Gesellschaftliche Alternative gesucht | Von Rüdiger Rauls

Seit dem Untergang der Sowjetunion ist der Sozialismus kein Thema mehr, das die Menschen im politischen Westen beschäftigt. Einzig in der Abgeschiedenheit einiger  Universitäts-Seminare und Randgruppen müht man sich weiter an ihm ab. Dennoch haben die Krisen der letzten Jahre die Suche nach Alternativen zum Kapitalismus verstärkt.

Ein Kommentar von Rüdiger Rauls.

Gut gemeint

Vor einigen Jahren starb der italienische Marxist Domenico Losurdo. Nun kam sein letztes Buch in den Handel: „Der Kommunismus – Geschichte, Erbe und Zukunft“. Titel und Thema bergen in sich das Zeug für Enttäuschungen. Losurdo hatte zu seinen Lebzeiten für Erleichterung unter der Linken gesorgt. Einerseits war er keiner, der sein marxistisches Denken verleugnete wie so manche andere nach dem Fall der Mauer. Andererseits kam er als unbelasteter Hoffnungsträger daher, der versuchte, dem Sozialismus ein moderneres Gesicht zu geben.

Klassenkampf stand bei ihm nicht mehr so sehr im Vordergrund. Dieser hatte bis in die 1970er Jahre hinein im Rahmen der Kriege gegen die Kolonialherrschaft noch eine gewisse Rolle gespielt. In seiner zugespitzten Form wie noch zwischen den beiden Weltkriegen war er zuletzt kaum noch in Erscheinung getreten. Er hatte sich der Werteorientierung geschlagen geben müssen, die nach dem Vietnamkrieg besonders die westlichen Gesellschaften immer mehr durchdrungen hatte.

Das wird auch in Losurdos Werk deutlich, der den neueren gesellschaftlichen Bewegungen mehr Bedeutung beimaß als den Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Proletariat. Das entsprach dem Zeitgeist. Mehr Verständnis vom Scheitern des sowjetischen und Erhellendes über die Perspektiven des Sozialismus insgesamt gehen von Losurdo nicht aus. Dennoch meint er es gut mit ihm. Aber für ihn als Akademiker steht die Ideen-Geschichte im  Vordergrund und weniger die Umstände, mit denen die Versuche sozialistischer Staatsbildung in der Praxis hatten fertig werden müssen.

Denkarbeit

Das Scheitern des frühen, des sowjetischen Sozialismus wird oft als Folge falsch verstandener oder falsch angewandter Theorien gesehen. Der Marxismus überlebte im Biotop der Seminarräume, wo er nach dem Dahinsiechen des materialistischen Denkens im Westen als Teil des Lehrplans weiterhin geduldet wird. Aber es ist ein kümmerliches Dasein mit den unvermeidlichen inzestuösen Fehlbildungen, wenn Gedankengut wie Erbgut immer untereinander weitergegeben werden.

Der Nachteil solcher Projekte besteht in der Konzentration auf die Denkarbeit in den abgeschotteten Welten der Elfenbeintürme. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Denn wie soll Sozialismus in der Praxis überprüft werden? Das geht nur im Sozialismus selbst. Eine naturwissenschaftliche Theorie beweist sich durch ihre Umsetzung im Labor, im Feldversuch. Sie bestätigen die Theorie oder aber die Theorie scheitert an ihnen. Simpel gesagt: Die Brücke bricht zusammen, wenn die theoretischen Grundlagen nicht stimmen.

Das geht beim Sozialismus so nicht wie auch nicht bei jeder anderen Gesellschaftstheorie. Selbst die soziale Marktwirtschaft sah im wirklichen Leben anders aus als in den Büchern ihrer Vordenker. Jedoch haben deren Abweichungen von der Theorie niemanden interessiert, solange der Kapitalismus den meisten Menschen ein auskömmliches Leben bieten konnte. Den meisten war es egal, ob ihnen der Wohlstand des Wirtschaftswunders als Ergebnis einer angeblich überlegenen marktwirtschaftlichen Theorie erklärt wurde.

Genau so egal ist den meisten Menschen auch heute, ob die Inflation von sogenannten Experten als eine Art wirtschaftliche Naturgewalt dargestellt wird oder ob sie nur ganz gewöhnlich als Preissteigerung daher kommt. Für sie ist wichtig, dass die Preise wieder runtergehen. Was sogenannte Wirtschaftswissenschaftler und Politiker daraus machen, interessiert sie in der Regel nicht und noch weniger die damit verbundene akademische Rechthaberei.

 Sozialistische Theorie und Wirklichkeit

Falsche Theorien trugen nur wenig dazu bei, dass der sowjetische als eine frühe Form des Sozialismus sich schwer tat in seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Hier wird bewusst von einer frühen Form gesprochen, weil dieses Gesellschaftssystem wie jedes andere auch dem Wandel der Entwicklung unterliegt. Der heutige Kapitalismus ist gegenüber dem Manchester-Kapitalismus vor annähernd zweihundert Jahren auch nicht mehr wiederzuerkennen. Aber in beiden Fällen handelt es sich um Kapitalismus.

Wieso aber sollte Veränderung nur den Kapitalismus erfassen, nicht auch den Sozialismus? Gerade dieser hat sich gewaltig entwickelt, wenn man dessen Fortschritte betrachtet zwischen dem ersten Versuch sozialistischer Staatsbildung, der Pariser Kommune, und seinem heutigen Zustand in China oder Vietnam. Besonders China ist mittlerweile eine moderne Gesellschaft, die dem westlichen Kapitalismus in weiten Bereichen bereits überlegen ist – und das innerhalb weniger Jahrzehnte.

Das jedoch passt nicht in das Bild von Armut und ideologischer Starrheit, das der politische Westen immer gerne über den Sozialismus verbreitet hat. Aber auch viele linke Dogmatiker machen China den Vorwurf, den Sozialismus verraten zu haben. Für sie steht ideologische Reinheit an höherer Stelle als gesellschaftlicher Wohlstand. Das aber ist eine jener inzestuösen Fehlbildungen des sozialistischen Gedanken. Gerade der Sozialismus ist doch jene Gesellschaftsform, die die Armut überwinden und das Leben lebenswert gestalten will – für alle. Das wird von solchen Kritikern oftmals vergessen.

Es ist nicht Sinn des Sozialismus, die Lehren der marxistischen Altväter zu erfüllen und deren Richtigkeit unter Beweis zu stellen, was sie selbst auch nie wollten. Vielmehr ist er eine Gesellschaftsform, die den Wohlstand mehren will. Ihm geht es nicht um ideologische Reinheit in gesellschaftlicher Armut. Wozu soll Armut gut sein? Die Menschen wollen ein menschenwürdiges Leben führen, und das erwarten sie vom Sozialismus. Dafür haben sie gekämpft, nicht für ideologische Rechthaberei.

Dieses Bild einer Gesellschaft des Mangels wurde geprägt durch den frühen Sozialismus der UdSSR, die das wirtschaftliche Niveau des westlichen Kapitalismus nicht erreichen konnte. Das war aber nicht das Ergebnis falsch ausgelegter marxistischer Theorien, eines menschenfeindlichen Machtapparats oder gar der Planwirtschaft, wie uns westliche Wirtschaftswissenschaftler immer weismachen wollen. Wo Mangel herrscht, müssen die vorhandenen Mittel sinnvoll und planvoll eingesetzt werden. Nur wer im Überfluss lebt, kann wie der Westen das Geld aus dem Fenster werfen.

Das soll nicht heißen, dass die russischen Kommunisten keine Fehler gemacht hatten. Der größte war die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten, indem man glaubte und verkündete, den Kapitalismus innerhalb kürzester Zeit überflügeln zu können. Darin drückte sich sehr viel  Begeisterung aus und noch mehr Unkenntnis in Wirtschaftsfragen. Denn es genügt nicht, im Sozialismus ein gerechteres gesellschaftliches Modell zu haben. Auch die Begeisterung der Bevölkerung kann trotz aller Opferbereitschaft keine Berge versetzen.

