Die Geschichte der physischen Vernichtung Palästinas | Von Jochen Mitschka

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Der Terroranschlag in Moskau macht fast den Eindruck, er solle von Gaza ablenken. Aber nicht bei mir. In meinem letzten Beitrag (8) habe ich aufgezeigt, dass der Völkermord in Gaza durch Israel seinen Ursprung nicht im Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 hatte, sondern bis vor die Staatengründung zurück geht. Das Format ließ nicht zu, die Chronologie der zionistischen Verbrechen, welche vom Westen seit 1937 ignoriert werden, ausführlicher zu erklären. Ich will das heute nachholen, auch um letzte Zweifel an der Mittäterschaft durch Politiker und Medien von Ländern wie Deutschland oder den USA nachzuweisen.

Vergessen wir nicht: ohne die koloniale Teilung Palästinas und die „Überlassung“ eines Teils von Palästina durch Großbritannien wäre es weder zu Terroranschlägen von arabischen Aktivisten, noch zionistischen Aktivisten gekommen. Die Ablehnung des rassistischen Zionismus und stattdessen die Förderung des Judaismus in seiner pazifistischen Ausprägung hätte Juden und Araber weiter in Frieden leben lassen.

Die folgende Liste weicht von denen ab, die man in Wikipedia findet, weil dort die Verbrechen der zionistischen Terroristen in einer viel größeren Liste von Unruhen und Aufständen und selektiv aufgeführt werden. Die Auflistung in diesem PodCast erhebt auch nicht den Anspruch vollständig zu sein, und enthält weder Anschläge arabischer Nationalisten, welche im Mittelpunkt umfangreicher Berichterstattung des Westens stehen, noch zum Beispiel Anschläge von Zionisten die nicht explizit gegen Palästinenser gerichtet waren, wie z.B. der Terroranschlag gegen das King David-Hotel 1946 (9).

1937 – 1948

Wir erinnern uns, dass westliche Historiker sich meist nur auf israelische oder britische Dokumente stützen. Diese Liste basiert auf Angaben der Palästinenser (1).

– Das Massaker von Haifa – 06.03.1937.

Terroristen von Irgun und Lehi bombardieren einen Markt in Haifa und töten dabei 18 arabische Zivilisten, verwunden 38.

– Das Massaker von Jerusalem – 01.10.1937.

Ein Mitglied der zionistischen Organisation Irgun zündet eine Bombe auf dem Gemüsemarkt in der Nähe des Damaskus-Tors (Nablus) in Jerusalem, die Dutzende von arabischen Zivilisten tötet und viele verwundet.

– Das Massaker von Haifa – 06.07.1938.

Terroristen der Irgun platzieren zwei Autobomben auf einem Markt in Haifa. Sie töten 21 arabische Zivilisten und verletzen 52.

– Das Massaker von Jerusalem – 13.07.1938.

Bei einer gewaltigen Explosion auf dem arabischen Gemüsemarkt in der Altstadt werden 10 Araber getötet und 31 verwundet.

– Das Jerusalemer Massaker – 15.07.1938.

Ein Mitglied der Irgun wirft eine Handgranate vor eine Moschee in Jerusalem, als die Gläubigen diese verließen. 10 Menschen werden getötet und 30 verwundet.

– Das Massaker von Haifa – 25.07.1938.

Eine Autobombe wurde von der Irgun auf einem arabischen Markt in Haifa platziert, die 35 arabische Zivilisten tötet und 70 verwundet.

– Das Massaker von Haifa – 26.07.1938.

Ein Mitglied der Irgun wirft eine Handgranate in einen Markt in Haifa wodurch 47 Araber sterben.

– Das Massaker von Jerusalem – 26.08.1938.

Eine von der Irgun platzierte Autobombe explodiert auf einem arabischen Markt in Jerusalem. Sie tötet 34 Araber und verwundet 35.

– Das Massaker von Haifa – 27.03.1939.

Die Irgun zündet zwei Bomben in Haifa, wobei 27 Araber getötet und 39 verletzt werden.

– Das Massaker von Balad Al-Shaykh – 12.06.1939.

