Die Legende der Prinzessin Zivilisation | Von Paul Soldan

Zivilisation – ein Wort, mit dem gemeinhin nur Positives verbunden wird. Zivilisation steht für Modernität, Fortschritt, hohe gesellschaftliche Entwicklung sowie für Frieden. Zudem betrachten die „zivilisierten“ Gesellschaften die „unzivilisierten“ häufig mit Überheblichkeit und Geringschätzung. Warum? Dieser Beitrag hinterfragt zum einen unser Verständnis von Zivilisation und beleuchtet zum anderen kritisch ihre Auswirkungen – sowohl für uns als Gesellschaft als auch für das Individuum an sich. Als künstlerisches Element dient dazu der immer wiederkehrende Bezug auf den Film „Die Legende der Prinzessin Kaguya“. Dieser verhandelt unter anderem genau jene Probleme, welche die Zivilisation hervorruft.

Ein Standpunkt von Paul Soldan.

Im Oktober 2022 traf ich am Viktoriasee auf einen Australier – nennen wir ihn Andrew. Er war in den letzten Jahren auf der Suche nach ergiebigen Minen für Industriemineralien viel in Ostafrika herumgekommen und hatte dementsprechend einiges zu erzählen. Den Weg zum Viktoriasee hatte er aber aus dem Grund auf sich genommen, um ein seltenes Auto, das auf der Welt nur in stark limitierter Auflage vorhanden war, zu erwerben. Wir unterhielten uns über allerlei verschiedene Themen – vorwiegend­­ jedoch über Afrika. Was er hier am meisten vermisse, sagte er, seien Zivilisation und Kultur. Dies sei auch Afrikas größtes Problem und der Grund, warum sich viele Länder auf dem Kontinent bis heute kaum entwickelt hätten und sich aufgrund ständiger Konflikte permanent bekriegten.

Ich teilte diese Sicht über Afrika nicht und hielt dagegen. Insbesondere die Aussage, dass Zivilisation dafür sorgen würde, dass sich die Menschen gegenseitig nicht mehr umbringen würden, sei doch nur eine Illusion, so meine Antwort. Schließlich sind die „zivilisierten“ Länder für weitaus mehr Morde verantwortlich als die „nicht zivilisierten“. Die jüngsten Beispiele wären doch unter anderem die westlichen Militärinterventionen in Jugoslawien, im Irak, in Afghanistan, Libyen und Syrien, im Jemen, in der Ukraine und nicht zu vergessen in Palästina. Bezüglich der Kriege und des Bluts, das den entwickelten Ländern an den Händen klebt, stimmte er mir zwar zu, nichtsdestotrotz wollte er nichts auf seine „heilige“ Zivilisation kommen lassen.

Die Legende der Prinzessin Kaguya

Nachdem ich den Viktoriasee verlassen hatte und im Bus zu meinem nächsten Ziel saß, tauchte in mir die Frage auf, warum die Zivilisation zu den größten Errungenschaften der Menschenheitsgeschichte gezählt wird. Der Begriff ist durchweg positiv konnotiert. Gibt es nicht aber einen Preis, den die Menschen für ihr zivilisiertes Leben zu zahlen haben? Wie sieht dieser konkret aus? Und während der Bus die staubige Landstraße entlangbrauste, ließ ich meine Gedanken schweifen, bis mir ein wunderbarer, sehr ästhetischer japanischer Animationsfilm in den Sinn kam, der unter anderem genau dieses Thema verhandelt: Die Legende der Prinzessin Kaguya.

Ein alter Bambussammler in den Bergen Japans findet während seiner täglichen Arbeit ein kleines Mondwesen in einem Bambushalm. Er hält es für eine Prinzessin, die ihm vom Himmel gesandt wurde und nimmt es mit nach Hause. Als er das Wesen seiner Frau zeigt, verwandelt es sich in ein neugeborenes Kind; der Bambussammler und seine Frau beschließen daraufhin, es aufzuziehen.

Das Mädchen wächst unverhältnismäßig schnell heran, sodass es nach kurzer Zeit das Alter und die Größe der Nachbarskinder erreicht. Von ihnen erhält es auch den Spitznamen „Kleiner Bambus“, da es so rasant wächst wie junger Bambus. Rasch freundet es sich mit den anderen Kindern – besonders mit einem Jungen namens Sutemaru – an und verbringt mit ihnen die Tage in den Wäldern der Umgebung. Was bei ihr von Anfang an unübersehbar ist, ist ihr Lachen, ihre Lebensfreude, ihre schier grenzenlose Energie sowie ihre Naturverbundenheit und die Liebe zum einfachen Leben. Sie läuft wie ein Wirbelwind herum und erfreut sich an ihrer Lebenskraft. Sie ist auf natürliche Weise glücklich und zeigt dies, indem sie ständig lacht, ohne dass es einen besonderen Grund erfordert. Sie befindet sich in Beziehung zu ihren Eltern und ihren Freunden und darf genau so sein, wie sie ist.

Einige Zeit später findet der alte Bambussammler eine Menge Gold und kurz darauf verschiedene edle Tücher – wie schon bei dem Mondwesen ebenfalls in einem Bambushalm. Dies deutet er als Zeichen des Himmels, dass die Prinzessin kein einfaches Bauernleben führen solle, sondern eines in Wohlstand und Ansehen. Infolgedessen beschließt er, in die Hauptstadt zu ziehen und ihr dort von dem Gold ein prächtiges Haus zu bauen.

Zivilisation und Kultur

Offizielle Definitionen zum Zivilisationsbegriff finden sich reichlich. Abgeleitet ist dieser von „zivil“ (bürgerlich) und stammt ursprünglich von dem lateinischen Wort „civis“ (der Bürger), so das Onlinelexikon Juraforum. Nach Meyers großem Konversationslexikon, inzwischen mehr als 100 Jahre alt, ist Zivilisation „die Stufe, durch die ein barbarisches Volk hindurchgehen muss, um zur höheren Kultur in Industrie, Kunst, Wissenschaft und Gesinnung zu gelangen“. Diese alte Definition offenbart zum einen, wie tief unser Verständnis von Zivilisation mit dem modernen Bürgertum verknüpft ist, und zum anderen zeigt sie große Parallelen zu Andrews Ansicht von Zivilisiertheit beziehungsweise von Unzivilisiertheit: Ein „Barbar“ ist gewalttätig, brutal, erbarmungslos – nicht zu einem geordneten und friedlichen Zusammenleben in der Lage. Ein zivilisierter Mensch dagegen hat sich unter Kontrolle, ist friedfertig, pflegt ein anständiges Benehmen sowie höfliche Umgangsformen und besitzt einen hohen Bildungsstand.

Bei diesem Verständnis wird jedoch häufig „zivilisiert“ mit „kultiviert“ vermischt. Gerade das Bildungsniveau ist Letzterem zuzuordnen; ebenso gilt als „kultiviert“ eine bestimmte gesellschaftliche und politische Haltung. Zusätzlich lässt sich wohl auch nicht leugnen, dass die Titulierung „kultivierter Bürger“ ein gewisses Statusgefühl hervorruft und dadurch ebenso wie der „zivilisierte Mensch“ Teil eines Gesellschaftsideals ist. Wie lässt sich nun aber Kultur von Zivilisation unterscheiden? Beide Wörter werden mitunter fast sinngleich verwendet. Darüber hinaus kann dem Begriff „Kultur“ nahezu alles zugeordnet werden: Von Kieler Woche, Hamburger Dom und Münchner Oktoberfest, über Brathering, Spätzle und Weißwurst bis hin zu Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“, Goethes „Faust“ und Beethovens „9. Sinfonie“.

