Wird die Ukraine zum strategischen Erfolg für Washington?

Der Chor des Hasses und die Einstimmung der Masse auf Vergeltungsmaßnahmen gegen die bösen Russen nimmt immer gefährlichere Züge an. Nüchterne Stimmen oder selbstkritische Fragen, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, sind selten geworden. Seit Jahrzehnten hatte Washington Europa nicht mehr so fest Griff.

Von Rainer Rupp.

In Berlin gibt es jetzt Friedensdemonstrationen gegen Russland. Dort protestieren in trauter Eintracht ukrainische Verehrer der SS und Anhänger des im Donbass operierenden Asow-Bataillons aus faschistischen Freiwilligen zusammen mit friedensbewegten Deutschen, inklusive jungen Linken. Von denen wissen wahrscheinlich nur wenige, mit wem sie da demonstrieren. Sie haben das von Bundesregierung und Medienkonzernen gezeichnete Bild vom Maidan-Putsch als eine “Revolution der Würde” verinnerlicht. Und sie haben keine Ahnung, dass mithilfe dieses US-bezahlten Putsches waschechte Faschisten, Joseph Goebbels- und Adolf Hitler-Bewunderer, mit dem Blut andersdenkender Ukrainer an den Händen, Schlüsselpositionen in den staatlichen Schaltstellen, vor allem in den Sicherheitsorganen der Post-Maidan-Ukraine besetzen.

Was mit der Ukraine seit dem blutigen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch außerhalb des belagerten und täglich beschossenen Donbass wirklich los ist, kann jeder Besucher schnell an den überall wie Pilze aus dem Boden geschossenen Denkmälern für die offiziell zu “Helden der Ukraine” erklärten NAZI-Kollaborateure sehen. Wie zum Beispiel Stepan Bandera, der mit seiner Hilfstruppe die Massenerschießungen von zig-tausenden Frauen und Kindern erledigte, wovor sogar die SS-Führung ihre eigenen Truppen schützen wollte, wegen der zersetzen psychologischen Wirkung solcher extremen Grausamkeiten. Vor diesem Hintergrund ist vollkommen unverständlich, dass die Denkmale für diese Bandera-Mörder in der Westukraine immer wieder mit frischen Blumen geschmückt werden.

Seit Beginn der russischen Operation zur Beendigung der ständigen Bedrohung des Donbass durch die faschistischen Bataillone und zur Demilitarisierung und Entnazifizierung der Rest-Ukraine befinden sich in Deutschland Politiker, Medien, Talk-Show-Sprechköpfe und selbst Vertreter der Gewerkschaften in einem Zustand ständiger Schnappatmung. Mit pseudo-intellektuellem Unsinn und emotionalem Gewusel versuchen sie sich in ihrer Anti-Putin-Hetze gegenseitig zu übertreffen. Mit selbstgerechter Überheblichkeit nimmt der Chor des Hasses und die Einstimmung der Masse auf Vergeltungsmaßnahmen gegen die bösen Russen immer gefährlichere Züge an.

Nüchterne Stimmen oder selbstkritische Fragen, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, sind selten geworden. Es fehlt an rationalen Analysen, ob der Westen und womöglich auch die deutsche Bundesregierung wegen des desaströsen Auftretens von Bundeskanzler Scholz in Moskau auch an dieser Entwicklung eine Mitschuld trägt. Niemand scheint daran interessiert. Warum auch? Die Sache ist klar: Die Russen sind schuld!

Vor diesem Hintergrund ist es umso erfreulicher, dass es selbst in den USA Politiker gibt, die sich nicht der hysterischen Russenhatz verschrieben haben. So hat die allseits bekannte, demokratische Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard per Twitter wissen lassen:

“Dieser Krieg und dieses Leiden hätte leicht vermieden werden können, wenn Biden, US/NATO einfach die legitimen Sicherheitsbedenken Russlands in Bezug auf den Beitritt der Ukraine zur NATO anerkannt hätte, was bedeuten würde, dass US/NATO-Streitkräfte direkt an der russischen Grenze stationiert wären.” (4:57 BIN · Februar 24, 2022 · Twitter Web A)