Die Haganah überfällt die Stadt Balad Al-Shaykh und nimmt 5 Bewohner gefangen, die sie anschließend töten. Die Stadt Balad Al-Shaykh ist eine palästinensisch-arabische Stadt, die östlich von Haifa liegt.

– Das Massaker von Haifa – 19.06.1939.

Zionistische Angreifer werfen eine Handgranate auf einen Markt in Haifa und töten 9 Araber und verwunden 4.

– Das Massaker von Haifa – 20.06.1948.

78 Araber werden in Folge einer Bombe in einer Gemüsekiste auf dem Gemüsemarkt von Haifa getötet und 24 verwundet. Irgun- und Lehi sind verantwortlich.

– Das Massaker von Al Abbasiyah – 13.12.1947.

Eine Gruppe von Irgun-Mitgliedern, die als britische Soldaten verkleidet sind, greifen das Dorf Al Abbasiyah an und eröffnen das Feuer auf die Bewohner, die vor einem Dorfcafé sitzen. Sie bombardieren auch einige ihrer Häuser und legen mehrere Sprengsätze. Darüber hinaus umstellten britische Soldaten das Dorf und lassen die Mörder von der Nordseite des Dorfes aus entkommen. Die Angreifer töten 7 Menschen und verwunden 7 weitere schwer, von denen 2 später sterben, darunter ein 5-jähriges Kind.

– Das Al-Khasas-Massaker – 18.12.1947.

3 Zionisten aus dem Kibbuz “Maayan Baruch” überfallen und erschießen 5 arabische Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit. Bei dem Angriff wird einer der zionistischen Angreifer niedergestochen. Daraufhin ordnet der Kommandeur des dritten Palmach-Bataillons, Moshe Kelman, eine Vergeltungsaktion an, bei der Häuser in Al-Khasas niedergebrannt und die Männer getötet werden sollen. 12 Menschen werden getötet, darunter Frauen und Kinder.

– Das Massaker von Jerusalem – 29.12.1947.

Irgun-Mitglieder werfen ein Fass voller Sprengstoff in der Nähe des Bab al-Amud in Jerusalem, wodurch 14 Araber getötet und 27 weitere verwundet wurden.

– Das Massaker von Jerusalem – 30.12.1947.

Die Irgun wirft eine Bombe aus einem schnell fahrenden Auto und tötet 11 Araber.

– Das Massaker von Balad Al-Shaykh – 31.12.1947.

Eine gemeinsame Truppe des ersten Palmach-Bataillons und einer Brigade unter der Führung von Haim Avinoam greift das Dorf Balad Al-Shaykh an und tötet 60 Zivilisten. Dutzende von Häuser werden zerstört.

– Massaker von Al-Sheikh Break – 31.12.1947.

Zionistische Terrorgruppen überfielen das Dorf Al-Sheikh Break und töten 40 Menschen.

– Das Massaker von Jaffa – 04.01.1948.

Die zionistische Stern-Bande wirft eine Bombe auf einen belebten Platz in Jaffa, tötet 15 Menschen und verwundet 98.

– Das Al-Saraya-Massaker – 04.01.1948.

Am 4. Januar 1948 platziert die zionistische Irgun ein Auto voller Sprengstoff in der Nähe von Al-Saraya in Jaffa tötet 30 Araber, verwundet eine unbekannte Zahl. Ein großer Teil der Opfer ist die intellektuelle Jugend von Jaffa. Dieses Muster, die Führungs- Schicht und intellektuell herausragende Persönlichkeiten Palästinas zu zerstören, erkennt man auch bei dem Völkermord in Gaza seit Ende 2023. Journalisten, Ärzte, Polizisten, Helfer, Verwaltungsbeamte werden entführt, gefoltert, erschossen, ihre Häuser zerbombt (2).

– Das Massaker von Semiramis – 05.01.1948.

Die Haganah bombardiert das Semiramis-Hotel im Jerusalemer Stadtteil Katamon in Jerusalem. Das Hotel stürzt auf seine Gäste, die alle Araber sind. Dabei werden 19 Menschen getötet und über 20 verwundet.

– Das Massaker von Jerusalem – 07.01.1948.

Die Irgun wirft eine Bombe auf das Jaffa-Tor in Jerusalem und tötet 18 arabische Zivilisten und verwundet 40 weitere.

