Klassenkampf ohne Klassenbewusstsein | Von Rüdiger Rauls

Der 1. Mai ist vorbei, und nun geht es weiter wie bisher zu den Bedingungen des Kapitals. Der  Kampftag der Arbeiterklasse hat inzwischen mehr mit Klassenfahrt als mit Klassenkampf zu tun. Sind die Klassen verschwunden und der Klassenkampf überholt?

Ein Kommentar von Rüdiger Rauls.

Grundlagen

Kaum ein Satz von Karl Marx ist bekannter als der, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Diese Aussage über den Zusammenhang zwischen Sein und Bewusstsein gilt heute immer noch wie vor über hundert Jahren, wenn auch die Welt sich inzwischen stark verändert hat. Objektiv besteht das Proletariat als Klasse weiterhin, jedoch sind die Bedingungen für die Entwicklung von Bewusstsein andere geworden. Die Arbeiterklasse versteht sich selbst nicht mehr als solche.

Dem Proletarier des 19. Jahrhunderts wurde tagtäglich seine Klassenzugehörigkeit durch seine Lebensumstände vor Augen geführt. Überall in seinem Alltag war er mit Massen von Seinesgleichen zusammen und erlebte sich als Teil dieser Massen. In den Mietskasernen teilten sie dieselben engen Räume ihrer herunter gekommenen Behausungen, nicht selten sogar dasselbe Bett im Wechsel der Schichten in den Fabriken.

Dicht an dicht hantierten sie an ihren Arbeitsplätzen und Fließbändern oder wuselten wie Ameisen geschäftig durch die Werkhallen. Das Gefühl, Masse zu sein war unter diesen Umständen fast unausweichlich. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Klassengefühl auch zwangsläufig politisches Klassenbewusstsein zur Folge hatte, wie diese Aussage von Marx unter Linken oftmals missverstanden wird.

Dagegen sind die Lebensumstände der heutigen Proletarier eher von Vereinzelung geprägt.  Die Isolation ist allgegenwärtig: am Arbeitsplatz, in der Anonymität der Großstädte, aber auch in der Zurückgezogenheit der Reihenhaussiedlungen. Die heutigen Werkshallen sind nahezu menschenleer. Die wenigen Arbeiter verschwinden zwischen den Maschinen. In Großraumbüros sitzen die Angestellten wie in Bienenwaben, abgeschottet von einander.

Die Familien werden kleiner, die räumlichen Entfernungen zwischen ihren Mitgliedern dagegen größer. Die Generationen leben sich auseinander, verstehen einander auch  immer weniger. Der moderne Proletarier erlebt sich immer öfter allein. Unter solchen Umständen ist die Entwicklung von Klassenbewusstsein wesentlich schwieriger als unter den Bedingungen zu Marxens Zeiten.

Bewusstseinsbildung

Neben diesen abgeschotteten Lebensumständen kommt als zusätzlich Trennendes die Desinformation durch die Medien hinzu, die das gesellschaftliche Bewusstsein prägen. Im Überfluss an Informationen geht dem Medienkonsumenten der Blick für das Wesentliche verloren.  Der Mensch ist allein mit der Flut der Informationen, deren Interessen im Hintergrund immer schwieriger zu erkennen sind.

Tiefer greifende Analyse von Entwicklungen findet kaum statt, geschweige denn die Darstellung der Triebkräfte, die ihnen innewohnen, der Interessen, die sie antreiben. Das ist nicht nur politischem Willen geschuldet sondern auch in erheblichem Maße der Unfähigkeit der Informationsschaffenden. Die allgegenwärtige oberflächliche Betrachtungsweise von Sachverhalten hat die Fähigkeit veröden lassen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Diese Unfähigkeit hat die gesamte Gesellschaft erfasst und macht nicht Halt vor den Klassen und ihrem Selbstbild. Nicht nur das Proletariat, auch das Bürgertum versteht sich nicht mehr als Klasse und dementsprechend ist auch bei beiden kein Klassenbewusstsein zu finden. Folgerichtig gibt es auch keine Einrichtungen von Belang, die die Entwicklungen in den Gesellschaften ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des proletarischen Klasseninteresses darstellen und deuten.

