Standpunkte

Israelischer Großangriff auf den Iran | Von Wolfgang Effenberger

audio-thumbnail
Standpunkte 20250620 apolut
0:00
/2020.176

Cleverer Präventivschlag oder ordinärer Angriffskrieg mit Flächenbrandpotential?


Ein Standpunkt von Wolfgang Effenberger.

In der Nacht zum Freitag, den 13. Juni 2025, startete Israel einen Großangriff auf den Iran. Am Morgen des 13. Juni verkündete der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu in einer bei X veröffentlichten Videobotschaft, dass vor wenigen Augenblicken Israel mit der Operation 'Rising Lion' (1) eine gezielte Militäroperation eingeleitet habe, „um die iranische Bedrohung für das Überleben Israels zurückzudrängen. Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie nötig sind, um diese Bedrohung zu beseitigen. Jahrzehntelang haben die Tyrannen in Teheran unverfroren und offen zur Vernichtung Israels aufgerufen." (2)

Er sprach von einem "sehr erfolgreichen Eröffnungsschlag", in dem die "Herzstücke Irans getroffen wurden “ (3). Ihre völkermörderische Rhetorik hätten die Iraner mit einem Programm zur Entwicklung von Atomwaffen untermauert. Das israelische Militär bestätigte einen "präventiven, präzisen und kombinierten Angriff auf das iranische Atomprogramm". Laut israelischen Angaben sollen dabei hochrangige iranische Militärs getötet worden sein.

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat den Großangriff auf den Iran mit einer existenziellen Bedrohung des jüdischen Volkes begründet. Der israelische Armeesprecher Effie Defrin sagte, Israel habe zuletzt Anzeichen identifiziert, dass der Iran „erhebliche Fortschritte in Richtung nuklearer Fähigkeiten gemacht“ habe. „Das iranische Regime galoppiert in Richtung einer Atombombe“, sagte er. (4) Israels Belege für die Behauptung sind nicht bekannt – der Iran hatte Israels Vorwürfe stets dementiert.

Bekannt ist vielmehr, dass die Vereinigten Staaten noch mitten in Verhandlungen mit Iran über eine friedliche Beilegung des Atomkonflikts steckten; die nächste Verhandlungsrunde war – auf Seiten der USA unter Führung des Sondergesandten Steve Witkoff – für den 15. Juni 2025 in Oman geplant.

Nur wenige Stunden vor Israels Angriff hatte US-Präsident Donald Trump bekräftigt: „Wir setzen uns weiterhin für eine diplomatische Lösung der Atomfrage ein! Meine ganze Regierung ist angewiesen, mit Iran zu verhandeln.“ (5)

Dessen ungeachtet flog die israelische Luftwaffe in mehreren Wellen hatte verschiedene Ziele im Iran angegriffen, darunter Einrichtungen im Zusammenhang mit Atomenergie (Atomanlage Natanz), Verteidigung (Hauptquartier der Revolutionsgarden in Teheran), Ölanlagen in Täbriz sowie städtische Zentren und infrastrukturelle Ziele. (6) Dazu kamen gezielte Tötungen hochrangiger Militärs und Atomwissenschaftler. (7)  Die israelische Führung sprach von einem „Präventivschlag“ gegen mehr als 100 Ziele im Iran, darunter zentrale Anlagen des Atomprogramms und militärische Einrichtungen. (8)

Zwei Tage später hieß es in der New York Times unter Verweis auf eine ganze Reihe westlicher Experten,  (9) dass es Israel nicht darum gegangen sei, den Bau einer Atombombe zu verhindern, sondern vielmehr darum, den Verhandlungsprozess zum Scheitern zu bringen. Als eine Bestätigung für die Einschätzung wird gesehen, dass Israel in der ersten Angriffswelle Ali Shamkhani umbrachte; dieser hatte keine militärische Funktion inne und galt auf iranischer Seite als führender Kopf bei den Nuklearverhandlungen. (10)

Kaum vorstellbar, dass Trump nicht über diesen wirkmächtigen Angriff informiert war. Ein israelischer Regierungsbeamter hat nach Angaben der Jerusalem Post mitgeteilt, dass es „eine vollständige und lückenlose Koordination mit den Amerikanern“ gab. (11)

Laut Paul Craig Roberts heißt das im Klartext:  „Washington war beteiligt und hat gemeinsam mit Israel dem Iran den Krieg erklärt“ (12). 

Kein Ende von Präventiv- bzw. Vergeltungsschlägen?

Am 1. April 2024 hatte Israel einen gezielten Luftangriff auf das iranische Konsulatsgebäude in Damaskus, Syrien, durchgeführt. Dabei wurde Brigadegeneral Mohammad Reza Zahedi, ein hochrangiger Kommandeur der Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und der Quds-Einheit sowie 6 weitere IRGC-Offiziere (inkl. sein Stellvertreter) getötet. Als Antwort darauf griff der Iran am 13. April 2024 erstmals direkt israelisches Territorium an. Daraufhin kündigte Israel eine „klare Antwort an – der Angriff am 13. Juni 2025 soll die verspätete, aber gezielte Reaktion im Schattenkrieg zwischen Israel und Iran gewesen sein. Dieser Angriff markiert eine gefährliche Eskalation.

