Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Wir leben in einer historisch außergewöhnlichen Zeit. Mit dem digital-finanziellen Komplex ist in den vergangenen Jahrzehnten ein Kartell entstanden, das sämtliche frühere Kartelle in den Schatten stellt. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben so wenige Menschen so viel Geld und so viel Macht in ihren Händen gehalten wie heute.
Die in den 1970er Jahren einsetzende Finanzialisierung der Weltwirtschaft hat dazu geführt, dass die Großbanken der Wall Street ihre Macht an die großen Vermögensberater mit Blackrock und Vanguard an der Spitze abgeben mussten. Mit den Digitalkonzernen Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Facebook ist in der gleichen Zeit eine neue Großmacht entstanden. Beide Kräfte zusammen beherrschen heute nicht nur sämtliche übrigen Großkonzerne, sondern auch – wie wir in den letzten drei Jahren erfahren haben – Medien, Wissenschaft und Politik – und das weltweit.
Ein solch gigantischer Machtzuwachs bringt aber auch Probleme mit sich, vor allem dann, wenn das Ungleichgewicht zwischen der winzigen Elite und dem Rest der Menschheit so drastische Ausmaße annimmt wie in unserer Zeit. Noch schwieriger wird es, wenn das Geldsystem, das den Aufstieg der wenigen ermöglicht hat, nicht mehr funktioniert und durch ein neues ersetzt werden muss, das zudem auch noch alles andere als demokratisch ist. Dann muss man in die Offensive gehen und schnellstmöglich autoritäre Zustände herbeiführen.
Genau das erleben wir zurzeit. Drei Jahre lang ist unsere Freiheit im Namen der Gesundheit immer weiter eingeschränkt worden, momentan beginnt ein ähnliches Regime im Namen des Klimawandels. Die dazu erforderlichen Zwangsmaßnahmen müssen allerdings ideologisch begleitet und der Masse gegenüber begründet werden. Zudem muss man die Menschen von den wirklich wichtigen Vorgängen hinter den Kulissen ablenken und – das ist vielleicht das Allerwichtigste – die eigenen Reihen schließen und alle Konzernführer, Medienvertreter, Politiker und Wissenschaftler, die die Agenda nicht voll und ganz unterstützen, ins Abseits stellen.
Genau hier kommt die Woke-Agenda ins Spiel. Sie funktioniert, indem sie die Interessen gesellschaftlicher Minderheiten aufgreift, sie bis ins Groteske übertreibt und dann als Druckmittel gegen einzelne Personen oder ganze Bevölkerungsteile nutzt.
Ein kurzer Blick auf die Geschichte der Bewegung zeigt, dass sie von mächtigen Kräften ins Leben gerufen wurde. Begonnen hat sie mit Black Lives Matter, einer vermeintlichen Bürgerrechtsbewegung, deren Unterorganisationen zwischen 2016 und 2022 allein von der Ford-Stiftung 100 Millionen Dollar erhalten haben und zu deren Geldgebern unter anderen Microsoft, IBM, Cisco, Softbank, Uber, Reddit, Shopify, Comcast, Paypal, Ben & Jerry’s und Tiktok zählen.(1)
Später kam es dann zur MeToo-Bewegung, deren zahlreiche Stiftungen zweistellige Millionenbeträge einnahmen und zu deren Großspendern neben Google und dem Fernsehsender CBS ebenfalls die Ford-Stiftung gehört.(2)
Inzwischen ist es um Black Lives Matter und Me Too etwas stiller geworden. Das hat seinen Grund, denn inzwischen dürfte die LGBTQ+-Bewegung die wichtigste Rolle innerhalb der Woke-Agenda spielen. Sie wird vor allem von der 1980 gegründete Human Rights Campaign angetrieben, die der woken Entwicklung eine ganz neue Dimension verliehen hat. Sie hat nämlich den Corporate Equality Index aufgestellt, der Konzerne danach beurteilt, inwieweit sie den Ansprüchen der woken Moral genügen, und der mittlerweile unter anderem vom Finanzgiganten BlackRock und zahllosen Großkonzernen übernommen wurde.
