Ein deutscher Herbst steht an

Ein Kommentar von Dirk C. Fleck.

Was für ein Sommer! Die Tage zwinkern uns morgens zu, als könne sie kein Wässerchen trüben. In eine Gloriole aus gleißendem Licht gehüllt wirken sie wie ein einziges Versprechen. Aber ein Versprechen worauf? Auf die Zukunft? Nein, nein, das kann nicht sein. Ein deutscher Herbst steht an. Und die Sorge, dass dieses in Willfährigkeit geübte Volk sich wieder maskiert und mit dem Zeigefinger auf alles deutet, was dem zu erwartenden Impfterror tapfer widersteht, ist mehr als berechtigt. Alle drei Monate sollen wir nun künftig an der Nadel hängen. Und die Gedankenpolizisten in den Redaktionsstuben der Besitzenden werden auch diesmal jede begründete Mahnung, jeden wissenschaftlichen Einwand gegen den mörderischen Wahnsinn im Keim ersticken.

Gestern war ich zur Kontrolluntersuchung bei meinem Chirurgen. Alles okay mit der Hüfte. Sitzt super. Normalerweise wäre der Besuch nach diesem Befund beendet gewesen, aber aus irgendeinem Grund kamen wir auf die Covid-Maßnahmen zu sprechen. Wir quatschen noch eine Stunde über den unfassbaren Marsch in den Faschismus, dem wir gerade beiwohnen müssen. „In Amerika läuft das anders,“ sagte mein Arzt und erzählte von einer Gemeinschaftsaktion in Shasta County, California. 45 Prozent aller Familien halten ihre Kinder inzwischen davon ab, die öffentlichen Schulen zu besuchen, solange der Impf- und Maskenzwang dort aufrecht erhalten wird. Ingesamt zeigen sich 80 Prozent der dortigen Bevölkerung gegenüber den Covid-Maßnahmen skeptisch. Anwälte der Organisation ICAN haben die Bedenken der Menschen in einem Brief an die California Health and Human Services Agency zusammen gefasst und darauf hingewiesen, dass die öffentlichen Schulen des Countys Gefahr laufen, 70 Prozent ihrer Schüler zu verlieren. „Diejenigen unter den Eltern, die selbst entscheiden wollen, was für ihre Kinder gut ist und was nicht, sind ganz sicher nicht in der Minderheit“, heißt es in dem Schreiben.

Kann man sich so etwas in Deutschland vorstellen? Schwer. Obwohl der Unmut über die Willkürpolitik unserer jämmerlichen Regierung immer spürbarer wird. Aber solange es den „Qualitätsmedien“ gelingt, das Volk glauben zu lassen, dass der Gasabschneider Habeck und die kriegsgeile, dummdreiste Baerbock unsere beliebtesten Politiker sind, ist die Reifeprüfung, was das eigene Urteilsvermögen betrifft, noch nicht bestanden.
In den alternativen Medien und auf Friedensfestivals spricht man ja gerne von der „Menschheitsfamilie“. Ich nenne sie mal die Dicken und die anderen. Mir ist schon klar, wie das mit der Menschheitsfamilie gemeint ist. Mir ist auch klar, welche Sehnsucht in dieser Vorstellung versteckt ist. Diese Sehnsucht ist nicht tot zu kriegen. Sie steckt seit Jahrhunderten in allem, was Zeugnis davon ablegt, wie wir eigentlich gemeint waren: sie gibt darüber in der Literatur Auskunft, in der Musik, der Malerei, der Bildhauerei, eigentlich in allem, was Geist und Herz auszudrücken vermögen. Sie kommt mir vor, wie ein unschuldiges Kind, das am Arm der Menschheitsgeschichte über ein nicht entenwollendes Schlachtfeld gezerrt wird. Mit dem Begriff „Menschheitsfamilie“ wurde nun erneut ein Schlagwort gefunden, mit dem die Träumer den roten Faden der Liebe wieder aufgenommen haben.

You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one

Von der Arztpraxis zu mir nachhause sind es fünfzehn Minuten zu Fuß. Auch dieser Tag war wieder in eine Gloriole aus gleißendem Licht gehüllt. Die sich im Wind wiegenden Blätter der Ahornbäume glitzerten in den Sonne wie lackiert. Unter einem dieser Bäume stand ein Straßenmusiker und spielte den Country-Klassiker “Me and Bobby McGee“. Ziemlich gut, wie ich fand. Die Menschen, die sich ihm näherten, erhöhten ihre Schrittfrequenz und senkten den Kopf, als seien sie gerade einem Hubschrauber entstiegen. In seinem Gitarrenkoffer lagen siebzig Cent. Die Hälfte der jungen Menschen, die gerade aus der Schule ins Freie strömen, trugen ihre Masken wie Schwimmflügel über dem Ellbogen.

