»Sind die Linken noch zu retten?« | Von Anselm Lenz

Ein Standpunkt von Anselm Lenz.

Die Corona-Lüge und die Unterwerfung unter das Nato-Kriegsnarrativ in Osteuropa haben vor allem eins erreicht: Die fast völlige Zerschlagung der organisierten politischen Linken von liberal bis kommunistisch. Das stellt der Kulturexperte Jakob Hayner von der Tageszeitung Die Welt fest. Als politisch ernstzunehmender Faktor bleibt nur die neue Friedens- und Demokratiebewegung, die seit 28. März 2020.

»Es ist bis heute kaum zu fassen, wie die Linken in der Corona-Krise versagt haben. Protest gegen staatliche Maßnahmen? Nö, das war ja rechts«, erklärt der bekannte Kulturautor Jakob Hayner in der Tageszeitung Die Welt vom 22. Mai 2023 (1, 2). Er fordert: »Eine Aufarbeitung ist dringend nötig!«

Seit 28. März 2020, also seit fast dreieinhalb Jahren, hat sich in der Deutschland die größte, langanhaltendste und »täglichste« demokratische Bewegung in allen Jahrhunderten der deutschen Geschichte erhoben. In allen Regionen unseres Landes sind die Menschen aufgestanden und stehen noch immer auf, wie unter anderem der wöchentliche Demokalender der Verfassungsbewegung auf NichtOhneUns.de zeigt. Doch was in den nahezu gleichgeschalteten Medien nicht vorkam und vorkommt, fällt den Büroarbeitern der Medienkonzerne schwer, in das eigene Gegenwartsbild aufzunehmen.

Von solcherlei herbeilobbyiertem Hass auf alles Querdenkerische sind auch Autoren wie Hayner nicht ganz frei, zumindest werden die wesentlichen historischen Punkte und die Größe der Opposition ignoriert. Hayner stellt immerhin schonmal fest, wie peinlich die gemachte Fake-Antifa im Auftrag von Konzernen und Regierungsmitgliedern agierte.

Fake-Antifa versus Demokratiebewegung

»‘Wir impfen euch alle!‘, skandiert eine Truppe mit Antifa-Fahnen. Sie tragen FFP-2-Masken an der freien Luft, unter ihresgleichen ein Erkennungszeichen. Auf ihren Plakaten verlangen sie mit Anspielung auf Bill Gates Systemupgates.« Dem Kulturprofi Hayner entgehen die dialektischen Widersprüche nicht. Linkssein, das hatte auch nach dem Ende der real existierenden Alternativwelt des Sozialismus zumindest noch mit wirtschaftspolitischer Analyse zu tun. Man rang um Worte und fand viele dafür, wie die Armen und Ausgebeuteten zu mehr Machtmitteln kommen könnten – oder zumindest mal aus dem Elend herausfinden –, und demgegenüber Staatsapparate, Monopolisten und Milliardäre wie Gates zurückgedrängt, enteignet oder hart besteuert werden sollten.

Die heutige Sex- und Öko-Show hat damit nichts mehr zutun. Im Gegenteil, das Regenbogenfeuerwerk ist ein konzertiertes Programm, um jeden systematischen Widerstand aus dem Volk zu ersticken und auf Nebengleise ins Nichts zu führen. Ich gehe darauf seit der Gründung meiner Autorengruppe »Haus Bartleby« im Jahr 2014 und seit 2020 in meinen Texten auf KenFM, Apolut, Rubikon und in der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand dezidiert ein. Die Fahne des Regenbogens weht heute vor Filialen der Supermarktkonzerne, vor Stadtverwaltungen und Kasernen.

Wo Linke früher von der »Aneignung der Insignien der Macht« sprachen, um sich Zutritt zu den Salons der Mächtigen zu verschaffen und in der Nachfolge der Situationisten zu stören, muss man spätestens seit 2020 von einer »Aneignung der Insignien des Widerstandes« sprechen. Das Ding ohne sein Wesen hat als Phänomen die organisierte Linke erreicht. Cola ohne Zucker, Fleisch ohne Tier, Sex ohne Geschlecht, Sprechtheater ohne deutsche Texte, Autos ohne freie Fahrt, Kindergärten ohne Garten, Universitäten ohne Bildung, Medien ohne Nachrichten – und nun auch Linke ohne Arbeiter, Mittelstand, Jobber, kleine Händler, Arme, Ausgebeutete und das Verhältnis von Kapital und Arbeit, Macht und Unterworfenen.

Als einzige »Linke« in der BRD aus dem Kreis der ins Medienkonzernkarussel Aufgenommene wehrten sich Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und die ehemalige CDU-Dame Ulrike Guérot – wie ohnehin die Frauen unter der Corona eine große Rolle spielen, insbesondere übrigens auf der Straße in der Demokratiebewegung seit 2020. Eine neue »link«e Partei – wird diese Aufstehen oder Die Basis heißen? – hat auf institutionellem Wege nur eine Chance, wenn sie gar nicht erst versucht, den ganz offensichtlich unterwanderten Organisationen DGB, SPD, Bündnis 90/ Die Grünen  und Partei Die Linke zu gefallen. Letztere Partei hat nach dem neuesten Ausschlussversuch Wagenknechts wohl keinerlei Zukunft mehr. Das Ziel der neuen linken Partei müsste sein, die altlinken Parteien abzulösen und die Konflikte offensiv und siegreich auszutragen. Nur dann ist die angestrebte Repräsentation der Demokratiebewegung teilweise möglich, eine Kohorte von immerhin rund 20 Millionen Menschen und weiter wachsend, trotz schwächerer Zahlen bei den täglichen Demonstrationen im ganzen Land.

Ich muss ganz offen sagen: So, wie ich auch die kritischeren Linken in den vergangenen dreieinhalb Jahren erlebt habe, wird es sehr schwierig. Inkompetenz, Egos, Wichtigtuerei, Spalterei und Selbstüberschätzung sind so weit verbreitet, dass mit diesen Leuten kaum ein Staat zu machen sein wird. Die Linke fällt in Deutschland aus, anders als etwa in Frankreich und Italien und … mit Abstrichen – England. Wagenknecht müsste schon eine sehr straffe Organisation formen, um nicht von den ewigen Grantlern und, mit Pardon, Vollidioten sowie von wiederum eingeschleusten Fake-Anwälten, V-Leuten und anderen Problemkandidaten zu Fall gebracht zu werden. Echtes Linkssein – und dazu zählen auch echte Liberale – ist auch heute noch das Gefährlichste, was es auf der Welt gibt. Denn die Mächtigen wollen ihre Ruhe haben und nicht ernsthaft mit der Möglichkeit ihrer sofortigen Absetzung und Inhaftierung durch das Volk konfrontiert werden.

Dagegen spielen Multimilliardäre wie Gates mit Zeichen, die ihnen nicht gehören – und selbsternannte Linke aus der absteigenden Mittelschicht fühlen sich recht wohl dabei, von der Allparteienregierung und den Medienkonzernen dazu eingeladen worden zu sein, mit Mitteln des Quartären Antisemitismus Oppositionelle zu verleumden und anzugreifen. Es war und ist einfach eine Schande. Die übelsten Nazis der Gegenwart, wenn man so will, waren und sind »Linke«. Die Pimpfen der Gegenwart haben kein Bildungsfundament mehr wie die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts, sondern nur noch einen vorauseilenden Hass auf das Volk, auf Grundrechte, auf Kinder und Familien, auf die verbliebene kritische Intelligenz und auf Deutschland, immerhin eine Kultur mit mindestens 2000-jähriger vielgestaltiger Geschichte seit Arminius – und nicht nur zwölfeinhalb Jahre Untergang von 1933 bis 1945.

Glaubensprogramm Linkssein

Hayner führt aus: »Mit Corona wurde schnell klar, dass hinter den Glaubenssätzen der offiziellen Linken nichts steckt, vor allem keine Haltung.« Es waren Linke, oder ehemalige Linke, als dieser Begriff noch nicht für Niedertracht und Dummheit stand, die die neue Friedens- und Demokratiebewegung gründeten. Dafür wurden Hendrik Sodenkamo und ich im jahr 2020 auch von Hayners Blatt  als »russische Agenten« verleumdet, als »Rechte« und, dies immerhin zögerlich angesichts der Wahnhaftigkeit der Kampagne der Springer-Konzernmedien, in die Nähe des Antisemitismus gerückt. Der Begriff galt bis 2020 als übelste Beschimpfung, die es gibt, als Freund des Holocausts quasi, des Versuchs der Judenvernichtung in den letzten Weltkriegsjahren durch die NSDAP, heute allenfalls noch als fünftrangiger Beleidigungsversuch wie ein gezischtes »Blödmann« beim Einparken vor dem Supermarkt, wenn einem ein anderer die Parklücke wegschnappt: »Blödmann, Antisemit, Du!«

An der Inflation des Begriffs zu einer albernen Klausel haben sich leider auch einige intellektuell nicht sehr weit fortgeschrittene Internet-Sternchen der Demokratiebewegung beteiligt. Wie immer insbesondere unter Anwälten und Juristen zu finden, da der Beruf ja nichts anderes bietet als Herrschaftswissen und deren Studienangang in der intellektuellen Hierarchie die Universitäten seit Jahrhunderten als der niedrigste gilt, vielleicht noch zusammen mit Pharmazie oder anderen Hilfswissenschaften. Das heißt nicht, dass es nicht große Köpfe unter Juristen und Pharmazeutinnen gäbe, man denke in der Vergangenheit an zum Beispiel Alexander Kluge und in der Gegenwart an Professor Martin Schwab.

So wird die Rehabilitierung des Widerstandes vergleichsweise jungen Autoren wir Jakob Hayner zufallen. »Das Erstaunliche ist, dass man in der Linken nun wieder akademisch-verquast von ‘strukturellen Ausschlüssen‘ faselt, während über Ausschluss und Zwang in der Corona-Zeit weiterhin tapfer geschwiegen wird«, so der Mann von Welt Hayner. Die deutschen »Linken« waren beim Umfallen und Eindreschen auf die neue Friedens- und Demokratiebewegung weltführend. Taz, Die Welt, junge Welt, Tagesspiegel, Konkret – sie alle reisten auf dem billigsten Ticket an der Seite der CDU-SPD-Bündnisgrüne-FDP-Linkspartei-Koalition in den Neofaschismus, finanziert und gestaltet von Milliardären und deren Vermarmungs-, Todesspritzen- und Kriegsagenda.

