Der Mensch ist gut, aber irritiert (Teil III)

D‘Holbach: „Der Mensch ist nur darum unglücklich, weil er die Natur verkennt. Man muss ihm die Wahrheit zeigen.“

Ein Meinungsbeitrag von Rudolf Hänsel.

Einführung

Thema der dreiteiligen Artikel-Serie ist die Wissenschaft der humanistischen Psychologie.

In Teil I wurde die These aufgestellt, dass der Mensch nicht krank, sondern nicht richtig aufgeklärt sei. Der nächste Teil (II) behandelte die Frage von Krieg und Frieden. Die psychologische Erkenntnis lautete, dass der Mensch keinen angeborenen Aggressionstrieb hat, sondern dass seine Natur friedlich ist. Zu kriegerischen Auseinandersetzungen käme es allein wegen der Machtgier derer, die innerhalb der Völker als Obrigkeit fungieren würden. Aus diesem Grund sei die Menschheit fähig, ohne Waffen und Kriege zusammenzuleben.

So eine Welt würde jedoch nicht von selbst entstehen, sondern einzig und allein durch den menschlichen Entschluss, durch ein Denken und Handeln, das sich am Ideal des Friedens und der Gerechtigkeit orientiert. Diesen „unbeugsamen Willen“ (Gandhi) sollte die Menschheit schon heute aufbringen.

Im vorerst letzten Teil (III) bezieht sich der Autor auf die Erkenntnisse und Bücher des Philosophen der französischen Aufklärung, Baron Paul-Henry Thiry d’Holbach (1723-1789). Auch wird er aus seinem eigenen Buch zitieren:

„Keinem die Macht übergeben! Ein psychologisches Manifest des gesunden Menschenverstands“ (1).

Da diese religionskritischen Bücher die Auswirkungen der Religion auf die Entwicklung des Kindes und die Psyche des Menschen untersuchen, soll vorab klargestellt werden, dass es selbstverständlich das unveräußerliche Recht des religiösen Menschen bleibt, aus den Bibelworten Offenbarungen der höchsten religiösen Wahrheiten zu schöpfen. Aber ebenso ist es die unbedingte Pflicht des Forschers, historische Wahrheiten nur aus ganz einwandfreien Zeugnissen zu folgern (2).

System der Natur

D’Holbachs Buch „System der Natur“ oder „Système de la Nature ou Des Loix du Monde Physikque et du Monde Physique et du Monde Moral“ (System der Natur oder von den Gesetzen der Physischen und Moralischen Welt) erschien im Jahr 1770 unter fingierter Autorenschaft und erregte skandalöses Aufsehen, weil es nach Auffassung des französischen Klerus‘ „gottlos, gotteslästerlich und aufrührerisch“ sei (3).

Auszüge aus dem Vorwort des Verfassers lassen dies erahnen:

Der Mensch ist nur darum unglücklich, weil er die Natur verkennt. Sein Geist ist durch die Vorurteile derart verseucht, dass man glauben könnte, er sei für immer zum Irrtum verdammt: er ist mit dem Schleier der Anschauungen, die man von Kindheit an über ihn breitet, so fest verwachsen, dass er nur mit der größten Mühe daraus gelöst werden kann. Ein gefährlicher Gärstoff ist all seinen Kenntnissen beigemischt und macht sie notwendig schwankend, unklar und falsch: er wollte zu seinem Unglück die Grenzen seiner Sphäre überschreiten und versuchte, sich über die sichtbare Welt zu erheben. (…).

Es gibt nur eine Wahrheit, sie ist für die Menschen notwendig, sie kann ihm niemals schaden, ihre unbesiegbare Macht wird sich früher oder später offenbaren. Darum muss sie dem menschlichen Geschlecht enthüllt werden. (…).

Versuchen wir also, die Nebel zu verscheuchen, die den Menschen daran hindern, mit sicherem Schritt auf seinem Lebensweg voranzuschreiten, flößen wir ihm Mut und Achtung vor seiner Vernunft ein, er lerne sein Wesen und seine legitimen Rechte erkennen, er frage die Erfahrung um Rat und verzichte auf die Vorurteile seiner Kindheit; er gründe seine Moral auf seine Natur, seine Bedürfnisse, seine wirklichen Vorteile, welche die Gesellschaft ihm gewährt; er wage es, sich selbst zu lieben, er arbeite für sein eigenes Glück, indem er dasjenige der anderen fördert, mit einem Wort: er sei vernünftig und tugendhaft, um hier auf dieser Erde glücklich zu sein, und beschäftige sich nicht mit gefährlichen und unnützen Träumereien. (…).

Wenn er Hirngespinste braucht, so erlaube er wenigstens den anderen, dass sie sich eigene zusammenspinnen, die sich von den seinigen unterscheiden; er überzeuge sich schließlich davon, dass es für die Bewohner dieser Erde sehr wichtig ist, gerecht, wohltätig und friedliebend zu sein, und dass nichts belangloser ist, als über Dinge nachzudenken, die der Vernunft unzugänglich sind.“ (4)

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant definierte „Aufklärung“ im Jahr 1784 folgendermaßen:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen.“ (5)

Sein Wahlspruch lautete „Sapere aude!“ (Wage zu wissen) oder „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Ein Grund für die Unmündigkeit selbst zu denken, ist nach Kant Faulheit und Feigheit. Unmündig zu sein, sei bequem und eigenständiges Denken „ein verdrießliches Geschäft“. So werde es für andere leicht, meint Kant, sich zu „Vormündern“ dieser unmündigen Menschen aufzuschwingen. Für einen verwöhnten und denkfaulen Menschen ist es bequemer, sich der Anleitung einer Autorität zu bedienen und sich im Einklang mit den vermeintlich Mächtigen und ihren Massenmedien zu befinden, weil man sich dann stets auf der „richtigen“ Seite befindet und sich auf die vermeintlich „unfehlbare“ Macht berufen kann (6).