Neben all diesen Bedingungen darf eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg, die auch heute noch von vielen unterschätzt und sogar verachtet wird, nicht übersehen werden: Kapital. Das Vorhandensein von Kapital bedeutet nicht Kapitalismus. Letzterer ist die Gesellschaftsform des Bürgertums als herrschender Klasse, die sich als die Besitzer von Kapital charakterisiert. Kapital aber muss in allen Gesellschaften bereit stehen, um Wirtschaftswachstum zu beschleunigen – nicht allein im Kapitalismus. Das wird oft verwechselt: Das Vorhandensein von Kapital ist nicht gleich Kapitalismus.

Für ein besseres Leben

Wie wichtig das Kapital für die gesellschaftliche Entwicklung ist, soll hier an einem einfachen Beispiel verdeutlicht werden. Der Wunsch nach einem besseren Leben ist oft verbunden mit dem Leben im eigenen Haus. Dieser Wunsch kann erfüllt werden, indem man monatlich Geld anspart. In diesem Fall wird der Wunsch nach einem besseren Leben auf Jahre hinausgeschoben und erst spät, vielleicht sogar nie verwirklicht. Aber die Menschen leben jetzt und wollen sich nicht mit der Zukunft vertrösten lassen.

Der andere Weg ist der Einsatz von fremdem Kapital, also Kredit. Dann ist man zwar verschuldet, bezahlt letztlich auch mehr für das Haus, kommt aber sofort in den Genuss dieses besseren Lebens, das man sich ersehnt hat. Nicht anders ist es mit der Wirtschaft. Ist ausreichend Kapital vorhanden, kann dieses wie im Falle Chinas in die Wirtschaft investiert werden, um das Wachstum zu beschleunigen.

China ist der Häuslebauer, der sich Geld leihen konnte. Die Chinesen hatten den Vorteil, dass westliches Kapital zur Genüge vorhanden war und nach Investitionsmöglichkeiten suchte. Der Westen investierte sein Kapital in China nicht aus Nächstenliebe sondern aus Profitinteressen. Dadurch wurde aber China noch lange kein kapitalistisches Land, was heute oftmals falsch verstanden wird. Denn das Proletariat mit seiner kommunistischen Partei ist die herrschende Klasse in China. Sie bestimmen die gesellschaftliche Entwicklung, nicht das Bürgertum, nicht die Kapitalbesitzer.

Die Sowjetunion dagegen war der Häuslebauer, der sein Haus nur Stück für Stück  bauen konnte entsprechend seinen Einnahmen, weil er keinen Kredit bekam oder vielleicht auch keinen wollte, um nicht erpressbar zu sein. Andererseits war auch im politischen Westen Kapital nach dem Krieg knapp, solange es noch keine unbegrenzten Finanzmärkte gab. Und da man das Kapital im Westen gut in der eigenen Realwirtschaft anlegen konnte, sah man keinen Grund, es den Kommunisten als dem politischen Gegner zu leihen.

Aber sowohl der Sozialismus in der Sowjetunion als auch der in China, Vietnam und anderen Staaten ist getragen von dem Wunsch und getrieben von der Forderung nach einem besseren Leben. Das gilt selbst für den Kapitalismus. Auch er will keine Armut, wie so manche glauben. Von Armen kann man nicht reich werden. Armut bringt keinen wirtschaftlichen Fortschritt, keinen Profit.

Für den Kapitalismus aber gilt, dass er aufgrund seiner inneren Triebkräfte und Widersprüche immer weniger in Lage ist, seinen Gesellschaftsmitgliedern ein besseres Leben zu ermöglichen. Dieser Anteil an der Bevölkerung wächst und wird sich auf Dauer nicht zufriedengeben mit der Verschlechterung seiner Lebensumstände. Sie werden sich nach neuer gesellschaftlicher Ordnung umtun müssen, die ihren Bedürfnissen eher gerecht und hoffnungsvoller Entwicklung Raum gibt. Den Sozialismus haben dabei aber die wenigsten im Blick.

Für den Chef des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, jedoch scheint die Lage ernster zu sein, als in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung lässt ihn in einem Meinungsbeitrag über dieses Thema direkt zum Leser sprechen: „In der Nachkriegsgeschichte war die Demokratie in unserem Lande selten so in Gefahr wie heute“(1).

Gegen den sozialistischen Gedanken während des Systemkonflikts waren die deutschen Arbeiter immun gewesen. Mittlerweile scheint die Gefahr von innen größer, als sie von außen jemals war. Der Zweifel an der bestehenden Ordnung hat besorgniserregend zugenommen, ist in allen gesellschaftlichen Schichten verbreitet und zerfrisst ihr Fundament. Das ist an der Oberfläche noch nicht wahrnehmbar, aber die tektonischen Platten der Gesellschaft sind in Bewegung.

 

Quellen und Anmerkungen

(1) Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.4.2024: Die Meinungsfreiheit ist kein Freibrief

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse

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Bildquelle: fran_kie / shutterstock

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Kommentare (31)

31 Kommentare zu: “Gesellschaftliche Alternative gesucht | Von Rüdiger Rauls

  1. rhabarbeer sagt:

    Nochmal meinen Dank für den Artikel und auch für die zahlreichen Kommentare!

    Möchte gerne nochmal auf meine Frage hinweisen
    https://apolut.net/gesellschaftliche-alternative-gesucht-von-ruediger-rauls/#comment-284716
    und sie nochmal stellen:

    Was genau meinst Du mit `Kapital` an den Stellen,
    wo du den Begriff im Text und entsprechendem Kontext benutzt hast?

    ergänze:
    Was sind (bzw. sind nicht) zb. Bestandteile des `Kapital-Begriffes` in dem Kontext, in dem du ihn benutzt hast?

    Danke vorab und viele Grüße in die Runde

  2. Ruediger Rauls sagt:
    8. April 2024 um 16:12 Uhr
    "Sogenanntes "Wachstum" ist kein zwingender Bestandteil von irgendeiner Form von "Kapital".
    Wo steht, dass es "zwingend" ist? Es ist die Rede davon, dass das Vorhandensein von Kapital Wachstum erleichtert bzw. beschleunigt.

    Du verdrehst Deine eigenen Worte …
    Du schriebst, Zitat:
    "Kapital aber muss in allen Gesellschaften bereit stehen, um Wirtschaftswachstum zu beschleunigen"

    MUSS bereit stehen, UM ZU BESCHLEUNIGEN
    Wenn etwas MUSS, dann ist es zwingend …
    Wenn Du etwas anderes ausdrücken willst, dann benutze andere Worte.

    Desweiteren schriebst Du in Deiner Antwort, Zitat:
    "Natürlich ist Wachstum beabsichtigt. Das ist doch der Sinn des Wirtschaftens. Was soll denn daran auszusetzen sein?"
    und
    "In erster Linie geht es beim Wirtschaften um das ERwirtschaften."

    Nein, der Sinn des "Wirtschaftens" liegt nicht im Wachstum begründet.
    Dein Beitrags-Thema lautet doch auf "Gesellschaftliche Alternative gesucht".

    "Wirtschaften" kommt von "Wirtschaft".
    Vereinfacht könnte man sagen "Da ist ein Wirt, und der schafft".
    In einem System, welches ein unabhängiges Tauschmittel (wie z.B. Geld) nutzt, um Waren- und Dienstleistungsverkehr entsprechend unabhängig abzuwickeln, muss ein "reich werden" (und wenn in unserem aktuellen System-Design einer reich wird, dann muss ein anderer arm werden) nicht zwingend im System-Design enthalten sein, es geht (vor allem heute, zu einem Zeitpunkt, an dem eine relative Marktsättigung erreicht ist) auch völlig OHNE ZWANGHAFTES WACHSTUM.

