EU-Botschafter ignorieren Gesprächseinladung von Lawrow | Von Thomas Röper

Das russische Außenministerium hat die Botschafter der EU-Staaten zu einem Gespräch mit Außenminister Lawrow eingeladen, aber die EU-Botschafter haben ihre Teilnahme geschlossen abgesagt. Russland spricht davon, das werde “schreckliche Konsequenzen” haben.

Ein Kommentar von Thomas Röper.

Die Botschafter, die in andere Länder entsandt werden, haben in erster Linie die Aufgabe, in Kontakt mit der Regierung ihres Gastlandes zu stehen. Sie bereiten Treffen von Politikern vor, verhandeln über Wirtschaftsfragen, aber natürlich auch über kulturelle und andere Themen. Aber ihre wichtigste Aufgabe ist nun einmal der Kontakt zur Regierung des Gastlandes.

Botschafter dürfen sich nicht in die inneren Angelegenheiten ihres Gastlandes einmischen. Das legt die UN-Charta, also die Grundlage des Völkerrechts, in Artikel 2 eindeutig fest. Das hindert die Botschafter der EU und ihrer Mitgliedstaaten jedoch nicht daran, sich in die russischen Angelegenheiten einzumischen, indem sie die radikale russische Opposition unterstützen oder LGBT-Propaganda machen, die in Russland verboten ist. Nur der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass LGBT selbst in Russland nicht verboten ist oder bestraft wird, es gibt Gay-Clubs und so weiter. Es ist in Russland nur verboten, das zu propagieren.

Man stelle sich einmal vor, der russische Botschafter in Deutschland würde sich in die deutsche Politik einmischen, medienwirksam beispielsweise Reichsbürger unterstützen und gegen deutsche Gesetze verstoßen. Würde die Bundesregierung sich das gefallen lassen, oder würde sie den russischen Botschafter zum Gespräch laden und verlangen, dass er diese Dinge unterlässt?

Die EU-Botschaft lehnt Treffen mit Lawrow ab

Das war es auch, was das russische Außenministerium angesichts der heißen Phase des russischen Präsidentschaftswahlkampfes den EU-Botschaftern mitteilen wollte, wie der russische Außenminister Lawrow am 4. März in einem Interview erzählte:

„Zwei Tage vor der geplanten Veranstaltung, vor dem Treffen, schickten sie uns eine Note: ‚Wir haben beschlossen, nicht hinzugehen.‘ Können Sie sich Beziehungen zu Staaten auf diplomatischer Ebene vorstellen, deren Botschafter Angst haben, zu einem Treffen mit dem Minister des Landes zu kommen, in dem sie akkreditiert sind? Wo wurde das überhaupt jemals gesehen?“

Lawrow erzählte, dass sein Ministerium „viel Material darüber gesammelt  hat, wie sich die Botschaften der EU in Moskau auf unsere Präsidentschaftswahlen vorbereiten, welche Mechanismen zur Einmischung“ sie verwenden und dass „irgendwelche Projekte zur Unterstützung unserer nicht systhemischen Oppositionellen geschaffen werden“. Und er sagte:

„Insgesamt sind das Dinge, die Botschaften nicht machen dürfen.“

Die Arroganz der EU

Daraufhin hat ein russisches Wirtschaftsportal bei der Botschaft der EU in Moskau nachgefragt und folgende Antwort bekommen:

„Unsere Reaktion folgte auf den Tod von Alexej Nawalny und nachdem die Forderungen der EU nach einer unabhängigen internationalen Untersuchung der Todesursachen keine Beachtung gefunden hatten.“

Es ist faszinierend, wie arrogant die EU ist. Würde ein westliches Land eine von Russland geforderte internationale Untersuchung akzeptieren, wenn dort ein Häftling im Gefängnis stirbt? Zum Beispiel, Gott behüte, Julian Assange? Und warum kommt die EU der russischen Forderung nicht nach, den Abschuss der russischen Il-76 mit 65 ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord zu untersuchen?

Die Ständige Vertretung der EU verwies in ihrer Antwort außerdem auf ein „äußerst geringes Maß an Vertrauen“ und fügte hinzu:

„Wir wurden eingeladen, die Beziehungen zwischen der EU und Russland zu besprechen, aber jetzt sagt Minister Lawrow, dass es bei dem Gespräch darum ging, uns zu belehren. Das beweist, dass wir Recht hatten, die Einladung abzulehnen.“

Das wirft zwei Fragen auf. Erstens: Warum sind überhaupt noch Botschafter der EU und ihrer Mitgliedstaaten in Russland, wenn sie inzwischen sogar Einladungen zu Gesprächen mit ihrem Ansprechpartner, also dem russischen Außenminister, ablehnen? Und zweitens: Wer trifft in der EU eigentlich wirklich die außenpolitischen Entscheidungen, wenn die EU dafür sorgen kann, dass die Botschafter aller EU-Staaten eine Einladung einfach ablehnen?

Die offizielle russische Reaktion

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, wurde bei ihrer regelmäßigen Pressekonferenz nach dem Eklat gefragt und ich habe die Frage und ihre Antwort komplett übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Frage: Sie haben erwähnt, dass sich die EU-Botschafter geweigert haben, sich mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zu treffen. Welche Konsequenzen wird ihr Handeln für sie haben?

Sacharowa: Schrecklich, schrecklich werden die Konsequenzen für sie. Wenn ein professioneller Diplomat sein Gesicht verliert, wenn jeder merkt, dass er seine Professionalität und seine Fähigkeiten verloren hat, dann gibt es keine Kompensation, in keiner Weise und in keiner Form. Das haben sie sich selbst zuzuschreiben.