Kadavergehorsam“ und gesunder Menschenverstand

Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, verfasste Mitte des 16. Jahrhunderts einen Text, auf den das deutsche Wort „Kadavergehorsam“ zurückzuführen ist. In der vom Spanischen ins Lateinische übertragenen und von der Ordenskongregation 1558 veröffentlichen Fassung heißt es (übersetzt):

Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass ein jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich von der göttlichen Vorsehung mittels des Oberen führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Körper, der sich wohin auch immer bringen und auf welche Weise auch immer behandeln lässt, oder wie ein Stab eines alten Mannes, der dient, wo und wozu auch immer ihn der benutzen will.“ (7)

Doch zurück zum Aufklärer und Enzyklopädisten Baron Paul-Henry Thiry d‘Holbach:

1772, gerade einmal zwei Jahre nach Veröffentlichung von “System der Natur“, erschien unter dem Titel „LE BONS SENS DU CURE MESLIER“ sein Buch „Der gesunde Menschenverstand“. Um sich der Verfolgung durch die „heilige Inquisition“ zu entziehen, veröffentlichte Hol

bach seine Gedanken auch dieses Mal unter dem Namen eines Verstorbenen: des freidenkenden Pfarrers Jean Meslier. Dieser durfte es in seiner Amtszeit nicht wagen, der Kirchengemeinde seine kritischen Gedanken zu vermitteln.

Die 1878 erschienene deutsche Übersetzung lautet: „Der gesunde Menschenverstand oder das religiöse Testament des Pfarrers Meslier. Eine religiöse-philosophische Abhandlung über den Begriff „Religion“ und über die Existenz eines göttlichen schöpferischen Wesens – Dem geistig fortgeschrittenen Volke gewidmet.“ (8)

Bereits in der Einleitung schreibt Holbach:

Es ist vergebene Mühe, die Menschen von ihren Lastern heilen zu wollen, wenn man nicht mit der Heilung ihrer Vorurtheile beginnt. Man muss ihnen die Wahrheit zeigen, damit sie ihre theuersten Interessen kennen lernen, und die wahren Motive, welche sie der Tugend und ihrem wahren Glück zuführen. (…).

Sagen wir den Menschen, dass sie gerecht sein sollen, wohltätig, mäßig und gesellig, nicht weil es ihre Götter verlangen, sondern weil man seinen Nebenmenschen zu gefallen suchen muss; sagen wir ihnen, dass sie sich der Sünde und des Lasters enthalten sollen, nicht weil man in einer andern Welt gestraft wird, sondern weil sich das Böse schon in diesem Leben bestraft. (…).“ (9)

Zur Frage des Mutes, sich kritisch über die Religion zu äußern, schreibt Holbach am Ende seines Buches:

Es war nicht erlaubt, irgendeine Entdeckung zu machen. (…). Nur mit Zittern konnten die grössten Männer die Wahrheit fühlen; nur selten hatten sie den Muth, sie auszusprechen. Jene, die es gewagt haben, wurden gewöhnlich für ihre Kühnheit bestraft. Die Religion ist nie so gnädig gewesen, das laute Denken zu erlauben, oder die Vorurtheile zu bekämpfen, denen der Mensch überall als Opfer und als Narr gedient hat.“ (10)

Der Einfluss der Gesellschaft auf die religiöse Einstellung der Menschen

Der Mensch wird weder religiös noch gottesgläubig geboren. Das geistig gesunde und unverkrüppelte Kind gerät jedoch in eine Gesellschaft, in der wahnhafte Ideen und Illusionen vorherrschen.

Nach Karl Marx ist das metaphysische Bedürfnis des Menschen nur ein Protest gegen das Elend dieser Welt, weil er wirtschaftlichen Nöten ebenso macht- und ratlos gegenübersteht wie den Kräften der Natur oder Krisen und Kriegen.

Marx durchschaute das Getriebe der Gesellschaft und kam zu der Erkenntnis, dass der Mensch sich nicht ändern könne, bevor sich nicht die Struktur der Gesellschaft geändert hat. Solange im Diesseits nicht jeder menschenwürdig und ohne Furcht leben könne, werde es den Glauben an ein besseres Jenseits, an eine ausgleichende Gerechtigkeit geben:

Die Religion ist das Streben nach illusorischem Glück des Volkes, das einem Zustand der Gesellschaft entspringt, welcher der Illusion bedarf.“ (11)

Wirtschaftliche Faktoren verstärken oder hemmen die religiöse Einstellung eines Menschen. Schon Ludwig Feuerbach (1804-1875) – deutscher Philosoph, Anthropologe und Religionskritiker, dessen Erkenntnisstandpunkt für die modernen Humanwissenschaften wie Psychologie und Ethnologie grundlegend geworden sind – fordert, dass der Mensch endlich damit aufhören müsse, ein Spielball der menschenfeindlichen Mächte zu sein, die sich der Religion zur Unterdrückung bedienen (12).

Auch für Sigmund Freud (1856-1939) war die Religion eine Illusion, entstanden aus sehr alten, heftigen Wünschen der Menschen: dem Verlangen nach einer gerechten Weltordnung, nach Freiheit von Not sowie dem Wunsch nach Ewigkeit der persönlichen Existenz, gedacht als zukünftiges Leben in einem Himmel (13).

