Dammbrüche in Afrika | Von Rüdiger Rauls

Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.

Die Umstürze in der Sahelzone reißen nicht ab. Nun wurde auch in Gabun die nach westlichen Standards gewählte Regierung vom Militär abgesetzt. Mittlerweile zieht sich ein Band von Staaten vom Roten Meer bis zum Atlantik, die vom Militär regiert werden. Welcher Wandel drückt sich in diesen Umstürzen aus und welche Kräfte treiben die Entwicklung an?

Der Druck der Verhältnisse

Die meisten Gesellschaften in der Sahelzone wie auch in Gabun und anderen Staaten Afrikas hatten in den letzten Jahren versucht, durch westliche Orientierung den Weg aus der Armut zu finden. Dazu gehörten die gängigen vom Westen geforderten Voraussetzungen für dessen wirtschaftliches Engagement: Parteienvielfalt, demokratische Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit. Es handelte sich dabei um die klassischen bürgerlichen Freiheiten.

Dieses Modell schien sich in den entwickelten Industriestaaten des politischen Westens bewährt zu haben. So jedenfalls sahen es jene, die glaubten, auf diesem Weg den gesellschaftlichen Wohlstand auch in Afrika anheben zu können. Dementsprechend folgten die Entscheider den Vorschlägen jener Vordenker aus dem Westen und seiner Institutionen wie Weltbank, Internationaler Währungsfonds und anderen.

Um die wirtschaftliche Entwicklung voran zu treiben vergaben die afrikanischen Staaten Lizenzen zu günstigen Konditionen, damit westliche Unternehmen die Bodenschätze hoben. Den afrikanischen Staaten selbst fehlten dazu die finanziellen Mittel und das technische Wissen. Dazu musste Infrastruktur geschaffen werden: Häfen, Verkehrswege, Energieversorgung. Das Geld kam über Kredite von Finanzmärkten oder internationalen Finanzinstitutionen. Diese Kredite waren mit Bedingungen verbunden, was die  Sicherheit der Investitionen und des Personals betraf.

Das geliehene Geld kostete Zinsen, die erwirtschaftet werden mussten. Von den Erträgen der Konzerne blieb nicht viel für die Staaten übrig. Deshalb stieg deren Verschuldung immer mehr an. Wurden weitere Kredite zur Staatsfinanzierung notwendig, forderten die Kreditgeber besonders in den internationalen Institutionen je nach Lage der Staatsfinanzen den Abbau sogenannter Wirtschaftshemmnisse zur Ankurbelung der Wirtschaftstätigkeit.

Darunter verstand man im neoliberalen Denken das Streichen von Subventionen, die nach Ansicht westlicher Wirtschaftstheoretiker den Markt verzerrten und damit Investitionen von gewinnorientierten privaten Unternehmen unrentabel machten. Da aber die meisten afrikanischen Staaten auf die Kredite der westlichen Geldgeber angewiesen waren, blieb ihnen oftmals keine andere Wahl, als den Abbau von Subventionen gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung, aber zugunsten der westlichen Kapitalgeber umzusetzen.

Dieser Abbau von sogenannten Handelsschranken erleichterte den Markteintritt großer westlicher Konzerne besonders aus der Lebensmittelbranche. Mit ihren billigeren, zum Teil subventionierten Produkten – wie im Falle der Europäischen Union – vernichteten sie die lokale Kleinwirtschaft. Die Gesellschaften verarmten immer mehr.

Die Bevölkerung aber wuchs, und es entstanden nicht genug Arbeitsplätze, um diese zu ernähren. Die Vorstellung, auf dem westlichen Entwicklungsweg zu Wohlstand zu gelangen, stellte sich als Trugschluss heraus. Die Gewinne gingen ins Ausland. Armut und Unterentwicklung blieben im Land.  Profiteure waren zum einen die ausländischen Konzerne und korrupte Eliten, die sich von westlichen Konzernen schmieren ließen, damit sie die Entscheidungen trafen, die diesen Konzernen nutzten.

Umstürze

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es in Afrika wie auch sonst überall auf der Welt viele Befreiungskriege gegen die Kolonialmächte gegeben. Große Teile der Bevölkerung hatten sich erhoben, um nationale Unabhängigkeit zu erlangen. Mit dieser hatten sie die Hoffnung auf ein besseres Leben verbunden. Die meisten dieser Bewegungen waren nach verlustreichen Kämpfen siegreich gewesen.