Israelische Quellen berichten, dass bei den Angriffen hochrangige iranische Militärs getötet wurden, darunter der Chef der Revolutionsgarden Hossein Salami, Generalstabschef Mohammed Bagheri sowie der Kommandeur der Luftstreitkräfte der Revolutionsgarde und der Chef des iranischen Raketenprogramms. (13)

Im Iran wurden nach unterschiedlichen Angaben am ersten Tag mindestens 78 Menschen getötet, darunter sechs wichtige Atomwissenschaftler und zahlreiche Zivilisten. Allein bei einem Angriff auf einen Wohnkomplex in Teheran sollen 60 Menschen, darunter 20 Kinder, ums Leben gekommen sein. (14)

Der Iran wertete den Angriff als "Kriegserklärung", forderte den UNO-Sicherheitsrat auf, sich sofort mit dem Thema zu befassen und reagierte mit massiven Raketen- und Drohnenangriffen auf Israel. Hunderte ballistische Raketen wurden abgefeuert, viele davon konnten vom israelischen Abwehrsystem abgefangen werden. Dennoch kam es zu schweren Schäden und weiteren Todesopfern in Israel, insbesondere durch Treffer auf Wohngebäude in Tel Aviv und Umgebung. (15)

In Israel wurden durch die iranischen Vergeltungsangriffe mindestens neun Menschen getötet und über 300 verletzt. Besonders betroffen war die Stadt Bat Yam südlich von Tel Aviv, wo nach einem Raketenangriff mindestens 35 Menschen vermisst werden. (16) Die Kämpfe gingen auch in den Folgetagen weiter, mit weiteren Angriffen beider Seiten auf militärische und zivile Ziele. (17)

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte Angriffe auf die Atomanlage Natanz. (18) UN-Generalsekretär Guterres warnte vor einem „regionalen Flächenbrand“.

Die EU blieb gespalten: Einige Staaten verurteilten Israel, andere unterstützten die Abschreckungslogik.

Zur Entscheidung für den Angriff - über den schon seit mehr als ein Jahrzehnt lang diskutiert wird - zu diesem Zeitpunkt trug sicherlich auch die Schwächung der iranischen "Achse des Widerstands" bei. Nach mehr als 20 Monaten Gaza-Krieg ist die islamistische Hamas deutlich dezimiert, ebenso die libanesische Hisbollah. Syrien dient seit dem Umsturz nicht mehr als Korridor für Waffenlieferungen des Irans an die Hisbollah. Nach einem israelischen Angriff im vergangenen Jahr gilt zudem die Luftabwehr des Irans als beschädigt.

Internationale Reaktionen auf Israels Angriff

Die internationale Gemeinschaft reagierte äußerst besorgt. Während die NATO die Angriffe als einseitige Eskalation Israels bezeichnete, (19) machten die USA den Iran für die Gesamtsituation verantwortlich und forderten einen schnellen Deal zur Beilegung des Atomstreits. (20). Die Vereinigten Staaten wurden zwar im Vorfeld informiert, waren aber laut eigenen Angaben nicht direkt an dem Angriff beteiligt. Sie unterstützten Israels Recht auf Selbstverteidigung, forderten aber ebenfalls Zurückhaltung, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. (21)

Der deutsche Bundesaußenminister Wadephul bekundete Solidarität mit Israel und betonte das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Gleichzeitig mahnte er, das völkerrechtliche Rahmenwerk zu beachten und warnte vor einer weiteren Eskalation. Deutschland setzt sich weiterhin dafür ein, dass Iran keine Atomwaffen erlangt. (22)

Frankreichs Präsident Macron bekräftigte Israels Recht auf Schutz und Sicherheit, rief aber gleichzeitig zu äußerster Zurückhaltung und Deeskalation auf, um die Stabilität der Region nicht weiter zu gefährden. (23)

China verurteilte Israels Angriff scharf und forderte die sofortige Einstellung aller riskanten militärischen Aktionen. China betonte die Verletzung der Souveränität, Sicherheit und territorialen Integrität des Iran durch Israel und sprach sich gegen eine Ausweitung des Konflikts aus. (24)

Russland und zahlreiche arabische Staaten verurteilten das israelische Vorgehen scharf und warnten vor einer weiteren Destabilisierung der Region.

In diesen Reaktionen spiegelt sich die tiefe Spaltung der internationalen Gemeinschaft wider: Während einige Staaten Israels Vorgehen als legitime Selbstverteidigung gegen eine nukleare Bedrohung sehen und auf Abschreckung setzen, warnen andere vor einer weiteren Eskalation und verurteilen die Verletzung iranischer Souveränität.

Seit knapp zwei Monaten verhandeln Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm. Zuletzt gerieten die Gespräche jedoch ins Stocken – Hintergrund sind erhebliche Meinungsunterschiede. Die USA fordern einen vollständigen Stopp der Urananreicherung, was Teheran als rote Linie betrachtet.

Eigentlich war für Sonntag den 15. Juni 2025, unter Vermittlung des Golfstaats Oman eine sechste Gesprächsrunde geplant. Nach Einschätzung von Beobachtern ist ein Treffen nach der jüngsten militärischen Eskalation äußerst unwahrscheinlich. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte einen Deal nur dann für akzeptabel erklärt, wenn er zur Zerstörung aller Atomanlagen im Iran führen würde. US-Präsident Donald Trump hatte sich gegen einen Angriff Israels im Iran ausgesprochen, solange die Verhandlungen noch laufen.

Israels Handlungen hätten nicht ohne Koordination und Genehmigung der USA erfolgen können, erklärte das iranische Außenministerium. Daher sei die US-Regierung als Hauptunterstützer Israels für die Konsequenzen mitverantwortlich. US-Außenminister Marco Rubio warnte in einer Pressemitteilung an die Führung in Teheran gerichtet: "Lassen Sie mich deutlich sein: Der Iran sollte US-Einrichtungen oder US-Personal nicht angreifen." (25) 

Die laufenden Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Iran wurden nach dem Angriff ausgesetzt. Die iranische Regierung sieht nach eigenen Angaben keinen Sinn mehr in weiteren Gesprächen, solange Israel militärisch gegen den Iran vorgeht. (26) Und das scheint noch lange weiterzugehen.

