Repräsentative Tyrannis | Von Friedemann Willemer

Ein Standpunkt von Friedemann Willemer.

Vorwort

Ist das Grundgesetz ein Glücksfall und auch nach über siebzig Jahren in guter Verfassung? (1)

Ist die Bundesrepublik Deutschland noch in guter Verfassung?

Die Antwort lautet: Nein!

Die parlamentarisch-repräsentative Ordnung ist ein demokratisches Trugbild. Die Repräsentanten der etablierten Parteien haben die Gewaltenteilung beseitigt, indem sie Legislative, Exekutive und Judikative unter ihre „Obhut“ gebracht haben. Alle Staatsgewalt geht von ihnen ohne Widerspruchsmöglichkeit durch den Souverän, das Volk, aus.

„Die Frage ist erstens, welche Wirkung überhaupt vom Volke aus geht. Sie ist ungemein gering. Selbst die Wahlen sind keine eigentlichen Wahlen, sondern Akklamation zur Parteienoligarchie.“ (2)

Das deutsche Volk hat mehrheitlich im Untertanengeist den Parteienstaat als die beste aller Welten akzeptiert und beugt sich der permanenten Bevormundung durch ihre Anführer. Dieses System ist zur Vollendung gelangt mit der freiwilligen Unterwerfung aller Kreise aus Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Medien haben sich der Parteienoligarchie bedingungslos als ihr willfähriges Propagandainstrument angeschlossen.

Es gibt nur noch von Wenigen Widerspruch, die unnachsichtig vom Mainstream verleumdet – Rechtsextreme, Nazis – und geächtet werden. Die Wenigen wagen es IHREN großartigen demokratischen Rechtsstaat zu delegitimieren und müssen deshalb von IHREM Verfassungsschutz und einer Vielzahl anderer Sicherheitsorgane „an die Hand“ genommen werden. Aber wer delegitimiert eigentlich die Menschenwürde, die Meinungsäußerungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit? Hätte Friedrich Wilhelm Nietzsche recht, wenn er zu diesem Repräsentantenstaat feststellen würde:

„Der Staat redet in allen Zungen des Guten und Bösen und was er auch redet, er lügt und was er auch hat, gestohlen hat er’s.“ (3)

Ein deprimierender Befund, der einer näheren Überprüfung standhält.

Was heißt Repräsentation?

Das parlamentarisch-repräsentative System ist ein Konstrukt der herrschenden Eliten. Es wurde von Repräsentanten erdacht und nach ihren Präferenzen in der Regel ohne Beteiligung der Völker installiert.

Die „Väter“ der amerikanischen Verfassung u. a. Benjamin Franklin und James Madison waren Vertreter der besitzenden Klasse. Das amerikanische Volk wurde nicht in die Verfassungsdebatte einbezogen, sondern es entschieden Delegierte der dreizehn Gründerstaaten, die den Verfassungsentwurf zwischen 1787 bis 1790 in gesondert einberufenen Ratifizierungsversammlungen annahmen.

„Im zehnten Artikel der Federalist Papers erklärt James Madison 1787 den Unterschied zwischen „Republic“ und „Pure Democracy“. Die Republik zeichne das Konzept der Repräsentation aus und unterscheide sich von der direkten Demokratie wesentlich dadurch, dass in ihr kraft Repräsentation die „öffentlichen Ansichten“ verfeinert und erweitert“ würden, nämlich durch eine „gewählte Körperschaft von Bürgern“, deren „Weisheit“ am besten „das wahre Interesse ihres Landes“ erkennen könne und deren „Patriotismus und Gerechtigkeitsliebe“ es nicht wahrscheinlich machten, dass sie es „zeitlichen oder parteilichen Erwägungen  opferten“. Die Messlatte für die Repräsentanten ist hoch und legt fest, was es zu repräsentieren gelte, nämlich letztlich das, was das allgemeine Wohl befördert.“ (4)

Entsprechend ist das Grundgesetz ohne Beteiligung des deutschen Volkes vom Parlamentarischen Rat (65 Abgeordnete von 11 Landtagen der Westzone) in Abstimmung und mit anschließender Billigung der drei Militärgouverneure der westlichen Besatzungszone ausgearbeitet und von den elf Landtagen ratifiziert worden. Der Verfassungsauftrag des Artikels 146 Grundgesetz, wonach das deutsche Volk nach seiner Wiedervereinigung in Freiheit über eine Verfassung abstimmen sollte, wurde vom Deutschen Bundestag mit fadenscheiniger Begründung bis heute nicht eingelöst.

Das repräsentative System soll eine unmittelbare Beteiligung des Volkes ausschließen, den Einfluss des Volkes auf die Wahl von Repräsentanten beschränken und damit in eine repräsentative Knechtschaft führen. So konsequent mit der amerikanischen Verfassung und dem Grundgesetz umgesetzt. Nach Auffassung von James Madison und den Verfassern des Grundgesetzes unerlässlich zur Vermeidung unberechenbarer, nicht das allgemeine Wohl befördernder, Volksentscheide.

Die Staatsgewalt, die vom Volk ausgehen soll (Artikel 20 Abs. 2 Satz 1 Grundgesetz), ist in den westlichen „Demokratien“, um den Schein zu wahren, auf ein unerlässliches Minimum, die Wahlen, beschränkt worden mit dem für eine Demokratie unvereinbaren Resultat, dass alle Staatsgewalt von den Parteien ausgeht.

Das Parlament

Der Deutsche Bundestag mit inzwischen 736 Abgeordneten kostet das deutsche Volk eine Milliarde EURO im Jahr.

Dem Bundestag obliegt die parlamentarische Kontrolle über die Regierung. Eine der vornehmsten Verpflichtungen des Bundestages. Die Kontrolle wird von den Vertretern der Regierungsparteien nicht ausgeübt. Die Tätigkeit der Vertreter der Regierungsparteien besteht ausschließlich darin, die Regierungsvorlagen der Regierung abzusegnen und die Regierung, statt sie zu kontrollieren, vor den Angriffen und Kontrollversuchen der Oppositionsvertreter zu schützen. Damit macht sich der Bundestag zum Erfüllungsgehilfen der Exekutive.

„Das Versagen des Parlamentariers wird zum Schicksal von Staat und Volk“. (5)

Die Kontrollfunktion des Bundestages haben die Parteien weitgehend beseitigt. So wird der Gewaltenteilung ein Gewaltenträger, der mäßigend auf die Staatsgewalt einwirken könnte, entzogen. Der Parlamentsvorbehalt ist zu einem Nichts verkümmert.