Hayner zitiert in seinem Mainstream-Aufarbeitungsbeginn auch Hannah Arendt: »Die größte Gefahr in der Moderne geht nicht von der Anziehungskraft nationalistischer oder rassistischer Ideologien aus, sondern von dem Verlust an Wirklichkeit. Wenn der Widerstand durch Wirklichkeit fehlt, dann wird prinzipiell alles möglich.« Doch diesen wirklichen Widerstand gibt es seit seit 28. März 2020. Er entstand ab Mitte März mit NichtOhneUns.de und kam sogleich mit einem labellosen, rationalen und so ergebnisoffenen wie anschlussfähigen und ebenso leicht verständlichen Programm.

Die Ziele der labellosen Demokratiebewegung lauten seit 28. März 2020

  1. SOFORTIGES ENDE DER CORONA-MASSNAHMEN AUCH IN DEUTSCHLAND.
  2. WIEDEREINHALTUNG DES GRUNDGESETZES, DES NÜRNBERGER KODEXES UND DES MENSCHENRECHTES IN WORTLAUT UND SINN.
  3. NEUWAHLEN, BRECHUNG DES PARTEIENPRIVILEGS, IMPERATIVES MANDAT.
  4. VOLKSENTSCHEIDE ÜBER ALLE GRUNDLEGENDEN ANGELEGENHEITEN.
  5. VERFASSUNGSERNEUERUNG AUF BASIS DES GRUNDGESETZES MIT WIRTSCHAFTS- UND SOZIALCHARTA. (3)

Der Welt-Autor Hayner weist auf eine Neuerscheinung aus dem Wiener Promedia-Verlag hin: »Schwerer Verlauf. Corona als Krisensymptom« ist soeben erschienen. Und auch die Wochenzeitung Demokratischer Widerstand (DW) macht weiter. Das weltführende Printmedium der Aufklärung erscheint seit 17. April 2020, teils in echt verteilten Auflagen von über 700.000 Exemplaren. Es steht angesichts dieser Massen, der frühe des Zeitpunkts und der Relevanz fast aller Autorinnen und Autoren völlig außer Frage, dass der DW eine historische Leistung vollbracht hat und noch immer vollbringt. Am kommenden Samstag erscheint die einhundertundsechsundreißigste Ausgabe und der DW steht kurz vor seiner regelmäßigen Einführung an allen Kiosken in der Schweiz, Österreich und in der BRD (4).

Dieses Medium, den DW, durch zunehmende Nichterwähnung auch in manchen Alternativmedien zu strafen, nährt den Verdacht, den auch Hayner und etwa die erfahrende Sozialautorin Susan Bonath formulieren: Dass der Widerstand zahnlos gemacht werden soll von Seiten interessierter Kreise – also jenen mit dem ganz großen Geld. Millionen von Menschen sind 2020 in der Widerstand gegangen. Klare Ziele, klare Berichterstattung und die Formulierung des urdemokratischen Gedanken schlechthin, der Verfassungserneuerung von unten, aus dem Volk selbst, machen Machtkreise aller Art nervös. Aber ohne Kritik der Macht gibt es keine demokratische Erneuerung. Ob man diese nun »links« oder »rechts« nennen will.

Den Hinweis auf den relevanten Artikel des mir seit Längerem gut bekannten Autors Jakob Hayner erhielt ich übrigens von dem großen Berliner Psychologieprofessoren Klaus-Jürgen Bruder. In meinem Buchverlag gab er vor einem Jahr das Werk »Corona – Inszenierung einer Krise heraus« (5). Demnächst kommt bei Sodenkamp & Lenz Berlin das Werk »Vom Stachel im Fleisch« heraus, mit dem unter anderem der große Pathologe und Medizinprofessor Dr. Arne Burghardt seinen aufklärerischen Nachlass verbreitet. Der Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e.V. legt damit glaskar die fatalen Wirkungen der Spike-Proteine in der Folge der sogenannten Impfungen dar.

Wird es einer kommenden neuen linken Partei, die es aller Wahrscheinlichkeit nach geben wird, gelingen, dieses entscheidende Thema anzugehen? Oder wird die neue Linke, wie alle anderen auch, sich daran beteiligen, die vielen Injektionstoten und die riesige Anzahl an Injektionsgeschädigten herunterzuspielen?

Um Hayners Ausgangsfrage zu beantworten, »sind die Linken noch zu retten?«. Das ist vielleicht geschehen, allerdings in einem sehr basalen Maße. Ich darf in aller Bescheidenheit auf meine Analysen, Tätigkeiten und Texte von März 2020 bis heute verweisen.

Quellen

(1) Jakon Hayner in Die Welt, 22. Mai 2023: »Sind die Linken noch zu retten?«

(2) Jakob Hayner: »Warum Theater?«, Matthes & Seitz Berlin

(3) NichtOhneUns.de

(4) DemokratischerWiderstand.de

(5) SodenkampLenz.de

+++

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++

Bildquelle: nitpicker/ shutterstock

+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin:
https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung

Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier:
https://apolut.net/unterstuetzen/

+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.

+++
Apolut ist auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage kommen Sie zu den Stores von Apple und Huawei. Hier der Link: https://apolut.net/app/

Die apolut-App steht auch zum Download (als sogenannte Standalone- oder APK-App) auf unserer Homepage zur Verfügung. Mit diesem Link können Sie die App auf Ihr Smartphone herunterladen: https://apolut.net/apolut_app.apk

+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/

+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut


Alternativmedien antifa antisemit Bill Gates brd cdu Corona-Lüge Demokratiebewegung Die Welt friedensbewegung Jakob Hayner Kriegsnarrativ linke nato Nazis widerstand 

Auch interessant...

Kommentare (32)

32 Kommentare zu: “»Sind die Linken noch zu retten?« | Von Anselm Lenz

  1. eisenherz sagt:

    Ist doch wieder das altbekannte Gesülze von einem Linken.
    Wenn mal etwas temporär funktioniert, wenn die Idee von einem Linken stammt, das war das die richtige Linke, die es den bürgerlichen Spießern es wieder einmal gezeigt hat, wie es geht.
    Wenn aber wie viele mal geschehen, wenn die Linken Mord und Totschlag, Armut und Unterdrückung über die Menschen gebracht haben, dann waren das gar keine Linke.
    Die waren vorher mal Linke, sind aber, weil alles was sie mit den Händen aufgebaut haben sie mit ihrem Arsch wieder eingerissen haben, das sind dann die falschen linken. Alles klar auf der Andrea Doria?

    • _Box sagt:

      Wer hätte das ahnen können:

      https://apolut.net/fair-talk-eine-zensur-findet-nicht-statt#comment-248810

      Und hier für ihre Verwirrung:

      In der Sache sind links und rechts in der Tat Gegenpole und können daher in der Substanz so wenig Berührungspunkte miteinander haben wie Aufklärung und Gegenaufklärung oder wie Demokratie und Elitenherrschaft. Blickt man jedoch statt auf die Sache auf die Ebene einzelner Personen oder auf die Ebene konkreter politischer Gruppierungen, die sich als links bezeichnen, so lassen sich aus naheliegenden Gründen alle möglichen Konstellationen von Haltungen finden, die in der Sache völlig unvereinbar miteinander sind.

      Das war auch zur Zeit der Aufklärung nicht anders. Beispielsweise gilt der große schottische Philosoph David Hume als zur Aufklärung gehörig; gleichwohl sah er Schwarze „von Natur aus den Weißen unterlegen“ an, vertrat also rassistische Auffassungen. Auf der Ebene einzelner Personen können also Überzeugungen gleichzeitig nebeneinander bestehen, die in der Sache völlig unverträglich miteinander sind. Das ist eine Konsequenz unserer beschränkten Rationalität und anderer Eigenschaften unseres Geistes. Wir sind oft nicht in der Lage zu erkennen, dass einige unserer Überzeugungen in der Sache miteinander unverträglich sind. Beispielsweise können uns bestimmte Affekte daran hindern, derartige Unverträglichkeiten zu bemerken.

      So war Hume einerseits von den Leitidealen der Aufklärung fasziniert; zugleich vertrat er – weil er eine mögliche Gefährdung seiner eigenen privilegierten Lebensform fürchtete – ein gesellschaftliches Weltbild, das die damalige gesellschaftliche und kolonialistische Praxis rechtfertigte. Doch auch unter denjenigen, die sich aufrichtig und konsequent der radikalen Aufklärung und den genannten Leitidealen verpflichtet fühlten, fanden sich zahlreiche, die Bedenken hatten, das Volk über diese Leitdeale aufzuklären, weil sie fürchteten, durch den dadurch möglicherweise ausgelösten gesellschaftlichen Transformationsprozess Nachteile hinsichtlich ihres privilegierten Status quo zu erleiden. Erst kommt bei den Privilegierten eben die Sicherung des eigenen gesellschaftlichen Status quo, dann kommt die Moral.

      Wir müssen also die sachliche Ebene moralischer und politischer Leitideale klar von einer personellen Ebene trennen. Man wird dann auch innerhalb von Organisationsformen, die sich als links verstehen, Personen finden, die Überzeugungen vertreten, die den genannten Leitidealen widersprechen. Es gibt also Personen, die sich als links bezeichnen und gleichwohl chauvinistische, nationalistische oder kulturell-rassistische Positionen vertreten und ideologische Prämissen von Kapitalismus, Neoliberalismus, Neo-Imperialismus und ähnliches teilen. Das wird umso stärker der Fall sein, je stärker Personen in ihrem gesellschaftlichen Status und in ihren Privilegien von der jeweiligen gesellschaftlichen Ordnung profitieren. In solchen Fällen neigen dann auch sich als links verstehende Personen dazu, die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse grundsätzlich zu akzeptieren und eine linke Perspektive auf moderate Reformen an den jeweiligen Verhältnissen zu beschränken.

      Noch einmal: In der Sache kann es im Kern keine Berührungspunkte zwischen links und rechts geben; auf der Ebene individueller Personen und Gruppierungen ist jedoch so ziemlich alles an Kombinationen politischer Einstellungen möglich. Auch hier bedarf es einer kontinuierlichen Aufklärungsarbeit, um die Unverträglichkeiten bestimmter politischer Überzeugungen mit den Leitidealen der Aufklärung und somit mit dem Kern des linken Projektes aufzuzeigen.