    Dann macht der gedachte WIRT, der in seinem Gasthaus SCHAFFT, eine Aufstellung all seiner monatlichen Fixkosten und auch all seiner kommenden Instandhaltungs- und Erneuerungskosten (plus nötiger diverser Rückstellungen), die im Laufe der Jahre anfallen, und legt diese Kosten dann auf seine Waren- und Dienstleistungspreise entsprechend um, sodass er unter dem Strich eine saubere Kostendeckung hat und so auch die kommenden Monate und Jahre weiter WIRTSCHAFTEN kann – ganz OHNE ZWANGHAFTES WACHSTUM!

    Suchst Du wirklich nach einer gesellschaftlichen Alternative, oder suchst Du lediglich nach einer Entschuldigung dafür, dass Du nach wie vor ein begeisterter Anhänger des "Je mehr, desto viele, immer weiter so, ich will gefälligst auch reich sein – Turbokapitalismus" bist?

  3. _Box sagt 10. April 2024 um 00:17 Uhr

    Alle Achtung @box, da haben Sie sich viel Arbeit gemacht und viele Fakten zusammengetragen. Dafür meinen ehrlichen Repekt.
    Zum Teil, was das Verhältnis von Privat- und Staatswirtschaft angeht, gibt es unterschiedliche Zahlen, was auch immer eine Definitionssache ist, aber auch Ansichtssache: Man nimmt die Zahlen, die zu den eigenen Sichtweisen passen. Aber das mach ich auch. Daraus will ich IHnen keinen Strick drehen.

    Nur stellt sich mir die Frage, die ich an SIE weitergebe:
    "Was wollen Sie denn mit all dem sagen, was Sie so mühevoll zusammengetragen haben? Was soll damit bewiesen werden? Welche Erkenntnis soll dabei herausspringen und welches Interesse verfolgen SIE dabei?
    Worum geht es IHnen? Wollen Sie beweisen, dass die Kommunisten alle SCharlatane und Lügner sind? Machen Sie sich doch nicht die Mühe! DAs macht doch schon der Mainstream zur Genüge, also gerade jene Meinungsmacher im Interesse des Kapitalismus, die SIE doch beide verurteilen, also den Mainstream und den Kapitalismus, wenn ich Sie richtig verstehe. Sie benuten deren Sichtweisen, wollen aber dennoch als Gegner des Kapitalismus auftreten, wenn Sie beklagen:
    "Die Kommunistische Partei unterstützt ganz offiziell das private Unternehmertum, Großkonzerne, Banken und Holdings. Sie sollen Arbeitskräfte ausbeuten, Geld raffen, unermesslich reich werden"
    Oder passt es Ihnen nicht, dass andere reich werden? Also spielt Neid eine Rolle oder dass es IHNEN nicht gelungen ist, reich zu werden? Die Chinesen selbst scheinen das nicht zu beklagen. Wieso beklagen dann SIE das SChicksal der Chinesen, wenn diese es nicht selbst tun. Geht es Ihnen überhaupt um die Chinesen? Oder schieben Sie die nur vor für etwas anderes, Ihren Frust darüber, dass es in der Welt nicht so läuft, wie Sie es für richtig halten? Aber wenn es so sein sollte, was nur Sie wissen können: Ist die Welt dazu da, sich nach Ihren Vorstellungen zu richten? Sind Sie der Maßstab, der Mittelpunkt des Universums?
    WAs also wollen Sie? Worum geht es IHnen? Was erwarten Sie von solchen Diskussionen hier? Was wollen Sie mit IHren Beiträgen erreichen? Geht es IHnen darum, die Welt besser zu verstehen? Oder soll die Welt SIE besser verstehen?
    Aus Ihren Ausagen klingt viel Enttäuschung darüber, dass die Chinesen den Sozialismus verraten haben, also einer dieser Dogmatiker, die der reinen Lehre das Wohlergehen von Millionen opfern durch Armut, Hunger, Elend,: Zitat "Ein ehemals sozialistisches Land rettet das kapitalistische Weltsystem". DAs entspricht jenem Mainstream-Denken, dass Sozialismus und Armut zusammen gehören. Wenn der Sozialismus aber wider aller Erwartung Reichtum hervorbringt, dannn ist es kein Sozialismus mehr sondern Verrat. Das ist dasselbe Denken wie das jener Mainstreamler, die Sie doch eigentlich verurteilen, nämlich die Vorstellung, dass die Völker der Welt sich nach den Werten und Ansichten der Westler richten sollen, nicht nach den eigenen Interessen, Wünschen und Lebensentwürfen.

  4. How - Lennon sagt:

    "Kapital aber muss in allen Gesellschaften bereit stehen, um Wirtschaftswachstum zu beschleunigen – nicht allein im Kapitalismus."

    In einem echten Sozialismus geht es eben gerade nicht um Wirtschaftswachstum und schon gar nicht um ein beschleunigtes. Im Kampf der Systeme logischerweise schon. China behauptet(e) ja auch immer, dass man für den Weg zum Sieg eben auch mit kapitalistischen Methoden arbeiten müsse, daher nennen sie ihr System ja auch Staatskapitalismus, falls ich das richtig mitbekommen habe.
    Wenn er denn aber irgendwann gesiegt habe, entweder weil sich letztlich alle Staaten anschließen (unterwerfen) oder weil der Kapitalismus ganz einfach kollabiert – und der Kollaps ist bereits nicht mehr zu ignorieren – wird eben dieser echte Sozialismus/Kommunismus eingeführt. Und in diesem geht es um Gleichheit, Brüderlichkeit und schließlich auch Freiheit für alle. Ein "gutes Leben" entstehe dann ganz von alleine.
    Eine ausschließlich bedarfsorientierte und somit wirklich auch ökologische Wirtschaft.
    Keine für künstlich geschaffenen Bedarf und Wegwerfmentalität; "nach mir die Sintflut" – pfui Teufel!

    • _Box sagt:

      In anderen Religionen hat man auch, da das Paradies zu Lebzeiten nicht kommen und kommen wollte, schließlich beschlossen es ins Jenseits zu verlegen:

      Es ist schwer vorstellbar: Die Kommunistische Partei unterstützt ganz offiziell das private Unternehmertum, Großkonzerne, Banken und Holdings. Sie sollen Arbeitskräfte ausbeuten, Geld raffen, unermesslich reich werden (…) und dann, eines Tages, ist der Punkt erreicht, an dem China endlich reif für den Sozialismus ist. Als wirtschaftliche und politische, auch militärische Weltmacht müsste doch China den Rubikon zum Sozialismus längst überschritten haben. Ein Entwicklungsland kann es wohl nicht mehr sein, wenn es erfolgreich Raumsonden auf die dunkle Seite des Mondes schickt. Wann ist der Moment für die »Wende« zum Sozialismus gekommen?