Vielleicht lohnt sich an dieser Stelle ein kurzer Rückblick. In den letzten Monaten hat der Westen vergeblich versucht, diesen von Präsident Putin thematisierten, fundamentalen Interessenkonflikt zwischen Russland und der US-geführten NATO mit zunehmend hysterischem Kriegsgeschrei auf den “Ukraine-Konflikt” und die angeblich “unmittelbar bevorstehende Invasion” zu verengen. Zugleich hatte eine Vielzahl von hochrangigen Treffen zwischen Russen und US/NATO-Vertretern in den unterschiedlichsten, diplomatischen Formaten stattgefunden. Aber mit Ausnahme des französischen Präsidenten, der die russische Forderung nach gleicher Sicherheit als “legitim” bezeichnet hatte, sind die USA und ihre westlichen Vasallen überhaupt nicht auf Russlands Kernproblem eingegangen. Nämlich auf die Forderung nach gleicher Sicherheit mit einer entsprechenden verbindlichen Garantie, und nicht nur schöne Worte.

Zuletzt ließ auch Kanzler Scholz den Kreml hochnäsig abblitzen und bestand auf der scheinheiligen US/NATO-Formel, dass jedes Land sein Militärbündnis selbst frei wählen kann – was die USA allerdings Ländern wie Kuba, Venezuela oder Nicaragua unter Gewaltandrohung verweigern.

Putin hatte derweil unmissverständlich klargemacht, dass eine weitere, sechste Welle der NATO-Ost-Expansion für Russland eine “rote Linie”, also ein “Casus Belli” ist. Denn in der Realität bedeutet das, dass die NATO ein neues Mitglied auf Kosten der Sicherheit Russlands militärisch aufrüstet und die NATO-Infrastruktur noch näher an die Haustür Russlands heranschiebt. Zugleich hat der Kreml-Chef zwei weitere “rote Linien” als Kriegsgrund benannt:

– wenn die NATO oder ein einzelner NATO-Staat Atomwaffen und/oder entsprechende Trägersysteme in der Ukraine stationiert, und

– wenn die Bevölkerung im Donbass in Gefahr gerät, von den Nationalisten überrannt und abgeschlachtet zu werden.

Um von der Forderung nach gleicher Sicherheit abzulenken, hatten die USA/NATO seit Monaten tagtäglich versucht, die angeblich unmittelbar bevorstehende Invasion der Ukraine sprichwörtlich herbeizureden. Da Russland lieber weiterverhandelte, als die von Washington offensichtlich erwünschte Invasion zu starten, begannen die US/NATO-Falken zu befürchten, dass die Gelegenheit, einen Krieg in der Ukraine anzuzetteln, ungenutzt verstreichen würde. Denn für Washington geht es in dieser Krise nicht um die Ukraine, sondern darum, die bis dahin guten Beziehungen zwischen Russland und der EU – vor allem zwischen Russland und Deutschland – nachhaltig und langfristig zu vergiften.

Ein neuer Weg zu diesem Ziel war schnell gefunden. Den hatte Putin unbeabsichtigt mit seiner “roten Linie” Nr. 3 selbst gezeigt: Als er erklärt hatte, dass Russland nur dann in der Ukraine militärisch eingreifen würde, wenn es einen neuen massiven Angriff gegen die Bevölkerung im Donbass geben würde. Der folgte auf dem Fuße mit der massiven Ausweitung der Artillerie-Angriffe auf Dörfer des Donbass durch die der westukrainischen NAZI-Waffenbrüder. So haben die US-Kriegstreiber ihre russische Intervention doch noch bekommen. Und damit haben sie – zumindest kurz-, wenn nicht sogar mittelfristig – dank der Ukraine ihr strategisches Ziel erreicht.

Washington und die atlantischen Medienkonzerne beherrschen jetzt 24 Stunden, 7 Tage die Woche alle Kanäle mit dem Narrativ von der Ukraine als unschuldiges Opfer der russischen Aggressions- und Großmachtgelüste. Und die Strippenzieher in Washington haben sich davon nicht zu viel versprochen, wie die jüngsten Reaktionen ihrer Vasallen zeigen:

– eine neue starke Aufwertung der von dem Franzosen Macron bereits als “hirntot” bezeichneten NATO;

– einen dauerhaften Keil zwischen Deutschland und Russland und Schulterschluss mit NATO und Washington.

– das Ende von Nord Stream 2 ist erst der Anfang, denn US-Politiker haben bereits Nord Stream 1 im Visier;

– langfristig scharfe Sanktionen gegen Russland, die die Wirtschaft abtöten sollen.

