Angstkommunikation zur Erzeugung von Folgebereitschaft | Von Norbert Häring

Aus dem Nähkästchen eines Mittäters: „Angstkommunikation“ zur Erzeugung von „Folgebereitschaft“ wird auf Dauer gestellt

Ein Standpunkt von Norbert Häring.

Es war kein verbaler Ausrutscher von Karl Lauterbach, als er im Fernsehen ankündigte, der Ausnahmezustand werde die neue Normalität sein. Das ist der Plan, wie ein aus dem Nähkästchen plaudernder Corona-Task-Force-Experte offenbart und wie Worte und Taten der Regierenden belegen.

Der Soziologe und studierte Psychologe Heinz Bude war 2020 an der Entstehung des berüchtigten Angststrategiepapiers des Bundesinnenministeriums beteiligt. Auf Anforderung von Staatssekretär Markus Kerber erarbeiteten die Experten ein Horrorszenario, damit auf dessen Basis „Maßnahmen präventiver und repressiver Natur geplant werden“ konnten. Dieses Horrorszenario von über einer Million Covid-Toten ohne drastische Maßnahmen sorgte unter anderem dafür, dass die Ministerpräsidenten der Länder der Lockdown Strategie, die in keinem Pandemieplan enthalten war, ohne Widerstand zustimmten.

Das Papier propagierte eine Strategie der Angsterzeugung, um die Bevölkerung gefügig zu machen, mit folgender Beispielbotschaft:

„Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. (…) Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“

So wurde dann von Seiten der Politik und der regierungsnahen Medien tatsächlich verfahren.

In einer Veranstaltung der Universität Graz mit dem Titel: „Gesellschaft im Ausnahmezustand – Was lernen wir aus der Coronakrise?“ am 24. Januar plauderte Bude selbstgefällig „aus dem Nähkästchen“, wie er es nannte. Er sagte:

„Wir hatten zehn Tage Zeit, das Corona-Kabinett mit einem Ratschlag zu versorgen. (…) Es war kein Virologe in dem Gremium. (…) Markus Kerber hat mich angerufen und mir gesagt: „Wir brauchen Sie als Soziologen. Wir brauchen jemand, der die Pandemie als Totalereignis in den Griff bekommt. (29min)

Und noch einmal aus dem Nähkästchen geplaudert. Wir haben gesagt, wir mussten ein Modell finden, um Folgebereitschaft herzustellen, das so ein bisschen wissenschaftsähnlich ist. Und das war diese Formel Flatten the curve. Wie können wir die Leute überzeugen mitzutun? Wir sagen denen, …(unverständlich) das sieht so nach Wissenschaft aus. Man sagt: ‚Wenn Ihr schön diszipliniert seid, könnt Ihr die Kurve verändern. (…) Wir fanden das irgendwie toll, dass man noch so ein Quasi-Wissenschaftsargument (hatte), Also das ist, glaube ich jetzt, ein ganz wichtiger Punkt: Meiner Ansicht nach laufen wir auf wieder singuläre Krisen absehbar hinaus. (Unverständlich). Nehmen wir nur Extremwetterereignisse. (1h:17)

Singuläre Krisen, die ich vor Augen sehe, werden damit zu tun haben, dass man auf individuelles Verhalten zugreifen muss. (…) Wir werden mit Situationen vermehrt zu tun haben in der Zukunft, solcher Art von Krisen, die individuelle Verhaltensänderungen verlangen, wenn man den Krisen als Gesellschaft in kollektiver Handlungsfähigkeit standhalten will. Und das ist das entscheidende Argument: Können wir das überhaupt in einer modernden liberalen Gesellschaft? Geht das eigentlich? Und muss man da nicht hinterrücks ganz furchtbare Dinge, wie Angstkommunikation, also sozialpsycholgische Dinge benutzen, um solche Arten von Folgebereitschaften zur Veränderung von indidivuellem Verhalten vorzunehmen. (1h:22)

Müssen wir vielleicht nochmal neu – also ich –  über den Status von bürgerlichen Freiheitsrechten nachdenken, in Bezug auf politische Beteiligungsrechte und soziale Wohlfahrtsrechte. (…) Die rechten Kräfte haben es insofern leicht, als sie sich auf die bürgerlichen Freiheitsrechte berufen können, in ihrer Systemfeindschaft. (1h:43)“

Die beiden mittleren Passagen finden sich auch kompakt in einer dreiminütigen Zusammenstellung von Videoauszügen. Die Zeitangaben beziehen sich auf die komplette Videoaufzeichnung der Veranstaltung.