Sie errangen die nationale, nicht aber die wirtschaftliche Unabhängigkeit, denn diese war letztlich schwerer zu erringen als die politische. Man konnte die Kolonialmächte mit ihrem gesamten Verwaltungsapparat und Militär vertreiben, aber man konnte sie nicht zwingen, wirtschaftliche Unterstützung zu leisten und den Aufbau der Länder zu finanzieren.

An deren Stelle waren die Sowjetunion und andere sozialistische Staaten in Afrika eingesprungen. Sie leisteten Wirtschafts- und Entwicklungshilfe in Form von wissenschaftlicher und technischer Ausbildung. Damit sollte das Wissen vermittelt werden, das zum Aufbau einer modernen Wirtschaft notwendig war. Aber die finanziellen Mittel der sozialistischen Staaten waren begrenzt. Was in Afrika investiert wurde, fehlte im eigenen Land, wo aufgrund der Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs und dem vom Westen erzwungenen Wettrüsten immer noch Mangel herrschte.

Nach dem Untergang der UdSSR war den Staaten in Afrika keine andere Wahl geblieben, als sich dem Westen auf Gedeih und Verderb auszuliefern, denn dieser verfügte über die finanziellen Mittel und das technische Wissen, die notwendig waren, um Bodenschätze zu heben oder sonstige größere Wirtschaftsvorhaben anzustoßen. Mit den westlichen wirtschaftlichen Mitteln kamen aber auch politische Bedingungen zur Sicherung der westlichen Investitionen.

Dabei wurden westliches Mehrparteiensystem und Parlamentarismus auch in weiten Teilen der Bevölkerung – besonders im städtischen Milieu – als Hoffnungsträger angesehen und mit Wohlwollen begrüßt. Aber der erhoffte Wohlstand wollte sich nicht einstellen. War der Kampf um die wirtschaftliche Unabhängigkeit weniger blutig als seinerzeit jener um die nationale, so war er doch schwieriger. Denn eine Geschlossenheit wie seinerzeit in den Befreiungskriegen war schwerer zu erreichen.

Das westliche Mehrparteiensystem führte wie in den westlichen Gesellschaften so auch in den afrikanischen zu einer Zersplitterung der politischen Willensbildung entlang den verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Gruppeninteressen. Bis zu den vom Militär eingeleiteten Veränderungen der Herrschaft war keine gesellschaftliche Bewegung entstanden gegen den westlichen Einfluss und für die Durchsetzung der eigenen nationalen wirtschaftlichen Interessen.  Angesichts des Widerspruch zwischen der gesellschaftlichen Verarmung einerseits und dem exportierten Reichtum andererseits nahm der innergesellschaftliche Druck stetig zu.

Dieses Problem waren die westlich orientierten und vom Westen abhängigen Regierungen nicht zu lösen im Stande. Andererseits aber hatte auch noch keine neue antikoloniale Bewegung ausreichend Kraft erlangt, um neue Formen der Machtausübung durchzusetzen. In dieser Situation zerschlug das Militär den gordischen Knoten. Das ist kein Einzelfall. Immer wieder ist das Militär als letzte Instanz aufgetreten, wenn die Existenz des Staates oder der gesellschaftlichen Ordnung gefährdet war – nicht nur in der Sahelzone.

Nationale Interessen im Vordergrund

In der Vergangenheit war von Militärregierungen nichts Gutes zu erwarten, wenn man besonders die Putsche in Südamerika betrachtet von Argentinien über Brasilien bis Chile. Die meisten von ihnen waren von den USA  betrieben und unterstützt worden und dienten dem Erhalt der kapitalistischen Ordnung. Es galt, diese Ordnung vor nationalen oder kommunistisch beeinflussten Bewegungen zu schützen.

Dieses Bild über Militärregierungen prägt noch heute das Denken vieler Linker. Das kommt auch nun wieder in der Diskussion um die Vorgänge in der Sahelzone zum Tragen, wo westliche Intellektuelle über Ähnlichkeiten hinaus nicht den Unterschied im Wesen der Vorgänge erkennen. Weil sich die Umstürze hauptsächlich in ehemaligen französischen Kolonien abspielen, viele der Putschisten in den USA ausgebildet wurden und die USA nicht in das Horn der französischen Interventionsdrohungen stoßen, vermuten sie, um sieben Ecken denkend, eine Verschwörung der USA zur Übernahme der ehemaligen französischen Kolonien.