Der Erfolg dieser Strategie hängt davon ab, ob Washington sein Narrativ mithilfe atlantischer Politiker und Medien in den nächsten Monaten fest in die Köpfe der Menschen in Europa transplantieren kann. Des Weiteren wird der US-Erfolg davon abhängen, wie schnell die Masse der Bevölkerung in Westeuropa die schlimmen Folgen der selbstzerstörerischen Wirtschaftssanktionen gegen Russland durch Inflation und höhere Arbeitslosigkeit in Ihren Geldbeuteln zu spüren bekommt, und ob sie dafür ihre politischen Führer verantwortlich macht, oder ob es denen mithilfe der Medien gelingt, auch dafür den Russen die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Das Europa der EU steht aktuell an einem Scheideweg. Die US-Operation in der Ukraine könnte historische Bedeutung erlangen, wenn es dazu kommt, dass die große Mehrheit der Menschen im westlichen Europa in den USA wieder den unersetzbaren Beschützer gegen die russischen Barbaren sehen. Dann wird Washington womöglich für viele weitere Jahre seine politische, wirtschaftliche und militärische Dominanz über Europa ungehindert ausleben können; zum Schaden aller Völker Europas. Nur wenn möglichst viele Menschen jetzt ihre Stimme erheben und ihre Mitmenschen über die Hintergründe aufklären, kann diese düstere Zukunft verhindert werden.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 01. März 2022 bei RT Deutsch.

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Bildquelle: Haditha26 / shutterstock

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Kommentare (10)

10 Kommentare zu: “Wird die Ukraine zum strategischen Erfolg für Washington?

  1. Ralle002 sagt:

    Jetzt wird der Sender RT deutsch zunehmend aus den sozialen Medien verbannt.
    Einerseits hat Russland zwar die Ukraine "angegriffen", aber andererseits weiß es nicht jedermann, dass dies eben auch daran lag, dass es einen neuen massiven Angriff gegen die Bevölkerung im Donbass gegeben hatte.

    vgl. hierzu:
    Merkus, 02.03.2022
    EU: Verbreitung von RT und Sputnik verboten

    Hier glaubt es also die EU, dass hier etwas Offensichtliches passiert sei und daher ignoriert sie jetzt auch auf grob fahrlässige Weise unser Grundrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit.

    Die EU scheint es insofern nicht zu wissen, dass es der Sinn von Grundrechten ist, dass diese nicht verhandelbar sein sollen.

    Habe es jetzt mit Hilfe einer von mir angelegten Linksammlung herausgefunden, dass jetzt zurzeit aber fast nur Medieninhalte von RT deutsch ein Geo-Blocking bekommen, die besonders haarsträubende Versäumnisse unseres "Wertewestens" offenlegen.

    Beispiele:
    451 Grad || Ramstein | Knotenpunkt im Drohnenkrieg der USA || 15
    Keiser Report: War on terror – self-leaking ice cream cone
    'US cultivated, financed ISIS' – FBI whistleblower Sibel Edmonds

    Videos wie etwa Folgendes bleiben aber vom Geoblocking ausgenommen.
    US-General John Allen: "Wir können die IS besiegen"

    Jetzt will aber Elon Musk der Ukraine mit seinem Satelliteninternet Starlink aushelfen.

    Dann wird die derzeitige Situation auch nicht dadurch besser, dass Frank-Walter sich praktisch gar nicht darüber informiert, welche Hintergründe es beim Krieg in der Ukraine gibt.

    Merkur, 02.03.2022
    Steinmeier-Appell an Putin: „Beenden Sie diesen Krieg jetzt“

    Wenn Frank-Walter es doch auch gar nicht weiß, dass das viele Gelddrucken der EZB die Kriegsgefahren verstärkt, dann sollte er besser seinen Posten besser abgeben.

  2. MomentMal sagt:

    Das kann man auch anders betrachten.

    Eine sehr diskussionswürdige Analyse habe ich auf einem Telegram-Kanal gefunden.
    Leider habe ich die Quelle nicht vermerkt. (War eine .xls – Datei)

    Zitiert wird unter anderem Michael Hudson, US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Autor des Buches "Super Imperialism – The Economic Strategy of American Empire".

    Beginn des Dokumentes
    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
    Die USA und die EU gehen mit ihren Russland-Sanktionen zu weit. Das Endergebnis könnte die Entdollarisierung der Weltwirtschaft und eine massive weltweite Rohstoffknappheit sein.