– Das Massaker von Al-Saraya Al-Arabeya – 08.01.1948.

Zionisten töten mit einer Autobombe 70 arabische Zivilisten und verwundeten Dutzende.

– Das Massaker von Ramla – 15.01.1948.

Palmach-Soldaten und die Haganah bombardieren eines der arabischen Viertel in Ramla.

– Das Massaker von Yazur – 22.01.1948.

Yigael Yadin, ein Kommandant der Haganah, befiehlt dem Kommandanten der Palmach, Yigal Allon, eine Operation gegen das Dorf Yazur durchzuführen. Eine Gruppe greift einen Bus in der Nähe von Yazur an und verwundet den Busfahrer und mehrere arabische Passagiere. Am selben Tag greift eine andere Gruppe einen weiteren Bus an und tötet und verwundet dabei mehrere Menschen. Diese Angriffe der Palmach- und Givati-Brigaden auf arabische Dörfer und Autos wurden an 20 aufeinanderfolgenden Tagen fortgesetzt, während andere Einheiten Sprengsätze in der Nähe von Häusern zündeten.

Eine Haganah-Gruppe eröffnet das Feuer auf die Eisfabrik, während andere Gruppen das Feuer auf die Häuser des Dorfes eröffneten und Handgranaten warfen. Dann sprengte eine Gruppe von Pionieren das Askandroni Gebäude, die Eisfabrik, nebenstehende Gebäude und tötete 15 Menschen.

– Das Massaker von Tabra-Tulkarem – 10.02.1948.

Eine Gruppe zionistischer Terroristen hält arabische Bürger auf dem Rückweg in das Dorf Tabra Tulkarem an und eröffnet das Feuer auf sie, tötet 7 und verwundet 5 weitere.

– Das Massaker von Sa’sa’ – 14.02.1948.

Eine Palmach-Truppe überfällt das Dorf Sa’sa’ und zerstört 20 bewohnte Häuser, tötet 60 Dorfbewohner, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

– Das Massaker von Jerusalem – 20.02.1948.

Die Stern-Bande stiehlt ein Fahrzeug der britischen Armee, füllte es mit Sprengstoff und platziert es vor dem Al-Salam-Gebäude in Jerusalem. Die Explosion tötet 14 Araber und verwundet 26.

– Das Massaker von Haifa – 20.02.1948.

Zionistische Plünderer greifen die arabischen Viertel in Haifa mit Mörserfeuer an und töten 6 Araber, verwundeten 36.

– Das Massaker von Ramla – 01.03.1948.

Zionistische Terroristen planen und verüben dieses Massaker im März 1948 in einem Markt in der Stadt Ramla, bei dem 25 arabische Zivilisten getötet werden.

– Das Massaker von Al-Husayniyya – 13.03.1948.

Die Haganah überfällt das Dorf Al-Husayniyya, zerstört die Häuser mit Sprengstoff und tötet über 30 Familien.

– Das Massaker von Abu Kabir – 31.03.1948.

Gruppen der Haganah verüben einen bewaffneten Angriff auf das Viertel Abu Kabir in Jaffa. Sie zerstören Häuser und töten Bewohner, die aus ihren Häusern fliehen wollen.

– Das Massaker im Kairoer Zug, Haifa – 31.03.1948.

Die Stern-Bande platziert Bomben in einem Zug zwischen Kairo und Haifa, die 40 Menschen töten und 60 weitere bei der Explosion verletzt.

– Das Massaker von Deir Yassin – 09.04.1948.

Eine Gruppe von 300 zionistischen Terroristen greift das Dorf Deir Yassin an, begleitet von Panzern. Die Männer werden aufgereiht und erschossen; 254 Männer, Frauen und Kinder werden getötet.

– Das Massaker von Nasir al-Din – 13.04.1948.

Eine Gruppe, bestehend aus verkleideten Kräften der Irgun und der Stern-Bande, überfällt das Dorf Nasir al-Din und eröffnet das Feuer auf die Bewohner, wobei 50 Menschen getötet werden. Am Tag zuvor wurden sowohl Nasir al-Din als auch Al-Shaykh Qadumi angegriffen und 12 Menschen getötet.

