Ein Meinungsbeitrag von Christian Hamann.
Julian Assange hat 14 Jahre der Verfolgung für die Verteidigung der Freiheit geopfert. Seine Gegner waren jedoch keine fremden Autokratien, sondern einflussreiche Kreise innerhalb des westlichen Militärs und der Geheimdienste. Es ist ein alarmierender Widerspruch, dass Assange die Verletzung demokratischer Prinzipien durch diese Sicherheitskräfte aufdeckte, während deren Aufgabe darin bestand, eben diese Prinzipien zu verteidigen.
Der Widerspruch lässt sich leicht auflösen, wenn man das Jefferson-Zitat in Teil 1 dieses Artikels vollständig verinnerlicht hat. Während ihrer Gründungsjahrzehnte waren die Vereinigten Staaten die historisch vorherbestimmte führende Nation innerhalb eines Kreises befreundeter anderer Nationen, die mit ihnen die Ideale der freien Demokratie teilen. Dieser Kreis erweiterte sich zuerst in Europa, woher die amerikanische Bevölkerung hauptsächlich stammt. Im Allgemeinen erfolgte die Ausbreitung der freien Demokratie ohne Gewalt, einfach indem man dem erfolgreichen Vorbild der USA folgte, welche durch ihre effektive freie Marktwirtschaft und die problemlose Integration der Einwanderer zum führenden Land der Welt wurden.
Diese friedliche Ausbreitung der freiheitlichen Demokratie hätte die Erde in die harmonische Gemeinschaft freier Nationen verwandeln können, die die UNO fälschlicherweise darzustellen meint. Stattdessen gelang es undemokratischen und antiliberalen Kreisen mit britischen Wurzeln, in die USA einzudringen und die Republik und ihre faire Marktwirtschaft in ein Imperium des großen Geldes zu verwandeln, das von Oligopolen und der Herrschaft des Stärkeren dominiert wird.
Schlimmer noch, die friedliche, auf Idealismus basierende Ausbreitung wurde durch einen primitiven Militarismus ersetzt, der erstmals während der Präsidentschaft von William McKinley (1898-1901) in vollem Umfang praktiziert wurde. Dieser Militarist war auch der erste Kandidat, der durch einen großzügig finanzierten, professionell geführten Wahlkampf Präsident wurde. So wurde klar, wessen Interessen die amerikanische Politik von da an tatsächlich diente.
Julian Assange wurde zum Freiheitshelden, indem er erfolgreich kontraproduktive Aktionen des US-Sicherheitsapparats bei Militäreinsätzen aufdeckte. Ein Blick hinter den Vorhang der (verfassungswidrigen) Geheimhaltung zeigt, dass der WikiLeaks-Gründer nicht einfach für die Wahrheit kämpfte, sondern tatsächlich für die Pressefreiheit und gegen die Herrschaft der Gewalt.
Doch Assange unterschätzte das Ausmaß der Bedrohung, die seine Arbeit für diese undemokratischen Kreise darstellte – und deren Bereitschaft, ungesetzliche Tricks anzuwenden, um ihn aus dem Weg zu räumen.
Doch dank der idealistischen Arbeit des UN-Sonderberichterstatters über Folter, Nils Melzer, kamen diese Manipulationen ans Tageslicht, während die freie Presse die Augen vor der Realität verschloss und der kritischen Hinterfragung der rechtsstaatswidrigen Aktionen auswich.
Melzer hat die entscheidende Grundlagenarbeit geleistet, um den Militaristen eine weitere Verfolgung Assanges zu verleiden, so dass dieser nach 1901 Tagen Haft gegen ein Schuldeingeständnis freikam. Der Idealist hat für die mutige Verteidigung Assanges und der Verfassungsprinzipien das Ende seiner UNO-Karriere in Kauf genommen. Seit Juli 2022 ist er Direktor für Völkerrecht, Politik und humanitäre Diplomatie beim Roten Kreuz.
Unter anderem enthüllte Melzer, dass
- die zwei Vergewaltigungsvorwürfe gegen Julian Assange falsch waren, da in beiden Fällen einvernehmlicher Sex ohne Gewalt stattgefunden hatte.
- in einem der beiden Polizeiberichte das Protokoll mit erfundenen Anschuldigungen umgeschrieben wurde – während die Frau ihn in Wirklichkeit nur nach dem Treffen zu einem AIDS-Test zwingen wollte.
- im zweiten Polizeibericht die Anschuldigung in der Behauptung bestand, der Angeklagte habe ohne Einverständnis der Frau kein Kondom benutzt.
Die Medien verbreiteten nicht nur die falschen Anschuldigungen, sondern servierten auch ein zweites unwahres Narrativ, nämlich, dass Assange sich der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Justizsystem entzogen habe – während er wiederholt, aber vergeblich, um die Möglichkeit bat, sich gegen die falschen Anschuldigungen zu verteidigen.