Verhaltensmanipulation statt Demokratie

Budes Annahme ist Krise als Dauerzustand. Und das passende Instrument um Folgebereitschaft zu erzeugen, ist Verhaltensmanipulation per Sozialpsychologie und Angstkommunikation. Er räumt freimütig ein, dass das mindestens an die Grenze dessen führt, was man noch als liberale Gesellschaft bezeichnen kann.

Krise als Dauerzustand hat schon am 13. März 2022 Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt. Er sagte in einem Gespräch auf Radio 1 (Video) aus Anlass der Veröffentlichung seines anti-aufklärerischen Buches voller angeblicher wissenschaftlicher „Wahrheiten“ („Das Überleben der Menschheit ist in Gefahr“):

„Wir kommen jetzt in eine Phase hinein, wo der Ausnahmezustand die Normalität sein wird. Wir werden ab jetzt immer im Ausnahmezustand sein.“

Es wäre verfehlt, Bude als eitlen Büttel der Mächtigen und Lauterbach als habituell lügenden Schwätzer abzutun. Sie haben vielmehr beide aufgrund ihrer Geltungssucht eine Strategie offenbart, über die ansonsten nie so offen gesprochen wird, eine Strategie, die aus allem eine existenzielle Bedrohung macht, um dann mit Angstkommunikation und Sozialpsychologie die Bevölkerung dorthin lenken zu können, wo man sie haben will.

Die WHO setzt voll auf Sozialpsychologie und auf Angsterzeugung. Ihr Generalsekretär hat das Nichtereignis Affenpocken zum globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Die Weltgesundheitsversammlung hat ein Manifest angenommen, mit dem sich die WHO-Mitglieder verpflichten, die Verhaltenswissenschaften stärker zu nutzen und in die staatlichen Strukturen zu integrieren.

In Deutschland wurden ein ganzer Strauß von sozialpsychologischen Projekten und Instituten angeschoben, die dabei helfen sollen das Denken und Handeln der Bevölkerung unmerklich zu manipulieren.

Beispiele für aggressive Angstkommunikation, selbst mit der Zielgruppe Kinder gibt es auch nach Ende der Covid-Pandemie genügend, So lässt der WDR in seiner App für den Schulunterricht die Erde brennen und wirbt dafür so:

„Die WDR Klima App macht’s mit modernster Technik möglich. Dank Augmented Reality [computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung; N.H.] stehen Schüler:innen im Klassenzimmer plötzlich mitten in einem brennenden Wald in Gummersbach oder sehen um sich herum Wassermassen der Flut im Ahrtal.“

In einer Handreichung des Senders wird eine alarmistische Wortwahl empfohlen. Statt objektiver Begriffe wie Erderwärmung und Klimawandel sollen alle gut und edel Gesinnten dramatisierende Begriffe wie Erderhitzung und Klimakrise nutzten, so wie es auch die öffentlich-rechtlichen Journalisten einhellig tun.

Der vor kurzem federführend von den Regierungen Deutschlands und Namibias verfasste Nullentwurf für einen „Zukunftspakt“ der auf dem unseligen UN-Zukunftsgipfel dieses Jahr verabschiedet werden soll, leitet ein mit:

„Wir befinden uns in einer Zeit akuter globaler Bedrohung. Überall auf der Welt leiden die Menschen unter den Folgen von Armut, Hunger, Ungleichheit, bewaffneten Konflikten, Gewalt, Vertreibung, Terrorismus, Klimawandel, Krankheiten und den negativen Auswirkungen der Technologie. Die Menschheit ist mit einer Reihe von potenziell katastrophalen und existenziellen Risiken konfrontiert.“