Die Angehörigen der Klassen selbst können mit den Begriffen nichts mehr anfangen. Sie sehen sich nicht als Proletarier und auch nicht als Bürger beziehungsweise Bourgeois. Die großen Kapitalbesitzer der modernen US-IT-Unternehmen wie Mark Zuckerberg, Elon Musk und andere verstehen sich nicht als Angehörige der politischen Klasse des Bürgertums sondern  eher als den Turnschuh tragenden Duz-Freund von nebenan. Und auch beim  Proletarier besteht der einzige Besitz nicht mehr in einer zahlreichen Nachkommenschaft, woraus sich dieser Begriff bei Marx abgeleitet hatte. Auch er hat inzwischen mehr zu verlieren als seine Ketten.

Was vom Klassenkampf blieb

Seit dem Untergang des sowjetischen Sozialismus herrschen politische Verhältnisse, in denen weltweit keine Klassenkämpfe mehr stattfinden. Zwar werden derzeit viele Konflikte ausgetragen, zum Teil auch kriegerisch, in denen nationale, ethnische und auch Wirtschaftsgruppen ihren jeweiligen Interessen Geltung verschaffen wollen. Aber das sind Interessenkonflikte, keine Klassenkämpfe.

In der Ukraine findet gerade ein Stellvertreterkrieg statt zwischen der NATO und Russland um die Neugestaltung der internationalen politischen und auch wirtschaftlichen Beziehungen. Das Kräfteverhältnis zwischen dem politischen Westen als bisherigem Herrscher der Welt hat sich verändert zugunsten aufstrebender Länder wie Russland, China, Indien und vielen anderen. Die Entwicklung der BRICS-Staaten deutet dem NATO-Westen die Grenzen seiner Macht an.

Aber all diese Auseinandersetzungen sind keine Klassenkämpfe. Sie sind nicht vergleichbar mit der Konfrontation zwischen Proletariat und Bourgeoisie, die sich als Klassen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen unversöhnlich gegenüber standen. Damals war der Kampf so zugespitzt, weil es um die politische Macht über die Gesellschaft ging. Dem klassenbewussten Proletariat, das für den Sozialismus als seine ihm ureigene gesellschaftliche Ordnung kämpfte, stand eine Bourgeoisie gegenüber, die  um den Erhalt der eigenen Klassenherrschaft zu kämpfen gezwungen war.

Seit dem Sieg der Revolution in Russland befand sich das  Bürgertum im Abwehrkampf gegen einen Gegner, der sich seiner besonderen gesellschaftlichen und historischen Bedeutung bewusst war, dem Proletariat. An dem damaligen Charakter des Klassenkampfes zwischen den beiden Weltkriegen orientierte sich lange Zeit das Ringen der kommunistischen Bewegung zur Überwindung des Kapitalismus. Dafür fehlen aber heute die Grundlagen.

Es gibt kaum klassenbewusstes Proletariat mehr außer in Ländern wie China, Vietnam und Kuba, wo das Proletariat bereits die politische Macht errungen hat. Deren kommunistische Parteien stehen aber nicht mehr im Kampf um die politische Macht. Ihre Aufgabe besteht heute im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft, der Entwicklung der Lebensgrundlagen für die eigenen Bürger.

Das Konzept des Revolutionsexports, wie er in den Anfangszeiten der Sowjetunion und auch Chinas zur Absicherung der eigenen Umwälzung eingesetzt worden war, ist aufgegeben worden. Man hat erkannt, dass Revolution nicht exportiert werden kann, wenn in den Zielländern die Überwindung des Kapitalismus nicht auf der Tagesordnung steht.

Kein Bock auf Sozialismus

Bedeutet das nun, dass der Sozialismus auf den Schrottplatz der Geschichte gehört? Jedenfalls können die kommunistischen Parteien mit diesem Begriff im politischen Westen keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor locken. Liegt das am Sozialismus oder am Auftreten dieser Parteien? Angesichts der Erfolge der kommunistische Partei in Österreich mit zum Teil zweistelligen Ergebnissen in den großen Städten des Landes muss diese Frage so deutlich gestellt werden.

Das bedeutet, dass die Bezeichnung „kommunistisch“ nicht unbedingt ein Schreckgespenst sein muss, wenn sie mit einer Politik in Verbindung gebracht werden kann, die für die Bürger nachvollziehbar ist. Mit dem allgemeinen Begriff Sozialismus verbinden aber die meisten im Westen in der Regel einseitige Darstellungen über die Wirklichkeit in der Sowjetunion und der DDR, mit denen die westlichen Meinungsmacher die Wohnstuben ihres Publikums geflutet hatten.