Welche Auswirkungen dieser Index haben kann, hat Reed Hastings, der Gründer und CEO von Netflix, gerade am eigenen Leib erfahren. Nachdem er nicht verhinderte, dass der schwarze Komiker Dave Chapelle auf Netflix das N-Wort benutzte, wurde Netflix im Corporate Equality Index zunächst um 25 Punkte heruntergestuft und kurz darauf ganz aus der Liste entfernt, so dass sich Reed Hastings gezwungen sah, seinen Posten zu räumen.
Hier aber wird es interessant. Netflix‘ drittgrößter Aktionär ist nämlich niemand anders als BlackRock. Der zweitgrößte ist Vanguard, und Vanguard ist, wie inzwischen allgemein bekannt, Hauptaktionär von BlackRock. Warum aber handelt die größte Finanzmacht der Erde hier gegen ihre eigenen Interessen?
Dafür kann es nur eine Erklärung geben: Man nimmt kurzfristige Verluste in Kauf, um ein langfristiges Ziel zu erreichen, und das lautet: Macht demonstrieren und den führenden Kräften in der Finanz- und Wirtschaftswelt zeigen: Entweder ihr fügt euch – oder wir sorgen dafür, dass ihr geht.
Wie erfolgreich diese Strategie ist, zeigt sich an den Reaktionen anderer Unternehmen. So wurden Anheuser-Busch InBev, der größten Brauereigruppe der Welt, erhebliche Verluste zugefügt, als ein Trans Influencer namens Dylan Mulvaney auf seinem Instagram-Kanal Werbung für Budweiser Light, eines der beliebtesten Biere in den USA, machte. Statt sich empört dagegen aufzulehnen, beließ es der CEO von Anheuser-Busch InBev lediglich bei dem Hinweis, die im Video präsentierte Dose sei nicht für den Verkauf an die Öffentlichkeit vorgesehen und es handle sich bei dem Video nicht um eine Bud-Light-Kampagne.
Anders als Hastings verhielten sich unter vielen anderen die CEOs von adidas, Northface und Target, dem nach Walmart zweitgrößten Discounter der USA. Sie gingen sogar in die Offensive und schalteten selbst woke Werbung. Adidas wartete mit einer Pride-Collection auf, Target warb für Badeanzüge, in denen Trans-Personen ihr noch vorhandenes Geschlechtsteil verstecken können.
Wer sich angesichts dieser Informationen die Augen wischt und meint, das alles sei zu grotesk, um wahr zu sein, dem sei empfohlen, sich einmal auf die Website der Human Rights Campaign zu begeben und deren Partner anzuklicken. Dort findet sich eine Liste von Großunternehmen, zu denen unter anderem die folgenden gehören: Apple, Amazon, Google, Microsoft, Intel, JPMorgan, Goldman Sachs, Pfizer, PayPal, Airbus und Master Card. Fast all diese Unternehmen haben eines gemeinsam: BlackRock und Vanguard zählen zu ihren Hauptaktionären.(3)
Die Woke-Agenda hat übrigens zwei wichtige Nebeneffekte. Zum einen schafft sie es aufgrund ihrer maßlosen Übertreibungen, seriöse Bürgerbewegungen, die für Frauenrechte, gegen Rassismus und gegen die Diskriminierung von Randgruppen antreten, ebenfalls ins Abseits zu stellen. Zum anderen führt die ständige Wiederholung der schrillen Parolen bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die die Kampagne absurd und sogar lächerlich findet, zu einem Gefühl der Ohnmacht gegenüber der Obrigkeit und erweist sich damit als hervorragender Wegbereiter für zukünftige Einschränkungen.
Der italienische Schriftsteller Ingnazio Silone hat einmal gesagt:
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“
Heute wissen wir auch, in welcher Verkleidung er auftritt: im Gewand eines ultra-autoritären woken Gutmenschentums.
