschüsse schafft, mit denen die Regierungen die Interessen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen bedienen können. Damit wird die Grundlage geschaffen für gesellschaftlichen Frieden.

Interessengegensätze und Verteilungskämpfe werden nicht mit Waffengewalt sondern mit finanziellen Zuwendungen ausgetragen. Diese Auseinandersetzungen der gesellschaftlichen Interessengruppen werden über die Parteien geführt. In den westlichen Demokratien haben aber die Parteien das übergeordnete Staatsinteresse aus dem Auge verloren. Für sie steht im Vordergrund die Bedienung von Einzelinteressen. Das sichert den Parteien und ihrem Personal die Existenz. Ob Staat und Gesellschaft darunter leiden, spielt dabei keine Rolle mehr. All das ist möglich aufgrund des Reichtums dieser Staaten.

Das aber ist in den armen Staaten Afrikas und so vielen anderen auf der Welt nicht gegeben. Hier führt das Parteiengezänk des westlichen Demokratiemodells zur Lähmung von Entwicklung und Vergeudung der ohnehin knappen Ressourcen. Diese müssen konzentriert werden auf die Aufgaben, die als aussichtsreichste in Angriff genommen werden können, so wie es die kommunistische Partei Chinas erfolgreich vorgeführt hat und immer noch anwendet: Die Konzentration aller Kräfte auf das mit geringstem Aufwand Erreichbare.

Das ist einer der Gründe, weshalb China in diesen Staaten mehr Erfolg hat als der politische Westen, denn China kennt die Nöte von Staaten mit geringem Kapitalstock. Das Parteiengezänk westlicher Prägung um Einfluss, Ansehen und kleinliche Erfolge gegenüber den politischen Konkurrenten führt nicht zur Vergrößerung dieses Kapitalstocks und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen. Insofern ist es keine Vorlage für arme Länder.

Quellenangaben:

(1) FAZ vom 12.08.2023 Wir akzeptieren keine Staatsstreiche

(2) FAZ 09.08.2023 Militär verhindert Treffen mit Bazoum

(3) ebenda

(4) FAZ vom 12.08.2023 Wir akzeptieren keine Staatsstreiche

(5) ebenda

(6) https://ruedigerraulsblog.wordpress.com/2023/08/11/gescheitert-im-sahel/

(7) FAZ vom 12.08.2023 Wir akzeptieren keine Staatsstreiche

+++

Rüdiger Rauls ist Buchautor und betreibt den Blog Politische Analyse.

+++

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

+++

Bildquelle: WindVector  / Shutterstock.com

+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin:
https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung

Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier:
https://apolut.net/unterstuetzen/

+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.

+++
Apolut ist auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage kommen Sie zu den Stores von Apple und Huawei. Hier der Link: https://apolut.net/app/

Die apolut-App steht auch zum Download (als sogenannte Standalone- oder APK-App) auf unserer Homepage zur Verfügung. Mit diesem Link können Sie die App auf Ihr Smartphone herunterladen: https://apolut.net/apolut_app.apk

+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/

+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut


afghanistan Alassane Ouattara Aufstandsbekämpfung china ECOWAS (Economic Community of West African States) frankreich Intervention irak krieg libyen militär Niger Präsident der Elfenbeinküste Rüdiger Rauls russland Sahel-Zone Somalia Syrien ukraine Uran usa westliches Demokratiemodell 

Auch interessant...

Kommentare (16)

16 Kommentare zu: “Westliche Demokratie im Sahel wirkungslos | Von Rüdiger Rauls

  1. "Das ist einer der Gründe, weshalb China in diesen Staaten mehr Erfolg hat als der politische Westen, denn China kennt die Nöte von Staaten…"

    Ich empfehle nur noch mal den Vortrag von Daniele Ganser.
    https://www.youtube.com/watch?v=xcjMUVrsBVg&list=PLefYHty6SMyM2f-oP_O72WFGfghIFVJ9c&index=4

    speziell den Abschnitt über China u.a. das Social Credit System, die KPCh, …
    um einmal im Ansatz zu sehen, was sich dort wirklich schon an Totalitarismus abspielt, bevor man hier, aus reinem Hass gegen den "Wertewesten", von "Pontius nach Pilatus" läuft, oder den Teufel gegen Beelzebub austauscht.