Wenn er auch in der DDR und Sowjetunion vermutlich ganz anders wahrgenommen wurde als seine Darstellung im Westen, so wollen aber auch die meisten diesen Sozialismus nicht mehr haben, die ihn hautnah erlebt haben. Diese seine frühe Form hat sich überlebt. Er beruhte weitgehend auf einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungsstand, der in den meisten Nachfolgestaaten  heute überwunden ist.

Die Kommunisten im Westen können über Sozialismus nur die allgemeinen Aussagen vor allem der Klassiker der Arbeiterbewegung vortragen. Darin ist aber wenig Konkretes, weil diese sich  zum Thema Sozialismus wenig geäußert haben. Wie sollten sie auch, haben sie doch selbst nie in solchen Gesellschaften gelebt und waren nicht mit deren Problemen konfrontiert.

Aber all diese Fragen sind müßig, weil der Sozialismus im Westen überhaupt nicht auf der Tagesordnung steht. Das heißt aber nicht, dass es so bleiben wird. Die Welt ist im Wandel, und  davon bleiben auch die westlichen Gesellschaften nicht verschont. Wie Bertold Brecht in seinem Lied von der Moldau schon sagte: “Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine”.

Diesen Entwicklungen kann man aber mit Klassenkampfparolen und kämpferischem Auftreten, die aus längst vergangenen Zeiten stammen, nicht gerecht werden. Sie bieten keine Antworten auf die heutigen Fragen. Aber darum geht es: Die Fragen zu erkennen, die in den Menschen arbeiten, und Antworten vorzutragen, die nicht nur Erklärungen sondern auch Handlungsmöglichkeiten anbieten. Denn den Zustand der Gesellschaft zu erkennen, ohne aber dadurch handlungsfähig zu werden, führt in Verzweiflung und Mutlosigkeit.

Klassenkampf heute

Bedeutet das, die Hände in den Schoß zu legen und auf bessere Zeiten zu warten? Ganz und gar nicht. Es bedeutet in erster Linie, die derzeitigen Bedingungen zu überdenken und deren Veränderungen im Vergleich mit früheren Zeiten bewusst zu machen. Es bedeutet, Vorgehensweisen und erreichbare Schritte vorzuschlagen, die dem Ziel einen Schritt näher kommen. Was aber ist das Ziel? Wohin soll all das führen, in welche Richtung bewegt sich die Entwicklung der Menschheit?

Unter schweren und verlustreichen Kämpfen, die oft auch in Niederlagen und Entkräftung führten, hat sie sich immer wieder neue Gesellschaftsformen geschaffen, die ihr Vorankommen gefördert haben: Aus der Armut hin zur Sicherung der Lebensgrundlagen und Wohlstand sogar, aus Unterdrückung und Sklaverei zu mehr Freiheit und der Entfaltung der menschlichen Genialität, aus der Verzweiflung zu mehr Hoffnung und dem Ausblick in eine Zukunft der Brüderlichkeit und Solidarität. All diese Entwicklungsschritte waren verbunden mit einer neuen gesellschaftlichen Ordnung, die der Verwirklichung dieser Bedürfnisse mehr Raum boten.

Die Überwindung des Kapitalismus drängt sich immer mehr auf, weil er dem  Vorankommen der Menschheit immer häufiger im Wege steht. Wie das erfolgen und wo das hinführen soll, ist ein Klärungsprozess. Dafür aber ist das Festhalten an Vorstellungen von Klassenkampf ungeeignet, die sich in Denken und Auftreten auf die Zeit zwischen den Weltkriegen beziehen.

Diese Zeit war anders und so auch ihre Herausforderungen. Der Kampf zwischen den Klassen war das wesentliche Merkmal des damaligen Klassenkampfes. Viele Kämpfer für den Sozialismus haben die Betonung des Kampfes in die heutige Zeit zu übertragen versucht. Das äußert sich in kämpferischem Auftreten und wortradikaler Sprache, die viele Menschen nicht verstehen und sogar  abschreckt.

Klassenkampf ist die Vertretung der Interessen der überwiegenden Mehrheit unter Bedingungen, die sich ständig verändern. Das bedeutet heute weniger Kampf als vielmehr Bewusstseinsbildung. Versuchen zu verstehen, was sich in der Gesellschaft entwickelt und was dabei unser Interesse ist als die einfachen Menschen mit wenig Macht, aber viel schöpferischer Kraft. Wir sehen zwar nicht mehr so aus wie die Proletarier früherer Zeiten, sind aber immer noch genau so wirtschaftlich abhängig wie diese. Eine kleine Gruppe mit riesigem Kapitalbesitz entscheidet über das Wohl und Wehe der großen Mehrheit. Daran hat sich bis heute nichts geändert, aber das gilt es zu ändern.

