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Die zweite Aufklärung: Ein Manifest für eine gerechtere Gesellschaft

Die zweite Aufklärung: Ein Manifest für eine gerechtere Gesellschaft

Ein Meinungsbeitrag von Gustav Smigielski.

Wenn wir heute von einer zweiten großen Aufklärung sprechen würden, was wäre ihr Inhalt? Was müsste aufgeklärt werden? Die erste Aufklärung lehrte uns, die Autorität von Kirche und Monarchie zu hinterfragen und den Verstand zu nutzen, um Freiheit und Fortschritt zu erlangen. Doch heute befinden wir uns erneut in einer Situation, die erschreckend an jene erinnert, gegen die sich die erste Aufklärung richtete: Hierarchische Strukturen und Machtverhältnisse bestimmen weiterhin das Leben vieler Menschen, indem sie ökonomische und soziale Abhängigkeiten schaffen und die Freiheit des Einzelnen einschränken.

Wäre es ausreichend, die Mechanismen dieses Herrschaftssystems bloßzulegen und zu zeigen, wie es die Menschen versklavt – subtiler, aber nicht weniger effektiv als frühere Tyranneien? Oder würde dies, wie schon so oft, nur Unmut schüren, ohne echte Veränderung zu bewirken? Geschichte und Gegenwart lehren uns, dass Wissen allein nicht genügt, um Systeme zu stürzen oder gerechtere Gesellschaften zu schaffen.

Wenn eine Revolution aus solch einer Aufklärung entspränge, was wäre ihr Ziel? Wohin würde sie uns führen? Selbst wenn wir ein klares Ziel formulieren könnten – so wie es Karl Marx und Friedrich Engels im 19. Jahrhundert mit ihrer Vision des Kommunismus taten –, bleibt die Frage, ob dieses Ziel jemals erreichbar ist. Die Geschichte zeigt, dass der Sozialismus, der als Übergangsphase zum Kommunismus gedacht war, in der Praxis nie diesen Endzustand erreicht hat.

Nach dem Plan von Marx und Engels sollte der Sozialismus als Übergangsform die Grundlage dafür schaffen, den Kommunismus in der Gesellschaft zu realisieren. Vielleicht war genau das der Fehler. Der Sozialismus war in erster Linie darauf ausgelegt, der unterdrückten Unterschicht zur Macht zu verhelfen, um die kommunistische Idee auch gegen den Widerstand der herrschenden Klasse durchzusetzen. Doch Marx und Engels hatten die Rechnung ohne den menschlichen Geist gemacht. Marx’ materialistisches Weltbild ließ wenig Raum, die tiefere Neigung des Menschen, über andere herrschen zu wollen, ausreichend zu berücksichtigen. Seine Analysen sind äußerst wertvoll für das Verständnis von Machtstrukturen, aber seine Vision einer klassenlosen Gesellschaft ging nicht ausreichend darauf ein, wie mit dieser Neigung nach der Revolution umzugehen wäre.

Alle Versuche, die kommunistische Idee durchzusetzen, scheiterten letztlich daran, dass die ‚Sozialisten‘, sobald sie die Macht erlangt hatten, nicht bereit waren, sie wieder abzugeben – und es bis heute nicht sind. Im Grunde schufen sie dadurch, ob sie es zugeben wollen oder nicht, eine faschistische Form von Gesellschaft, in der Macht absolut zentralisiert war und ist und ausschließlich dem Machterhalt dient. Man könnte sagen, dass die Sozialisten im Schnelldurchlauf das verwirklicht haben, was die herrschende Klasse in kapitalistischen Gesellschaften langfristig ebenfalls anstrebt: Absolute Macht ohne Widerstand oder Widerspruch. Genau deshalb dient beispielsweise China der herrschenden Klasse im Westen zunehmend als Vorbild – ein Modell, das nicht mehr abschreckt, sondern feuchte Träume von unangefochtener Kontrolle und totaler Herrschaft entfacht.

Die Grundlage menschlicher Gesellschaft: Kooperation und Arbeitsteilung

Menschen werden sich immer zu Gesellschaften organisieren, um durch Arbeitsteilung produktiver zu werden und gemeinsame ökonomische Ziele zu erreichen. Aber nicht nur das: Der Mensch ist ein soziales Wesen, das die Gemeinschaft mit anderen zum Überleben braucht – natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Doch kann mit Sicherheit gesagt werden, dass nur durch Kooperation und Arbeitsteilung ein hoher Lebensstandard erreicht werden kann.

