Der Aufstand vom 17. Juni 1953 – Spontane Volkserhebung oder Regime Change? | Von Hermann Ploppa

Ein Kommentar von Hermann Ploppa.

Vor nunmehr siebzig Jahren kam es in Ost-Berlin, in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, zu massenhaftem Aufruhr. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Die Bilder gingen um die Welt. Über Jahrzehnte wurde der 17. Juni als Feiertag begangen. Als so genannter Tag der Deutschen Einheit. Am 3. Oktober 1990 erfolgte dann die deutsche Wiedervereinigung. Seitdem wird der 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit gefeiert, und der 17. Juni ist wieder ein ganz normaler Arbeitstag.

Was war passiert an jenem denkwürdigen 17. Juni 1953? 

Der Siebzehnte Juni erscheint vor unserem geistigen Auge in Form von dunklen Schwarz-Weiß-Filmen, gehüllt in finstere Qualmwolken. Gewaltige Menschenmassen rennen durch Ostberlin. Panzer rollen auf den Potsdamer Platz und drehen ab <1>. Wütende Bürger werfen den Panzern Steine hinterher. Am Tag vor dem Siebzehnten Juni, dem 16. Juni 1953, hatten Arbeiter bereits in Berlin gestreikt. Über das amerikanische Radio RIAS Berlin geht die ungeheure Botschaft von den Wilden Streiks durch die gesamte Deutsche Demokratische Republik <2>. In über 250 Städten der DDR kommt es zu spontanen Aktionen. Demonstrationen. Kundgebungen. Aber es kommt auch zur Erstürmung von Gebäuden von Stasi und Polizei. Aktenblätter fliegen zu Schnipseln zerlegt aus den eingeschlagenen Fenstern und verteilen sich chaotisch auf dem Straßenpflaster. In Halle entern die Protestierenden das Gefängnis und lassen die Häftlinge frei. Leute, die als Helferlein des Systems erkannt werden, bekommen eine gehörige Tracht Prügel. Die Wut einiger weniger Demonstranten droht dabei schon in offenes Lynching überzugehen. Parteigebäude gehen in Flammen auf. Dazu unüberhörbar der Ruf: „Spitzbart und Brille sind nicht des Volkes Wille!“

Der Mann, dem diese Rufe gellen, hat sich mit dem gesamten Politbüro in die sicheren Fittiche der sowjetischen Militärverwaltung begeben. Janz weit draußen – außerhalb von Berlin. Niemand von der Volkspolizei oder der Stasi kann die Sicherheit von Walter Ulbricht und den übrigen DDR-Hierarchen garantieren. Das Land ist für einige Stunden tatsächlich herrenlos. Es ist Zeit für die eigentlich bestimmenden Sowjets, das Heft jetzt sofort selber komplett in die Hand zu nehmen. Ab 13 Uhr an diesem 17. Juni 1953 wird der Ausnahmezustand mitsamt Kriegsrecht verhängt. Das heißt: wenn mehr als drei Leute zusammen stehen, ist das schon Bandenbildung und das kann hart bestraft werden. Wer sich jetzt noch offen auflehnt, der kann ganz legal erschossen werden.

Sofort ist Ruhe auf den Straßen und Plätzen. Jetzt kann man unbeobachtet die Leute von zuhause abholen und einsperren. Es sind im Vorgang des 17. Juni und in dessen Nachgang 31 Tote zu beklagen gewesen. Offiziell wurden 458 Verletzte gemeldet. Eine Anzahl von Leuten ist verschollen. Die Polizeiakten sprechen von 6.171 Verhaftungen. Davon werden etwa 1.300 Personen sofort der Stasi überstellt. Und wer ganz großes Pech hatte, wurde direkt an die sowjetische Militärverwaltung weitergereicht. Auf diese Weise verschwanden etwa zweihundertfünfzig DDR-Bürger. Wie auch immer: auf die allermeisten der im Zusammenhang mit dem 17. Juni festgenommenen Personen kam eine harte Zeit zu.

Bilder von diesem Aufstand gingen um die Welt. Diese Szenen wurden früher an Feiertagen immer und immer wieder im Fernsehen rauf- und runter geleiert. Vielleicht wurden sie noch mit schwülstiger Musik unterlegt. Die immer wiederkehrende Botschaft: die Stimme der Freiheit kann sich nur mit Steinwürfen gegen die garstigen Panzer der totalitären Unfreiheit zur Wehr setzen. Der erzböse Kommunismus. Und die lupenreine Weste des Westens.

Die DDR-Propaganda war auch nicht gerade begnadet: da wollen doch diese Schurken aus dem Ami-Land unsere im tiefsten Inneren zufriedenen werktätigen Arbeiter und Bauern unzufrieden machen. Die Ami-Spione erzählen ihnen so genannte „RIAS-Enten“. Soll heißen: der Ami-Sender RIAS erzählt allerlei Zeitungsenten über die Zustände in der DDR. Zudem kommen Provokateure aus Westberlin und stiften unsere Leute zur Konterrevolution an. Und schon 1952 haben diese amerikanischen Agenten von Flugzeugen aus Zigarrenkisten abgeworfen, voll mit Kartoffelkäfern. Daraufhin ist unsere sozialistische Ernte verdorben. Beide Seiten: das westliche Märchen vom Kampf gegen das sowjetische Böse schlechthin; oder das östliche Märchen von der diabolischen Perfektion westlicher Geheimdienste sind meilenweit von der Wirklichkeit entfernt.

Die tatsächliche Geschichte ist viel verwickelter. Und viel spannender. Sie handelt von real existierenden Menschen. Es geht um ein Zusammenspiel von Planlosigkeit und der Fähigkeit, aus dieser Planlosigkeit Kapital zu schlagen. Und dabei ein durchaus respektables Gesellschaftsexperiment für alle Zeiten an die Wand zu fahren. Und das nur, um die eigene Karriere zu retten. Die Karriere vom Spitzbart und Brille nämlich. Kurz und schlecht: Walter Ulbricht hat den Zustand herbeigeführt, auf den das Volk so zornig reagierte. Und derselbe Ulbricht steigt dann noch zum absoluten Alleinherrscher für anderthalb Jahrzehnte auf.