Netanjahu: Mit Angriff auf Iran "verteidigen wir auch unsere arabischen Nachbarn" 

Netanjahu weiter: "Der Iran und seine Stellvertreter haben versucht, Israel mit einem Feuerring einzukreisen und uns mit dem schrecklichen Angriff vom 7. Oktober anzugreifen, aber das israelische Volk, die israelischen Soldaten, haben sich wie Löwen erhoben, um unser Land zu verteidigen. Wir haben die Hamas zerschlagen. Wir haben die Hisbollah vernichtet. Wir haben iranische Stellvertreter in Syrien und im Jemen getroffen. Und als der Iran uns letztes Jahr zweimal direkt angegriffen hat, haben wir im Iran selbst zurückgeschlagen." (27)

Die Vorgeschichte wird von Netanjahu einfach weggelassen – sie ist aber in der restlichen Welt nicht vergessen.

Netanjahus Rückblick auf den „schrecklichen Angriff vom 7. Oktober“ 2023 durch die Hamas, in dessen Folge nun die Atomgespräche mit den Iran scheitern werden, lässt Erinnerungen an das von einer PLO-Splittergruppe PLF (Palestine Liberation Front) entführte Kreuzfahrtschiff Achille-Lauro“ (1985) und den folgenden Oslo-Prozess (1993) aufkommen. Vor den Augen der Welt wurde Leon Klinghoffer, ein 69-jähriger jüdischer Passagier im Rollstuhl, über Bord geworfen. Die Tat löste weltweit Empörung aus und zeigte die Brutalität palästinensischer Terrorgruppen. Der Vorfall schwächte die PLO unter Yassir Arafat, weil sie mit Terrorgruppen verbunden war. Die USA und Israel verurteilten die PLO scharf – was später mit dazu beitrug, dass Arafat in den 1990ern einen „moderateren“ Kurs einschlug (Oslo-Abkommen). Zudem hatten sich die Zeitumstände dramatisch verändert. Nach dem Kalten Krieg  zerfiel 1991 die Sowjetunion, während die USA zur einzigen Supermacht aufstieg. Zudem hatte die  1. Intifada (1987-1993) gezeigt, dass Israel die Palästinenser nicht dauerhaft unterdrücken konnte. Geheime Verhandlungen in Oslo führten schließlich zur gegenseitigen Anerkennung (PLO erkannte Israel an, Israel akzeptierte eine Palästinenserbehörde).

Vergleich der „Achille-Lauro“-Entführung (1985) zum 7. Oktober (2023):

Die Hamas-Massaker 2023 ähneln der Achille-Lauro-Entführung in ihrer Grausamkeit – aber mit viel größeren Ausmaßen.

1985 agierten die USA als neutrale Vermittler, verurteilten den Terror, blieben aber im Nahost-Konflikt grundsätzlich verhandlungsbereit (trotz PLO-Verbindungen der Attentäter).

2023 standen die USA eindeutig auf Israels Seite (militärische, diplomatische und finanzielle Unterstützung) und reagierten mit sofortiger Lieferung von Waffen und politischer Abschirmung Israels im UN-Sicherheitsrat, starteten aber keine direkte Militäraktion gegen Hamas/Iran. Blieben die USA 1985 dialogbereit (Oslo-Prozess folgte später), gab es 2023 keine Verhandlungen mit Hamas – nur Krieg. 1985 war der Iran ein „Regionalproblem“, heute ist er ein globaler Akteur mit Atomambitionen – die USA müssen vorsichtiger agieren. 

Damals wie heute zeigt sich: Extremistische Gewalt kann zwar kurzfristig Aufmerksamkeit erzwingen, aber langfristig Friedensprozesse zerstören.

Nach 2023 ist ein neuer Oslo-Prozess undenkbar: es scheint keine Lösung für eine Lösung in der Palästinafrage zu geben. Der Mord an Klinghoffer (1985) war ein Symbol für palästinensischen Terror, aber nicht der direkte Grund für das Scheitern späterer Friedensgespräche. Der Oslo-Prozess scheiterte letztlich an beiderseitigem Misstrauen, fortgesetztem fast 2 Jahre Siedlungsbau und Hamas-Terror.

Heute, nach dem 7. Oktober 2023, ist die Situation noch verfahrener – eine Lösung rückt in weite Ferne.

Drei Tage vor dem israelischen Großangriff auf den Iran durfte Vali Nasr, Professor für Internationale Angelegenheiten und Nahoststudien an der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies und Autor von "Iran's Grand Strategy" in der Hauspostille des einflussreichen US-amerikanischen "Council on Foreign Affairs" die Abhandlung "Das neue Gleichgewicht der Kräfte im Nahen Osten" veröffentlichen. Nasr ging eingangs auf US-Präsident Donald Trumps spektakuläre Reise nach Nah-Ost ein. In Riad traf Trump am 14. Mai 2025 erstmals den neuen syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa, zuvor bekannt als Abu Mohammed al-Golani. Al-Sharaa war vorher Anführer der islamistischen Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS), einem früheren Ableger von Al-Qaida. (28) Die USA hatten 2017 ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt, da er als „globaler Terrorist“ galt und seine Gruppierung für zahlreiche Terroranschläge und Gräueltaten in Syrien verantwortlich gemacht wurde. (29) Die HTS hatte im Dezember 2024 in nur wenigen Tagen maßgeblich zum Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad beigetragen. (30) Welche Kräfte standen hinter Abu Mohammed al-Golani? Trumps Treffen mit dem HTS-Führer war das erste persönliche Zusammentreffen zwischen einem US-Präsidenten und einem syrischen Staatschef seit 25 Jahren. (31) Trump forderte al-Sharaa dabei auf, die Beziehungen Syriens zu Israel zu normalisieren und palästinensische „Terroristen“ auszuweisen. Zudem sollte Syrien die Kontrolle über Internierungslager für IS-Kämpfer übernehmen, die bislang von kurdischen Kräften kontrolliert werden. (32) Das Treffen wurde als historisch bezeichnet und leitete eine mögliche Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Syrien ein. (33) Die leitende US-Nahostbeauftragte Barbara Leaf erklärte, dass die USA das Kopfgeld auf al-Sharaa nicht weiterverfolgen würden. Al-Sharaa habe zugesichert, dass von Syrien und den islamistischen Gruppen keine terroristische Bedrohung mehr für die USA oder ihre Partner ausgehe. (34) Das FBI hatte das Kopfgeld ursprünglich 2017 festgesetzt. (35) Das alles scheint in einem größeren Zusammenhang mit einer strategischen Neuausrichtung der US-Politik im Nahen Osten zu stehen. Trump kündigte an, die US-Sanktionen gegen Syrien aufzuheben, um dem Land einen „Neustart“ zu ermöglichen und Investitionen zu fördern. (36) Die USA sehen in der neuen syrischen Führung einen potenziellen Partner gegen den Einfluss des Iran in der Region. Israel steht der neuen Regierung jedoch weiterhin skeptisch gegenüber, insbesondere wegen deren islamistischer Vergangenheit. (37)