Prinzipiell ist Kultur die Grundlage von Zivilisation und damit vom menschlichen Dasein nicht zu trennen, unabhängig wie „primitiv“ oder „unzivilisiert“ es auch sein mag. Kultur sind die Bräuche, Riten, Sitten sowie die Werte und Moral, die sich lokal durch den jeweiligen Lebensraum sowie die Lebensumstände entwickelt haben. Immanuel Kant bezeichnete Kultur als innere Moralität des Menschen. Darauf aufbauend ist Kultur „dann auch die ursprüngliche, in religiöse Vorstellungen eingebettete innere Moralität des Menschen, die sein Schuld- und Schamgefühl festlegt, sein Verhältnis zum anderen und zur Gemeinschaft, die die Riten und Rituale einer vom Individuum verinnerlichten Gemeinschaft ausmachen und die von seiner Beziehung zur Existenz des Menschen in seinem Kosmos und zum Göttlichen spricht“, so der in Kabul geborene Psychoanalytiker Josef Ludin. Laut ihm ist Kultur von Religion nicht zu trennen, da man „aus seiner Herkunft nicht austreten kann“. „Der Mensch ist per se ein Kulturmensch. Er lebt nicht von Brot allein, er ist in Kultur eingebettet.“

Die Zivilisation dagegen, so Ludin, „betrifft nicht die innere Moralität des Einzelnen und seiner Gemeinschaft“, sondern beziehe sich auf die äußere gesellschaftliche Ordnung, die daraus entstanden ist. Dazu zählen dann zum Beispiel moderne Staatsaufbauten, Rechtssysteme, Infrastruktur, öffentliche Verkehrsformen, Bildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung, Technologie und Wissenschaft sowie innere und äußere Sicherheit durch Polizei und Militär. Auch die Kunst, auf der Ebene, wo sie regionale Volkstümlichkeit verlassen und Universalität erlangt hat, zählt er zum „Ausdruck zivilisatorischer Ordnung“.

Eine edle Dame ist also kein Mensch!

Nachdem die Prinzessin ihr neues Zuhause in der Hauptstadt erreicht hat, wird der kleine Palast neugierig und aufgeregt erkundet. Enthusiastisch rennt sie durch die Gänge, klettert herum und erfreut sich an all den neuen Dingen, die es kennenzulernen gibt. So wirft sie zum Beispiel begeistert ihre neuen bunten Kleider in die Luft, sodass diese für sie einen leuchtenden Regenbogen erzeugen. Trotz der neuen Umgebung und des Verlusts ihrer Freunde ist ihr positives Wesen sowie ihr Lachen nach wie vor ungebrochen.

Am selben Tag wird ihr die Dame Sagami vorgestellt, die extra vom Kaiserhof engagiert wurde, um sie fortan zu einer edlen und vornehmen Dame auszubilden. Die täglichen Übungen werden von der Prinzessin zunächst nicht besonders ernst genommen. So schleicht sie sich bei der Übung, unauffällig und geräuschlos aufzustehen, davon, malt bei ihren Schriftübungen lustige Bilder und erzeugt auf der Koto eigene Klänge, anstatt die vorgegebene Melodie zu üben. Sie lässt sich ihren Spaß an allem, was sie tut, nicht nehmen und macht Quatsch – sehr zum Ärger ihrer Lehrerin.

Aufgrund des dauerhaften, konsequenten Umerziehungsprogramms kommt es dann jedoch zu einem Disput zwischen der Prinzessin und der Dame Sagami: Da die junge „edle Dame“ nicht nur wissen soll, wie sich eine solche zu benehmen hat, sondern auch wie eine aussehen soll, sollen ihr das Gesicht weiß geschminkt, die Augenbrauen ausgezupft sowie die Zähne schwarz gefärbt werden. Sie weigert sich und sagt, dass ihr ohne Augenbrauen der Schweiß in die Augen laufe und dass sie mit schwarzen Zähnen gar nicht mehr lachen könne. Die Antwort ihrer Lehrerin lautet, dass eine edle Dame es vermeide, zu schwitzen und zu lachen, und generell niemals Emotionen zeige. Daraufhin schreit die Prinzessin: „Eine edle Dame ist also kein Mensch!“, und flieht aus dem Zimmer.

Bald darauf soll zur Feier ihrer Volljährigkeit ein großes Bankett veranstaltet werden, wofür ihr von einem alten Mann aus den höheren Kreisen ihr endgültiger Name ausgesucht wird. Von ihrer Schönheit und Anmut überwältigt, gibt er ihr den Namen Prinzessin Kaguya, was „hell strahlend“ bedeutend. Für das Bankett hoch festlich gekleidet, verbringt sie dieses jedoch allein und einsam, getrennt von der Festtagsgesellschaft. Ihr Lachen ist mittlerweile weniger und ihr Gesicht ernster und trauriger geworden.

Der Preis der Zivilisiertheit

Zu den bekanntesten Zivilisationsforschern zählt der Soziologe Norbert Elias (1897 bis 1990), der den Zivilisationsprozess als „Zivilisierung“ bezeichnete. Diese sei eine „Veränderung des menschlichen Verhaltens und Empfindens in eine ganz bestimmte Richtung“; eine stets unvollendete Ausbildung von Verhaltensnormen, mit dem Ziel: Kontrolle von Aggression, zivilere Verkehrsformen und innergesellschaftliche Pazifizierung in Verbindung mit Entwicklungen von: materieller Kultur, gesellschaftlichen Institutionen sowie technisch-wissenschaftlichem Fortschritt.

Nach ihm ist dieser Prozess niemals abgeschlossen und passt sich stets den Gegebenheiten der jeweiligen Zeit an; insbesondere die Verhaltensregeln innerhalb eines Systems, da unsere heutige Gesellschaft eine andere „Modellierung des psychischen Apparats“ benötige. So ist eine große Selbstkontrolle des Individuums vonnöten, die gesellschaftlichen Normen einzuhalten, damit das System stabil bleibt. Elias nennt dies „Selbstzwangapparatur“.

Um sicherzustellen, dass die Normen befolgt werden, befindet sich eine Gesellschaft im Besitz verschiedener Werkzeuge; eines davon ist der Staat als Gewaltmonopol. Aufgrund der größeren Verflechtung ist es in Gesellschaften, in denen eine solche Monopolinstitution vorhanden ist, dem Einzelnen besser möglich, seine Triebe und Affekte zu unterdrücken. Laut Elias führe das zu einer „leidenschaftsloseren Selbstbeherrschung“, demgegenüber steht dafür eine größere Sicherheit. Jedoch zwingt dieses gesellschaftliche Umfeld die Menschen automatisch zu einer starken Selbstbeherrschung. Das Individuum befindet sich in einem Modus, seine Außenwelt permanent zu scannen, um das gesellschaftlich korrekte Verhalten einzuhalten.