Es war nämlich für alle unverkennbar der Genosse Parteisekretär Walter Ulbricht, der die Forderung der Sowjets umsetzte, von den Arbeitern bei gleicher Entlohnung aus dem Stand zehn Prozent mehr Leistung abzuverlangen. In der damaligen Sprachregelung: die Arbeitsnorm um zehn Prozent zu erhöhen.

Das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei hatte die Karre in den Sand gefahren.

Spätestens nach dem Desaster vom 17. Juni hätten die Sowjets den Spitzbart mit Brille eigentlich aus dem Verkehr ziehen müssen. Schon aus ureigenstem Überlebensinteresse. Das passierte aber nicht.

Warum?

Um das zu verstehen, müssen wir in die Rückblende gehen. Stalin war im Jahre 1952 schon ziemlich abgeschlafft. Seine potentiellen Nachfolger scharrten bereits mit den Hufen. Die letzte spektakuläre Aktion des Generalissimus Stalin bestand 1952 darin, der Weltgemeinschaft die Preisgabe der DDR anzubieten. Die DDR könnte nach Stalins Vorstellungen in einem wiedervereinigten Gesamtdeutschland aufgehen. Dieses Gesamtdeutschland müsste nicht einmal dauerhaft auf ein eigenes Militär verzichten. Einzige Bedingung: Deutschland sollte politisch neutral sein und keinem Block angehören. Doch der Westen ignorierte das Angebot. Damit war diese eigentlich ganz sympathische Option sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden. Am 5. März 1953 war Väterchen Stalin dann an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben.

Der Tod von Stalin hinterließ für mindestens drei Jahre ein gefährliches Machtvakuum in der Sowjetunion. Genau in diesem Machtvakuum ereigneten sich die Aufstände in der DDR.

Um die Nachfolge von Stalin bewarben sich fünf Herrschaften. Einer davon war Laurenti Beria. Ausgerechnet der frühere Geheimdienst- und Folterchef der Sowjetunion, Beria, kam nun mit dem Vorschlag, die Sowjetunion zu demokratisieren, die Beziehungen zum Westen zu entkrampfen, und die DDR entweder in der Bundesrepublik aufgehen zu lassen oder zumindest in eine bürgerliche Fassadendemokratie zurückzuverwandeln. Das konnten seine Rivalen im Politbüro der Kommunistischen Partei nun gar nicht nachvollziehen. Die Herren Bulganin, Molotow, Malenkow und Chruschtschow lauerten auf den richtigen Augenblick, um den verhassten Beria loszuwerden.

Ganz anders war die Stimmung dagegen im Politbüro der SED. Die Mehrheit der Politbüro-Mitglieder sympathisierte mit Beria, und hoffte, mit Berias Hilfe aus der von Ulbricht angerichteten  Zwickmühle herauszukommen. Nach dem Debakel vom 17. Juni wurden die Messer gewetzt.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1953 war es dann so weit: Politbüro-Mitglied Wilhelm Zaisser fackelte nicht lange und forderte die Ablösung Walter Ulbrichts. An Ulbrichts Stelle sollte ein Führungskollektiv treten. Der bisherige Chefredakteur des Neuen Deutschlands, Rudolf Herrnstadt, sollte zukünftig Erster Sekretär der SED sein. Für Zaissers Vorschlag stimmten im Politbüro Friedrich Ebert (der Sohn des früheren Reichspräsidenten gleichen Namens), Heinrich Rau und Elli Schmidt. Für Ulbricht stimmten lediglich Hermann Matern und ein gewisser Erich Honecker.

Nun begab es sich aber zu jener Zeit, dass der Hoffnungsträger Beria mittlerweile bei einer Sitzung des Zentralkomitees am 26. Juni auf offener Bühne verhaftet worden war und von da an im Gefängnis saß. Irgendwann wurde er auch hingerichtet. Das verbliebene Qartett Molotow, Malenkow, Bulganin und Chruschtschow zitierte für den 9. Juli ausgewählte Politbüro-Mitglieder der SED nach Moskau. Zu den Auserwählten zählte auch Walter Ulbricht.

Und jetzt kommt’s: die Sowjets diktierten ihren Vasallen, dass zwar die harte politische Repression bleiben müsse. Aber in der Wirtschaftspolitik müsse eine radikale Rolle rückwärts vollzogen werden. Das Ganze nannte sich „Neue Politik“.

Die Normerhöhung um zehn Prozent wurde bereits am 17. Juni zurückgenommen. Jetzt sollte auch noch der Ausbau der Schwerindustrie zurückgefahren werden zugunsten einer Verbesserung der Lebensqualität in der DDR. Die Sowjets beauftragten ausdrücklich den Mann damit, diese Politik umzusetzen, der sich bisher mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte: Walter Ulbricht nämlich. Und jetzt ist Ulbricht auch wieder der gehorsame Vollstrecker der Politik Moskaus. Ulbricht kehrt nach Berlin zurück, gibt sich als autorisierter Vertreter jener Politik aus, die er eben noch bekämpft hatte – und entmachtet sofort jenes Politbüro-Mitglied, das die ganze Zeit genau diese Neue Politik gefordert hatte: nämlich Wilhelm Zaisser.

Die Motive der Moskauer Führung, mit Ulbricht ausgerechnet jenen Mann zum Krisenmanager zu machen, der diese Krise überhaupt nur auf die Spitze getrieben hat, bleiben ungeklärt. Für Ulbricht hat sich die langjährige Erfahrung im Zentrum der Macht in Moskau gelohnt. Ulbricht hatte die grausigen Schauprozesse erlebt und jede noch so abartige Wendung in Stalins Politik geschmeidig mit vollzogen. Er kannte und überlebte den Moskauer Intrigantenstadl. Er war dabei zum gefühllosen Bio-Roboter mutiert, der menschliche Bindungen nicht mehr einging. Und so hatte Ulbricht wohl auch geahnt, dass Beria scheitern würde. Und hatte Berias Vorgaben großräumig ignoriert. Und Ulbricht wusste schon vor Zaisser und Herrnstadt, von wo der neue Wind wehte. Am 2. Juni 1953 unterzeichnet nämlich Ulbricht zusammen mit dem Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl, die Geheime Verschluss-Sache 210/53. Hier wird bereits vor dem 17. Juni der Beschluss zur Umwandlung der DDR in einen sozialistischen Musterstaat nicht nur zurückgenommen. Sozialismus wird geradezu verboten! Denn in der Verschluss-Sache heißt es:

„Die Herausgabe aller Bücher und Broschüren über die II. Partei-Konferenz und die Verwendung von Zitaten aus dem Referat, der Diskussion und dem Beschluss der II. Parteikonferenz in der Presse, in Zeitschriften, öffentlichen Versammlungen und Lektionen, Broschüren etc. ist ab sofort einzustellen.“

Das ist George Orwells Roman 1984 in Reinkultur. Eben noch hat man den Leuten eingehämmert, dass jetzt alles auf die Einrichtung des Sozialismus auszurichten sei. Und jetzt sagt man: alles Quatsch. Sozialismus ist verboten. Husch zurück zur Fassadendemokratie. Nun, im Endeffekt war jetzt die Suppe durch die vielen Köche total verdorben. Eine halbgare Fassadendemokratie existierte fortan mehr oder minder friedlich neben Ansätzen eines halbgaren Sozialismus. Zusammengehalten wurde dieses eingefrorene Machtpatt durch die harte Hand des Genossen Generalsekretärs Walter Ulbricht <3>. Das Ergebnis: ein Volk in Duldungsstarre und im Zustand innerer Kündigung. Eine permanente Verhinderung des Kollapses durch immer weitere Anlehnung an den kapitalistischen Westen. Und das bei gleichzeitig permanentem Abfluss qualifizierter DDR-Bürger in die Bundesrepublik. Bis auf die permanente Blutarmut dann im Jahre 1989 der Exitus folgte. Das dauerhafte Sterben der DDR begann bereits am 17. Juni 1953 <4>.

Quellen und Anmerkungen

<1> Eine inhaltlich sehr gute Dokumentation wurde 1990 im Auftrag der DDR-Filmgesellschaft DEFA erstellt: https://www.youtube.com/watch?v=NSiQsLaeP7A

<2> https://epublications.marquette.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1711&context=dissertations_mu

<3> „Thus we see how the uprising solidified the power structure in the GDR for decades to come.“

https://marcuse.faculty.history.ucsb.edu/classes/133p/133p99/jim1953.993.htm

<4> Torsten Diedrich/Ilko-Sascha Kowalczuk (Hg.): Staatsgründung auf Raten? Zu den Auswirkungen des Volksaufstandes 1953 und des Mauerbaus 1961 auf Staat, Militär und Gesellschaft in der DDR. Berlin 2005.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Achim Wagner/ shutterstock

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Kommentare (39)

39 Kommentare zu: “Der Aufstand vom 17. Juni 1953 – Spontane Volkserhebung oder Regime Change? | Von Hermann Ploppa

  1. wassenaar sagt:

    Zuerst einmal, muß ich zustimmen. Wenn Wessobrunn den Menschen im Osten die DDR erklären wollen, begeben sie sich auf sehr dünnes Eis und sie wären besser beraten demütig auf fas zu hören, was sie von Ossis dazu gesagt bekommen. In einer guten Schule hätte es auf diesen Aufsatz eine 5 gegeben (Erklärung dazu für Wessis, bei und gab es keine 6, da war die 5 die schlechteste Note)
    Ich war der jüngste Delegierte mit beschließender Stimme, des VII. Parteitages der SED – und für mich bedeutend waren die vielen Kontakte mit älteren Genossen.
    So hatte ich das Vergnügen, einen zu treffen, der bei der Verteidigung des "Roten Ochsen" des Gefängnis in Halle dabei war. Sie hatten sich auf das Dach des Gebäude zurückgezogen und hatten einen Offizier der Roten Armee dabei. Der hat die Deutschen immer wieder aufgefordert den Einen oder Anderen aus der Meute vor dem Gefängnis zu verhaften und ihm zuzuführen. Es waren nie die die an der Spitze standen, sondern die, die von hinten zu noch mehr Gewalt aufregen.
    Und wie der Zufall es wollte, hatten all diese Vorgeführt, keinen Personalausweis der DDR, sondern den der BRD.
    DER "Aufstand" war nicht spontan, sondern schon damals, vorbereitet wie heutzutage jede Farbenrevolution, mit viel "Unterstützung" von Außen.
    Und was diesen " Spitzbart" Walter Ulbricht betrifft, kann ihm, weder politisch, noch was das historische und ökonomische Wissen betrifft, auch ein Hermann Ploppa, das Wasser reichen. Er könnte von ihm noch sehr viel lernen – insbesondere Toleranz und Achtung gegenüber anderen Menschen. So kann man Schauspieler Selenski anpassen, aber keinen gestandenen Staatsmann.

    • Observator sagt:

      Ulbricht? Toleranz und Achtung gegenüber anderen Menschen???
      Mein Gott; die SED lebt noch…🤦‍♂️🤦‍♂️🤦‍♂️

    • @Observator: Das, was Herr/Frau Wassenaar anführt, sei an dieser Stelle bestätigt. Ähnliches wurde mir von zwei Zeitzeugen unabhängig voneinander aus Halle berichtet, der eine einst international anerkannter Geschichtsprofessor an der MLU, der andere Künstler, beide alles andere als stalinistische Betonköpfe. Und was den "Spitzbart" betrifft, der sicher Machtpolitiker und schon gar nicht lupenreiner Demokrat, aber wer war das schon damals, ist es heute (?), so war auch er ein Mensch, immerhin. Bücher sind das gesammelte Weltwissen, deshalb sei an der Stelle Herbert Graf "Mein Leben, mein Chef Ulbricht, meine Sicht der Dinge" als Lektüre empfohlen. Man muss dem nicht folgen, was da steht, aber man kann es zumindest mal zur Kenntnis nehmen. Die einstigen realsozialistischen "Täter", die unter den Nazis in KZs oder im Zuchthaus (Honecker) gesessen oder eben in irgend einem Exil die Zeit überdauerten, kommen heute nicht zu Wort oder werden einfach nicht wahr genommen, diffamiert, aus der Geschichtsbetrachtung ausgeschlossen. Was die Honeckers z.B. in der "Sturz" zu vermelden haben, ist nicht nur stalinsche Propaganda, schon gar nicht nur dummes Zeug. Während die ostdeutschen Verwaltungsstrukturen nach '45 überwiegend mit Genossen oder unbelasteten Bürgern besetzt wurden, die ABFen und die Neulehrerbewegung ernst machte mit neuen Bildungszielen und Chancengleichheit, saßen in der BRD die alten Nazis wieder an ihren angestammten Plätzen, siehe hierzu "Braunbuch" oder auch "Furchtbare Juristen". Das ewige Mantra westlicher Prägung "Wir sind die Guten!" wurde seit Bi- und Tri-Zone gesungen, derweil der alte Machtapparat sich konsolidierte und mit Währungsreform, Wiederbewaffnung, Westanbindung, NATO etc. Nägel mit Köppen gemacht wurden. Letzter Buchtipp an der Stelle: Daniela Dahn: "Tamtam und Tabu", eine etwas andere Sicht auf die deutsch-deutsche Vereinigung. Audiatur et altera pars! Am Klingelschild der DDR stand "Diktatur", an dem der BRD "Demokratie". Welches von beiden war gelogen?

