Verborgener Hass | Von Bastian Barucker

Viele Menschen tragen eine seit der Kindheit unterdrückte Aggressivität mit sich herum. In einer Kriegssituation kommt diese dann zum Ausdruck.

Ein Standpunkt von Bastian Barucker.

Seit zwölf Jahren begleite ich Menschen im Rahmen der „Gefühls- und Körperarbeit nach Willi Maurer“. Die Klientinnen und Klienten entdecken und erkunden dabei ihre Gefühlswelt und bringen verdrängte Episoden, meist aus ihrer frühen Kindheit, ans Licht. Ausgehend von alltäglichen Situationen und den dazugehörigen Gefühlen gehen sie auf Spurensuche nach den Wurzeln von Leid erzeugenden Verhaltensweisen. So erhielt ich Einblick in Hunderte Lebensgeschichten, und dabei wiederholt sich oft die Bewusstwerdung von tief vergrabenem Hass: der Hass des Babys oder Kleinkindes, welches vernachlässigt, nicht geliebt, nicht beachtet oder sogar emotional oder körperlich missbraucht wird.

Dieser Hass — der sich gegen ein Schmerz verursachendes Verhalten und nicht die Person als Ganzes richtet — und die damit verbundene Aggression können als Kind nicht ausgelebt werden, da die überlebenswichtige Zugehörigkeit zu Eltern oder nahe stehenden Personen nicht durch eine Konfrontation aufs Spiel gesetzt werden darf. Daher werden sowohl das Gefühl des Hasses als auch die Erinnerung an die damit zusammenhängende Situation abgespalten; sie verweilen jedoch im Körper und im Unterbewusstsein.

„Der griechische Ursprung von Schizophrenie bedeutet gespaltener Geist. Die Frage ist naheliegend: Warum sollte ein Geist sich spalten müssen? Spaltung gehört zu den psychischen Abwehrmechanismen. Sie wird hervorgerufen, wenn man die Realität nicht ertragen kann. Nur wer das reale Leben als unerträgliches Übel empfindet, sieht sich gezwungen, es zu verlassen“ — Dr. Gabor Mate in „Vom Mythos des Normalen“.

In der begleiteten Arbeit frage ich die Menschen bei aufkommender Wut manchmal: Was wäre dein Impuls, wenn alles erlaubt wäre und auf niemanden Rücksicht genommen werden müsste? In sehr vielen Fällen zeigt sich dann ein unbändiger Hass, der mittels Schlagen und Schreien ausagiert wird. Endlich darf dieser Impuls, der seit Jahrzehnten in jeder Zelle des Körpers wohnt, ausgelebt werden, ohne dass dabei jemand zu Schaden kommt!

Meine Erfahrung lässt mich vermuten, dass sehr viele Menschen unentdeckten Hass in sich tragen, welcher ihr Leben stark beeinflusst und welcher in bestimmten Situationen willkürlich aber auch unwillkürlich geweckt werden kann.

„Das von Geburt an zum Gehorsam und zur Unterwerfung gezwungene Kind fügt sich schließlich den Willen Anderer und gibt seine Individualität und auch eigene Gefühlswelt auf. Ein solch geprägter Mensch ist ein perfekter Befehlsempfänger, Untertan, Gläubiger oder weitergedacht Soldat“ — Sven Fuchs in „Die Kindheit ist politisch!“.

Der verborgene individuelle Hass und gesellschaftlich ausgetragene Kriege

An aktuellen und vergangenen Kriegsgeschehen wird sichtbar, wie dieser abgespaltene persönliche Hass gesellschaftlich Wirkung entfalten kann: Wenn ein Feindbild auftaucht, welches durch politische Propaganda entmenschlicht wird, entsteht gesellschaftlich eine ähnliche Situation wie die oben beschriebene Therapiesituation.

Ein Feind, der als Monster, als Schlächter, als Tier oder Untermensch beschrieben wird, kann auf der einen Seite Erinnerungen an Ohnmacht und Leid aus frühester Kindheit in Resonanz versetzen. Ein Baby, dessen grundlegende Bedürfnisse nicht erfüllt werden und das deswegen Schmerz empfindet, kann die eigenen Eltern als Monster wahrnehmen, wenn es sich etwa alleingelassen oder abgewiesen fühlt.