      »Hatte sich China beim großen Sprung von 1958 bereits im Endstadium des Sozialismus gewähnt, so wurde nun, 29 Jahre später, die 'Theorie vom Anfangsstadium des Sozialismus' verkündet. Erst 2049, also genau 100 Jahre nach Ausrufung der Volksrepublik, sei das Land wirtschaftlich und gesellschaftlich reif genug, um ins vollsozialistische Stadium übertreten zu können.«

      Wir müssen abwarten was dann geschieht.
      (…)
      »China Is a Private-Sector Economy«

      »Bei der Prüfung von Alternativen zum gescheiterten amerikanischen Modell blickten einige nach China, wo Märkte streng reguliert und Finanzinstitute vom Staat kontrolliert werden. Nach dem Zusammenbruch von Wall Street wetterte Francis Fukuyama in Newsweek, Chinas Variante eines staatlich kontrollierten Kapitalismus, »wird immer attraktiver«. Der Kolumnist der Washington Post, David Ignatius, bergüßte das weltweite Aufkommen eines von Konfuzius inspirierten »Neuen Interventionismus«. Ignatius berief sich auf Richard Nixons zweifelhaften Tribut an John Maynard Keynes und erklärte: »Wir sind jetzt alle Chinesen.«
      Der Anteil der Privatwirtschaft am Bruttossozialprodukt stieg von weniger als 1% im Jahr 1978 – zu Beginn der »Öffnungspolitik« von Deng Xiaopeng – auf rund 70% im Jahr 2005. Der private Sektor, der 2015 etwa zwölf Millionen Unternehmen umfasste, ist also zweifelsfrei dominierend.
      (…)
      Es geht hier nicht um die nominellen Eigentumsverhältnisse, sondern genauso um die Prinzipien, anders gesagt, die Interessen, welche die Wirtschaft regieren. Die zentrale Planung, die im großen Rahmen der aktuellen Notwendigkeit auf obligatorische Produktionsmengen der jeweiligen Waren für einen bestimmten Zeitraum basierte, wurde längst durch den »freien Markt« und bei den großen Staatsunternehmen durch die »Indikativplanung«, also durch die Angabe von allgemeinen Richtlinien, ersetzt. Das heißt, es handelt sich in China keineswegs mehr um eine Form der Planwirtschaft, die über notwendige Interventionen des Staates zugunsten des kapitalistischen Systems als solches hinausgehen würde. Gerade Belt & Road zeigt, dass der Staat sich den Kapitalinteressen unterwirft. Sogar die meisten Staatsunternehmen arbeiten in Wirklichkeit auf einer rein kommerziellen Basis.
      (…)
      Die große Ungleichheit

      Kapitalismus schafft unaufhörlich Ungleichheit – was niemand ernsthaft bestreitet. Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang schrieb in seinem Gastkommentar für das Handelsblatt vom 8.4.2019:

      »Fakt ist auch, dass die Entwicklung in China in Stadt und Land sowie den unterschiedlichen Regionen sehr unausgewogen verläuft. Im vorigen Jahr betrug das Pro-Kopf-BIP in China nur ein Viertel des Wertes der EU, und für nahezu 600 Millionen Bauern in China lag das durchschnittlich verfügbare Jahreseinkommen bei weniger als 2000 Euro.«

      Die Differenz zwischen dem städtischen und dem ländlichen Einkommen nimmt wieder zu. Die Industrien konzentrieren sich trotz dauernder Versuche der Regierung, die Ansiedlung im Westen zu verstärken, weiterhin auf einige wenige, dicht besiedelte Provinzen Chinas.
      (…)
      Alltäglicher Warenfetischismus

      Der chinesische Mittelstand lebt immer mehr in seiner eigenen Welt, eine Kaste, auch wenn sie immerhin rund 200 Millionen Menschen von 1, 4 Milliarden umfasst. Was sie auf jeden Fall gemeinsam hat, ist der relative Wohlstand, die Möglichkeit des Konsums und sein Fetischismus: Beispielsweise muss alles neu sein. (…) Eine solche Ideologie braucht Begründungen, so absurd sie auch sein mögen, Argumente für absurde Systeme und merkwürdige Denkstrukturen. Alles in allem ist dabei ein gewisser intellektueller Aufwand nötig. Eine Haltung hat so etwas nicht nötig. Man macht, was man angeblich machen soll, läuft mit der Masse, ist wie die anderen, denkt sich nichts dabei. Die Ideologie kommt erst dann zum Zug, wenn unverschämterweise nach Gründen für das jeweilige Verhalten gefragt wird.
      In diesem Sinn ist die chinesische Gesellschaft zutiefst unpolitisch, denn Politisch-sein würde bedeuten zu hinterfragen. Wer eine politische Debatte will, kommt damit in diesem Land nicht durch. Jedem geht es besser und China erobert die Welt. Was gibt es da zu diskutieren?

      Dieses »Es-geht-uns-allen-besser« ist eine Behauptung, die als solche nicht der Wahrheit entspricht, da sie Ungleichheit und Ausbeutung stillschweigend negiert. Wer eine Brotkrume bekommen hat, identifiziert sich sofort mit dem Mittelstand. Nichts Neues. Auch Deutschland ist eine Gesellschaft, die ideologisch nur aus Mittelständlern besteht. (…) In China geht die Bedeutung von »Mittelstand« und »Konsum« als Synonyme noch weiter. Der Status war schon im traditionellen, im alten China von überragender Wichtigkeit. Heute haben wir nicht nur Konsum als »Haltung«, Konsum als »Identität«, sondern Konsum auch als »Statussymbol«.
      – Anton Stengl, Chinas neuer Imperialismus, Ein ehemals sozialistisches Land rettet das kapitalistische Weltsystem

    • How - Lennon sagt:

      Tja, die dreiäffigen Arbeitshamster. Da sind sich China, Japan und Deutschland sehr ähnlich . 🙈🙉🙊
      Sehen ist eben nur außerhalb des Zentralgestirns möglich.
      Habe mich letztens erst auf YouTube mit einer Hongkong-Chinesin über den chinesischen "Sozialismus" unterhalten.

    • "In einem echten Sozialismus geht es eben gerade nicht um Wirtschaftswachstum und schon gar nicht um ein beschleunigtes."
      Sagt WER?
      Ein westlicher Intellektueller oder einer der Milliarden von Menschen, die bisher nicht die Segnungen westlichen Wohlstands erreicht haben, genießen konnten und damit ihren Kindern eine freundliche und weitgehend unbeschwerte Zukunft ermöglichen konnten.
      Was SIE hier vortragen, sind die Luxusprobleme jener "goldenen Milliarde", von der Putin spreicht und womit er den wohlhabenden Westen meint, der sich aufkosten des Rests der Welt gemästet hat. Dazu gehören auch jene Kritiker, die den eigenen Wohlstand nicht zu schätzen wissen und vom "echten Sozialismus" schwadronieren. Man kann gut über "künstlich geschaffenen Bedarf und Wegwerfmentalität" urteilen, wenn man genug hat oder gar so viel, dass man wegwerfen kann. Ein großer Teil der Menschheit möchte in solchen gesicherten Verhältnissen leben wie die goldene Milliarde. Ist das zu verachten und gering zu schätzen? Schon gar nicht von den Leuten, die hier im Wohlstand leben und mit anderen darüber diskutieren wollen, was "echter Sozialismus" ist und wie sie ihren Wunsch nach einem guten Leben zu verwirklichen haben. Das ist dasselbe überhebliche Denken, dass man dem ausbeuterischen Kapitalismus ankreidet, es aber selbst wiederholt, indem man die Armen der Welt über die Nachteile des eigenen (chinesischen) Systems belehren will. Denken Sie nicht, dass 1,4 Milliarden Chinesen es zu schätzen wissen, dass der "falsche" Sozialismus HUnderte von Millionen aus der Armut geholt hat? Glauben Sie, dass Sie es besser wissen, als 1,4 Milliarden Chinesen? Oder glauben Sie, dass die chinesen blöder sind als Sie und SIE deren gesellschaftliches und politisches System, das sie seit fast 80 Jahren erleben, besser kennen?

    • _Box sagt:

      Die goldene Milliarde. Damit sind gewiss die zahlreicher werdenden Tafelbesucher gemeint oder Andere denen es immer weniger reicht. Das übliche ablenkende nationalistische Gewäsch, das keiner Prüfung an der Realität standhält. Als würden Bürgergeldempfänger, Niedriglöhner, Apparatschiks und Oligarchen auch nur annähernd die gleiche Lebensrealität teilen.