Ausstiegsprogramm für Angstschürer

Auf die Gefahr hin, das Ganze zu sehr ins Lächerliche zu ziehen, wo es nicht hingehört: Das Niedersächsische Justizministerium bietet Menschen, die wie hier für Annalena Baerbock im Außenministierium oder als Journalisten für ihren öffentlich-rechtlichen Sender Ängste schüren sollen, mit dem Ausstiegsprogramm „ent-täuscht“ einen Ausweg. In den Worten der Justizministerin:

„Es werden Fake-News verbreitet, Ängste geschürt und die Betroffenen verlassen nicht selten den demokratischen Pfad. Umso wichtiger ist es, ihnen eine Perspektive zu bieten und sie auf dem Weg zurück in die Realität zu begleiten und zu unterstützen. Das Angebot von „ent-täuscht“ richtet sich an Menschen, die aus diesem Umfeld aussteigen wollen.“

Was sagt Bude zu meinen Thesen?

Ich habe Bude nicht gefragt, denn die absehbare Antwort hat er in einem älteren Interview mit Pionieer und jetzt in Graz schon vorempfunden. Eine seiner Lehren aus der Corona-Krise war laut seinem Eingangsstatement in Graz:

„Ich habe den Irrsinn unserer Gesellschaft unterschätzt. Ich habe, man kann es auch positiver sagen, die Einbildungskraft der Leute (unterschätzt). (…) Es gibt da viel Verrücktheiten. Moderne Gesellschaften tun gut daran, sich diesem Problem zu stellen, wie man Irrsinn absorbieren kann, ohne ihn sozusagen zu neutralisieren. Was macht man mit dem Irrsinn der Leute? Man kann ihnen nicht ausreden und sagen „Es ist alles Unsinn, was er sagt“. Das hilft nichts, da glauben Sie noch mehr daran.“

Im Dezember 2021 hatte er das im Interview mit Pioneer noch etwas drastischer ausgedrückt:

„Ich würde es jetzt jedem politisch empfehlen: Klare Kante, klare Richtung. Impfgegner müssen fühlbar Nachteile haben. Und im Grunde, in gewisser Weise, kann man sich nicht länger mit denen beschäftigen. Das ist so. Die kann man nicht nach Madagaskar verfrachten. Was soll man machen?“

Die von ihm empfohlene Diskriminierung Impfunwilliger, die danach massiv stattfand, war für ihn also ein Ersatz dafür, dass man diese Menschen ja (leider) nicht „nach Madagaskar verfrachten“ konnte. Man darf davon ausgehen, dass er Madagaskar nicht zufällig als Zielland wählte, sondern in Anspielung auf den sogenannten „Madagaskar-Plan“. Das war ein von den Nazis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig verfolgter Plan, Millionen europäische Juden auf die französische Inselkolonie Madagaskar zu deportieren. Anders als bei der Berichterstattung über das rechte Treffen in Potsdam, die den Madagaskar-Plan prominent erwähnt, obwohl in Potsdam niemand Madagaskar sagte, war Budes Anlehnung an Nazi-Methoden damals für Correctiv oder generell für die etablierten Medien kein Thema. Diese radikale Beseitigungsfantasie ging schließlich gegen Impfunwillige, also gegen rechts.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 02. März 2024 bei norberthaering.de

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Bildquelle: Elena Schweitzer / shutterstock

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Kommentare (8)

8 Kommentare zu: “Angstkommunikation zur Erzeugung von Folgebereitschaft | Von Norbert Häring

  1. Irwish sagt:

    Angstkommunikation herrscht schon viel länger

    Hier im Forum wie auch in anderen alternativen Medien scheint man davon auszugehen, daß Angstverbreitung zur Steuerung der Massen erst kürzlich aufkam und eingesetzt wurde. Das ist ein Irrtum. Nahezu alle Menschen verspüren Angst im Alltag. Meist wird diese Angst nicht wahrgenommen, weil man sich längst an ein gewisses Angstlevel gewöhnt hat.

    Chronische Angst beginnt bereits in der Kindheit. Kinder sollen nach dem Willen der allermeisten Eltern so werden, wie man – die »Gesellschaft« – sie haben will. Das bedeutet, daß Kinder sich nicht so entwickeln dürfen, wie es in ihnen angelegt ist, sondern sich – unter Einwirkung von Angst – so entwickeln sollen, wie Eltern – und damit die Gesellschaft – es verlangen. Eltern agieren quasi als »Agenten der Gesellschaft«, indem sie danach trachten, ihre Kinder im Sinne der »Gesellschaft« zu dressieren. Doch was ist eigentlich diese Gesellschaft?