Die einfachste Form der Organisation einer Gesellschaft ist die Kommune. Sie ist zwangsläufig auf eine begrenzte Anzahl von Mitgliedern beschränkt, die geografisch nah beieinander leben und grundlegende Interessen teilen. Diese Interessen lassen sich leicht benennen: Zugang zu gesunder Nahrung, Energie, Obdach und Wissen über Gesundheit. Gemeinsame Interessen schaffen Zusammenhalt, und es liegt auf der Hand, dass sich die Organisation von Kommunen auf das Erreichen dieser gemeinsamen Ziele konzentrieren sollte. Hinzu kommt das Bedürfnis nach Kommunikation und Mobilität, das sich zwangsläufig ergibt, sobald sich Gesellschaften weiterentwickeln.

Je größer die Fähigkeit zur Kooperation ist, desto mehr dieser existenziellen Bereiche menschlicher Existenz kann eine Kommune eigenständig abdecken. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, auch zusätzliche Aspekte des Lebens zu integrieren – wie Bildung, Kultur oder technische Fortschritte –, die nicht nur das Zusammenleben, sondern auch den Lebensstandard jedes einzelnen Mitglieds weiter steigern.

Die gemeinsamen Bedürfnisse vereinen uns und lassen uns sozusagen gemeinsam in einem Boot sitzen.

Auf dieser Ebene menschlicher Organisation wäre nur eine begrenzte Form von Demokratie notwendig, da die grundlegenden Bedürfnisse von der Natur vorgegeben sind. Demokratie könnte sich hier darauf beschränken, wie wir gemeinsam diese Bedürfnisse befriedigen wollen. Und selbst diese Entscheidungen wären oft vorhersehbar – die Mehrheit würde sich wohl stets dafür aussprechen, jegliche Bedürfnisse mit dem kleinstmöglichen Aufwand zu erfüllen. Warum für etwas drei Stunden arbeiten, wenn es auch in einer Stunde erreicht werden kann?

Technologischer Fortschritt, der die Produktivität steigert, wäre somit ein Gewinn für die gesamte Gemeinschaft und stets erstrebenswert. Er würde ermöglichen, entweder weniger zu arbeiten oder den Lebensstandard zu erhöhen, indem die freigewordene Zeit und das zusätzliche Potenzial für weitere Bedürfnisse genutzt werden könnten.

Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die Qualität der erzeugten Produkte oder Dienstleistungen eine ebenso wichtige Rolle spielt. Manchmal rechtfertigt ein höherer Aufwand eine bessere Qualität. Genau hier kämen demokratische Prozesse ins Spiel, um den Willen der Mehrheit zu ermitteln und die Prioritäten der Gemeinschaft auszudrücken.

Die Utopie vor Augen, die Realität im Nacken

Bisher haben wir äußerst grob grundlegende Prinzipien beleuchtet, auf denen eine ideale Form der Gesellschaft aufbauen könnte – eine Utopie sozusagen. Doch eine solche Utopie zu erreichen, scheint, betrachtet man den geistigen Zustand der heutigen Gesellschaft, innerhalb einer Generation kaum möglich. Die Konzepte von Privateigentum und einem monetären System, die in unserer gegenwärtigen Realität fest verankert sind, stellen dabei eine besondere Herausforderung dar.

Einerseits ermöglichen sie Stabilität und Organisation, andererseits bedeuten sie für die geistige Entwicklung der Menschheit einen Rückschritt. Sie fördern Egoismus, Wettbewerb und Ungleichheit – Tendenzen, die einer auf Gemeinsinn und Kooperation beruhenden Gesellschaft widersprechen. Doch da wir gegenwärtig noch nicht in der Lage sind, vollständig auf diese Konzepte zu verzichten, stellt sich die Frage: Wie können wir diese Prinzipien so gestalten, dass sie den Fortschritt hin zu einer gerechteren und freieren Gesellschaft nicht behindern?