    • How - Lennon sagt:

      @R. Rauls
      Ach, wissen Sie,
      es gibt und gab schon immer die riesige Rödelmasse und unsicht- und unangreifbar die eiskalten, grauen Herren ganz außen am Rand unseres Systems, die die Fäden in den Händen halten.
      Und irgendwo in der Nähe jener Masse gibt es die Handvoll WIRKLICH "Reicher", die um sie herum verteilt LEBEN und mit allen Sinnen genießen.
      Ich fühle mich reich und privilegiert weil ich mein Ding, meine Mitte gefunden habe.

      Ein basisdemokratischer Sozialismus verkörpert nunmal am ehesten die Politik dieser Handvoll. Er ist eben gerade NICHT das System der extremen Ränder, sondern er bewegt sich dazwischen im Ausgleich, der zwar niemals ganz erreicht werden kann, dem wir – ob wir wollen oder nicht – immer näher kommen: Naturgesetz.
      Da bin ich ganz tiefenentspannt.

      Materiell gesehen bin ich arm, sogar für chinesische Verhältnisse. Ich besitze keinerlei Statussymbole. Konsum(ismus) ist für mich ein Rätsel, genau wie "geregelte Arbeit".
      Ich bin ein Beobachter, ein zufriedener bildender Künstler, der seinen Stil gefunden hat und deswegen auch regelmäßig Glücksmomente genießen darf. Ich bin kerngesund und topfit. Ich bin unermesslich reich.

      Grüßl
      Robert Kreutze

  5. Hallo, Herr Rauls!

    Ein bisschen schwach in bis zu Ende denken?

    1858 schrieb Karl Marx sein fast bis zu Ende denken als bis heute findbares MASCHINENFRAGMENT.
    www.wildcat-www.de
    Egon W. Kreutzer modernisierte: https://egon-w-kreutzer.de/was-bitte-ist-eigentlich-digitalisierung-ein-blick-in-den-abgrund

    Ich übersetze mal. Jede Gesellschaftsordnung ihrer Zeit entwickelt sich bis hin zur Hervorbringung der Folgegesellschaft, die Larve gebiert den Schmetterling.
    Mit dem Ende der bis dahin notwendigen menschlichen Arbeit, siehe Marx, siehe Kreutzer, fällt das Grundlegende des Kapitalismus weg:

    Die Ausbeutung

    Damit Ende Jelände.

  6. paul1 sagt:

    Wieder ein schwacher und verwirrenden Beitrag von Rauls. Warum fragt er nicht danach, ob der Kapitalismus mit der ständigen Anhäufung von Kapital, die Menschheit an den Rand des Abgrund bringt?
    Ganz einfach: Was wird nur für Unsinn aktuell durch die überreichen Kapitalisten gemacht, welche Verbrechen sie mit Geld- und Machtbesitz bewerkstelligen.
    Produktionsmittel gehört in die Hände und unter Kontrolle des Volkes. Wenn das so in China ist, super.

  7. _Box sagt:

    Sollte es jemand wagen die postulierten Thesen der Tagesdosis auch nur anzuzweifeln, wird prophylaktisch der Vorwurf der ideologischen (oder dogmatischen) Erstarrung im Elfenbeinturm erhoben. Gewappnet mit diesem Schutzschild läßts sich leichter mit beliebig befüllten Worthülsen umherschmeisen

    Nein, China ist kein kapitalistisches Land wegen ausländischem Investitionskapital. China ist ein kapitalistisches Land weil die Kapitalisten (der allergrößte Teil der Apparatschiks sind Millionäre und Milliardäre) herrschen, weil die Mechanismen von Markt und Privateigentum vorherrschend sind und weil nach den Prinzipien von Profit und Konkurrenz gehandelt wird.

    China ist wie andere Länder auf diesem Globus auch ein imperialistisches Land. Der unersättliche Hunger nach immer mehr, wird, wie sonstwo auch, durch die Ausbeutung der unteren Klassen und der Ausbeutung der Peripherie des Reiches bewerkstelligt.

    Der Häuslebauer, wie sonstwo auch, ist ohnehin eine Minderheit. Und dieser Häuslebauer und die meisten sonst der Chinesen haben das Jahr über die Klappe zu halten, wenn es um die konkrete Gestaltung der eigenen Lebensrealität geht. Sie dürfen sich in immer größerem Umfang, vorzugsweise digital, zertifizieren lassen und bekamen zu neunzig Prozent eine Genplörre injiziert.

    • "Und dieser Häuslebauer und die meisten sonst der Chinesen haben das Jahr über die Klappe zu halten, wenn es um die konkrete Gestaltung der eigenen Lebensrealität geht."
      Ich wüsste gerne, aus welcher Quelle Sie diese Aussagen haben? Sind das chinesische? Sind das russische oder sonst den Chinesen wohlgesonnene oder zumindest neutrale Völker, Regierungen oder Staaten? Oder handelt es sich dabei um westliche Quellen?

    • _Box sagt:

      Beeindruckend, auf einen Pkt. eingegangen und das auch nur mit einer Frage, die vorab Ausschlußkriterien integriert, prophylaktisch delegitimieren soll. Gegenfrage: Wo in China sind auch nur im Ansatz demokratische Prozeduren im Einsatz?

    • _Box sagt: 8. April 2024 um 19:11 Uhr
      "Gegenfrage: Wo in China sind auch nur im Ansatz demokratische Prozeduren im Einsatz?"
      Wir können das Spiel "Frage mit Gegenfrage beantworten" so weiter spielen. Das wird aber nix bringen, keine Erkenntnis. Aber darum scheint es Ihnen ja auch nicht zu gehen, sonst würden Sie sich selbst die Frage beantworten, die ich Ihnen gestellt habe:
      "Wie neutral sind die Quellen, auf die sich IHRE Sichtweisen stützen?" Aber da es Sie nicht interessiert, wie wahr die Aussagen sind, die SIE über China machen, stellt sich MIR die Frage: "Warum soll ich auf IHREN Beitrag eingehen?" Leben Sie weiter mit Ihren Vorurteilen und dem Bild von China, das Sie sich vom Mainstream vorgeben lassen. Man kann auch mit falschen Weltbildern leben. Das ist kein Problem. Die meisten Menschen werden damit steinalt. Nur dann tun Sie doch nicht so, als würden Sie die wahren Verhältnisse in China interessieren.

    • _Box sagt:

      Das nennt man dann Projektion.

      Und nach Ihrer bestechenden Logik, um mal ein Bsp. zu nenen, dürften alleine Nazis über Nazis richten.

    • _Box sagt: 9. April 2024 um 16:08 Uhr
      "Das nennt man dann Projektion.
      Und nach Ihrer bestechenden Logik, um mal ein Bsp. zu nenen, dürften alleine Nazis über Nazis richten."
      Und das nenne ich Blödsinn, mit Logik hat das nichts zu tun.