Elias gelangte zu der Schlussfolgerung, dass eine „zivilisiertere“ Gesellschaft ohne eine gewisse Selbstkontrolle nicht entstehen kann. Dies würde auch stets zu „Zwangshandlungen und anderen Störungserscheinungen“ führen, was seiner Ansicht nach eine Erklärung für das Entstehen psychischer Störungen ist. Erwähnt sei hier noch, dass die „zivilisiertere“ Welt deutlich stärker mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hat als die „weniger zivilisiertere“ Welt – wobei der Mangel an entsprechenden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten eine erhebliche Dunkelziffer verursachen dürfte.

Ich bin eine Fälschung!

„Von nun an verbrachte Prinzessin Kaguya, fast so, als wäre sie ein anderer Mensch geworden, ihre Tage in aller Stille mit Schreibübungen und gab das Herumturnen auf.“ Der beständige Druck führt schließlich dazu, dass die Prinzessin nachgibt: Unter Tränen lässt sie sich die Augenbrauen auszupfen sowie die Zähne schwarz färben.

Die Zahl ihrer Verehrer steigt täglich, bis auch die höchste Gesellschaft beginnt, sich für sie zu interessieren. So reisen fünf Männer höchsten Ranges, Prinzen und Minister, zu ihrem Haus, um ihr einen Heiratsantrag zu unterbreiten, ohne sie jedoch zuvor ein einziges Mal gesehen zu haben. Beim Empfang der Verehrer, bei dem sich die Prinzessin hinter einer Wand verbirgt, vergleichen alle Männer sie mit einem edlen Schmuckstück oder einem wertvollen Schatz. Jeder von ihnen benutzt als Zeichen ihrer Kostbarkeit die denkbar größtmögliche Metapher – allesamt Schätze, die in Wirklichkeit nicht existieren. Zum Beispiel bezeichnet einer sie als so wertvoll wie der mit Juwelen behängte Zweig vom Berg Horai.

Sie versteht, dass es den Edelmännern nicht um sie persönlich geht, sondern nur um sie als Besitz sowie als Status; daher auch die Vergleiche mit Schmuckstücken. Aus diesem Grund trägt sie allen auf, ihr die besagten Schätze zu bringen, da sie dann sehen würde, wie ernst sie es meinten. Vier von ihnen versuchen sie durch ein Imitat zu täuschen, einer stirbt während der Suche nach seinem Schatz. Von den Lügen ihrer Verehrer tief verletzt sowie von der „falschen“ Welt, in der sie nun lebt, abgestoßen, zerstört sie voller Wut und Trauer ihren sorgsam angelegten Garten, der eine Miniaturabbildung ihrer Heimat in den Bergen darstellte. Ihrer fragenden Mutter antwortet sie verzweifelt: „Dieser Garten ist eine Fälschung! Alle sind eine Fälschung, ich auch! Ich bin eine Fälschung!“

Dadurch, dass sie die fünf Edelleute so geschickt vorgeführt hat, und diese gekränkt und ruiniert wieder gehen mussten, steigt ihr Ansehen noch weiter, bis schließlich der Kaiser Interesse an ihr zeigt. Er befehlt, sie in seinen Palast zu bringen; zudem soll ihr Vater, vor nicht allzu langer Zeit noch ein alter Bambussammler, ein Amt bei Hofe erhalten. Jedoch trägt sie ihrem Vater auf, dem Kaiser ihre Ablehnung mitzuteilen. Der Vater, mehr auf sein eigenes Glück bedacht als auf das seiner Tochter, wird wütend und akzeptiert ihre Entscheidung nicht. Auf ihre Antwort allerdings verstummt er: „Vater, wenn Ihr tatsächlich glaubt, dass das, was ich sage, dem Willen des Kaisers widerspricht, bitte ich Euch, mich zu töten. Doch, verehrter Vater, wenn es Euch glücklich macht, ein Amt am Hofe des Kaisers zu erhalten, dann bin ich bereit, mich zum Kaiserhof zu begeben, mich dort Eures neuen Ranges zu versichern, und dann erst zu sterben“.

Die Ablehnung der Prinzessin irritiert den Kaiser. Immerhin ist eine Zurückweisung von ihm rechtlich nicht vorgesehen. Dadurch aber nimmt sein Interesse nur noch weiter zu, sodass er beschließt, ihr einen unangemeldeten Besuch abzustatten. Seinem aufdringlichen Versuch, sie mit sich in seinen Palast zu nehmen, entflieht sie durch ihre magischen Kräfte als Mondwesen, welche sich in diesem Moment zum ersten Mal zeigen. Er versteht die Situation, gibt auf und verlässt ihr Haus.

Nach seinem Besuch sitzt sie jeden Abend allein auf der Veranda des Pavillons am See ihres Hofes und starrt den Mond an. Während der ungefragten Umarmung des Kaisers rief sie verzweifelt ihren Heimatplaneten um Hilfe und bat ihre Brüder und Schwestern, sie zurückzuholen. Im Nachhinein bereut sie ihre Entscheidung, kann den Beschluss aber nicht mehr umkehren. Verzweifelt erzählt sie schließlich ihren Eltern, dass sie schon bald abgeholt werden wird. Diese wollen das jedoch nicht akzeptieren, insbesondere ihr tieftrauriger Vater nicht. Er veranlasst, dass sich der gesamte Hofstab bewaffnet, um die Abholung seiner Tochter aufzuhalten.

Die Freiheit der Unzivilisiertheit

Wie Elias in seiner Forschung aufgezeigt hat, ist der Preis für Hochkultur und zivilisatorischen Fortschritt häufig die Reduzierung der persönlichen Freiheit des Einzelnen. Es scheint, je moderner und entwickelter eine Zivilisation ist, desto einschränkender prägen sich die gesellschaftlichen Konventionen aus, woraus eine immer stärkere Selbstbeherrschung und -beschneidung des Individuums resultieren. Freilich können solche begrenzenden Verhaltensnormen auch in Religion begründet liegen – in diesem Sinn lassen sich womöglich Kultur und Zivilisation auch nicht so klar trennen, wie es die deutsche Geisteswissenschaft betreibt. Kultur und Zivilisation sind zwar unterschiedliche Aspekte des Menschseins, sie vermischen sich aber auch gleichzeitig und stehen in symbiotischer Beziehung zueinander.

Die ausschließlich positive Konnotation von Zivilisation sollte endlich infrage gestellt und kritisch diskutiert werden, denn: Zivilisation ist nicht per se positiv. Selbstverständlich bietet sie eine Vielzahl an Errungenschaften, wie den technischen Fortschritt, der unseren Alltag deutlich einfacher und komfortabler gestaltet; wie die Kunst, die uns, wie manchmal nichts anderes, in unseren Herzen berühren kann sowie die Erkenntnisse aus Gesundheit und Medizin, die uns zu einer unglaublichen Verbesserung unserer Lebensumstände verholfen haben. Nichtsdestotrotz scheint unsere heutige Ausprägung der Zivilisation verschiedene Effekte hervorzubringen, die uns in unserer persönlichen Entwicklung sowie in unserem natürlichen Vermögen, glücklich zu sein, stark beschneiden. In Deutschland, einem der zivilisiertesten Länder der Welt, starben im Jahr 2021 laut offiziellen Angaben 9.215 Personen durch Suizid. Dies bedeutet, dass sich mehr als ein Mensch pro Stunde das Leben nimmt. Unter Umständen schlummert auch hier noch eine erhebliche Dunkelziffer.