    Eine Versammlung von NATO-Spitzenpolitikern, die sich in ihren Echokammern verschanzt haben, verhängt also Sanktionen gegen die russische Zentralbank und erwartet was? Kekse?

    Was sie stattdessen bekamen, war, dass Russlands Abschreckungskräfte auf ein "spezielles Regime des Dienstes" hochgestuft wurden – was bedeutet, dass die Nord- und die Pazifikflotte, das Langstrecken-Lufttransportkommando, strategische Bomber und der gesamte russische Nuklearapparat in höchster Alarmbereitschaft sind.

    Ein General des Pentagon rechnete das schnell aus, und nur wenige Minuten später wurde eine ukrainische Delegation zu Verhandlungen mit Russland an einen geheimen Ort in Gomel, Weißrussland, entsandt.

    In der Zwischenzeit war die deutsche Regierung in den Vasallenstaaten damit beschäftigt, "Kriegstreibern wie Putin Grenzen zu setzen" – ein ziemlich reiches Unterfangen, wenn man bedenkt, dass Berlin westlichen Kriegstreibern, die Jugoslawien bombardierten, in den Irak einmarschierten oder Libyen unter völliger Verletzung des Völkerrechts zerstörten, nie solche Grenzen gesetzt hat.

    Während sie offen ihren Wunsch verkündeten, "die Entwicklung der russischen Industrie zu stoppen", die Wirtschaft zu schädigen und "Russland zu ruinieren" – in Anlehnung an die amerikanischen Edikte gegen den Irak, den Iran, Syrien, Libyen, Kuba, Venezuela und andere Länder des globalen Südens – konnten die Deutschen unmöglich einen neuen kategorischen Imperativ erkennen.

    Kein Geringerer als der russische Präsident Wladimir Putin hat sie endlich von ihrem Schuldkomplex aus dem Zweiten Weltkrieg befreit. Deutschland ist endlich wieder frei, Neonazis in aller Öffentlichkeit zu unterstützen und zu bewaffnen – jetzt von der Sorte der ukrainischen Asow-Bataillone.

    Um zu verstehen, wie diese NATO-Sanktionen Russland "ruinieren" werden, habe ich einen der kompetentesten Wirtschaftsexperten der Welt, Michael Hudson, um eine knappe Analyse gebeten, der unter anderem eine überarbeitete Ausgabe des unbedingt lesenswerten Buches Super-Imperialism: The Economic Strategy of American Empire.

    Hudson bemerkte, er sei "einfach nur fassungslos über die nahezu atomare Eskalation der USA". Zur Konfiszierung der russischen Devisenreserven und dem Ausschluss von SWIFT ist zu sagen, dass "es einige Zeit dauern wird, bis Russland ein neues System mit China einführt. Das Ergebnis wird die Dollarisierung endgültig beenden, da Länder, die von 'Demokratie' bedroht sind oder ihre diplomatische Unabhängigkeit demonstrieren, Angst haben werden, US-Banken zu benutzen".

    Dies, so Hudson, führt uns zu "der großen Frage: ob Europa und der Dollarblock russische Rohstoffe – Kobalt, Palladium usw. – kaufen können und ob China sich Russland bei einem Mineralienboykott anschließen wird."

    Hudson beharrt darauf, dass "die russische Zentralbank natürlich über ausländische Bankguthaben verfügt, um auf den Devisenmärkten zu intervenieren und ihre Währung vor Schwankungen zu schützen. Der Rubel ist abgestürzt. Es wird neue Wechselkurse geben. Doch Russland muss sich entscheiden, ob es seinen Weizen an Westasien verkauft, das ihn braucht, oder ob es aufhört, Gas über die Ukraine nach Europa zu verkaufen, jetzt, wo die USA es abgreifen können."

    In Bezug auf die mögliche Einführung eines neuen russisch-chinesischen Zahlungssystems, das SWIFT umgeht und das russische SPFS (System for Transfer of Financial Messages) mit dem chinesischen CIPS (Cross-Border Interbank Payment System) kombiniert, hat Hudson keine Zweifel daran, "dass das russisch-chinesische System eingeführt wird. Der globale Süden wird versuchen, sich anzuschließen und gleichzeitig SWIFT zu behalten – indem sie ihre Reserven in das neue System verschieben."