    Außerdem ein sehr kritischer Beitrag aktuell u.a. zu China:
    Totalitarismus im Gesundheitsmantel – Teil 3
    https://transition-news.org/totalitarismus-im-gesundheitsmantel-teil-3

    Das, was in China passiert, hat mit der ursprünglichen Bedeutung von Kommunismus als "Gesellschaft ohne Staat und Herrschaft" nichts zu tun.

    Nicht umsonst schwärmen führende westliche Plutokraten (Schwab), Mörder (Tedros von Gates Gnaden) für die Zustände in China mit ihrem "Social Credit System", was nichts anderes bedeutet als die "totale Überwachung" und damit der Versuch einer Etablierung ihrer Herrschaft auf ewig.

    Die Oligarchie der chinesischen KPCh wird auch in den Ländern des globalen Südens nicht davor zurückrecken, es zu installieren, wie es im „Wertewesten“ selbst im Grunde auch schon beschlossene Sache ist.

    Für mich laufen die Fronten quer durch alle Staaten zwischen den gewaltigen Mehrheiten der unterdrückten Bevölkerungen und ihren jeweiligen neoliberalen bist diktatorischen Herrscher und Herrschaftssystemen.
    Echte Demokratien gibt es praktisch in keinem Staat, das würde auch seiner Funktion als Herrschaftsinstrument für eine kleine Minderheit widersprechen.

    Ihre Herrschaftsstrategien sind sehr geschickt und wissenschaftlich erforscht, damit sie uns noch mehr unterjochen können.

    Und dann wird hier ein Militärputsch hochgehalten, der noch nicht einmal realpolitisch vernünftig diskutiert wird: Zerstörung Libyens 2011, und Libyen war der Staat mit dem größten Wohlstand in Afrika.

    Außerdem wird hier auch noch der Diktatur das Wort geredet:
    „… das Parteiengezänk des westlichen Demokratiemodells zur Lähmung von Entwicklung und Vergeudung der ohnehin knappen Ressourcen.. “
    „Diese müssen konzentriert werden auf die Aufgaben, die als aussichtsreichste in Angriff genommen werden können, so wie es die kommunistische Partei Chinas erfolgreich vorgeführt hat und immer noch anwendet: Die Konzentration aller Kräfte auf das mit geringstem Aufwand Erreichbare.“

    Ich würde sagen, der Autor bekommt die vollen 1300 Punkte des „Social Credit Systems“ (mehr sind nicht möglich), sein Konterfei wird an allen Orten Chinas als vorbildlichster Bürger aufgehängt und darf sich bei Xi Jinping

    – sog. „Staatspräsident der Volksrepublik China“ auf Lebenszeit mit 99,9 % der Stimmen des sog. „Nationalen Volkskongresses Chinas“, muss sich also nie mehr einer Wahl stellen

    einen Orden abholen.

  2. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    "arme Länder" ?!

    Finanziell / materiall arme Bevölkerungen ja, aber das ist ja schon der Punkt:
    Viele alle afrikanischen Staaten sind REICH.
    Mali hat Goldminen, Niger hat Uran …
    Aber die Bevölkerungen haben nichts vom Reichtum der Länder
    Wo bitteschön geht es da um "westliche Demokratie"?!

    Und die EOCWAS naja, wer nicht eigenständig ist, muss nicht eigens erwähnt werden, die kann man unter "Frankreich" zählen.
    Die Leute der Putsch-Regierung im Niger haben die französischen Schürfrechte ausgesetzt.
    Frankreich hat umgehend mit militärischer Gewalt gedroht.