    • rhabarbeer sagt:

      Hallo scotti berlin

      `Am Klingelschild der DDR stand "Diktatur", an dem der BRD "Demokratie". Welches von beiden war gelogen?`

      Eine Frage mit recht großem Reflektionspotential … wenn man will ;)

      Möchte dieses gerne noch etwas erhöhen:

      Am Klingelschild der DDR stand "Diktatur", an dem der BRD "Demokratie". Wievielen der jeweiligen `Mitbewohnern` war bewusst, daß eins von beidem gelogen war?
      Wieviele hatten `Lust`, die mit der Lüge verbundenen Inhalte zu suchen und zu erkennen und die resultierenden `Machtoptionen` wahrzunehmen?

      `Geld regiert die Welt`… ?
      oder doch eher
      `Der Glaube an etwas wie Geld, dh. an die eigene `Schuldnerrolle`, regiert die Welt` …?

      ;)
      …und viele Grüße in die Runde

    • Observator sagt:

      @scotti berlin
      Was ich von der BRD – "Demokratie" halte, habe ich hier öfters geschrieben.
      DDR – "Diktatur" -naja, das war die "Diktatur des Proletariats".
      Was Sie schreiben, mag alles stimmen aber, dass Ulbricht tolerant war, das stimmt definitiv nicht.
      Und mit der Achtung gegenüber anderer auch nicht. Vielleicht unter sich Bonzen aber nicht dem "Fussvolk" gegenüber.
      Übrigens – ich bin kein Wessi. Vielleicht nicht ganz unwichtig zu wissen.

    • GTMT sagt:

      @Observator

      Was meinen Sie damit: "Ulbricht war nicht tolerant & hatte keine Achtung gegenüber Anderen"?
      Sie haben sonst ja immer kluge Kommentare – aber das hier liest sich wie YellowPress-Niveau beim Damenfriseur.

      Mal davon abgesehen, dass man sich in die Zeit 'zurück versetzen muss' um die Geschehnisse auch nach damaligen Gesichtspunkten nachvollziehen zu können, sollte man doch wenigstens in der Lage sein, verständlich auszudrücken, was genau man damit meint & es begründen zu können.
      Wer glaubt, dass die Jahre nach 45 ein Kindergeburtstag war, bei dem alle nett & Friede.Freude,Eierkuchen spielten, muss ziemlich naiv sein .
      Ein Staatschef, der aus lauter Toleranz & Gutmenschentum besteht, gab & gibt es nicht! Auch damals war es schon so, dass ein Staat Interessen hat & es auch immer Gegner dieser gibt, die mit allen Wassern gewaschen waren&sind…… Toleranz bis zum Erbrechen kann man heute sehr gut beobachten – letztendlich ist es so, dass der Klügere immer nachgeben soll, bis er der Dumme ist – wohin das "uns" gebracht hat, können wir jeden Tag "bewundern".

    • Observator sagt:

      @GTMT
      "Ein Staatschef, der aus lauter Toleranz & Gutmenschentum besteht, gab & gibt es nicht! "
      Sie sagen es!
      Das ist auch meine Meinung und deswegen habe ich @wassenaar widersprochen.
      Was soll da noch zu begründen sein?
      Ich glaube da liegt ein Missverständnis.
      Haben Sie den Beitrag von @wassenaar vollständig gelesen?

    • Observator sagt:

      @GTMZ
      "…letztendlich ist es so, dass der Klügere immer nachgeben soll…"
      Ja, den Spruch kennt man.
      Das ist der falimentärste Spruch Allee Zeiten.
      Denn wenn der Klügere immer nachgibt, werden die Dummen immer mächtiger.
      Was man, wie Sie selbst sagen, tagtäglich mitbekommt.

    • GTMT sagt:

      @Observator

      Ich habe sehr wohl gelesen, was die anderen Kommentatoren schrieben – gerade deshalb verstehe ich IHREN Kommentar dazu nicht.

      Was meinen Sie damit, "Ulbricht wäre nicht tolerant gewesen & hätte keine Achtung vor Menschen gehabt" – leider geht es auch nicht aus der neuen Antwort hervor – & ja, dazu hätte ich schon eine Begründung gerne gelesen.
      Die "Diktator-Platte" ist so alt die die Wessies sich einbilden, sie würden in einer Demokratie leben obwohl da über 90 % gelogen sind & eben leider haben sich – auch die Ex-DDR als demokratischer erwiesen als der ganze Wertloswesten….wer das noch nicht begriffen hat, ist sicher noch naiver als Kleinkinder….