Eine mögliche Antwort wäre, Mechanismen zu entwickeln, die ein übermäßiges Ungleichgewicht in der Verteilung von Privateigentum verhindern. Eine Gesellschaft, die auf den beschriebenen Prinzipien aufbaut, würde nicht zulassen, dass einige ihrer Mitglieder durch die Nutzung gesellschaftlicher Regeln unverhältnismäßig viel Eigentum anhäufen. Perfekte Regeln wird es nie geben, und es wird immer Menschen geben, die Unvollkommenheiten im System zu ihrem Vorteil ausnutzen. Doch statt diese Problematik durch unendlich viele zusätzliche Gesetze zu lösen, die letztlich die gesamte Gesellschaft belasten könnten, wäre ein einfacherer und wirkungsvoller Ansatz der Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Ein solcher Ausschluss müsste nicht zwangsläufig durch Gesetze oder explizite Strafen erfolgen. Wenn die Mitglieder einer Gesellschaft die gemeinsamen Ziele und moralischen Werte wirklich verinnerlicht haben, würde sich dieser Prozess fast von selbst ergeben. Menschen, die sich nicht an die grundlegenden Prinzipien der Gemeinschaft halten – etwa durch übermäßige Anhäufung von Eigentum auf Kosten anderer –, würden zunehmend als Außenseiter wahrgenommen.

So wie in unserer heutigen Gesellschaft bestimmte Verhaltensweisen wie Gewalt oder Kindesmissbrauch zu einer sozialen Ächtung führen, könnte auch das Missachten moralischer Regeln in einer idealen Gesellschaft eine Form von natürlichem Ausschluss bewirken. Die Gemeinschaft würde solche egozentrischen Verhaltensweisen instinktiv ablehnen, weil sie den Fortschritt und die Stabilität aller gefährden.

Dieser Mechanismus basiert auf einer gemeinsamen moralischen Grundlage, die nicht durch Zwang, sondern durch Einsicht und Überzeugung entsteht. Menschen, die die Werte der Gesellschaft nicht teilen, würden sich isolieren und letztlich von selbst außerhalb der Gemeinschaft wiederfinden. Und es gibt für den Menschen kaum etwas Schlimmeres, als aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.

Die Tributökonomie

In einer neuen Ära der Aufklärung müsste auch das Prinzip des Privateigentums auf den Prüfstand gestellt werden. Dabei wäre es entscheidend, zwischen zwei Formen von Eigentum zu unterscheiden: dem existenzsichernden Eigentum, das das Überleben und den Alltag eines Einzelnen ermöglicht, und dem kapitalgenerierenden Eigentum, das Einkommen ohne aktive Arbeit erzeugt.

Besonders das Verlangen von Tribut – also von Einkünften, die allein durch Eigentumstitel erzielt werden – bedarf einer kritischen Betrachtung. Denn ein solches System zersetzt auf lange Sicht jede Gesellschaft. Es erzeugt automatisch Ungleichgewichte zwischen Menschen, die eigentlich gleichwertig sein sollten, und widerspricht dem Ideal einer gerechten und harmonischen Gemeinschaft.

Eine weise Gesellschaft würde erkennen, dass Eigentum letztlich eine Illusion ist – eine bloße Übereinkunft unter Menschen, die jederzeit verändert oder aufgehoben werden kann. Wahre Weisheit liegt in der Erkenntnis, dass Eigentum keine absolute, unveränderbare Realität ist, sondern ein menschliches Konstrukt, das der Gesellschaft dienen sollte und nicht umgekehrt.

Die Wertigkeit von Arbeit im aktuellen System

Wenn wir die Prinzipien einer idealen Gesellschaft betrachten, wird klar, dass auch die Art und Weise, wie wir Arbeit bewerten, einer tiefgreifenden Reflexion bedarf. Die heutige Bewertung von Arbeit – und damit auch der gesellschaftliche Status, der mit bestimmten Tätigkeiten einhergeht – ist eng mit unseren bestehenden wirtschaftlichen und sozialen Strukturen verknüpft. Doch diese Bewertung ist alles andere als unveränderlich.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat sich der Wert von Arbeit immer wieder verschoben. Im antiken China zu Zeiten Laotses beispielsweise galt der Stand der Händler und Kaufleute als gesellschaftlich minderwertig, im Vergleich zu Bauern, Handwerkern oder Gelehrten. Der Grund war, dass Kaufleute nichts Materielles oder Intellektuelles schufen, sondern nur als Mittelmänner von Waren fungierten. Ihr Einkommen wurde als rein profitgetrieben angesehen und nicht als Ergebnis harter Arbeit oder schöpferischen Schaffens.