    Prosa über "westliche Demokratie" mag ja nett sein, hat aber mit der Situation im Niger nichts zu tun.
    Im Niger geht es direkt ums Uran und damit indirekt um westlichen Neokolonialismus.

  3. Dziersynski sagt:

    Seit 2020 hat in Mali, Burkina Faso, Tschad und jetzt Niger das Militär die Regierungsgeschäfte übernommen. Die geopolitische Frage lautet: wäre das alles ohne China und Russland im Rücken möglich gewesen, und wohin werden sich die Länder der Sahelzone – die ärmsten Länder auf dem afrikanischen Kontinent – politisch entwickeln.
    Berücksichtigt werden muss, – und leider erwähnt das Rauls nicht – dass z.B. Russland den "Putsch" in Niger scharf verurteilt hat und China sich bisher gar nicht dazu positioniert hat.
    Wer jetzt seine Hoffnung in die russischen Jungs mit den Geigenkästen aus der Musikszene setzt, sollte eines aber im Hinterkopf behalten. Wagner wird nicht mehr vom russischen Militär versorgt, nicht mehr gefördert und das alles eventuell auf lange Sicht hin, sodass auch auf diesem Gebiet ein gewisses Vakuum entstehen kann.
    Die russische Verurteilung des "Putsches" beruht sicherlich darauf, dass man nicht mit zweierlei Maß misst. Ukraineputsch verurteilen, Niger gutheißen. Das nennt man Geopolitik. Dem Westen wird keine Propagandamunition geliefert, und was hinter den Kulissen abläuft weiß eh keiner. Wofür hat man Geheimdienste.
    Ob sich der Westen, allen voran der smarte Neureiche Macron, von seinen Rohstoffquellen, mir nichts dir nichts so einfach abschneiden lässt? Ein dickes Fragezeichen ist angebracht.
    Das der Wertewesten an seine Grenzen stößt halte ich für zu optimistisch. Er wird Wege – schmutzige, blutige – und Mittel – Korruption, Geldgeschenke aller Art – finden um die fortschrittlichen Bemühungen der Afrikaner im Keime zu ersticken.
    Das all das nicht mehr ganz so einfach zu bewerkstelligen sein wird, wie noch vor Jahrzehnten, da kann es keine zwei Meinungen geben, aber der amerikanische/westliche Imperialismus lässt sich nicht so einfach die Butter – sprich Rohstoffe – vom Brot nehmen. Der wird es drauf ankommen lassen. Wie`s ausgeht? Hoffentlich so wie in der Ukraine.

  4. Ursprung sagt:

    Mir fehlt bei diesem Aufsatz eine erkennbare Stringenz.
    Ich sehe einige Behauptungen ohne Beleghauch. Ich sehe inflationaer den Sprachbegriff "Demokratie" verwendet, der weltweit als schillernder Orwell-Begriff eingesetzt wird.
    Und am Ende nicht, was uns der Autor da zu verklickern sucht.

    "Demokratie" ist im Wortsinn "Eigensteurung des Volkes". Gibts aber nirgends mehr, selbst in keinem vergessenen Hochtal Sumatras oder Amazoniens Nebenflusstal. Oder gar wo "wir" sind.

    • Auf welche KONKRETEN Aussagen oder Behauptungen beziehen Sie sich denn? Bitte zitieren Sie die Stellen aus meinem Text.

    • Andreas I. sagt:

      @ Ursprung Hallo,
      "Mir fehlt bei diesem Aufsatz eine erkennbare Stringenz."

      Und mir fehlt der Mehrwert an Information.
      Über die geopolitischen Hintergründe der Ereignisse in und um Niger, d.h. über die Ökonomie hinter der Politik, habe ich durch diesen Artikel nichts erfahren, also der Mehrwert an Information ist Null.