Sie tun mir aus einem Grund aufrichtig Leid. Sie sind zu Geiseln ihrer eigenen Regime geworden. Viele von ihnen haben einen weiten Weg zurückgelegt, um Botschafter der EU-Länder in der Russischen Föderation zu werden. Es ist eine Tatsache, dass erfahrene Leute in große Länder entsandt werden, darunter Mitglieder der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Atommächte. In unser Land sollte man in Anbetracht seiner Größe eigentlich Fachleute entsenden, die über beträchtliche Erfahrung verfügen. Sie alle sind nach vielen Jahren der Arbeit in diese Position, auf diesen Posten gekommen. Und ihre eigenen Staaten haben sie dumm und schlecht aussehen lassen. Nicht ihre Völker, sondern die Regime in ihren Ländern. Leider ist das geschehen. Ich glaube, es gibt keine andere Erklärung. Ob sie selbst gekniffen haben oder ob ihre Regime sie vorgeführt haben, es geht immer um dasselbe. Sie haben im Grunde „unterschrieben“, dass sie keine Botschafter ihrer Länder sind.

Was ist ein „Botschafter“? Ein Botschafter vertritt nicht nur eine bestimmte Organisation, sondern das ganze Land in seiner Gesamtheit. Das ist sehr wichtig. Das ist nicht nur jemand, der diese oder jene politische Partei oder soziale Bewegung vertritt, die ihn ernannt hat. Es ist nicht jemand, der diese oder jene Ideologie, die an der Macht oder in der Opposition ist, vertritt. Nein, es ist jemand, der die Menschen seines Landes in ihrer Gesamtheit vertritt.

Wen vertreten sie, wenn sie sich weigern, sich mit der Behörde zu treffen, die für sie der Counterpart ist? Das russische Außenministerium ist für sie in erster Linie die Quelle aller Informationen, Daten, sowohl über bilaterale Beziehungen als auch über die Position in multilateralen Formaten. Sie haben das alles selbst gemacht und angerichtet. Daraus ergeben sich die entsprechenden Konsequenzen.

Der zweite Punkt: Es wäre in Ordnung, wenn sie sich in unserem Land an allen Fronten abschotten und prinzipiell mit niemandem sprechen würden. Das wäre eine seltsame Haltung, selbstverräterisch, unprofessionell. Aber zumindest könnte man darin eine gewisse Logik sehen. Nach dem Motto, die Selbstisolierung nach der COVID-19-Pandemie ist noch nicht vorbei. Aber sie nehmen regelmäßig an irgendwelchen marginalen Veranstaltungen teil und machen sich damit in unserem Land lächerlich.

Wir begegnen den Vertretern von Ländern und Völkern mit Respekt, der sich eben daran orientiert, dass sie ihre Länder in ihrer Gesamtheit vertreten. Der Vorschlag, dieses Treffen abzuhalten, wurde aus Respekt vor ihren Völkern gemacht. Aber unsere Menschen, das Volk, die NGOs lachen buchstäblich über sie. Sie sind bereits zu Helden von „Memes“ oder einer Art Performance-Kunst geworden.

Gehen Sie ins Internet und geben Sie „Amerikanischer Botschafter in Moskau“ ein. Wer schreibt das? Das ist nicht die Regierung, das ist nicht irgendeine spezielle Institution, die das tut. Das sind Menschen, die es einfach lustig finden, wie sich die Botschafter der Länder des „kollektiven Westens“ von Diplomaten in Marginale verwandelt haben, die an irgendwelchen wilden Aktionen teilnehmen, die nicht für die zwischenstaatliche Kommunikation gedacht sind.

Sie agitieren innerhalb unserer Gesellschaft, mischen sich in innere Angelegenheiten ein und werden zu den „Clowns“, die vor einem Rodeo freigelassen werden, um den Hundeführer oder Reiter „aufzuwärmen“ und das Publikum zu unterhalten. Sie werden zu diesen Clowns, rennen vor unserem Publikum herum und versuchen endlos, Aufmerksamkeit zu erregen, eine Performance zu inszenieren, an etwas teilzunehmen, ihre seltsamen Botschaften und Appelle zu senden, die von unserem Publikum kaum verstanden werden. Sie versuchen ständig, irgendwo Blumen niederzulegen, irgendwelche „Regenbogenfahnen“ über ihren Botschaften und wo immer möglich zu hissen. Die Leute lachen bereits über sie. Die verstehen es wahrscheinlich einfach nicht. Viele von ihnen sprechen kein oder nur unzureichend Russisch. Vielleicht verstehen sie einfach nicht, wie man über sie denkt.

Wenn nun der US-Botschafter Informationen auf seinen offiziellen Seiten veröffentlicht, die Russen hätten angeblich keine Angst davor, sich an „humanitären Aktionen“ der US-Regierung zu beteiligen. Das werde Ihrem Patriotismus angeblich nicht schaden, heißt es. Wie ist das möglich? Unsere Brüder und Schwestern, unsere Bürger, werden mit amerikanischen Waffen getötet. In russischen Regionen kommt es regelmäßig zu Terroranschlägen gegen zivile Infrastruktur. Kinder sterben, und Sie laden die Bürger unseres Landes ein, um an Programmen der US-Regierung teilzunehmen, die garantieren, dass deren Patriotismus keinen Schaden nimmt? Wir entscheiden selbst, wie wir mit all dem umgehen sollen, was wir mit Patriotismus tun sollen, wie wir ihn zeigen können und wie wir mit all Ihren Programmen umgehen sollen.