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Rüdiger Rauls ist Buchautor und betreibt den Blog Politische Analyse.

Buchveröffentlichungen:

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Danke an den  Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Mo Photography Berlin/ shutterstock

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Kommentare (17)

17 Kommentare zu: “Klassenkampf ohne Klassenbewusstsein | Von Rüdiger Rauls

  1. cumbb sagt:

    ;-)
    Es gibt wohl nur zwei "Klassen": Eliten und Volk, Oberschicht und Unterschicht, Eigentümer und Eigentumslose;-)

    Das Unbewußtsein um die eigene Klasse ist zu sehen an unseren Geheimdienstlingen, Militärlingen, Staatsdarstellerlingen, Medienlingen, Trollingen… sowas;-) Innerhalb der UNTERschicht ein wenig hochgekrabbelt arbeiten diese, in Interesse und Auftrag der Elite, und für nur eine Bratwurst mehr, GEGEN die eigenen langfristigen Interessen;-)
    Also auch noch intellektuell Unterklasse;-)

  2. wassenaar sagt:

    So einige Antworten sind ja Grotten.
    Zuerst mal eine Fakt.
    Nach Lenin befinden wir uns in der Phase des Übergangs vom Imperialismus zum Sozialismus und das ist wissenschaftlich nachgewiesen und ein objektives Gesetz.
    Was das Bewußtsein betrifft, insbesondere im deutschsprachigen Gebiet, so haben die Kommunisten aus der DDR daran einen hohen Anteil. JA – ich gehöre dazu, da ich ab 1965 Mitglied der SED war, demzufolge Mitverantwortlich trage. Das sehen viele, selbst hohe Funktionäre anders. Sie vertreten die Ansicht, jeder andre hat Schuld, die Russen, die Bundeswehr, nur nicht sie selbst als Funktionäre.
    Unter einem Walter Ulbricht, hat as Bewußtsein der Bevölkerung der DDR kontinuierlich zugenommen. Es muß also einen Grund geben, daß dann dieses Bewußtsein massiv abgenommen hat, als ein Erich Honneker das Zepter übernahm und alle Genossen seine Vorgaben mitmachen.
    Sie, wir haben somit die Verantwortung, daß kein Hund mehr etwas vom Sozialismus wissen will.
    Das muß aufgearbeitet und dann mittels offener Schulung verbreitet werden.

    Günther Wassenaar
    wassenaar@web.de
    0162 76 363 76

    • GTMT sagt:

      Bei allem Respekt & der Achtung davor, dass Sie sich hier "schuldig" fühlen möchten, sollte man nicht gleich ins andere Extrem fallen.
      Als Honecker "übernahm", war der 2.WK fast 30 Jahre vorbei, so wie auch die schlimmste Zeit für die Menschen damit vorbei war. Es war nicht so, dass es keine Fortschritte gab. Eventuell war auch da schon die DDR soweit, ihre "Wohlstandsverwahrlosung" zu beginnen…….immer drei Schritte nach der Degenerierung des Westens….. Konsum war auch in der DDR das neue "Schlagwort"…alles wurde leichter & dabei zu leicht gemacht…. "Gier frisst Hirn" – ein nicht unberechtigter Satz.

      Das heute angeblich niemand mehr "Sozialismus will", liegt ganz sicher auch an Leuten, die sich zwar "verantwortlich" fühlen wollen aber vielleicht den Sozialismus gar nicht begriffen haben? Es ist eine Gesellschaftsordnung, die genau so wenig perfekt ist wie jede andere – denn die "EierlegendeWollmilchSau" gibt es auch im goldenen Westen nicht.
      Überall gibt es Vor- & Nachteile.
      Wenn man das begriffen hat – & das im wahrsten Sinne des Wortes – kann man seine Entscheidung selber treffen – allerdings solange der Nachbar Hass & Neid schürt, intrigiert, pausenlos hetzt & natürlich wie ein Schulhofschläger die Nachbarschaft terrorisiert & alles dafür tut, dass ein gutnachbarschaftliches Verhältnis nicht entstehen kann, werden Leichtgläubige immer dahin schauen wo es vermeintlich ( Milch&Honig fliesst wenn man sich nur hinlegen muss) nichts zu tun gibt…. welch eine Verschwendung menschlichen Lebens…. Hat die Natur den Menschen vorgesehen als Zombie?