    Das frage ich mich schon ziemlich lange, und ich habe noch immer keine befriedigende Antwort darauf erhalten. Existiert eine Institution namens »Gesellschaft« wirklich? Oder handelt es sich vielmehr um eine Imagination, eine weitverbreitete Vorstellung davon, was der Begriff bezeichnen soll? In seinem Buch GESELLSCHAFT ALS IMAGINÄRE INSTITUTION schreibt Cornelius Castoriadis: (1)

    —– Zitat-Anfang —–
    Jede Gesellschaft entwirft sich einen Horizont gesellschaftlicher imaginärer Bedeutungen, aus dem allein sie nicht nur sich, sondern auch alle anderen Geschichtsepochen notwendig rekurrent (2) auffaßt – weshalb eine »objektive« Theorie der Geschichte unmöglich ist.
    Die Schwierigkeiten, die sich dem revolutionären Entwurf einer Aufhebung der Entfremdung entgegenstellen, liegen Castoriadis zufolge darin, daß das abendländische Denken die Seinsweise des Gesellschaftlich-Geschichtlichen verkennt und verkennen muß. Das philosophische und wissenschaftliche Denken beruht auf einer Onto-Logik, die das Neue, Schöpferische radikal ausschließt. Anhand einer Lektüre von Platons Timaios zeigt Castoriadis, wie die Philosophie die logisch-ontologischen Fundamente dafür gelegt hat, daß das geschichtliche Anderswerden durch die Institution einer metrischen, »veräumlichten« Zeit auf die bloße Wiederholung des schon Vorhandenen reduziert werden konnte.
    Castonadis zeigt im einzelnen, welche Operationen (nicht ım Sinne einer transzendentalen Konstitution, sondern einer gesellschaftlich-geschichtlichen Institution) immer schon vollzogen sein müssen, damit die Welt als Ensemble identischer Elemente, die sich beliebig zu Mengen vereinigen und in Teilmengen zerlegen lassen, vorgestellt werden kann.
    Diese Idenditäts- oder Mengenlogik ist unser Imaginäres, das zwar höchst real ist, insofern es seit zweieinhalb Jahrtausenden den Sinn von »sein« und die Struktur unseres Vorstellens und Tuns bestimmt, das aber als Produkt gesellschaftlicher Imagination auch gesellschaftlich revidierbar ist. Das revolutionäre Projekt einer autonomen Selbst-Instituierung der Gesellschaft bleibt zum Scheitern verurteilt, solange es nicht auch eine grundlegende Revision des bestehenden gesellschaftlichen Imaginären in Angniff nimmt.
    —– Zitat-Ende —–

    Castoriadis will damit sagen, daß der Gesellschaftsbegriff nicht wirklich einem existierenden »Ding«, einer vorhandenen Sache entspricht, sondern vielmehr eine Vorstellung von der Gesellschaft darstellt. Doch niemand kennt die Gesellschaft als Ganzes; wir erleben immer nur einen winzigen Bruchteil dessen, was uns als Ausgangslage dient, daraus unsere Gesellschafts-Vorstellungen sozusagen hochzurechnen. Und auf diesem daraus hervorgehenden »Sollen« bauen wir unseren eigenen Gesellschaftscharakter wie auch den unserer Kinder. Seit Tausenden von Jahren zwingen Eltern ihren Kindern Entwicklungen auf, die einen natürlichen und damit harmonischen Entwicklungsverlauf behindern.