Auf der anderen Seite schafft die Entmenschlichung des Feindes eine Situation, in der plötzlich alles erlaubt zu sein scheint. Es entsteht eine Art Dammbruch: „Endlich” darf das mit unentdecktem Hass belastete Individuum diesen so lange mit viel Energieaufwand gedeckelten Hass ausleben und den gesellschaftlich ausgerufenen Feind mit voller Härte und allen Mitteln zurückschlagen beziehungsweise angreifen.

Konsequenzen müssen dabei nicht befürchtet werden, und so ist eine kollektive Entladung des Hasses möglich. Es entsteht eine Art Katharsis, bei der eine ganze Gesellschaft Dampf ablassen kann. Hass und Gewalt sind wieder erlaubt, weil der Feind so abscheulich ist.

Außerhalb solcher praktischer Entladungsmöglichkeiten ist die Projektion des eigenen inneren Hasses auf andere — etwa auf Geflüchtete, Rechtsextreme, Staatschefs totalitärer Staaten, Eliten, auf die eigene Regierung oder auch auf Ungeimpfte — leichter zu verkraften als eine Begegnung mit der eigenen individuellen Geschichte. Bei letzterer könnte es sein, dass zum Beispiel hinter dem Hass auf Vater Staat der Hass auf den eigenen unterdrückenden oder übergriffigen Vater zu Tage tritt. Der Hass auf Geflüchtete könnte sich als existenziell bedrohliche Verlustangst und frühkindliche Ohnmacht entpuppen und so weiter.

Manchmal wollen Menschen noch an einem Feindbild festhalten, obwohl sich zeigt, dass das medial beschriebene Narrativ nicht der Wahrheit entspricht und der Gegner doch nicht so abscheuliche Taten vollbracht hat wie zuvor behauptet, siehe Jugoslawienkrieg, Brutkastenlüge, Massenvernichtungswaffen im Irak. Eine Art innere Abwehr setzt sich in Gang, da das alte, ungetrübte Feindbild zumindest das verbale oder vorgestellte Ausagieren des inneren Hasses ermöglicht — wir leugnen gerne die Wirklichkeit, solange dies die Erleichterung des Gefühlsstaus verspricht.

Unentdeckter, uneingestandener innerer Hass ist individuell und kollektiv betrachtet eine machtvolle Kraft. Das bedeutet jedoch nicht, dass etwa jeder Ruf nach Gegenwehr auf kriegerische Angriffe prinzipiell auf frühen Prägungen basieren würde.

Ich will nicht sagen, dass es keine realen Feindbilder und unmenschlichen Kriegsverbrechen gäbe, die geahndet und aufgeklärt werden müssen. Es geht darum herauszuarbeiten, wann der abgespaltene Hass einer ganzen Gesellschaft zur Feindbild-Erzeugung benutzt wird und inwiefern er unverhältnismäßige Handlungen begünstigt, die wiederum zu noch mehr Leid und Krieg führen. Kriege führen immer zu schwer traumatisierten Generationen und unendlichem, schwer zu verarbeitendem Leid. Diese Dynamik hält Gesellschaften in Gewaltspiralen fest, aus denen sie sich nur sehr schwer befreien können.

„Die Spirale der Gewalt zeigt, dass wir andern Menschen das antun, was uns selbst widerfahren ist. Doch ohne Selbsterforschung bleiben wir blind gegenüber der tief in uns verdrängt liegenden Wahrheit“ — Willi Maurer in Die verschüttete Quelle des Friedens.

Innenschau ist echte Friedensarbeit!

Daher — und obwohl es vielleicht mit Blick auf die mächtigen geopolitischen Dynamiken fast irrelevant erscheinen mag — ist es durchaus echte Friedensarbeit, den eigenen inneren Hass in einem geschützten Rahmen zu entdecken, ihn anzuerkennen und mithilfe von professioneller Begleitung psychisch zu integrieren. Das ermöglicht einen friedvolleren Umgang mit Konfliktsituationen jeglicher Art — und auf lange Sicht einen Ausweg aus generationsübergreifenden Traumaerfahrungen.

Nach einer soliden Integration der Hass auslösenden Erfahrungen aus der eigenen schmerzhaften Geschichte ist es möglich, die Verhaftung an diese Geschichte zu lösen und mit weniger aufgestautem Groll durchs Leben zu gehen.