Das ist traurig, war aber angesichts der Degradation zu erwarten, die wir seit vielen Jahren in der Diplomatie des „kollektiven Westens“ beobachten. Das deutlichste Beispiel ist Josep Borrell, der das Amt des Hohen Vertreters der EU für Außen- und Sicherheitspolitik innehat. Alle 27 Länder der EU orientieren sich an ihm und übertragen ihm das Recht, in außenpolitischen Fragen in ihrem Namen zu sprechen. Was quatscht er? Es zeigte sich, dass selbst offizielle Vertreter der EU-Länder nicht verstehen, was er sagt. Es zeigte sich, dass nicht er seine Kolumne schreibt, sondern dass das irgendjemand für ihn schreibt. Ich bin mir nicht sicher, ob er das überhaupt liest. Wie geht das? Was ist das denn für eine gruselige Performance?

Was ist der denn für ein Diplomat? Haben Sie jemals einen Diplomaten sagen hören, dass für Diplomatie hier kein Platz ist und alles auf dem Schlachtfeld entschieden werden muss? Wir betonen immer, dass wir für Frieden, Verhandlungen und bis zuletzt für eine friedliche Lösung stehen. Und das obwohl wir einer hybriden Aggression seitens der USA ausgesetzt sind. Was hat der Chef der europäischen Diplomatie dazu gesagt? Josep Borrell sagt genau das Gegenteil und tötet die Diplomatie.

Ursula von der Leyen, die sich auch mit den internationalen Beziehungen der EU beschäftigt, vertritt sie die etwa? Sie setzt die Politik der USA innerhalb der EU durch. Das ist Antidiplomatie.

Ich möchte Sie an Liss Truss erinnern, die anderthalb Monate lang Premierministerin Großbritanniens war und davor ein Jahr lang Außenministerin, Diplomatin des Königreichs, war. Vorher hatte sie kurzzeitig auch verschiedene leitende Positionen in der britischen Regierung inne. Was ist das für eine Diplomatie? Sie kam in einem schicksalhaften Moment zu sehr wichtigen Verhandlungen in unser Land und wusste nicht einmal, dass die Regionen Rostow und Woronesch Teil der Russischen Föderation sind. Ist das normal? Das geschah während eines Gesprächs über die Situation zwischen Russland und der Ukraine.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte, dass sie mit Russland nicht reden werde, solange es keine Wende um 360 Grad und eine grundlegende Änderung seiner Außenpolitik mache. Wir haben uns um 360 Grad gedreht, na und? Wir warten auf aktive Aktionen aus Berlin. Wo sind die?

Und das hat sie mehr als einmal gesagt. Entweder sagt ihr niemand, dass sie Unsinn und dummes Zeug redet, oder sie glaubt, dass das alles Feinde sind, die über ihre Fehler reden, und sie muss dem widerstehen – das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber das ist die Ebene der „Diplomatie“. Das war zu erwarten.

Das ist die Degradation der westlichen Diplomatie in all ihrer „Pracht“. Was machen sie im UN-Sicherheitsrat? Sie töten den Sicherheitsrat doch, indem sie offensichtliche Resolutionen blockieren und sie nur durch Sanktionen ersetzen. Die können jetzt nur noch eines: diese endlosen Sanktionen beschließen, die die Diplomatie zerstören. Mehr noch, das sind nicht bloß Sanktionen, sondern ein Teil des hybriden und wirtschaftlichen Krieges gegen unser Land.

Ende der Übersetzung

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 07. März 2024 bei anti-spiegel.ru
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Bildquelle: Andreanicolini/ shutterstock

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Kommentare (10)

10 Kommentare zu: “EU-Botschafter ignorieren Gesprächseinladung von Lawrow | Von Thomas Röper

  1. Poseidon3 sagt:

    Dem Werte-Westen passt es nicht dass im Osten nicht nur die Sonne aufgeht.
    Das Göttliche kennt die Seinen.

    "Opus – Live Is Life"
    https://www.youtube.com/watch?v=SBaITnCSsnQ

  2. Ralle002 sagt:

    6. März 2024
    Enthüllt: Russlands "Friedensangebot" bringt Sahra Wagenknecht und AfD in Erklärungsnot
    https://www.gentside.de/news/welt/enthuellt-russlands-friedensangebot-bringt-sahra-wagenknecht-und-afd-in-erklaerungsnot_art28234.html

    09.03.2024
    Details zu Russlands Friedensangebot enthüllt: Putin plante mit Ukraine als „kastrierten Staat“
    https://www.fr.de/politik/krieg-friedensabkommen-putin-selenskyj-verhandlungen-russland-ende-vom-ukraine-zr-92874121.html

    24. Februar 2024
    So unterstützt Deutschland die Ukraine
    Deutschlands Haltung ist klar: Wir werden die Ukraine so lange wie nötig unterstützen. Seit dem russischen Überfall am 24. Februar 2022 hat Deutschland der Ukraine bereits Hilfen im Gesamtwert von rund 32 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt – als humanitäre Unterstützung, direkte Zahlungen oder in Form von Waffen.
    https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/krieg-in-der-ukraine/deutschland-hilft-der-ukraine-2160274

    Hierzu:
    Es ist zwar grundsätzlich zu loben, dass unsere Bundesregierung, unter anderem auch der Ukraine, "hilft":

    In Wirklichkeit hilft unsere Bundesregierung dadurch, dass sie sich immer noch mehr Geld "leiht", das doch ursprünglich durch die etwas sonderbaren Kreditvergaben der Banken in Umlauf gelangt war.

    Unser heutiges Geld- und Bankensystem kann aber deshalb gar nicht funktionieren, weil das Nachlegen von Geld ständig über eine Ausweitung der öffentlichen Schulden und insofern einfach nur mit immer schnellerem Gelddrucken funktioniert.
    Der Staat kann aber seine vielen Schulden später nie wieder zurückzahlen.