Zudem vermissen sie die anti-imperialistische Bewegungen, die nach ihren Vorstellungen und den von ihnen verinnerlichten Theorien vorhanden sein müssten, um tiefgreifenden Wandel zu erreichen. Wahrscheinlicher aber ist, dass den USA Westafrika nicht so wichtig ist wie China und der Krieg in der Ukraine, der sich länger hinzieht als erwartet und dessen Erfolgsaussichten von Monat zu Monat schwinden.

Diese Denker übersehen, dass die Putschisten nicht revolutionäre Bewegungen zerschlagen wie seinerzeit in Südamerika, Afrika und auch Südostasien. Vielmehr scheint ihre Entscheidung auf weitverbreitete Unterstützung in der Bevölkerung zu stoßen. Bisher wurde selbst in westlichen Medien keine Berichte veröffentlicht über nennenswerten gesellschaftlichen Widerstand, was man sich sicherlich nicht hätte entgehen lassen.

Es scheint den neuen Herrschern vornehmlich um die Zurückdrängung westlichen Einflusses zu gehen und darum, den eigenen nationalen Interessen mehr Geltung zu verschaffen. Die Putschisten im Niger verstehen sich als anti-republikanische Bewegung und erklärten, das „Regime zu beenden“(1). Gleichzeitig stoppten sie die Ausfuhr von Bodenschätze an Frankreich, was darauf hindeutet, dass diese Geschäftsbeziehung zum Vorteil des Landes neu überdacht werden soll.

Volk oder Verfassung

Auch in Gabun erklärten die Putschisten: „Im Namen des gabunischen Volkes haben wir beschlossen, den Frieden zu verteidigen, indem wir dem derzeitigen Regime ein Ende setzen”. Als Motiv für ihre Entscheidung sprachen von einer „ernst zu nehmenden institutionellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise”(2). Es scheint also um den Schutz von Staat und Gesellschaft zu gehen vor denen, die über beide bisher ihre Herrschaft ausgeübt hatten.

Natürlich kamen nach dem Umsturz in Gabun wieder Forderungen aus dem Westen nach der Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung. Aber sie werden verhaltener. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung zeichnet von Gabun das Bild eines Staates, der gekennzeichnet war von der Korruption einer seit fünfzig Jahren mit Unterstützung des politischen Westens herrschenden Familie. Sie flohen mit Koffern voll Geld.

Im Gegensatz zu den Ansprüchen aus dem Westen scheint die Stimmung und die Einstellung zur verfassungsmäßigen Ordnung in den Ländern des Sahel eine andere zu sein. Nach den Berichterstatterinnen der FAZ „gingen nach dem Staatsstreich Hunderte Menschen jubelnd auf die Straßen, einige umarmten Soldaten. Offenkundig hatten die Putschisten die Meinung vieler ausgedrückt, als sie Ali Bongo eine unberechenbare und unverantwortliche Regierungsführung vorwarfen“ (5). Das war nicht nur in Gabun so, sondern auch in Niger und Mali.

Geht es in diesen Auseinandersetzungen überhaupt um das, was westliche Medien und Foren thematisieren? Geht es um die Einhaltung der Verfassung, was immer die oberste Forderung des politischen Westens ist? Geht es um die Einhaltung von irgendwelchen Revolutionsidealen, die von Intellektuellen erhoben werden? Auch diese aus dem Westen! In dieser Hinsicht unterscheiden sich westliche Regierungen und deren Kritiker auffällig wenig. Beide geben vor, besser zu wissen als die Afrikaner selbst, wie die Geschicke in Afrika richtig angepackt werden müssen.

Was aber sagen Afrikaner dazu? Der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, der im Westen als Autokrat angesehen wird, weil er die korrupte Regierung abgesetzt und die Wagner-Truppe ins Land gerufen hat, hat es nach der Bestätigung seines Verfassungsentwurfs durch das Volk so ausgedrückt: „Das Volk steht über der Verfassung.“

Darin kommt ein Denken zum Ausdruck, das dem politischen Westen abhanden gekommen zu sein scheint: Verfassung ist kein Selbstzweck, sondern formuliert die Grundsätze für das Zusammenleben einer Gesellschaft. Das bedeutet aber, dass die Verfassung sich der gesellschaftlichen Entwicklung anpassen muss und nicht das Volk der Verfassung. Anderenfalls sollten die Regierungen sich Berthold Brechts Worte zu Herzen nehmen und sich ein neues Volk wählen.

