Klaus Schwab hat leider eine Zukunft
Von Uli Gellermann.
Klaus Schwab, der Gründer des „Weltwirtschaftsforums (WEF)“, hat mal wieder ein Buch auf den Markt geworfen. Wie schon das Vorgängerbuch „The Great Reset“ droht auch „Das Grosse Narrativ - Für eine bessere Zukunft“ ein Bestseller zu werden. An der sprachlichen Qualität kann die Seller-Qualität nicht liegen. Der Umsatz wird im Namen des Autors begründet sein. Schwab steht einem Verein von Umsatz-Milliardären vor, die regelmäßig in Davos tagen und zumindest Schlagzeilen produzieren. Ganz sicher generieren diese sehr reichen Leute auch reichlich Einfluss.
Ein Schwall von Geschwätz
Wer hofft, aus Schwabs Buch zu erfahren, wohin denn der Kapitalismus, für dessen Wichtigleute Schwab reden darf, unser aller Boot steuern will, der muss sich durch einen Schwall von Geschwätz durchkämpfen. Prototypisch für die Allgemeinplätze ist ein angebliches Sprichwort, das nicht mal Google kennen will: „Wenn ich dir einen Dollar gebe und Du mir einen Dollar gibst, hat jeder von uns nur einen Dollar. Aber wenn Du mir eine Idee gibst und ich Dir, dann haben wir beide zwei Ideen.“ Welche Ideen? Ist doch Schwab egal. Denn „Je mehr Ideen wir haben, desto mehr werden sie hervorbringen.“ Für wen? Für Was?
Darfs ein bisschen mehr sein?
Wie dann die vielen Ideen umgesetzt werden sollen, das immerhin gießt Schwab in eine sprachliche Form: „Es erfordert ein sofortiges, beharrliches und entschlossenes gemeinsames Handeln der politischen Entscheidungsträger, Branchenführer, Investoren und der Zivilgesellschaft.“ Es soll noch Läden geben, in denen die Floskel ‚darfs ein bißchen mehr sein‘ zum Service gehört. Was aber will uns Schwab servieren? Vorrangig seine eigene Wichtigkeit: „In privaten Gesprächen hörten wir auch, wie Entscheidungsträger zugaben, dass sie ein bißchen verloren sind“. Der Herr beginnt mit dem Pluralis Majestatis, um uns dann anzuvertrauen, dass er Umgang mit Entscheidungsträgern hat.
Welt wird weniger stabil
Aus diesem Umgang heraus entwickelt Schwab ein Kapitelchen zur Geopolitik. Ihm ist der „absolute Hegemon“ verloren gegangen, und er meint die USA. Nicht, dass er diesen Verlust beweist; er bedauert ihn, denn er behauptet, dass deshalb „die Welt weniger stabil und unsicherer sein (wird)“. Auch hier hält er sich mit der Beweisführung nicht auf, um flugs zu einer weiteren, unbewiesenen These zu gelangen: „Dass mittelgroße Mächte viel selbstbewusster werden und ihre eigen Agenda verfolgen.“ Ohne Bezüge oder Belege erwähnt er als Beispiel Belarus. Was mag ihm das Land getan haben? Wahrscheinlich hat es sich nicht an die Agenda des großen Hegemon gehalten und so die Welt „weniger stabil“ gemacht.
Hauptsache Impfen!
Zwischendurch faselt er über den technologischen Fortschritt und zählt neben Gemeinplätzen wie dem Internet auch die mRNA-Impfstoffe als Fortschritt auf, ohne sich lange mit Nebenwirkungen aufzuhalten. Da ihm immer noch nicht genug Menschen geimpft sind, sieht er die Omikron-Virus-Variante als Folge der Impfmängel und beweist wieder nichts, fordert aber mal eben einen „globalen Impfstoff“. Keine Ahnung von Viren, von Epidemien, aber Hauptsache Impfen! Fortschritt ist also das, was Schwab dafür hält.