    Beispiel für öffentliche Schulden:

    4. März 2024
    Ende 2022 hatten die NRW-Kommunen 83,4 Milliarden Euro Schulden
    https://www.ruhrbarone.de/ende-2022-hatten-die-nrw-kommunen-834-milliarden-euro-schulden/230285/

    DIW-Chef Marcel Fratzscher fordert eine intelligente Schuldenbremse:

    24. November 2023
    Nicht alle Schulden sind schlechte Schulden
    Eine Kolumne von Marcel Fratzscher
    https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-11/bundeshaushalt-schuldenbremse-bundesregierung-bundesverfassungsgericht-urteil

    Zitat:
    Ohne die Zusatzmilliarden ginge es Deutschland jetzt viel schlechter. Das zeigt: In Zeiten der Polykrise braucht es eine intelligente, flexible Schuldenbremse.

    Hierzu:
    Anstatt wie DIW-Chef Marcel Fratzscher dies tut, über gute und schlechte Schulden zu philosophieren, sollten wir uns dessen bewusst sein, dass es nicht funktionieren kann, dass Banken ihre Kredite aus dem Nichts "verleihen".

    Herr Fratzscher leistet aber nicht einfach nur eine falsche Themenarbeit. Vielmehr ist er ein Claqueur der SPD:

    28.06.2017
    DIW-CHEF MARCEL FRATZSCHER
    Claqueur der SPD
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/diw-chef-marcel-fratzscher-claqueur-der-spd-15076061.html

    26.04.2015 –
    Die Spur des Geldes
    Der Professor Richard Werner prüft mit einem Bankkredit, welche Theorie der Realität standhält – und widerlegt die gängige Intermediationsthese.
    https://www.handelsblatt.com/studie-die-spur-des-geldes/11692652.html

    Wegen der "Geldillusion" bemerken wir es nicht hinreichend, dass wir für einen immer absurderen Bruchteil einer rasant ansteigenden Geldmenge arbeiten.
    Gleichzeitig nimmt das Ausmaß der Spekulation immer größere Ausmaße an.

    17 Dec 2023
    Spekulation Spekulationsrausch Wie er den Boom Bust Zyklus anheizt
    https://fastercapital.com/de/inhalt/Spekulation–Spekulationsrausch–Wie-er-den-Boom-Bust-Zyklus-anheizt.html

    Wenn wir das Finanzsystem immer weiter mit immer schnellerem Gelddrucken und insofern mit immer mehr Schulden "retten", dann müssen auch unsere Reallöhne immer weiter sinken:

    27 Apr 2023
    Inflation frisst Gehaltserhöhung: Reallöhne sinken im Rekordtempo von 4,0 Prozent – aber die Trendwende ist in Sicht
    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/realloehne-in-deutschland-sinken-durch-inflation-so-stark-wie-nie-trendwende-in-sicht/

    Problemlösung:
    Die Idee mit dem "Segen des Egoismus" gemäß Adam Smith ist zwar grundsätzlich sinnvoll. Mit dem heutigen Kapitalismus geht diese Idee aber mit der Zeit immer mehr nach hinten los.
    Damit wir den Kapitalismus abschaffen können, sollten idealerweise alle Länder weltweit mitmachen, weil die nicht-kapitalistischen Länder sonst keinen hinreichenden Zugriff auf Rohstoffe hätten.

  3. Irwish sagt:

    Kindliches, unreifes Verhalten

    Wer nicht zum Erwachsenen heranreift, bleibt lebenslang Kind. Zahllose Neurosen, die aus der Kindheit stammen, durchziehen das Leben der meisten heutigen sogenannten Erwachsenen, zumindest in den sogenannten Industrieländern. Erwachsen ist man nach derzeitiger Auslegung nicht, wenn man gewisse Reifeprozesse durchlaufen hat, sonder – für alle gleich – mit dem Erreichen der Volljährigkeit. Die tatsächlich erreichte Reifung der Persönlichkeit scheint dabei keine Rolle zu spielen.

    Dieser Umstand führt heute bei sehr vielen Menschen zu einer narzißtischen Entartung. Doch was ist Narzißmus tatsächlich? Auf diese Frage liefert Johannes Lichtenberg in seinem Buch »Narzißmus – Das Königreich im Kopf« (1) erschöpfende Antworten:

    —– Zitat-Anfang —–
    Im Volksmund handelt es sich beim Narzißmus um eine ausgeprägte Selbstverliebtheit und als Narzißten definierten Personen wird oft außerordentlicher Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Arroganz zugeschrieben. Wenn man sich mit Narzißmus beschäftigt, muß zunächst einmal zwischen einem positiven und einem negativen bwz. dysfunktionalen Narzißmus unterschieden werden. Der positive Narzißmus meint eine »gesunde«, realistische, wertschätzende und sichere Einstellung zu sich selbst, welche auch nicht so leicht durch Mißerfolge oder Kritik ins Wanken gebracht wird. »Positive Narzißten« ruhen in der Regel in sich selbst und strahlen oft auf angenehme Art Selbstsicherheit und Harmonie aus. Diese Menschen sind in der Lage, ganz sie selbst zu sein und andere Menschen bedingungslos und ohne darüber hinausgehenden Zweck zu lieben, da ihr Selbstwert nicht von äußeren Faktoren abhängig ist.
    Der negative Narzißmus bezieht sich hingegen auf Menschen, die in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind und deren Liebe zu anderen Menschen in der Regel an Bedingungen geknüpft ist und vorrangig dazu dient, selbst geliebt zu werden oder auch, um einen Vorteil oder Nutzen aus der Beziehung mit diesem Menschen zu gewinnen. Daher sind Narzißten oft unfähig, lange, glückliche Beziehungen zu führen. Diese Menschen verfügen meist über kein bzw. nur ein geringes Maß an Empathiefähigkeit und ihr Selbstwertgefühl ist oft gering oder instabil. Sie sind deshalb auf die Bestätigung anderer Menschen angewiesen. Um sich selbst besser zu fühlen, neigen sie dazu, andere Menschen abzuwerten.
    Auf diese negative Form bezieht sich im alltäglichen Sprachgebrauch in der Regel die Verwendung des Begriffes Narzißmus. Er ist assoziiert mit einer übermäßigen Selbstverliebtheit, Eitelkeit und Ich-Bezogenheit, oft auch einem starken Leistungs- und Statusbewußtsein. Hinzu kommen ein durch Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit gekennzeichnetes Verhalten, ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung durch andere Menschen und ein starker Drang zur Selbstdarstellung.
    Narzißten weisen in der Regel eine stark egozentrische Weltsicht auf. Das bedeutet, alles dreht sich in erster Linie um sie selbst, ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche. Das Wohl anderer Personen oder der Gemeinschaft hat für sie nur einen untergeordneten Stellenwert. »Schuld« haben für Narzißten grundsätzlich die anderen, sie selbst machen keine Fehler – so meinen sie zumindest. Konfrontiert man Narzißten mit Fehlverhalten, können sie damit nicht umgehen. Auf Kritik, sei sie noch so sachlich und angebracht, auf Mißerfolg oder Kränkungen reagieren Narzißten nämlich extrem allergisch. So stellte bereits der Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Erich Fromm in seinem Buch »Die Antwort der Liebe« fest: »Man kann einen narzißtischen Menschen daran erkennen, daß er äußerst empfindlich auf Kritik reagiert.« Das liegt daran, daß dies eine große Gefahr für ihr Selbstbild darstellt. Entgegen ihres Auftretens und der verbreiteten Meinung verfügen Narzißten nämlich keinesfalls über über ein durchweg positives Bild von sich selbst oder über ausgeprägte Selbstsicherheit. Vielmehr sind sie oft auf die Bewunderung und Bestätigung anderer Menschen angewiesen, weil sie sich ihrer selbst eben gerade nicht sicher sind. Viele Narzißten sind in ihrem Innersten zutiefst unsicher. Dies wollen sie jedoch nach außen hin keinesfalls zeigen. Denn dann würden die Menschen um sie herum schnell merken, daß sie eigentlich gar nicht so toll, so besonders, so großartig sind, wie sie vorgeben zu sein.
    —– Zitat-Ende —–

    Wir leben in einer narzißtischen Gesellschaft. Das bedeutet: die allermeisten Menschen in dieser Gesellschaft sind nicht frei von narzißtischen Prägungen oder sogar davon durchsetzt. Im Gegensatz zu Johannes Lichtenberg glaube ich jedoch nicht an einen irgendwie positiven Narzißmus, denn wer wirklich in sich selbst ruht und damit weitgehend von außen unangreifbar geworden ist, hat keinerlei Selbsterhöhung nötig. Mit anderen Worten: Narzißmus ist nichts anderes als Selbsterhöhung, mit der man auf unerträgliche Selbstzweifel reagiert. Der Narzißt redet sich ein, etwas Besseres zu sein, weil er diese Vorstellung von sich selbst dringend benötigt, um sein lädiertes Selbstwertgefühl auszugleichen. Wenn er fest daran glaubt, etwas Besseres als seine Mitmenschen darzustellen, muß er sich nicht mehr mit seinen tatsächlichen Defiziten befassen.

    Man kann ja die eigenen, sozusagen »am eigenen Leib« erfahrenen Defizite nicht wirklich aus seinem Bewußtsein verbannen; irgendwo im Hintergrund lauert diese scheinbare »Bedrohung« noch immer, egal wie sehr man sich zuvor angestrengt hat, sie zu verdrängen. Diese Bedrohung erscheint dann auf der inneren Bildfläche, wenn der Strom der geforderten Anerkennung ausbleibt. Der Narzißt kann nur mit Leuten, die sich ihm unterwerfen, indem sie seine angebliche Großartigkeit nicht nur anerkennen, sondern quasi ständig zum Ausdruck bringen.

    Selbstliebe als positiven Narzißmus, wie oben von Johannes Lichtenberg dargestellt, gibt es meiner Überzeugung nach nicht wirklich. Man liebt sich nicht selbst, sondern ist und lebt sich selbst – oder auch nicht, wenn man fremdbestimmt denkt, fühlt und handelt. So ähnlich ist es auch mit dem Selbsthaß: Man haßt da nicht wirklich das eigene Selbst, sondern das, was irgendwie in einen selbst hineingeraten ist, das Fremde im eigenen Bestand, das einem befiehlt, nicht auf die eigenen inneren Stimmen zu hören, nicht die eigenen Gefühle zu berücksichtigen, sondern die von außen kommenden Forderungen, wie man zu sein hat. Wer wirklich in sich selbst ruht, benötigt keine Selbstbeweihräucherung, benötigt keine Selbsterhöhung und wird somit auch keine narzißtische Entwicklung starten.