Wenden wir diesen Blick auf unsere Zeit an: Wie bewerten wir heute die Arbeit von Menschen, die für Banken oder Versicherungen tätig sind? Welche Art von Mehrwert schaffen sie für die Gesellschaft? Und wie rechtfertigen wir, dass Tätigkeiten, die für das Gemeinwohl essenziell sind – etwa in der Pflege oder Bildung –, oft gering geschätzt und infolge dessen schlecht entlohnt werden?

Ein weiteres Beispiel bietet der Profifußball. Spieler in den oberen Ligen verdienen, oder besser gesagt bekommen astronomische Summen, während ihr Beitrag vor allem in der Unterhaltung liegt – im Gegensatz zu Lehrern oder Pflegekräften, die die Grundfesten unserer Gesellschaft stützen. Solche Beispiele verdeutlichen, wie stark die Bewertung von Arbeit von Marktmechanismen statt vom tatsächlichen Mehrwert für die Gemeinschaft bestimmt wird.

Luxus für wenige, Stillstand für alle: Die soziale Schieflage

Was bedeutet es, wenn eine Tätigkeit keinen oder nur kaum Mehrwert für die Gesellschaft bringt, aber dennoch erhebliche finanzielle Profite erzielt? Gewinne, die in private Hände fließen und für persönliche Zwecke ausgegeben werden, fehlen an anderer Stelle – dort, wo sie dringend benötigt würden. Solche Konstrukte sind nicht nur unproduktiv im gesellschaftlichen Sinne, sie verbrauchen sogar die Produktivität der Gemeinschaft. Denn die Menschen, die in diesen Bereichen tätig sind, könnten stattdessen einen echten Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Es ist offensichtlich: Die Ressourcen und Produktivität, die beispielsweise für die Renovierung von Schulen, Brücken, Straßen oder den Ausbau sozialer Dienstleistungen benötigt werden, landen in privaten Händen und werden beispielsweise für luxuriöse Güter verwendet. Und wir sollten es offen ansprechen: Die Oberschicht baut ihre Yachten, Privatjets, Luxusvillen und Luxusautos nicht mit eigenen Händen – sonst könnte man es ihnen nicht übelnehmen. Doch diese Güter werden von der Gesellschaft produziert, während öffentliche Infrastruktur vernachlässigt wird.

Wer sich fragt, warum keine Gelder für die marode Infrastruktur Deutschlands zur Verfügung stehen, braucht nur einen Blick beispielsweise in den Hafen von Monaco zu werfen. Dort liegt die Infrastruktur Deutschlands und anderer europäischer Länder – in Form von Luxusgütern.

Produktivitätsfresser oder Wirtschaftsmotor? Der Finanzsektor im Fokus

Schauen wir uns an, wie viele Menschen in diesen produktivitätsfressenden Branchen tätig sind. Laut Bankenverband gibt es 535.000 Beschäftigte in der deutschen Kreditwirtschaft, die angeblich eine Bruttowertschöpfung von 76 Milliarden Euro erzielen. Doch das bedeutet keineswegs, dass sie einen tatsächlichen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Man könnte sogar zugespitzt behaupten, dass sie dieses Geld der produzierenden Gesellschaft entziehen. Schließlich produzieren Banken selbst nichts, sondern erheben Gebühren, kassieren Zinsen und generieren Gewinne aus spekulativen Geschäften.

Einer der zentralen Mechanismen im Geschäftsmodell von Banken ist die Kreditvergabe. Dabei schaffen sie neues Geld – buchstäblich aus dem Nichts – und verlangen dafür Zinsen. Viele Menschen reagieren überrascht, wenn sie erfahren, dass Banken bei der Kreditvergabe tatsächlich Geld erschaffen, das zuvor nicht existierte. Es wird nicht von einem bestehenden Konto abgebucht, sondern auf Knopfdruck generiert – ein Vorgang, der für einen einfachen Bürger als Kapitalverbrechen geahndet würde. Ein Beispiel zeigt, wie dieses System Banken privilegiert und zugleich eine ungerechte Last auf den Kreditnehmer abwälzt:

Jemand nimmt einen Kredit über 500.000 Euro für den Kauf einer Immobilie auf, zu einem jährlichen Zinssatz von 5,2 %. Innerhalb von 30 Jahren summiert sich die Rückzahlung aufgrund von Zins und Zinseszins auf etwa 1.000.000 Euro. Der Kreditnehmer zahlt also das Doppelte dessen zurück, was er ursprünglich geliehen hat.