Woher kommt unser Hochmut auf die „unziviliserten“ Gesellschaften, den ich bei Andrew so deutlich gespürt habe? Ist es ein Überlegenheitsgefühl militärischer Übermacht? Halten wir uns aufgrund unserer scheinbar höheren Entwicklung in Gesellschaft und Technik für etwas Besseres? Oder ist es vielleicht Neid – Neid auf die noch vorhandene Freiheit sowie die Nähe zum Leben, die wir inzwischen weitgehend verloren haben? Schließlich kann „unzivilisiert“ auch mit „naturnah“ übersetzt werden und nicht mit „primitiv“. Gemäß dieser Lesart wären wir als „zivilisierte“ Gesellschaft dann von der Natur entfremdet, was wir de facto sind. Damit wäre dann unser Fortschritt auf dieser Ebene zu einem Rückschritt geworden.

Dreht euch, ihr Wasserräder

Den Eltern der Prinzessin gelingt es nicht, die Abholung ihrer Tochter zu verhindern. Sämtliche Waffen verwandeln die Mondwesen in bunte Blumen und lassen alle Angreifer in einen tiefen Schlaf fallen.

Kurz zuvor hatte die Prinzessin mit ihrer Mutter einen Ausflug in die Berge unternommen, um den Frühling zu genießen. Dort gab es zufällig ein Wiedersehen mit ihrem alten Kindheitsfreund Sutemaru, der mit seiner Familie stetig durch die Lande zieht und just an diesem Tag wieder in seiner alten Heimat angekommen war. Ein letztes Mal durfte sie sich noch einmal so glücklich und unbeschwert fühlen wie zu Zeiten ihrer Kindheit. Woraufhin sie erkennt, dass sie mit ihm und seinem einfachen Leben vielleicht wirklich glücklich geworden wäre.

Ebenso wird ihr der wahre Grund klar, warum sie auf die Erde kam. Auf dem Mond existieren keine Emotionen wie auf der Erde – keine tiefe Trauer, keine brennende Wut, keine ausgelassene Freude, keine heißblütige Liebe – ausschließlich eine Art unemotionaler Seligkeit. Sie wollte Freiheit und Lebendigkeit spüren, die nur durch die großen und verschiedenen Emotionen auf der Erde erfahrbar sind. Ein Jammer, so gesteht sie sich ein, dass das Glück, das sich ihre Eltern für sie gewünscht haben, für sie eine einzige Qual war.

In einem der letzten Gespräche erzählt sie ihrer Mutter von einem ihrer Mitbürger, den sie einst häufig in der Mondstadt beobachtet hatte. Auch er, so schien es, reiste einst auf die Erde und konnte diese offensichtlich nicht vergessen. Dies war erstaunlich. Schließlich verlieren die Reisenden nach ihrer Zeit auf der Erde sämtliche Erinnerungen an diesen Ort, sobald ihnen das Mondgewand wieder angelegt wird. Die Beobachtungen ihres Mitbürgers faszinierten sie. Regelmäßig kam er an denselben Ort, um hinunter auf die Erde zu schauen. Dabei sang er traurig und sehnsüchtig eine besondere Version eines alten Kinderlieds von der Erde, welches sich in verschiedener Form durch den ganzen Film zieht. Jedes Mal schossen ihm Tränen in die Augen, so erzählt sie ihrer Mutter, und sie versteht nun auch, warum. Es ist die Sehnsucht nach der Lebendigkeit und der Schönheit dieses fernen Ortes, den sie nun ebenso ihrem ursprünglichen Zuhause, trotz ihres geordneten und sicheren Lebens, vorziehen würde. Ihre Wahl fällt somit auf die unzivilisierte Lebendigkeit auf der Erde statt auf die zivilisatorische Hochkultur auf dem Mond.

„Dreht euch, oh, dreht euch, ihr Wasserräder,

dreht euch stetig im Lauf der Zeit.

Bin ich auch fern, weist ihr doch meinem Herz den Weg.

Bin ich auch fern, weist ihr doch meinem Herz den Weg.

Tiere und Pflanzen begrüßen mich,

das weiß ich gewiss.

Ihr lehrt mich Herzensgüte und seid für mich da.

Falls ihr mich vermisst, ruft,

dann kehre ich zu euch zurück.“

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Nicescene / shutterstock
Bildhinweis: Mondprinzessin in der Geschichte vom Bambusschneider, circa 1974.

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Kommentare (20)

20 Kommentare zu: “Die Legende der Prinzessin Zivilisation | Von Paul Soldan

  1. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    die Begriffe Kultur, Zivilisation und Religion eignen sich auch als Projektionsflächen.
    Zitat:
    "Wie Elias in seiner Forschung aufgezeigt hat, ist der Preis für Hochkultur und zivilisatorischen Fortschritt häufig die Reduzierung der persönlichen Freiheit des Einzelnen. … woraus eine immer stärkere Selbstbeherrschung und -beschneidung des Individuums resultieren. Freilich können solche begrenzenden Verhaltensnormen auch in Religion begründet liegen"

    Religion wäre in diesem Zusammenhang ja _vielleicht_ noch diskutabel, aber warum Kultur und Zivilisation nicht den artgerechten Rahmen für den Menschen bilden sollten, in dem der Mensch überhaupt erst seine persönliche Freiheit entwickeln kann, das wäre erklärungsbedürftig.

    Es gibt allerdings etwas, wovon folgerichtig erklärt ist, dass und wie es die Entwicklung der Persönlichkeit behindert – und das ist Erziehung, schwarze Pädagogik.

    Es ist also möglich, dass Kultur, Zivilisation und Religion Sachen zugeschrieben werden, deren Ursache Erziehung ist.
    Und sicherlich könnte man Erziehung als Teil von Kultur, Zivilisation und Religion ansehen bzw. als in Wechselwirkung stehend ansehen … und wenn man so differenziert herangehen würde …

    Aber hier wird die augenscheinlichste oder zumindest bisher am besten belegte Ursache – Erziehung – nicht betrachtet und bei Kultur, Zivilisation und Religion gesucht und darum kann es sein, dass hier projiziert wird, also verdrängt wird:

    Der Untersuchende ist unfrei, weil er erzogen wurde.
    Das darf von ihm nicht erkannt werden, Verdrängung des Schmerzes.
    Also wird der Untersuchende die Ursache überall dort suchen, wo sie garantiert nicht diesen Schmerz auslösen kann – also überall dort, wo die Ursache sich nicht befinden kann.
    Und das ist dem Untersuchenden _nicht_ bewusst, das ist ja das Wesen von Verdrängung.

    Kurz: Deine Mudda!
    Nicht Kultur, Zivilisation und Religion, sondern Erziehung und die fand und findet im wesentlichen durch die wichtigste Bezugsperson statt.

    • Irwish sagt:

      @Andreas I

      Die Beantwortung Ihrer Frage hängt davon ab, wie Sie den Kultur- bzw. Zivilisationsbegriff definieren.