Trumps Reise im Mai 2025 sparte Israel aus und führte zu einem überraschenden bilateralen Waffenstillstand mit den Houthis im Jemen, ohne Israel zu konsultieren oder einzubeziehen. Zusammen mit Trumps Aufnahme direkter Gespräche mit dem Iran - ein Schritt, den Israel vehement ablehnt, die arabischen Führer am Persischen Golf jedoch begrüßten und sogar dabei halfen, ihn zu erleichtern zeigen laut Nasr, wie sehr sich das regionale Machtgleichgewicht seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verändert hat. (38)

Hält sich Trump nicht an das erwartete israelische Drehbuch? Das ist auf den ersten Blick nicht so leicht zu beantworten. Beim Blick auf die US-Langzeitstrategie wird manches klarer:

„Win in a Complex World 2020-2040“: zentraler Rahmen für die US-Armee-Planung.

Das im September 2014 veröffentlichte TRADOC Pamphlet 525-3-1 („The U.S. Army Operating Concept: Win in a Complex World, 2020-2040“) benennt explizit den Iran als Akteur künftiger Konflikte und beschreibt, wie Iran durch hybride Strategien, Unterstützung von Milizen und technologische Modernisierung die US-Interessen in der Region herausfordert. (39) In diesem Dokument wird den US-Streitkräfte befohlen in diesen beiden Dekaden die von Russland, China, Nordkoera und dem Iran ausgehende Bedrohung „abzubauen“.

Dieses Konzept bildet nach wie vor einen zentralen Rahmen für die US-Armee-Planung. Das Army Operating Concept (AOC) bleibt maßgeblich für die Entwicklung von Fähigkeiten, Strukturen und Doktrinen, um in einem zunehmend komplexen und von unterschiedlichen Bedrohungen geprägten Umfeld bestehen zu können. (40) Die AOC wurde in den Folgejahren weiterentwickelt, insbesondere im Hinblick auf Multi-Domain Operations (MDO), also das gleichzeitige Agieren in Land-, Luft-, See-, Cyber- und Weltraumdomänen in Bezug auf Gegner wie Iran, Russland oder China. (41)

Die Kernelemente des Konzepts – wie die Fähigkeit zur schnellen Anpassung, die Zusammenarbeit mit Partnern, die Bekämpfung hybrider Bedrohungen und die Vorbereitung auf urbane sowie technologisch anspruchsvolle Szenarien – sind weiterhin integraler Bestandteil der US-Armee-Strategie bis 2040. (42) Das Ziel bleibt, in einer komplexen Welt Konflikte zu verhindern, Sicherheit zu gestalten und Kriege zu gewinnen. Das ist die Sichtweise der Verfasser dieses Papiers. In Wirklichkeit geht es um eine weltweite Auseinandersetzung: Auf der einen Seite das Streben der USA nach einer unipolaren Weltordnung (Die „goldene Milliarde“ nach Borrell) und auf der anderen Seite die Menschen des globalen Südens, die nach einer multipolaren Friedensordnung streben. Die in TRADOC 525-3-1 von 2014 formulierten Leitlinien und das Ziel „Win in a Complex World 2020-2040“ werden weiterverfolgt und regelmäßig an die sich wandelnden sicherheitspolitischen Herausforderungen angepasst, wobei der Iran weiterhin als relevanter Akteur betrachtet wird. (43)

Da sich die Welt seit 2014 nachhaltig verändert hat – vor allem durch den Zusammenschluss der BRICS-Staaten – hat das TRADOC-Papier in dem Strategiepapier mit dem Titel "Strategische Sequenzierung, neu betrachtet" (Strategic Sequencing, Revisited) vom US-Thinktank "The Marathon Initiative", datiert auf den 18. Oktober 2024. eine leichte Überarbeitung erfahren.

Darin zeichnet der Verfasser Wess Mitchell, er war von 2017–2019 "Assistant Secretary of State for European and Eurasian Affairs" unter Präsident Donald Trump im US-Außenministerium ein ganz anderes Bild – eines, das die Ukraine, Europa und den kommenden globalen Großkonflikt in einen beunruhigenden Zusammenhang rückt. Mitchell schlägt deshalb ein zeitlich abgestuftes Vorgehen vor. Die USA scheinen 2025 noch nicht so weit zu sein, alle vier Gegner gleichzeitig zu bekämpften. Also streben die USA nun nach einer Aufgabenteilung: Die Europäer gegen Russland – und Israel nun gegen den Iran?

Aus Sorge, dass ein Militärschlag gegen den Iran die Vereinigten Staaten in einen kostspieligen Krieg hineinziehen würde, scheint der US-Präsident bisher dem israelischen Druck widerstanden zu haben, auf die Diplomatie zu verzichten und einen offenen Krieg gegen den Iran zu führen. Stattdessen hat er sich für eine neue Version von genau dem eingesetzt, was er während seiner ersten Amtszeit abgelehnt hat: ein Atomabkommen. Dabei wird er von den Golfstaaten unterstützt, die trotz ihres Widerstands gegen das frühere Abkommen nun ebenfalls für Diplomatie mit dem Iran sind. Seit Trumps Amtsantritt haben sich Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gegen einen Krieg ausgesprochen und sind als Vermittler zwischen Teheran und Washington aufgetreten.