    • Andreas I, Ursprung und andere Unbefriedigte
      Dem einen fehlt die Stringenz (was immer das auch sein mag, jedenfalls hört es sich ungeheuer wissenschaftlich an), dem andern der Mehrwert an Information. Sonst noch was? Hat sonst noch jemand was für den Wunschzettel? Das entspricht dem Anspruchsdenken westlicher Mittelstandskids, die alles erwarten, aber nichts selbst in der Lage sind, auf die Beine zu stellen. Wem der Mehrwert an Information fehlt: wohlan das Netz ist voll von Informationen. Bedienen Sie sich , Andreas. Und dann, wenn SIE den Mehrwert geschaffen haben, stellen Sie ihn uns hier zur Verfügung. Machen SIE einen Beitrag über das, was bei mir fehlt. Das wäre doch mal eine Aufgabe.
      Gleiches gilt für das Anspruchsdenken von Ursprung. Wenn Ihnen die Stringenz fehlt. Wohlan: Schreiben SIE Beiträge, die diese Stringenz haben. Ich denke, apolut ist dankbar für jeden stringenten Artikel. Aber maulen Sie nicht rum, dass der Rauls Ihnen nicht liefert, was SIE für Ihr Glück zu brauchen scheinen. Ich bin nicht der Weihnachtsmann, der die Wünsche von Leuten erfüllt, die Haare in der Suppe suchen. Noch ein Appell an die Haarsucher: Lesen Sie meine Beiträge nicht mehr. Das erspart Ihnen frustrierte Hoffnungen. Andernfalls schaffen Sie selbst mal etwas, anstatt an den Beiträgen anderer herumzumäkeln.

    • Andreas I. sagt:

      @ Ruediger Rauls Hallo,
      "Hat sonst noch jemand was für den Wunschzettel?"

      Dass Apolut sich auf seine Wurzeln besinnt, was mal stringente geopolitische Analysen waren.

      "wem der Mehrwert an Information fehlt: wohlan das Netz ist voll von Informationen. Bedienen Sie sich , Andreas. Und dann, wenn SIE den Mehrwert geschaffen haben, stellen Sie ihn uns hier zur Verfügung. Machen SIE einen Beitrag über das, was bei mir fehlt. Das wäre doch mal eine Aufgabe."

      Haha, das ist doch gerade der Punkt!
      Ich lese die zur Verfügung stehenden Informationen, andere politisch interessierte Menschen lesen die auch. Alle Informationen, die für mich verfügbar sind, sind für alle anderen in meinem Sprachraum genauso verfügbar.
      Worin sollte der Mehrwert an Informationen bestehen?!
      Wenn ich denen das gleiche nochmal erzählen würde, was die schon wissen, wäre der Mehrwert an Informationen Null.
      Da hätten die mehr davon, wenn ich denen erzählen würde, wie es meinem Dackel geht. Ob die das wissen wollen und wieviel Wert diese Information für sie hätte … aber jedenfalls wäre es etwas, was die noch nicht wussten.

      "Ich denke, apolut ist dankbar für jeden stringenten Artikel. … Noch ein Appell an die Haarsucher: Lesen Sie meine Beiträge nicht mehr."

      Oder Apolut veröffentlicht weiterhin Ihre Artikel und ähnliche Artikel, aber die Informationssuchenden – die den Informationsgehalt und die Stringenz suchen, die Apolut/KenFM mal ausgemacht hatte – lesen dann weniger und weniger und weniger Apolut.
      Denn wenn hier nix mehr kommt, jedenfalls nicht mehr mit dem …

    • Ursprung sagt:

      Herr Rauls. Sie sind Schreiber? Ein professioneller?
      Ich bin Leser, honorarlos und unprofessionell, habe, garantiere ich Ihnen, einen anderen Beruf als Sie.
      Was soll das hier von Ihnen, wie eine beleidigte Leberwurst emotional auf Lesercomments einzuschlagen?
      Schreiben Sie einfach besser, ohne Orwellsche Gemeinplaetze und eben, journalistisch stringenter!