Aus der Integration folgt ein realitätsbezogener Umgang mit Konfliktsituationen und weniger Empfänglichkeit für Gräuelpropaganda. Eine Gesellschaft, die sich dem Frieden annähern, ihn kultivieren und nachhaltig leben möchte, braucht demnach Räume, in denen Menschen ihre eigene Friedfertigkeit entwickeln können, indem sie die eigene Geschichte integrieren.

Außerdem müsste sich eine solche Gesellschaft ernsthaft und systematisch darum bemühen, Kleinkinder von Zeugung an als bewusste Wesen wahrzunehmen, auf deren existenzielle Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit, Nähe, Liebe und Anerkennung ein Hauptaugenmerk gerichtet wird.

Das wäre eine sehr wirkungsvolle Hass- und damit Kriegsprävention.

 

Anmerkungen

 

Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 21. Oktober 2023 bei manova.news und im Blog von Bastian Barucker

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Bildquelle: ranaraya/ shutterstock

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Kommentare (14)

14 Kommentare zu: “Verborgener Hass | Von Bastian Barucker

  1. Schramm sagt:

    „Ursprung“, sagt: „Was versuchen Sie mit dieser Befürchtung zu erreichen?“
    {…}

    Antwort:

    ►Es braucht die Aufklärung in Zeiten der westlichen und feudal-islamischen Volksverdummung!◄

    Die Glaubensbrüder in den feudal-islamischen Golfmonarchien sind nicht dazu bereit, ihre in Armut und Elend dahinvegetierenden Glaubensbrüder und Schwestern aufzunehmen; allenfalls die verbündeten Führer des feudal-religiösen Terrorismus und Aberglaubens des Islam.
    Zugleich finanzieren sie die feudal-religiösen Einrichtungen für die ihnen bewusste Gehirnwäsche der Mehrheit der Bevölkerungen in den islamischen sozioökonomischen Entwicklungsländern. Analog so auch für die geistig-manipulatorische Beherrschung der muslimischen Migranten in Europa und Deutschland, in Nordamerika, Afrika und Asien.
    Sie finanzieren nicht nur Terrororganisationen wie in Islamischen Staat und Hamas, sondern auch weitere terroristische Organisationen in Nahost, Asien und Afrika.

    Mit dem Reichtum der feudal-religiösen Golfmonarchien, die saudische Königsfamilie verfügt über ein (privates) Vermögen von mehr als eine Billion USD (1000. Mrd.) und die Herrscherfamilie Katars über mehr als 300. Milliarden US-Dollar, könnte man die gesamte arabische und islamische Welt aus der Armut befreien!

    PS: Die Herrschenden sind sich jedoch sehr wohl bewusst, mit der materiellen und sozialen Befreiung ihrer Völker würden sie auch ihre Macht und Verfügungsgewalt über die in geistiger Abhängigkeit gehaltenen Bevölkerungen verlieren.

    ►Nur zur Erinnerung an die sich selbst hier auf »apolut.net« dumm haltenden User:

    Für die Fußball-WM wurden mehr als 200. Milliarden Dollar/Euro investiert (240. Mrd.).
    Warum sind die islamischen Golfmonarchien und deren feudalen Königshäuser und Familienclans nicht dazu bereit: für fünf Millionen Palästinenser, die sich in extremer sozialer Armut befinden, einhundert Milliarden Dollar/Euro für die bildungs-, ausbildungs-, wirtschafts- und sozialpolitische Entwicklung zu investieren?

    ►Warum schaffen sie nicht die wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen für eine analoge materielle und soziale Entwicklung des Lebensstandards wie in Israel?

    Warum nicht? Weil sie die mörderische Feindschaft gegenüber Israel für die Ablenkung von ihrem verbrecherischen Raub und Reichtum an den arabischen Energie-Rohstoffen und Bodenschätzen brauchen.

    Abschließend: Die Palästinenser und die arabischen Völker müssten ihren sozialen und wirtschaftlichen, einen sozialrevolutionären Befreiungskampf auf die arabisch-islamischen Oligarchien, Feudalherren und korrupten politischen Eliten konzentrieren!
    Hieraus ergibt sich auch eine friedliche, einvernehmliche und gemeinsame sozioökonomische Entwicklung mit der arabisch-israelischen Bevölkerung für die weitere Zukunft im 21. Jahrhundert.

    25.10.2023, R.S.