– Das Massaker von Qalunya – 14.04.1948.

Eine Truppe der Palmach überfällt Qalunya, bombardiert mehrere Häuser und tötet 14 Bewohner.

– Das Massaker von Tiberias – 19.04.1948.

Zionistische Terrorbanden bombardieren ein Haus in Tiberias und töten 14 Bewohner.

– Das Massaker von Haifa – 22.04.1948.

Zionistische „Nachtjäger“ greifen Haifa von Hadar Alkarmel aus an und besetzen Häuser, Straßen und öffentliche Gebäude, töten 50 Araber und verwunden 200 weitere. Die Araber wurden von dem Angriff überrascht und versuchen Frauen und Kinder in den Hafen zu bringen, um sie in die Stadt Akka zu evakuieren. Dabei werden sie von Zionisten angegriffen, die 100 Zivilisten töten und 200 weitere verwunden.

– Das Massaker von Ayn al-Zaytoun – 04.05.1948.

Ayn al-Zaytoun ist ein palästinensisches Dorf am Rande von Safed mit 820 Einwohnern. Die jüdische Schriftstellerin Netiva Ben-Yehuda schreibt in ihrem Buch “Through the Binding Ropes” über das Massaker von Ayn al-Zaytoun und erklärt: “Am 3. oder 4. Mai 1948 wurden fast 39 gefesselte Gefangene erschossen.

– Das Massaker von Safed – 13.05.1948.

Die Haganah schlachtet etwa 70 junge Männer aus Safed ab, aber es gibt keine Details über dieses Massaker.

– Das Abu Shusha-Massaker – 14.05.1948.

Zionisten verüben ein hässliches Massaker im Dorf Abu Shusha und töten etwa 60 Einwohner, darunter Männer, Frauen, Kinder und ältere Menschen. Das Massaker endet mit der Vertreibung aller Bewohner des Dorfes aus ihren Häusern, die dann nach und nach zerstört werden.

– Das Massaker von Beit Daras – 21.05.1948.

Eine zionistische Truppe, unterstützt von Panzern, umstellt das Dorf Beit Daras und eröffnet das Feuer auf das Dorf. Die Bewohner des Dorfes erkennen die kritische Situation und beschließen, nicht zu fliehen, sondern die Häuser zu verteidigen. Nur Frauen, Kinder und ältere Menschen sollen das Dorf verlassen. Diese machen sich auf den Weg in den südlichen Teil des Dorfes, und werden, als sie den Rand des Dorfes erreichen, von den Zionisten beschossen. Eine große Anzahl von ihnen wird getötet, die Zionisten brennen mehrere Häuser nieder und sprengen andere.

– Das Massaker von Al-Tantura – 22.05.1948.

Dieses Massaker wurde vom dritten Bataillon der Alexandroni-Brigade verübt. Der Plan der Zionisten sieht vor, das Dorf von zwei Seiten anzugreifen: von Norden und von Süden. Eine Brigade sollte die Straße blockieren, während ein Schiff der Marine den Rückzugsweg über das Meer verhindert. Jeder angreifenden Einheit wird ein Führer aus dem benachbarten Zikhron Ya’akov zur Verfügung gestellt, dessen Bewohner sich in dem Dorf auskennen, und die Brigadeleitung hält eine Reserveeinheit für Notfälle bereit. Al-Tantura lehnt die Bedingungen der Haganah ab, das Dorf aufzugeben, woraufhin die Angreifer die Männer auf den Dorffriedhof bringen, und dort 200 bis 250 von ihnen töten.

– Das Massaker von Haifa – 28.12.1948.

Zionistische Terroristen aus dem Viertel Al-Hadar, das sich am oberen Ende der Al-Abbas Straße in Haifa befindet, rollen ein mit Sprengstoff gefülltes Fass herunter, zerstören Häuser und töten 20 arabische Bürger, verletzen 50.

Die Führer der zionistischen Terror-Banden, wie der Haganah mit seinem bewaffneten Arm Palmach, der Irgun oder der Stern-Gang, sollten später angesehene Politiker und Militärs in Israel werden. Wir erinnern uns: Nach westlicher Geschichtsinterpretation „verteidigt sich Israel nur“, und zwar schon seit vor der Staatsgründung.