„Was war nun der Effekt des ganzen Systems? Das heute die englischen Parlamentarier mit Ausnahme der paar Mitglieder des Kabinetts (und einiger Eigenbrötler) normalerweise nichts anderes als gut diszipliniertes Stimmvieh sind“. (6)

Die Regierung

„Das Entscheidende ist, dass dieser ganze Menschenapparat – oder vielmehr diejenigen,
die ihn leiten, den Parlamentariern Schach bieten und ihnen ihren Willen ziemlich weitgehend aufzuzwingen in der Lage sind“. (7)

Das ist der Zustand der Bundesrepublik seit den ersten Tagen. Die Regierung, nicht das Parlament, macht die Gesetze und lässt ihre Gesetze, in der Regel ohne großen Widerspruch, durch „ihre“ Parlamentarier verabschieden, die die Regierung anschließend mit Hilfe ihres staatlichen Machtapparates unter Einsatz des staatlichen Gewaltmonopols gegenüber dem Volk vollzieht.

In der Regel sind die Regierungsvertreter gleichzeitig, z. Zt. zwölf von siebzehn, Abgeordnete oder Abgeordnete sind als Parlamentarische Staatssekretäre, z. Zt. 37, auch Regierungsmitglieder oder Abgeordnete werden als Beauftragte für vermeintlich staatliche Aufgaben bestellt.

Entsprechend rasant ist das Wachstum der Exekutive in Berlin. 2014 annähernd 2,5 Milliarden EURO für Personal und Verwaltung im Jahr. Heute sind es 4 Milliarden EURO und die Zahl der Beamten in den Ministerien stieg von 14.000 auf 24.000 innerhalb der vergangenen zwei Dekaden. Dies wird passend ergänzt mit der Verdoppelung des Hofstaates des Bundeskanzlers. Das Bundeskanzleramt, die schon heute mit 25.347 Quadratmeter Nutzfläche größte Regierungszentrale der westlichen Welt – rund achtmal größer als das Weiße Haus, zehnmal größer als Downing Street No. 10, dreimal größer als der Élysée-Palast – wird um märchenhafte hundert Prozent vergrößert. Der ursprüngliche Kostenrahmen von 485 Millionen EURO wird nach jetzigem Stand um mindestens 115 Millionen EURO übertroffen. (8)

Man könnte meinen, die Repräsentanten und ihre Parteien haben sich den Staat zur Beute gemacht. Willkommen in der neofeudalistischen Parteienautokratie, die sich noch zusätzlich eine Finanzierung ihrer Parteien und deren Stiftungen von jährlich über einer Milliarde EURO genehmigt aus Steuermitteln, die ihren Untertanen zuvor konfiskatorisch abgepresst wurden.

Dabei kommt den Repräsentanten die Wohltat zu Gute, dass sie in einem von ihnen geschaffenem, verantwortungsfreien Raum agieren. Eine äußerst komfortable Situation. Wie soll ein Repräsentant Verantwortungsgefühl, Augenmaß und Weisheit für das wahre Interesse seines Landes frei von parteilichen Erwägungen entwickeln, wenn er nicht für seine Verfehlungen zur Verantwortung gezogen werden kann.

Die Judikative

Die Wahl der Bundesrichter und der Richter des Bundesverfassungsgerichts erfolgt durch die Repräsentanten von Legislative und Exekutive. Faktisch entscheiden auch hier nicht die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und Vertreter des Bundesrates, unabhängig von Aufträgen und Weisungen, sondern ausschließlich nach den Weisungen der Anführer der herrschenden Parteien. CDU/CSU und SPD beanspruchen für sich das alleinige Vorschlagsrecht. Entsprechend wurden nahezu alle Verfassungsrichter auf Vorschlag der CDU/CSU oder der SPD gewählt, nachdem sie zuvor klammheimlich unter diesen Parteien ausgehandelt worden waren.

Wie perfekt und weitgehend geräuschlos dieses System arbeitet, begleitet von wohlwollender medialer Berichterstattung, zeigt anschaulich die Bestellung von Dr. Stephan Harbarth (CDU) zum Verfassungsrichter und anschließend zum Verfassungsgerichtspräsidenten.

Der Vorwurf der Parteilichkeit begleitet die Verfassungsrichter bei allen Verfahren, die Regierungshandeln oder Bundestagsentscheidungen betreffen. Bereits der Anschein der Befangenheit zerstört das Vertrauen in den Rechtsstaat.

Die Repräsentanten haben es geschafft, die Gewaltenteilung nahezu vollständig zu beseitigen. Sehr gut zu beobachten an den unsäglichen staatskonformen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und der Verwaltungsgerichte in Sachen Corona und dem rigorosen Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden und Gerichte gegen „Corona-Leugner“.

Die vierte Gewalt

Artikel 5 Grundgesetz hat dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Verpflichtung auferlegt, umfassend und wahrheitsgemäß zu berichten und alle Meinungen in der Gesellschaft zu Wort kommen zu lassen in einem fairen und offenen Diskurs.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kommt dieser Aufgabe seit Jahrzehnten nicht nach und unter Berücksichtigung der Besetzungspraxis der Rundfunk- und Verwaltungsräte sowie der Intendanten und Chefredakteure wird die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Staats- und Parteiferne des öffentlichen Rundfunks von den Repräsentanten in ihr Gegenteil verkehrt  mit der Folge, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einem Partei- und Staatsorgan gewandelt hat, was  in der partei- und staatskonformen Berichterstattung täglich zu sehen, zu hören und zu lesen ist.

Das Volk

Das deutsche Volk dürfte sich von anderen Völkern nur in seinem Perfektionismus unterscheiden, wie es die Vorgaben seiner Repräsentanten verinnerlicht und den von den etablierten Parteien kreierten Obrigkeitsstaat im Untertanengeist liebgewonnen hat.

Ein sicheres Indiz für diese Annahme: die Corona-Verordnungen, die eine unerträgliche bürokratische Zumutung darstellten in ihrer Obsession jeden, aber auch jeden Winkel des gesellschaftlichen Lebens zu reglementieren und wie sich das deutsche Volk diesem Regulierungswahn mehrheitlich nicht nur widerspruchslos unterwarf, sondern in allen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens „pflichtbewusst“ umsetzte, begleitet von Blockwarten und Denunzianten, die jede Zuwiderhandlung unerbittlich in Selbstjustiz ahndeten bzw. zur Anzeige brachten und dies alles vervollkommnet durch eine Ächtung Andersdenkender.