  3. Es stimmt, dass das Proletariat kein Klassenbewusstsein hat, 40 Jahre DDR als Abschreckendes Beispiel, dazu Stalin und Co. dann die Entsolidarisierung und Vereinzelung, das Kapern der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie – dies schon vor dem 1. WK – und die unselige Sozialfaschismus These der KPD, dazu die ungebrochene Macht des Monopolkapitals, das hat dazu geführt. Der Gegner ist klar, doch nicht greifbar. Solidarität ist nicht mehr gefragt, Medien können schalten und walten, verbreiten ständig Lügen, ohne jede Konsequenz. Dazu die Ohnmacht der Träger der Gegenbewegung. Nun ja, wer erwartet irgendwas anderes? Etwa ein Wunder? Bewusstsein kommt nicht vom Himmel, es ist harte Arbeit an sich selber.

  4. Sehr guter Artikel. Herr Rauls versucht die Wirklichkeit zu sehen und nicht einfach immer die selben Denkmuster in Dauerschlaufe zu wiederholen. Die Welt verändert sich. Und zwar stetig. Ob einem das nun gefällt oder nicht.

    Es gibt immer noch Menschen, die ohne die alten Klassifizierungen und Gruppeneinteilungen nicht leben können ,sich hinter den immergleichen Theorien verstecken und sich selber darin gefallen, alte Klassiker zu rezitieren und anderen Menschen als einzige Weisheit vorzuhalten. So stehen sie sich der eigenen Freiheit und Individualität im Weg.

    Sie wähnen sich immer in der untersten Klasse und geben vor einen Kampf fürs Gute zu kämpfen und gefallen sich noch darin. Dafür kämpfen sie einen eigenen heroischen Kampf, der praktisch niemand mehr interessiert. Willkommen in der Wirklichkeit.

    • _Box sagt:

      Da, bitte schön. Da sie sich so sehr danach sehnen:

      Lieber Herr Rauls

      Das ist wieder ein erfrischend sachlicher Artikel von Ihnen.

      'Man verhilft aber nicht der Wahrheit ans Licht, indem diesen Sichtweisen alternative entgegen gestellt und diese als wahrer behauptet werden.'

      Alle anderen (Mainstream) der Lügen bezichtigten und das Gegenteil als 'alternative' Wahrheit zu verkaufen, bringt niemanden weiter. Verkrampfte Polemik und Herumheulen genau so wenig. Ausser den kurzen schnell verhallenden Applaus, von Menschen, welche dies gerne hören wollen, die Wahrheit aber schlussendlich egal ist.

      https://apolut.net/opfer-des-eigenen-denkens-von-ruediger-rauls#comment-284351

      Außer Phrasendrescherei, wie auch heute, ist da nichts. Die Realität die sie als so alternativlos darstellen ("There is no alternative", Margaret Thatcher) ist menschengemacht und sie kann von Menschen geändert werden. Und alle großen Dinge haben einen kleinen Anfang.

      Jetzt mag ich der Erste sein der einen guten Abend wünscht.

    • _Box sagt:

      Hey, den einen noch, dann wissen sie ja daß sie lügen, ich hatte ja beim Artikel von Herrn Froschauer auf Herrn Mausfelds Ausführungen verzichtet. Sie lesen also regelmäßig mit und wissen also daß ihre Darstellung von der Schweiz als Demokratie eine bewußte Irreführung ist.

  5. How - Lennon sagt:

    "Was aber ist das Ziel? Wohin soll all das führen, in welche Richtung bewegt sich die Entwicklung der Menschheit?"

    In Richtung Ausgleich, wie alles in der Natur.
    Der "Klassenkampf" ist nach WKll nur deswegen zum Quasi-Erliegen gekommen, weil die große Masse durch "Wirtschaftswunder" bis ca. in die 80er, Anfang 90er ruhiggestellt werden konnte. Selbstverständlich war dafür das bisher größte Geschenk der Natur verantwortlich:
    Das Erdöl und abhängig davon die Erfindung des Verbrennungsmotor, Auto, Flugzeug, Containerschiff etc.
    Das alles hat massig WIRKLICHE Jobs geschaffen und die Arbeiter wurden WIRKLICH gebraucht und gewürdigt.