1956 – Khan Yunis Massaker

Dieses Massaker ist besonders wichtig vor dem Hintergrund des derzeit stattfindenden Völkermordes in Gaza. Über die erste israelische Besetzung des Gazastreifens gibt es nur sehr wenige historische Aufzeichnungen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Ein internes Strategiepapier wurde 1988 von der IDF und dem Archiv des Verteidigungsministeriums erstellt und trägt den Titel “Topics Document“. Darin wird erklärt, warum der Staat Israel jegliche Nachforschungen über die Massaker während der Besetzung des Gazastreifens behindert, wie z. B.

“Material, das dem Image der IDF schaden und sie als Besatzungsarmee ohne moralische Grundlage darstellen könnte.”

Artikel 4 bezieht sich auf

“Material im Zusammenhang mit dem jüdisch-arabischen Konflikt, das der Sicherheit des Staates auch heute noch schaden kann”.

Das Massaker findet vor dem Hintergrund eines Krieges statt, den Israel, Großbritannien und Frankreich gemeinsam gegen Ägypten führten. Es war der Versuch, den Suezkanal zu übernehmen, nachdem er vom ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser verstaatlicht worden war.

Die israelische Führung startet die Operation Kadesh, die darauf abzielt, den Sinai zu erobern, bevor sie die Kontrolle über den Gaza-Streifen übernimmt. Ihr Hauptziel ist die Zerschlagung des bewaffneten palästinensischen Widerstands, der Fedajin, die unter ägyptischem Kommando kämpfen. Sie sehen in einem Schlag gegen das ägyptische Regime die optimale Möglichkeit, den palästinensischen Widerstand zu zerschlagen. Das folgende Massaker war ungeheuerlich. Aus Platzgründen bitte unbedingt lesen in Anhang (3).

1967 Jerusalem Massaker

Über den “präventiven” Angriffskrieg Israels von 1967 hatte ich bereits in einem vorherigen Beitrag berichtet. In dem Verlauf wird auch die durch die UNO-Resolution unter internationalen Sonderstatus gestellte Stadt Jerusalem besetzt. Israel zerstörte ein ganzes Viertel in der Jerusalemer Altstadt, das marokkanische Viertel, tötet eine unbekannte Zahl, und bricht das Völkerrecht außerdem, indem es massive archäologische Ausgrabungen in den gerade besetzten Gebieten vornimmt.

1982 Sabra und Shatila Massaker

Am 16. September 1982 werden mehrere tausend Palästinenser, die vor der Nakba und dem israelischen Angriffskrieg 1967 in die Flüchtlingslagern Sabra und Schatilia im Libanon geflohen waren, von den libanesischen Phalanx-Milizen auf Geheiß des israelischen Militärs, das das Gebiet tagelang belagert und bombardiert hatte, brutal massakriert. Drei Tage lang hält das israelische Militär die Belagerung aufrecht und hindert internationale humanitäre Helfer und Journalisten an der Einreise.

Das Massaker findet während der israelischen Besatzung des Libanons statt, kurz nachdem die israelische Besatzungsarmee unter der Führung des verstorbenen Ariel Sharon die libanesische Hauptstadt Beirut besetzt hatte. Die israelische Armee arbeitet eng mit libanesischen Militanten zusammen und ermöglicht ihnen den Zugang zu den Lagern. Da das israelische Militär genau weiß, dass Zivilisten in den Lagern massakriert werden, hindert es alle Palästinenser an der Flucht. Das Massaker fordert das Leben von mindestens 3.000 palästinensischen Flüchtlingen. Nachts zünden die israelischen Soldaten Fackeln an, um den Nachthimmel zu erhellen, damit die Milizionäre ihren Weg durch die engen Gassen der Lager sehen können. Das Massaker dauert bis zum 18. September. Nach dem Blutbad beginnen israelische Bulldozer mit dem Ausheben von Massengräbern, in der Hoffnung, das Ausmaß des Verbrechens zu verschleiern. 1983 stellt die israelische Kahana-Kommission fest, dass Ariel Sharon, der damalige israelische Verteidigungsminister, die “persönliche Verantwortung” für das Abschlachten der palästinensischen und libanesischen Zivilisten trägt.