Die Einschüchterung von Verstand und Vernunft beginnt in der Kindheit

Paul-Henri Thiry d‘Holbach schreibt hierzu in „Der gesunde Menschenverstand“:

Die Grundsätze aller Religionen gründen sich auf die Gottesidee; aber es ist unmöglich, dass die Menschen von einem Wesen wahre Begriffe haben können, das auf keinen ihrer Sinne wirkt. Alle unsere Begriffe werden von Gegenständen hergeleitet, die wir wahrnehmen. Was kann uns aber den Begriff eines Gottes darstellen, der unbedingt nur eine Idee ohne Object ist?“ (14)

Dem Kind werden jedoch Dinge beigebracht, die ihm wesensfremd sind und seine Vernunft nicht erfordern. Kaum zeigen sich die ersten seelischen Regungen und es lernt zu sprechen, wird es von der Gesellschaft, den Eltern und der Kirche „in Obhut genommen“. Es wird ihm klar gemacht, dass sich sein Wesen bezüglich des Naturgefühls und der Weltanschauung nicht frei entwickeln darf. Will es verhindern, mit höllischen Peinigungen bestraft zu werden, muss es sein Wesen in eine bestimmte kirchliche Form pressen.

Bildet sich dann im dritten Lebensjahr das Bewusstsein des „Ichs“, so schalten sich bereits Gott und Teufel der betreffenden Religion ein und lehren das Kind, nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern sich von übernatürlichen Mächten führen und beherrschen zu lassen. So lernt das Kind die Dämonenfurcht kennen. Auch die „Tugenden“ der Unterwürfigkeit, des Gehorsams und der Demut prägen sich ein. Das Kind darf sich nicht natürlich und ungezwungen entwickeln. Psychiater diagnostizieren als Folge bisweilen Angstneurosen und seelische Störungen.

Mit diesem Vorgehen wird ein starker und lähmender Druck auf die Kinderseelen ausgeübt. Keine noch so diktatorische und totalitäre politische Organisation ist imstande, einen solch lähmenden Druck auf Kinderseelen auszuüben. Diese seelische Vergewaltigung ist schlimmer und nachhaltiger als jede körperliche (15).

Als Erwachsener weist der Mensch dann im weltanschaulichen Denken die „Deformationen“ auf, die ihm in der Kindheit zugefügt worden sind. So ist er in der Ich-Entfaltung gehemmt, den Priestern gegenüber aber hörig. In weltanschaulichen Gesprächen müssen die Reste des gesunden Menschenverstandes oft niedergekämpft werden und sich selbst gegenüber muss man unehrlich sein.

Dem Andersdenkenden gegenüber ist der religiöse Mensch nicht selten hochmütig und kommt sich erhaben vor. So betrachtet er den Nichtgläubigen oft als einen dummen oder geistig nicht normalen und kranken Menschen. Im täglichen Leben dieses religiösen Erwachsenen hingegen beobachtet man manchmal ein starkes menschliches Hingabebedürfnis und einen blinden Gehorsam gegenüber Autoritäten und religiösen Führern.

Schulen und Universitäten sind öffentliche Einrichtungen

Die Religion und jede andere Art von Okkultismus sind Privatsache der Eltern und ihrer Kinder und deshalb als Sonderfach der Schule abzulehnen. Die Schule muss konfessionsfrei sein. Sie hat in erster Linie die Überzeugung zu vermitteln, dass erfahrungsgemäßes Wissen, Verstand und Vernunft immer und überall Vorrang haben.

An Universitäten sollte nur eine religionswissenschaftliche Fakultät zugelassen werden; die Theologie hat nicht den Rang einer Wissenschaft. Die Theologie sollte auf Priesterseminare beschränkt sein.

Der Jugend müssen in der Erziehung von Anfang an Werte vermittelt werden, die dem Heute entsprechen und die auch im Erwachsenenalter noch Gültigkeit haben. Dem Schüler muss gezeigt werden, dass es eine hochstehende Ethik auch ohne Glaubensvorstellungen gibt. Dem jungen Menschen sollte dazu verhelfen werden, sein eigenes Wesen ohne Einschnürung durch eine Konfession auszuprägen. Dieser Mensch wird im Allgemeinen auch moralisch sein.

Die Schule hat die eigene Kraft und das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu stärken, vom eigenen geliebten Seelenheil abzulenken auf das Heil der Allgemeinheit, auf die Notwendigkeit der Hilfsbereitschaft, auf ein Ideal, das die höchste sittliche Kraft nicht mehr in der religiösen, sondern in der sozialen Idee sieht, in der Schaffung eines „Paradieses“ der Humanität auf Erden. (16)

Fußnoten

(1) Hänsel, Rudolf (2020). Keinem die Macht übergeben! Ein psychologisches Manifest des gesunden Menschenverstands. Gornji Milanovac. Siehe auch Kurzfassung des Buches in: „Neue Rheinische Zeitung“ und „Global Research“.

(2) A. a. O., S. 57

(3) D’Holbach, Paul-Henri Thiry (1978). System der Natur oder von den Gesetzen der physischen und moralischen Welt, Frankfurt a. M., S. 2

(4) A. a. O., S. 11ff.

(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant

(6) Hänsel, Rudolf (2020). Keinem die Macht übergeben! S. 32

(7) https://de.wikipedia.org/wiki/Kadavergehorsam

(8) D’Holbach, Paul-Henri Thiry (1976). Der gesunde Menschenverstand des Pfarrers Meslier. Zürich

(9) A. a. O., S. 4ff.