Früher haben mich die Menschen in den Straßen noch berührt, gelegentlich haben sie mir sogar Angst gemacht, heute lassen sie mich gleichgültig. Mir scheint, als hätte man ihnen die Individualität gestohlen und sie in maximal siebenundzwanzig Formen gestanzt, die man sich ja leicht merken kann. Egal welche Gesichter sie tragen, eine dieser Formen passt immer. Wenn sich ihnen ein Rottweiler knurrend nähern würde, suchte man vergeblich nach einem Unerschrockenem, dem sich der Köter ja sofort zu Füßen legen würde.

Was ich eigentlich sagen will ist folgendes: bereits als Kind habe ich mich verzweifelt bemüht, mit ihnen klar zu kommen. Ich habe sie beobachtet, aber begriffen habe ich sie nicht. Nach dem Besuch der Journalistenschule durfte ich endlich mitmischen. Und das in meinem Traumberuf. Nach einer kurzen Phase der Euphorie fühlte es sich aber an, als hätte ich nach Jahren des Fußballtrainings die Lizenz zum Bobfahren bekommen. Das fantasievolle Gekicke auf dem grünen Rasen der Demokratie, wie ich es mir vorgestellt hatte, wich einem stringentem Kurs im Eiskanal, der keinerlei Spielraum ließ, wenn man nicht grandios scheitern wollte.

In dem kleinen Park am Isebekkanal saß ein junges Mädchen auf der Bank und steckte sich Blumen in die Springerstiefel, die sie auf der Wiese gepflückt hatte. Wiesenblumen, rot, gelb, weiß. Dann stand sie auf, schaute an sich herunter, trat einmal kräftig auf und marschierte mit ihren, die Köpfe schüttelnden Blümchen davon. Die kriegen sie nicht, da wette ich drauf.

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Dirk C. Fleck ist ein deutscher Journalist und Buchautor. Er wurde zweimal mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. Sein Roman “Go! Die Ökodiktatur” ist eine beklemmend dystoptische Zukunftsvision.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle:  Andrew Mayovskyy / shutterstock.com

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Kommentare (2)

2 Kommentare zu: “Ein deutscher Herbst steht an

  1. Genau wissend: es gibt immer ein Ende des Sturms.

    Danke

  2. TruthLee sagt:

    Baumkronen schaukeln im Wind, taumeln als wären sie blau. Baumeln hin und her, traumhaft, wie verzaubert, tanzen, wild wie im Rausch. Schwanken wie die Braut, die sich nicht traut, von links, nach rechts, nach links, wieder zurück, runter und rauf.
    Biegen unter dem Druck, von scheinbar unsichtbaren, doch womöglich tödlichen Kräften so flexibel, wie es ansonsten ausschließlich der Mensch vermag. Schauer ziehen auf.
    Lichtbögen zucken am Horizont vertikal richtung Boden, runter. Hellen die Dämmerung für Bruchteile eines Augenblicks auf.
    Einen Moment. Bitte. Vertrau.

    Die mürbende Hitze hechtet aus dem Park, flieht aus den Gassen, den Straßen. Böen pressen sich, in aneinander reihenden Druckwellen, zwischen aufgerissenen Fenster hindurch wenige Kubikmeter Raum, finden an der Rückseite des Hauses den Weg, zurück in das schützende, dunkle Rauschen des Sommernachtgewitters, hinaus.
    Nehmen alles mit.
    Lassen keine Widrigkeit zurück.
    Die Ödnis wechselt ihre Erscheinung, Donner grollt. Auch neben den Laternen kühl es ab.
    Keinem geht ein Licht auf.
    Noch bleibt es trist. Grau.

    Doch im Inneren,
    und im Auge des Sturms, wagt mancher den Blick nach vorne oder sogar hinauf.
    Nicht glaubend, möglich,
    sondern wissend, genau,
    dass nach dem was da jetzt noch kommt, wieder der Anfang wartet.
    Das Ende des Sturms.
    Und irgendwo auch, ein gemeinsamer Weg hier raus.

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