    Arroganz, auch als Überheblichkeit bezeichnet, ist direkter Ausdruck von Narzißmus. Der Narzißt kann mit seinen Mitmenschen nicht auf Augenhöhe kommunzieren, er muß sich – aus einem inneren Zwang heraus – immer über andere erhöhen, sonst würden seine verdrängten Selbstzweifel wieder hervorbrechen und ihm sehr unangenehme Gefühle bereiten. Unangenehme Empfindungen sollten eigentlich dazu dienen, dort, wo es weh tut, genauer hinzuschauen. Der Narzißt jedoch vermeidet solche Wahrnehmungen, wo er nur kann; er möchte das nicht wissen, weil er sich dazu entschieden hat, bei seiner Größenphantasie zu bleiben – und letztendlich, weil er Angst davor hat, sich selbst so zu sehen, wie er wirklich ist.

    Dem geneigten Leser möchte ich an dieser Stelle ein Buch von Johannes Menath empfehlen, das sich mit moderner Propaganda befaßt, wo der Autor 80 Methoden der Meinungslenkung vorstellt. (2) Einleitend kann man sich einen Vortrag des Autors zum selben Thema anhören. (3)

    (1) https://www.google.de/books/edition/Narzissmus_Das_Königreich_im_Kopf/2zopEAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=narzißtische+Entartung&printsec=frontcover

    (2) http://irwish.de/PDF/Psychologie/_Sonstige/Menath_Johannes-Moderne_Propaganda-80_Methoden_der_Meinungslenkung.pdf

    (3) https://www.youtube.com/watch?v=DAhdDtPGFe4

  4. Hayden sagt:

    Das kommt dabei heraus, wenn man die eigene Stimme bei Wahlen in einer Urne beerdigt und der gewinnenden Bande von Versagern einen 4 Jahres Freibrief ausstellt, in seinem Namen alle! zu bestehlen, zu bevormunden, zu zerstören und zu verraten, also maximalen Schaden anzurichten, ohne jemals dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Ganz toll diese Demokratie!
    Wer es nach der Plandemie, dem Gender Irsinn oder dem Klimawahn jetzt immer noch nicht wahr haben will, dass nicht das Feindbild des Staates die Gefahr ist sondern der Staat selbst, der wird es auch als dampfender Haufen Asche auf der Landkarte wo mal die Bananenrepublik Dummland war nicht mehr lernen, denn das ist das tragische, es muss immer erst zu spät sein und dann ist Handeln keine Option mehr.
    Und jetzt sind wir wieder am Anfang, denn auch der Untergang wird allen! aufgezwungen von denen die sich bei all ihrer Dummheit auch noch überheblich und überlegen geben! Es waren immer die Mitläufer und Verräter welche es den Tätern ermöglicht haben, das ihnen und ihren Mitmenschen anzutun, ob durch dummheit oder feigheit spielt dann auch keine Rolle mehr
    Aber so ist das halt in einem Land, wo sich Leute von einer Regierung die immer noch Nazi Gesetze anwendet vor den Karren der Empörung gegen Rechts spannen lassen obwohl die Nazis Links "waren".

    • _Box sagt:

      Die Links-Rechts-Demagogie. Ein Interview mit Rainer Mausfeld.
      05. August 2016 um 9:55

      Sind viele Linke nicht eigentlich verkappte Faschisten? Und viele Rechte nicht furchtbar progressiv? Ja, ist die Unterscheidung von links und rechts daher nicht schon lange überholt? Das könnte man glauben, wenn man die Nazi-Demagogie betrachtet, die zurzeit durch das Internet schwappt. Oder die Leitartikel des Mainstreams verfolgt. Sahra Wagenknecht etwa sei eigentlich rechts, ja, nahe bei AfD und NPD. Und die CDU in den letzten Jahren so weit nach links gerutscht, dass sie längst sozialdemokratisiert sei und ihre „konservativen Werte“ verloren habe. Worum geht es bei dieser Demagogie? Welche Ziele verfolgt und Interessen bedient sie? Hierüber sowie über die Mechanismen der diesbezüglichen Gegenaufklärung und Manipulation sprach Jens Wernicke mit dem Kognitionsforscher Rainer Mausfeld, der klar analysiert und benennt, worum es bei all den Nebelkerzen und der damit intendierten Verwirrung tatsächlich geht: unseren Geist zu vernebeln und Kritik am immer grausamer betriebenen „Klassenkrieg“ von Reich gegen Arm, den inzwischen selbst der Milliardär und Starinvestor Warren Buffet als solchen benennt, unmöglich zu machen.
      (…)
      Der gesamte Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik ist im Gefolge des Neoliberalismus dermaßen verseucht durch eine Orwellsche Umdeutung nahezu aller relevanten Begriffe, dass man ein ganzes „Falschwörterbuch“ benötigte, um die sich darin verbergenden ideologischen Vorannahmen aufzuschlüsseln. Im Neoliberalismus haben sich die Falschwörter zu einem so dichtgesponnenen Gewebe eines ganzen Weltbildes verwoben, dass es nicht leicht ist, die Realität hinter dieser Ideologie zu erkennen.
      (…)
      Links und rechts sind ja nicht lediglich – in ihrem Bezug auf die Sitzordnung in der verfassunggebenden französischen Nationalversammlung von 1789 – historische Einteilungen entlang einer eindimensionalen Eigenschaft. Als solche wären sie in der Tat nicht nur historisch überholt, sondern auch hoffnungslos unterkomplex. Links steht vielmehr für die normativen moralischen und politischen Leitvorstellungen, die über den Menschen und über die Möglichkeiten seiner gesellschaftlichen Organisation in einem langen und mühsamen historischen Prozeß gewonnen wurden und die in der Aufklärung besonders prägnant formuliert wurden. Den Kern dieser Leitvorstellungen bildet ein universeller Humanismus, also die Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen.