      Aus:
      Die Links-Rechts-Demagogie. Ein Interview mit Rainer Mausfeld.
      05. August 2016 um 9:55 Ein Artikel von: Redaktion

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=34504

    • eisenherz sagt:

      Ausgerechnet Merkel als Zeitzeugen für die richtige Beurteilung von Corona herzunehmen (§ 28a, Ministerkonferenz), das zeugt erst recht davon wie verzweifelt die LINKEN sind.

      Und wenn die Linken mal nicht weiter wissen, wie sie sich aus ihrem Mustopf wieder befreien können, dann bleibt immer noch der Vergleich mit der AfD. Nach dem Prinzip, von den Linken altbekannt, die eigenen Fehler mit den Fehlern der AfD aufzurechnen und zu entschuldigen, schwach.
      Und bekanntlich hat das Coraregime drei Jahre gedauert, hält teilweise immer noch an und droht neu. Da hat die AfD schnell einen völlig anderen Kurs im Umgang mit diesem Virus, mit den Masken und der sog. Impfung eingeschlagen.
      Die Linken und mit ihr die vereinte nationale Front hat es bis heute nicht geschafft zu bekennen: „Wir haben uns schwer geirrt“ und schweigen oder verharren einfach weiter in ihrer Blase.

    • Fass sagt:

      Da ist er wieder , der Unterschied im Menschenbild. Im Osten hat man insbesondere die Freunde kritisiert, damit sie sich weiterentwickeln. Im Westen kritisiert man den Feind oder was man sich dazu aufgebaut hat, um im goldigen Licht einer scheinbaren Fehlerlosigkeit zu glänzen.

      Wie kam es wohl, das im „Dieselskandal“ nicht BMW und Daimler verklagt wurden, deren Grenzwerte genauso geschönt waren wie die von VW, sondern der Staatskonzern?

  2. How - Lennon sagt:

    Alle Parteien sind also Lügen- und Gier-verseucht bis auf die AfD.
    Mit keinem Wort erwähnt der Autor, dass gerade die AfD einzig und allein ganz am Anfang der "Pandemie" sofortige rigide Maßnahmen wie in China lauthals einforderte.

    Eine Partei, die nur noch davon profitiert, INNERHALB des Kapitalismus immer genau das Gegenteil zu allem zu fordern, ist auch nur ein Symptom des kollabierenden Systems.

    • momus sagt:

      Tatsächlich hat die AfD zuzeiten, als Covid19 von der Merkel-Regierung noch vollkommen realitätsgerecht als durchschnittlich gefährlicher grippaler Infekt deklariert wurde, durch Panikmache und Forderungen nach rigiden Infektionsschutzmaßnahmen Stimmung gemacht. Dies zeigt nicht nur fehlende Sachkompetenz (die die AfD ja mit sämtlichen im Bundestag vertretenen Parteien teilt), sondern auch ein fehlendes politisches Verantwortungsbewußtsein. Eine AfD-Regierung hätte den globalen Corona-Maßnahmen-Zirkus mit derselben Brutalität durchgezogen wie die anderen EU-Staaten.

  3. Ursprung sagt:

    Und wer rettet uns nicht nur vor Aufsatzschreibern, die seitenlang nicht nur von links oder rechts labern, sondern auch den Laberparteien selber, statt auf all jene Oligarchen zu verweisen, die permanent und wohlweislich alle demokratischem Selbstbestimmungsversuche unterlaufen und vergiften.
    Vor lauter links/rechts-Fixierung steckt Anselm Lenz fest und bevoerdert damit, gewollt oder ungewollt genau:weiter Oligarchie statt Demokratie.

  4. momus sagt:

    Immer, wenn es um die "echte" Linke geht, darf der Name Sarah Wagenknecht nicht fehlen. Frau Wagenknecht steht für den Versuch, im Rahmen eines totalitär geführten Staats systemkonforme Opposition zu betreiben. Frau Wagenknecht verweigert den herrschenden Totalitarismus zur Kenntnis zu nehmen, von anderen Zugeständnissen an den Mainstream und seine Propaganda ganz zu schweigen. Es ist daher verfehlt, von Frau Wagenknecht irgendetwas im Sinne des demokratischen Widerstands zu erwarten. Frau Wagenknecht steht für systemkonforme Opposition. Doch selbst dies ist ihrer eigenen Partei Die Linke noch zuviel. Denn diese Partei fühlt sich mitten drin im Mainstream am wohlsten, beim gemeinsamen "Kampf gegen Rechts". Und dieser "Kampf gegen Rechts" wird ironischerweise genau von der Macht angeführt, deren Interessenvertreter traditionell auf der rechten Seite des Parlaments angesiedelt waren: Es ist die Macht der großen Banken und Vermögensverwalter sowie, der Industrie-Imperien. Dass der "Kampf gegen Rechts" durch und durch totalitäres Gepräge hat, wird nur von ein paar standhaft gebliebenen Intellektuellen festgestellt, von Frau Wagenknecht ganz sicher nicht.

    • Kostas sagt:

      Von Linken ist nie etwas positives entstanden. Sie können nur aus Neid, kaputtmachen. Ich stimme ihnen vollkommen zu, wegen Wagenknecht. Die ist im System voll integriert

    • Fass sagt:

      @ momus, Sarah Wagenknecht kommt aus dem Realsozialismus und macht realisierbare linke Politik.

  5. Lothar A sagt:

    Sehr geehrter Herr Lenz,
    falls Sie die Kommentare zu Ihrem Beitrag, in dem Sie erneut auf das im Verlag Sodenkamp/Lenz erschienene Buch von Klaus-Jürgen Bruder hinweisen, lesen sollten, wäre es wünschenswert, wenn Sie einen kleinen Hinweis geben könnten, wie man dieses Buch erwerben kann. Die Buchhandlung hat Ihren Verlag mehrfach angeschrieben und keine Antwort erhalten. Dies erscheint mir ziemlich absurd und dürfte auch nicht im Interesse des Autors liegen.
    PS
    Ich habe nicht die Absicht bei Amazon zu kaufen, was bisher die einzige Möglichkeit gewesen wäre!

    lesen sollten,

  6. Pexus sagt:

    @ _Box sagt: 14. Juni 2023 um 19:07 Uhr
    Ich finde Sie überheblich.

    • _Box sagt:

      Unten spielt die Musik und es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, daß sog. Partei "die Linke" bereits lange vor 2020 eine kapitalistische Surrogatpartei war. Also das einzige was verloren ging war die Illusion die manche sich noch gemacht haben dürften. Aber keine Sorge es gibt ausreichend Hirten um die Herde auf den Weiden der Eigner zu halten.

  7. Ralle002 sagt:

    Etwa Dirk Müller behauptet: "Wir leben in einer Plutokratie mit demokratischer Fassade".

    Der Historiker Hubertus Knabe hat über die Linkspartei keine sonderlich gute Meinung:

    16. Dezember 2019
    002 Der Schatz der Arbeiterklasse
    https://hubertus-knabe.de/der-schatz-der-arbeiterklasse/

    Die Linke hat eine gefährliche Nähe zu den Geheimdiensten:

    2. August 2008
    Marianne Birthler: "Nach Aktenlage hat Gysi Berichte an die Stasi geliefert"
    https://www.general-anzeiger-bonn.de/news/marianne-birthler-nach-aktenlage-hat-gysi-berichte-an-die-stasi-geliefert_aid-40310501

    12.02.2013
    Historiker Hubertus Knabe zum Fall Gysi
    "Das ist extrem unglaubwürdig"
    Immer wieder werden Kontakte des Linke-Fraktionschefs Gysi zur Stasi behauptet. Vor Gericht hat Gysi solche Vorwürfe jedoch stets erfolgreich unterbinden lassen. In Hamburg wird seine Version der Geschichte nun erneut geprüft. Dass der Anwalt die Vorwürfe zuvor an Eides statt dementiert hat, bezeichnet Historiker Hubertus Knabe im n-tv.de Interview als "echtes Eigentor".
    https://www.n-tv.de/politik/Das-ist-extrem-unglaubwuerdig-article10102221.html

    16.12.2013
    ARD-Doku über den Linke-Politiker und die Stasi
    Der andere Gysi
    https://www.spiegel.de/kultur/tv/ard-doku-ueber-gregor-gysi-und-die-stasi-a-939324.html

    08.05.2015
    Weitere Treffen mit Stasi-Oberen„
    IM Notar“: Neue Dokumente erhärten Stasi-Verdacht gegen Gregor Gysi
    https://www.focus.de/politik/deutschland/stasi-unterlagen-setzten-gysi-unter-druck-im-notar-neue-dokumente-erhaerten-stasi-verdacht-gegen-gregor-gysi_id_2538116.html

    Gregor Gysi will die Konzerne verkleinern.
    Seine Themenarbeit ist jedoch nicht hilfreich, weil er es zunächst sagen müsste, dass Geld gar kein Tauschmittel, sondern etwas Ähnliches wie ein Schuldschein ist:

    24.04.2019
    Gysi zum Berliner Volksbegehren
    „Die Wohnungskonzerne müssen lernen, Maß zu halten“
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/gysi-zum-berliner-volksbegehren-die-wohnungskonzerne-muessen-lernen-mass-zu-halten/24247054.html

    Für mich steht es fest, dass Die Linke das genaue Gegenteil von einer sozialen Partei ist:

    25. 4. 2023
    Nebenjobs von Abgeordneten:
    Gysi verdient Viertelmillion hinzu
    Linken-Politiker Gregor Gysi hat seine Nebeneinkünfte veröffentlicht. Sind so viele Tätigkeiten mit der Arbeit in der Politik vereinbar?
    https://taz.de/Nebenjobs-von-Abgeordneten/!5927448/

    Die Themenarbeit Der Linken ist in weiten Bereichen nicht hilfreich.

    09.06.2018
    Linke fordert Mindestsicherung von 1050 Euro
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2017-linke-fordert-mindestsicherung-von-1050-euro-a-1151517.html

    Hierzu:
    Eine Mindestsicherung in Höhe von 1050 EUR zu fordern bringt gar nichts, weil Geld kein Wertgutschein ist. Vielmehr ist unser Geld einfach nur ein Schneeballsystem mit immer mehr Gelddrucken und insofern mit immer mehr (u.a. Staats-) Schulden.