Dabei dient die Immobilie selbst als Sicherheit, die die Bank im Falle eines Zahlungsausfalls übernehmen kann – was ihr Risiko erheblich minimiert. Dennoch verlangt die Bank für diese Dienstleistung Zinsen in Höhe von 500.000 Euro. Ist das gerecht? Mir scheint es eher ein Werkzeug zur Versklavung von Menschen durch Schulden zu sein. Solche Kredite könnten wesentlich günstiger und fairer an Bürger vergeben werden, die ein Haus benötigen – doch genau das widerspricht dem profitorientierten Geschäftsmodell der Banken

Zu den 535.000 Beschäftigten in der Kreditwirtschaft kommen noch rund 290.000 Menschen in der Versicherungsbranche hinzu. Auch hier ist der Mehrwert für die Gesellschaft schwer messbar und steht sicherlich in keinem Verhältnis zu den Kosten beziehungsweise Aufwand, die diese Branche verursacht.

Das Prinzip der Solidargemeinschaft, das hinter Versicherungen steht und unerwartete Belastungen auf die Gemeinschaft verteilt, ist grundsätzlich eine gute Idee. Doch dass daraus Profite geschlagen werden, entbehrt jeglicher Grundlage. Statt Gewinne zu generieren, sollten die Beiträge der Menschen reduziert werden, um das eigentliche Ziel – die Absicherung – in den Vordergrund zu stellen.

Die Versicherungsbranche bietet keine greifbaren Produkte, sondern verkauft im Wesentlichen Sicherheit. Zwar trägt sie zur Stabilität in einer unsicheren Welt bei, doch ihr tatsächlicher Mehrwert wird oft von gewinnorientierten Interessen überlagert, die letztlich auf Kosten der Gemeinschaft gehen.

Zu Banken und Versicherungen kommen noch weitere Finanzdienstleister hinzu, darunter FinTech-Unternehmen, Vermögensverwaltungen und Investmentgesellschaften. Zählt man alle Beschäftigten in diesen Bereichen zusammen, ergibt sich eine beeindruckende Zahl: Rund 1 Million Menschen arbeiten in Deutschland im Finanzsektor. Menschen, die täglich ihre Arbeitskraft dafür einsetzen, ohne dabei etwas Greifbares zu erschaffen – weder physische Produkte noch direkten gesellschaftlichen Nutzen. Ein Sektor, der auf Papier beeindruckende Zahlen produziert, aber oft weit entfernt davon ist, echten Mehrwert für die Gemeinschaft zu liefern.

Der Staat und die verschwendete Produktivität einer Gesellschaft

Es gibt sicherlich noch viele weitere Branchen, die bei genauerer Analyse nur einen begrenzten oder gar keinen gesellschaftlichen Nutzen aufweisen – wie die Werbebranche, die Glücksspielindustrie, die Waffenindustrie sowie die luxuriösen Segmente innerhalb fast jeder Industrie. Diese Branchen binden Millionen von Arbeitskräften, die ihre Produktivität entweder für fragwürdige Zwecke einsetzen oder sogar der Gesellschaft aktiv schaden.

Nichtsdestotrotz bleibt der größte Verbraucher von Produktivität mit rund 5 Millionen Beschäftigten der Staat. Als mächtigstes gesellschaftliches Konstrukt, das seine Autorität vor allem durch die latente Ausübung von Gewalt gegenüber den Bürgern begründet, hätte der Staat eigentlich die Möglichkeit, die gesellschaftliche Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken. Doch er versagt dabei immer wieder kläglich.

Man könnte entgegnen, dass der Staat durch soziale Hilfen für wirtschaftlich Schwache eine gerechtere Umverteilung anstrebt, dass er für Rechtssicherheit sorgt und eine gewisse Ordnung innerhalb der Gesellschaft wahrt. Doch diese Argumentation übersieht, dass der Staat selbst Hauptverursacher vieler Probleme und Ungerechtigkeiten ist.