    Ich werde mich selbst entdollarisieren

    Die USA selbst werden also in einem weiteren großen strategischen Fehler die Entdollarisierung beschleunigen. Wie der Geschäftsführer von Bocom International, Hong Hao, gegenüber der Global Times erklärte, wird die Entdollarisierung des Energiehandels zwischen Europa und Russland "der Beginn des Zerfalls der Dollar-Hegemonie sein".

    Das ist ein Refrain, den die US-Regierung in der vergangenen Woche von einigen ihrer eigenen größten multinationalen Banken hörte, darunter namhafte Unternehmen wie JPMorgan und Citigroup.

    Ein Bloomberg-Artikel fasst ihre kollektiven Befürchtungen zusammen:

    "Ein Ausschluss Russlands aus dem kritischen globalen System – das täglich 42 Millionen Nachrichten verarbeitet und als Lebensader für einige der größten Finanzinstitutionen der Welt dient – könnte nach hinten losgehen, die Inflation in die Höhe treiben, Russland näher an China heranführen und Finanztransaktionen vor der Kontrolle durch den Westen abschirmen. Es könnte auch die Entwicklung einer SWIFT-Alternative fördern, die schließlich die Vormachtstellung des US-Dollars gefährden könnte."

    Diejenigen mit einem IQ von über 50 in der Europäischen Union (EU) müssen verstanden haben, dass Russland nicht völlig von SWIFT ausgeschlossen werden kann, sondern vielleicht nur einige seiner Banken: Schließlich sind die europäischen Händler von russischer Energie abhängig.

    Aus Moskaus Sicht ist das eine Kleinigkeit. Eine Reihe russischer Banken ist bereits an das chinesische CIPS-System angeschlossen. Wenn jemand beispielsweise russisches Öl und Gas über CIPS kaufen will, muss die Zahlung in der chinesischen Währung Yuan erfolgen. CIPS ist unabhängig von SWIFT.
    Darüber hinaus hat Moskau sein SPFS-Zahlungssystem bereits nicht nur mit China, sondern auch mit Indien und den Mitgliedsstaaten der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) verbunden. SPFS ist bereits mit rund 400 Banken verbunden.

    Wenn mehr russische Unternehmen SPFS und CIPS nutzen, noch bevor sie fusionieren, und andere Manöver zur Umgehung von SWIFT, wie z. B. der Barterhandel – der vor allem vom sanktionierten Iran genutzt wird – und Agentenbanken, könnte Russland mindestens 50 Prozent der Handelsverluste ausgleichen.

    Das Entscheidende ist, dass die Flucht aus dem von den USA dominierten westlichen Finanzsystem in ganz Eurasien unumkehrbar geworden ist – und das wird mit der Internationalisierung des Yuan einhergehen.

    Russland hat seine eigene Trickkiste

    Dabei reden wir noch nicht einmal über die russischen Vergeltungsmaßnahmen für diese Sanktionen. Der frühere Präsident Dmitri Medwedew hat es bereits angedeutet: Vom Ausstieg aus allen Atomwaffengeschäften mit den USA bis hin zum Einfrieren der Guthaben westlicher Unternehmen in Russland ist alles denkbar.

    Was also will das "Reich der Lügen"? (Putin-Terminologie, auf dem Treffen am Montag in Moskau, bei dem die Reaktion auf die Sanktionen erörtert wurde).

    In einem heute Morgen veröffentlichten Aufsatz mit dem köstlichen Titel America Defeats Germany for the Third Time in a Century: the MIC, OGAM and FIRE conquer NATO (Amerika besiegt Deutschland zum dritten Mal in einem Jahrhundert: der BIZ, OGAM und FIRE erobern die NATO) macht Michael Hudson eine Reihe entscheidender Punkte, angefangen damit, wie "die NATO zu Europas außenpolitischem Entscheidungsgremium geworden ist, sogar bis zu dem Punkt, an dem sie die heimischen Wirtschaftsinteressen dominiert".

    Er skizziert die drei Oligarchien, die die US-Außenpolitik kontrollieren:

    Erstens der militärisch-industrielle Komplex, den Ray McGovern denkwürdigerweise als MICIMATT (military industrial Congressional intelligence media academia think tank) bezeichnet hat.

    Hudson definiert ihre wirtschaftliche Basis als "Monopolrente, die sie vor allem aus ihren Waffenverkäufen an die NATO, an westasiatische Ölexporteure und an andere Länder mit einem Zahlungsbilanzüberschuss erzielen".