    Auch zumindest äußerlich – also mal abgesehen von großer Macht – waren die Unterschiede zwischen der Masse und den wirklich Reichen und Mächtigen nicht mehr so krass. Zum einen weil viele der Mächtigen ihren Reichtum gar nicht zeigen (und leben), zum anderen weil auch der "kleine Mann" einen Mercedes und Porsche fahren konnte und n o c h kann, das "Eigenheim" sein Eigen nennen darf (obwohl es meist der Bank gehört) und statt der Luxusyacht immerhin ein schönes Segel- oder Motorboot besitzt.

    Jetzt erleben wir die nächste Abwärtsbewegung auf dem Zickzack-Weg hin zum Ausgleich.
    Die Hauptressourcen werden knapp – nicht nur das leicht zu fördernde Öl (konventionell), sondern auch energetisch hochwertige Kohle. Die Peaks wurden wohl schon in den 80ern (Öl) erreicht.
    Verwerfungen sind überall und zunehmend zu sehen, entsprechend zur exponentiellen Verschuldung (es hängt wirklich alles so offensichtlich zusammen!). Exzessive Überschuldung – also auch die persönliche – Slumbildung (wie hier schon vom Kollegen angesprochen), verkappte und subventionierte Massenarbeitslosigkeit (Mini-, Midi-, Teilzeitjobs, prekäre Anstellungen, Pseudo-Selbstständigkeit, verschleppte Insolvenzen, Dauer"rettungen" usw.), Umweltzerstörung insbesondere rasend schnelle Urwaldrodung, Versteppung, Monokultur, Verstädterung und Versiegelung (was wohl die wahren Gründe für zunehmende Dürren und Klima-Katastrophen sind – die fehlende Wasserspeicher-Funktion), abnehmende Biodiversität, exponentielle Zunahme an Psycho-Stress, Depressionen und dadurch verursachte tödliche Erkrankungen (Krebs, Herz-Kreislauf).

    Der Kollaps des Systems steht kurz bevor, eigentlich befinden wir uns schon in ihm.
    Die Zeiten werden est noch richtig turbulent.
    Meine Hoffnung bzw. mein Optimismus stützt sich aber darauf, dass der naturgesetzliche Prozess hin zum Ausgleich nicht einfach gestoppt werden kann. Die jetzt Mächtigen und Reichen (eben vor allem diese) werden genauso ihre Anlagen (also Glaubens- und Rechts-Konstrukte) verlieren wie der Mittelstand – die Besitzlosen sind dann zur Abwechslung mal wieder die Lachenden.
    Die Masse hat Blut bzw. Honig geleckt, also die Errungenschaften der Zivilisation.
    Das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Sie wird sich nicht mehr propagandistisch so aufstacheln lassen, dass sie sich gegenseitig abmetzelt und alles willenlos ausführt, was eine immer unglaubwürdigere Obrigkeit befiehlt. Das sehen wir aktuell. Mindestens ein Viertel denkt mittlerweile selbst. Und das ist erst der Anfang.

    Es ist in Wahrheit eben gar nicht so, dass die Gesellschaft da oben den Klassenkampf gewinnt (siehe Aussage Buffets) und völlig entspannt und wohlüberlegt handelt.
    Sie reagieren immer panischer, idiotischer und auffälliger, fast schon trotzig kindisch (Musk!) und erst Recht ihre Marionetten – diese erinnern schon fast an die "Schreienden Päpste" von Francis Bacon.

  6. _Box sagt:

    So so, die Bourgeoisie hat ihr Klassenbewußtsein abgelegt weil sie Turnschuhe trägt. Und wenn eine der Klassen nicht kämpfen kann oder soll, so wie von Herrn Rauls bevorzugt, ist der Ausgang ziemlich gewiss. Ungeachtet dessen, ob eine der Klassen sich erkennt oder auch nicht, ist aber die Gesellschaft immer noch eine der Klassen und die Bourgeoisie ist sich darüber sehr bewußt, schließlich haben sie genug internationale Vereine gegründet um das genau so zu bewahren. Nebenbei bemerkt, einer dieser Klassenbewußt-Unbewußten, der Turnschuhe trägt, trifft einen anderen Klassenbewußt-Unbewußten(?) der keine Turnschuhe trägt.