Quellen

(1) Rüdiger Rauls: Gescheitert im Sahel

(2) Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31.8.23: Auch in Gabun putscht das Militär

(3) FAZ vom 31.8.23: Ein Putsch nach umstrittenen Wahlen

(4) ebenda

(5) FAZ vom 4.9.23: Palastrevolte in Libreville

Rüdiger Rauls ist Buchautor und betreibt den Blog Politische Analyse

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: em_concepts / shutterstock

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Kommentare (11)

11 Kommentare zu: “Dammbrüche in Afrika | Von Rüdiger Rauls

  1. Ursprung sagt:

    Es fuehrt kein Weg daran vorbei:
    den einzig gangbaren Pfad, den Menschen gehen koennten, um nicht zu scheitern, ist der einer Demokratie UND des Gemeinwohles.
    Wir haetten dazu sogar schon ein entwickeltes Gehirn.
    Nutzen wir es nicht, ist es nur eine Zeitfrage, bis wir scheitern. Die Ewigkeit ist zu lang, dass es nicht passieren wird.
    Es kann schon morgen suidizal zu Ende sein, gleich ob atomar, the day after gentechnisch oder ressourcenhaushalterisch in wenigen Jahren ohne sinnvollen Kreislauf.

    Bevoelkerung toeten, euthanasistisch, ist auch keine Loesung, nur tragisch werdender Zeitaufschub fuer den jeweilgen Rest.

    Lasst uns 23 %, die wir noch den Durchblick per intaktem Hippocantus haben (mit Nehls) je nur noch ein einziges weiteres Hirn aus der gesamten Menschheit auf unsere Seite ziehen (mehr brauchen wir gar nicht):
    dann sind wir schon 46%.
    Damit schaffen wir es leicht, uns samt noch bestehender Zoologie und Botanik durchzubringen.

  2. Rob Kenius sagt:

    Das zentrale Problem der armen Länder Afrikas ist die Schuldenpolitik. Es werden Kredite vergeben, aber niemand sagt den Kreditnehmern woher die Zinsen kommen sollen. Man suggeriert, dass, wenn sie sich nur genügend ins Zeug legen, die Tilgung der Schulden schon irgendwie gelingt. Das ist aber nicht möglich, besonders deshalb nicht, weil die Rohstoffe billig ins Ausland wandern und die paar Menschen, die im Land daran verdienen, nicht die Tilgung der Zinsen leisten können.

    Dann werden immer mehr Kredite vergeben, und man sagt den Staaten, ihr müsst nur sparen, dann könnt ihr die Bedingungen erfüllen.

    Das ganze Konstrukt von Geldschöpfung durch Schulden und Zinsen auf das wohlfeile Geld (Dollar, Euro) funktioniert nicht, bzw. es funktioniert nur durch Ausbeutung, aber nicht nur durch Selbstausbeutung, sondern durch Ausbeutung anderer. Es funktioniert für USA und für Frankreich, aber nicht für ein armes Land in der Sahel-Zone.

    Wenn der humane Putschist Muammar al-Gaddafi noch leben würde, könnte er seinen Nachfolgern südlich der Sahara erklären, wie man aus dem Schlamassel des Finanzfeudalismus heraus kommt.

    Seine militärische Ermordung war ein wichtiger Schritt, um den Neokolonialismus fortzusetzen.

    Rob Kenius
    https://kritlit.de
    Dort alles über die feudale Finanzmacht

    • Einhorn_Inge sagt:

      Es immer leicht die Schuld irgendwem zu geben und wer denkt das Zinsen Raketentechnik sind dem ist nicht mehr zu helfen. Wer ins Wasser springt sollte auch schwimmen können

    • Ursprung sagt:

      Ja, Herr Kenius:
      das Finzwesen ist seinem Sinn entkleidet.
      Mehr Finanzen in sinnlos in immer wenigen Haenden ist absurd, seiner Einsatzmoeglichkeiten beraubt und steht damit fuer den Holzweg inklusive der "wenigen Haende".
      Nur Demokratie UND Gemeinwohl birgt den Ausweg, siehe mein Kommentar eine Stelle weiter.