Die Vorgaben der Repräsentanten zu gesellschaftlichen und politischen Themen wie Cancel Culture, Wokeness, Geschlechtergerechtigkeit oder westliche Wertegemeinschaft, regelbasierte Weltordnung, NATO, eine Friedensmacht, werden weitgehend widerspruchslos hingenommen, wenn nicht gar konformistisch nachgebetet; denn jede Kritik wird von selbsternannten Moralisten als verwerflich gebrandmarkt.  Es droht das gesellschaftliche Abseits.

Dabei fällt auf, dass die Mehrheit in den alten Bundesländern dank siebzigjähriger Propaganda am Ziel einer bedingungslosen Unterwerfung unter das anglo-amerikanische repräsentative Wertesystem bereits angekommen zu sein scheint; während in den neuen Bundesländern zumindest bei der älteren Generation das kritische Hinterfragen, der Widerstand noch gegenwärtig ist. Die jüngere Generation hat jedoch überwiegend, bedingt durch ihre auf die „westlichen Werte“ ausgerichtete Erziehung in Schulen und Hochschulen seit über dreißig Jahren dieses Wertesystem gepaart mit einem „fürsorglichen“ Obrigkeitsstaat als das ihre verinnerlicht.

Selbst die Verheerungen, die der in der Geschichte einmalige totale Wirtschaftskrieg der westlichen Wertegemeinschaft gegen Russland, zumindest in Europa, insbesondere in Deutschland, verursachen dürfte, wird das deutsche Volk nicht dazu bewegen auszubrechen und den Mut zu haben, allein gehen zu lernen unter Beseitigung der totalen Bevormundung durch ein totalitäres repräsentatives Herrschaftssystem.

Die Repräsentanten wissen aus der Geschichte, dass ihre Völker nicht aufbegehren und wie die Weltkriege gezeigt haben, millionenfachen Tod, unendliches Leid und totale Zerstörung widerspruchslos bis zum bitteren Ende hinnehmen und allenfalls ihre Anführer vom Sieger etwas zu befürchten haben. Diese totale Folgenlosigkeit ihres Tuns leitet sie bei all ihren Obsessionen, sei es weitere Kriege, unkontrollierte Migration, selbstzerstörerische Energiewende, Corona-Gesundheitsorgien oder jetzt bei ihrem maßlosen Wirtschaftskrieg gegen die Atommacht Russland verbunden mit der Gefahr eines Atomkrieges. Die Repräsentanten wissen, ihre Völker werden schweigend alles hinnehmen, an ihrer Seite im Kampf gegen das Böse stehen und, egal wie es ausgeht, sie nicht zur Verantwortung ziehen.

Zusätzlich türmen die Repräsentanten gigantische Schuldenberge auf, beschönigend Bundessondervermögen alias Doppelwumms genannt, hinter denen sie ihr Politikversagen verstecken wollen und für die nicht sie, sondern ihre Völker einzustehen haben.

Fazit:

Ich habe keine Hoffnung, dass der schleichende Untergang Europas noch abzuwenden ist. Die europäischen Völker haben sich aufgegeben und versinken in Dekadenz und Mutlosigkeit und haben sich bedingungslos ihren inkompetenten Repräsentanten ausgeliefert.

Die Bundesrepublik ein demokratischer Totalausfall. Diese Feststellung gilt nicht nur für Deutschland, sondern für alle Länder der westlichen „Wertegemeinschaft“ allen voran die USA. Alle Staatsgewalt geht nicht von den Völkern, sondern von ihren Repräsentanten aus, die sich jeder gewaltenteiligen Kontrolle entzogen haben. Die Völker sehnen sich seit Beginn der Menschheitsgeschichte nach Anführern. Sie scheuen Freiheit und Eigenverantwortung. Sie haben Furcht vor sich selbst, d. h. einer Demokratie, die ihnen eigenverantwortliches Handeln abverlangt.

Es entschuldigt die Völker nicht, dass ihnen eine perfide Propaganda Demokratie vorgaukelt, um sie davon abzuhalten, sich der permanenten Bevormundung durch ihre Repräsentanten zu entziehen, indem sie „Nein“ in der Wahlkabine zu diesem zutiefst undemokratischen System sagen; denn mit der Wahl übernehmen die Völker Verantwortung für das zukünftige Handeln ihrer Repräsentanten und erteilen die Absolution für deren vorangegangenes Tun.

Bei den heutigen Informationsmöglichkeiten kann jeder erkennen, dass die Staatsgewalt jedenfalls nicht vom Volke ausgeht. Der fehlende Mut „Nein“ zu sagen, lässt nur einen Schluss zu:

Die europäischen Völker lehnen es ab, Demokratie zu wagen.

Aber vielleicht werden die Völker Europas ein drittes Mal von ihren Tyrannen durch Russland befreit. Erst Napoleon, dann Hitler und nun die transatlantischen Repräsentanten. Und die europäischen Völker erkennen endlich, dass Frieden und Wohlstand für ganz Europa nur mit Russland als Partner und Freund zu erreichen sind.

Nach außen geeint, nach innen ein bunter Strauß unterschiedlichster nationaler Charaktere, die im friedlichen Wettstreit von These und Antithese zum Wohle aller europäischen Nationen in einem direkt demokratischen Prozess zur Synthese finden.

Quellen:

1) Andreas Voßkuhle, Einführung Grundgesetz, Beck’sche Textangaben, IV Ausblick, Stand
2016

2) Karl Jaspers, Wohin treibt die Bundesrepublik, R. Piper & Co. Verlag, München 1966, Seite 131

3) Friedrich Wilhelm Nietzsche, Also sprach Zarathustra

4) Andreas Urs Sommer, Eine Demokratie für das 21. Jahrhundert, Verlag Herder, Freiburg 2022, Seite 38/39

5) Karl Jaspers, Ebd. Seite 132

6) Max Weber, Politik als Beruf, Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart 1992, Seite 49

7) Max Weber, Ebd. Seite 43

8) Steingarts Morning Briefing, 3. Februar 2022

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: AR Pictures/ shutterstock

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Kommentare (26)

26 Kommentare zu: “Repräsentative Tyrannis | Von Friedemann Willemer

  1. Nikolai sagt:

    Auf einer Ebene eine Lösung für ein Problem finden zu wollen, wo die Ebene selbst von den Machthabern erschaffen wurde, ist unmöglich. Und so bewegen wir uns ständig auf der Ebene, welche die Kontrolleure der Menschheit geschaffen haben , und meinen dort eine Lösung zu finden. Was unmöglich ist.
    Die Ebene besteht aus Verlierer und Gewinner, Arm und Reich.
    Der Sportler kämft sein Leben lang um die Goldmedaille, für den Arbeiter ist ein guter Lohn gleichbedeutend mit Erfolg oder gar Glück,der Erfolglose ist der Arbeitslose. Alles Vorstellungen die unseren Geist vernebeln. Sie halten uns auf dieser Ebene-das ist eine Art Matrix.
    Diese Ebene existiert ebenso im politischen Sinne, wobei es eigentlich keine Politik ist, sondern Kommerz.
    Über Wohlfahrt und Menschenrechte kann man erst reden, wenn man die dafür genehme Ebene erreicht hat. Im Commerz existieren diese Dinge nicht.