Ökologischer Anstrich
Wer immer noch nicht die Geduld verloren hat, blättert weiter zum Kapitel ‚Lösungen‘ und findet Sätze wie diesen: „Die ultimative Rolle von Unternehmen besteht nach wie vor darin Geschäfte zu machen (...)“ Doch Schwab verordnet dem Kapitalismus auf dem Papier eine „Zusammenarbeit mit der Regierung und der Zivilgesellschaft“, um sich (...) um das Wohlergehen des Ökosystems zu kümmern“. Hier möchte Schwab gern den Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit in Wohlgefallen auflösen; ein Wohlgefallen, das dem System einen ökologischen Anstrich verpassen und so modernisieren soll.
Soziales Make-up
Was Schwab mit seinem jüngsten Buch vom Hochsitz des Weltwirtschaftsforums (WEF) aus verkündet, erinnert stark an die Geburt der sozialdemokratischen Partnerschafts-Ideologie. Als die sozialen Widersprüche nicht mehr zu verdecken waren, predigten die Herrschaften flugs die Kooperation von Kapital und Arbeit, um dem Kapital ein besseres, irgendwie soziales Aussehen zu verschaffen. Dieses Make-up hat es immerhin bis zur Agenda 2010 geschafft, die als „Reform“ öffentlich gestartet war, um dann in der Hartz-Vier-Sklaverei zu landen.
Im ökologischen Outfit
In den Zeiten grüner Strömungen, in Deutschland gut ablesbar an den Wahlprozenten für die grüne Partei, ist man vom Rosa der Sozialdemokratie zum frischen Grün übergegangen. Auch wenn der alte Kapitalismus mit dieser Farbe eher eine Tendenz zur Wasserleiche aufweist, sieht er im ökologischen Outfit geradezu modern aus. Das hätten sie gern, die Milliardäre des Weltwirtschaftsforums: Als moderne Alternative zu erscheinen - ein Vorhang, hinter dem die Brutalität der Pharma-Industrie ebenso verschwindet wie die tödliche Gier der Rüstungskonzerne. Das ist ein wirklich „grosses Narrativ“.
„BlackRock“ will Zentrum für Stakeholder-Kapitalismus gründen
Mit dem Wort „Stakeholder-Modell“ versuchen Schwab & Co. eine neue Sorte Kapitalismus vorzugaukeln, die irgendwie sozial daher kommt. Wer mit dem Profitgesetz des Systems vertraut ist, kann nur müde lächeln. Wer schallend lachen will, der muss sich nur mit der Nachricht beschäftigen, dass ausgerechnet „BlackRock“ ein Zentrum für Stakeholder-Kapitalismus gründen will. Der mit über 10 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen weltgrößte Vermögensverwalter lässt seinen CEO Larry Fink öffentlich nach dem Zweck des Unternehmens fragen. Seine Antwort: Es solle „sich mehr für die Gesellschaft engagieren“. Noch mehr? Noch mehr Regierungen kaufen? Noch mehr Medien gleichschalten?
Viren-Panik und Kriegs-Hysterie
Hinter einem Vorhang von Gefasel lässt Schwab die Katze aus dem Sack, wenn er im Kapitel „Schlussfolgerungen“ vom „Optimismus des Willens“ schreibt. Besser hätte er vom Marketing der Wünsche schreiben sollen. Denn darum geht es ihm: Das asoziale kapitalistische Modell soll einer Marketing-Kur unterzogen werden. Leider haben Propheten wie Schwab eine Zukunft: Weil sie immer noch die Macht auf ihrer Seite haben. Jene Macht, deren Medien auf Kommando ebenso eine Viren-Panik herstellen können wie eine Kriegs-Hysterie. So lange, wie man sie lässt.
+++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.+++ Dieser Artikel erschien zuerst am 31. Mai 2022 auf dem Blog Rationalgalerie.
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Bildquelle: claudio santisteban / shutterstock
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