    3. September 2018
    „Die Schuldenbremse ist in der Praxis eine Investitionsbremse“
    https://www.linksfraktion-hamburg.de/die-schuldenbremse-ist-in-der-praxis-eine-investitionsbremse/?print=print

    Hierzu:
    Anders als wie Die Linke es aussehen lässt, gibt es bei unserem Geld einfach nur eine immer schnellere Umverteilung von fleißig nach reich.
    Die öffentlichen Haushalte machen bei der heutigen Praxis mit ihren kilometerhohen Schulden Konjunktur. Dann kassiert die "Wirtschaft" das viele Geld, das doch durch die ständig ansteigende Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte immer wieder in Umlauf gelangt.
    Dies hat jetzt die Konsequenz, dass die öffentlichen Haushalte mit der Zeit auf immer weiter ansteigenden Schuldenlasten sitzenbleiben, für die sie Zinsen bezahlen müssen.
    Der Staat macht die vielen Zinslasten sehr bequem dadurch bezahlbar, dass er seine vielen Schulden immer weiter umschuldet.

    Wie bei den anderen Parteien auch, haben bei Der Linken immer dieselben Berufspolitiker das Sagen.
    Aus diesem Grund wissen es die Politiker Der Linken meistens auch nicht, dass wir keine Marktwirtschaft im Sinne einer Tauschwirtschaft haben:

    28.10.2019
    Meldepflicht für Finanzinvestoren
    Linke fordert Transparenz im Gesundheitsmarkt
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/meldepflicht-fuer-finanzinvestoren-linke-fordert-transparenz-im-gesundheitsmarkt/25160020.html

    Die Themenarbeit Der Linken bezüglich der EZB-Geldpolitik könnte absurder kaum sein:

    23.01.2020
    EZB: Neue Geldpolitik ist überfällig
    https://www.dielinke-europa.eu/de/article/12593.ezb-neue-geldpolitik-ist-%C3%BCberf%C3%A4llig.html
    u.a. steht dort:
    „Die EZB braucht dringend neue, zeitgemäße Instrumente um die Sozial- und Klimakrise zu bekämpfen. Sie muss demokratisch kontrolliert werden und neben Preisstabilität nachhaltiges Wirtschaftswachstum, die Erreichung von Vollbeschäftigung, sowie eine ausgeglichene Handelsbilanz als wesentliche Zielsetzungen verfolgen.

    Gesine Lötzsch, DIE LINKE: Verabschieden Sie sich endlich von der neolibaralen Politik
    https://youtu.be/KIkcOrEBBqA

    Hierzu:
    Frau Lötzsch will mit einem gerechten Steuersystem für Gerechtigkeit sorgen. Auch fordert sie eine Vermögensabgabe.
    Sie lässt es zudem so aussehen, als sei die CDU eine Partei der Millionäre, aber Die Linke sei dies nicht.

    Vor allem hat die Linksfraktionsvorsitzende Frau Lötzsch keine hinreichenden Geldsystemkenntnisse:

    Jedenfalls betrug doch die Staatsverschuldung Deutschlands zum Jahresende 2021 mehr als 2,32 Billionen Euro. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 27.922 Euro.

    19.11.2013
    Thewes rechnet ab
    Jetzt ist es raus: Der Staat zahlt seine Schulden nie zurück
    https://www.focus.de/finanzen/steuern/thewes/thewes-rechnet-ab-jetzt-ist-es-raus-der-staat-zahlt-seine-schulden-nie-zurueck_id_3343445.html

    Unser Staat macht zum großen Teil mit Steuergeldverschwendungen Konjunktur. Er "leiht" sich das viele Geld von den Banken, die ihre Kredite aus dem Nichts verleihen.
    Danach wird der Wettbewerb der Wirtschaft zum großen Teil mit Marktmacht gewonnen, wodurch immer mehr Geld in den Besitz weniger Ultrareicher gelangt, was dann dazu führt, dass Personen mit wenig Geld vermutlich arbeiten sollen, weil sie sonst keine staatlichen Leistungen mehr bekommen.

    Hierzu:
    Franz Hörmann liegt mit seiner Behauptung, dass Geld gar nicht funktionieren kann, völlig richtig:

    Ferner gab es eben auch seinerzeit das Projekt Cybersyn in Chile, das jedoch durch den seinerzeitigen CIA-Putsch gestoppt wurde:

    17.10.2015
    Das sozialistische Internet
    Guido Speckmann
    https://www.pressreader.com/germany/neues-deutschland/20151017/281775628000325

    Die Pionierarbeit von Stafford Beer
    https://www.kybernetik.ch/fs_beer.html

  8. Ewald_Mac sagt:

    Toller Artikel, danke. Nur eines will mir nicht ganz einleuchten: Es schwebt hier wie auch sonst in vielen Artikeln das Gespenst der "echten Linken" drüber. Meine Frage: Hat es so was überhaupt schon mal gegeben? Wenn ich so rückwärts schaue, ist jede "linke" Bewegung, angefangen von Marx, ein Konstrukt der Erzkapitalisten und genauso fragwürdig für mich wie Klimaretter oder Weltgesundheitsretter. Das liegt nicht daran, dass der Gedanke von mehr sozialer Gerechtigkeit keine überzeugten Anhänger hätte, sondern daran, dass so etwas schon im Ansatz von oben gekapert wird. Leider. Seit Jahrtausenden versuchen uns die "Eliten" weiszumachen, dass die irdische Ordnung direkt aus der kosmischen, göttlichen Überordnung fließt und daher gottgewollt und alternativlos ist. Wenn das nicht fruchtet, übernehmen sie halt selbst die Opposition und lügen, was das Zeug hält.

    • rhabarbeer sagt:

      Hallo Ewald_Mac

      `…"echten Linken" … Hat es so was überhaupt schon mal gegeben?`

      aus meiner Sicht eine sehr wesentliche Frage!

      Ich habe schon öfters (auch hier) danach gesucht/gefragt, wo und wie sich all die klugen Köpfe bei der Analyse von Gesellschaft/Wirtschaft und ihrer (Wechsel-)Wirkungsfelder eigentlich mit
      der QUELLE dessen, was der `Kapital_ist`
      am ANFANG* als VORfinanzierung für seinen Eigentumserwerb an `Produktionsmitteln` und
      am ENDE* als `Profit` dem `Arbeitskraftgeber` abnehmen wird
      befasst hat…
      … der (Buch-)Geldschöpfung und dem dabei zur Wirkung kommenden BilanzierungsPRIVILEG
      ?
      (* `unserer` UMVERTEILUNGsspiel-Runden)

      Der `normative Fakt`, daß genau diese Buchgeldschöpfung
      im Kern unseres in `Recht & Ordnung` gebetteten Zusammenlebens
      OHNE rechtliche Regelung zur Wirkung kam und kommt,
      ist doch ein PRIVILEG
      oder?
      ** siehe
      https://pbs.twimg.com/media/FqdfFHjXwAAAOt-?format=jpg&name=medium

      Frage an die Bundesbank:
      `Was ist die rechtliche Grundlage für die Buchgeldschöpfung?`
      Antwort der Bundesbank:
      `Es gibt keine direkte rechtliche Regelung. Die Möglichkeit zur Buchgeldschöpfung durch Banken wird vom deutschen Recht vorausgesetzt. …`

      …aber wer `schuldet` denn dann wem warum genau weas?
      ;)
      https://www.youtube.com/watch?v=HKVWS_itj84&t=1566s

      Eine im Kern tatsächlich gleichwertige Bilanzierung von `Werten` ist doch ein eigentlich `echt linkes Thema`,
      oder?
      …und eine (/die!) Systemfrage

      …und viele Grüße in die Runde

  9. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    "Echtes Linkssein – und dazu zählen auch echte Liberale"

    Dazu müsste definiert sein, was jeweils "echt" ist.
    Wenn
    "links" = für finazielle / materielle Verteilungsgerechtigkeit
    und
    "liberal" = für freien Markt
    dann
    sehe ich da einen Widerspruch.

  10. Schramm sagt:

    Philosophie der Revolution
    von Otto Finger

    Gesetz und Handeln

    Der »materialistische Grundstandpunkt schließt jede Vereinseitigung irgendeines aus der gesellschaftlichen Arbeit abgeleiteten Moments des historischen Fortschritts aus, nimmt ihnen den Schein der Selbständigkeit. Er lenkt den Blick darauf, dass die Produktionstätigkeit der Volksmassen in aller abgelaufenen Geschichte und auch in der gegenwärtigen Epoche {…} den Boden bildet, in dem jeder Fortschritt in der Naturaneignung und in der Beherrschung der sozialen Prozesse wurzelt.
    {…}
    Die Realität der kapitalistischen Gesellschaft setzt an die Stelle feudaler Abhängigkeit die kapitalistische Unfreiheit, Kapitalabhängigkeit der produktiven Arbeit, an die Stelle feudaler Hierarchie die totale Ungleichheit zwischen der Masse der Lohnarbeiter und der Minderheit der Kapitalbesitzer etc.

    Die genannten Wertvorstellungen, auf die Bedürfnisse des imperialistischen Herrschaftssystems „umfunktioniert“, werden in der kapitalistischen Welt von heute verbreitet, um reaktionäres, aggressiv- antikommunistisches Verhalten zu mobilisieren: Verteufelung des Sozialismus zu einer Welt der Unfreiheit [- bis zum vorläufigen weltweiten Ende des historischen Real-Sozialismus], der reproduzierten Ungleichheit, des Verlustes der Humanität und Verschleierung der spätkapitalistischen Ausbeuterordnung zu einer Gesellschaft „freiheitlich-demokratischen“ Typs ist ein Hauptgeschäft imperialistischer Ideologieproduktion geworden.
    {…}

    Quelle: Philosophie der Revolution. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1975. Studie von Otto Finger. Vgl.: 1.8. Gesetz und Handeln, in: 1. Kapitel: Weltanschauung, „moderne“ Anthropologie, revolutionäres Denken.

    Siehe: Philosophie der Revolution (scharf-links.de) – 10.06.2012

  11. inselberg sagt:

    Nein können weg. Oder sollen sich umbenennen da erspar ich mir die leidige Diskussion bezüglich der Differenzierungsstufen von "links" für den Mob ist das nämlich alles identisch.

    • Fass sagt:

      Zu einem wird man sich durchringen müssen, entweder man nimmt zur Kenntnis, das im Bundestag linke Positionen höchstens marginal zu finden sind oder man setzt sich mit dem Realsozialismus auseinander.
      … sonst kommt man womöglich zu dem Verdacht, erst im weit entfernten China wären Alternativen der Gesellschaftsorganisation in Sicht. Zumal das Riesenreich anzunehmendermaßen eine andersartige Verwaltungsstruktur benötigt als das kleinteilige Deutschland.