    Die Ebene wechseln würde für den Sportler bedeuten sich zu verausgaben um an sich selbst zu wachsen, zu trainieren um der Sache selbst Willen-um sich fit zu halten. Für den Arbeiter die Ebene zu wechseln würde bedeuten, sich seiner kreativen Kräfte erst wieder bewusst zu werden und dann zu arbeiten, aus einem inneren Drang heraus, nicht aus ökonomischen Zwang.
    Aber das System gestattet diesen Wechsel der Ebenen erst gar nicht, darum beginnt die Freiheit erst außerhalb des Systems-der Matrix.

    • Nikolai sagt:

      Jeder der auf dem Lande in einer Großfamilie aufgewachsen ist, erinnert sich wohl mit Sehnsucht daran, wie Kartoffeln geerntet wurden oder Obst gepflückt wurde. Wenn 10-15 Familienmitglieder aus freien Stücken die Früchte der Arbeit ernten und abends zusamnen sitzen und Schoten auspulen. Das schafft ein bestimmtes Gefühl, das man nie vergißt.
      So in der Art könnte die gesamte Gesellschaft zusammen arbeiten-sogar die ganze Menschheit.
      Der Globalismus , das Geldsystem steht dem nur entgegen, dass es da eine Welt gibt in der die Menschen friedlich miteinander Handel treiben. Dafür steht für mich auch Russland, für eine solche Welt.

  2. Irwish sagt:

    REPRESSIVE STAATEN MÜSSEN SCHEITERN

    Wenn man weiß, daß ein Staatengebilde – ein abgegrenztes Gebiet, dessen Bewohner sich staatlicher Regulierungen welcher Art auch immer unterworfen haben – stets nur über begrenzte Ressourcen verfügen kann, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, daß für die Mehrheit der Bürger eines Staates immer weniger übrigbleibt, je mehr sich gierige Machtpersonen an diesen Ressourcen bereichern. Zur Bereicherung gehört unausweichlich die Unterdrückung der zu melkenden Mehrheit der Bürger, denn sonst würden die sich ja dagegen verwehrten – falls sie es überhaupt mitbekommen.

    Der von Rainer Mausfeld empfohlene Autor Daron Acemoglu hat in seinem Buch WARUM NATIONEN SCHEITERN (Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut) (1) sehr ausführlich und erschöpfend zusammengefaßt, welche Gründe für das Scheitern von Nationen meist vorgebracht werden und welche Gründe tatsächlich für einleitende und danach anhaltende Armut verantwortlich sind. Ein kleiner Auszug soll dies verdeutlichen:

    —– Zitat-Anfang —–
    Unserer Meinung nach sind es die von den Staaten gewählten Regeln – oder Institutionen –, die darüber bestimmen, ob sie wirtschaftlich erfolgreich sind oder nicht. Das Wirtschaftswachstum wird von Innovationen sowie vom technologischen und organisatorischen Wandel angetrieben, die sich den Ideen, den Begabungen, der Kreativität und der Energie von Individuen verdanken. Aber dazu bedarf es entsprechender Anreize. Zudem sind Fähigkeiten und Ideen breit über die Gesellschaft verstreut, weshalb ein Staat, der große Teile der Bevölkerung benachteiligt, kaum das vorhandene Innovationspotential nutzen und vom wirtschaftlichen Wandel profitieren dürfte. All das legt eine einfache Schlussfolgerung nahe: Den Schlüssel zu nachhaltigem wirtschaftlichem Erfolg findet man im Aufbau einer Reihe von Wirtschaftsinstitutionen – inklusiver Wirtschaftsinstitutionen –, welche die Talente und Ideen der Bürger eines Staates nutzbar machen können, indem sie geeignete Anreize und Gelegenheiten bieten, dazu gesicherte Eigentums- und Vertragsrechte, eine funktionierende Justiz sowie einen freien Wettbewerb, so dass sich die Bevölkerungsmehrheit produktiv am Wirtschaftsleben beteiligen kann. Inklusive Wirtschaftsinstitutionen sind in der Geschichte jedoch durchweg die Ausnahme und nicht die Regel. Viele heutige und frühere Staaten stützen sich auf von uns als extraktiv bezeichneten Wirtschaftsinstitutionen, die keine sicheren Eigentumsrechte bieten, nicht für Gesetz und Ordnung und die Einhaltung von Verträgen sorgen und Innovationen nicht belohnen. Auf keinen Fall sorgen sie für faire Wettbewerbsbedingungen, sondern sie werden von den Herrschenden gestaltet, die auf Kosten der übrigen Gesellschaft aus den von ihnen geschaffenen Verhältnissen Gewinn ziehen.

    Zum Beispiel müssen inklusive Wirtschaftsinstitutionen von inklusiven politischen Institutionen unterstützt werden, die politische Gleichheit und eine breite Beteiligung der Bevölkerung am politischen Geschehen sowie die Macht von zentralisierten Staaten zur Regulierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten erfordern. Ein freier wirtschaftlicher Wettbewerb kann ohne diese breite Beteiligung am politischen Geschehen nicht überleben, und ein Mangel an politischer Zentralisierung macht die Entstehung sicherer Eigentumsrechte, einer verlässlichen Justiz sowie die Wahrung von Recht und Ordnung schwierig oder unmöglich. Extraktive Wirtschaftsinstitutionen hingegen werden zumeist ihrerseits von extraktiven politischen Institutionen unterstützt, unter denen sich die politische Macht auf eine kleine Elite konzentriert, deren Machtausübung kaum Kontrollen unterliegt (manchmal wird auch nicht einmal ein Mindestmaß an Recht undOrdnung garantiert). Schließlich würde sich eine unter inklusiven politischen Institutionen gestärkte Bevölkerungsmehrheit nicht für das Überleben von Wirtschaftsinstitutionen, von denen sie ausgebeutet wird, einsetzen. Das vorliegende Buch erläutert, wie inklusive und extraktive Institutionen funktionieren, welche Auswirkungen sie auf die wirtschaftlichen Ergebnisse haben und wie sie sich im Lauf der Zeit entwickeln, in ihrem Zustand verharrenoder sich ändern.