      Bereits aus dieser Leitvorstellung ergeben sich schwerwiegende und weitreichende Folgerungen. Beispielsweise schließt ein universeller Humanismus Positionen aus, die auf der Überzeugung einer prinzipiellen Vorrangstellung der eigenen biologischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder nationalen Gruppe beruhen; er schließt also Rassismus, Chauvinismus, Nationalismus oder Exzeptionalismus aus. Zudem beinhaltet er, dass alle Machtstrukturen ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen haben, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen.

      Aus dem universellen Humanismus ergibt sich also das spezifische Leitideal einer radikal-demokratischen Form einer Gesellschaft, in der ein jeder einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen hat, die die eigene ökonomische und gesellschaftliche Situation betreffen; er schließt also Gesellschaftsformen aus, die auf einer Elitenherrschaft oder auf einem Führerprinzip beruhen. Diese in der Aufklärung erstmals klar formulierten Leitideale sind seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert worden und stellen den Identitätskern des linken Projektes dar.

      Da diese Leitideale gewaltige politische Konsequenzen haben, wurden sie seit je auf das schärfste bekämpft; historisch war das der Kern der sogenannten Gegenaufklärung, der es wesentlich um die Wahrung des jeweiligen Status quo ging.
      (…)
      Wenn wir von rechter Seite Wörter wie „Medienkritik“ oder „Kritik der EU“ oder „anti-imperialistische Kritik der USA“ vernehmen, sind wir versucht zu meinen, dass die Art der Kritik und die Art des Zieles, auf das sie sich richtet, möglicherweise mit linken Anliegen übereinstimmen könnte. Es lässt sich jedoch leicht aufzeigen, dass aus linker Perspektive darunter jeweils etwas grundlegend Anderes zu verstehen ist als aus rechter Perspektive.

      Es ist nämlich konstitutiv für die rechte Perspektive, dass sie das normative Ideal einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen mit all seinen Implikationen rigoros zurückweist und eine radikal nationalistische, chauvinistische und rassistische Haltung – ihr Rassismus tarnt sich nur dürftig durch ihr Konzept des „Ethnopluralismus“ – vertritt. Ihr Gesellschaftsideal ist das einer kulturell homogenen und hierarchisch-elitär organisierten Volksgemeinschaft, in die sich der Einzelne einzufügen und der er sich unterzuordnen habe. Ihr Hauptgegner ist folglich gerade die „Humanitätsideologie“ der Aufklärung und damit alles linke Gedankengut, das zu einer „weltanschaulichen Entwurzelung“ und zu einer Schwächung der „gewachsenen Ordnung der ethnischen Volksgemeinschaft“ und somit der „nationalen Identität“ geführt habe. Es kann also weder in den Zielen noch in den Mitteln Gemeinsamkeiten zwischen dem linken und dem rechten Projekt geben.

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=34504

      Corona-Proteste: Zwei Stunden lang Wasserwerfer-Einsatz
      21. November 2020 Thomas Moser

      Das Vorgehen der Polizei am Tag der Abstimmung über das Infektionsschutzgesetz war eine politische Machtdemonstration
      (…)
      In so manchen Kommentaren wurde der Einsatz beklatscht und für richtig geheißen. Bei Grünen und Linken wurde er zumindest nicht kritisiert. Der Chef der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Anton Hofreiter, deutete sogar seine Zustimmung an.

      Ein einst kritisiertes Mittel der Polizei wird nun geheiligt. Das zeigt, wie sehr das autoritäre Corona-Ausnahmerecht die politischen Verhältnisse bereits nach rechts verschoben hat.

      Als Rechtfertigung dienen seit Monaten die immer selben Figuren: Reichsbürger, Rechtsextreme, Verschwörungstheoretiker. Dabei wissen Politiker und Kommentatoren genau, dass es um sie gar nicht gehen kann. Sie sind vielmehr Mittel zum Zweck, um Corona-Proteste zu diskreditieren und Versammlungen aufzulösen.

      https://www.telepolis.de/features/Corona-Proteste-Zwei-Stunden-lang-Wasserwerfer-Einsatz-4967326.html

      Dass es der Bundesregierung unter Merkel oder Scholz nicht um den Kampf gegen »rechts« ging und geht, sondern um die Durchsetzung einer Corona-Politik, die vor allem rechts, autoritär und repressiv ist, sollte leicht nachvollziehbar sein.
      (…)
      Und auch die Querdenkenden sollten sich einige Fragen stellen. Dazu gehört sicherlich auch die berechtigte Frage, was Reichsbürger, AfD-Funktionäre und Identitäre auf einigen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen zu suchen haben? Fallen sie (den meisten) nicht auf oder weiß man nicht, was einen von diesen trennt oder doch mit diesen eint? Dabei geht es nicht darum, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es geht vor allem darum, für sich selbst genauer zu definieren, wohin die Kritik an der Corona-Politik führen soll.
      Das ist eine sehr entscheidende Frage: Will man zurück in das (erträgliche/gute) »Davor« oder erkennt man, dass das »Davor« die Bedingungen dafür geschaffen hat, dass das »Jetzt« genauso abläuft.
      Wer nur Ersteres im Auge und im Sinn hat, der wird auch die AfD wählen können, in dem Glauben, die AfD würde für das Gute/Alte/Bewährte stehen.
      Wer im Jetzt das Davor erkennt, wird einen ganz entgegengesetzten Weg, einen ziemlich neuen Weg gehen müssen.
      (Wolf Wetzel, Der Anti-Antifaschismus – Antifa, angebliche Nazis, rechtsoffener Staat und geheimdienstliche Neonazi-Verbrechen, S. 26, 29-30)

  5. Rocko48 sagt:

    Es wäre interessant zu wissen, an wen wurde(n) die Einladung(en) verschickt? An jedes einzelne Land, also z.B. auch an Ungarn und die Slowakei oder an die EU? Für mich wäre es unverständlich, wenn die genannten Länder ebenfalls Gespräche verweigern würden.

