Sei Du selbst, alle anderen sind schon vergeben

Von Dirk C. Fleck.

Kaum zu glauben, aber wahr: es gibt ein Leben außerhalb des geopolitischen Ränkespiels, dem die alternativen Medien so gerne analytisch auf den Grund gehen. Dabei braucht es über den riesigen Misthaufen, den das Gier-System permanent produziert, weder weitere Informationen noch Aufklärung – wir wissen doch, nach welchen Gesetzen das menschen- und naturverachtende System funktioniert. Aber nein, wir schalten lieber in den Empörungsmodus, anstatt an uns selbst zu arbeiten, was dringend notwendig wäre, da der dreckige Informationsfluss unsere Köpfe immer mehr zu vergiften droht.

Waschen wir uns den Schmutz von der Seele, den wir in dieser ruhig gestellten, totalüberwachten Gesellschaft angesammelt haben. Machen wir uns wieder klar, dass wir hier nur zu Gast sind, dass es Millionen von Parallelwelten auf diesem Globus gibt, sowohl in der Tier- als auch in der Pflanzenwelt. Und dass jede dieser Welten in einem eigenen Gefühlskosmos lebt und mit einem ureigenen Kommunikationssystem ausgestattet ist. Entwickeln wir Respekt für unsere Mitbewohner auf der Erde. Öffnen wir unsere Herzen für das Mysterium der Schöpfung, von dem die Betreiber des seelenlosen Killer-Systems nicht die geringste Ahnung haben. Verschwenden wir unsere Energien nicht in einem aussichtslosen Kampf gegen sie, in dem Gewalt die einzige Option zu sein scheint. Auf diese Weise werden wir nie gewinnen. Oscar Wilde hatte einen wunderbaren Rat parat: „Sei Du selbst! Alle anderen sind schon vergeben.“ Sehen wir also zu, dass wir authentisch und wahrhaftig bleiben, das ist die einzige Chance, die Gesellschaft von Grund auf zu verändern. Eine andere haben wir nicht.

Da fällt mir ein, was Sean Penn, dieser US-amerikanische Schauspieler, Filmregisseur und Drehbuchautor, in einem Interview gesagt hat, es erklärt unsere willfährige Gesellschaft recht gut: „Wissen Sie, was ich glaube? Dass wir in eine Welt hineingeboren wurden, in der sich niemand mehr die Zeit nimmt, der zu werden, der er ist – und all diese Menschen, die nicht sie selbst sind, verletzen die wenigen Menschen, die sich diese Zeit nehmen.“

Wer sich jedoch diese Zeit nimmt, wer also aus der Norm tritt, der ist nicht länger manipulierbar. Wir haben ja nur uns selbst. Wir sind das einzige Medium, das uns die Welt erklärt, unsere Sinne und unser Herz sind es, über die wir sie wahrnehmen, die uns demütig und ehrfürchtig werden lassen. Was für ein süßes Gefühl, wenn man die Verbundenheit mit allem Lebendigen zu spüren beginnt und sich nicht mehr unter das Joch jener stellt, die in ihrer Egomanie sämtliches Leben mit Füßen treten, um es auf grausamste Weise zu beherrschen. Ein Armutszeugnis ohnegleichen, schließlich kann man nur etwas beherrschen wollen, von dem man sich grundsätzlich getrennt weiß.

Für all jene, die in Verbindung geblieben sind, die ihre Sehnsüchte bewahrt haben, denen Friede mehr ist als ein beständiges Zittern vor dem großen Knall, ist die augenblickliche Situation unerträglich geworden. Sie wird auch nicht besser, wenn man sich eingesteht, dass es die Verletzungen und Härten, die der kollabierende Kapitalismus flächendeckend verursacht, vermutlich braucht, damit den Menschen endlich bewusst wird, dass ihr Leben unter der Decke unserer Zivilisation zu ersticken droht.

Ich frage mich häufig, was die Herrschaften in Politik und Wirtschaft, die dieses Dilemma zu verantworten haben, umtreibt. Für den Wahnsinn derer, die sich in ihrem permanenten Krieg gegen Mensch und Natur ungestraft jede denkbare Schweinerei erlauben können, habe ich nur eine Erklärung: SIE WOLLEN BESIEGT WERDEN! Sie dürsten nach einer Instanz, die mächtiger ist als sie. In ihrem Innersten ahnen sie, dass sie zu klein und zu unbedeutend sind für das, was ihnen da gelungen ist und was sie sich in satanistischer Solidarität weiterhin anmaßen. Sie spüren vermutlich, dass auch sie nur hilflose Wesen sind, die sich in einen schützenden Schoß werfen möchten. Sie können nicht glauben, dass sie mit ihren Mitteln tatsächlich in der Lage sind, die Welt zu zerstören. WO IST ER DENN, EUER GOTT, DER ALLMÄCHTIGE?! Wieso erlaubt er uns über das Schicksal der Welt zu bestimmen und damit über seine ureigene Schöpfung!? Sie sind fassungslos. Deshalb treiben sie ihre Provokationen bis zum Äußersten. Aber ihre zerstörerische Energie ist wie alles andere in die Zeit gegossen. Ihre Macht und der daraus gewonnene perverse Lustgewinn sind vergänglich. Sie wollen gebremst und bestraft werden. Erst dann sind sie in der Lage, ihre zugigen kalten Gipfel zu verlassen und wieder einzutauchen in die Wärme einer Lebensgemeinschaft, in der Menschen, Pflanzen und Tiere ein filigranes Netzwerk bilden, und in dem sich ihre erkalteten Herzen wieder zu öffnen vermögen.

Manchmal weiß ich mir einfach keine andere Antwort. Ermutigend ist das nicht. Ebenso wenig wie das folgende Gedicht von Ingeborg Bachmann, das wie ein einziges trauriges Kopfschütteln anmutet:

Wir kommen ungefragt und müssen weichen.
Doch dass wir sprechen und uns nicht verstehen
und keinen Augenblick des anderen Hand erreichen,
zerschlägt so viel: wir werden nicht bestehen.

Vielleicht sollten wir uns einfach wieder mehr Geschichten erzählen, anstatt bis zur Erschöpfung gegen ein System zu kämpfen, das sich von ganz allein abschaffen wird. Es sollten spannende Geschichten sein, Liebesgeschichten, aufregende, abenteuerliche, stille Geschichten – Geschichten, über die wir des anderen Hand erreichen…

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung.

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Bildquelle:  TAVEESUK / shutterstock

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