    Davon spricht unter anderen auch der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, wenn er der Frage nachgeht, warum wir so kriegsgeil seien. (3) Wir ganz normale Menschen (normal heißt nicht gesund oder richtig, sondern eigentlich nur: einer Norm unterworfen, gehorchend) nehmen den allgemeinen Level an Angst gar nicht mehr richtig wahr, sondern fühlen uns mit dieser Angst, die uns ständig antreibt, »ganz normal«. Dennoch ist jeder Mensch versucht, der Angst zu entrinnen. Suchtverhalten hemmt die Angst, ebenso Größen- und Klein-Narzißmus. Auch Machtausübung – die Kontrolle anderer Menschen durch Drohung und Angsterzeugung – lindert die eigene Angst. In der Politik werden Sie keinen einzigen Menschen finden, der nicht narzißtisch ist. Narzißmus ist die Verherrlichung der eigenen Existenz, man fühlt sich als etwas Besseres, man redet sich richtiggehend ein, etwas Besonderes zu sein, als den Massen überlegen, als auserwählt und deshalb dazu bestimmt, zu herrschen.

    Wer aggressiv wird, hat Angst. Immer! Er fühlt sich bedroht und versucht, sich dagegen zu wehren. Daß diese gefühlte Bedrohung eigentlich von ihm selbst ausgeht, aus seinem Inneren kommt, und nicht von außen, von einem Mitmenschen ausgeht, vermag er nicht zu realisieren: »Ich habe keine Angst.« Heißt doch eigentlich nur: »Ich spüre keine Angst.« Doch er hat Angst. Z.B. vor einem Anderen, der ihn auf unliebsame Wahrheiten hinweist. Einst fragte ich einen Mitmenschen, der ständig im Streit mit seiner Freundin (oder sollte ich vielleicht besser: Sexualpartnerin sagen?) lag, ob er Trennungsängste habe. Das war ein Volltreffer, denn er reagierte hochaggressiv und frage mich, ob ich eine aufs Maul wolle. Eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, daß er etwas feinfühliger und einfühlsamer mit seiner Freundin umgehen sollte, wenn er sie nicht verlieren möchte. Er wußte das eigentlich schon, doch irgend etwas hielt ihn davon ab, vermutlich seine Ichvorstellung als rationaler, sich nicht von Gefühlen leiten lassender harter Mann. Später hat er sich bei mir für seine Aggressivität entschuldigt, jedoch ohne sie zu erklären oder sich sonstwie zu rechtfertigen.

    Hinter jeder Aggression oder auch nur dargestellter Aggressionsbereitschaft steht eine Angst oder stecken sogar mehrere Angstquellen. Auch die uralte narzißtische Selbsterhöhung stellt ein im Grunde aggressives Verhalten dar. Wenn Menschen sich beleidigt, gekränkt fühlen, wurden eigentlich nicht sie selbst gekränkt, sondern ihr »narzißtischer Schild« verletzt. Und darauf reagieren die meisten mit Aggression. Sie haben gelernt, sich mit ihrer künstlichen Vorstellung von sich selbst zu identifizieren, ja sie glauben fest daran, daß sie so seien, wie sie sich das vorstellen, mit all der Selbstbeweihräucherung und Selbstherrlichkeit, die sie sich angewöhnt haben, oder auch mit dem narzißtischen Klein-Klein, das sie darstellen, um Pflichten, Geboten und sonstigen gesellschaftlichen Forderungen auszuweichen. Gerade weil sie so fest daran glauben müssen, reagieren sie äußerst gereizt auf Leute, die diesen Glauben in Frage stellen. Derartige Zweifel können sie nicht zulassen, der narzißtische Schild muß immer auf Hochglanz poliert daherkommen, trübe Flecken könnten Zweifel erwecken.

    Angstkommunikation findet also schon immer statt, seit es »Gesellschaften« gibt. Der Graf, Herzog oder Baron, der seine Leibeigenen – die Bauern und Arbeiter in seinem Herrschaftsgebiet – noch materiell bedrohen mußte, um sie gefügig zu halten, war dennoch darauf angewiesen, sie mit ausgesprochenen Drohungen in Schach zu halten, ebenso die Katholische Kirche in den vergangenen Jahrhunderten, die den Teufel an die Wand malte, indem sie den »Sündern« mit Höllenfeuern und ewigen Qualen drohte und »Ketzer«, Hexen usw. verbrennen ließ. Auch das ist ebenso Angstkommunikation wie die Drohung, Menschen, die sich nicht dem Corona-Narrativ unterwerfen oder die offizielle Darstellung des Ukraine-Kriegs anzweifeln, ihre Bankkonten zu blockieren, sie bei ihren Arbeitgebern anzuschwärzen oder ihnen mit Haft zu drohen.