      Zudem:
      Was soll so verwerflich sein an der Projektion?
      Wird ja immer wieder und immer öfter und vor allem immer wieder gern als Vorwurf mit moralischem Zeigefinger verwendet von Leuten, die mit Volkshochschul-Psychologie in Kontakt gekommen zu sein scheinen.
      An der Projektion ist nichts Verwerfliches, im Gegenteil: sie ist unverzichtbarer Bestandteil des Lernprozesses. Ohne Projektion kein Lernen. Das Problem ist nicht die Projektion sondern vielmehr die Reflektion, bzw die Unfähigkeit vieler Zeitgenossen, mit der Reflektion, also der Reaktion der Leinwand, auf die projeziert wurde, zurecht zu kommen.
      Einfaches Beispiel:
      Ein Kind sieht eine Frucht, mit der es nichts anzufangen weiß. Es projeziert seine Bilder von ihm bekannten Früchten auf diese unbekannte Frucht. Diese unbekannte Frucht ist nun die Leinwand, auf die die Bilder der bisher bekannten Früchte geworfen werden. Dabei wird überprüft, ob diese deckungsgleich sind, d.h. seine inneren Bilder aus seiner Erfahrung übereinstimmen mit dem vorliegenden Objekt. Das ist der Vorgang der Projektion.
      Die Reflektion nun ist das, was das vorliegende Objekt über die Bilder aussagt, die mit ihm abgeglichen wurden. Ist eines identisch, dann ist die Rückmeldung: Die Frucht ist ein Apfel. Beide Bilder stimmen überein, Projektion und Wiedergabe sind identisch. Oder aber es passt keines der inneren Bilder zum äußeren. Dann gehen Projektion und Rückmeldung auseinander. Die Frucht ist kein Apfel, aber auch keine andere, die das Kind bisher kennengelernt hat. Die Erkenntnis aus dieser Abweichung zwischen Projektion und Reflektion ist die: Die Frucht, die ich sehe, ist eine andere als die, die ich bisher kannte. Im weiter gefassten Rahmen bedeutet das: Die Wirklichkeit, die ich im Kopf habe, stimmt nicht überein mit der Wirklichkeit, außerhalb meines Kopfes. Aha: neue Erkenntnis! Wieder was dazu gelernt.
      Das ist bei einer banalen Frucht kein Problem. Da geht es ja schließlich nicht um Weltbilder oder gar Selbstbilder. Wenn aber die Wirklichkeit z.B. über China andere Informationen liefert, als es zu den Hirngespinsten in der eigenen Rübe passen will, dann geht es um mehr. Dann ist die Projektion schuld und verwerflich, nicht die Tatsache, dass man die Ergebnisse, die von der Leinwand über die Wirklichkeit zurückkommen, nicht wahr haben will. Dann tritt der Mechanismus der Rechthaberei ein: Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf.

    • _Box sagt:

      Machen Sie sich mal nichts draus daß das nicht zu Ihnen durchgedrungen ist, das mit den Hirngespinsten in der eignen Rübe scheint weiter verbeitet zu sein als Sie dachten. Das mit der Projektion heißt, daß Sie Ihr eigenes Vorurteil bereits überdeutlich vorab präsentierten, durch die massive Einschränkung der von Ihnen akzeptierten Quellenlage.

      Ihm Übrigen haben Sie bisher keine Quelle, noch nicht einmal eine Ihnen Genehme, für irgend etwas geliefert. Sie springen, wortreich wie inhaltsbefreit und beliebig interpretiert, von Stöckchen zu Hölzchen. Bullshitting nennt man das in Kürze.

      Äußern Sie sich mal zu dem Schnipsel, "sie dürfen sich in immer größerem Umfang, vorzugsweise digital, zertifizieren lassen und bekamen zu neunzig Prozent eine Genplörre injiziert." Was Sie im Übringen ja sehr zuvorkommend begleitet haben:

      Nach der Sommerpause trifft die zweite Welle der Pandemie die westlichen Gesellschaften weitgehend unvorbereitet. Im Streit der Zuständigkeiten und Interessen war wertvolle Zeit verplempert worden. Dennoch sind die Zustimmungswerte der Regierenden nicht gefährdet. (…) Aber auch sogenannte Verschwörungstheoretiker gewinnen immer mehr an Einfluss. (…) Die politische Ratlosigkeit und Widersprüchlichkeit der Linken wird besonders deutlich an der Kritik gegenüber den deutschen Corona-Maßnahmen, denen alles Mögliche unterstellt wird, nur nicht das ernsthafte Interesse an der Gesundheit der Bevölkerung. So bezweifelt beispielsweise der sich links gebende Wirtschaftsjournalist Ernst Wolf, dass „den Politikern die Gesundheit von uns allen plötzlich so wichtig, dass sie ihr alles andere unterordnen.“(2) Daraus spricht eine Menschenfeindlichkeit, die nicht als eigene wahrgenommen, sondern anderen angelastet wird. Solche sich antikapitalistisch gebende Kritik ist besonders unter Linken weit verbreitet. Sie ignoriert aber weitgehend die Pandemie als eine weltweite Erscheinung, gegen die nicht nur die deutsche Regierung vorgeht. Diese national beschränkte Sicht übersieht, dass weltweit die Regierungen bemüht sind, das Infektionsgeschehen einzudämmen. (…) Die Chinesen handeln schnell und effektiv. „Um die Labore zu entlasten, wurden jeweils zehn Tests zu einem zusammengefasst. Jedem Wohnviertel wurde ein Stadion zugeteilt, in dem die Tests durchgeführt wurden. Das Personal … wurde von verschiedenen Behörden, Staatsunternehmen und unter Studenten rekrutiert. Und Nachbarschaftskomitees … informierten die mobilen Testteams, wo alte Leute wohnen, die nicht ins Stadion gehen konnten“(4). So konnten Infizierte schnell erkannt und behandelt, somit die weitere Ausbreitung der Epidemie wirksam bekämpft werden.

      etc. … etc. … etc.

      Komplett hier:
      Corona und die Linke | Von Rüdiger Rauls
      Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.
      https://web.archive.org/web/20210730004707/https://kenfm.de/corona-und-die-linke-von-ruediger-rauls/

      Und Sie wußten bereits im November 2020, als Sie diese Agitprop gegen den Widerstand gegen dieses Regime verfassten, daß das völliger Blödsinn ist. Wortreich, beliebig befüllt und durch nichts belegt, schrieben Sie trotzdem. Also wie sonst auch.

      Würden Sie der Aussage von Simone de Beauvoir zustimmen:

      „Der Unterdrücker wäre nicht so stark, wenn er nicht Komplizen unter den Unterdrückten hätte.“

  8. rhabarbeer sagt:

    Lieber Rüdiger Rauls

    danke für den Artikel!

    Vorab zur Vermeidung von Mißverständnissen eine Nachfrage (auch in die Runde der Mitleser und Kommentatoren):
    Was genau meinst Du mit `Kapital` an den Stellen, wo du den Begriff im Text und entsprechendem Kontext benutzt hast?

    Danke vorab und viele Grüße in die Runde

    • Werte/r Rhabarbeer
      Welche konkreten Stellen sind denn gemeint?

    • rhabarbeer sagt:

      Ich denke, die Klärung dessen, was Du mit dem Begriff `Kapital` verbindest, ist ein wesentlicher Einstieg in den Versuch, eventuelle Unterschiede zu/in den eigenen Bedeutungszuschreibungen für diesen Begriff bewusst zu machen und mögliche Mißverständnisse zu reduzieren…

      Er taucht in deinem Text recht oft auf, daher der Ansatz.
      zb

      `Das wird auch in Losurdos Werk deutlich, der den neueren gesellschaftlichen Bewegungen mehr Bedeutung beimaß als den Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Proletariat. `

      `Neben all diesen Bedingungen darf eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg, die auch heute noch von vielen unterschätzt und sogar verachtet wird, nicht übersehen werden: Kapital. Das Vorhandensein von Kapital bedeutet nicht Kapitalismus. Letzterer ist die Gesellschaftsform des Bürgertums als herrschender Klasse, die sich als die Besitzer von Kapital charakterisiert. Kapital aber muss in allen Gesellschaften bereit stehen, um Wirtschaftswachstum zu beschleunigen – nicht allein im Kapitalismus. Das wird oft verwechselt: Das Vorhandensein von Kapital ist nicht gleich Kapitalismus.`

      `Wie wichtig das Kapital für die gesellschaftliche Entwicklung ist, soll hier an einem einfachen Beispiel verdeutlicht werden.`

      `Der andere Weg ist der Einsatz von fremdem Kapital, also Kredit.`

      “Ist ausreichend Kapital vorhanden, kann dieses wie im Falle Chinas in die Wirtschaft investiert werden, um das Wachstum zu beschleunigen.
      China ist der Häuslebauer, der sich Geld leihen konnte. Die Chinesen hatten den Vorteil, dass westliches Kapital zur Genüge vorhanden war und nach Investitionsmöglichkeiten suchte. Der Westen investierte sein Kapital in China nicht aus Nächstenliebe sondern aus Profitinteressen.“

      `Andererseits war auch im politischen Westen Kapital nach dem Krieg knapp, solange es noch keine unbegrenzten Finanzmärkte gab. Und da man das Kapital im Westen gut in der eigenen Realwirtschaft anlegen konnte, sah man keinen Grund, es den Kommunisten als dem politischen Gegner zu leihen.`

      `

    • "eventuelle Unterschiede zu/in den eigenen Bedeutungszuschreibungen für diesen Begriff bewusst zu machen und mögliche Mißverständnisse zu reduzieren…"
      Ich sehe nicht, was in den von IHnen aufgeführten Aussagen unklar sein sollte.