    • "Es werden Kredite vergeben, aber niemand sagt den Kreditnehmern woher die Zinsen kommen sollen. Man suggeriert, dass, wenn sie sich nur genügend ins Zeug legen, die Tilgung der Schulden schon irgendwie gelingt. "
      Glauben Sie allen ERnstes, dass die afrikanischen Kreditnehmer nicht wissen, dass sie Schulden tilgen und Zinsen zahlen müssen. Sie scheinen die Afrikaner und andere Kreditnehmer für ziemlich naiv zu halten. Was ich in meinem Beitrag zum Ausdruck bringen wollte, war die Tatsache, dass die afrikanischen Staaten wie alle anderen auch, Kredite aufnehmen MUSSTEN, wollten sie ihre Länder entwickeln. Denn die meisten Länder der Welt, nicht einmal die westlichen Industrienationen, verfügen über solche Rücklagen, dass sie im Stande wären, große gesellschaftliche Investitionen aus Rücklagen zu finanzieren. Dazu braucht es Kredite. Russland und China verfügen über solche Rücklagen, auch sicherlich einige arabische Staaten. Alle anderen sind auf Kredite angewiesen, was in der REgel kein Problem ist, wenn Staaten und Unternehmen über ausreichend Einnahmen verfügen. Denn so funktioniert das System schon seit Jahrhunderten. Das Problem der westlichen wie auch der afrikanischen Staaten ist, dass die Einnahmen nicht ausreichen. Beim Westen verschiebt sich das immer weiter nach hinten, weil aufgrund der Kreditwürdigkeit dieser Staaten immer noch Investoren bereit sind, deren Anleihen zu kaufen und ihnen damit Geld zur Verfügung zu stellen. Das ist bei den Afrikanern anders. Diese werden nicht als so kreditwürdig eingeschätzt und haben deshalb kaum Zugang zu den internationalen Finanzmärkten.
      Aber all das ist kein Finanzfeudalismus (was immer das auch sein soll) sondern seit Jahrhunderten Praxis im Geldverkehr, schon lange bevor all jene Akteure in aller Munde waren, denen man heute hinterhältigste Pläne unterstellt. Was sich geändert hat, sind die Summen, aber der Mechanismus ist seit Jahrhunderten derselbe.

    • Ursprung sagt:

      #Ruediger Rauls:
      "Was ich in meinem Beitrag zum Ausdruck bringen wollte,…"
      Danke dem Autor, dass er Anleitungen herausgibt, wie seine Texte zu verstehen sind.
      Scheint mir bei seinen Kreationen auch noetig

    • rhabarbeer sagt:

      Hallo in die Runde

      und danke an den Autor und die ergänzten Kommentare!

      `Es werden Kredite vergeben, aber niemand sagt den Kreditnehmern woher die Zinsen kommen sollen.`
      Kann man durchaus so wahrnehmen!
      Nur … ;)
      … `wer` sagt den `Kreditnehmern` eigentlich, was genau `Kredit` IST und was im Kern ZUVOR wie und warum `bilanziert` wird
      ?

      Vielleicht macht es Sinn, sich zu verständigen, was `Kredit` eigentlich in der Wirklichkeit IST und/oder was der Einzelne glaubt, was es sein könnte mit der Offenheit, dies mit `der Realität` im Kern abzugleichen
      ?
      IST `Kredit` im Kern etwas aus dem `Haben` (des `Gebers`) oder etwas aus dem `Soll` (des `Nehmers`) und `wer` IST im `Kern` eigentlich der `Geber` und `wer` der `Nehmer`
      ?

      Kontext … `aus dem Nichts` … ;)
      … und auf ins Brainstorming

      1 https://apolut.net/zinserhoehungen-sterbehilfe-fuer-kleine-banken-von-ernst-wolff#comment-273677

      2 https://apolut.net/kapitalismus-bis-zum-bitteren-ende-von-ruediger-rauls/#comment-269616

      und viele Grüße in die Runde

    • Andreas I. sagt:

      @ Rob Kenius Hallo,
      "Das ganze Konstrukt von Geldschöpfung durch Schulden und Zinsen auf das wohlfeile Geld (Dollar, Euro) funktioniert nicht, bzw. es funktioniert nur durch Ausbeutung, aber nicht nur durch Selbstausbeutung, sondern durch Ausbeutung anderer. Es funktioniert für USA und für Frankreich, aber nicht für ein armes Land in der Sahel-Zone."