    Auch die internationale Politik kommt nicht ohne Angstkommunikation aus. Die Einkreisung Rußlands durch die NATO soll den Russen Angst machen, damit sie leichter zu steuern sind. Die USA erzeugen seit Jahrhunderten, praktisch seit ihrem Bestehen, Angst in den Nationen der ganzen Welt. Angst ist das zentrale Gefühl, das Macht überhaupt erst ermöglicht. Wenn Ihre Gegner keine Angst vor Ihnen haben müßten, würden sie sich erst gar nicht wie Gegner verhalten. Würden Sie mit einem Geschlechtspartner zusammen sein wollen, vor dem/der Sie Angst haben? Aber Ihre Kinder müssen mit Ihnen zusammenleben, obwohl sie eigentlich Angst vor Ihnen haben: Angst vor Bestrafung, vor Zurückweisung, vor Zuwendungs- und Liebesentzug. Nicht die Kinder machen Sie zum Feind, Sie machen sich bei Bestrafungsaktionen Ihre Kinder zu Feinden. Kinder können und dürfen diese Angst nicht einmal zeigen.

    (1) http://irwish.de/PDF/__Scans/Castoriadis_Cornelius-Gesellschaft_als_imaginaere_Institution_(ocr).pdf

    (2) https://www.dwds.de/wb/rekurrent

    (3) https://www.youtube.com/watch?v=RJtYpLdsIYA

    • Irwish sagt:

      Nachtrag: Sehr lesenswert ist auch dieser Vortrag von Erich Fromm:

      Der Einfluss gesellschaftlicher Faktoren auf die Entwicklung des Kindes
      https://www.fromm-gesellschaft.eu/images/pdf-Dateien/1958c-d.pdf

      »Das Ziel der Erziehung von Kindern ist nicht nur, ihnen mehr oder weniger intellektuelles
      Wissen zu vermitteln oder Werte wie Ehre, Mut, etc. beizubringen. Die Funktionen jedes
      Individuums innerhalb der Gesellschaft gehen weit über das Erwähnte hinaus: Sie müssen
      es lernen, entsprechend den Normen zu arbeiten und zu konsumieren, die die Produktionsmittel und Konsummuster der Gruppe und Gesellschaft erfordern, in der sie leben.«

  2. Ziviliest sagt:

    Wo auch immer das Covid Virus entwickelt wurde, Insider wußten das natürlich, aber dies hört sich doch sehr danach an, daß es vom Deutschen Krankenhaus in Wuhan freigesetzt wurde !

    • _Box sagt:

      »Beim virtuellen Treffen im Januar 2021, das unter dem Motto »Great Reset« stattfand, sprachen neben der deutschen Bundeskanzlerin Merkel und dem französischen Präsidenten Macron EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der neue US-Klimabeauftragte John Kerry. Ein Schwerpunkt der Versammlung lag auf der Wirtschaft Asiens, die mittlerweile mehr als 50% der globalen Wirtschaftsleistung erbringt. Neben dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi wandte sich auch Japans neuer Premier Yoshihide Suga an die Teilnehmer.

      Einen weiteren Schwerpunkt bildete erneut der der Klimawandel. In Anspielung auf die Coronakrise sagte der britische Prinz Charles, man wisse, dass der Klimawandel die nächste globale Katastrophe mit noch dramatischeren Folgen für die Menschheit sein könne, und dürfe daher einfach keine Zeit mehr verlieren. UN-Generalsekretär Guterres nannte den Great Reset »eine willkommene Anerkennung, dass diese menschliche Tragödie [gemeint war das Zusammentreffen von Gesundheits- und Klimakrise] ein Weckruf sein« müsse.
      (…)
      Im Juli (Anm. 2022) wurde das jährliche Treffen der »New Champions« in China abgehalten, bei dem es neben dem Klimawandel um das Metaversum und die Verhinderung einer weltweiten Nahrungsmittelkrise ging. Im September fand das Treffen in New York statt, bei dem es unter anderem um die Bekämpfung der Desinformation und um die Bewältigung einer globalen Ressourcenkrise ging, die wegen der Energieengpässe auch den Bereich der Nahrungsmittel betrifft.
      (…)
      Ein Rückblick auf die Öffentlichkeitsarbeit des WEF in den Jahren 2020 bis 2022 zeigt, dass die Aktivitäten nach dem Erscheinen von COVID-19: The Great Reset und der heftigen Welle von Kritik, die das Buch auslöste, stark eingeschränkt wurden. Schaut man in die Liste der zwischen 2020 und 2022 in die Reihen der »Young Global Leaders« aufgenommenen neuen Bewerber, so fällt auf, dass China nach den USA das größte Kontingent stellte und dass überdurchschnittlich viele Kandidaten aus dem Finanzbereich stammen. Das ist kein Zufall, denn beide sollen nach dem Willen des WEF im Rahmen des Great reset in der nahen Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
      (…)
      Die Zukunftsvision des WEF: Autoritäre Regimes und digitale Zentralbankwährungen