(10) A. a. O., S. 160

(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Deutsche_Ideologie

(12) https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Feuerbach

(13) Hänsel, Rudolf (2020). Keinem die Macht übergeben! S. 61

(14) D’Holbach, Paul-Henri Thiry (1976). Der gesunde Menschenverstand des Pfarrers Meslier. Zürich, S. 9

(15) Hänsel, Rudolf (2020). Keinem die Macht übergeben! S. 64

(16) A. a. O., S. 66ff.

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Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler (Dr. paed.) und Psychologe (Dipl.-Psych.). Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer (Professor) in der Erwachsenenbildung: unter anderem Leiter eines freien Schul-Modell-Versuchs und Fortbildner bayerischer Beratungslehrkräfte und Schulpsychologen. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. Bei einer Öffentlichen Anhörung zur Jugendkriminalität im Europa-Parlament war er Berichterstatter für Deutschland. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden. Für seine Verdienste um Serbien bekam er 2021 von den Universitäten Belgrad und Novi Sad den Republik-Preis „Kapitän Misa Anastasijevic“ verliehen.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: elmar gubisch / Shutterstock.com

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Kommentare (8)

8 Kommentare zu: “Der Mensch ist gut, aber irritiert (Teil III)

  1. Epikureer sagt:

    Was bin ich froh, dass ich weder die Pobleme von Linken, Scheinlinken, Rechten oder wer sonst noch die Welt retten will, nicht habe….uff! Viel Erfolg noch beim Kampf gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt ( das ist jetzt Ironie!)

    • _Box sagt:

      Mal so nachgefragt. Wenn sie das alles (angeblich ironischerweise) nichts angeht, was ist dann die (angeblich ironische) Motivation hinter ihren recht kreativen (ironisch gemeint) Kommentierungen?

      Vorab, da sie das nichts angeht:

      „Die Mitte“. Die „Mitte“ ist etwas ganz Tolles, heute sind alle in der Mitte. Das gehört wieder zum neoliberalen Falschwörterbuch, weil hier ein Begriff neu besetzt worden ist, denn „Mitte“ ist für uns alle etwas ganz Tolles.
      ‚Mitte‘ suggeriert Harmonie, Ausgeglichenheit, vielleicht auch Geborgensein, ‚Mitte‘ ist ein ganz positives Gefühl, weil wir ungerne zu den Extremen gehören wollen. Der Neoliberalismus hat diesen Mittebegriff neu besetzt, indem jetzt eigentlich mit „Mitte“ eine extremistische Position bezeichnet wird. Nämlich die extremistische Position eines Kampfes gegen Demokratie. Und die „Mitte“ ist sogar eine extrem fundamentalistische Position, weil sie einen Ausschließlichkeitsanspruch hat: Es kann keine Alternativen mehr geben. Die „Mitte“ ist eine extrem fundamentalistische Position mit einem Ausschließlichkeitsanspruch, übt aber auf uns eine gewisse Faszination aus.
      Wir gehen diesem Wort immer wieder auf den Leim. Und Sie sehen, wie häufig dieses Wort als Attraktionsmittel in der politischen Rhetorik verwandt wird, und zwar immer im Kontext auch des neoliberalen Programmes.

      Tony Blair: „a radical centre in which you are able to take decisions for the future of
      the country“

      Gerhard Schröder 1998: „Es gibt keine linke oder rechte Wirtschaftspolitik, sondern
      nur eine gute oder schlechte Wirtschaftspolitik.“

      Emmanuel Macron 2017: „ni droite, ni gauche“ (weder rechts, noch links)

      Faschismus: „weder links noch rechts“

      Die „radikale Mitte“ – auch eine interessante Wortschöpfung. – Es gibt gar keine Interessengegensätze mehr. Es gibt keine Interessengegensätze zwischen Unternehmer und Lohnabhängigem mehr. Es geht nur noch um ‚Vernunft‘, es geht nur noch darum, ‚rational‘ die besten Lösungsansätze zu finden. Es hat auch keinen Sinn mehr, gegen irgend etwas zu kämpfen, es geht nur darum, die ‚beste‘ Lösung zu finden, denn letztlich sitzen natürlich Unternehmer und Lohnabhängige im gleichen Boot, haben die gleichen Interessen, nämlich: die ‚besten‘ Lösungen zu finden. ‚Letztlich ziehen wir doch alle am selben Strang‘ – das ist die Ideologie, was ja irgendwie auch richtig ist, nur eben an unterschiedlichen Enden.

      Interessanter ist hier noch der Punkt – das finden Sie heute ganz häufig -, dass jemand sagt: „ich bin weder rechts noch links“. „Links“, das heißt ja eigentlich für eine gerechte Verteilung und eine solidarische Gesellschaft – und „rechts“ heißt, nicht für eine gerechte Verteilung. Jemand, der weder rechts noch links ist, kann sich eigentlich nur damit noch retten, dass er sagt: „Naja, ich bin völlig apathisch!“

      Und interessant ist, dass der italienische Faschismus genau diesen Slogan hatte, er ist „weder rechts noch links“. Und da war etwas dran. Der Faschismus war extrem anti-links, aber er war auch nicht rechts, denn ‚rechts‘ hieß damals eigentlich reaktionär und bewahrend. Der Faschismus war revolutionär, der wollte nicht bewahren. Das war ein totalitäreres System, er wollte etwas ganz anderes. In gewisser Weise konnte er zurecht sagen: „wir sind weder rechts noch links“. Auch dort lohnt es sich wieder, einen Blick auf die Geschichte zu werfen.