    Die Dinge, welche die Ägypter nach ihrer eigenen Einschätzung bremsen, sind ein ineffektiver und korrupter Staat sowie eine Gesellschaft, in der sie ihre Begabung, ihren Ehrgeiz, ihren Einfallsreichtum und die ihnen zugängliche Ausbildung nicht nutzen können. Sie wissen, dass die Wurzeln dieser Probleme politisch sind. Alle wirtschaftlichen Hindernisse im Lande entstehen durch die Art, wie die politische Macht in Ägypten durch eine kleine Elite ausgeübt und monopolisiert wird. Ihnen ist klar, dass sich das als Erstes ändern muss. Doch damit weichen die Protestierenden auf dem Tahrir-Platz stark von der gängigen Meinung zu diesem Thema ab. Die meisten Wissenschaftler und Kommentatoren verweisen auf völlig andere Faktoren, wenn sie erörtern, warum ein Land wie Ägypten arm ist. Manche meinen, dass die Armut Ägyptens in erster Linie von seiner geographischen Lage abhänge, von der Tatsache, dass das Land hauptsächlich aus Wüste bestehe, wo keine ausreichende Regenmenge falle, und dass seine Böden und sein Klima keine ertragreiche Landwirtschaft zuließen. Andere unterstreichen die kulturelle Prägung der Ägypter, die der Wirtschaftsentwicklung und dem Wohlstand angeblich schaden würden. Die Ägypter, behaupten sie, hätten nicht die Arbeitsethik und die kulturell geprägten Eigenschaften, durch die andere erfolgreich gewesen seien; vielmehr hätten sie islamische Überzeugungen akzeptiert, die dem wirtschaftlichen Erfolg widersprächen. Eine dritte Betrachtungsweise, die unter Ökonomen und Politikexperten vorherrscht, beruht auf dem Gedanken, dass die Herrscher Ägyptens schlicht nicht wüssten, wie sie ihrem Land zu Wohlstand verhelfen können, und in der Vergangenheit untaugliche Taktiken und Strategien eingeschlagen hätten. Wenn die richtigen Experten diesen politischen Führern die richtigen Ratschläge erteilten, so die Annahme, dann werde der Wohlstand folgen. Solchen Wissenschaftlern und Politikexperten scheint die Tatsache, dass Ägypten von kleinen Eliten beherrscht worden ist, die ihr Schäfchen auf Kosten der Gesellschaft ins Trockene gebracht haben, für das Verständnis der Wirtschaftsprobleme des Landes bedeutungslos zu sein. Im vorliegenden Buch werden wir den Standpunkt vertreten, dass die Ägypter auf dem Tahrir-Platz und nicht die Mehrheit der Wissenschaftler und Kommentatoren recht haben. In Wirklichkeit ist Ägypten genau deshalb arm, weil es von einer kleinen Elite beherrscht wurde, welche die Gesellschaft auf Kosten der großen Mehrheit der Bevölkerung zu ihrem eigenen Vorteil organisiert hat. Die politische Macht konzentrierte sich in wenigen Händen und diente dazu, Reichtümer für die Regierenden zu schaffen, etwa ein Vermögen in Höhe von 70 Milliarden Dollar, das Expräsident Mubarak anscheinend anhäufte. Die Verlierer waren die ägyptischen Bürger, wie sie nur zu gut wissen. Wir werden zeigen, dass diese Deutung der ägyptischen Armut durch das Volk eine allgemeine Erklärung dafür liefert, warum sich notleidende Länder in ihrem gegenwärtigen Zustand befinden. Ob Nordkorea, Sierra Leone oder Simbabwe – wir werden nachweisen, dass sie aus demselben Grund arm sind wie Ägypten.
    —– Zitat-Ende —–

    Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der sich darüber informieren möchte, wie Wohlstand und Armut tatsächlich zustandekommen, wie Wohlstand gehalten wird und durch welche Machenschaften er wieder verlorengeht.

    (1) http://irwish.de/PDF/_GesKrit/_Sonstige/Acemoglu_Daron+Robinson_James_A-Warum_Nationen_scheitern.pdf

    • _Box sagt:

      Besten Dank für den Hinweis auf die Ausführungen Acemoğlus. Hier werden am dargelegten Bsp. Ägyptens grundsätzliche Antagonismen vorgeführt. Gemeinwohl gegenüber Partikularinteressen. Acemoğlu legt hier aufbauend auf eine rationale Argumentation die selbstzerstörerische, geradezu absurde, Handlungsweise, der aus den strukturellen Bedingungen hervorgegangen Macht- und Funktionseliten dar.
      Und wie das auch im Bsp. dargelegt ist, mögen die Macht- und Funktionseliten dies nicht so sehen. Wofür dann meist meritokratische Rechtfertigungen, Calvin und Pendants herhalten müssen. Man kann das auch noch in einen erweiterten Sinnzusammenhang setzen, ganz so wie das Herr Mausfeld immer tut, denn die profitierenden Macht- und Funktionseliten bespielen auch immer gerne nationale Antagonismen um die Machtunterworfenen gegeneinander auszuspielen und den eigentlich zugrundeliegenden Widerspruch zu überdecken:

      Gemeinschaft stiften durch Ab- und Ausgrenzung. Gründen sich Nationalstaaten/Nationen also zwangsläufig auf Exklusivität? Welches Modell kann dem entgegengesetzt werden, um Barbarei zu verhindern?

      Solange wir eine kapitalistische Wirtschaftsordnung haben, wird sich Barbarei nicht verhindern lassen – weder innenpolitische Barbarei in Form einer psychischen und materiellen Verelendung großer Teile der Bevölkerung noch außenpolitische Barbarei in Form von Neoimperialismus, Neokolonialismus und Krieg. Der Kapitalismus benötigt Kriege zu seinem Überleben; für die Völker des Südens hat – wie Jean Ziegler bemerkte(2) – der dritte Weltkrieg bereits begonnen.