      Dass China seit Jahrzehnten für das WEF eine entscheidende Rolle spielt. liegt nicht, wie viele glauben, daran, dass das Land aufgrund seines außergewöhnlichen Wirtschaftswachstums neue Maßstäbe gesetzt hat. Es liegt viel mehr daran, dass China trotz des Übergangs von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft die zentralistischen Strukturen aus der Zeit des Maoismus beibehalten hat und dass die chinesische Regierung daher viel autoritärer schalten und walten kann als ihre unter parlamentarischen Bedingungen handelnden Kontrahenten.
      Das zeigte sich besonders im Rahmen der Coronakrise, während der das Regime in Beijing mit eiserner Härte vorging und die längsten und schärfsten Lockdowns der Welt verfügte. Das zeigt sich aber auch in Bezug auf eine anderes Projekt, das zurzeit weltweit im Hintergrund vorbereitet und vom WEF unterstützt wird – die Einführung digitaler Zentralbankwährungen, das Herzstück des Great Reset.«
      (Ernst Wolff, World Economic Forum – Die Weltmacht im Hintergrund, S. 139/141-143)

      Dazu und zur Angstkommunikation bzw. Krise als Dauerzustand:

      Pistor legt im Detail dar, wie sich Vermögende das Rechtssystem aussuchen können, welches ihren Interessen am besten dient, und wie dann nationale Stasten durch ihr Gewaltmonopol sicherstellen, dass die daraus resultierenden Ansprüche universell durchsetzbar sind.
      Kapitalistische Demokratien mit ihren wechselnden Regierungskoalitionen, die gegeneinander ausgespielt werden können, bieten dabei dem Kapitalismus besonders günstige Bedingungen für flexible Fortentwicklungen genehmen Rechts. Bei dieser Entwicklung werden besonders große Krisen jeder Art vom Staat in Verbindung mit mächtigen Akteuren dazu genutzt, die historisch mühsam gewonnenen gesellschaftlichen Schutzbalken noch weiter aufzubrechen und auf diese Weise dem Kapital neue Ressourcen zu verschaffen. Krisen sind zudem im globalisierten Finanzkapitalismus der wichtigste Treibstoff für die Raubzüge mächtiger Finanz-Marodeure. Daher ist es nicht überraschend, dass jede dieser Krisen mit gigantischen Umverteilungen von unten nach oben und von öffentlichen in die private Hand einherging und weiterhin einhergeht.
      (…)
      Die Entgrenzung von Macht – sowohl innerhalb einer Gesellschaft wie auch im globalen Maßstab – hat erneut ein lange nicht mehr bekanntes Ausmaß erreicht. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zudem mit international operierenden Großkonzernen systematisch die wohl totalitärsten Strukturen geschaffen, die es in dieser Reichweite je in der Zivilisationsgeschichte gegeben hat. Dazu gehören etwa Technologie-, Pharma- und Energiekonzerne sowie US-basierte und global operierende Vermögensverwalter und Finanzdienstleister, wie die »Giant Three«: Blackrock, Vanguard und State Street Corporation. Diese wiederum eng miteinander verflochtenen Giganten kontrollieren ein Viertel der Stimmrechte der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen und einen beträchtlichen Teil des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Mit ihnen sind Organisationen entstanden, die sich jeder Art von Rechenschaftspflicht oder demokratischer Verantwortlichkeit entziehen und »die von einer kleinen Anzahl von Personen mit unübertroffener Macht kontrolliert werden.«
      (…)
      Ohne Beachtung der schon länger erwarteten Systemkrise des globalisierten Finanzkapitalismus lässt sich die Corona-Krise nicht in angemessener Weise verstehen. Durch sie konnte sich die kapitalistische Systemkrise unsichtbar machen und damit ihre Kosten wieder kurzerhand auf die Gesellschaft umlegen. In dieser Krise kamen unterschiedliche Zentren der Macht rasch zu der Erkenntnis, dass sie sich als einzigartiges Feldexperiment betrachten lässt, das sagenhafte Chancen bietet, Methoden der Bevölkerungskontrolle weiterzuentwickeln und zu erproben, durch die sich endlich die Risiken einer demokratischen Bedrohung beseitigen lassen. Methoden digitaler Überwachung und Methoden der Repression haben in dieser Krise einen gewaltigen Entwicklungsschub erfahren. In der Corona-Krise ist der autoritäre Geist, der dem Kapitalismus immer latent oder offen vorhanden ist, wieder unverhüllt sichtbar geworden.
      (Rainer Mausfeld, Hybris und Nemesis – Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt – Einsichten aus 5000 Jahren, S. 351/355/365)