  2. Aquiles sagt:

    Vor 43 Jahren schrieb ich auf ein Foto unseres gerade geborenen Sohnes "Die Anmut eines Kindes zerstören, bedeutet den Krieg vorzubereiten".

  3. Ursprung sagt:

    "Nicht umsonst werden in allen Armeen, die ich kenne, die Rekruten schikaniert, angebrüllt, gedemütigt, gejagt, gestresst , "
    Das sind typische Hierarchie-Anwendungen, verstaerkt durch offensichtlich zur Show entstellte Sinnlosigkeit.

    Da wird Hierarchie exerziert, um williges Untertanen-Kanonenfutter zu zuechten. Wer in diese Muehle geraet und sich dabei nicht klar ist, wozu an ihm gerade solche Hierarchie vollstreckt wird, ist verloren.
    Sei immer wachsam gegenueber Hierarchie: dann kannst Du den Kriegsdienst entweder velleicht noch verweigern oder ihn schlimmsten Falles von Dir abtropfen lassen.
    Nicht nur als junger Mann, sondern auch im ganzen Leben.

    • Nevyn sagt:

      Wieder einer, der einen Pol (Anarchie) vergöttert und den anderen (Hierarchie) verteufelt. Wohin soll das führen, außer in Irrtum und Elend?

      Welche Erfahrung haben Sie persönlich mit dieser Haltung der Ablehnung aller Hierarchie gemacht, Ursprung?
      Geht es Ihnen gut damit?

    • wasserader sagt:

      Der militärische Drill wurde/wird durch
      gnadenlose Bürokratie und gnadenlose Information ersetzt .

    • Ursprung sagt:

      #Nevin:
      1,
      "Pole"??
      2.
      "Wieder einer": Hierarchie-Schublade, in welche Sie jemand anders als Sie die Welt erlebenden gerne stecken moechten?
      3.
      Etymologische Antipodin zu Hierarchie-Beziehung ist m. E. eine symbiotische, nicht anarchische.
      4.
      Das offenbar spontan auftretende Plancksche Wirkungsquantum scheint einzig "anarchisch" zu sein (fuer uns auf nix rueckfuehrbar). Ihm scheinen wir unsere Existenz zu verdanken.
      5.
      Meine Hierarchieerfahrung?
      Ist mit Ihrer identisch: die Menschenwelt jetzt voller Mord und Totschlag. Statt symbiotisches Ineinandergreifen wie vorher in der Evolutionsgeschichte.

  4. Ursprung sagt:

    Weder im Artikel selbst, noch in einem der bisher dazu geschriebenem Kommentare habe ich "Unstimmigkeit" empfunden. Und das trotz des im wahrsten Wortsinn konfliktbeladenen Themas.
    Deshalb moechte ich hier ein Scherflein dazufuegen, von dem ich glaube, das es jedem helfen koennte, stressfrei jederzeit und in jeder Minute eine zur Verfuegung stehende Orientierungshilfe nutzen zu koennen, sich und Andere auf einen Besserungspfad zu ziehen:
    1.
    War/ist Hierarchie mit im Spiel?
    2.
    was verkleinert sie, hebt sie auf?

    Viel Erfolg! Die Welt ist schon besser, als sie soeben noch war!

  5. Schramm sagt:

    „Hass- und damit Kriegsprävention“

    Asyl für Terroristen und Islamisten in Deutschland.

    Tausende islamische Kämpfer der Hamas werden die Region des Gaza verlassen und sich auch auf den Weg nach Westeuropa und Deutschland machen! Hier gibt es mit dem Asylanspruch eine gesicherte Aufnahme und soziale Vollversorgung! Das kann man für den weiteren feudal-islamischen Kampf auch in Europa und Deutschland nutzen!

    PS: Die deutsche Politik und Justiz kann diese Handlungsweise der Islamisten nicht verhindern; sie befördert diese Handlungsweisen und terroristische Folgen für Deutschland und Westeuropa!

    • Ursprung sagt:

      "Tausende islamische Kämpfer der Hamas werden die Region des Gaza verlassen und sich auch auf den Weg nach Westeuropa und Deutschland machen! Hier gibt es mit dem Asylanspruch eine gesicherte Aufnahme und soziale Vollversorgung!"