      Aus:
      28. Pleisweiler Gespräch mit Professor Mausfeld – 22. Oktober 2017
      Wie sich die „verwirrte Herde“ auf Kurs halten lässt: Neue Wege der „Stabilitätssicherung“ im autoritären Neoliberalismus

      http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/171022-Mausfeld_Transkript_Landau_NDS.pdf

    • Epikureer sagt:

      Ich bin weder in der Mitte, noch Rechts, noch Links. Ich hab es eher mit der Natur, so in der Art wie der leider verstorbene Clemens Arvay. Ich bin glücklichweise aus Deutschland raus und beobachte das aktuelle Schauspiel aus einem gewissen gewissen Eigennutz. Gesellschaften, Klassenkämpfe oder so sind mir vollkommen schnurz, ich suche mit das System raus, in dem ich am ehesten meine Ruhe vor dem Staat habe. Mit mir kann man sich über politische Sachen schlecht streiten, da ich auf einer komplett anderen Welle reite. Was Sie vermutlich irgendwo Ihrer irrationalen Schublade einsortieren würden. Ich kann zwar auch auf der rationalen Ebene kommunizieren, aber das ist mir auf Dauer zu öde. Das Paradies liegt für mich woanders.

    • _Box sagt:

      Weder rechts, noch links, noch Mitte, also da:

      And again — this is not about right or left. We couldn’t care less about your party politics.

      From a sustainability perspective, the right, the left, as well as the center, have all failed. No political ideology or economic structure has been able to tackle the climate and environmental emergency and create a cohesive and sustainable world. Because that world, in case you haven’t noticed, is currently on fire.

      Aus:
      Greta Thunberg: Our house is still on fire and you're fuelling the flames
      Jan 21, 2020
      – Greta Thunberg addressed the World Economic Forum's Annual Meeting in Davos.
      – She called for urgent action, stressing the need for 'real zero' emissions.
      – Thunberg had three immediate demands for Davos participants.
      – Below is a transcript of the address she delivered.

      https://www.weforum.org/agenda/2020/01/greta-speech-our-house-is-still-on-fire-davos-2020/

      Kurz erläutert:

      Thunberg-Auftritt: Erfolg für WEF

      In diesem Jahr können die WEF-Macher besonders zufrieden sein. Mit dem Auftritt von Greta Thunberg noch vor der Rede von Donald Trump ist ihre Strategie voll aufgegangen. Dabei hätte es auch keine Rolle gespielt, ob Thunberg in ihrer Rede auch die Mächtigen angreift. Es ist ja gerade deren Strategie auf solchen Treffen, ihre Kassandras als eine Art moderne Hofnarren und -närrinnen einzuladen, die ja auch ganz unkonventionelle Gedanken äußern, die dann vom kapitalistischen Apparat verdaut werden und die Flexibilität des Systems steigern.

      Aber Thunberg äußerte nichts in dem Sinne Kritisches. Mit ihrer Erklärung, ihr ginge es nicht um links und rechts, beide hätten versagt, recycelte sie den reaktionären Grundkonsens der Grünen, weder rechts noch links, sondern vorn zu sein. Dagegen haben bereits in den frühen 1980er Jahren zeitweise erfolgreich linke Ökologen und Ökologinnen angekämpft.

      Wenn Thunberg vor dem WEF solche Parolen zum Besten gibt, dann stärkt sie die Rufe nach einer Herrschaft der Technologen, die natürlich völlig ideologiefrei die kapitalistische Logik verinnerlicht haben. Nur erscheint ihnen das nicht etwa als Ideologie, sondern als Naturgesetz. In diesem Zusammenhang steht auch das ständige Sich-Berufen auf die Wissenschaft, das Thunberg und ihre Epigonen im Munde führen. Denn hier wird schlicht die Vermittlung von Wissenschaft in Politik unterschlagen und auch das ist Bestandteil einer kapitalistischen Ideologie.

      Aus:
      Trump und Thunberg – zwei Gesichter des Kapitalismus
      22. Januar 2020 Peter Nowak
      Die Inszenierung in Davos zeigte, wie in Zeiten des Ökologismus radikale Kritik und Opposition gegen die herrschenden Verhältnisse marginalisiert wird. Wie werden die linken Klimaaktivisten darauf reagieren?

      https://www.telepolis.de/features/Trump-und-Thunberg-zwei-Gesichter-des-Kapitalismus-4643947.html

      Unabhängig davon, auch wenn das (vorgeblich) nicht ihr Ding ist, äußern sie sich permanent politisch. Ein weiteres Bsp. hier:

      https://apolut.net/vortrag-kayvan-angst-essen-freiheit#comment-257303

      Mich überkommt der Gedanke, Herr Arvay, der ihnen hier mißbräuchlich Schild sein soll, war wesentlich aufrichtiger.

    • Epikureer sagt:

      Ich klink mich da jetzt aus, Sie haben mich jetzt gedanklich genug herabgesetzt, sie haben in allem Recht. Suchen Sie sich einen politischen Sparringspartner, gibt ja einige hier auf apolut.