  6. Mr.Nobody sagt:

    Jeder von uns denkt nach bevor er etwas tut:
    Was bezwecke ich mit meinem Handeln, was möchte ich damit erreichen, kann ich das überhaupt erreichen, was ich mir vorgenommen habe, und wie gehe ich vor.
    Erst recht sollte man auf internationaler Ebene, auf dem Level, erwarten können, dass die "Diplomaten-Profis" das auch tun. Ist eigentlich deren Job.
    Jetzt haben die unisono entschieden – mit "dem Russen" reden wir nicht.
    Was bezweckt man mit einer solchen Entscheidung?
    Dass sich das alles "auf dem Schlachtfeld" irgendwie löst? Im Ernst?
    Diplomaten aller Herren Länder des "Wertewestens", seid ihr alle von Sinnen?
    Wenn nicht einmal ein Gespräch dieser Art möglich ist, was erzählt ihr dann irgendwas von "Friedensverhandlungen"?
    Tatsächlich; wozu braucht man denn dann noch diese "Botschaften"?

    • Irwish sagt:

      Antwort an Mr.Nobody

      Sie hatten behauptet: »Jeder von uns denkt nach bevor er etwas tut:«

      Das muß ich doch stark bezweifeln: Meiner Beobachtung nach handeln die meisten Menschen eher unbewußt, also ohne Beteiligung ihres bewußten Verstandes. Anders ausgedrückt: Zahllose Handlungen geschehen völlig automatisch, ohne daß sich die Handelnden ihrer Tat bewußt sind. Reflexartige Erwiderungen, z.B. wenn man sich irgendwie angegriffen oder bedroht fühlt, durchziehen heute fast jede zwischenmenschliche »Kommunikation«.

      Was heute tatsächlich der »Job« von Interessen- und Volksvertretern ist, entzieht sich weitgehend meiner Kenntnis. Die allermeisten Politiker sind heute durch einen ausgeprägten Narzißmus gekennzeichnet, der sie daran hindert, im Sinne ihres eigentlichen Klientels zu handeln und zu sprechen.

      In einem Kommentar vom vergangenen Dienstag (1) hatte ich bereits geschrieben: »Hinter jeder Aggression oder auch nur dargestellter Aggressionsbereitschaft steht eine Angst oder stecken sogar mehrere Angstquellen. Auch die uralte narzißtische Selbsterhöhung stellt ein im Grunde aggressives Verhalten dar. Wenn Menschen sich beleidigt, gekränkt fühlen, wurden eigentlich nicht sie selbst gekränkt, sondern ihr ›narzißtischer Schild‹ verletzt. Und darauf reagieren die meisten mit Aggression. Sie haben gelernt, sich mit ihrer künstlichen Vorstellung von sich selbst zu identifizieren, ja sie glauben fest daran, daß sie so seien, wie sie sich das vorstellen, mit all der Selbstbeweihräucherung und Selbstherrlichkeit, die sie sich angewöhnt haben, oder auch mit dem narzißtischen Klein-Klein, das sie darstellen, um Pflichten, Geboten und sonstigen gesellschaftlichen Forderungen auszuweichen. Gerade weil sie so fest daran glauben müssen, reagieren sie äußerst gereizt auf Leute, die diesen Glauben in Frage stellen. Derartige Zweifel können sie nicht zulassen, der narzißtische Schild muß immer auf Hochglanz poliert daherkommen, trübe Flecken könnten Zweifel erwecken.«

      Angstkommunikation findet meist ohne nennenswerte Beteiligung des Bewußteins statt. Vielmehr greift der durch Angst motivierte Kommunikant automatisch auf bereits ausgestaltete Glaubenssätze zurück. Er wird sozusagen von den Aussagen vermeintlicher Angreifer, Kritiker etc. getriggert und spuckt dann seine gespeicherten Entgegnungen aus.

      Das Personal, das sich derzeit – nicht nur in Deutschland – in den Regierungen findet, besteht weitgehend aus unreifen, ungebildeten und damit unfähigen Leuten. Von denen können Sie nicht erwarten, daß sie »Diplomaten-Profis« sind oder sich auch nur annähernd so verhalten. Aus meiner Sicht sind das Kinder, die Politik spielen. Die Bedeutung ihrer Worte scheint ihnen allerhöchstens halb bewußt zu sein, wenn überhaupt.

      (1) https://apolut.net/angstkommunikation-zur-erzeugung-von-folgebereitschaft-von-norbert-haering/#comment-283688

  7. passant sagt:

    Wie sagte der ehemalige Außenminister im Trump Kabinett, Mike Pompeo: Wir haben gelogen, betrogen und haben gestohlen. Wir hatten dazu ganze Trainingskurse.

    Anscheinend haben Botschafter und Spitzendiplomaten der EU/NATO erfolgreich diesen Kurs absolviert. Der Wertewesten benötigt keine Diplomatie oder gar Verhandlungen, denn nur er weiß was die regelbasierte Ordnung ist.
    Jetzt kann die Welt den Scherbenhaufen dieser Entwicklung besichtigen.

  8. Kit3 sagt:

    Diese freche und dümmliche Ignoranz ist einfach UN-erträglich in ihrer gefährlichen, unverschämten Provokation, die uns alle in großes Elend und Tod bringen kann. Man ist nur noch sprachlos… :-O

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