      Nur sind Staaten wie Niger oder Mali, um mal politisch aktuelle Beispiele zu nehmen, – reich,und zwar reich an Rohstoffen, Uran und Gold. Da müssten Kreditgeber Schlange stehen.
      Außer es ist für die potentiellen Kreditgeber möglich, das , Uran und Gold selber abzubauen oder über Strohmann-Konstrukte zu Spottpreisen zu "kaufen".
      Über die Rolle des IWF haben sich schon viele Leute, die viel recherchiert haben, viel geschrieben. Was mir prägnant in Erinnerung blieb, ist das Veto-Recht der USA und die Standard-Bedingung für Kreditvergabe, Privatisierung. Übrigens nicht nur in Afrika, auch in Griechenland.
      Naja, bei Privatisierung kann ja der Staat nix oder nur marginal an irgendeas verdienen.
      So.
      Und nun kommen die BRICS.
      Die BRICS sind weniger ein geschlossener Block als ein loses Wirtschaftsbündnis, aber die Gegensätze dürften für die afrikanischen Staaten interessant sein. Um mal bei den ökonomisch starken zu bleiben; China und Indien sind Waren-produzierende Exportwirtschaften, China mehr Indien weniger aber generell … und Russland ist Rohstoffmacht – und zwar eine, die ihre Rohstoffe nötigenfalls militärisch verteidigen kann, denn darauf läuft es letztendlich hinaus, siehe Libyen, Irak … und Russland macht gerne noch Rubel mit Waffenverkäufen, China übrigens auch.
      Natürlich haben die alle ihre Eigeninteressen – dass man sowas überhaupt betonen muss heutzutage, es ist doch selbstverständlich! – aber in dieser
      Mischung dürften die zu den Interessen vieler afrikanischer Staaten passen.

      Und was egal welche Form von Feudalismus betrifft; selbst wenn es nur geistige Inzucht wäre, führt es so oder so zu Dummheit.

  3. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    frei nach Volker Pispers:
    Stellen Sie sich vor, Sie könnten beim Generalinspekteur der Bundeswehr anrufen und sagen: "Ich hab mich verwählt, das mit dem Scholz geht ja so nicht weiter, können Sie den mal verhaften?"

  4. Schramm sagt:

    Bemerkungen zu Afrikas Jugend in der Gegenwart und Zukunft.

    Afrikas sozial- und gesellschaftspolitische Probleme und Herausforderungen werden nicht in Berlin und EU-Europa gelöst.

    Das Davonlaufen in das erträumte westliche Konsumparadies ist auch für Afrikas wehrfähige Jugend keine Lösung!

    Millionen Jugendliche in Afrika, Nahost und Lateinamerika, tiefenpsychologisch verführt und angeleitet, in ihren aussichtslosen und sozialen Träumen durch die westlichen Medien, vor allem via PC-Internet, Handy und Smartphone, erhoffen sich ein schöneres soziales Leben in Westeuropa und Nordamerika.

    Zugleich bestärken europäische, evangelikale und muslimische Gutmenschen und preisgekrönte „Seenotretterinnen“, auch mit einem Bundesorden des Bundespräsidenten ausgezeichnet, die Migration nach Westeuropa; in die Sozialkassen der Erwerbsbevölkerung im vermeintlichen Konsumparadies.

    Sie unterstützen damit, mit ihren pseudo-humanistischen „Hilfsaktionen“ zu Land und zur See (bspw. auf dem Mittelmeer), die heimischen Oligarchen und korrupten Eliten der sozioökonomischen Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie entsorgen die kampffähige Jugend für deren Neutralisierung nach Westeuropa bzw. nach Nordamerika.

    Teddybär-Werfer und Seenotretter*innen unterstützen mit ihrer Entsorgung und Neutralisierung der (asiatischen und afrikanischen) Jugend in EU-Westeuropa und Deutschland aktiv die Oligarchen und Eliten bei ihren ungestörten profitablen Geschäften mit internationalen Rohstoffkonzernen.