  3. Elbereth sagt:

    Ja, es ist haarsträubend. Dankenswerterweise kommen die Einschläge immer näher bzw. es wird immer absurder. Da nicht aufzuwachen zeugt schon von einer gewissen Sturheit. Die Dystopie ist quasi eine immer penetranter werdende Aufforderung zum geistigen Erwachsenwerden.

    Da muss man fast fragen – wäre es wirklich besser, wenn es nicht so wäre?

  4. tulopa - ich denke selbst sagt:

    Ulrike Meinhof hat – als sie noch Journalistin war und noch nicht in der RAF – ein interessantes Essay geschrieben, in dem sie die Funktion des Freitag-Abend-Krimis und von XYZimmermann für die Lenkung der Bevölkerung beleuchtet. Der Bürger darf jede Woche gemeinsam mit der Regierung auf Verbrecherjagd gehen und am Ende die bösen Jungs einsperren. So ist er gut gerüstet für das Wochenende und erscheint am Montag wieder pünktlich auf seinem Arbeitsplatz…

    • Ziviliest sagt:

      tja, ohne Wölfe keine Herde, keine Hirten, und für den Alltag einige Halbwölfe (Hunde) als Wadenzwicker.

  5. Nevyn sagt:

    Interessanter Artikel. Danke.
    Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem empfehle ich „Jenseits des Vorstellbaren“ von Elison Miller. Die Traumatherapeutin beschreibt dort u. a. sehr ausführlich, wie Mind Control funktioniert und angewendet wird.
    Eines der wichtigsten Kriterien der kognitiven Kriegsführung ist die Verwirrung von Realität und Fiktion. Da der Mensch seine Realität anhand der sinnlichen Wahrnehmung konstruiert, kann man diese mit virtuellen Realitäten nahezu beliebig manipulieren. Das menschliche Gehirn kann sie nur bedingt auseinander halten und je weniger, je schlechter der Hippocampus funktioniert, der die raumzeitliche Zuordnung präsentiert. Indem der Mensch immer tiefer in virtuelle Realitäten hinein manövriert wird, wird er eingesponnen in ein Wahnsystem, das er nun als seine Realität annimmt, annehmen muss, und sich entsprechend verhält. Je schlechter das Frontalhirn arbeitet und je schlechter er in der Lage ist, innere Bilder zu generieren, desto leichter kann man ihn einwickeln.

    Man hackt gewissermaßen seine Firewall und erlangt Zugriff auf die DOS-Ebene des Gehirns, das limbische System. Damit hat man ihn im BOT-Netz. Er wird jeder Weisung folgen und auch noch glauben, es sei seine eigene Entscheidung, denn er handelt durchaus logisch, nur unter den falschen Voraussetzungen einer ihm vorgespiegelten Realität. Was sonst sollte denn kognitive Kriegsführung sein?

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