    An zweiter Stelle steht der Öl- und Gassektor, zu dem sich der Bergbau gesellt (OGAM). Ihr Ziel ist es, "den Preis von Energie und Rohstoffen zu maximieren, um die Rohstoffrente zu maximieren. Die Monopolisierung des Ölmarktes im Dollarraum und seine Isolierung von russischem Öl und Gas ist seit über einem Jahr eine wichtige Priorität der USA, da die Nord Stream 2-Pipeline von Russland nach Deutschland die westeuropäische und die russische Wirtschaft miteinander zu verbinden droht."

    Der dritte Sektor ist der "symbiotische" Finanz-, Versicherungs- und Immobiliensektor (FIRE), den Hudson als "das Gegenstück zu Europas altem postfeudalem Landadel, der von Landrenten lebt" definiert.

    Bei der Beschreibung dieser drei Rentiersektoren, die den postindustriellen Finanzkapitalismus im Herzen des westlichen Systems vollständig beherrschen, stellt Hudson fest, dass "die Wall Street schon immer eng mit der Öl- und Gasindustrie verbunden war (nämlich mit den Bankenkonglomeraten Citigroup und Chase Manhattan)."

    Hudson zeigt, wie "das dringendste strategische Ziel der USA in der NATO-Konfrontation mit Russland die steigenden Öl- und Gaspreise sind. Höhere Energiepreise bringen nicht nur Gewinne und Börsengewinne für US-Unternehmen, sondern werden auch der deutschen Wirtschaft viel Dampf nehmen."

    Er warnt davor, dass die Lebensmittelpreise steigen werden, "allen voran die für Weizen". (Auf Russland und die Ukraine entfallen 25 Prozent der weltweiten Weizenexporte.) Aus Sicht des Globalen Südens ist das eine Katastrophe: "Dies wird viele westasiatische Länder und Länder des Globalen Südens mit Nahrungsmitteldefiziten in Bedrängnis bringen, ihre Zahlungsbilanz verschlechtern und die Gefahr von Zahlungsausfällen bei Auslandsschulden mit sich bringen.

    Was die Blockade russischer Rohstoffexporte betrifft, so "droht dies zu Unterbrechungen in den Lieferketten für wichtige Materialien zu führen, einschließlich Kobalt, Palladium, Nickel und Aluminium."

    Und das führt uns wieder einmal zum Kern der Sache: "Der langfristige Traum der neuen Kalten Krieger der USA ist die Zerschlagung Russlands oder zumindest die Wiederherstellung seiner Manager-Kleptokratie, die ihre Privatisierungen an den westlichen Aktienmärkten zu Geld machen will."

    Das wird nicht passieren. Hudson sieht klar, wie "die größte unbeabsichtigte Folge der US-Außenpolitik darin besteht, Russland und China zusammenzutreiben, zusammen mit dem Iran, Zentralasien und den Ländern entlang der Belt and Road Initiative."

    Konfiszieren wir etwas Technologie

    Vergleichen Sie nun all das mit der Perspektive eines mitteleuropäischen Wirtschaftsmagnaten mit weitreichenden Interessen in Ost und West, der auf seine Diskretion bedacht ist.

    In einem E-Mail-Austausch stellte der Geschäftsmann ernsthafte Fragen zur Unterstützung der russischen Zentralbank für ihre nationale Währung, den Rubel, "der nach den Plänen der USA vom Westen durch Sanktionen und Währungswolfsrudel zerstört wird, die sich durch Leerverkäufe von Rubeln exponieren. Es gibt wirklich fast keine Geldmenge, die die Dollar-Manipulatoren gegen den Rubel schlagen kann. Ein Zinssatz von 20 Prozent wird die russische Wirtschaft unnötig abwürgen".
    Der Geschäftsmann argumentiert, dass die Hauptwirkung der Zinserhöhung "darin bestünde, Importe zu unterstützen, die nicht importiert werden sollten. Der Fall des Rubels ist daher für Russland im Hinblick auf die Selbstversorgung von Vorteil. Wenn die Importpreise steigen, sollten diese Waren im Inland produziert werden. Ich würde den Rubel einfach fallen lassen, damit er sein eigenes Niveau findet, das eine Zeit lang niedriger sein wird, als es die natürlichen Kräfte zulassen würden, da die USA ihn durch Sanktionen und Leerverkaufsmanipulationen in dieser Form des Wirtschaftskriegs gegen Russland nach unten treiben werden."