    Die Ankunft in EU-Europa und die Erwerbsarbeit in der Prostitution (bspw. im Berliner Tiergarten) und auf dem Drogenmarkt (bspw. im Berliner Görlitzer Park oder im Jahnpark-Hasenheide, Leopoldplatz im Wedding usw.) sind für Afrikas Jugend keine Alternative für ein menschenwürdiges, erträumtes und erwünschtes soziales Leben im westeuropäischen und Berliner Konsumparadies!

    Vielmehr muss sich auch die migrantische Jugend in ihrer Heimat am sozialrevolutionären Jugendwiderstand und Bürgerkrieg gegen die heimischen Oligarchen und korrupten Eliten persönlich vor Ort aktiv beteiligen!

    Die migrantische Jugend aus Asien, Nahost und Afrika, sie darf sich nicht vom deutschen Gutmenschentum und deren christlich-muslimischen, olivbraun-grünen, kapital-liberalen und spezial-demokratischen Parlaments- und Regierungspolitik vom wirtschaftlichen und sozialen Befreiungskampf in ihrer jeweiligen Heimat abhalten lassen!

    Lese-Empfehlung:

    Peter Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage. Der Ausverkauf des Schwarzen Kontinents.

    09.09.2023, R.S.

    • Irwish sagt:

      Schramm, das ist wirklich eine gute Leseempfehlung. Danke dafür. Aus dem Klappentext:

      — Zitat-Anfang —
      Ob im Kongo, dem Schwerpunkt dieser Berichterstattung, ob im Sudan, in Angola, Nigeria oder an der Elfenbeinküste –
      berall bietet sich Peter Scholl-Latour nahezu dasselbe Bild: Krieg, Gewalt, Barbarei und Hunger zerstören Afrika und seine Menschen. Selbst jene Regionen, die zeitweise als relativ friedlich galten, scheinen in diesen tödlichen Sog unwiderruflich mit hineingezogen zu werden. In weiten Teilen herrschen Bürgerkriege und Stammesfehden, Hungersnöte und Seuchen, ein selbstherrlicher Diktator löst im Kampf um Macht und Bereicherung den nächsten ab.

      Beinahe ein halbes Jahrhundert nach seinem ersten großen Afrika-Report »Matata am Kongo« kehrt Peter Scholl-Latour noch einmal auf den Schwarzen Kontinent zurück. Er hat die Länder des südlichen, des westlichen und Zentralafrikas bereist und zeichnet ein bedrückendes Bild von Elend, Mord und »Raubtierkapitalismus«. Seine Eindrücke kontrastiert er
      mit Erinnerungen an seine erste Reise 1956, als Afrika noch unter europäischer Kolonialherrschaft stand. Seine traurige Erkenntnis: Die meisten Länder sind gleichsam auf dem Weg zurück in die Steinzeit. Städte sind zur Kulisse eines Alptraums geworden, Schulen und Krankenhäuser vermodern, Menschen sind entwurzelt. Völkermord, blutige Staatsstreiche, Hungersnöte biblischen Ausmaßes, Krieg um Rohstoffe oder Kindersoldaten, die ihren Gefangenen Arme und Beine abhacken – das alles wertet Scholl-Latour als Indizien dafür, dass Afrika zu jenem Zustand zurückkehrt, den Joseph Conrad im Herz der Finsternis beschrieben hat. Die wenigsten Europäer wagen es, sich die erschütternde und beinahe hoffnungslose Tragik dieses Kontinents einzugestehen; doch die Eindrücke, Begegnungen und Geschichten Scholl-Latours prophezeien eindringlich, dass die afrikanische Totenklage bald bis nach Europa herüberklingen wird.
      — Zitat-Ende —

      Das Buch kam 2001 heraus. Scholl-Lator hat darin nicht nur bereits eingetroffene Vorhersagen geschildert, sondern ebenso eine dringende Mahnung an Europa hinterlassen, das für die Zustände in Afrika mitverantwortlich zeitigt – Stichwort Raubtierkapitlismus. Hauptsächlich berichtet er über die Länder Kongo, Ruanda, Uganda, Tanganjika-See, Kenia, Sudan, Angola, Südafrika, Namibia, Liberia, Elfenbeinküste, Guinea und Sierra Leone.

      http://irwish.de/PDF/_GesKrit/Scholl-Latour_Peter/Scholl-Latour_Peter-Afrikanische_Totenklage-Der_Ausverkauf_des_Schwarzen_Kontinents.pdf

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