Nämlich dass wir für unsere Rechte kämpfen müssen. Es lohnt sich.
Ein Meinungsbeitrag von Hermann Ploppa.
Als der Theologieprofessor Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an das Hauptportal der Schlosskirche Wittenberg annagelte, konnte er noch nicht ahnen, welcher Sturm in den folgenden Jahren losging. Luther wollte eigentlich nur zu einem gelehrten Streitgespräch, einer so genannten Disputatio, einladen. Wir wissen alle, was dann passierte. Luther wurde zum Reichstag in Worms vorgeladen und für vogelfrei erklärt. Das heißt: er verlor jeden Schutz. Jeder, der Luther umbringen wollte, konnte das ungestraft tun. Doch Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, genannt der Weise, inszenierte die Entführung von Luther. Luther verschwand von der Bildfläche und konnte dann ein Jahr lang als Junker Jörg auf der Wartburg in aller Ruhe die Bibel ins Deutsche übersetzen.
Da kurz vorher Johannes Gutenberg den Buchdruck erfunden und marktreif gemacht hatte, wurde die Lutherbibel sofort in ganz Deutschland verbreitet.
Bürger in den Städten und Bauern auf dem Land konnten nun selber nachlesen, was wirklich in der Bibel stand. Bisher musste man sich auf die Deutungen der Priester verlassen. Da sagte Jesus zum Beispiel (Belege in den Evangelien Markus, Matthäus und Lukas): „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr eingehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingehe” (Mt 19,24; Mk 10,25; Lk 18,25). In der Bergpredigt, aber auch im Alten Testament, beim Propheten Daniel, fanden die Leute Textstellen, die ganz klar den Aussagen der katholische Kleriker widersprachen. Die städtischen Bürger und besonders die Bauern erkannten, dass die bestehende feudale Ordnung nicht mit der biblischen Botschaft in Einklang zu bringen war. Sie war eben nicht gottgewollt.
Die Menschen waren empört über die Anmaßungen der Feudalherren, und noch empörter über die Lügen der katholischen Kleriker. Luther sagte, dass nicht die Kleriker als Makler guter Beziehungen zu Gott nötig sind. „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ hieß ein später erschienenes Buch von Luther: jeder Mensch regelt seine Beziehung zu Gott selber. Die Kleriker haben nicht das Recht, sich als Mittler zwischen Mensch und Gott zu stellen. Und schon gar nicht haben die Kleriker das Recht, von den verängstigten Gläubigen Geld abzupressen für so genannte Ablassbriefe. Wer diese Ablassbriefe kaufte, sollte angeblich das Fegefeuer überspringen können. Der Käufer der Ablassbriefe gelangte umgehend und direkt in die Glückseligkeit. Es gab sogar einen Werbespruch: „Wenn die Münze in der Kasse klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Mit dem eingenommenen Ablassgeld bereicherten sich die Bischöfe persönlich, und ein Teil des Geldes ging in die Modernisierung des Petersdoms.
Doch die Bauern quälte noch ein weit größeres Problem: Jahrhunderte lang konnten die Bauern gemeinsam auf der so genannten Allmende wirtschaften. Das heißt: Alle Bauern konnten gemeinsam Äcker, Wälder und Seen für ihre Bedürfnisse nutzen. Doch jetzt kamen die Feudalherren und nahmen den Bauern auch noch die Allmende weg. Das Gemeineigentum wurde privatisiert. Die Not der Bauern vergrößerte sich. Der Widerstand gegen den Raub der Allmende schwelte bereits seit einem halben Jahrhundert, als nun Luther auf den Plan trat und den Bauern unerwartete Argumentationshilfen mit der deutschen Bibel lieferte.
Als Folge der neuen Erkenntnisse aus der Bibel brach nun der Deutsche Bauernkrieg aus. Thomas Müntzer deutete die Bibel als Manifest der Bauernrechte. Nach vielen kleineren Scharmützeln kam es im Jahr 1525 in Frankenhausen zur Entscheidungsschlacht. Die Bauern wurden von den professionellen Söldnern der Feudalherren in wenigen Stunden abgeschlachtet. Damit war der Aufstand der Bauern beendet.
Doch die Geschichte ging weiter. Im Laufe der Zeit konnten Bürger, Bauern und Arbeiter sich wieder viele Rechte erkämpfen. In mühsamer Kleinarbeit bauten sie eine neue Spielart der Allmende auf: Genossenschaften, öffentlich-rechtliche Sparkassen, Kranken- und Rentenkassen oder Brandgilden. Doch all das ist jetzt erneut in Gefahr. Die neuen Feudalherren, die Globalkonzerne und Finanz-Konglomerate nämlich, kaufen sich die Politiker, die ihnen dann das Volksvermögen auf dem Silbertablett servieren. Privatisierung für Zwecke, die nicht unsere Zwecke sind: noch rücksichtslosere Ausbeutung von Natur und Mensch. Konzentration aller Kräfte auf den Dritten Weltkrieg. Der Umbau des Menschen zur digitalen Maschine.
Das muss nicht so kommen. Es hat lange gedauert, bevor Mittelständler kapiert haben, dass es auch ihnen an den Kragen geht. Doch jetzt erwacht auch der gewerbliche Mittelstand.
Unsere Forderungen:
- Sofortiges Ende aller Kampfhandlungen an allen Kriegsschauplätzen.
 - Sofortige Friedensverhandlungen.
 - Sofortiges Ende aller Rüstungsfinanzierung. Umleitung des Geldes für zivile Zwecke.
 - Sofortige Rückführung des Volksvermögens in öffentliche Hände. Schluss mit der Privatisierung. Es darf kein Geld mehr abgezogen werden für hochriskante Spekulationen an der Börse.
 - Austritt aus der NATO.
 - Ein Referendum über die weitere Mitgliedschaft in der Europäischen Union.
 - Strenge Börsenaufsicht.
 - Mehr Kompetenzen für Städte und Gemeinden.
 - Wiedereinsetzung der Subsidiarität in der Politik. Soll heißen: der Staat schafft das gesetzliche Rahmenwerk für Genossenschaften, öffentlich-rechtliche Einrichtungen und was an Basisaktivitäten sich noch entwickelt.
 
Es gibt viel zu tun. Wie sagte der US-Präsident Franklin Delano Roosevelt bei seiner Antrittsrede im Jahre 1933: „Das einzige wovor wir uns fürchten müssen, ist die Furcht selber!“
Genauso ist es. Es liegt an uns, mit Furchtlosigkeit und unerschütterlichem Optimismus die Dinge zum Guten zu ändern.
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Wir danken dem Autor für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Dieser Beitrag wurde am 31.10.2025 auf dem Substack-Kanal von Hermann Ploppa veröffentlicht.
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Dieser Beitrag ist als Empfehlung der Redaktion verlinkt.
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Bildquelle: neurobit / Shutterstock.com
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