1990 Al-Aqsa Massaker

Am 8. Oktober 1990 versucht eine extremistische jüdische Gruppe namens “Temple Mount Faithful” (Tempelberg-Gläubige), einen Grundstein für den dritten Tempel auf dem Haram Al-Sharif/Tempelberg zu legen, was zu Ausschreitungen führt, bei denen zwischen 19 und 23 Palästinenser mit scharfer Munition getötet und 150 weitere verwundet werden – ein Ereignis, das unter Palästinensern als “Al-Aqsa-Massaker” und unter Israelis als “Tempelberg-Unruhen” bekannt ist.

1994 Ibrahimi Moschee Massaker

Ein zionistischer Attentäter tötet etwa 29 palästinensische Gläubige und verletzte Dutzende. Die Besatzungstruppen schließen daraufhin die Ibrahimi-Moschee und die Altstadt für sechs Monate unter dem Vorwand, Ermittlungen durchzuführen. Während dieser Zeit teilen sie die Ibrahimi-Moschee in zwei Abschnitte und verhängen gegen die palästinensischen Bewohnern der Altstadt Auflagen. Seit diesem Massaker annektiert die israelische Besatzung mehr und mehr Teile der Stadt und sperrt immer mehr Straßen für Palästinenser, die nunmehr nur für Juden zugänglich sind. Immer mehr jüdische Siedler kommen in die Stadt und übernehmen Häuser und Geschäfte von Palästinensern.

2002 Jenin Flüchtlingslager Massaker

Ein Film über das Massaker wird in Israel verboten, der Filmemacher wegen angeblicher Verleumdung eines Soldaten zu hohen Strafen verurteilt. Der Produzent des Films, Lyad Samopudi wird in al-Yamun, Westbank, kurz nach Beendigung des Films erschossen. Er wird von Israel beschuldigt, Terrorist zu sein. Ein Buch erzählt die Geschichten von Augenzeugen (4).

Während der Operation Defensive Shield im April 2002 dringt die IDF in ein palästinensisches Flüchtlingslager in Dschenin ein. Das israelische Militär verweigert Journalisten und Menschenrechtsorganisationen während der Massaker aus “Sicherheitsgründen” den Zutritt zum Lager. Jenin bleibt nach der Invasion tagelang abgeriegelt. Ein hoher palästinensischer Beamter beschuldigt Israel, mehr als 500 Menschen in dem Lager ermordet zu haben, und es kursierten auch höhere Opferzahlen. Eine UN-Untersuchungsmission wird von Israel der Zugang zu Jenin verweigert.

2008 – 2009 Gaza Massaker

2012 Gaza Massaker

2014, 2018-2019, 2021 Gaza Massaker

Aus Formatgründen kann nicht auf alle Gaza-Massaker einzeln eingegangen werden. Sie waren jeweils von Israels Regierungen unter einem Vorwand ausgelöst worden, die dann im Westen dazu führten, dass Israel

„sich ja nur verteidigt“.

Dass diese Behauptung unsinnig ist, beweisen die effektiven Opferzahlen.

Während des Angriffs von Israel auf Gaza im Jahr 2014 zum Beispiel, stellt die UN fest, dass mehr als drei Viertel der 1.088 Palästinenser, die von Israels Streitkräften getötet werden, Zivilisten waren (5). Auf der anderen Seite sind nur 6 % der 51 durch palästinensische Angriffe Getöteten Zivilisten, 48 bzw. 94 % waren IDF Soldaten (6).

Fazit

Perverserweise wurden Bilder der Zerstörung Gazas nach den verschiedenen Massakern in der Vergangenheit von den Verursachern als Werbung in Israels Wahlen verwendet. Und schon lange versprachen sie noch viel härteres Vorgehen und endgültigere Lösungen. Daher kommt es für Beobachter nicht überraschend, was nach dem 7. Oktober 2023 passierte. Leider hatten weder persönliche Anschreiben der Bundestagsabgeordneten, noch mein Buch (6) mit über 800 Seiten irgendeinen Einfluss auf die Politik, ebenso wenig wie auf die jetzt zu bedauernde Beihilfe Deutschlands zum Völkermord. Nicht Israel verteidigt sich, sondern ein der Vernichtung preisgegebenes Volk, das der Palästinenser, kämpft um Leben und Land.