    • Observator sagt:

      @GTMT
      Nochmals:
      Erstens bin ich kein Wessi.
      Zweitens habe ich des Öfteren meine Meinung zur sogenannten Demokratie, in der wir anscheinend leben sollten. Es ist nicht einmal eine Scheindemokratie.
      Gelogen bis geht nicht mehr wurde in der DDR und wird dauernd auch in der BRD, bzw. im Westen allgemein. Dass die DDR "demokratischer" war als der Westen, mag ich zu bezweifeln, da, wie gesagt, es in beiden Systemen keine Rede über Demokratie sein kann. Beide Systeme verhalten sich verachtend seinen Bürgern gegenüber und dulden keine vom Mainstream abweichende Meinung.
      Das würde ich nicht einmal als "intolerant" bezeichnen sondern tatsächlich antidemokratisch.
      Dass z. B. Scholz sich lustig macht als eine 20-jährige über die Rente fragt oder als ein Bäcker sein Elektroofen auf Gas umgestellt hat (es gibt unzählige weitere Beispiele von Arroganz und Zynismus) – das alles zeugt keinesfalls von Respekt den Bürgern gegenüber, auf deren Rücken, er und alle anderen, sehr gut leben. In Falkensee hat Scholz die Leute als hirnlos tituliert da sie halt eine andere Meinung vertreten als er und seines Gleichen.

    • Observator sagt:

      @GTMT
      Zitat von Robert Habeck: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“
      Oder noch besser: "Es gibt kein Volk, und es gibt deswegen auch keinen Verrat am Volk".

    • Observator sagt:

      @GTMT
      In der DDR wurden allerdings "abweichende" Meinungen ein ganz bisschen anders "behandelt" als heute hier und jetzt.
      Wobei da gab's auch hier die eine oder andere polizeiliche Durchsuchung (sogar bei Richtern, die nicht "richtig" "gerichtet" haben) und einiges mehr.
      So viel zu "demokratisches Verhalten", Respekt, Toleranz, usw. Und damit meine ich ganz sicher nicht das Gendern oder ähnlichen Kram.

    • Observator sagt:

      "Ein Staatsoberhaupt, welches sein Volk nicht liebt, für selbiges nicht kämpft und sein Wohl nicht im Sinn hat, ist weniger wert als ein Pferdeapfel."
      (Friedrich der Große)

    • GTMT sagt:

      @Observator

      Ich bin auch Ossi & ob Sie es glauben oder nicht, ich habe IMMER gesagt, was ich denke, habe NIE an Kritik gespart.""

      "Gelogen bis geht nicht mehr wurde in der DDR und wird dauernd auch in der BRD, bzw. im Westen allgemein."
      Das ist mir zu billig & da frag ich mich, worauf wollen Sie hinaus? Dann gibt es keinen Staat, der nicht verlogen wäre!
      Alles abschaffen oder wie?
      "Beide Systeme verhalten sich verachtend seinen Bürgern gegenüber und dulden keine vom Mainstream abweichende Meinung. Das würde ich nicht einmal als "intolerant" bezeichnen sondern tatsächlich antidemokratisch."

      Ach herje…es gab noch NIE eine Demokratie – wieso begreift man das nicht? Es kann & wird auch nie eine geben – genau so wenig wie es Kommunismus geben kann – dafür sind die Menschen nicht intelligent genug!
      Aber da der Westen sich ja die "einzig wahre Demokratie" auf die Fahnen geschrieben hat – darf man vergleichen & ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass bei allen Fehlern, die auch gemacht wurden, der Osten weitaus demokratisch war & mitnichten "Verachtung" seinen Bürgern entgegen gebracht hat!

      Keiner der Politiker in der DDR hätte sich jemals so geäußert wie Scholz, Habeck & viele andere der Möchtegern-Elitären….

      "In der DDR wurden allerdings "abweichende" Meinungen ein ganz bisschen anders "behandelt" als heute hier und jetzt.
      Wobei da gab's auch hier die eine oder andere polizeiliche Durchsuchung (sogar bei Richtern, die nicht "richtig" "gerichtet" haben) und einiges mehr."
      Aha – Würde mich wundern, denn Richter in der DDR waren schon linientreu…..& ansonsten musste man schon ziemlich kriminell unterwegs sein um "Besuch" zu bekommen – das auf die Allgemeinheit zu übertragen ist tatsächlich BILDwürdig!
      "So viel zu "demokratisches Verhalten", Respekt, Toleranz, usw. Und damit meine ich ganz sicher nicht das Gendern oder ähnlichen Kram."

      Was auch immer Sie meinen, verstehe ich nicht…..denn Ulbricht betrifft das nach wie vor nicht…ansonsten weiß ich aber um Diskussionen als Politiker in die Betriebe kamen um Unpopuläres zu verkünden – den wurde sehr wohl der Marsch geblasen & das nicht nur in Blümchensprache! Da gab es echte Diskussionen….& die hätten sich NIEMALS gewagt, den Leuten zu erzählen, dass sie der 'Mob" sind….

      Ich habe oft genug auch Unmut geäußert wenn 'Karrieristen' so taten als ob sie sich aufspielen könnten oder gar einen auf "Parteiauftrag" gemacht haben – Manchmal habe ich mir Beulen & blaue Flecken geholt – na ja, wenn man jung ist, ist man emotionaler & dann macht der falsche Ton die Musik….. Ich wurde NIE verhaftet oder ähnliches aber ich habe gelernt, zu argumentieren jenseits von Ideologie!

    • Wie unterschiedlich die DDR im kollektiven Gedächtnis gesehen werden kann, hat Michael Meyen sehr schön in "Wir haben freier gelebt" herausgearbeitet. Es gibt einen großen Teil DDRler, die folgen in ihrer Vergangenheitsrezeption dem westlichen Geschichtsnarrativ von der bösen Diktatur. Erst wenn die ehemaligen Befürworter unter sich sind, entsteht Raum für eine differenziertere Sicht der Ereignisse. Ansonsten greift hier das Phänomen der Schweigespirale. (siehe Noelle-Neumann, die sich i.Ü. nie von ihrer Nazi-Vergangenheit distanziert hat) Man will dazu gehören, nicht ausgegrenzt werden. Es erfordert heute erheblichen Mut, sich zur DDR als der besseren Idee zu bekennen, die leider am Ende am Druck des Westens (CoCom-Embargo, Hyperkonsum im Westen, Westfernsehen als Schaufenster etc.) UND!!! an ihren inneren Widersprüchen scheiterte. Die Diffamierungen reichen von "Ostalgie" über "Ewig-Gestrige" bis zu "die SED lebt" und dergleichen. Die mediale Verspottung von alten SED-Funktionären bis hin zum Versuch der juristischen Aburteilung eines ganzen Staatswesens gehört zur Siegermentalität. Ausgangspunkt der Debatte hier war die Kritik am Text des von mir ansonsten geschätzten Autors, der eben entgegen der Überschrift die andere Seite der Geschichte nicht herausarbeitet und auf ausgelatschten westlichen Pfaden wandelt, zudem mit eines Historikers m.E. unwürdigen Propagandabegriffen um sich wirft. Die Rücknahme der überzogenen Maßnahmen wurde bereits am 4. Juni veranlasst. Hier hatte auch eine Sitzung des Warschauer Vertrages erheblichen Einfluss. Ulbricht war mit seinem "Aufbau des Sozialismus" weit vorgeprescht gegen den Willen der Sowjets. Und was wir von Berija wissen, wissen wir von Chrustschow, der auf dem 20. Parteitag gelogen hatte, dass sich die Balken bogen (nachzulesen bei Losurdo). Wer also war Berija wirklich? Das Scheusal, das seine gerechte Strafe erhielt? Oder ein kühl berechnender Machtpolitiker, der schon damals sah, dass die DDR für sein Land ein teures Unternehmen wird? Die Rolle des Westens während der Ereignisse vom 17. Juni findet bei Ploppa, obwohl in der Überschrift angekündigt, erst gar nicht statt. Schade! Denn es hat sie gegeben.