      Was versuchen Sie mit dieser Befuerchtung zu erreichen?
      Nach meiner Interpretation und womoeglich unbewusst, sich einer hierarchischen Methode gegen aus Todesnot Fluechtenden zu bedienen, Ihrem als verschwenderisch (zu Recht) verdaechtigten Staat Ihre Steuerabgaben an Bedingungen zu knuepfen.
      Da stimmte ich Ihnen sogar voll zu.

      Aber das erreichen Sie nicht durch Hierarchisisierung welcher Ihnen voellig unbekannten Achmeds aus Nordafrika.
      Sondern besser durch mehr Umsicht, wem Sie in Ihrer Wohnregion ihre naechste Buergerstimme geben moechten.

      Merke: Hierarchie beginnt als erster Fehler, sobald man Umsicht aufgegeben hat.

  6. Irwish sagt:

    Haß ist immer auch Selbsthaß

    Wer sich in Kindheit und Jugend nicht so entwickeln durfte, wie es in ihm angelegt war, der beginnt – allermeist unbewußt – sich selbst dafür zu hassen, daß er sein innerstes Selbst, seinen biologischen Kern verraten und verkauft hat – für ein bißchen Sicherheit und Angstfreiheit. Keine Frage, die meisten wissen nichts davon; sie haben sich nie damit befaßt, ob und was mit ihnen nicht stimmt. Sie werden's vielleicht tun, wenn sie dereinst krank werden und die wahre Ursache herausfinden wollen …

    Der Haß, der eigentlich einem selbst gilt, wird nach außen projiziert: Man haßt ganz spontan all jene, die abgespaltene Selbstanteile triggern. Wer z.b. als Kind nie wütend sein durfte – das tut man nicht –, wird später auch nicht dulden, daß andere in seiner Gegenwart wütend werden bzw. Wut zum Ausdruck bringen. Wutunterdrücker werden aber auch häufig zu Cholerikern, die sich dadurch auszeichnen, daß sie urplötzlich auftretenden Wutausbrüchen ausgeliefert sind, unter denen ihr soziales Umfeld merklich leidet.

    Der im Artikel erwähnte Gabor Maté zeigt in seinem Buch VOM MYTHOS DES NORMALEN – Wie unsere Gesellschaft uns krank macht und traumatisiert – Neue Wege zur Heilung (1) sehr deutlich und ausführlich, daß wir in einer Kultur leben, die unserem Menschsein keinesfalls entspricht. Die Umstände, unter denen wir leben müssen, machen uns krank, lassen uns schneller altern und damit früher sterben, als wir eigentlich müßten. Der hohe Streßlevel, der durch ein Leben für Profit, Gier, Habenmüssen, Geltungssucht usw. in den Menschen erzeugt und aufrechterhalten wird, macht sie anfällig für die sogenannten Zivilisationskrankheiten, für Süchte, psychische Fehlentwicklungen, für zunehmende Gewaltbereitschaft und ausufernde Verblödung.

    Das, was von vielen Leuten als Resultat genetischer Determination oder gar als Folge irgendwelcher Sternenkonstellationen (Astrologie) gesehen wird, ist in Wirklichkeit das Ergebnis traumatischer Prägungen. Es gibt praktisch keinen Menschen, der in Kindheit und Jugend nicht traumatisiert wurde. Wir alle wurden auf die eine oder andere Weise dazu abgerichtet, einer bestehenden Gesellschaftsordnung zu dienen, in der wir wie vorgesehen zu funktionieren haben.

    Sich davon zu befreien ist nicht einfach und schon gar nicht abschließend zu bewältigen. Die Fäden, an denen wir als außengesteuerte Marionetten hängen, sind so vielfältig und subtil, daß wir unser ganzes Leben daran arbeiten müssen, sie loszuwerden.

    —– Zitat-Anfang —–
    Das aus dem Griechischen stammende Wort »Trauma« bedeutet »Wunde«. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht: Es sind unsere emotionalen Wunden oder die Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen, die einen Großteil unseres Handelns diktieren. Sie beeinflussen unsere sozialen Verhaltensmuster und prägen unser Weltbild. Sie können sogar Einfluss darauf nehmen, ob wir in den wichtigsten Fragen unseres Lebens überhaupt zu rationalem Denken fähig sind oder nicht. Bei vielen von uns zeigen sich diese Wunden in unseren engsten Partnerschaften und verursachen allerlei Unheil in unseren Beziehungen. (Maté a.a.O., Kap. 1, S. 24)
    —– Zitat-Ende —–