      ► Stellt er für Sie einen festen Zustand dar oder sehen Sie ihn als Prozeß?
      ► Welche Gesellschaft schwebt Ihrem inneren Auge konkret vor, wenn Sie an den einen oder anderen dieser beiden Begriffe denken?
      ► Würden Sie eine kleine Gemeinschaft von ein paar Hundert freilebenden Ureinwohnern im brasilianischen Regenwald als Zivilisation bezeichnen?
      ► Welche anderen Kulturen außer der, in der Sie leben, kennen Sie?
      ► Gibt es z.B. in Deutschland unterschiedliche Kulturen?
      ► Was war zuerst: die Erziehung bzw. Sozialisation bestimmende Zivilisation, die dazu führte, daß Eltern ihren Kindern beizubringen suchten, wie sie sich in der Gesellschaft verhalten sollen, oder die Erziehung, die zur Entwicklung der jeweiligen Kultur führte?

      Aus meiner Sicht beeinflussen sich all diese Aspekte gegenseitig. Eine Zivilisation wie die westlich geprägte, die die Anhäufung von materiellen Gütern und damit Macht belohnt, die Entwicklung autonomer Menschen dagegen bestraft, wirkt auf die Leute, die darin irgendwie zurechtkommen müssen, tief prägend. Lassen Sie mich ein Beispiel konstruieren, das mit Sicherheit so oder so ähnlich in der fernen Vergangenheit häufig stattfand.

      Stellen wir uns ein Volk vor, das weitgehend in Freiheit und Reichtum lebt, z.B. ein vorantikes Dorf. Die Leute gehend friedlich und freundlich miteinander um, keiner hat mehr als die anderen, alles wird geteilt, auch die anfallende Arbeit. Nun kommt ein anderes, vom Schicksal gebeuteltes Volk in ihre Gegend; diese Leute haben nichts, weil ihr eigenes Dorf wie auch die Dörfer in größerer Umgebung schon vor längerer Zeit durch eine Naturkatastrophe verwüstet wurden. Seitdem ziehen sie umher und plündern in ihrer Not andere Dörfer. Das wird ihnen zur Gewohnheit, sie bilden kriegerische Haltungen aus und zwingen die Dörfer, die sie überfallen, dazu, ihnen Tribut (Schutzzoll) zu entrichten. Um den Transfer von Gütern auf Dauer zu sichern, bringen sie jeden, der sich ihnen zu widersetzen wagt, sofort um. Die Angst geht um in den überfallenen Dörfern. Sie trichtern daher ihren Kindern ein, nur ja nicht aufzumucken, sich nicht zu widersetzen und den neuen Herren zu gehorchen. Mit der Zeit etablieren sich im überfallenen Dorf diese Verhaltensmaßregeln; die einst freundlichen Dorfbewohner werden den Ursupatoren immer ähnlicher und beginnen, sich gegenseitig zu bekämpfen. Man kennt das aus der jüngeren Geschichte der Kolonisationen, wo Eingeborene sich nicht gegen die Zwänge der Herren richteten, sondern vielmehr danach streben, wie die Herren selbst Reichtum und Macht anzuhäufen und damit die empfundene Angst zu mildern.

      Die einstige Freundlichkeit unter den Dorfbewohnern gerät in Vergessenheit, man erinnert sich nicht mehr daran, sondern kennt nur noch die aktuelle Gesellschaftsform. Längst werden Kinder schon von klein auf daran gehindert, Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu entwickeln und zu gehorchen, zu machen, was man ihnen sagt.

      Die kapitalistiche Seinsweise des Habens, der Anhäufung von Geld und Macht, liegt letztendlich die Angst zugrunde, an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden; dahinter steht die Angst vor der totalen Auslöschung, also dem (frühzeitigen) Tod. Menschen, die nicht so sind, wie die Gesellschaft sie haben möchte, kommen nicht weiter, sie werden daran gehindert, ihre Sichtweisen, ihre Haltung, ihre Seinsweise zu verbreiten. Irgendwann gibt es keine autonomen Menschen mehr, die ihren Kindern ermöglichen, sich ebenfalls zu autonomen Menschen zu entwickeln.

      Erziehung und Gesellschaft (Kultur, Zivilisation) sind nicht getrennt, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Die jeweilige Kultur ist Ausdruck dessen, wie die Kinder in ihr sozialisiert werden. Was nützt es, daß Sie erkannt haben, wie sich Gehorsamserziehung auf die Gesellschaft auswirkt? Die allermeisten Eltern ficht das nicht an, sie bleiben bei ihren Erziehungsmethoden, schon allein deshalb, weil sie nicht bereit sind, sich selbst in Frage zu stellen. Und was geschieht, wenn sie es dennoch tun? Sie riskieren ihren Job, ihren Freundeskreis, womöglich auch ihre Familie usw. Viele tun es dennoch, stellen derzeit aber eine absolute Minderheit dar und werden von den »Normalen« schräg angesehen. Mit anderen Worten: Erziehung und Kultur sind nicht voneinander zu trennen.

      Empfohlene Literatur:

      Erich Fromm: Die Pathologie der Normalität
      http://irwish.de/PDF/Psychologie/Fromm/Fromm-Die_Pathologie_der_Normalitaet.pdf

      Arno Gruen: Der Wahnsinn der Normalität – Realismus als Krankheit: eine grundlegende Theorie zur menschlichen Destruktivität
      http://irwish.de/PDF/Psychologie/Gruen/Gruen-Wahnsinn_Normalitaet.pdf

    • Andreas I. sagt:

      @ Irwish Hallo,
      interessante Fragen zum "Kultur- bzw. Zivilisationsbegriff"
      ► Stellt er für Sie einen festen Zustand dar oder sehen Sie ihn als Prozeß?

      Unter Zivilisation verstehe ich einen sozusagen evolutionsbiologisch vorbestimmten und daher festen Zustand, den Grundrahmen der menschlichen Existenz, des Überlebensnotwendigen (denn der Mensch als Hordentier…).

      Unter Kultur verstehe ich eine regionale und/oder zeitliche Ausprägung von Verhaltensweisen, die nicht das Überlebensnotwendige berühren und deshalb wandelbar sind und außerdem immer in Wechselwirkung mit anderen Ausprägungen von Verhaltensweisen (Kulturen) stehen und sich deshalb verändern .

      Beispielsweise Trinken und Essen muss stattfinden und so organisiert sein, dass die Horde überlebt (Zivilisation), aber _wie_ gegessen und getrunken wird, wie sich dabei verhalten wird, das kann unterschiedlich sein (Kultur).

      ► Welche Gesellschaft schwebt Ihrem inneren Auge konkret vor, wenn Sie an den einen oder anderen dieser beiden Begriffe denken?

      Ein Dorf im Amazonas und daneben Tokio.
      Was beide gemeinsam haben, das ist Zivilisation, was unterschiedlich ist, das ist Kultur.

      ► Würden Sie eine kleine Gemeinschaft von ein paar Hundert freilebenden Ureinwohnern im brasilianischen Regenwald als Zivilisation bezeichnen?

      Das ergibt sich aus meiner Sichtweise zu Ihrer ersten Frage und da ich Zivilisation als Grundrahmen der menschlichen Existenz ansehe, ergibt sich daraus, dass es einen Punkt gibt, in dem besagte Ureinwohner zivilisierter sind als Leute in Industriegesellschaften: letztere vernichten ihre eigenen Lebensgrundlagen (Raubbau an der Umwelt), die Ureinwohner leben _mit_ ihrer Umwelt.