    • Observator sagt:

      @GTMT
      "…ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass bei allen Fehlern, die auch gemacht wurden, der Osten weitaus demokratisch war & mitnichten "Verachtung" seinen Bürgern entgegen gebracht hat!"
      OK.
      Zumindest hier, auf apolut, gilt die Meinungsfreiheit. Wenn Sie das so empfinden, ist das Ihr gutes Recht.
      Jedenfalls kenne ich auch andere Staaten des Ostblocks, wo deren Bürger nicht so viel Glück hatten und wegen nur eines weitest gehend harmlosen aber doch etwas politisch "gefärbten" Witzes für einige Jahre ins Kittchen mussten.
      Wir haben offensichtlich unterschiedliche Auffassungen was den Begriff 'Demokratie' anbelangt.
      Wie ich schon mal erwähnte, stammt der Begriff aus dem Altgriechischen und bedeutet – Macht, Herrschaft des Volkes.
      War das in der DDR so? Ist das überhaupt der Fall in irgend einem Land, das sich "demokratisch" nennt?
      "Alles abschaffen?" Nein; sage ich ja gar nicht. Nur der Begriff 'Demokratie' wird seiner ursprünglichen Bedeutung nicht (mehr) gerecht und dann sollte man den auch nicht mehr derartig inflationär benutzen. Weil der passt nicht. Ich weiß zwar nicht welcher Begriff dafür passend wäre, aber Demokratie nicht. Ist aber auch nur (m)eine Meinung…

    • Observator sagt:

      @scotti Berlin
      "Die Diffamierungen reichen von "Ostalgie" über "Ewig-Gestrige" bis zu "die SED lebt" und dergleichen. Die mediale Verspottung von alten SED-Funktionären…"
      Falsch verstanden!
      Ich finde nur die beinah "Verherrlichung" Ulbrichts einfach abstoßend.
      Was die "Ostalgie" anbelangt – ich bin selbst ein echter Fan ehemaliger Ostprodukte und ich meine das wirklich ehrlich.
      Ob Florena oder Ruhla, Halloren und anderes mehr.
      Aber das hat nichts mit der SED und deren "alten Funktionäre" zu tun.
      Wollte ich nur mal gesagt haben.

  2. Anhand der Überschrift hatte ich mehr erwartet. Die ersten, spontanen Demonstrationen auf der Stalin-Allee beinhalteten im Wesentlichen ökonomische Forderungen. Diese kippten sehr schnell in politische um, nicht zuletzt durch das ständige Einheizen des RIAS, der nicht nur eine "Freie Stimme der freien Welt" gewesen war, sondern der Verbreitung amerikanischer Interessen diente. Die Nähe zu Geheimdiensten wird i.Ü. nie thematisiert. Dass unter den befreiten Häftlingen in Halle auch verurteilte Nazi-Verbrecher waren, wäre zumindest eine Erwähnung wert gewesen. Die losgelöste Betrachtung des 17. Juni von den Entwicklungen des Westen, Adenauers Westanbindung etc., wird am Ende immer nur das Wiederkäuen des westlichen Geschichtsbildes zur Folge haben, wie leider auch im vorliegenden Fall. Vergessen wird zudem, dass zu jener Zeit mit repressiven Mitteln bis hin zu Gefängnisstrafen im westlichen Teil Deutschlands mit dem Kommunismus aufgeräumt wurde. Siehe hierzu.: Gössner – Die vergessenen Justizopfer des Kalten Krieges. Zum 17. Juni: Bentzien – Was geschah am 17. Juni. Die Verantwortung der SED-Mächtigen soll damit nicht klein geredet werden. Aber ausgewogen geht anders.

    • GTMT sagt:

      Vor einigen wenigen Jahren konnte man sogar in Massenmedien des Westens lesen, dass rd. 1.000 'Agenten' des Westens ganz fleissig dabei waren, im Osten für die nötige Stimmung zu sorgen….

      Dass es 1953 nicht so 'goldig' war wie im Westen, kann wohl Niemand bestreiten, dafür haben die Ostler die Reparationen bezahlt, kein "Marshallplan vom Onkel aus den USA" bekommen & mussten sich auch natürlich dem aussetzen, dass Westfirmen gerne gutausgebildete Leute nahmen oder billig im Osten einkauften….

      Egal wie aber Ulbricht hier als "Spitzbart & Alleinherrscher" zu beschreiben, zeigt wieder einfach mal nur, dass Wessies den Ossies nicht deren Leben in deren Land erklären sollten…… auch wenn es schwer fällt, ein paar alte Politiker aus der ex-DDR gibt es a noch, da hätte man auch nachfragen können….