    Aber das scheint nur ein Teil der Geschichte zu sein. Die wohl tödlichste Waffe in Russlands Arsenal an Reaktionen hat der Leiter des Zentrums für Wirtschaftsforschung des Instituts für Globalisierung und soziale Bewegungen (IGSO), Wassili Koltaschow, ausgemacht: Der Schlüssel dazu ist die Beschlagnahme von Technologie, d. h. Russland erkennt die US-Patentrechte nicht mehr an.

    In dem, was er als "Befreiung des amerikanischen geistigen Eigentums" bezeichnet, fordert Koltaschow die Verabschiedung eines russischen Gesetzes über "befreundete und nicht befreundete Staaten". Wenn sich herausstellt, dass ein Land auf der Liste der unfreundlichen Staaten steht, können wir damit beginnen, seine Technologien in den Bereichen Pharmazie, Industrie, Fertigung, Elektronik und Medizin zu kopieren. Das kann alles sein – von einfachen Details bis hin zu chemischen Zusammensetzungen". Dies würde eine Änderung der russischen Verfassung erfordern.
    Koltaschow behauptet, dass "eine der Grundlagen des Erfolgs der amerikanischen Industrie das Kopieren ausländischer Patente für Erfindungen war". Nun könnte Russland "Chinas umfangreiches Know-how mit seinen neuesten technologischen Produktionsverfahren nutzen, um westliche Produkte zu kopieren: Die Freigabe des amerikanischen geistigen Eigentums wird den Vereinigten Staaten einen Schaden in Höhe von 10 Billionen Dollar zufügen, und zwar nur in der ersten Phase. Es wird eine Katastrophe für sie sein."
    Die strategische Dummheit der EU ist kaum zu fassen. China ist bereit, sich alle russischen Bodenschätze unter den Nagel zu reißen – und Europa bleibt als bemitleidenswerte Geisel der Ozeane und der wilden Spekulanten zurück. Es sieht so aus, als stünde eine totale Spaltung zwischen der EU und Russland bevor – mit nur noch wenig Handel und null Diplomatie.
    +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
    Ende des Dokumentes

    • MomentMal sagt:

      Ich habe die Quelle gefunden :
      Ist von Pepe Escobar
      https://uncutnews.ch/folgen-sie-dem-geld-wie-russland-die-westliche-wirtschaftskriegfuehrung-umgehen-wird/

  3. Hutmacher sagt:

    "…Der Erfolg dieser Strategie hängt davon ab, ob Washington sein Narrativ mithilfe atlantischer Politiker und Medien in den nächsten Monaten fest in die Köpfe der Menschen in Europa transplantieren kann…"
    >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
    Exakt dies findet seit nunmehr 2 Jahren statt, Corona war der Testlauf um zu sehen wie die westeuropäische Bevölkerung tickt.
    Für unsere Politclowns – wobei ich den allermeisten davon den hierfür eigentlich erforderlichen Intellekt abspreche – wollten in Erfahrunge bringen, wieviel Unsinn und mit tatkräftiger Unterstützung der Medien man der Bevölkerung ins Hirn blasen kann, ohne das von dieser Seite (also der Bevölkerung) eine Reaktion in Form von Widerspruch erfolgen würde.
    Selbst schwere bis schwerste Nebenwirkungen und tausende von Todesfälle infolge der "Impfungen" wurden von den Medien einfach weggeschrieben, ohne das dies jemals von der breiten Masse hinterfragt wurde. Auch seit Jahrzehnten bekannte medizinische Grundregeln wie beispielsweise, man "impft" niemals in eine laufende Pandemie hinein oder der Verzicht auf Aspiration, konnten einfach so über Bord geworfen werden. Selbst als offensichtlich wurde, dass diese "Impfungen" nicht nur nichts nützen sondern darüber hinaus den Empfänger eher nachhaltig schädigen würden, gab es noch einen zweiten und dann einen dritten Versuch.
    Über 80% der westeuropäischen Bevölkerung haben sich mehr oder weniger klaglos auf dieses Spiel eingelassen ohne das ein nennenswerter Widerspruch erfolgte.

    Und genau dies wiederholt sich jetzt hinsichtlich der Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland. Natürlich ist Russland oder noch besser der böse Putin der Aggressor obwohl die "Wahrheit" nur einen einzigen Klick entfernt ist. Aber auch hier können sich unsere Politclowns darauf verlassen, dass wenigstens 80% der westeuropäischen Bevölkerung keinen Widerstand leisten werden.