Gesetze werden häufig nicht im Sinne von Gerechtigkeit angewandt, sondern so, wie es gerade politisch oder gesellschaftlich opportun ist. Dabei trifft der Staat oft die Falschen: Menschen, die moralisch richtig handeln, werden bestraft, während große Verbrechen wie Cum-Ex-Deals ungestraft bleiben. Gleichzeitig werden einfache Bürger durch Bürokratie und Vorschriften gegängelt, während die wirklich Mächtigen ihren Einfluss ungehindert ausweiten können.

Hinzu kommt, dass der Staat sich zunehmend in das Privatleben seiner Bürger einmischt – sei es durch familienpolitische Eingriffe, überregulierte Kindererziehung oder Einschränkungen persönlicher Freiheiten. Statt die Gemeinschaft zu stärken, trägt der Staat so oft zur Spaltung der Gesellschaft bei.

Machen wir uns nichts vor: Es gibt keinen Staat im abstrakten Sinne. Es sind immer Menschen, die sich das Recht nehmen, die Regeln aufzustellen, nach denen die Gesellschaft funktionieren soll. Der Staat produziert im Grunde nichts. Er sammelt unter Androhung von Gewalt Steuergelder und verteilt diese nach seinem eigenen Ermessen. Dabei steht das, was der Staat – oder vielmehr seine Vertreter – für richtig halten, oft in erheblichem Widerspruch zu den Interessen der Menschen, die er eigentlich vertreten soll.

Ein eindrückliches Beispiel für die Menschenfeindlichkeit des Staates zeigte sich in der sogenannten Corona-P(l)andemie. Mit voller Wucht hat der Staat demonstriert, wie wenig er von seinen Bürgern hält. Selbst nach dem Ende dieser inszenierten Pandemie bestraft er weiterhin Menschen, die sich dem Unrechtsregime widersetzt haben.

Ein tragisches Beispiel ist der Richter Christian Dettmar, der die Maskenpflicht für Kinder in Schulen zurecht aufgehoben hat. Dabei verstieß er formal gegen das Infektionsschutzgesetz, ein Gesetz, das nicht auf evidenzbasierten Regularien beruhte, sondern politisch und gesellschaftlich motivierten Zielen folgte. Sein größter „Fehler“ jedoch war, dass er es wagte, das herrschende Narrativ zu hinterfragen. Für seinen Mut wurde er zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt, vom Richteramt ausgeschlossen und verlor sämtliche Pensionsansprüche. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie der Staat mit voller Wucht in den Faschismus abdriftet – und das nicht zum ersten Mal.

Auch im aktuellen Ukraine-Konflikt zeigt der Staat erneut seine hässliche Fratze, indem er bereit ist, sein eigenes Volk in einen Krieg mit Russland zu führen. Dabei wäre es seine oberste Pflicht, alles zu tun, um eine kriegerische Auseinandersetzung zu verhindern. Stattdessen werden wesentliche Zusammenhänge vorsätzlich ausgeblendet, die zu diesem Konflikt führten – etwa der vom Westen angeführte Putsch im Jahr 2014 und die danach jahrelange Unterstützung der korruptesten Regierung, die die Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit erlebt hat. Doch anstatt auf Deeskalation zu setzen, liefert der Staat Waffen ins Kriegsgebiet und trägt damit aktiv zur Verlängerung und Intensivierung des Konflikts bei. Diese Ignoranz und bewusste Eskalationspolitik fördern keine Lösung, sondern treiben die Rhetorik und die Gewaltspirale weiter voran.

Zusammenfassend kann man sagen, dass 5 Millionen Menschen kaum produktiv für die Gesellschaft tätig sind und anstatt zum gesellschaftlichen Wohlstand beizutragen, diesen Wohlstand behindern, indem sie Produktivität vor allem für den Selbsterhalt des Staates verbrauchen oder sie schlicht und ergreifend falsch einsetzen – wie etwa die 33,9 Milliarden Euro, die 2023 ins Ausland flossen und hier dringend gebraucht würden. Ein weiteres Beispiel für die Fehlverwendung von Ressourcen ist die Rettung maroder Banken. Nach den Regeln des Kapitalismus hätten diese Banken, die durch Missmanagement und Gier in Schieflage geraten sind, ihr Existenzrecht verloren und dürften nicht gerettet werden. Doch anstatt Konsequenzen zu ziehen, werden solche Institutionen mit öffentlichen Geldern künstlich am Leben erhalten, während andere Bereiche der Gesellschaft weiter vernachlässigt werden.