  2. _Box sagt:

    Ich finde das Ganze bedarf einer Aktualisierung, denn die Anwendung ritenhafter Handlungen ist längst absorbiert und rational verbrämt. Dazu:

    So wenig man sich die Hölle mit markierten Fluchtwegen vorstellen kann, so wenig verheißt die gesellschaftliche Realität des Kapitalismus einen Ausweg. Er umgibt sich vielmehr mit der Aura des von jeher Gewesenseins: Er perfektioniert nur, was schon immer so war und so sein muss, weshalb es auch alternativlos ist, wie uns von der Politik, aber nicht nur von ihr, immer wieder erklärt wird.
    Walter Benjamin hat darin in seinem wohl 1921 niedergeschriebenen Fragment Kapitalismus als Religion einen Grundzug des Kapitalismus als Religion gesehen: Er sei eine reine Kultreligion, ohne Dogmatik, ohne Transzendenz und
    ohne Erlösung. Der Kapitalismus zelebriere den Kultus in Permanenz; jeder Tag sei Festtag, der die äußerste Anspannung der Verehrenden fordere, und der Kultus sei, wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Religionen, nicht entsühnend, sondern verschuldend, er mache Schuld universal (Benjamin 1991: 100f).
    Dass Kapitalismus Religion sei – diese These hat erst angesichts der globalen Finanzkrisen am Ende des 20 und dem Beginn des 21 Jahrhunderts gezündet und Benjamins Text, der bis dahin kaum Aufmerksamkeit gefunden hatte, eine
    ungeahnte Wirkung zuteilwerden lassen (vgl ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Thiessen 1994; Jacob u a 1996; Steiner 1998; Deutschmann 2001; Baecker 2004; Agamben 2005; pax christi 2006; Arndt 2009; Fleischmann 2010; Lilge 2012; Menasse 2012).
    Dabei wird die Radikalität der benjaminschen These jedoch nur selten ernst genommen Während die von Benjamin inspirierte Literatur zumeist Kapitalismus und Religion miteinander vergleicht und auf Parallelen zu religiösen
    Dogmen und Praktiken aufmerksam macht, betrachtet Benjamin den Kapitalismus selbst und in toto als Religion.
    (…)
    Die Reichweite der benjaminschen und der ihr verwandten Thesen, die Kapitalismus und Religion zusammenbringen, scheint mir jenseits polemischer Absichten recht begrenzt zu sein. So bedarf es wohl auch weniger einer Religionskritik
    in Bezug auf den Kapitalismus als vielmehr einer Kritik derjenigen Rationalität, die Irrationales produziert, wie im Voodookapitalismus der Finanzmärkte, der aus einem spekulativen Nichts Reichtum für Wenige und Elend für Viele erzeugt, eine creatio ex nihilo, die keine neue Welt schafft, sondern die bestehende zerstört, denn, um abschließend Hegel zu zitieren: „Abstraktionen in der Wirklichkeit geltend machen, heißt, Wirklichkeit zerstören “
    (Hegel 1970: 331f)

    file:///C:/Users/Admin/Downloads/etienne,+Prokla182_Arndt.pdf

    Auch dazu:

    Machtziele

    Für beinahe alle menschlichen Gesellschaften und Epochen gilt, dass das von den jeweils Herrschenden verfolgte oberste Ziel darin besteht, die einmal erlangte Macht zu erhalten und möglichst noch zu vergrößern. Auch die dafür eingesetzten Machtmittel und -methoden unterscheiden sich nicht grundlegend von den heutigen Vorgehensweisen.

    Dennoch gibt es Unterschiede, da man inzwischen nicht mehr alle „Untertanen“ dieser Welt religiös beeinflussen und für dumm verkaufen kann. Auf diesen Umstand haben sich die Eliten eingestellt, indem sie sich hinsichtlich ihrer (Etappen-)Ziele wenigstens ein bisschen in die Karten gucken lassen.

    Ein (für die westlichen Eliten stehendes) Beispiel ist das von Klaus Schwab (Gründer des Weltwirtschaftsforums WEF) und Thierry Malleret verfasste Buch „Covid-19: THE GREAT RESET“. [1] Zum nicht geringen Erstaunen vieler Leser wird in diesem Buch festgestellt, dass sich Neoliberalismus und Globalisierung prinzipiell überlebt hätten und sozial-ökologische Aspekte zukünftig viel stärker berücksichtigt werden müssten.

    Globalisierung könne zwar nicht sofort aufgegeben werden, müsse aber im Sinne des „great reset“ genannten „großen Umbruchs“ in eine „global governance“ überführt werden. Wörtlich heißt es dazu im Kapitel 1.4.1 (Globalisierung und Nationalismus): „Die Schaffung einer viel inklusiveren und gerechteren Form der Globalisierung, die sie sowohl sozial als auch ökologisch nachhaltig macht, ist der einzige gangbare Weg, den Rückzug (gemeint: Rückzug aus der Globalisierung) zu bewältigen. Dies erfordert politische Lösungen, … , und eine Form wirksamer Global Governance.“

    Davon, dass hinter dieser Empfehlung und den vielen wohlklingenden Worten die Angst vor einem endgültigen Zusammenbruch des Kapitalismus (und damit vor einem totalen Machtverlust) stecken könnte, ist nur indirekt (im Zusammenhang mit der Erörterung sozialer Unruhen) die Rede: „Soziale Unruhen wirken sich sowohl auf das wirtschaftliche als auch auf das soziale Wohlergehen negativ aus, aber es muss unbedingt betont werden, dass wir potenziellen sozialen Unruhen nicht machtlos gegenüberstehen, aus dem einfachen Grund, dass Regierungen und in geringerem Maße auch Unternehmen und andere Organisationen sich darauf vorbereiten können, das Risiko durch die richtige Politik zu mindern.“ (Kapital 1.3.2: Soziale Unruhen)
    (…)
    Machtinstrumente

    Je ungleicher Macht und Vermögen verteilt sind, desto größer ist die Angst der Eliten vor einem Aufstand der „Unterprivilegierten“. In der Vergangenheit endeten tatsächlich ausgebrochene Revolten zumeist mit einer brutalen Niedermetzelung der Aufständischen.