    • rhabarbeer sagt:

      `unklar` ?
      In den Zitaten aus deinem Text verwendest du den Begriff `Kapital` …
      … dazu war meine einfache Nachfrage oben:

      `Was genau meinst Du mit `Kapital` an den Stellen, wo du den Begriff im Text und entsprechendem Kontext benutzt hast?`

      ergänze:
      Was sind zb. Bestandteile des `Kapital-Begriffes` in dem Kontext, in dem du ihn benutzt hast?

      Danke vorab!

  9. Ralle002 sagt:

    Bernard Lietaer : Wie funktioniert Geld ?
    https://www.youtube.com/watch?v=lcVTdSrLLAk

    Joseph Stiglitz und seine Kritik am Kapitalismus | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur
    https://www.youtube.com/watch?v=MkD_SykGBAY

    Adam Smith:
    «Die unsichtbare Hand des Marktes wird seit über 200 Jahren zu Propagandazwecken zitiert»
    https://www.woz.ch/1802/adam-smith/die-unsichtbare-hand-des-marktes-wird-seit-ueber-200-jahren-zu-propagandazwecken

    Wenn nur ein einziges Land aus dem Kapitalismus aussteigt, dann muss dies scheitern.

    Beispielsweise war das Sozialismus-Experiment in Venezuela gescheitert.

    Wirtschaft am Abgrund – was ging schief in Venezuela? | Made in Germany
    https://www.youtube.com/watch?v=F5e_NzF7hVQ

    Dann gab es mal ein Sozialismus-Experiment in Chile , das jedoch durch die CIA gestoppt wurde.

    16. März 2024
    Der Coup gegen die Dritte Welt: Chile, 1973
    https://free21.org/der-coup-gegen-die-dritte-welt-chile-1973/?fbclid=IwAR0GR3g9oAX5fR43fD197LddSvq59cmPY2Dj51Jn_0nh0YtZ2N164eR5vGY_aem_AYjVzn9nk-tCZOkeEWGAxqA9MmGX3SOskCSI4r6E21bjMACFG-mJ5ZHCbTbpuNP3tPznW8_el9sFaz2L7iNemBHS

    22. August 2015
    Vergessenes sozialistisches Computernetz
    Sascha Reh über den Versuch, 1972 in Chile die Wirtschaft kybernetisch zu reformieren
    https://www.telepolis.de/features/Vergessenes-sozialistisches-Computernetz-3374926.html

    17.11.2017
    Kennedy-Akten legen Aktivitäten der CIA in Chile offen
    Dokumente belegen Ausmaß der Programme gegen die gewählte Allende-Regierung. Unterstützung der Diktatur. CIA wusste von Terrorplänen
    https://amerika21.de/2017/11/189390/kennedy-akten-cia-chile

    Hier noch einige weitere Quellen zum Thema "Alternatives Wirtschaften":

    Gerechtes Geld Gerechte Welt – Helmut Creutz
    https://www.youtube.com/watch?fbclid=IwAR3NM8pLWROzTKu19KAMiS9EvuQnTAmyP6BytWWMuIPMs4TcM0amtkC1IB4_aem_Af2KZNCGghD-ScmjfD6AC5VPn17ERaNVL2fdR0pLtHZ7zr-2xST8ncE0XODx2IEaLlW9DQd1zHUOxZOD5v8X7kBg&v=koW5efRRYgY&feature=youtu.be

    Kohei Saito und der Degrowth-Kommunismus – Ep. 214
    https://www.youtube.com/watch?v=NxvIUFsL7O0&fbclid=IwAR0vpSpY4EJYufV_cO8i8FUnwmaALflIWl-AlBP2XbhG9br_DEwwXGIpMac_aem_AYixm9TQvXSlQtqXICk4rjeF5iC-OjWDuc4GgTryDtz5PkQaToHhSfP8Vs7YlCKLp_RpcwhZF_b-m1L7jKw0fQsK

    https://wohlstandfueralle.podigee.io/214-new-episode

    Plattformökonomie vs Nachhaltige Digitalisierung – Lobbyland Talk – Folge 4
    https://www.youtube.com/watch?v=p-kZQL-byiQ

    05.03.2024
    Lena Steltzner, was haben digitale Plattformen mit Nachhaltigkeit zu tun?
    https://www.germanwatch.org/de/90523

    http://www.informationsgeld.info/
    https://www.youtube.com/watch?v=p-kZQL-byiQ

    31.10.2020
    In der geldlosen Stadt der Zukunft, wo allen alle Ressourcen gehören
    "The Venus Project" bastelt seit Jahrzehnten an der lebenswerten Stadt der Zukunft. Durch die Klimakrise erhofft man sich neuen Rückenwind für die Utopie
    https://www.derstandard.de/story/2000120153355/in-der-geldlosen-stadt-der-zukunft-wo-allen-alle-ressourcen?fbclid=IwAR13B3m_XKvSlQxqsquu55gYWMPkEUCSK6FGCs-J6PuHGDkoDULOUAyKD3I_aem_AYg5cwPMAO8R6kO_wkKcZEib_iyUnff4MiZLsWRHbo9K3NiAuF2owu2_7ezvX3exyozK5Y_hNVotlMlhZGxPRaFA

    Jeder schaut auf jeden: Bei der „Ubuntu“-Philosophie zählt die Gemeinschaft und so auch jeder Einzelne
    https://neuezeit.at/ubuntu-philosophie-nelson-mandela/

    Besitz statt Eigentum- Wie Kapitalismus überwinden- 1zu1 mit Friederike Habermann
    https://www.youtube.com/watch?v=tmyFUAq6qKY
    https://keimform.de/wp-content/uploads/2016/06/Habermann_Ecommony.pdf

    19. September 2023
    Mit Plan durch die Klimakrise
    Die Vorreiter des Computersozialismus Paul Cockshott und Allin Cottrell berücksichtigen nun ökologische Probleme, bleiben aber zentralistisch
    https://www.akweb.de/bewegung/paul-cockshott-allin-cottrell-computersozialismus-mit-plan-durch-die-klimakrise/

    https://www.academia.edu/1067710/Alternativen_aus_dem_Rechner

    Solikon 2015: Was kommt nach dem Kapitalismus?
    https://youtu.be/JZNf2QODtJ0

    Habe in den letzten Jahren in der Facebook-Gruppe "Geldsystem Piraten" fast als einziger (noch) einiges gepostet.

  10. Norbert sagt:

    Die Rolle von Kapital, Geld leihen und Wachstum ist neben dem Gesellschaftssystem auch mit dem Zins und Zinseszins des Geldsystems verbunden.

  11. vizero 13 sagt:

    Ich sehe hier in der Aussage, dass man Kapital braucht, um etwas aufzubauen, von herrschender Propaganda beeinflusstes Denken. Was wirklich gebraucht wirklich wird, ist Arbeitskraft und -zeit. Kapital ist nur ein bisschen Magie, die funktioniert, solange alle dran glauben. In einem wirklich sozialistischen System, wo alle (naja, die meisten) Menschen sich von den Kosten-Nutzen-Rechnungen befreit haben und alle zusammenarbeiten, wo es kein Aufrechnen von Leistungen mehr gibt, wird alles auch ohne Kapital funktionieren. Geistig gesunde Menschen wollen was leisten und aktiv sein.