      Hin und wieder habe ich Marx erwähnt, nur um die Denkverbote aufzubrechen. Die ökonomischen Ansätze hielt ich für leicht nachvollziehbar in der aktuellen Situation. (Es gibt enorm viele massive Denkverbote in dieser Gesellschaft (und leider auch ausgeprägte Denkfaulheit)) Natürlich gehört zu Marx aber auch ein Menschenbild, Margit Geilenbrügge hat dazu einen sehr schönen einführenden Artikel geschrieben, in dem sie verdeutlicht, das Erich Fromm mit seinen Aussagen zur Entfremdung des Menschen in der modernen Industriegesellschaft von Marx ausging. https://www.manova.news/artikel/dem-lebendigen-dienen

      Ich verteidige das System DDR heute viel stärker, als mir das früher je in den Sinn gekommen wäre, allerdings habe ich auch nie in einem solchen Ausmaß gelitten, das mir die BRD als wünschenswerte Alternative erschien. Reisefreiheit wollte ich, wie wir alle, und nun habe ich sie endlich! Nur nicht alle haben sie, denn irgendjemand muß ja Niedriglöhner oder Arbeitsloser sein, damit der Druck im Kessel bleibt (45€ Reisekosten im gerade verabschiedeten Bürgergeld und das Billigticket für Dtl kostet 50€, 17 Mio. Arme, usw. hups – genauso viele Arme wie ehemalige DDR Bürger – kann da eventuell ein gesellschaftserhaltender Zusammenhang bestehen?) …

      Vermutlich bin ich links konservativ. Ich wehre mich einfach gegen diese pauschalen Verurteilungen. Weder meine Eltern noch meine Großeltern waren Idioten und sind dennoch in der DDR geblieben, obwohl man das Land auch verlassen konnte (bspw. einige meiner Jugendfreunde) Es kann also nicht alles pauschal unbrauchbar gewesen sein. (kleine Liste:)
      – das Land war 1989 nicht Pleite
      – Landesverteidigung nicht exterritorial (also kein kolonialer Rohstoffraub)
      – Entwicklungshilfe made in GdR: ausgebildete Ingenieure zur Entwicklung landeseigener Projekte in die 3. Welt oder Ausbildung in der DDR mit anschließender Rückkehr
      – Kinderversorgung war eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
      – Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau seit den 50igern
      – betriebliche Mitbestimmung (im Rahmen der verfügbaren Materialbereitstellungsmöglichkeiten ;/)
      – Arbeitsplatzwahl nicht gebunden an entfremdende finanzielle Erwägungen
      – die Nazis wurden nach 1945 aus den einflussreichen Positionen entfernt. In 2ter oder 3ter Hierarchie konnten sie natürlich weiterarbeiten – zum einen gab es ja verdammt viele Mitläufer und zum anderen kann sich ein Mensch auch ändern.
      — etwas problematisch war das vielleicht in den Schulen, andererseits kam so auch viel praktische Erfahrung in die Schule. Prügelstrafe war abgeschafft

      und natürlich gibt es auch etliche Fehler, aber die aufzuzählen braucht es mich nicht, das wird gut bezahlt vom Staat.

  12. Solaris Post sagt:

    Die pseudolinke "LINKE" hat diese Probleme auch wegen des nicht aufgearbeiteten stalinistischen Erbes und wegen der jahrelangen Zersetzung durch antideutsche Kräfte.

    Nahezu ganz Europa stürzte in den Jahren nach 1918 in den Abgrund totalitärer Systeme. Es war der "Europäische Bürgerkrieg" (Luciano Canfora) der maßgeblich dazu beitrug, dass es mit dem Kommunismus nichts wurde, was den Namen wirklich verdient hätte. Die herrschenden Klassen optierten für den Faschismus um die Arbeiterbewegung zu bekämpfen. Echte Demokratie, Emanzipation der Massen hatte es bis dahin noch nie gegeben. Die vorausgegangenen Generationen kannten nichts anderes als Unterdrückung und die Unterwerfung unter König, Kirche, Kapitalismus.

    Die Fragen nach dem Warum (Wie war das möglich?) hinsichtlich der Ereignisse der dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts in der UdSSR, sind bis heute nicht beantwortet. Hinweise auf Antworten liefert allerdings die Autobiographie von Leopold Trepper, dem Chef der Roten Kapelle während des 2. Weltkrieges.
    Leopold Trepper wurde 1904 in einem vergessenen galizischen Städtchen geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Recht früh trat er in die 1916 gegründete zionistische Jugendbewegung Haschomer Hazair ein. Wie viele Organisationen, war auch diese sozialistisch orientierte Bewegung überzeugt davon, daß das Judentum sich nicht nur als Religionsbekenntnis verstand, vielmehr in einer nationalen Minderheit lebte und überlebte. Eine Minderheit, die durch Jahrhunderte der Verfolgung und des Leidens zusammengeschweißt eine eigene Sprache, Kultur und Tradition besaß.
    Trepper ging 1924 mit einer Gruppe von 15 jungen Leuten nach Palästina, „ohne einen Pfennig Geld“, auch weil er hoffte eine sozialistische Gesellschaft aufbauen zu können, in der sich das „jüdische Problem“ nicht mehr stellte. Aber schnell merkte er, daß diesen Teil der Welt „der britische Löwe mit gespreizten Krallen bewachte“. Die 1920 von Joseph Berger gegründete Kommunistische Partei Palästinas war 1924 vom Exekutivkomitee der Komintern anerkannt worden, die Mitglieder waren größtenteils vom Zionismus zum Kommunismus gewechselt. Die Engländer waren darauf aus, diesen paar hundert Aktivisten jeden Spielraum zu nehmen. Die kommunistische Minderheit in der Gewerkschaft Histadrut geriet auch unter Druck und wurde ausgeschlossen. LT gründete eine Organisation „Ischud“ (Einheit) die Araber und Juden vereinigen sollte. Das Programm umfasste zwei einfache Forderungen:
    „1. Öffnung der Histradut für arabische Arbeiter und Schaffung einer einheitlichen Gewerkschaftsinternationalen.
    2. Einrichtung von Stätten der Begegnung zwischen Juden und Arabern, namentlich zur kulturellen Verständigung.“
    „Ischud“ war sofort erfolgreich, es bildeten sich Klubs in denen die gemeinsame Arbeit von Arabern und Juden organisiert wurde. Die Bewegung hatte zunehmend Einfluss auf die Kibbuzim.1926 erließ die britische Mandatsregierung ein Versammlungsverbot gegen „Ischud“. Verhaftungen und Gefängnisaufenthalte folgten. LT wurde von der kommunistischen Partei zum Sekretär von Haifa ernannt, Untergrundarbeit, illegale Versammlungen, Verfolgung. Kurz vor dem britischen Deportationserlass gegen Personen, die kommunistischer Umtriebe verdächtigt wurden, ging LT nach Paris. Dort war er so erfolgreich, dass die Partei ihm ein Studium in Moskau in Aussicht stellte.
    Leopold Trepper kam im Frühjahr 1932 in Moskau an und wurde an die „Kommunistische Universität für die Minderheiten des Westens“(Marchlewski-Universität) delegiert. Er wurde u.a. Zeuge der Zwangskollektivierungen und der Industrialisierung des Karaganda-Gebietes.
    Über den entscheidenden XVII. Parteitag im März 1934 schreibt er:

    „Die Diktatur, die sich im Laufe eines Jahrzehntes allmählich herausgebildet hatte, erschreckte einen Teil der Delegierten. Gelegenheit zu einem letzten Sich-Aufbäumen bot die geheime Wahl der Mitglieder des Zentralkomitees. Offiziell verkündete die Tribüne, Stalin und Kirow seien – außer von drei Delegierten – einstimmig gewählt. Die Wirklichkeit sah anders aus: 260 Delegierte hatten Stalins Namen durchgestrichen. Entsetzt beschloß Organisationsleiter Kaganowitsch die Wahlzettel zu verbrennen und für Stalin das gleiche Ergebnis zu verkünden, wie Kirow es tatsächlich erzielt hatte. Die Wahl setzte jene blutige Entwicklung in Gang, die zu den großen Säuberungen führen sollte. Es begann die „Rotation der Kader“. In der von nun an hochgeklappten Falltür verschwanden die lebendigen Kräfte der Revolution, und obenan auf der Liste standen die Teilnehmer am XVII. Parteitag. Von den 139 gewählten Mitgliedern des ZK wurden im Laufe der nächsten Jahre 110 verhaftet. Freilich, um die Säuberungsaktion einzuleiten, brauchte man einen Vorwand,… Am 1. Dezember 1934 wurde Kirow ermordet.“ (S.54)
    Leopold Trepper bezeichnet Kirow als einen Hoffnungsträger der antistalinistischen Opposition. Demokratische Wahlen hätten Kirow zweifellos an die Spitze der Partei gebracht, das wusste Stalin genau.