      Was Erscheinungsformen von Rassismus betrifft, so lässt sich eine Beziehung zur Idee des Nationalstaates nicht leugnen, auch wenn die historischen Beziehungen zwischen der Entwicklung europäischer Nationalstaaten, imperialem Kolonialismus und Rassismus außerordentlich komplex sind. Denn Nationalstaaten fußen ja auf der Idee – oder besser auf der Fiktion – einer weitgehend unveränderbaren ethnischen, kulturellen und sprachlichen Homogenität.(3) Insofern gründen sich Nationalstaaten ihrem Wesen nach ganz selbstverständlich auf Exklusivität. Diese Exklusivität als solche beinhaltet jedoch nicht zwangsläufig eine rassistische Exklusion.

      Wir müssen uns jedoch immer wieder klarmachen, dass die Vorstellung einer Übereinstimmung von Volk – als einer ethnischen und kulturellen Gemeinschaft -, Territorium und Staat weder natürlich noch zwangsläufig ist.(4) Im Gefolge der Aufklärung sah man zunächst in Nationalstaaten eine natürliche Basis, eine Demokratisierung voranzutreiben. Dem lag die Auffassung zugrunde, dass nur Nationalstaaten wegen ihrer ethnischen Homogenität eine natürliche Grundlage für eine Demokratie bilden könnten. Mittlerweile hat sich jedoch die Vorstellung, dass eine Demokratisierung eines weitgehend homogenen ethnischen Volkskörpers bedarf, als unzutreffend herausgestellt. Zudem haben schon im 19. Jahrhundert die Versuche, Nationalstaat und die zum Erhalt des Kapitalismus notwendige Globalisierung miteinander in Einklang zu bringen, zu Formen des Imperialismus geführt, die die Idee des Nationalstaates unterminierten. Ebenso wird in jüngerer Zeit der Nationalstaat umgebaut durch die willentlich und systematisch herbeigeführte Entbettung transnationaler Konzerne aus dem Bereich nationalstaatlicher Regulierungssysteme. All dies hat dazu beigetragen, dass sich der Nationalstaat in seiner traditionellen Form nicht mehr als brauchbares Vorbild oder Modell für die Entwicklung einer ernsthaft demokratischen Gesellschaft ansehen läßt.

      Die Frage, welches Modell einer gesellschaftlichen Organisationsform der menschlichen Natur angemessen ist und zugleich geeignet ist, Barbarei zu verhindern, bezieht sich auf das wohl größte und drängendste Problem unserer Zivilisationsgeschichte. Auch wenn wir immer noch weit davon entfernt sind, klare Vorstellungen über mögliche Lösungen dieses Problems zu haben, lässt sich zumindest vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen eine wichtige Eingrenzung vornehmen:
      Je autoritärer eine gesellschaftliche Organisationsform ist, um so eher neigt sie dazu, zu menschenunwürdigen Zuständen und Barbarei zu führen. Das gilt auch für Organisationsformen innerhalb demokratischer Gesellschaften, etwa von Großkonzernen, die in höchstem Maße totalitär organisiert sind. Umgekehrt – und dies war nach langen blutigen Erfahrungen gerade die Einsicht der Aufklärung – verspricht eine Gesellschaftsorganisation, die auf der Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen, also auf einem universellen Humanismus, beruht, am ehesten, die Schaffung einer menschenwürdigen Gesellschaft zu ermöglichen. Diese Einsicht, die wir bisher trotz aller Lippenbekenntnisse kaum im erforderlichen Maße ernst genommen, geschweige denn politisch umgesetzt haben, stellt uns auch weiterhin die Leitideale bereit, durch die wir am ehesten hoffen können, uns gegen Rückfälle in die Barbarei zu schützen.

      Die Leitidee eines universellen Humanismus mag auf den ersten Blick als schlicht erscheinen, doch hat sie gewaltige Konsequenzen. Sie beinhaltet, dass ein jeder einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen hat, die das eigene gesellschaftliche Leben betreffen, und verlangt somit nach einer radikal demokratischen Gesellschaftsorganisation. Zudem beinhaltet sie, dass alle Machtstrukturen ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen haben, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen. Sie beinhaltet ferner, dass wir moralische Kriterien, nach denen wir Handlungen bewerten, auch zur Bewertung unserer Handlungen heranzuziehen haben und missbilligt somit moralische Doppelstandards. Vor allem aber schließt die Leitidee eines universellen Humanismus alle Ideen einer Vorrangstellung der eigenen biologischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder nationalen Gruppe aus, und somit also Rassismus, Nationalismus und alle Formen eines Exzeptionalismus.

      Rainer Mausfeld, Warum schweigen die Lämmer? – Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören, S. 243-245

      Ein Augiasstall und damit eine Herkulesaufgabe. Denn natürlich haben die Machteliten sich ihre Abziehbilder bis in die kleinste Einheit geschaffen.

    • Irwish sagt:

      Die Frabe bleibt natürlich, wie die zahlenmäßig unterlegene Menge derjenigen, die sich überhaupt für derartige Zusammenhänge interessiert, all jene erreichen und vor allem motivieren kann, sich damit zu befassen. Mehr als tröpfchenweise Aufklärungsarbeit kann niemand leisten, zumal die öffentlichkeitswirksamen Massenmedien eine ungleich größere Reichweite besitzen als die sog. alternativen Medien, von denen die Mehrheit im Grunde auch nur an der Oberfläche kratzt.

      Haben sie vielen Dank für die wertvolle mausfeld'sche Ergänzung. Für alle, die das gerne vertiefen möchten ist hier der Link zum Buch beim PDF-Drive:

      https://www.pdfdrive.com/warum-schweigen-die-lämmer-wie-elitendemokratie-und-neoliberalismus-unsere-gesellschaft-und-unsere-lebensgrundlagen-zerstören-e187166022.html

    • _Box sagt:

      Ja. Und schließlich beinhaltet die Selbstzerstörung auch:

      Die Herren machen das selber, daß ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage, muß ich aufrührisch sein ! Wohlhin !
      — Thomas Müntzer, Hochverursachte Schutzrede, 1524.

  3. Zara Trusta sagt:

    Wenn es so wäre, wäre die Welt ja noch einigermaßen erträglich.
    Doch weit gefehlt.
    Von der Atlantic Council und WWF designte Crash Test Dummies wickeln gerade die Republik ab, die bereits zu einer Nato gesteuerten Militärdiktatur mutiert.