    In der heutigen Zeit wird diese Form der Unterdrückung nicht mehr so oft angewandt, was den Rückgriff auf andere „bewährte“ Mittel zum Schutz der Mächtigen vor der eigenen Bevölkerung aber nicht ausschließt. Ganz im Gegenteil sind diese (zumindest teilweise und nicht zuletzt als Folge der Digitalisierung) zu ganz neuer Blüte erwacht.
    (…)
    Machtmethoden

    Ähnlich wie bei den hier kurz dargestellten Machtinstrumenten geht es auch bei den von den Eliten praktizierten Machtmethoden oft darum, die eigene Angst vor einem Machtverlust durch Verängstigung der Bevölkerung in Schach zu halten. Das gilt vor allem dann, wenn die Wirkung der auf Unterhaltung setzenden Maßnahmen (angefangen von den antiken Gladiatorenkämpfen bis hin zu den heutigen Netflix-Serien) nachlässt.

    Sehr beliebt ist aber auch die Erzeugung eines (sachlich meist gar nicht gerechtfertigten) Wir-Gefühls, das nicht nur in der Nazi-Zeit für eine lang anhaltende Unterstützung der Obrigkeit gesorgt hat. Ganz überwiegend wird das Wir-Gefühl durch Benennung der nicht zum Wir Gehörenden erzeugt. Dabei folgt die Erschaffung eines Feindbildes einer ebenfalls schon „uralten“ Maxime: Teile und herrsche! Die hierfür in Frage kommenden Losungen lassen sich den jeweiligen Gegebenheiten gut anpassen. In den „Corona-Jahren“ verlief die propagierte Grenze zwischen den viel gelobten Maßnahmenbefürwortern und den als unverantwortlich geschmähten Maßnahmenkritikern, denen gleich auch noch pauschal eine rechte Gesinnung unterstellt wurde.

    Der letztgenannte Punkt verweist auf eine weitere „klassische“ Methode der Machterhaltung, das heißt auf die Verbreitung von Falschmeldungen oder Gerüchten, die sich auf Internet-Plattformen heutzutage rasend schnell verbreiten. Aber selbst ganz harmlose Meinungsäußerungen können dazu führen, dass Menschen verbal übereinander herfallen und sich (zur großen Freude der Machthaber) gegenseitig mit teils wüsten Beschimpfungen überziehen.

    Zur machterhaltenden Spaltung tragen auch alle Versuche zur inhaltlichen Umdeutung von Begriffen bei.

    Aus:
    Unser Weg in die digitale Diktatur (2/2)
    Magda von Garrel
    26. Februar 2023 um 15:00 Ein Artikel von Magda von Garrel

    In der Überzeugung, dass sich die qualitative und quantitative Beschaffenheit der sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklungen besonders gut durch Vergleiche mit früheren Gegebenheiten beurteilen lässt, soll zunächst – beginnend mit den „fetten Jahren“ der Nachkriegszeit – ein Blick auf die einstmals üblichen Lebensbedingungen geworfen werden. Zwar sind die eigenen diesbezüglichen Erfahrungen weitgehend auf die damalige BRD beschränkt, dürften aber dennoch ausreichen, um das Ausmaß der strukturellen Veränderungen einschließlich der daraus resultierenden Umgestaltungen des alltäglichen Lebens zu veranschaulichen. Dabei versteht es sich von selbst, dass die hier aus Gründen der Übersichtlichkeit getrennt voneinander dargestellten Epochen in Wirklichkeit fließend ineinander übergegangen sind und dementsprechend nicht mit einer klaren zeitlichen Zuordnung versehen werden können. Dem als Zeitzeugenbericht angelegten ersten Teil dieses Artikels (Retrospektive) folgt ein zweiter Teil (Machtkampf), in dem es um den Versuch einer Ausleuchtung der im Hintergrund wirkenden Kräfte und deren zukünftige Absichten geht. Für beide Teile gilt, dass schon allein aus Platzgründen nicht auf alle der hierfür in Frage kommenden Einzelthemen eingegangen werden kann. Von Magda von Garrel.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=94291

    Teil 1 davon:

    Unser Weg in die digitale Diktatur (1/2)
    Magda von Garrel
    25. Februar 2023 um 15:00 Ein Artikel von Magda von Garrel

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=94286

    Um den Kern im eingangs Erwähnten nochmals hervorzuheben, es braucht eine Kritik derjenigen Rationalität, die Irrationales produziert. Was dann auch den heutig exzessiv praktizierten Scientismus betreffen würde.