    „Die Ermordung Kirows war Stalins Reichstagsbrand. Am 18.Januar 1935 gab die KP-Führung an sämtliche Kaderchefs die Losung aus, alle ‚Kräfte zu mobilisieren, um feindliche Elemente zu vernichten‘. Mit diesem verschwommenen Begriff der ‚feindlichen Elemente‘ hatte das NKWD freie Hand. Um sie auszumerzen forderte man allenthalben zu Mißtrauen und Verleumdung auf; die Presse verlangte auf Befehl nach Schuldigen, … aus Flurnachbarn, Arbeitskollegen, Fahrgästen oder eiligen Fußgängern wurden Verdächtige.“ (S. 55)
    Leopold Trepper beschreibt die „Massenpsychose“ und die Reaktion der Menschen anhand vieler konkreter Beispiele. Was folgte, war eine Reihe von „grobschlächtig inszenierten“ Schauprozessen gegen verdiente Bolschewiki und treuen Kampfgefährten Lenins, unter Verletzung der gesetzlichen Vorschriften und im Widerspruch zur Unschuldsvermutung, ohne jeden Beweis. „Heute dürfte zweifelsfrei feststehen, daß die meisten der in diesen Prozessen von Trotzkisten und Rechtsabweichlern gemachten Aussagen jeder Grundlage entbehrten, was ihren Wahrheitsgehalt insgesamt in Frage stellt.“ LT zitiert hier den 9.Band der „Geschichte der UdSSR“, herausgegeben 1964 von der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften!
    Es galt die Regel der Kontaktschuld; jedes Opfer riss seine Kollegen, Freunde und Bekannten mit in die Tiefe. Die Säuberung wurde mit „wissenschaftlicher Akribie“ durchgeführt. Systematische Kadervernichtung.
    „Diese Gewaltherrschaft nach dem Kegelprinzip verdeutlicht am besten der Fall Pjatnitzki. Altbolschewik Ossip Pjatnitzki, ein enger Mitarbeiter Lenins, wurde nach Gründung der Komintern zu einem ihrer wichtigsten Männer in Moskau. Der fähige Organisator, zum Chef der Kaderabteilung ernannt, stellte die Komintern Kader zusammen und schickte sie in alle Sektionen der Kommunistischen Bruderparteien. Anfang 1937 wurde er verhaftet und als deutscher Spion abgeurteilt. Die Wahrheit über diese Affäre erfuhr ich erst sehr viel später, als ich 1942 Gefangener der Gestapo war und von dem selben Mann verhört wurde, der die Falle für den sowjetischen Funktionär aufgebaut hatte: Alle Dokumente, die die Schuld Pjatnitzkis bewiesen, waren von der deutschen Abwehr fabriziertes gefälschtes Material. Die Chefs der Nazi-Abwehr hatten die Idee gehabt, sich die in der Sowjetunion herrschende Spitzelpsychose zu Nutze zu machen und einen Mann im obersten Parteigremium als deutschen Agenten zu denunzieren. Gezielt suchten sie sich Pjatnitzki aus, weil sie wussten, daß mit ihm die gesamte Sektion der Komintern-Kader liquidiert würde.
    Pjatnitzki, schon kurz nach der Oktoberrevolution einmal mit Radek in geheimer Mission in Deutschland, war den Nazis kein Unbekannter. Unter strengster Geheimhaltung hatte die Gestapo zwei von den Komintern entsandte Mitgliedern der KPD verhaftet, umgedreht und für sich weiterarbeiten lassen. Einer von ihnen signalisierte dem NKWD, er habe Beweise für den Verrat hoher Komintern-Funktionäre, und ließ ein Dossier über Pjatnitzki nach Moskau gelangen, aus dem „nachweislich“ hervorging, dass Pjatnitzki nach dem ersten Weltkrieg Kontakt mit deutschen Geheimdiensten aufgenommen habe. Bei dem damals in Moskau herrschenden Klima genügte das, um dem alten Kämpfer das Genick zu brechen… Die Maschine war in Gang gesetzt, und das Rad drehte sich von allein. Mit Pjatnitzki verschwanden Hunderte leitender Kominternbeamte. Es war eine der größten Gefälligkeiten, die Stalin Hitler erwiesen hat!“ (S.58)
    Leopold Trepper beobachtete, wie die Führer der kommunistischen Parteien der Welt, die in der Komintern saßen, sich mit allen Maßnahmen der Diktatur solidarisierten. Obwohl Tausende ausländische Kommunisten verschwanden und ihre Folterkammern und Hinrichtungskommandos wiederfanden, vor denen sie aus ihren Heimatländern geflohen waren. „Mit welchem Recht hat man über all diesen Menschen das Todesurteil gesprochen?“
    Wer hat eigentlich die Urteile gesprochen? Gab es Listen, wie kamen diese zustande. Welchen Einfluss nahmen die USA, GB und Franzosen? Wer blieb am Leben und warum ausgerechnet Pieck und Ulbricht? „Mit Ausnahme Wilhelm Piecks und Walter Ulbrichts sah man 1937/38 nicht einen einzigen(!) Spitzenfunktionär der deutschen KP mehr in Moskau. Der Unterdrückungswahn kannte keine Grenzen. Dezimiert die koreanische Sektion, verschwunden die Delegierten Indiens, verhaftet die Vertreter der chinesischen KP.“
    Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass auch die Liquidationswelle in der Roten Armee durch Zusammenspiel mit dem Nazi Sicherheitsdienst SD in Gang gesetzt wurde. (Der Rotfuchs widmete vor Monaten Tuchatschewskij einen Artikel, allerdings ohne diese Informationen):
    „Des weiteren möchte ich bezeugen, was mir über die Beseitigung Tuchatschewskij und seiner Kameraden bekannt ist. Am 11. Juli 1937 verkündeten die Moskauer Zeitungen, dass Marschall Tuchatschewskij und sieben Generale verhaftet wurden seien. Die Chefs der Roten Armee, Helden des Bürgerkrieges und treue Kommunisten, wurden bezichtigt, wissentlich auf eine Niederlage hinzuarbeiten und dem Kapitalismus in der Sowjetunion den Weg zu bereiten. Am nächsten Tag erfuhr die ganze Welt, dass Tuchatschewskij und mit ihm die Generäle Jakir, Uborewitsch, Primakow, Eidemann, Feldmann, Korg, Putna zum Tode verurteilt und hingerichtet worden seien. Ein neunter hoher Offizier, General Gamarnik, Chef der Polit-Abteilung beim Heer, hatte Selbstmord begangen. Die Rote Armee war enthauptet.
    Die Wahrheit: Seit Jahren bestanden erhebliche Meinungsgegensätze zwischen Tuchatschewskij und seinem Stab und der Parteileitung. Der offiziellen Theorie Stalins, wonach ein künftiger Krieg, wenn es ihn denn gäbe, sowjetisches Gebiet verschonen würde, hielt Tuchatschewskij, ein wachsamer Beobachter der militärischen Anstrengungen des 3. Reiches, entgegen, daß ein weltweiter Konflikt unvermeidlich sei und man sich darauf vorbereiten müsse. Bei einer Tagung des Obersten Sowjets hatte er 1936 die Überzeugung geäußert, eine kommende militärische Auseinandersetzung könne sich sehr wohl auf dem Gebiet der UdSSR abspielen. Die Geschichte bewies später, daß Tuchatschewskij so kurzsichtig war, zu weitsichtig zu sein. Zu diesem Zeitpunkt, als man die Anschuldigungen gegen ihn vorbrachte, waren bereits alle innerparteilichen Gegner Stalins liquidiert; der Herrscher hielt das Land unbeugsam im Griff. Die Rote Armee war die letzte Festung, die es zu stürmen galt; sie allein entzog sich seinem Einfluss. Daher war es für die Stalin-Regierung ein vordringliches Ziel, die Militärkader zu vernichten. Allerdings handelte es sich bei dem ins auge gefassten Offizieren um Alt-Bolschewiki, die sich schon in der Oktober-Revolution ausgezeichnet hatten, und bei einem Tuchatschewskij hätten Beschuldigungen nach Trotzkistischer Art kaum die rechte Wirkung erzielt. Da musste schon sehr hart und sehr brutal zugeschlagen werden. Um der Streitmacht des russischen Volkes den tödlichen Schlag zu versetzen, bediente Stalin sich der Komplizenschaft Hitlers.
    Gestapo-Mann Giering, Chef des Sonderkommandos Rote Kapelle, während des 2. Weltkrieges, berichtete mir 1943 – außer über die Falle Pjatnitzkis – auch von den Einzelheiten des gegen Tuchatschewskij geschmiedeten Komplotts. Im Jahr 1936 erhielt der „Chef der Sicherheitspolizei und des SD“, Heydrich, in Berlin Kontakt mit einem ehemaligen zaristischen Offizier, dem General Skoblin. Dieser General a.D. tröstete sich über seine Untätigkeit dadurch hinweg, daß er den Doppelagenten auf hoher Ebene spielte: Jahrelang als sowjetischer Spion in Kreisen russischer Emigranten in Paris beschäftigt, scheute er sich nicht, nebenher auch mit den deutschen Geheimdiensten anzubändeln-eine in jeder Beziehung fragwürdige Figur. Die Nachricht, die er Heydrich übermittelte, hatte Gewicht: Er wisse aus sicherer Quelle, daß Marschall Tuchatschewskij einen bewaffneten Aufstand gegen Stalin vorbereitete. Heydrich erstattete an höchster Stelle Bericht, und die Nazi-Führung stand nun vor der Frage, wie sie sich verhalten solle. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder den Führer der Sowjetarmee gewähren lassen oder Stalin verständigen um ihn Beweismaterial für die heimliche Verbindung des Marschalls mit der deutschen Wehrmacht zuzuspielen. Man entschied sich für die zweite Lösung. Mit Hilfe beschädigter schriftlicher Beweisstücke wurde ein Dossier zusammengestellt, aus dem hervorging, daß Tuchatschewskij, im Zusammenspiel mit hohen deutschen Offizieren, einen Staatsstreich vorbereitete. Die belastenden Dokumente beizubringen, dauerte keine drei Tage. Da vor der Machtergreifung durch die Nazis regelmäßig Truppenübungen zwischen den Verbänden beider Streitmächte abgehalten wurden und die Rote Armee sogar Ausbildungshilfe für deutsche Offiziere gewährt hatte, war es nicht schwer, Tuchatschewskij Kontakte mit dem Generalstab der Wehrmacht nachzuweisen. Ein geschickter Bluff ließ die von der Umgebung Hitlers zur Verfügung gestellten „Beweise“ in die Hände der sowjetischen Regierung gelangen. Wenn man den Erinnerungen Schellenbergs (Walter Schellenberg, Memoiren, Köln 1956) – damals engster Mitarbeiter Heydrichs im SD-Hauptamt – glauben darf, wurden bei einem auf Befehl Hitlers verübten Einbruch im Gebäude der militärischen Abwehr belastende Dokumente gefunden; um Spuren unkenntlich zu machen, wurde in den Büros Papier entzündet und Feueralarm gegeben. Die Deutschen hätten das entsprechend „komplettierte“ Material dann durch tschechische Vermittlungen an die Russen verkauft. Die verschiedenen Versionen über den Verlauf dieser Intrige ändern nichts an der Tatsache, daß die Aktion gegen Tuchatschewskij und seine Mitarbeiter im Interesse Stalins wie Hitlers lag.
    Wie auch immer! Ende Mai 1937 lag die Akte Tuchatschewskij dort, wo sie liegen sollte: auf Stalins Schreibtisch.
    Im August 1937, zwei Monate nach der Beseitigung Tuchatschewskijs, berief Stalin eine Konferenz aller Politkommissare der Roten Armee ein, um die Säuberungen der Truppe von „Volksfeinden“ vorzubereiten. Die Jagd war eröffnet. 13 von 19 kommandierenden Generälen, 110 von 135 Divisions- und Brigadekommandeuren, die Hälfte aller Regimentskommandeure und die meisten politischen Kommissare wurden hingerichtet.“
    (S. 70f.)