    • werte/r Vizero13
      "Ich sehe hier in der Aussage, dass man Kapital braucht, um etwas aufzubauen, von herrschender Propaganda beeinflusstes Denken."
      Ehe man solche von Prinzipienhörigkeit triefende Sätze raushaut, sollte man erst einmal genau hinschauen, ob das, was man sich im eigenen Kopf zusammenbraut, tatsächlich Aussage eines TExtes ist.
      Wem die Gabe des Unterscheidens gegeben ist, könnte erkennen, dass dort folgendes steht:
      "Kapital aber muss in allen Gesellschaften bereit stehen, um Wirtschaftswachstum zu beschleunigen". Es geht ums Beschleunigen, nicht um den Aufbau. Der Aufbau menschlicher Gesellschaft erfolgte anfangs (Urkommunismus) ohne Kapital, später in den entwickelteren Gesellschaften (Sklavenhaltergesellschaften, Feudalismus) mit gering vorhandenem Kapital. Erst der Kapitalismus schuf solche Mengen an Kapital, dass dessen Einsatz die wirtschaftliche Entwicklung erheblich voran brachte. Dasselbe gilt auch für den Sozialismus. Der sowjetische litt unter dem Mangel an Kapital, wofür es verschiedene Gründe gab: Die Rückständigkeit der russischen Gesellschaft vor dem Sieg der Revolution, die Verwüstungen des Bürgerkriegs bis weit in die 1920er Jahre, ab den 1930er Jahren die Vorbereitung auf die drohende faschistische Gefahr, von 1941 – 1945 die Verwüstungen des WK2. und ab 1948 etwa der aufgezwungene Rüstungswettlauf. All das behinderte die wirtschaftliche Entwicklung der UdSSR und verschlang erhebliche Mittel, die man lieber an anderer Stelle eingesetzt hätte.
      Das aber sind die Tatsachen der stattgefunden habenden Wirklichkeit und keinesfalls von "herrschender Propaganda beeinflusstes Denken".
      Unter diese Rubrik fallen eher solche naiven Aussagen wie: "In einem wirklich sozialistischen System, wo alle (naja, die meisten) Menschen sich von den Kosten-Nutzen-Rechnungen befreit haben und alle zusammenarbeiten, wo es kein Aufrechnen von Leistungen mehr gibt, wird alles auch ohne Kapital funktionieren". Sie können keine Produktion organisieren, keine Fabrik errichten ohne Kapital, wenigstens innerhalb jener Zeiträume, die für uns Heutige überschaubar sind. Und alles was darüber hinaus geht, ist Kaffeesatzleserei. WEr so weit behauptet in die Zukunft schauen zu können, ist ein Blender. Der sollte lieber Lotto spielen, denn für einen solchen Seher dürften die sechs Zahlen für die nächste Ziehung eine Leichtigkeit sein.
      Es gibt keinen "wirklichen" Sozialismus. Es gibt immer nur einen Sozialismus unter den gegebenen und vorgefundenen Bedingungen. DEr sieht in China anders aus als in Kuba oder Nord-Korea und wieder anders als zu Zeiten der UdSSR.

  12. Hallo Rüdiger,
    Du schreibst:
    "Neben all diesen Bedingungen darf eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg, die auch heute noch von vielen unterschätzt und sogar verachtet wird, nicht übersehen werden: Kapital. Das Vorhandensein von Kapital bedeutet nicht Kapitalismus. Letzterer ist die Gesellschaftsform des Bürgertums als herrschender Klasse, die sich als die Besitzer von Kapital charakterisiert. Kapital aber muss in allen Gesellschaften bereit stehen, um Wirtschaftswachstum zu beschleunigen – nicht allein im Kapitalismus. Das wird oft verwechselt: Das Vorhandensein von Kapital ist nicht gleich Kapitalismus."

    Stimmt – Vorhandensein von Kapital ist nicht gleich Kapitalismus.
    Und das Vorhandensein von Kapital (egal, in welcher Form) BEDINGT auch nicht zwingend irgendein "Wirtschaftswachstum", welches es "zu beschleunigen" gälte!
    In unserem aktuellen Geld- und Wirtschaftssystem ist das tumorartige ständige und beschleunigte WACHSTUM bereits im Design des Systems enthalten, es war BEABSICHTIGT, weil damit zum Einen in der Nachkriegszeit (1. und auch noch 2. Weltkrieg, wobei diese beiden Weltkriege zusammengehören, da der eine den anderen bedingte …) der Wiederaufbau beschleunigt voran ging und zum anderen – und das war meines Erachtens die Haupttriebfeder, weil mit diesem "Werkzeug" ein dauerhafter und beschleunigter Transfer von "fleißig nach reich" garantiert war!

    Also nochmal in aller Deutlichkeit:
    Sogenanntes "Wachstum" ist kein zwingender Bestandteil von irgendeiner Form von "Kapital".

    • "Sogenanntes "Wachstum" ist kein zwingender Bestandteil von irgendeiner Form von "Kapital".
      Wo steht, dass es "zwingend" ist? Es ist die Rede davon, dass das Vorhandensein von Kapital Wachstum erleichtert bzw. beschleunigt. Derzeit lässt diese wirkung des Kapitals besonders im Westen nach. Da wird so viel Kapital in die Wirtschaft gepumpt und trotzdem sind die Wachstumsraten gering. Das hat aber zu tun mit der Sättigung der Märkte. Da nützt dann auch alles Kapital nix mehr, wenn der markt gesättigt ist, findet kaum noch Wachstum statt. Das heißt ab einem bestimmten Punkt der Entwicklung kann Kapital kaum noch Entwicklung beschleunigen.
      "tumorartige ständige und beschleunigte WACHSTUM bereits im Design des Systems enthalten, es war BEABSICHTIGT"
      Natürlich ist Wachstum beabsichtigt. Das ist doch der Sinn des Wirtschaftens. Was soll denn daran auszusetzen sein? Inwiefern das tumorartig ist, müsste erst einmal genauer definiert werden. Denn im Moment leidet die Wirtschaft des politischen Westens nicht gerade an tumorartigem Wachstum. Eher das Gegenteil ist der Fall: Trotz ständig hoher Zuschüsse an Kapital wächst die westliche Wirtschaft kaum. Das ist aber dann nicht tumorartig.

      "das war meines Erachtens die Haupttriebfeder, weil mit diesem "Werkzeug" ein dauerhafter und beschleunigter Transfer von "fleißig nach reich" garantiert war!"
      In erster Linie geht es beim Wirtschaften um das ERwirtschaften. Unternehmen investieren, um Geld zu verdienen. Sie investieren nicht, um irgendwelche politischen Ziele zu erfüllen. Sie wollen reich werden, das ist richtig, aber es geht den Unternehmern und Unternehmen nicht darum irgendwelche politisch motivierten Transfers zu leisten oder irgendwelche geheimen Pläne umzusetzen. Unternehmen müssen Gewinn machen, sonst gehen sie in der kapitalistischen Konkurrenz unter. Irgendwelche Agenden interessieren da nur so weit, wie sie diesem Ziel helfen.

  13. Anmerkung: Die Mauer ist nie Gefallen im Gegenteil.

  14. Da der Sozialismus wegen seiner diktatorischen Seite diskreditiert ist, wird im Sinne von Pars pro Toto der Sozialismus als Idee diskreditiert. Ich wundere mich nur, dass niemand auf den Gedanken kommt, dass der Kapitalismus als Idee zu diskreditieren sein muss, weil er in Teilen (Monopolkapitalismus) diskreditiert ist. Merkwürdig, oder etwas nicht?

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