    • Andreas I. sagt:

      Der Artikelautor

      Der Artikelautor, der hat schwer was vor.
      Um Artikel zu schreiben, die glänzen und bleiben.
      Er schafft Zeile um Zeile und ackert.
      Doch der Leser, der meckert.

      Da ist der Artikelautor betrübt, er hat sich doch so abgemüht!
      Doch der Leser will nicht hören, oh nein nein.
      Der Artikelautor der edle ist bemüht bis er glüht.
      Doch der Leser will zerstören, hackt alles kurz und klein.

      So sagt der Artikelautor: "Hey Leser! Weise selbst was vor!
      Schreibe selber viele Zeilen! Sollst selber an Artikeln feilen!
      Sollst dich selber mühen und schaffen und ackern!
      Sonst hast du kein Recht zu meckern."

      Da dachte der Leser kurz nach und mal angenommen,
      Er würde das machen, er ginge drauf ein.
      Der Leser schriebe einen Text, ob schlecht oder vollkommen,
      Was würde das helfen, wäre dann alles fein?

      Der Artikelautor könnte dann auch motzen und meckern,
      Meckern wie sonst über des Lesers Kommentare,
      Nur dann über des Lesers Artikel und klotzen, nicht kleckern.
      Wäre irgendwas anders oder bliese er in die gleiche Fanfare?

      Egal ob es den Leser umtreibt und er einen Artikel schreibt,
      Des Artikelautors Artikel besteht unverändert fort,
      Denn egal wer sonst noch was schreibt, eines bleibt:
      Des Artikelautors Artikel bleibt der selbe, Wort für Wort.

      (Und selbstverständlich würde ich normalerweise jederzeit mal eben so Reime mit perfektem Rhythmus aus dem Handgelenk schütteln, aber nur aus Rücksicht auf den Artikelautor musste ich ja was zum meckern übrig lassen; also bitteschön, ja der Rhythmus hat Fehler. :)

  5. Die Erzählung von den lt. Rauls "knappen Ressourcen" ist eine dieser seltsamen, von vielen Stimmen, auch aus dem kritischen Spektrum, übernommenen Sichtweisen über Afrika. Ist dieser Kontinent nicht eher reich an allen möglichen "Ressourcen"? Warum sonst würde der koloniale Werte-Westen seit Jahrhunderten dort plündern?

  6. Zivilist sagt:

    Hoffentlich ist Victor Bout schon unterwegs mit einer ganzen Antonov voll mit chinesischen Solarpanelen (gefertigt auf Anlagen von Manz/ Reutlingen und von der EU mit Strafzöllen belegt), dann ist Schluss mit der Strom Erpressung. Bezahlen kann Niger das leicht mit fair gehandeltem Uranerz, gerne auch schon in Niger aufbereitet. Fakten schaffen. Jetzt.

    Bemerkenswert, wie da UN Mitglieder, die sich als solche verpflichtet haben, Sanktionen nur per UN zu organisieren und die Einmischung in innere Angelegenheit zu unterlassen. Der Westen lästert gegen Militärputsch ? Aber bei diesem Putsch scheint ja das Volk hinter dem Militär zu stehen und es werden nicht wie sonst bei dem Westen genehmen Militärputschen Zehntausende Zivilisten ermordet, wie in Indonesien oder Chile.

    • Querdenker sagt:

      "Aber bei diesem Putsch scheint ja das Volk hinter dem Militär zu stehen und es werden nicht wie sonst bei dem Westen genehmen Militärputschen Zehntausende Zivilisten ermordet, wie in Indonesien oder Chile."

      Na ja, der entsprechende Blutzoll wurde nicht erbracht, daher ist der Westen auch gegen die Putschisten …

Hinterlassen Sie eine Antwort