  4. Andreas I. sagt:

    So weit so gut.
    Andererseits verändert sich die Welt und wenn die EU-Staaten nicht mit Russland zusammenarbeiten wollen, dann wendet sich Russland eben China zu, pflegt die Beziehungen zu Iran, festigt die Beziehungen zu Syrien …
    Der Westen ist nicht mehr Nabel der Welt, sondern zunehmend verzichtbar.

  5. zivilist sagt:

    Bidens persönliches Bereicherungsmodell, die Ukraine Krise, ist tot, das neue Bereicherungsmodell heißt: EU

    “ On 2 March 2022, the Nazi Aidar battalion suffered a huge defeat in southeastern Ukraine. More than 5,000 men are on the run, including their instructors from Greystone (ex-Blackwater). They abandoned the equipment they had received from NATO.

    The Nazi Azov battalion continues the fight. “

    https://www.voltairenet.org/article215890.html

  6. jsm36 sagt:

    Es ist doch schon längst ein Mega-Erfolg:
    – kein Nordstrem 2
    – lukrative Gasgeschäfte USA-Europa
    – extremer Image-Schaden für Russland
    – extremer finanzieller Schaden für Russland
    – weitere NATOfizierung der EU
    – neue Mega-Gewinne für die Waffewnindustrie
    – weitere Spaltung Deutschland – Russland
    – Overton-Fenster weiter verschoben für noch mehr Rüstung, noch mehr Überwachung und noch mehr vereinigte Staaten von Europa und noch weniger Bargeld und freie Finanzen
    – weiter Schwächung der deutschen Wirtschaft und der deutschen Souveränität
    – weiter Destabilisierung und Verarmung Europas durch Flüchtlingswellen

    Wie viel erfolgreicher kann es denn für die USA überhaupt noch werden?

    • passant sagt:

      Genug ist niemals genug. Trump hat als Präsident zumindest keinen neuen militärischen Konflikt begonnen. Die Democracy World Tour ist seit Syrien nur unterbrochen. Sollte die Militäroperation in der Ukraine ein deutlich sichtbares Stopp-Zeichen gesetzt haben, dann wäre dies ein Gewinn für die ganze Welt. Man wird sehen.

    • Sonntag auf dem Lande sagt:

      Der vordergründige Erfolg der Amerikaner, den Ukrainekrieg eskalieren zu lassen, könnte auch ein Pyrrhussieg werden. Wenn in Europa kein Gas verkauft wird, wird es irgendwann woanders verkauft werden. Der Energiehunger der Welt steigt – ob Europa es abnimmt oder langfristig der Ferne Osten. Die beabsichtigte Schwächung Deutschlands schwächt nicht nur lästige Konkurrenz, es schwächt auch einen Vasallen, dessen Bedeutung und Leistungsfähigkeit analog abnimmt. Die russische Armee erhält die Möglichkeit sich unter echten Kriegsbedingungen weiterzuentwickeln. Russland setzt einen Grenzpfahl, der, wenn die Ukraine nicht ins westliche Bündnis integriert werden kann (und glauben Sie nur daran, es wird dieses Ziel erreicht werden), alle geostrategischen Ambitionen der Russen offenhält. Am Ende stehen die Amerikaner und vor allem ihre durch Engergiemangel und Rohstoffmangel geschwächten Vasallen ärmer da als je zuvor. Und für Russland gilt: "Was uns nicht umbringt, macht uns härter!"

    • zivilist sagt:

      Die Agentur Biden&son kauft doch jetzt schon russisches Gas, um es mit einem großzügigen Freiheits- Aufschlag an die EU weiterzuverkaufen.

      Bei der Linken Zeitung gibts rechts immer so nette links, wie

      " Dominik Roeseler
      @DominikRoeseler
      #Infotweet
      Während der #Ukrainekrieg läuft, steigt #Russland im Mai vom dritt- zum zweitgrößten #Öl-Lieferanten (+23%) der #USA auf. Russische Banken, die diesen Handel abwickeln, sind vom #SWIFTban befreit. "

      oder

      " Philipp Heimberger
      @heimbergecon
      The EU has even increased its gas imports from Russia since the start of the invasion in Ukraine.https://www.bruegel.org/publications/datasets/european-natural-gas-imports/ …"

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