      ► Welche anderen Kulturen außer der, in der Sie leben, kennen Sie?

      Vor allem die deutsche Mehrheitskultur. :-)
      Denn ich lebe zwar hier, habe aber in so vielem andere Einstellungen und eine andere Lebensweise, dass ich mich in einer Minderheits- Subkultur befinde und mir die deutsche Mehrheitskultur fremd ist und bleibt, trotzdem oder vielleicht weil ich sie bestens kenne.
      Ansonsten kommt das drauf an, was man unter "anders" und unter "kennen" versteht. Ich habe vier Jahre in der Tschechei gelebt, aber das sind kleinere Unterschiede zur deutschen Kultur, Eishockey statt Fußball. Aber auch dabei hat man sozusagen die Reflektion, dass Fußball nicht selbstverständlich ist, sondern in D selbstverständlich ist, um das mal an diesem einfachen Beispiel runterzubrechen.

      ► Gibt es z.B. in Deutschland unterschiedliche Kulturen?

      Siehe oben.

      ► Was war zuerst: die Erziehung bzw. Sozialisation bestimmende Zivilisation, die dazu führte, daß Eltern ihren Kindern beizubringen suchten, wie sie sich in der Gesellschaft verhalten sollen, oder die Erziehung, die zur Entwicklung der jeweiligen Kultur führte?

      Kinder beobachten und machen alles nach, also Sozialisation.
      Darum der Spruch:
      Wozu Erziehung?! Die machen euch doch sowieso alles nach.

      Dass Eltern ihren Kindern beizubringen suchten, wie sie sich in der Gesellschaft verhalten sollen, das zeigt m.E. ja schon einen Denkfehler auf, der der Idee von Erziehung zugrunde liegt.
      Denn die Kinder (und späteren Erwachsenen) müssen selber erkennen und entscheiden können, wie sie sich in welcher Situation verhalten, sonst werden sie sich zwangsläufig oft falsch entscheiden.
      Wenn Kindern beigebracht wurde, wie sie sich bei Gefahr verhalten sollen, aber ihnen damit der Reifeprozess versagt wurde, selber zu lernen Gefahren zu erkennen, zu analysieren und eine passende Verhaltensweise zur Abwehr dieser Gefahr zu wählen, dann kommt sowas dabei raus, was man seit 2020 beobachten konnte.

  2. Irwish sagt:

    MENSCHWERDUNG

    Der Begriff Menschwerdung (lat. Hominisation), den ich als Titel meines Beitrags gewählt habe, wird von den allermeisten Leuten als die evolutionäre Entwicklung vom Hominiden zum heutigen Menschen gedeutet. Wenn man dazu noch die vorhandene Sachliteratur bemüht, um herauszufinden, wie der Mensch sich selbst sieht – im Sinne einer Bewertung seiner Stellung und Bedeutung in der Welt –, kommt man auf eine ganz andere Definition: Menschwerdung sei demnach die Entwicklung zu einem großartigen Wesen, das nicht nur denken und damit vorausplanen kann, sondern zahlreiche moralische Regeln aufweist, die ihn fast engelsgleich erscheinen (1) lassen. Die sichtliche Diskrepanz dieses menschlichen Ideals gegenüber den zahlreichen Menschen, die es nicht erreichen, ja nicht einmal anzustreben scheinen, ist jedoch erschreckend, weshalb man sich damit lieber nicht befassen möchte.

    Oft wird dazu noch behauptet, der Mensch sei nach dem Bildnis eines Gottes geschaffen worden – was soll das sein: ein Gott? – und demzufolge weit mehr als jedes Tier. Im christlich-religiösen Zusammenhang wird daher imemr auch davon gesprochen, der Menschwerdungs-Begriff würde bedeuten, »… daß Gott im Fleisch erscheint, und Er kommt, um unter den Menschen Seiner Schöpfung im Abbild eines Fleisches zu arbeiten.« (2)

    Doch sozialpsychologische Aspekte wissen hier ganz andere Lieder zu singen. Die Sozialpsychologie ist die Bezeichnung für die Betrachtung der Gesellschaft unter individualpsychologischen und gruppendynamischen Aspekten. Eine Flut von Literatur schreckt jedoch den allgemein Interessierten nachhaltig ab, sich damit zu befassen. Unter kritischen sozialpsychologishen Aspekten stellt sich der Mensch nämlich, wie oben bereits angedeutet, als unterentwickelt, als noch lange nicht wirklich Mensch geworden dar.

    Natürlich glaubt sich heute fast jeder, wie im Artikel erwähnt, als allen anderen Kulturen, insbesondere den sogenannten »Primitiven«, überlegen. Doch dieser Glaube an die eigene Großartigkeit ist eingebildet: Die allermeisten, die so denken, mußten schon als kleine Kinder ein Gegengewicht zur Abwertung durch Eltern und andere Autoritätspersonen entwickeln: die narzißtische Einbildung, man sei doch eigentlich wichtig, großartig, unfehlbar usw. Solche Glaubenssätze arbeiten später als Erwachsener im Hintergrund weiter; das Ich nimmt sie zur Grundlage seiner Entwicklung, weil durch die ständige und nachhaltige Abwertung nichts anderes mehr da ist, das dazu dienen könnte.

    Unsere Gesellschaft ist eine des Habens, nicht des Seins, wie Erich Fromm (3) sehr eindrücklich zu schildern wußte. Schon Karl Marx soll gesagt haben: »Je weniger du bist, je weniger du dein Leben äußerst, um so mehr hast du, um so größter ist dein entäußertes Leben.« Das bedeutet: Menschen, die nicht ihr eigenes Leben führen, sondern zu einem entfremdeten (entäußerten) Leben verführt wurden, suchen diesen eklatanten Mangel durch verstärkten Konsum zu kompensieren. Statt des Seins wählen sie das Haben, Besitzen, die Anhäufung von immer mehr Materiellem, und damit die Macht und die weitere Abkopplung vom Lebendigen.

    Das ist es letztlich, was unsere Zivilisation bietet: Befreie dich von den Ängsten deiner tierischen Natur und kaufe dir, was dein Herz begehrt. Fromm schreibt:

    —– Zitat-Anfang —–
    Da wir in einer Gesellschaft leben, die sich vollständig dem Besitz- und Profitstreben verschrieben hat, sehen wir selten Beispiele der Seinsorientierung, und die meisten Menschen sehen die auf das Haben gerichtete Existenz als die natürliche, ja faktisch die einzig denkbare an. All das macht es besonders schwierig, die Eigenart der Seinsorientierung zu verstehen. Wie bei allen Begriffen, die menschliche Erfahrungen betreffen, ist der Versuch, sich mit den beiden Konzepten in abstrakter, rein zerebraler Weise auseinanderzusetzen, zum Scheitern verurteilt. Er führt nur zu leerem, vielleicht geistreichem, aber sterilem Gerede. Die folgenden einfachen Beispiele aus dem täglichen Leben sollen es dem Leser erleichtern, die Erfahrungsbereiche des Habens und des Seins mit seiner eigenen Erlebniswelt in Beziehung zu bringen.