Die wichtigsten Machthaber im Nahen Osten, darunter die arabischen Staaten, der Iran, Israel und die Türkei, haben sich in der Vergangenheit gegen die Vorherrschaft eines einzigen regionalen Akteurs gewehrt. Als die arabische Welt in den 1950er und 1960er Jahren unter dem Banner des arabischen Nationalismus nach der Vorherrschaft strebte, taten sich der Iran, Israel und die Türkei zusammen, um sie einzudämmen. Selbst nach der islamischen Revolution von 1979 stand Israel je nach dem regionalen Kräfteverhältnis dem Iran nicht reflexartig feindselig gegenüber. In den frühen Jahren des iranisch-irakischen Krieges der 1980er Jahre, als Saddam Husseins Irak die Oberhand gewann und sich als Anwärter auf die Führung der arabischen Welt aufspielte, belieferte Israel den revolutionär-islamistischen Iran mit Geheimdienstinformationen und Kriegsmaterial. Später, als der Iran zu einer aufstrebenden Macht wurde, schlossen sich die Israelis mit den arabischen Staaten zusammen, um ihn zu bekämpfen.

Jetzt, da Israel den Anspruch erhebt, die unangefochtene zentrale Macht in der Region zu sein, brauchen die arabischen Staaten und der Iran - und auch die Türkei - einander, um ein Gleichgewicht herzustellen. Zu den ersteren gehören Bahrain, Ägypten und Jordanien, die zwar keine diplomatischen Beziehungen zum Iran unterhalten, aber wie andere arabische Mächte ihr Engagement drastisch verstärkt haben. Vor allem die Golfstaaten sind zur Krücke des Irans bei den Atomverhandlungen mit den Vereinigten Staaten geworden. Die Golfstaaten wissen, dass sie in der Rivalität zwischen dem Iran und Israel der Preis sind. Israel will eine Achse mit der arabischen Welt, die den Iran eindämmen würde, und der Iran will Israel einen Fußabdruck auf der arabischen Halbinsel verwehren. Die Führer der Golfstaaten wollen ihrerseits eine regionale Ordnung.

Margaret MacMillan: Ukraine, Russia und die Lektionen des 1.Weltkriegs

Auf dem Eucharistie-Kongress in Lourdes formulierte nur wenige Tage vor dem 1. Weltkrieg der Erzbischof von New York:

Und einen Tag später erschien im The Minnespolis Journal eine Karikatur, die einen überdimensionalen US-Rekruten mit dem Koppel US-Crop zeigt, der von einem Rekrutierungsoffizier vereinnahmt wird.

Im weiteren Text ist zu lesen, dass sich mit US-Agrarprodukten im kommenden europäischen Krieg große Geschäfte machen lassen.

In dem Terroranschlag auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger am 28. Juni 1914 wird der Auslöser zum 1. Weltkrieg gesehen. Doch auch dieser Krieg wurde von langer Hand vorbereitet. Die Weichenstellung erfolgte bereits im Herbst 1887 durch den damaligen britischen Thronfolger Prinz Edward, der den 15. Herzog von Norfolk an den Heiligen Stuhl nach Rom schickte, um Papst Leo XIII. dazu zu bewegen, die schützende Hand von den gesalbten Häuptern Europas zu nehmen und sich der revolutionären Republik Frankreich anzunähern. Im Frühjahr 1888 wurde dann der junge russische Diplomat Alexander Iswolski akkreditiert, wenige Jahre später wurde dort der Grundstein für die Allianz Russland-Frankreich gelegt.

Die Terroristen, 18jährige Schüler, wurden vom serbischen Geheimdienst ausgebildet und nach Sarajewo geschickt. Auf informellen Papier wurden General Janković, der Vertraute des Premiers Pašic, der Major Tankosić sowie der Narodna Odbrana-Resident Boda Milanović angewiesen, den Schülern Waffen und Munition auszuhändigen:

Offizieller Übersetzungstext der Pašic-Anweisung: „2 Schüler des Ober-Realgymnasiums Triša des Mladen.....6 Bomben, 4 Revolver von der Narodna Odbrana dem Janković dem Boda Milanović und dem Tankosić, Vertrauensmann des zweiten, und dieser des dritten, in Trnovo, in Priboj, in Tuzla, in Sarajewo“ .

Im Frühsommer 1917 entstand im britischen Hauptquartier – die serbische Exilregierung war im Nebengebäude einquartiert – die Konvention von Korfu: Die Bildung eines südslawischen Vielvölkerstaats, der von den Briten auf den Trümmern Österreichs-Ungarns errichtet wurde (und 1999 wieder zerschlagen) wurde. Cui bono?

Laut Frau MacMillan ist der russische Präsident Wladimir Putin in die Ukraine einmarschiert, um eine nationale Demütigung – die vom Westen forcierte Auflösung der Sowjetunion – wiedergutzumachen. Unerwähnt bleibt das Sicherheitsbedürfnis Russlands, das eine weitere Nato-Erweiterung und den Beitritt der Ukraine zum Bündnis ausschließt. Putin geht es wie allen seinen Vorgängern vor allem um Mütterchen Russland. Deshalb schrieb er Mitte Dezember 2021 an die USA und an die NATO Briefe mit Vorschlägen für ein langfristiges Sicherheitsabkommen (zusammengefasster Inhalt):

1.     bestätigen, dass sich die Parteien nicht als Gegner betrachten,

2.     die Vereinbarung zur friedlichen Beilegung aller Streitigkeiten festigen und auf die Gewaltanwendung verzichten;

3.     keine zusätzlichen Militärs und Waffen außerhalb der Länder einsetzen, in denen sie sich ab Mai 1997 befanden, außer in Ausnahmefällen mit Zustimmung Russlands und der NatoMitglieder;

4.     alle militärischen Aktivitäten der Nato in der Ukraine, Osteuropa, Südkaukasus und Zentralasien unterlassen;