    „Alle, die sich nicht gegen die stalinistische Todesmaschine aufgelehnt haben, trifft Schuld, eine kollektive Schuld. Ich nehme mich selbst von diesem Richterspruch nicht aus.
    Wer hat denn damals protestiert? Wer ist denn aufgestanden und hat seinen Ekel hinausgeschrien?
    Solche Ehre dürfen nur die Trotzkisten für sich in Anspruch nehmen. Gleich ihrem Führer, der für seine Unbeugsamkeit mit einem Eispickel erschlagen wurde, kämpften sie unerbittlich gegen den Stalinismus – als einzige. Selbst in den Lagern war ihr Verhalten würdig und vorbildlich, aber ihre Stimme verhallte in der Tundra.
    Mit Recht klagen die Trotzkisten heute jene an, die damals mit den Wölfen heulten und nach dem Henker riefen. Doch sollten sie nicht vergessen, daß sie uns gegenüber den ungeheuren Vorteil hatten, ein geschlossenes System zu vertreten, das geeignet war, den Stalinismus a b z u l ö s e n, und an dem sie in der tiefen Not der verratenen Revolution Halt fanden. Sie >gestanden< nicht, denn sie wußten, daß ihr Geständnis weder der Partei noch dem Sozialismus nützte.“ (S. 62 f.)
    Leopold Trepper, der Grand Chef der Roten Kapelle in Europa und einer der fähigsten Kader des sowjetischen Militärgeheimdienstes, forderte Gerechtigkeit für Trotzki und leistete mit dieser Autobiographie einen Beitrag zur Entstalinisierung von Sozialisten und Kommunisten. Er enthüllt den wahren Kern der Ereignisse, die so viele Opfer forderte. Treppers Autobiographie trägt den Titel:
    Die Wahrheit.
    Das Buch ist 1975 in Paris und in der BRD erschienen. Heute im Handel nicht mehr erhältlich. Mit über hundert Originaldokumenten bietet es Stoff für viele Semester Zeitgeschichte.

    Am 13. 1. 1941 wurden in Brüssel Handelsunternehmen als Tarnfirmen für die Rote Kapelle gegründet: Simex, Simexco. Sie dienten als Deckmantel und zur Finanzierung und ermöglichten Direktinformationen aus deutschen Dienststellen. Der Hauptpartner war die Organisation Todt, die alle Bau und Befestigungsarbeiten für die Wehrmacht besorgte.
    Harro Schulze Boysen, Großneffe des Admiral Tirpitz, heiratet 1936 Libertas Haas-Heye, eine Enkelin des Fürsten Phillip zu Eulenburg, ein Freund der Familie heißt Hermann Göhring, der sich sehr für Schulze-Boysen interessiert, Karriere folgt: 1939 hat Harro eine Schlüsselposition im Luftfahrtministerium, seine Widerstandsgruppe vereinigt sich mit der von Arvid Harnack. Sie kleben in Berlin Plakate und verteilen Flugblätter in Briefkästen, Harnack hatte Zugang zu geheimsten Plänen der Rüstungsindustrie.

    Stalins Fehler kosteten die Sowjetunion Millionen Tote und verlängerten den Krieg
    „Am 18.12. 1940 unterzeichnete Hitler die Weisung Nr. 21, besser bekannt unter dem Namen ‚Operation Barbarossa‘. Der erste Satz dieses Plans sagt ausdrücklich: ´Die deutsche Wehrmacht muß darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England, Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen.´ Die Moskauer Zentrale wird sofort von Richard Sorge verständigt, der ihr eine Abschrift dieser Weisung übermittelt. Die Direktion des Militärgeheimdienstes erhält Woche für Woche neue Angaben über die Vorbereitungen der Wehrmacht. Anfang 1941 schickt Schulze-Boysen der Zentrale genaue Angaben über die beabsichtigte Operationen: massive Bombenangriffe auf Leningrad, Kiew, Wyborg, Zahl der Einsatz-Divisionen. Im Februar übermittle ich einen ausführlichen Funkspruch mit der genauen Zahl der aus Frankreich und Belgien abgezogenen und nach dem Osten verlegten Divisionen. Im Mai lasse ich durch den sowjetischen Militärattaché in Vichy, General Susloparow, den vorgesehenen Angriffsplan übermitteln und gebe das ursprüngliche Datum, 15. Mai, an, dann die Änderung des Tages und das endgültige Datum. Am 12. Mai benachrichtigt Sorge Moskau, daß hundertfünfzig deutsche Divisionen entlang der Grenze bereitstehen. Am 15. Juni gibt er den 21. Juni als Datum für den Beginn der Operationen an; das Datum wird von Schulze-Boysen in Berlin bestätigt.
    Der sowjetische Nachrichtendienst besitzt nicht als einziger diese Informationen. Am 11. März 1941 übergibt Roosevelt dem sowjetischen Botschafter die von amerikanischen Agenten besorgten Pläne der Operation Barbarossa. Am 10. Juni liefert der stellvertretende britische Minister Cadogan ähnliche Berichte. Die im polnischen und im rumänischen Grenzgebiet arbeitenden Agenten liefern ausführliche Berichte über die Truppenkonzentrationen.“ (LT, S. 121)
    Marschall Golikow, von Juni 1940 bis Juli 1941 Leiter des Nachrichtendienstes der Roten Armee, hat 30 Jahre nach Kriegsende in einer historischen Zeitung der Sowjetunion die erhaltenen Informationen offiziell bestätigt. Aber nicht nur Golikow:
    „1972 fand in Moskau eine Konferenz statt, die dem Buch des Historikers Nekritsch: 1941-22. Juni, gewidmet war. Susloparow ergriff das Wort, um zu berichten, wie er als Militärattaché in Vichy Moskau über den bevorstehenden deutschen Angriff in Kenntnis setzte.
    Es ist schade, daß ich dazu keine Zeugenaussage machen konnte; sie hätte wahrscheinlich Susloparow zu größerer Bescheidenheit gezwungen. Jedesmal wenn ich ihm Informationen über die Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion übergab, klopfte er mir herablassend auf die Schulter und sagte: ‚Lieber Freund, ich werde ihre Funksprüche abschicken, aber wirklich nur Ihnen zuliebe.‘
    Am 21. Juni erhalten wir durch Maximowitsch und Schulze-Boysen die Bestätigung, daß die Invasion für den nächsten Tag angesetzt ist. Es ist noch Zeit, die rote Armee in Alarmzustand zu versetzen. …
    Die feste Überzeugung Stalins sollte uns sehr teuer zu stehen kommen. Nachdem er 1937 die Rote Armee ihrer Köpfe beraubt hatte – was die Ursache der ersten Mißerfolge wurde -, lieferte der geniale Stratege die Armee den Hitlerhorden aus. In den ersten Stunden der deutschen Offensive verbietet er zurückzuschlagen, ungeachtet aller Beweise und weil er noch immer an eine Provokation glaubt. Eine Provokation von wem und aus welchen Gründen? Ein Rätsel. Er ist als einziger davon überzeugt und zwingt die anderen seine Überzeugung zu teilen. Das Ergebnis sind bombardierte Flugplätze, auf dem Boden zerstörte Flugzeuge; die deutschen Jäger beherrschen die Luft und verwandeln die russischen Ebenen in Panzerfriedhöfe. Die Führer der Armeekorps, denen Stalin verboten hatte, ihre Truppen in Alarmzustand zu setzen, erhalten am Abend des 22. Juni den Befehl, den Feind über die Grenze zurückzuwerfen. In jenem Augenblick sind die Panzerdivisionen der Wehrmacht schon mehrere hundert Kilometer weit in sowjetisches Gebiet eingedrungen.“ (LT, S. 122f.)
    Sehr gut konnte man die Selbstzerstörung der Linken in Leipzig beobachten. Hier ein Auszug, eine Momentaufnahme aus einer Stellungnahme des Stadtrats der Linken Alexeij Danckwardt aus dem Jahr 2015:
    "Im Juni 2014, einen Monat nach dem Massaker von Odessa, bei dem mit dem jungen Kommunisten Andrej Brazhinski ein Borotjba-Aktivist ermordet und mehrere andere schwer verletzt wurden, wurde auf der Plattform „Linksunten“ eine widerliche anonyme Schmähschrift unter dem Titel „Rotlackierte Nationalisten und Militaristen umwerben die deutsche Linke“ veröffentlicht. Leitmotiv dieses Artikels ist die komplette Umdrehung von „rechts“ und „links“. Während der von rechtsradikalen Anhängern des Hitler-Kollaborateurs und Massenmörders Stepan Bandera und der neofaschistischen „Swoboda“ dominierte Maidan als eine linke Bewegung dargestellt wird, wird der aus innerukrainischer Sicht legitime Standpunkt, die Zukunft des Landes in einer Assoziierung mit Russland zu sehen und Hilfe aus Russland im Kampf gegen den verfassungswidrigen nazistisch-oligarchischen Umsturz vom Februar 2014 zu erwarten, aber auch der bloße Einsatz für die Rechte der russischen Minderheit und der russischsprachigen Ukrainer als „russischer Nationalismus“ diskreditiert. Das ist in etwa genauso „logisch“, wie wenn man EU-Anhänger als „deutsche Nationalisten“ bezeichnet, oder Linke, die sich zur Multikultur bekennen als beispielsweise „türkische Nationalisten“ diffamiert. Ein ethnischer Ukrainer, der sich für die Rechte der russischen Minderheit einsetzt, handelt internationalistisch-solidarisch und ist mit Sicherheit kein Nationalist.
    Ein weiterer Kunstgriff der antideutschen Pseudolinken war die künstliche Assoziierung mit russischen Faschisten, das Andichten von Gemeinsamkeiten, die es bei näherer Betrachtung nicht gibt. Wenn sich beispielsweise die Anhänger von Dugin unter die Aufständischen des Donbass mischten (von wo sie übrigens bereits im Sommer 2014 vertrieben wurden), so taten sie es aus anderen Motiven, als die ukrainischen AntifaschistInnen, die dort die Basis des landesweiten Widerstands gegen das nazistisch-oligarchisch-rechtsliberale Regime von Poroschenko und Jatzeniuk sahen. Nicht umsonst trägt man im Donbass auch das Georgsbändchen, seit jeher ein Symbol der antifaschistischen Gesinnung, während man auf dem Maidan den Symbolen der Nationalistenorganisation UNA-UNSO und diverser ukrainischer Divisionen der Waffen-SS (beispielsweise der Wolfsangel, aber auch unmittelbar dem Hakenkreuz) huldigt. Letztere sah man auch zahlreich bei den Besetzern der Kharkover Bezirksverwaltung. Während der Hetzartikel es so darstellt, als habe die Borotjba zusammen mit „russischen Nationalisten“ handelnd von dort „linke Aktivisten“ vertrieben, wird jeder, der sich Videos dieser Ereignisse ansieht, keinen Zweifel haben, wie sich „links“ und „rechts“ in Wirklichkeit verteilen: Die roten Fahnen wehen über den Köpfen der Zehntausenden auf dem Platz versammelten Kharkover, die die Hetzer als „russischer Nationalisten“ diffamieren, während die „linken“ Besetzer der Bezirksverwaltung Hakenkreuz und Wolfsangel tragen.
    Zusammenfassend genügt schon ein Mindestmaß an gesundem Menschenverstand und der Befassung mit der Wirklichkeit, um die Anschuldigungen gegen Borotjba als das zu erfassen, was sie sind: Feindliche Hetzpropaganda.
    Doch während die abstrusen Vorwürfe des „Nationalismus“ und „Stalinismus“ schlicht auf politische Blindheit und die Unfähigkeit zur Quellenkritik zurückzuführen sind, war der an „Borotjba“ gerichteter Vorwurf, sie sei „praktisch nicht mehr“ existent, geradezu zynisch. Politisch Verfolgten die Verfolgung auch noch als Vorwurf auszulegen, ist umso dreister, wenn man ihnen keinerlei solidarische internationalistische Hilfe hat zukommen lassen.
    Mich verwunderte es wenig, dass die Nomenklatura der Links-Partei diesen Weg geht und statt sich solidarisch mit den unter schwersten Bedingungen kämpfenden traditionellen linken Organisationen in der Ukraine zu zeigen, lieber den Oligarchen genehme Splittergrüppchen hätschelt. Eine ähnliche Taktik betreibt speziell die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Sachsen, die in Person des Boris Krumnow für die Organisation der neuerlichen Kundschafterreise verantwortlich zeichnet, in Russland seit Langem: Statt solidarisch-kritischen Dialogs mit den in der Bevölkerung verwurzelten Kräften, speziell der KPRF, werden gesellschaftlich irrelevante, aber dem rechten („reformsozialistischen“) Flügel der Links-Partei politisch genehme Randgruppen gefördert und die KPRF mit allerlei wissenschaftlich angehauchtem Dreck hinterrücks beworfen. Überhaupt ist die Rosa-Luxemburg-Stiftung so sehr zu einem Hort des Antikommunismus und Opportunismus verkommen, dass der Name „Leonard-Bernstein-Stiftung“ doch mittlerweile viel passender wäre.
    Ich frage mich auch nicht mehr, wann die Partei Liebknechts und Luxemburgs so attraktiv für eingefleischte Antikommunisten geworden ist. Das geschah, als sich die sogenannte „biologische“ Lösung für unsere traditionellen politischen Überzeugungen abzeichnete und wundersame Aufstiegsmöglichkeiten freizugeben schien, die bei den Grünen und in der SPD weitaus schwieriger zu erkämpfen sind. Offen bleibt für mich nur die Frage, ob die alternde Basis die Partei tatsächlich in diesem Zustand der Nachwelt überlassen will, oder ob sie noch einmal aufsteht und ihren letzten Kampf ficht: Für eine sozialistische Alternative, in der auch die internationale Solidarität etwas anderes ist, als eine Anreihung politischer „One-Night-Stands“ mit wechselnden Partnern. (Alexeij Danckwardt, Leipzig 2015)