Quellen und Anmerkungen
(1) https://builtin.com/diversity-inclusion/companies-that-support-black-lives-matter-social-justice
(2) https://metoomvmt.org/get-to-know-us/partners/, https://www.marketwatch.com/story/this-is-the-staggering-amount-of-money-metoo-has-helped-raise-for-womens-causes-2018-10-02
(3) https://www.hrc.org/about/corporate-partners
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: LikClick / shutterstock
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Sehr geehrter Herr Wolff, Sie schreiben:
"Mit den Digitalkonzernen Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Facebook ist in der gleichen Zeit eine neue Großmacht entstanden. Beide Kräfte zusammen beherrschen heute nicht nur sämtliche übrigen Großkonzerne, sondern auch – wie wir in den letzten drei Jahren erfahren haben – Medien, Wissenschaft und Politik – und das weltweit." Zitatende.
Das zeigt mir, dass auch Sie – ansonsten ist Ihr Artikel m.E. nicht zu kritisieren – immer noch in den Strukturen des Wertewesten verankert sind. Weltweit?? Russland und China – um nur die zwei wichtigsten zu nennen – haben mit denen, von Ihnen genannten Konzernen, längst keine Verträge mehr. Diese Nationen haben sogar Gesetze erlassen auf Grund derer diese "Plattformen" der USA verboten sind. Und womit? Mit Recht!!
Somit sind immerhin rund 1,6 Milliarden Menschen der Gehirnwäsche der Amis entzogen.
Sollten Sie natürlich zu der Annahme neigen, diese beiden Länder wären Diktaturen, o.k. dann ist Ihnen nicht zu widersprechen, denn dann ignorieren Sie diese Nationen und Ihr "Weltweit" trifft es.
Ich würde dann schon lieber in einer solchen Diktatur – die absolut keine sind – leben, anstatt hier mit solch einem MSM-Müll vollgesülzt zu werden.
Falls jetzt der Hinweis: dann hau doch ab kommen sollte……… gemach, gemach, so eine Auswanderung kostet Zeit. (Sprachkurs, Umzug, Abmeldung usw.) Man sieht, ich arbeite daran.
Man kann auch sagen, dass mit diesem an sich leerem Wortbegriff ein sprachhypnotisches Werkzeug angewendet wird.
Das geht so wie "abakadrabra" eines altmodischen Medizinmannes: einlullen der Analysefaehigkeit eines Menschen durch mehrdeutige, nichts-sagende Woerter als Wiederholungen und in den Glauben zu versetzen, eingelullt sei normal oder "auf aktueller Linie" mit einer heilen Gemeinschaft.
Eine Uralt-Technik auch palaeo-asiatischen Ursprungs.
In angeblich neuen "wissenschaftlichen" Schlaeuchen, vulgo Quacksalberei.
Der Autor, finde ich, bliebe mit seinen Aufsaetzen besser bei seinem Haupt-Thema, statt sich seine Fans auf Nebengleisen womoeglich zu verzetteln.
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“
Sehr geehrter Herr Wolff,
wer von den heute Herrschenden sagt (noch), er sei für "Antifaschismus"? Niemand! Was also soll die Verwendung des Begriffes "(Anti-)Faschismus"?
Beste Grüße!
P.S. In Abwandlung des obigen Zitates und angesichts vieler noch ungeklärten Fragen stelle ich Folgendes zur Diskussion: „Der neue rassistische Semitismus wird nicht sagen: Ich bin der Semitismus. Er wird sagen: Ich bin gegen Anti-Semitismus und Rassismus.“
Eine mögliche Abwandlung des obigen Zitats wäre auch:
"Die neue Autokratie wird nicht sagen: Ich bin die Autokratie, ich bin die Diktatur.
Sie wird sagen: Ich bin die Demokratie.
"Ich bevormunde die Bevölkerung nicht; ich sorge für deren Gesundheit." Ich sage was sie zu essen hat, wie und wie oft sie sich zu waschen hat, wie und wie viel sie zu heizen hat.
Und Ähnliches mehr…