5.     keine Mittel- und Kurzstreckenraketen dort stationieren, wo sie das Territorium der anderen Partei treffen können;

6.     keine Übungen und andere Manöver über eine Brigade hinaus in der vereinbarten Grenzzone durchführen, regelmäßig Informationen über militärische Übungen austauschen;

7.     sich verpflichten, keine Bedingungen zu schaffen, die von der anderen Partei als Bedrohung angesehen werden können;

8.     „Notrufnummer“ für Notfälle bereitstellen. (47)

Die anschließenden Verhandlungen liefen ins Leere. Das kam nicht überraschend! Der noch amtierende US-Außenminister Blinken äußerte sich am 3. Januar 2025 zu den Kriegsvorbereitungen in der Ukraine vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 wie folgt:

„Wir haben dafür gesorgt, dass wir, lange vor der russischen Aggression, beginnend im September [2021 W.E.]- die russische Aggression ereignete sich im Februar - ab September und dann wieder im Dezember, leise viele Waffen in die Ukraine brachten, um sicherzustellen, dass sie das in der Hand hatten, was sie brauchten, um sich zu verteidigen. Dinge wie Stingers, die sie verwenden konnten, waren entscheidend dafür, Russland davon abzuhalten, Kiew über das Land zu rollen, es von der Karte zu löschen, und entscheidend dafür, die Russen tatsächlich zurückzudrängen".  (48) 

Wahrnehmung des israelischen Angriffs in Deutschland 

Die deutsche Billigung des israelischen Angriffskriegs gegen Iran und der Staatsmorde an iranischen Zivilisten ist der Endpunkt von geduldeten Verbrechen, wie sie deutsche Regierungen verschiedenster Couleur in der Vergangenheit vor allen den USA haben zukommen lassen. So tolerierte etwa die damalige rot-grüne Bundesregierung ab dem Herbst 2001 die Verschleppung von Verdächtigen in Folterverliese, wie sie damals unter Führung der CIA im Namen des sogenannten Kriegs gegen den Terror an zahlreichen Muslimen begangen wurde, darunter nachweislich Unschuldige. (49) In eine ganze Reihe von Fällen war Berlin sogar aktiv involviert; verantwortlich war unter anderem der damalige Chef des Bundeskanzleramts, der wie alle Amtsträger in seiner Funktion für den Auslandsnachrichtendienst zuständig war – Frank-Walter Steinmeier. (50) In späteren Jahren tolerierten die Große Koalition und die auf sie folgende Koalition aus Union und FDP die Drohnenmorde an Terrorverdächtigen im Ausland, die die US-Regierung ganz besonders unter Barack Obama in neue Dimensionen steigerte. (51)

So verwundert es nicht, wenn sich heute deutsche Regierungsvertreter, Parteisprecher und Medien hüteten vor einem Vergleich zwischen 24. Februar 2022 und 13. Juni 2025 hüten.

Die Frage, ob es sein könne, dass die Freunde aus Israel den souveränen Staat Iran unprovoziert militärisch angegriffen haben, wurde erst gar nicht gestellt. Im Fall Ukraine forderte die Logik der meisten Parteivertreter im deutschen Bundestag, den angegriffene Staat mit allen deutschen Möglichkeiten, auch militärisch zu unterstützen, den Agressor mit Sanktionen zu belegen, dessen Guthaben EU-weit einzufrieren, alle Handelsbeziehungen abzubrechen, die Diplomaten auszuweisen und darüber zu diskutieren, ob dem angegriffenen Land Luftabwehrraketen der Firma Diehl Defense und Taurus-Marschflugkörper zu Verfügung gestellt werden müssten, um sich gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe auf die Zivilbevölkerung wehren zu können. Der ehemalige Gewerkschaftsfunktionär Herbert Krüger (SPD) bat seine Fraktion, das Dilemma vom guten und bösen Angriffskrieg aufzulösen. (52)

Flaggenparade am Münchner Rathaus am Nachmittag des 13. Juni 2025

Links neben dem Glockenspiel die Flagge Israels, links daneben die Flagge Münchnerinnen für Frieden, daneben (nicht im Bild) die Flagge der Ukraine

Die Spitze der Stadt München scheint nicht in der Lage zu sein, dieses Dilemma zu lösen-

Wäre nicht eine überdimensionale Friedenstaube sinnstiftender als die Flaggen der Ukraine und Israels?

Durch den israelischen Angriff ist die Lage im Nahen Osten hochgradig instabil

Der israelische Großangriff vom 13. Juni 2025 war ein gezielter Schlag gegen das iranische Atomprogramm und zentrale militärische Strukturen. Der Iran reagierte mit Raketenangriffen auf Israel. Die internationale Gemeinschaft warnte sofort vor einer weiteren Eskalation, während diplomatische Bemühungen zur Deeskalation bislang erfolglos blieben.(54)

Bevor US-Präsident Donald Trump vom G7-Gipfel in Kanada vorzeitig nach Washington zurückkehrte, schrieb er: "Der Iran darf keine Atomwaffen haben" und forderte "Jeder sollte Teheran sofort evakuieren"(55). Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte auf dem Gipfel "größten Respekt" für den Mut Israels, den Iran anzugreifen. Die Führung in Teheran habe "Tod und Zerstörung über die Welt gebracht"; (56) weiter sagte er: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle“. Mit dieser Aussage offenbart der deutsche Bundeskanzler höchst gefährliche Geschichtsdefizite:

Um die Israel/Iran-Konfrontation zu verstehen, ist eine Rückblende bis zum 1. Weltkrieg unentbehrlich. Im Iran enden gegenwärtig alle Demonstrationen gegen äußere Feinde mit dem unvermeidlichen "Tod für Großbritannien! Tod für die USA! Tod für Israel! Laut des investigativen Analysten Thierry Meyssan ist das ein Schrei, der aus der Tiefe des Leidens der Perser seit dem Ersten Weltkrieg kommt: „Obwohl wir im Westen uns dessen nicht bewusst sind, war der Iran in den Jahren 1917-1919 in der Tat Opfer des wichtigsten Völkermords des Ersten Weltkriegs" . (57)

Zwischen einem Viertel und einem Drittel der Iraner, also 6 bis 8 Millionen von 18 bis 20 Millionen Menschen, starben an Hunger. Der Iran wurde, obwohl ein neutrales Land, vor dem Hintergrund der Rivalität zwischen Bolschewiki und den Osmanen von den britischen Armeen zermalmt. Dieser Horror hinterließ eine traumatische Erinnerung, die im Iran immer noch sehr präsent ist. Für einen Iraner besteht kein Zweifel daran, dass das Vereinigte Königreich der erste Feind seines Landes ist.