  4. Charly1 sagt:

    Man muss sich schon die Augen reiben und klar machen, dass man nicht in einem Alptraum gefangen ist.
    Hätte Ihnen jemand vor wenigen Jahren gesagt, dass wir in Deutschland über Energiekrise, Stromausfälle, Wärmehallen, leere Regale und geforderte Waffenlieferungen durch die Grünen sprechen würden, hätten sie denjenigen völlig zurecht als Spinner oder Verschwörungstheoretiker abgekanzelt.
    Doch jetzt sehen wir genau diesen Paradigmenwechsel in einer atemberaubenden Geschwindigkeit und damit einhergehend den Niedergang des Landes.
    https://www.youtube.com/watch?v=qFBNdHZCyz8

    • _Box sagt:

      Nett, nur ist Marc Friedrich selbst ziemlich verlogen, was sich in einem ziemlich ausgeprägten Drang zur Orwellschen Begriffsumdeutung ausdrückt:

      https://twitter.com/marcfriedrich7/status/1496706380610392065

      Also ganz so wie sie selbst:

      https://apolut.net/wer-profitiert-von-der-deutschen-aussen-und-wirtschaftspolitik-von-christian-kreiss#comment-248847

      Gesteuerte Opposition wieder schwer beim Arbeiten.

  5. Zeigefinger sagt:

    Danke für diesen Artikel… Hat mir sehr gut gefallen. Bis auf den letzten Absatz:

    Befreiung durch Russland? Falls Russland wirklich ein Interesse daran hätte, den besiegten Westen nicht zu unterwerfen, würde ich mich fragen, inwiefern ein so würdeloser Kontinent wie Europa mit seinen devoten und vom atlantischen Herren entwürdigten Bürgern je als gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe behandelt werden könnte. Viele imaginieren auch seltsamerweise einen Heiligenschein über Russland und seinen Präsidenten – ich sehe diesen immer noch nicht, auch wenn die östlichen Politiken bei weitem nicht so kurzsichtig und ja, auch verschlagen sind, wie die des "Westens".

    Am Ende bin ich fest davon überzeugt, dass das Überleben der Menschheit davon abhängen wird, ob es uns gelingen wird unsere Gesellschaften völlig neuartig zu organisieren und einen Ausgleich zu diesem obsessiven Materialismus zu finden. Eigenverantwortung ist ein guter Anfang… ohne amerikanische, aber auch ohne eurasische Eliten.

    • ne utrum sagt:

      Man erträumt sich den guten Krieg aus dem Osten, weil man sich von ihm die Befreiung vom Kapitalismus erseht.
      Ich sehe östlich von uns zumeist realistische Politiker. Aber auch dort geht es um Macht.

      2014 wurde von den unterdrückten Menschen in der Ostukraine Russland um Nothilfe gebeten.

      Aber wie wird es als Narrativ übrig bleiben, wenn Russland diesen Krieg nicht gewinnt?

      Und hier liegt die Eskalationsspirale begraben. Russland wird auf Teufel komm raus gewinnen müssen, sonst ist Schuldkult angesagt. Nur der absolute Sieger schreibt Geschichte. Ein Wischiwaschi Siegfrieden wird es nicht bringen.

      Insofern hat Russland hoch gepokert und weil der Enthauptungsschlag binnen weniger Wochen nicht gelang, sitzt man nun in der Tinte.

      Man musste es in Moskau und war sich Klaren, dass Plan B der offene und zur Not absolute Krieg sein würde.

      Von so jemanden weiß ich wirklich nicht, ob ich mich "befreien" lassen möchte.

  6. Ursprung sagt:

    Willemar erklaert hier, welche Methoden angewendet wurden, die angebliche Herdenfuehrung im Staat zu delegitimieren.
    Er irrt gewaltig mit seiner Annahme, Menschen strebten "schon immer" an, sich lieber unterzuordnen.
    Das Gegenteil ist der Fall. Von der Altsteinzeit bis Mesepotamier-Reich vor etwa 12 T Jahren und in Sumatras Hochtaelern bis ca. 1930 lebten alle Menschen in hierarchielosen Gesellschaften. Ohne "Fuehrer", rund 350 T Jahre lang. Alle Artefakte-Analysen zeigen das Gleiche. In der Zeit entstand auch unser Hirn. Staats- oder andere "Fuehrerschaft" gibts also nur als 3%ige Ausnahmesituation, jetzt erst und ganz neu.
    Damit faellt Willemers Theorie als zeitloser Standard in sich zusammen. Es wird sich wieder aendern. Kann jederzeit eintreten, wird eintreten.
    Wir sind dazu praedestiniert.

    • Reinhardas sagt:

      Was das angeblich natürliche Bestreben der Menschen anbelangt, sich unterzuordnen: Man kann dazu einmal einen Blick auf unsere nächsten Verwandten im Tierreich werfen, die Schimpansen. Es gibt dazu ein interessantes Buch "Der Affe in uns" von einem Affen-Forscher. Der stellt fest, dass die großen Schimpansen in patriarchalen Strukturen und Machtkämpfen der Männchen leben, die kleineren Bonomo-Schimpansen in matriarchalen und friedlichen Strukturen. Letztere sind die sogenannten "Hippie" – Affen. Wenn es Spannungen in deren Gruppen gibt, lösen sie diese mit allgemeinem Sex auf. Wofür sie berühmt sind. Fallen uns da gewisse Parallelen zu den Menschen auf ??

    • Zivilist sagt:

      Das Aufkommen des Industrialismus fiel zusammen mit einer Ära der 'East Indian Companies, privater Räuberbanden, zuerst vom Papst 'legitimiert', dann von holländischen, britischen, schwedischen Separatisten, die holländischen Separatisten hatten sogar eine Westindienkompanie, sie gründete New York.

      Und die Gründung der USA war eben auch die Zellteilung der EIC, Separatismus unter Separatisten, aus einer Räuberbande wurden zwei, an der Destruktion um die Opiumkriege wurden beide reich.

      Ich empfehle, die EIC Flagge mit der US Flagge zu vergleichen

  7. Ava Tar sagt:

    Was soll man dazu noch sagen ? Solange die Hauptverantwortlichen – in diesem Fall das Volk -, nicht dazu bereit sind für sich selbst einzutreten sehe ich da wenig Veränderungsmöglichkeiten. Ganz im Gegenteil. Wenn die Mehrheit erst einmal unzufrieden ist, aber trotzdem den Hintern nicht hochkriegt um sich selbst einzubrigen, besteht wieder die Gefahr, das der erste beste Heilsbringer die "Verantwortung" übernimmt.