Direkte Demokratie: Eine Gefahr für die Eliten?

Würden die derzeitigen ‚Volksvertreter‘ wirklich an Demokratie glauben, hätten sie längst direkte demokratische Verfahren eingeführt oder den Bürgern zumindest die Möglichkeit gegeben, ihre Meinungen und Wünsche direkt zu äußern. Die Technologie dafür existiert längst. Mit modernen Smartphones könnten Bürger unkompliziert befragt werden, wie Steuergelder verwendet werden sollen oder welche politischen Entscheidungen getroffen werden. Doch das wird bewusst verhindert – aus Angst vor den Konsequenzen. Es würde schnell auffallen, dass die Bürger sich etwas ganz Anderes wünschen, als die Regierungen vorgeben.

Dieses Missverhältnis zeigt, dass die Demokratie, wie sie heute praktiziert wird, kaum mehr als eine Fassade ist. Der Wille des Volkes wird durch eine Schicht von Bürokraten und Politikern ersetzt, die ihre eigenen Interessen oder die der mächtigen Lobbygruppen vertreten. Direkte Demokratie würde diese Machtstrukturen infrage stellen und könnte den Einfluss großer Konzerne und vermögender Eliten erheblich reduzieren. Genau das macht sie so unerwünscht.

Anstatt den Bürgern Mitbestimmung zu ermöglichen, wird ihnen vorgegaukelt, dass repräsentative Demokratie das höchste erreichbare Gut sei. Doch eine repräsentative Demokratie ohne echte Kontrolle durch das Volk ist nichts anderes als eine weitere Form der Herrschaft. Solange die Entscheidungsmacht in den Händen weniger bleibt, werden die Interessen der Mehrheit immer zugunsten einer kleinen Elite geopfert.

Schlussfolgerung: Aufbruch in die zweite Aufklärung

Die erste Aufklärung hat uns gelehrt, Autoritäten zu hinterfragen, die Macht des Verstandes zu nutzen und individuelle Freiheit zu fordern. Doch die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts steht vor neuen Herausforderungen, die eine zweite Aufklärung dringend erforderlich machen – eine Aufklärung, die vor allem eine geistige Entwicklung des Menschen bedeutet.

Denn die Herrschaft weniger über viele ist nicht nur ein strukturelles Problem. Sie ist tief in unserem kollektiven Geist verankert. Die vielen kleinen Chefs, die über ihre Arbeiter herrschen, die Bürokraten, die über die Bürger bestimmen, und all die kleinen Hierarchien des Alltags spiegeln im Kleinen wider, was im Großen geschieht: die Herrschaft der Mächtigen über alle. Solange wir diese Hierarchien weiter manifestieren, solange wir im Kleinen nach den gleichen Prinzipien funktionieren, werden wir weiterhin das Fundament für den Faschismus im Großen bilden.

Diese zweite Aufklärung muss uns daher nicht nur dazu bringen, äußere Strukturen zu hinterfragen, sondern auch unsere eigenen inneren Muster. Sie muss uns lehren, wie wir echte Gleichheit, Mitgefühl und Kooperation leben können – nicht nur in der Theorie, sondern im täglichen Handeln.

Die Vision ist eine Gesellschaft, in der wir gemeinsam unsere Grundbedürfnisse befriedigen – effizient und mit minimalem Aufwand. Ich bin überzeugt, dass wir mit ein oder zwei Tagen Arbeit pro Woche alles abdecken könnten, was wir für ein gutes Leben benötigen. Die restliche Zeit stünde uns zur freien Verfügung, um eine wirklich freie Gesellschaft zu gestalten: einen freien Markt, der nicht von Zwängen und Ausbeutung geprägt ist, und eine Gemeinschaft, in der sich jeder selbst verwirklichen kann.

Diese Transformation erfordert Evolution statt Revolution. Es liegt an uns, die Weichen zu stellen und den Mut zu haben, den ersten Schritt zu gehen. Denn die zweite Aufklärung beginnt nicht mit einem großen Ereignis, sondern mit vielen kleinen Handlungen – und mit einer tiefen Veränderung unseres Geistes, die das Fundament für eine gerechtere Zukunft legt.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: PHOTOCREO Michal Bednarek / shutterstock


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