    • Dem möchte ich beipflichten. Seit 1918 wurde die sozialistische Idee bekämpft, was freilich im westlichen Geschichtsbild so nicht beschrieben werden darf. Bereits 1918 standen 10.000 US-amerikanische Soldaten vor Murmansk. Seither ließen die Herrschenden des Westens nicht unversucht, diese "Gefahr" zu bannen. Der Antikommunismus hat mehr Opfer gefordert als alle Kriege vorher zusammen. Und auch die Opfer im China Maos und der UdSSR Stalins sind ohne diesen Zusammenhang nicht zu erklären. Ich zitiere an der Stelle William Blum (Killing Hope): "Die Bolschewisten hatten die Frechheit besessen, ein kapitalistisch-feudalistisches System zu stürzen und den ersten sozialistischen Staat der Weltgeschichte auszurufen. Das war eine unglaubliche Anmaßung. Das war das Verbrechen, welches die Alliierten bestrafen mussten, das Virus, welches ausgerottet werden musste, damit es nicht auf ihre eigenen Völker übersprang."

    • Observator sagt:

      @scotti Berlin
      "Anhand der Überschrift hatte ich mehr erwartet."
      Die Ereignisse vom 17. Juni, was dazu geführt hat, usw. sind ein weites und komplexes Thema.
      Das Format, hier bei Apolut, ist nicht dafür gedacht, und es wäre auch nicht möglich, dieses Thema vollständig zu behandeln. Da kann man tausende von Seiten schreiben.
      Ich finde, dass der Artikel von Herrn Ploppa das Wesentliche gelungen zusammenfasst.
      Grundsätzlich ist jeder Beitrag hier auch ein Anreiz, selbst weiter zu recherchieren um die erhaltenen Informationen zu ergänzen und und zu erweitern.

  3. Fidas sagt:

    17. Juni 1953 , ein gelungener Streich der US-amerikanischen Geheimdienste : Die sowjetische Besatzungsmacht wurde gezwungen gewaltsam einzuschreiten . Damit war deren äußerst unliebsamer Vorschlag ( Stalin Note 1952 ) von einem souveränen und neutralen Gesamtdeutschland vom Tisch. Der Teilstaat BRD ratifizierte im August 1953 das Schuldenabkommen mit den Staaten des Westens . Die deutsche Teilung war besiegelt.
    70 Jahre danach nichts gelernt : Das teile und herrsche geht quer durch Europa munter weiter .

  4. Fass sagt:

    @ Pexus, ; ), der "Griff nach Eurasien steht in meinem Regal", wurde also für gut befunden.

  5. paul1 sagt:

    Hochachtung vor sonstigen Beiträgen von Ploppa. Das hier war kein ausgewogener Beitrag. So eine Kurzeinschätzung mit Sprung auf 89 geht überhaupt nicht.
    Da muss er mal andere Historiker heranlassen, die dazu geforscht haben
    und die DDR erlebt haben.

  6. Norbobot sagt:

    ich versteh bis heute nicht, warum solche Ereignisse im Nachgang gefeiert oder gar zu Feiertagen werden. Es ist doch so, das in keiner Zeit danach von den jeweils aktuellen Machthabern ein solches Verhalten vom Volk geduldet – geschweige denn gefeiert – werden würde. Man stelle sich in Paris einen Sturm auf die Bastille vor und einen geköpften Macron oder in der BRD einen Generalstreik der Energieversorgung, Lebendmittel, Transport etc. lahm legen würde -> alles in der demokratischen Tradition! Da wäre ja SOFORT der böse Putin der Anstifter und das Volk auf der Strasse umgehend strunzdumm!!

  7. coronistan.blogspot.com sagt:

    "Spontane Volkserhebung oder Regime Change?" Vermutlich gab es noch nie eine spontane Volkserhebung, jedenfalls nicht ohne dass die Leute zuvor wirklich hungerten und völlig verzweifelt waren.

  8. Schramm sagt:

    Deutsche Geschichte, ungeschminkt.

    Acht Jahre nach dem Ende des europäischen Krieges (Mai 1945) war die faschistische Gesinnung bei den Ostdeutschen ebenso wenig wie bei den Westdeutschen überwunden.

    ►Die Mehrzahl der Million am ostdeutschen Volksaufstand 1953 beteiligten Erwachsenen hatte sich nicht an der Niederwerfung des Faschismus in Deutschland und Europa beteiligt. Sie waren dem Antikommunismus, ebenso wie in Westdeutschland die Mehrzahl der Bevölkerung, geistig verpflichtet.

    Ohne die äußere militärische Niederwerfung des Faschismus wäre es niemals zur Nachkriegsentwicklung und mithilfe der Sowjetunion und deren Armee zu Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Oktober 1949 gekommen.

    Die überlebenden Kommunisten hatten nach Kriegsende 1945 und bei den beiderseitigen Staatsgründungen 1949 in West und Ost keine Basis in der deutschen Bevölkerung.
    Bereits drei Jahre nach dem Volksaufstand (vor allem) der Arbeiter in der DDR, wurde 1956 die auch im Bundestag vertretene KPD verboten. Dabei wusste es jeder bürgerliche Demokrat, so auch die Sozialdemokraten, die Genossen der KPD waren vor 1945 die entschlossensten antifaschistischen Kämpfer und, mit den meisten Opfern, gegen den deutschen Faschismus.

    Was man wissen sollte, auch bezüglich der beteiligten (ostdeutschen) Arbeiter am Volksaufstand im Juni 1953 in der DDR, die vormalige NSDAP hatte in ihren besten Mitgliederzahlen, nach 1933 und vor dem Ende 1945, zwischen 8,5 und 9 Millionen freiwillige Kameraden in ihren Reihen. Der Anteil der Arbeiter (und Arbeiterklasse) innerhalb der NSDAP lag zwischen 30 und 40 Prozent, laut unverfälschter NS-Parteistatistik: demzufolge, zwischen 2,55 und 3,6 Millionen Arbeiter in der NSDAP. Zudem: insgesamt waren mehr als 70 Prozent der Deutschen und Österreicher freiwillig in NS-Massenorganisationen integriert.

    Es waren auch nicht die 13 Millionen Zwangsarbeiter in Deutschland und auch nicht die 5,5 Millionen (vor allem) russisch-ukrainischen und sowjetischen Kriegsgefangenen, auch nicht die Millionen Opfer in deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern, die den materiellen und militärischen Krieg Deutschlands führen konnten. Die materielle Kriegsproduktion Deutschlands wurde nicht nur durch die Plünderung der besetzten Gebiete ermöglicht, sondern vor allem durch die ältere Generation der in der Schwerindustrie und Rüstungsproduktion tätigen deutschen Arbeiterklasse.