Die im ersten Weltkrieg entfachten Konflikte sind weltweit bis heute ungelöst. Ein tragfähiger weltweiter Frieden wird sich nur verwirklichen lassen, wenn diese Konflikte aufgearbeitet und gerecht gelöst werden.

Inzwischen ist die militärische Lage hochdynamisch, mit fortgesetzten israelischen Luftangriffen auf iranische Ziele und fortlaufenden iranischen Raketenangriffen auf Israel. Israel hat nach eigenen Angaben die Oberhand in der Luft und schwächt Irans militärische Infrastruktur massiv, während der Iran weiterhin Raketen abfeuert.

Die internationale Gemeinschaft warnt vor einer weiteren Eskalation und fordert eine sofortige Waffenruhe,(58) wobei die meisten internationalen Experten und Quellen davon ausgehen, dass der Krieg zwischen Israel und Iran mindestens mehrere Wochen, möglicherweise aber auch deutlich länger andauern könnte. Eine schnelle Lösung oder Deeskalation ist nicht in Sicht, und die Gefahr eines langwierigen, verlustreichen Konflikts bleibt hoch. (59) 

Daneben gerät die „Apokalypse“ in Gaza in Vergessenheit, obwohl die  UNO vor einem komplettem Zusammenbruch der Versorgung (Hunger, Cholera-Gefahr) warnt. Für die geschundenen Zivilisten gibt es keine Fluchtmöglichkeit, da Ägypten die Grenze geschlossen hält.

Die beschämend verhaltene Reaktion der westlichen Öffentlichkeit auf das inhumane und aggressive Vorgehen Israels zeigt, dass es auch im Fall der Ukraine nicht um die Solidarität mit der Bevölkerung geht, sondern allein geostrategische Interessen verfolgt werden.

Durch den Angriff auf den Iran, der ja seit 9/11 mit 6 anderen Ländern auf der Zerstörungsliste der USA steht, wird einmal mehr der Zusammenhang all der kriegerischen Konflikte mit der großen geostrategischen Planung der USA deutlich, siehe TRADOC 525-3-1 „Win in a Complex World 2020-2040“.

Postskriptum:

Die aktuellen Berichte von der Pressekonferenz am späten Abend des 19. Juni 2025 sorgen für ein vorläufiges Aufatmen: US-Präsident Donald Trump hat nicht wie erwartet den Kriegseintritt er USA verkündet, sondern will erst in 2 Wochen entscheiden, ob die USA an der Seite Israels militärisch gegen den Iran eingreifen werden.

Vorsichtshalber haben die USA begonnen, Personal aus ihrer Botschaft in Bagdad zu evakuieren; der wichtige US-Luftstützpunkt al-Udeid in Katar wurde bereits fast vollständig geräumt.

Die Lage bleibt angespannt, denn der Iran stellt sich militärisch als stärker heraus als erwartet. Man darf davon ausgehen, dass die USA im Moment noch keinen globalen Krieg riskieren wollen.

Anmerkungen und Quellen:

Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete "atomare Gefechtsfeld" in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm „Schwarzbuch EU & NATO“ (2020) sowie "Die unterschätzte Macht" (2022)

1) https://www.focus.de/politik/ausland/eskalation-in-nahost-israel-greift-den-iran-an-was-wir-wissen-und-was-nicht_2fc033f5-8fd3-416f-8aac-8fd9d2e37484.html

2) https://www.focus.de/politik/ausland/irans-herzstueck-getroffen-netanjahu-haelt-historische-rede-zum-iran-angriff_28e54a91-2600-45be-9acd-529524a45b39.html

3) Ebda.

4) https://web.de/magazine/politik/nahostkonflikt/eskalation-israel-iran-droht-grosser-krieg-41074378

5) How Israel’s Strike on Iran Is Affecting Global Markets. newsweek.com 13.06.2025.

6) https://www.tagesschau.de/ausland/asien/angriffe-israel-iran-100.html

7) https://www.dw.com/de/israel-und-iran-%C3%BCberziehen-sich-mit-neuen-angriffen/a-72914686

8) https://www.dw.com/de/israels-angriff-auf-iran-fl%C3%A4chenbrand-in-nahost/a-72897596

9) Farnaz Fassihi, Ronen Bergman, Aaron Boxerman: Israel Killed Iran’s Top Chain of Command in One Night. nytimes.com 12.06.2025

10) Diplomacy with Iran is damaged, not dead. nytimes.com 15.06.2025

11) https://www.jpost.com/israel-news/article-857590

12) https://www.paulcraigroberts.org/2025/06/14/iran-the-unready/

13) https://www.jpost.com/israel-news/article-857590

14) https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/eskalation-in-nahost-iran-feuert-neue-welle-von-raketen-auf-israel-ab-10586281.html

15) https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/eskalation-in-nahost-iran-feuert-neue-welle-von-raketen-auf-israel-ab-10586281.html

16) https://www.spiegel.de/ausland/israel-iran-news-sieben-tote-und-mehr-als-hundert-verletzte-durch-neue-iranische-angriffswelle-a-0e856870-8bf0-4692-86f6-5a9bf4a9ca9f

17) https://www.tagesschau.de/ausland/asien/angriffe-israel-iran-100.html

18) https://www.deutschlandfunk.de/israel-iran-angriff-krieg-atomprogramm-100.html

19) https://www.deutschlandfunk.de/israel-setzt-angriffe-auf-iran-fort-trump-und-putin-telefonieren-100.html

20) https://www.dw.com/de/israels-angriff-auf-iran-fl%C3%A4chenbrand-in-nahost/a-72897596

21) https://en.wikipedia.org/wiki/June_2025_Iranian_strikes_against_Israel

22) https://www.deutschlandfunk.de/iran-fuehrt-gegenangriff-aus-zahlreiche-raketen-auf-israel-abgefeuert-100.html

23) Ebda.