Die gleiche wahrheitsverzerrende Berichterstattung betraf Assanges Entscheidung, Schweden in Richtung Großbritannien zu verlassen. Tatsächlich geschah dies überhaupt nicht, um der schwedischen Justiz zu entgehen, sondern um unter allen Umständen einer Auslieferung an die USA zu entgehen. Denn dort drohte ihm ein nichtöffentlicher Prozess auf Grundlage des verfassungswidrigen Spionagegesetzes von 1917, weil er geheime Dokumente (hauptsächlich über Kriegsverbrechen der amerikanischen Sicherheitskräfte und ihrer Verbündeten) eingesehen und veröffentlicht hatte. Dieser Prozess vor einem Sondergericht hätte mit der Todesstrafe enden können, oder, wie es später kommentiert wurde, mit bis zu 175 Jahren Gefängnis.
Mit zunehmendem Einblick in den Fall wurde Nils Melzer selbst zum Whistleblower und sah sich dementsprechendem Mobbing und Widerstand auf verschiedenen Ebenen ausgesetzt. Hinter all diesen Ereignissen erkannte Melzer ein tiefgreifendes Problem des westlichen Systems, bei dessen Lösung der Fall Assange eine Schlüsselrolle spielt.
«Ich bin ein Aktivist, aber nicht für Assange, sondern für die Rechtsstaatlichkeit.» … «Hier habe ich die Chance, etwas zu erreichen, das über den Fall hinausreicht.» … «Den Schutz der Pressefreiheit und des Rechtsstaates.».
Melzer hat bei der Rettung von Julian Assanges Leben eine entscheidende Rolle gespielt, aber seine Hauptaufgabe ist noch nicht erfüllt. Es geht um die längst überfällige Eindämmung eines verfassungswidrigen Einflusses – des Einflusses der anglo-amerikanischen MIC-Militaristen einschließlich der Sicherheitsbehörden. Der Ausgang ist noch offen; nach rund fünf Jahren intensiver Warnungen des idealistischen UNO-Sonderberichterstatters über Folter vor der Bedrohung des Westens durch seinen eigenen Sicherheitsapparat wird die Außenpolitik noch immer und sogar noch stärker von Militaristen dominiert. Der Kurs führt die freiheitliche Zivilisation in Kriege mit Russland und China und gefährdet die Existenz Israels, riskiert einen Bürgerkrieg in den USA und verspricht vielfältiges Chaos in Europa.
Um unsere Zivilisation von der undemokratischen und höchst gefährlichen Dominanz rückständiger Militaristen zu befreien, ist nun dieselbe Zivilcourage erforderlich, wie sie Nils Melzer und andere Freiheitsaktivisten für die Befreiung Julian Assanges aufgebracht haben.
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Hier ist der Link zu Teil 1: https://apolut.net/julian-assanges-befreiung-ist-nur-der-erste-schritt-teil-1/
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Dani Ber / shutterstock
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Es ist erschreckend, welche Fehlleistungen hier verbreitet werden.
Darf ich daran erinnern, daß das Wort "Demokratie" schon seit der Oktoberrevolution ZWEI ganz unterschiedliche Definitionen aufweist.
Was die USA dann den WerteWestens betrifft, so handelt es sich um bürgerliche Demokratien, in denen per Gesetz, die Macht der Besitzenden festgeschrieben ist.
Früher beinhaltete das noch die Passage "Eigentum verpflichtet" – womit daraus abgeleitet eine Berechtigung dieser Vermögen abgeleitet wurde.
Diese bürgerliche D. erklärt sich insbesondere durch die sogenannten FREIEN WAHLEN.
Das bei diesen Wahlen, der Betrug lange VOR dem eigentlichen Wahlgang stattfinden, bemerke viele Menschen nie.
Mittels der in privater Hand befindlichen Medien, kann fast jedes Ergebnis der Wahl vorbestimmt werden.
JA – in der DDR gab es Wahlbetrug. Man kann annehmen, daß jedes der Ergebnisse mit mindestens 75% auch ohne Manipulationen erreicht worden wäre. Das reichte den Erfolgsverwöhnten und in sich selbst verliebten Herren um Erich Honecker nicht. Sie waren nur mit 98,99 zufrieden.
Wer sich jedoch hier und heute zur Wahl stellen will, braucht erst einmal viel Geld, um Flugblätter und viele Wahlplakate zu drucken. In den USA, dem hier aufgeführten Muster der Demokratie verschlingen Wahlen mehrere Millionen. Welcher Arbeiter, welche Hausfrau, kann solche Summen aufbringen? Somit reduziert sich die Politik auf einige Wenige mit viel Geld – und das wird hier als anstreben wert gepriesen. Pfui Teufel, für eine solche Fehlleistungen.
Günther Wassenaar
wassenaar@web.de
+49 162 76 363 76