    PS: Eine große Mehrheit der deutschen Arbeiter und Arbeiterklasse hat den deutschen Faschismus aktiv unterstützt und sich nicht an seiner Niederwerfung beteiligt; so auch nicht die vormaligen Sozialdemokraten unter den Arbeitern.

    Fakt ist: Acht Jahre nach dem äußeren militärischen Ende war das tiefenpsychologische Massenbewusstsein immer noch in ganz Deutschland von der faschistischen Ideologie und Weltanschauung geprägt und wurde zunehmend vom (produzierten) Konsum in Westdeutschland an der Oberfläche abgelöst.

    ►Der Siegeszug der (westlichen) Ideologie und des Konsums wurde mit der staatlichen Implosion und dem Anschluss von mehr als 80 Prozent der Ostdeutschen an die BRD, – formal mit der Wahl zur Volkskammer vom 18. März und dem offiziellen Anschluss am 2. Oktober 1990, abgeschlossen.

    17.06.2023, R.S.

    • coronistan.blogspot.com sagt:

      "die Genossen der KPD waren vor 1945 die entschlossensten antifaschistischen Kämpfer und, mit den meisten Opfern, gegen den deutschen Faschismus." Jedenfalls sollte es so scheinen.

      "Der Siegeszug der (westlichen) Ideologie und des Konsums wurde mit der staatlichen Implosion und dem Anschluss von mehr als 80 Prozent der Ostdeutschen an die BRD, – formal mit der Wahl zur Volkskammer vom 18. März und dem offiziellen Anschluss am 2. Oktober 1990, abgeschlossen." Jedenfalls sollte es so scheinen.

      Die Kommunisten sind sehr geschickt und hatte immer einen langen Atem. Man recherchiere die sowjetische Langzeitstrategie in der Expresszeitung und mit Hilfe der Bücher von Torsten Mann.

      Nichts ist, wie es scheint.

      Der Westen wird seit mehr als 100 Jahren verraten und verkauft und steht kurz vor der Implosion – erreicht durch Kommunisten. Und was ist der Kommunismus? Rabbi Stephen Wise weiß es: https://www.henrymakow.com/2021/03/communists-constitute-a-human-cesspool.html

      Und hinter allem steckten und stecken immer noch die Kommunisten.

      Siehe auch: Torsten Mann – Rote Lügen im grünen Gewand – https://www.youtube.com/watch?v=hTDYXHHiq34&t=345 und Weltoktober – https://www.weltoktober.de/ sowie Torsten Mann in meinem Blog https://coronistan.blogspot.com/search?q=torsten+mann

      Armes Russland, böser Westen, richtig? Fakt ist jedoch, dass hinter all dem Irrsinn die Kommunisten stecken, da beißt die Maus keinen Faden ab.

      Siehe auch: Torsten Mann – Rote Lügen im grünen Gewand – https://www.youtube.com/watch?v=hTDYXHHiq34&t=345 und Weltoktober – https://www.weltoktober.de/ sowie Torsten Mann in meinem Blog https://coronistan.blogspot.com/search?q=torsten+mann

      WIR TÖTEN DIE HALBE MENSCHHEIT❌- und es wird schnell gehen!
      https://odysee.com/@devrijeomroep:6/wir-toten-die-halbe-menschheit:d
      https://www.youtube.com/watch?v=vkC7rwECADo

    • Schramm sagt:

      "choronistan", nicht die bösen Kommunisten, die Finanz- und Monopolkapitalisten verraten und verkaufen die westlichen und östlichen, die südlichen und nördlichen Bevölkerungen.

    • Pexus sagt:

      @ Schramm sagt: 17. Juni 2023 um 14:34 Uhr.
      Warum nur ist der Schreiber von coronistan.blogspot.com so von Hass auf Kommunisten (oder diejenigen, die er für Kommunisten hält) zerfressen? – Hierzu Kopfschüttel meinerseits.

    • Querdenker sagt:

      "Warum nur ist der Schreiber von coronistan.blogspot.com so von Hass auf Kommunisten"

      @Pexus: Ich darf da mal Pispers zitieren: "Wenn der Feind bekannt ist hat der Tag Struktur". Das ist halt eine einfache Ideologie für einfache Gemüter. Davon abgesehen geht dieses Narrativ doch durch die ganzen Liberalen/Libertären. Man schaue sich doch nur mal auf1.tv an :-(

  9. Fass sagt:

    fundierte Einordnungen von Journalisten:
    https://www.ossietzky.net/artikel/politikum-17-juni/ Daniela Dahn
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=99335 Tilo Gräser
    Hermann Ploppa, wir waren nicht in Duldungsstarre, es fehlte schlicht die Alternative.

    • Pexus sagt:

      Hermann Ploppa ist Bio-Westdeutscher. Da kann er mit dem Zeigefinger (als Sieger in der [duetschen] Geschichte) mit langem Finger hochnäsig auf "die" Ostdeutschen zeigen. :-(
      Von Hochnäsigenl wie Ploppa, lese ich kein Buch.

    • _Box sagt:

      Fass,

      besten Dank für Hinweis auf den Artikel von Frau Dahn.

    • Fass sagt:

      @ Box, freut mich, wenn es gerade klappt

    • Observator sagt:

      @Fass
      Auch von mir vielen Dank. Ein sehr guter Artikel.
      Viele Dinge waren mir völlig unbekannt.
      Unter anderem – wichtiger Satz (Ulbricht):
      »Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.«
      Ist es etwa heutzutage anders?

    • Fass sagt:

      @ Observator, ja etwas ist anders, im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten stand der Mensch im Interessenmittelpunkt, heute ist es Rendite und das dafür notwendige Vorhalten billiger Arbeitskraft.

    • Observator sagt:

      @Fass
      Das stimmt; nur ich meinte etwas anderes.
      Man hört fortwährend Demokratie, Demokratie, Demokratie…
      Sieht vielleicht so aus, ist aber keine (echte).

    • Fass sagt:

      @Observator
      Ja, ohne Transparenz/Wahrheit ist die Richtung nicht zu finden.

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