24) https://www.deutschlandfunk.de/iran-fuehrt-gegenangriff-aus-zahlreiche-raketen-auf-israel-abgefeuert-100.html

25) https://web.de/magazine/politik/nahostkonflikt/eskalation-israel-iran-droht-grosser-krieg-41074378

26) https://www.dw.com/de/israels-angriff-auf-iran-fl%C3%A4chenbrand-in-nahost/a-72897596

27) https://www.focus.de/politik/ausland/eskalation-in-nahost-israel-greift-den-iran-an-was-wir-wissen-und-was-nicht_2fc033f5-8fd3-416f-8aac-8fd9d2e37484.html

28) https://www.thepioneer.de/originals/others/articles/ein-ex-terrorist-wird-staatsgast-wer-ist-ahmed-al-sharaa; https://www.wsws.org/de/articles/2025/05/18/tfwj-m18.html

29) https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/syrien-us-diplomatin-trifft-neuen-machthaber-al-sharaa-110189191.html

30) https://www.oe24.at/welt/10-millionen-dollar-kopfgeld-auf-syriens-milizenfuehrer/615562180

31) https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-05/syrien-donald-trump-al-scharaa-treffen-israel-saudi-arabien

32) https://www.n-tv.de/politik/US-Praesident-Donald-Trump-trifft-Syriens-Ubergangs-Staatschef-Ahmed-al-Schaara-Junger-attraktiver-Kerl-article25768330.html

33) https://www.tagesschau.de/ausland/asien/trump-riad-106.html

34) https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/syrien-us-diplomatin-trifft-neuen-machthaber-al-sharaa-110189191.html

35) https://www.zeit.de/politik/2024-12/kopfgeld-syrien-hts

36) https://www.mena-watch.com/treffen-trump-al-sharaa/

37) https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-05/syrien-donald-trump-al-scharaa-treffen-israel-saudi-arabien

38) https://www.foreignaffairs.com/israel/new-balance-power-middle-east-iran?utm_medium=newsletters&utm_source=twofa&utm_campaign=The%20New%20Balance%20of%20Power%20in%20the%20Middle%20East&utm_content=20250613&utm_term=EWZZZ005ZX

39) https://api.army.mil/e2/c/downloads/367967.pdf

40) https://www.ausa.org/sites/default/files/DR-15-1-The-Army-Operating-Concept-2020-2040-Winning-in-a-Complex-World.pdf

41) https://adminpubs.tradoc.army.mil/pamphlets/tp525-4-1.pdf

42) https://www.ausa.org/sites/default/files/DR-15-1-The-Army-Operating-Concept-2020-2040-Winning-in-a-Complex-World.pdf

43) https://www.ausa.org/sites/default/files/DR-15-1-The-Army-Operating-Concept-2020-2040-Winning-in-a-Complex-World.pdf

44) https://www.foreignaffairs.com/ukraine/how-wars-dont-end

45) https://www.foreignaffairs.com/ukraine/how-wars-dont-end

46) Siehe dazu Wolfgang Effenbergers Trilogie Europas Verhängnis 14/18. Höhr-Grenzhausen 2018/19

47) fi-nottuln.dfg-vk.de/wp-content/uploads/sites/27/2021/12/Entwurf-eines-Friedensvertrags-Russland-Westen-17-12-2021.pdf

48) https://www.nytimes.com/2025/01/04/magazine/antony-blinken-interview.htmHerbert

49) https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10016Jun

50) https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/6517/

51) Ebda.

52) Herbert Krüger, mail vom 14. Juni 2025

53) Aufgenommen und zugeschickt von Günter Gericke

54) https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/eskalation-in-nahost-iran-feuert-neue-welle-von-raketen-auf-israel-ab-10586281.html; https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/israel-vs-iran-droht-jetzt-ein-grosser-krieg,Uo0Ppnk; https://www.dw.com/de/israels-angriff-auf-iran-fl%C3%A4chenbrand-in-nahost/a-72897596

55) https://www.msn.com/de-at/nachrichten/other/massive-verlegung-von-us-milit%C3%A4rjets-steht-ein-schlag-gegen-den-iran-bevor/ar-AA1GU9W8?ocid=msedgdhp&pc=U531&cvid=c09ae997c8ae42028c86675a904e5f0e&ei=26

56) https://www.zeit.de/politik/2025-06/friedrich-merz-drecksarbeit-israel-iran-g7

(57) https://www.voltairenet.org/article222464.html

58) https://www.longwarjournal.org/archives/2025/06/israel-widens-air-campaign-hits-irans-critical-infrastructure-propaganda-hubs-june-15-16-updates.php; https://www.euronews.com/2025/06/13/iran-conflict-to-test-israels-high-tech-arsenal

59) https://de.investing.com/analysis/iran-gegen-israel-kommt-es-zur-sperre-der-wichtigsten-lroute-der-welt-200499282; https://www.freiheit.org/de/israel-und-palaestinensische-gebiete/eskalation-zwischen-israel-und-dem-iran-hintergruende-und

+++

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++

Bildquelle: RnDmS /Shutterstock


+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin: https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung

Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/

+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte in den Sozialen Medien. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.

+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/

+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut

Effenberger Trump Shamkhani Zahedi israel netanjahu PLO Vali Nasr al-Sharaa