    Gemeint ist dieser:
    Heuern und Feuern – So sieht die Freiheit aus, die Musk meint
    17. April 2024 um 12:10
    Eine deutsche Illustrierte zeigt dieser Tage Mitgefühl – und zwar mit einem superreichen Firmenlenker aus den USA. Ihre empathische Schlagzeile lautet „Harte Zeiten für Tesla – Musk muss sich von mehr als zehn Prozent aller Mitarbeiter trennen“ – weltweit. In weiteren Medien wird angekündigt, dass folglich auch die Belegschaft des deutschen Werkes in Grünheide nahe Berlin mit Massenentlassungen rechnen muss. Die Begeisterung für den tatendurstigen, (seine) Freiheit über alles liebenden Amerikaner, der bislang von der deutschen Politik auf Händen getragen wird, könnte damit wohl in der brandenburgischen Region nach anfänglicher Begeisterung gen Nullpunkt sinken. Doch was nützt das Klagen? Der Geist ist aus der Flasche, die Dampfwalzenmentalität vor Ort samt amerikanischer Unternehmensphilosophie hat Vorfahrt. Auch die Renditen in Deutschland sind auf Rekordhoch, meldet der Deutschlandfunk (DLF). Ein Kommentar von Frank Blenz.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=113962

    Und hier trifft er sich mit einem anderen:

    Die andere Diplomatie: Elon Musk besucht China gleich nach Blinken
    29 Apr. 2024 21:50 Uhr
    Nach dem eher desaströsen Besuch des US-Staatssekretärs Antony Blinken in Peking, reiste überraschend Tesla-Chef und Multimilliardär Elon Musk in das Reich der Mitte. Empfangen wurde er mit offenen Armen und zeigt damit, wie Diplomatie funktionieren kann.
    Von Sergei Strokan
    (…)
    "China steht zu seinem Wort und wird weiterhin hart daran arbeiten, den Marktzugang zu erweitern, Dienstleistungen und Garantien zu stärken, ein besseres Geschäftsumfeld zu schaffen und die umfassende Unterstützung für Unternehmen mit ausländischem Kapital zu verstärken, damit Unternehmen aus der ganzen Welt reibungslos und nahtlos in China investieren können."
    Für den CEO von Tesla ist diese Anerkennung viel wert. Der Flug nach Peking hätte sich allein ihretwegen bereits gelohnt.
    Die Gigafactory Shanghai ist das Vorzeigeprojekt von Tesla und das größte in Bezug auf das Produktionsvolumen von E-Autos. Der chinesische Markt ist nach den USA der zweitgrößte Absatzmarkt für den Elektroautohersteller. Seitdem Tesla im Jahr 2019 in China eingestiegen ist und mit dem Bau seiner Anlage begonnen hatte, hat das Unternehmen bereits mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge in dem Land verkauft.
    Reuters berichtet, dass Musk bei seinem aktuellen Besuch die Einführung vollautomatischer Fahrsoftware auf dem chinesischen Markt sowie die Erlaubnis zur Übertragung von in dem Land gesammelten Daten ins Ausland zur Verbesserung der Fahrzeugsteuerungsalgorithmen besprechen will.

    https://de.rt.com/international/204213-andere-diplomatie-elon-musk-besucht-peking/

    Der Verzicht auf einen Kampf, realiter also auf eine Gegenwehr von unten, bedeutet die Unterwerfung unter das Diktat und wie das hier anklingt, der Anerkennung der Bourgeoisie als beste Freunde. Das zur Lösung der gemeinsam anstehenden Probleme. Probleme die nebenbei erwähnt aus der Lebensform der herrschenden Klasse entstanden sind und weiterhin daraus entstehen. Das bedeutet auch die Unterwerfung, ungeachtet des wahrlich zeitlos veranstalteten Gemetzels, unter die aktuell perverseste Agenda seit es die Menschheit gibt.

    Verbesserungen für die Mehrheit wurden immer in, mal längeren, mal kürzeren, sozialen Kämpfen errungen. Sie wurden nie von den Mächtigen gewährt. Das einzige Mittel zur Machtbegrenzung ist die Demokratisierung einer Gesellschaft.

    Die Lösungen sind also da, die sind so alt wie die Probleme, an der Umsetzung hapert es, was auch nicht neu ist. Von oben ist, wie bereits erwähnt, nichts zu erwarten außer einer Intensivierung des Kampfes.

    P.S.: „Es gibt kaum klassenbewusstes Proletariat mehr außer in Ländern wie China, Vietnam und Kuba, wo das Proletariat bereits die politische Macht errungen hat.“ Das muß ein Paralleluniversum sein.

    • GTMT sagt:

      "Das einzige Mittel zur Machtbegrenzung ist die Demokratisierung einer Gesellschaft."

      Es gibt KEINE Demokratie! Es hat sie nie gegeben & es ist noch utopischer als der Kommunismus…..
      Demokratie bedeutet auch, dass ALLE Menschen sich aktiv daran beteiligen müssten….aber man "müsste es auch wollen können"!