Quellen und Hinweise

 

Der Autor twittert unter https://twitter.com/jochen_mitschka

(1) https://www.middleeastmonitor.com/wp-content/uploads/downloads/factsheets/ZionistMassacres_1937-48.pdf

(2) https://twitter.com/RBrulin/status/1770539524583501843

(3) Übersetzt aus: https://www.palestinechronicle.com/khan-yunis-rememberingthe-forgotten-palestinian-massacre/

(4) Am 2. November verlieren die ägyptischen Streitkräfte praktisch die gesamte Kontrolle über die Sinai-Halbinsel. Nach schweren Bombenangriffen auf die Stadt rücken am nächsten Tag israelische Infanterie und Panzer in Khan Yunis ein, um die Fedajin “auszurotten“.

Die Einwohner erinnern sich, dass sie von den Lautsprechern der Besatzungsfahrzeuge geweckt wurden, die alle jungen Männer im Alter von 16 bis fünfzig Jahren aufriefen. Es wurde berichtet, dass die Besatzungstruppen diese Männer in einem grausamen Schauspiel der Gewalt auf öffentliche Plätze brachten und sie alle erschossen. Hunderte wurden am ersten Tag des Massakers getötet.

Die Soldaten trieben alle Männer auf der Straße zusammen“, schreibt Salman Abu Sitta in seinen Memoiren. “Sie führten sie im Gänsemarsch und stellten sie an der Mauer der von Sultan Burquq erbauten Burg aus dem vierzehnten Jahrhundert auf dem Hauptplatz der Stadt auf. Als sie sich versammelten, sahen die versammelten Lehrer, Bankangestellten, Ladenbesitzer, Handwerker und Bauern so normal aus wie an jedem anderen Tag. Ein Offizier stand in seinem Jeep, als wolle er salutieren. Er schaute von einer Seite zur anderen. Der Offizier hob die Hand hoch und senkte sie schnell wieder wie ein Hackmesser. Maschinengewehrsalven durchbrachen die Stille, mal mehr, mal weniger, links und rechts. Die Maschinengewehre ertönten erst gemeinsam, dann einzeln, als würden sie in einem Höllenorchester spielen, das von einem teuflischen Maestro geleitet wurde. Die gefangenen Männer fielen zu Boden.”

Das wahllose Töten ging bis zum 12. November weiter, als die israelischen Besatzungstruppen ihre Massaker an den Bewohnern von Khan Yunis, des Flüchtlingslagers und der Dörfer fortsetzten.

Die Leichen wurden stundenlang, manchmal sogar über Nacht, liegen gelassen, bevor es den Familien erlaubt wurde, die Leichen zu bergen. Das UNRWA stellte später eine Liste mit den Namen von 275 Personen zusammen, die es als “glaubwürdig” ansah.

Doch nach dem Abzug der Besatzungstruppen aus dem Gazastreifen im März 1957 wurde in der Nähe von Khan Yunis ein Massengrab entdeckt, das die Leichen von 40 Palästinensern enthielt, denen man in den Hinterkopf geschossen hatte.

Abu Sitta schreibt, Israel habe eine neue “Erfindung” gemacht.

Ein Graben wurde entlang der Schulmauer ausgehoben. Direkt davor standen die israelischen Soldaten, die dann denjenigen, die in einer Reihe standen, befahlen, über den Graben auf den Schulhof zu springen.”

Er erinnerte sich, dass israelische Soldaten mit Maschinengewehren die Männer dann mit Kugeln überschütteten. “Der Graben wurde sofort zu einem Grab“, schrieb er.

Das Massaker von Khan Yunis fand am 3. November 1956 in der palästinensischen Stadt Khan Yunis und dem nahe gelegenen gleichnamigen Flüchtlingslager im Gazastreifen während der Suez-Krise statt.