    Studenten, die aufs Haben hin orientiert sind, hören einer Vorlesung zu, indem sie auf die Worte hören, ihren logischen Zusammenhang und ihren Sinn erfassen und so vollständig wie möglich alles in ihr Notizbuch aufschreiben, so daß sie sich später ihre Notizen einprägen und eine Prüfung ablegen können. Aber sie denken nicht über den Inhalt nach, sie nehmen nicht dazu Stellung, das Gebotene wird nicht Bestandteil ihrer eigenen Gedankenwelt, es bereichert und erweitert diese nicht. Sie pressen das, was sie hören, in starre Gedankengerüste oder ganze Theorien, die sie speichern. Inhalt und Student bleiben einander fremd, außer daß jeder dieser Studenten zum Eigentümer bestimmter, von einem anderen getroffenen Feststellungen geworden ist (die dieser entweder selbst geschaffen hat oder aus anderen Quellen schöpfte). Diese Studenten haben nur ein Ziel: das »Gelernte« festzuhalten, entweder indem sie es ihrem Gedächtnis einprägen oder indem sie ihre Aufzeichnungen sorgsam hüten. Sie brauchen nichts Neues zu schaffen oder hervorzubringen; der »Habentypus« fühlt sich in der Tat durch neue Ideen oder Gedanken über sein Thema eher beunruhigt, denn das Neue stellt die Summe der Informationen in Frage, die er bereits hat. Für einen Menschen, für den das Haben die Hauptform seiner Bezogenheit zur Welt ist, sind Gedanken, die nicht leicht kategorisiert werden können, furchterregend, wie alles, was wächst, sich verändert und sich somit der Kontrolle entzieht.

    Für Studenten im »Seinsmodus« hat der Lern Vorgang eine völlig andere Qualität. Zunächst einmal gehen sie zu der Vorlesung, selbst der ersten einer Reihe, nicht als tabula rasa. Sie haben über die Thematik, mit der sich der Vortrag beschäftigt, schon früher nachgedacht; es beschäftigen sie bestimmte Fragen und Probleme. Sie haben sich mit dem Gegenstand schon auseinandergesetzt und dieser interessiert sie. Statt passives Auffangbecken für Worte und Gedanken zu sein, hören sie zu und hören nicht bloß; sie empfangen und reagieren auf aktive und produktive Weise. Was sie hören, regt ihre eigenen Denkprozesse an; Fragen formulieren sich, neue Ideen resultieren, neue Perspektiven zeichnen sich ab. Der Vorgang des Zuhörens ist ein lebendiger Prozeß; der Student nimmt die Worte des Lehrers auf und reagiert spontan auf das Gehörte. Er hat nicht bloß Wissen erworben, das er nach Hause tragen und auswendig lernen kann. Jeder Student ist betroffen und verändert worden: Jeder ist nach dem Vortrag ein anderer als davor.
    —– Zitat-Ende —–

    Diese »andere Qualität« des Lernvorgangs ist es, was den Habenden vom Seienden unterscheidet: Der Seinsmensch geht emotional mit, wenn er etwas liest oder hört, der Habenmensch dagegen bleibt emotional weitgehend unberührt, ganz im Sinne des heute als Ideal beschönigten Wissenschaftlers, der glaubt, seine Gefühle und Bewertungen aus seinen wissenschatlichen Arbeiten heraushalten zu müssen. Wie Fromm weiterschreibt, kann diese Art des Lernens, bei der man betroffen wurde und verändert worden ist, wenn der Vortrag (oder das Buch, der Lehrfilm etc.) angregendes Material enthält, echtes Interesse wecken: »Auf leeres Gerede kann man nicht lebendig reagieren und tut besser daran, nicht zuzuhören, sondern sich auf seine eigenen Gedanken zu konzentrieren.«

    Dem idealen Habenmenschen erscheint das, was ich oben als »anregendes Material« klassifiziert habe, wiederum als langweilig und nichtssagend, denn er hat dafür keine Kategorien; ihm ist das, was Seinsmenschen anregt, ein verächtlich zu betrachtendes Romantisieren, nichts weiter als Kitsch und damit nicht der Rede wert. Der Habenmensch lebt vorwiegend in seinem Neokortex, also in dem Bereich, der für das rationale Denken verantwortlich zeichnet. Auf sein Herz hört er nur, wenn es ihm Schmerzen bereitet, also kurz vor und während des Herzinfarkts.

    Ich möchte jedem, der danach strebt, seine Empfindungsfähigkeit zu entwickeln und zu steigern, empfehlen: Lesen Sie langsam und sorgfältig und lassen Sie es zu, daß Sie dabei emotional angeregt werden. Hören Sie auf Ihre inneren Impulse beim Lesen, lauschen Sie Ihrem Herzen: wird es lauter, schlägt es schneller, fühlen Sie körperlichen oder seelischen Schmerz? Das Lesen guter Sachbücher kann therapeutisch wirksam sein, wenn man es zuläßt. Verwirrte Gedanken können sich dabei entflechten, sture Glaubenssätze können aufgeweicht werden und am Ende, wenn man sich ihrer bewußt geworden ist, ganz verschwinden.

    (1) »… dass der Menschwerdung auch eine Engelwerdung entspricht.«
    https://books.google.se/books?id=IxlmAAAAcAAJ&pg=PA111&dq=Menschwerdung&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiLsvSjyfX8AhWKhv0HHVdRB9w4FBDoAXoECAkQAg#v=onepage&q=Menschwerdung&f=false

    (2) https://www.bibel-de.org/menschwerdung.html

    (3) http://irwish.de/PDF/Psychologie/Fromm/Fromm-Haben_oder_Sein.pdf

  3. Ursprung sagt:

    Hier ist noch eine ganz andere Auslegung von Zivilisation.
    Goebekli Tepe, Mesepotamien:
    Vor 10 T Jahren. Es gibt noch keine Sklaven, keine Reichen, keine Arme, keine Kasten, kein Rad, keine Hierarchen, keine Schindereien. kein Stahl, nur Steinbeile.
    Es schaelen tausende Menschen 50 T schwere Steinskulpturen Kilometer weiter zu Tempeln auf, schnitzen Salamander, Wildtiere, Fruechte, einen Kometen und mehr aufs Zilisierteste in den Stein, werden verpflegt, Verunglueckte kilometerweit wegversorgt, keine Staedte, keine Strassen, weit und brei nicht. Keine Landwirtschaft. Die kommt erst 5000 T Jahre spaeter auf.
    1000 Jahre lang. 15 Bau-Horizonte. Keine Berichte, keine Sagen. Dann spurloses verschwinden, keine Graeber.

    Die muessen dort ausserst zivilisierte Menschen gewesen sein.
    Im Gegensatz zu uns heute.

    • Andreas I. sagt:

      Hallo,
      oder auch im Amazonas-Gebiet, bevor die "zivilisierten" Spanier dorthin kamen, die Amazonasbewohner hatten ideale Lebensbedingungen, aber die haben auch _mit_ ihrer Umwelt gelebt und nicht dagegen.

  4. cumbb sagt:

    ;-)
    Bedingungen für "Zivilisation", für Bürgerlichkeit, für öffentlichen Diskurs:
    Sicherung von Fressen, Scheißen, Vögeln, Schlafen;-)

  5. wasserader sagt:

    Der Begriff Zivilisation ist ein Imperialistischer Begriff der die eigene Weltvorstellung über andere stellt und damit die Mission rechtfertigt.
    Prägt die eigene Kultur hat sie für den darin Aufgewachsenen elementare Bedeutung und verlangt den Respekt vor in anderen Kulturen aufgewachsenen Menschen.
    Die Vielfalt der Kulturen, die immer einen ausschließenden Teil und eine offenen Teil haben, ist der große Reichtum der Menschheit der diametral der globalistischen Einheitszivilisation entgegensteht.
    Vermutlich ist die Herkunft des Begriffes Zivilisation (civis) aus dem römischen Imperialismus nicht zufällig.