  3. Epikureer sagt:

    Na, das ist ja wie bei Herr der Ringe…….., jeder Teil setzt noch einen oben drauf. Da ich schon die ersten zwei Teile kommentiert habe, kann ich natürlich jetzt nicht kneifen. Ich denke ich verstehe jetzt warum Kayvan diese ganzen krassen Widersprüchlichkeiten hier auf apolut zulässt. Er will die Leute ins Denken bringen und provozieren, kein schlechter Weg. Kompliment!! Der dritte Teil von Herrn Hänsel zeigt nun mit ganzer Kraft, warum die Ideologen, die sich immer links verortet haben, aktuell etwas ratlos und deprimiert sind. Im Grunde haben wir eine extem linke Regierung, eine geschlossen linke mediale Übermacht , eine linke Pädagogik und eine lautstarke linke Klimajugend. Alles das Ergebnis, der von Herrn Hänsel propagierten Erziehungsprogramme. (ich durfte sie genießen). Aber die Altmeister der linken Ideologie müssen nun zähnknirschend erkennen, dass das Ergebnis eben nicht das Paradies, sondern der Vorhof zur Hölle ist. Tja dumm gelaufen. Ich rate Kayvan und allen die nach Lösungen suchen, regelmäßig die reine Ratio und das Ego runterzufahren, weiter zu meditieren und mit ihren Kinder in die Natur zu gehen. Dort liegen zwar vielleicht keine den Verstand befriedigenden Antworten, aber dem Paradies kann man verdammt nahe kommen. Allen einen schönen Sonntag. Ich freue mich über weitere Artikel von Herrn Hänsel(das ist keine Ironie!)

    • _Box sagt:

      Ihr Repertoire spricht Bände.

      Defätismus:
      https://apolut.net/der-putsch-von-oben-von-ullrich-mies#comment-259120

      Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (ja, man kann den Massenmenschen einfach nicht freilassen … klingt vertraut):
      https://apolut.net/warum-wir-nicht-weichen-werden-von-anselm-lenz#comment-258491

      Und jetzt hier der Standard, orwellsches Neusprech. Das sich rechts an der Wand befindende totalitäre Regime, welches aktuell vorliegt, als links zu titulieren, das kann nur die alternative Pseudo-Opposition so schön. Zur Begriffserklärung, dürfte zwar bekannt sein, aber egal:

      Über Mechanismen der Gegenaufklärung und Manipulation
      Die Links-Rechts-Demagogie
      Prof. Rainer Mausfeld im Interview mit Jens Wernicke

      Sind viele Linke nicht eigentlich verkappte Faschisten? Und viele Rechte nicht furchtbar progressiv? Ja, ist die Unterscheidung von links und rechts daher nicht schon lange überholt? Das könnte man glauben, wenn man die Nazi-Demagogie betrachtet, die zurzeit durch das Internet schwappt. Oder die Leitartikel des Mainstreams verfolgt. Sahra Wagenknecht etwa sei eigentlich rechts, ja, nahe bei AfD und NPD. Und die CDU in den letzten Jahren so weit nach links gerutscht, dass sie längst sozialdemokratisiert sei und ihre „konservativen Werte“ verloren habe. Worum geht es bei dieser Demagogie? Welche Ziele verfolgt und Interessen bedient sie? Hierüber sowie über die Mechanismen der diesbezüglichen Gegenaufklärung und Manipulation sprach Jens Wernicke mit dem Kognitionsforscher Rainer Mausfeld, der klar analysiert und benennt, worum es bei all den Nebelkerzen und der damit intendierten Verwirrung tatsächlich geht: unseren Geist zu vernebeln und Kritik am immer grausamer betriebenen „Klassenkrieg“ von Reich gegen Arm unmöglich zu machen.
      (…)
      Links und rechts sind ja nicht lediglich – in ihrem Bezug auf die Sitzordnung in der verfassunggebenden französischen Nationalversammlung von 1789 – historische Einteilungen entlang einer eindimensionalen Eigenschaft. Als solche wären sie in der Tat nicht nur historisch überholt, sondern auch hoffnungslos unterkomplex. Links steht vielmehr für die normativen moralischen und politischen Leitvorstellungen, die über den Menschen und über die Möglichkeiten seiner gesellschaftlichen Organisation in einem langen und mühsamen historischen Prozeß gewonnen wurden und die in der Aufklärung besonders prägnant formuliert wurden. Den Kern dieser Leitvorstellungen bildet ein universeller Humanismus, also die Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen.

      Bereits aus dieser Leitvorstellung ergeben sich schwerwiegende und weitreichende Folgerungen. Beispielsweise schließt ein universeller Humanismus Positionen aus, die auf der Überzeugung einer prinzipiellen Vorrangstellung der eigenen biologischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder nationalen Gruppe beruhen; er schließt also Rassismus, Chauvinismus, Nationalismus oder Exzeptionalismus aus. Zudem beinhaltet er, dass alle Machtstrukturen ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen haben, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen.

      Aus dem universellen Humanismus ergibt sich also das spezifische Leitideal einer radikal-demokratischen Form einer Gesellschaft, in der ein jeder einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen hat, die die eigene ökonomische und gesellschaftliche Situation betreffen; er schließt also Gesellschaftsformen aus, die auf einer Elitenherrschaft oder auf einem Führerprinzip beruhen. Diese in der Aufklärung erstmals klar formulierten Leitideale sind seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert worden und stellen den Identitätskern des linken Projektes dar.

      Da diese Leitideale gewaltige politische Konsequenzen haben, wurden sie seit je auf das schärfste bekämpft; historisch war das der Kern der sogenannten Gegenaufklärung, der es wesentlich um die Wahrung des jeweiligen Status quo ging. Die Behauptung, eine Links-Rechts-Unterscheidung hätte sich historisch überlebt, würde also letztlich beinhalten, dass sich die Leitideen einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen und einer ernsthaften demokratischen Gesellschaftsorganisation überholt hätten – eine These, die natürlich gerne von denen vertreten wird, deren Macht gerade auf rassistischen, chauvinistischen, nationalistischen oder exzeptionalistischen Ideologien basiert.

      http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23034

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