    • _Box sagt:

      Besten Dank.

      Eine Anmerkung noch. Wenn man von Ulrich Heyden und ein paar anderen seltenen Gelegenheiten in verschiedenen alternativen Medien absieht, könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, daß es so etwas wie die größte oppositionelle Kraft in Russland, die KPRF, überhaupt nicht gibt.

  13. _Box sagt:

    Nun wenn Axel Cäsar Springers Welt das sagt. Die müssen es ja wissen. Andererseits ist es wohl eher das Ergebnis der gewüscht herbeigeführten und weiterhin durch verschiedne, nennen wir sie, Opportunisten, beförderten politischen Analphabetisierung, um die Leute mit Scheingefechten und Fehlbezeichnungen auf Trab zu halten. Also wenn es nicht einfach um das Unsichtbarmachen von alternativen Gesellschaftsformen für die Machtunterworfenen geht.

    Eine wirkmächtige Linke, also eine auf Emanzipation ausgerichtete organisierte Kraft, bestand schon lange vor dem Hygiene-Totalitarismus nicht mehr. Die sog. Partei die Linke war bereits bei Antritt zersetzt, was sich leicht beobachten ließ, wenn man die diversen Regierungsbeteiligungen in den Ländern Revue passieren lässt.

    Die Gewerkschaften haben, ja wann eigentlich genau(?), aber spätestens mit HartzIV und Agenda 2010 vermutlich die Seite gewechselt.

    Kann man eigentlich von Seitenwechsel sprechen, wenn es nur noch eine Seite gibt? Egal.

    Üblicherweise liegt ein Täuschungsmanöver vor, wenn ein Angriff der Herrschenden als links, linksextrem, linksradikal, sozialistisch oder kommunistisch bezeichnet wird. Da es ja nicht darum geht die Machtunterworfenen besserzustellen.

    Um mal ein Bsp. zu nennen:

    Georg Restle, Moderator des TV-Magazins Monitor im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, schrieb zu der Messerattacke auf dem Nachrichtendienst Twitter: »Eine Straftat so widerlich wie deren
    politische Instrumentalisierung.« Wer instrumentalisiert hier eigentlich wen? Die Regierung verfolgt, getrieben von den transatlantisch gesteuerten Grünen, eine linksextreme Agenda. Seit Jahren verengt sich bereits der deutsche Debattenraum, neuerdings gibt es auch endlich wieder richtige und falsche Meinungen. Eine Kollegin von Restle, die Moderatorin Dunja Hayali, war ebenso erzürnt und schrieb auf Twitter: »Wenn der Täter wichtiger ist als die Opfer
    … An alle, die nur darauf warten, dass die Herkunft bekanntgeben wird: wird sie. Alles andere auch. Ermittlung braucht Zeit.

    Aus:
    Zeitung Demokratischer Widerstand No115 (S. 5)
    https://archiv.demokratischerwiderstand.de/media/W1siZiIsIjIwMjIvMTIvMTAvN3djeXpxdXU5cl8xMTVfV2lkZXJzdGFuZF8yMDIyXzEyXzEwX05pY2h0T2huZVVucy5kZS5wZGYiXV0/115_Widerstand_2022_12_10_NichtOhneUns.de.pdf?sha=52028f7baf7c62ed

    Frau Strotmann entdeckt in dem Artikel auch ihr Herz für Springers Welt. Ach ne war ja der Neuwiderstandskämpe Julian Reichelt.
    Und eigentlich sollte sie sich mit Bezeichnungen auskennen, da sie vom Fach ist: Nadine Strotmann ist Kommunika-
    tionswissenschaftlerin, DW-Redaktionsmitglied und Marketingfachfrau.

    Wie erwähnt das nur als ein(!) Bsp..

  14. speedcat sagt:

    Lieber Anselm, eine direkte Demokratie ist nur so gut wie die Propaganda die darum geführt wird. Solange die Finanzierung von Kampagnen nur durch die Eliten geschieht, stimmen die Leute wie ihnen die Propaganda vor gaukelt.
    Grüsse aus der Schweiz

  15. coronistan.blogspot.com sagt:

    "Sind die Linken noch zu retten?" Das ist nicht die Frage. Die Frage ist, SIND WIR NOCH ZU RETTEN angesichts einer amoklaufenden Politverbrecherbande.

    • Pexus sagt:

      Ich stimme Ihnen unumwunden zu, was Sie hier und heute schreiben.
      Die Linke marschiert im Gleichschritt mit Betrügern (Gates, den Pseudo-"Grünen" und anderen Verbrechern mit. Die Linke dient sich einem Bill-the-killer-Gates an.
      Pfui!

    • _Box sagt:

      Aber Pexus, noch nichtmal zwei Wochen und sie hängen wieder im Widerspruch fest:

      @ _Box sagt:6. Juni 2023 um 12:54 Uhr.
      "… Wo befindet sich oder wer repräsentiert denn derweil linkes, also emanzipatorisches, Gedankengut in Deutschland? …"
      Nirgends.

      https://apolut.net/der-kampf-ums-bargeld-von-hansjoerg-stuetzle#comment-268450

    • Pexus sagt:

      @ _Box sagt: 14. Juni 2023 um 16:33 Uhr
      Ich stelle in dem, was ich schrieb, einen Widerspruch nicht fest.
      Falls Ihnen das seit 2020 nicht aufgefallen ist:
      Die Linke ist bereitwillig (der Bundestagsabg. A. Hunko habe sich ebenfalls "gegen" "Corona" "impfen" lassen) im Gleichschirtt mit der "Corona"-Lüge und mit den "Corona"-Lügnern mitgelaufen.

      Die Linke hat die Public-Private-Partnership zwischen der Geldwaschanlage des Bill-the-killer-Gates und der BundesreGIERung (unter Merkel und unter Olaf, dem Vergesslichen) mitgetragen.

      Welchen Widerspruch sehen Sie hierin?

    • _Box sagt:

      Ablenkmanöver. Sie überhöhen bewußt eine fehletikettierte Marginalie. Sie haben nicht den Hauch eines Belegs angeführt, lediglich Polemik.

      P.S.: Die meisten Leute die ich kenne haben sich aus unterschiedlichsten Gründen diesen oder jenen Dreck injizieren lassen. Daraus eine Verurteilung zu zimmern ist die gleiche Despotie, eben aus der anderen Richtung.

    • Pexus sagt:

      @ _Box sagt: 14. Juni 2023 um 19:07 Uhr.
      Für mich ist es keine Marginalie, das Mitläufertum der "Linken". Denn auf die "Linken" hören noch viele Leute, insbesondere in den annektierten Gebieten Deutschlands (= zwischen östlich der Elbe sowie westlich der Oder und Neiße). Für Viele der dort Wohnenden (Lebenden), sind die Linken der einzige Strohhalm in ihrem Leben. Und dieser Strohhalm ist im Jahre 2020 weggeknickt.

    • Pexus sagt:

      @ _Box sagt: 14. Juni 2023 um 19:07 Uhr

      I@ Box:
      ch finde Sie überheblich.

Hinterlassen Sie eine Antwort