Palästinensische Quellen, wie der Forscher Ihsan Khalil Al-Agha, geben die Zahl von 520 Opfern an, die bei Exekutionen vor Ort getötet wurden. In den UN-Dokumenten ist weder von einem Massaker die Rede, das von israelischen Streitkräften verübt wurde, noch werden die Täter zur Rechenschaft gezogen oder rechtliche Hinweise gegeben.

Der ranghohe Hamas-Funktionär Abed El-Aziz El-Rantisi – selbst 2004 von Israel ermordet – war an diesem Tag neun Jahre alt, als er Zeuge der Ermordung seines Onkels wurde. “Ich erinnere mich noch an das Wehklagen und die Tränen meines Vaters über seinen Bruder“, sagte er. “Danach konnte ich viele Monate lang nicht schlafen. Sie haben Hass in unsere Herzen gepflanzt.”

Ein Soldat der israelischen Infanterie, der Golani-Brigade, erzählt seiner Freundin von den Ereignissen am 6. November 1956. “Nur die Araber sind an all dem schuld, und bei jeder Gelegenheit räche ich mich an ihnen“, schreibt er. “Ich bin nicht zufrieden mit der Anzahl [der Menschen], die ich bereits getötet habe; wir haben Hunderte getötet, aber für mich ist das nicht genug. Bei jeder Gelegenheit räche ich mich an ihnen, und an Gelegenheiten mangelt es nicht, besonders in diesen Tagen, wo ich mich unter Tausenden von Arabern befinde. Sie stehen unter Ausgangssperre, und das ist eine großartige Gelegenheit, mit ihnen zu machen, was wir wollen. Und genau das tue ich, und ich werde nicht aufhören, bis ich auf dem Heimweg bin, das schwöre ich.”

Wie konnte ein Massaker dieses Ausmaßes weitgehend unerkannt, unzureichend erforscht und in den Hintergrund der palästinensischen Geschichte gedrängt bleiben?

Der israelische Historiker und Politiker Meir Bale wies die Behauptung eines Massenmordes an Palästinensern im Gazastreifen zurück: “Das ist eine große Übertreibung, und es hat nie einen solchen Mord gegeben, niemand wurde getötet, und ich war dort, und ich weiß von keinem Massaker.

Einer der wenigen westlichen Journalisten, die sich nicht alleine auf die Aussagen israelischer Beteiligten beriefen, sondern die über das Massaker recherchiert haben, ist der Journalist und Autor Joe Sacco. In seiner 2009 erschienenen Graphic Novel Footnotes in Gaza deckt er anhand von Augenzeugenberichten akribisch die schrecklichen Ereignisse auf, die sich 1956 in Gaza ereigneten.

In seinem Vorwort gibt Sacco seine eigene Erklärung dafür, warum über die Ereignisse im November 1956 offenbar zu wenig berichtet wird. “Die Palästinenser scheinen nie den Luxus zu haben, eine Tragödie zu verdauen, bevor die nächste über sie hereinbricht“, schreibt er. “Was würde es ihnen nützen, sich mit der Geschichte zu befassen, wenn sie gerade angegriffen und ihre Häuser abgerissen werden?

(5) https://www.amazon.com/Searching-Jenin-Eyewitness-Accounts-Invasion/dp/1885942346

(6) https://www.foxnews.com/world/un-says-three-fourths-of-gaza-dead-are-civilians-israel-says-hamas-fires-from-homes-schools

(7) https://unitedwithisrael.org/more-idf-casualties-in-gaza-operation/

(8) https://der-politikchronist.blogspot.com/p/deutschland-israel-palastina.html

(9) https://apolut.net/die-geschichte-eines-voelkermordes-von-jochen-mitschka/

(10) https://en.wikipedia.org/wiki/King_David_Hotel_bombing

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: mehmet ali poyraz / shutterstock

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Kommentare (2)

2 Kommentare zu: “Die Geschichte der physischen Vernichtung Palästinas | Von Jochen Mitschka

  1. GTMT sagt:

    Ein großes Dankeschön an Jochen Mitschka!

    Eine wirklich sehr gelungene Auflistung der Verbrechen an den Palästinensern – das sollte Unterrichtsstoff in allen Schulen der Welt sein.

  2. coronistan.blogspot.com sagt:

    Jochen Mitschka – bester Mann bei Apolut

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