  6. Zivilist sagt:

    Oh Backe, und das alles wegen einem Australier, der für andere und sich selbst die Rosinen rausgepickt. Gerade als Wessi würde ich mich bei Kultur und Zivilisation nicht so aus dem Fenster lehnen, keine Gruppe hat so viel Kultur und Zivilisation zerstört, wie der Westen.

    Hier mal ein anderer reisender Australier :

    https://www.youtube.com/watch?v=oakpX-yI9fk

    Es gibt einen wunderbaren Film bei arte über den WALDMACHER, auch ein Australier, auch in Afrika. Kaum hatte ich ihn verlinkt, hat arte ihn depubliziert, es gibt nur noch Vorschau.

    Und ich bleib' bimbophil !

  7. NotaBot23 sagt:

    Das ging zu Herzen. Irgendetwas fehlte in meiner Wahrnehmung. Ich weiss noch nicht was. Vielleicht sollte ich die Klappe halten, bis ich darüber geschlafen habe. Aber will sagen: ein schöner Text. :-)

  8. Reinhardas sagt:

    Ich weiß nicht, was dieser Begriff "Zivilisation" eigentlich bedeuten soll. Zivilisten existieren doch im Gegensatz zum Militär. Bei uns gehört angeblich das Militär immer mit dazu. Vielleicht ist der Begriff in der Geschichte irgendwie verfälscht oder umgedeutet worden. Ich glaube auch nicht, dass Naturvölker grundsätzlich irgendwie "barbarisch" sein sollen. Dem Menschen wohnen von Geburt an bestimmt keine Aggressionen und gefährlichen Triebe inne. Er wird nur durch angebliche zivilisatorische Errungenschaften traumatisiert. Indem zum Beispiel die Säuglinge nach ein paar Wochen von den Müttern getrennt werden. Anstatt sie so lange bei ihnen zu lassen, bis sie sich auf eigenen Beinen an die Entdeckung der Welt machen. Vielleicht sind matriarchalische Gesellschaften auch friedlicher und zivilisierter als unsere.
    Ich finde den Artikel auch wichtig. Es wird Zeit, dass wir uns einmal ganz grundlegende Gedanken machen, wie wir leben wollen. Auf jeden Fall friedlich ! Und ohne ein solches Geldsystem, wie wir es heute haben.

  9. Kiristal sagt:

    Klassischer Fehler: setzt Kultur/Fortschritt mit westlicher* Kultur gleich.

    Die westliche Kultur wird von Leuten dominiert die nur eine Antwort auf jedes Problem haben: dann machen wir halt Krieg. Oder wir keulen die eigene Bevölkerung. Ansonsten plündern wir aus was wir können.

    Das liegt am niedrigen IQ dieser Leute. Sehr wahrscheinlich Folge des uralten ungelösten Problems der Fürstenhäuser: Degeneration in Folge von Inzucht.

    • Epikureer sagt:

      Die westliche Zivilisation hatte ihre Blütezeiten, nicht umsonst z. Bsp. gab es in Deutschland eine Zeit der Dichter und Denker (das war vermutlich der goldene Herbst der Kultur). Schon Rilke und Co. haben aber an der von der Natur entfremdeten Gesellschaft massiv gelitten. Es beginnt jetzt statt Klimaerwärmung de facto eine lebensfeindliche zivilisatorische Eiszeit, die wird leider wie immer in Mord und Totschlag enden. Danach beginnt ein neuer Zyklus. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

    • Kiristal sagt:

      Da ist ja das Problem. Die Fürstenhäuser haben nichts besessener bekämpft als eben diese Blüte. Sie haben stattdessen unsere Gesellschaften in ein gewaltiges Netz an Lügen eingesponnen, dass jede noch so kleine Veränderung unmöglich machen soll.

  10. Epikureer sagt:

    Endlich scheint sich hier der richtige Weg aufzutun. Bitte mehr von solchen Artikeln, auch wenn es nicht gleich fruchtet und Widerstand im Widerstand erzeugt. Ich werde mir den Film mal anschauen, obwohl ich schon länger kein Bedürfnis mehr nach Filmen habe. Die westliche Zivilisation wird momentan rückabgewickelt, dass ist ein natürlicher Prozess und bringt massive Bedrohungen für den Einzelnen, aber auch die Chance auf einen Quantensprung in die Freiheit.

  11. Ursprung sagt:

    Die Parabel ist schoen.
    Die Zivilisation verzichtbar. Wenn Du taeglich 3,5 Stunden gelassen durch eine interessante Natur streifen kannst und dabei auch satt wirst -was wir 350 T Jahre lang in der Altsteinzeit taten (nur gelegentlich mal von Kometen oder Klimakuehlung gestoert)-
    wozu brauchst Du dann Zivilisation?
    Zivilisation benoetigst Du allenfalls als Schutz vor parasitaeren Psychos. Beispiele?
    Gates, Turner, Merkel, Tanzpuppen wie Baerbock, Habeck, Nazis. Schwab. Pharaonen, Hitler.

  12. Poseidon sagt:

    "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen."
    Johann Wolfgang von Goethe
    Love it,do it!

  13. Zara Trusta sagt:

    Eine märchenhaft nette Geschichte.
    Ich habe sie immer so interpretiert, dass einem die Pflichten , verbunden damit sich anzupassen,
    von einem ausgelassenen Leben abhalten.
    Zivilisation ist letztlich nur ein Ideal , welches niemals erreicht wird, und dazu da ist, uns Zwänge aufzuerlegen, Normen und Formen zu bewahren.
    Kultur dagegen ist , wie wir gemeinsam miteinander umgehen.
    Die sich daraus entwickelten lokalen Traditionen , gilt es zu pflegen und weiter zu entwickeln.

    • GTMT sagt:

      Märchen hatten schon immer eine realistische Seite – sozusagen " die Moral von der Geschichte" – die westliche Zivilisation hat nur vergessen, sie als das zu erkennen, was sie tatsächlich sein soll – ein Beispiel zu lernen & zwar fürs Leben!

      Es wird hier doch sehr schön aufgezeigt, dass das Problem ganz offensichtlich die Entfernung des Menschen als Teil der Natur von der Natur ist!
      Von einem Extrem ins andere Extrem ohne zu begreifen, dass die Balance darin besteht, alles ins Gleichgewicht zu bringen.

      Die Natur des Menschen sollte eigentlich sein im Laufe des Lebens zu lernen….die 'Prinzessin' hat es getan & ist am Ende der Geschichte zumindest dort gelandet, dass 'Seligkeit' ohne die Erfahrungen des Lebens mit allen Gefühlen tatsächlich selber gemacht zu haben, wenig echtes Leben beinhaltet…..

    • Zara Trusta sagt:

      Was ich von ich von Buddhisten immer wieder über Deutsche höre ist.
      ´´die sind überzivilisiert und unterkultiviert´´

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