  7. yatman sagt:

    Leider wesentlicher Stelle sehr naiv.
    Das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse ist weitgehend zerstört worden – das ist richtig und ein wesentliches Problem für uns alle. Wie und in welchen Zeiträumen das geschehen ist erklärt Prof. Dr. Mausfeld in seinen Vorträgen sehr treffen.
    Die Annahme das diese Entwicklung auch für die „Bourgeoisie“, oder besser „Machteliten“, gilt ist gefährlich naiv.

    z.B. Vortrag Prof. Dr. Mausfeld: „Die Angst der Machteliten vor dem Volk„ – zu finden hier im Portal:* https://apolut.net/rainer-mausfeld-die-angst-der-machtelite/

  8. _hog sagt:

    Ja, Ruediger Rauls, die Geschichte der Klassenkämpfe ist auch ein Spiegelbild der Klassenstärke. Heute ist leider erkennbar, dass wir unterlegen sind.
    Der Klassengegner hat die Strippen fest in der Hand.
    Nicht nur Warren Buffet jubiliert ueber den jetzigen Zustand unserer Klasse, der Klasse der Besitzlosen an Produktionsmitteln.
    Die Esoteriker aller coleur fallen mit ein in den Gesang der Milliardäre; hatten diese doch alles gut vorbereitet, um nun die vorher verleumdeten Kommunisten/Sozialisten heuchlerisch zu bedauern.
    Es zählt heute das individuelle Wohlfuehlen, nicht mehr das kollektive Handeln gegen die Unterdrueckung und die Faschisierung der Gesellschschaften.
    Viele vertecken sich hinter Unwissenheit, um sich auf der Freud‘schen Couch auszustrecken.

    „Die Überwindung des Kapitalismus drängt sich immer mehr auf, weil er dem Vorankommen der Menschheit immer häufiger im Wege steht (…).“

    Daran kommen die ehrlichen Mitbewohner nicht vorbei. Das Elend, das der Kapitalismus befördert, man schaue nur einmal nach Nordamerika, wo Zeltstädte von Aussmassen entstehen, die man vor Kurzem noch als nichtdenkbar verortet hätte, zeigt immer grössere Dimensionen. Leider ist dieses sog. Lumpenproletariat auf Grund seiner Nichtbildung nicht in der Lage Klassenbewusstsein zu entwickeln.
    Und so wird die Spaltung weiter betrieben zwischen den Lumpenproletariern und den Teilen der Arbeiterklasse, die vom Kapital bestochen wurden, wie Lenin im „Imperialismus als …“ Faktenreich untersucht hat.

  9. vizero 13 sagt:

    Gleich am Anfang einen Fehler gefunden: Marx sagt nicht nur, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, sondern beschrieb auch die Gegenrichtung, nämlich dass das Bewusstsein das Sein bestimmt, es also da eine Wechselwirkung gibt, die schon immer gerne nur zur Hälfte benannt wird. Auch halbe Wahrheiten sind Lügen! Daran haben die letzten fast 100 jahre auch die linken Bewegungen Anteil gehabt und sind wohl unter anderem auch deswegen gescheitert.

    • vizero 13 sagt:

      Und noch was anzumerken: Die Herrschende Klasse der (Super)Reichen hart schon ein Klassenbewusstsein. Bei allen unterschiedlichen Interessen sind sie sich in Einem einig: den Erhalt und Ausbau ihrer Herrschaft. Und sie führen (wie Warren Buffet2006 sagte) den Klassenkampf gegen den Rest der Menschheit, den sie nur als Nutzvieh betrachten.

  10. Nevyn sagt:

    Welche Aussichten auf Erfolg wohl der Versuch hat, die Probleme von morgen mit dem Denken von gestern zu lösen?

    • rhabarbeer sagt:

      Hallo Nevyn

      gute Frage!

      Oder:
      Welche Aussichten auf Erfolg wohl der Versuch hätte, die Probleme im Jetzt mit den im Denken von gestern gefundenen `Lücken` zu lösen?

      … `Lücken` im Kern der verschiedenen `Systemfragen` und damit auch in den auf diese gefundenen / sich offenbarten Antworten?

      …und viele Grüße in die Runde

    • Bertram sagt:

      Das hört sich gut polemisch an, ist aber falsch. Wenn wir nicht an das Denken von gestern anknüpfen, werden wir in der Evolution des Denkens nicht vorankommen.

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