  8. Kiristal sagt:

    >>Das deutsche Volk hat mehrheitlich im Untertanengeist den Parteienstaat
    >>als die beste aller Welten akzeptiert und beugt sich der permanenten
    >>Bevormundung durch ihre Anführer. Dieses System ist zur Vollendung
    >>gelangt mit der freiwilligen Unterwerfung aller Kreise aus Gesellschaft,
    >>Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft

    Wirr. Erst Parteienoligarchie feststellen, und dann Untertanengeist diagnostizieren. Typische Auftragsarbeit von CIA-Finanzierten Soziologen. Korrekt ist: Propaganda + Desinformation + Zersetzung funktionieren. Eine Zivilgesellschaft hat gegen die geballte Macht von Militärs + Konzernen + Oligarchen keine Chance.

    • Ursprung sagt:

      "die geballte Macht" von Militaers +Konzernen +Oligarchen hat keine Chancen gegen die Ablaeufe biologisch/evolutionaerer Naturgesetzlichkeiten. Genau das ist Grund fuer deren Mischung aus Terror, Angst, Dreistigkeit.

    • Kiristal sagt:

      Ja aber

      viele unterschätzen wie lange "Ablaeufe biologisch/evolutionaerer Naturgesetzlichkeiten" dauern. Auch Marx-Anhänger werden sich (sehr wahrscheinlich) noch einige Jahrhunderte gedulden müssen. Also lieber nicht die Luft anhaölren bis es so weit ist..

    • Nevyn sagt:

      Egal welche Ideologie, es ist immer die gleiche Geschichte. Warten auf etwas, das von außen kommen soll.
      Die Christen warten noch heute auf die Rückkehr ihres Erlösers. Die meisten haben es inzwischen aufgegeben.
      Weil es ihnen zu lange dauert, nicht weil sie etwas verstanden hätten:

      Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren,
      und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.
      Angelus Silesius

    • Kiristal sagt:

      Das einzige Verbrechen ist die Zeit!

      Es gibt genügend Ideologien bei denen man auf etwas von Innen warten soll. Ich glaube es ist ist eher zufällig wohin man beim Warten schauen sollte. Manche sagen ..schau auf die Uhr ..andere sagen schau auf KEINEN Fall auf die Uhr ..wieder andere sagen es macht keinen Unterschied

    • Nevyn sagt:

      Zeit ist kein Verbrechen sondern eine Illusion.

      Wer nach außen schaut, träumt; wer nach innen schaut, wacht auf.
      Carl Gustav Jung

      Im Inneren gibt es nämlich keine Zeit oder alle Zeit zugleich, was das selbe ist. Und es geht nicht darum, was ich sage oder was C. G. Jung sagt. Es geht um die Erfahrung, das eigene Erleben. Das ist das einzige, das überzeugen kann. Wer aber den Versuch nicht unternimmt, weil ihm seine Ideologie dabei im Wege ist, der wird die Erfahrung nicht machen und daher immer glauben, sie sei nicht möglich und die davon berichten seien Spinner.

    • Kiristal sagt:

      Kant ist zu einer ähnlichen Lösung gekommen ..und hat geirrt ..hat eine Wahnwelt entewickelt. Was ist aus seiner Idee geworden? Ein Werkzeug um andere zu manipulieren und zu blenden.

      Es gibt eine Wirklichkeit da draussen. Und sie hat harte Mauern für jeden aufgestellt, der sich zu weit von ihr entfernt.

      Auch die Straussianer lernen das gerade. Spiel nie mit chinesen Poker, sie könnten gewinnen!

    • Zivilist sagt:

      Drum pokern die Straussianer ja lieber mit den Westeuropäern,
      schon lange brauchen wir nicht Verteidigung VON der NATO, sondern VOR der NATO

  9. Reinhardas sagt:

    Es gibt heute eine wachsende Zahl von Menschen, die nicht nur diese Politik und ihr System, sondern dessen zivile allgemeine gesellschaftliche Wurzeln und Bedingungen erkennen, ablehnen, und neue Wege gehen. Die fehlende Demokratie ist nicht ein politisches sondern in Europa ein zivilisatorisches Problem. Wenn Babies von der Mutter entfernt in staatlichen und religiösen Krippen und Kleinkindereinrichtungen schon vor der Schulzeit massenweise diszipliniert und zu Gehorsam verzogen werden….. Danach kommt die staatliche Schulanwesenheitspflicht, staatlich kontrollierte Berufsausbildung, Universitäten, Armeen, Polizei und Institutionen in strengen Hierarchien geordnet. Eine Wirtschaft mit immer weniger Einfluss von Gewerkschaften, deren Führer von der Gegenseite eingekauft wurden. Dieses grundlegende Modell unserer Gesellschaft ist das Problem. Die totale Hierarchie. In den Parteien regieren die Parteiführungen und bestimmen die Wahllisten. Im Parlament regieren die Fraktionsführungen, welche die Abgeordneten mit dem Fraktionszwang in die befohlene Richtung lenken. Der Bundeskanzler als Einzel-Machtorgan hat – von woher auch immer – eine "Richtungskompetenz". Die Mehrheit der Menschen, die in solche Hierarchien hineinwachsen ( einschließlich der Geldhierarchien) und dann ihr ganzes Leben darin verbringen – erkennen diese am Ende gar nicht mehr. Sie glauben, es ginge anders sowieso nicht und halten dieses System für eine irgendwie "natürliche Ordnung " sogenannter " zivilisierter " Gesellschaften. Aber, genau das wird von immer mehr Menschen erkannt. Sie beginnen wieder ihre Kinder zu Hause zu gebären, nicht in die Erziehungseinrichtungen und nicht in die Schulen zu schicken. Sie widersetzen sich staatlichen Pandemie-Zwangsmaßnahmen. Bauern begründen solidarische ökologische Landwirtschafts-Genossenschaften bzw. Solawi-Höfe. Start up Unternehmen probieren flache Hierarchien aus. Eine völlige zentralistische Kontrolle von einer Art "Weltregierung", wie von Klaus Schwab und dem WEF angestrebt, wird nicht mehr alle erreichen. Es gibt zweistellige Zahlen von Menschen, die sich genetisch verändernden ummedizinischen Zwangsbehandlungen widersetzen. Aus diesem Potential wird sich ein völlig neues gesellschaftliches und politisches System entwickeln. Die sogenannte "Parteiendemokratie" zerstört sich im Kapitalismus am Ende ebenso, wie einparteiische sozialistische Staatssysteme.

    • Ursprung sagt:

      Die hierarchiefreie Tendenz, die Sie aufzeigen, gab es nach den Palaeohistorikern bereits schon mal 300 T Jahre lang. Mithin zu 97 % aller Zivilisationszeiten. Das, was wir jetzt haben, ist die kranke Ausnahme.

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