    Bislang habe ich noch niemanden getroffen, der nicht traumatisiert wurde. Tatsächlich kann ich mir nur ungefähr vorstellen, wie ein nichtraumatisierter Mensch sein könnte. Wenn ich darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluß, daß ein Nichttraumatisierter hier in dieser kranken Gesellschaft nicht lange überleben könnte. Er würde vermutlich von allen als Bedrohung erlebt und deshalb bekämpft werden; sein Leben wäre akut in Gefahr …

    Wenn Sie, werter Leser, das verstanden haben, dann verstehen Sie auch, daß Politiker und andere Prominente keineswegs die Lichtgestalten sind, als die sie sich häufig darstellen, sondern ganz im Gegenteil allermeist schwerst traumatisierte Menschen, die so viele ihrer einstigen Selbstanteile abspalten mußten, daß sie heute in der Lage sind, völlig weltfremd und abgehoben zu handeln, zum Nachteil all jener, die sie vertreten oder für die sie sich einzusetzen vorgeben. Vielfach glauben solche Psychopathen auch noch daran, gut und richtig zu sein und damit für irgendwelche hehren Ziele zu arbeiten.

    Doch allzu oft können wir die Defizite, die wir bei uns nicht zu erkennen vermögen, auch bei anderen nicht wahrnehmen, vor allem dann nicht, wenn es sich um Autoritätspersonen handelt. So halten wir die allermeist gut einstudierte Gestik und Mimik von Politikern für echten Ausdruck ihrer Befindlichkeiten, weil wir unsere eigenen erlernten Posen nicht durchschauen. Wenn wir jedoch damit beginnen, uns selbst ständig, tagtäglich zu hinterfragen, können wir uns diese verlorengegangenen Wahrnehmungsbereiche zurückerobern. Wir würden durch zunehmende Eigenbeobachtung endlich unterscheiden lernen, was an Worten, Mimik und Gestik unserer Mitmenschen gestellt ist und was von Herzen kommt. Damit wären wir schonmal einen Riesenschritt weiter.

    Gabor Maté beschreibt im erwähnten Buch »vier Prinzipien der Heilung«, die er schon in seinem Buch WENN DER KÖRPER NEIN SAGT (2) entwickelt hat: Authentizität, Handlungsmacht, Wut und Akzeptanz. Was er darunter versteht, lesen Sie besser selbst nach: Vom Mythos … Kapitel 26 Seite 315 ff.

    (1) http://irwish.de/PDF/Psychologie/Mate_Gabor/Mate_Gabor+Mate_Daniel-Vom_Mythos_des_Normalen_(2023).pdf

    (2) http://irwish.de/PDF/Psychologie/Mate_Gabor/Mate_Gabor-Wenn_der_Koerper_nein_sagt-Wie_chronischer_Stress_krank_macht_und_was_Sie_dagegen_tun_koennen_(2020).pdf

    • Nevyn sagt:

      Guter Beitrag, zu dem ich einiges anmerken möchte:
      Wir werden in der Kindheit von Traumatisierten traumatisiert. Genauer gesagt das Trauma wird familiär generationsübergreifend weiter gegeben, bis es jemand schafft, es bei sich aufzulösen.
      Trauna, so erklärt es Michaela Huber, ist eine Übersaltung des Stress-Systems im Körper, die zu einem Sonderprogramm führt. Gehirn und Psyche des Menschen funktionieren dann im Überlebensmodus. Wann diese Überlastung einsetzt, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Da Kinder von ihren Eltern extrem abhängig sind und die Bindung überlebenswichtig ist, sind sich leicht zu traumatisieren, je kleiner, je leichter. Das beginnt oft schon im Mutterleib.

      Und das ist auch die gute Nachricht: Man kann Wunden, also Traumen, heilen. Und der Mensch der Traumen durchlitten und geheilt hat, ist ein Anderer als vorher. Er wird belastbarer, sicherer, verlässlicher, autehntischer in seinem Handeln.
      Es beginnt mit Selbstreflexion, das allein reicht aber bei weitem nicht aus. Man taucht tief in seine Seele bei diesem Prozess, denn auch Traumen haben und unterschiedliche Schweregrade und Tiefen. Die meisten brauchen dafür Hilfe und sollten sich nicht scheuen, sie zu suchen. Es lohnt sich in jedem Fall.
      Die Heilung erfolgt durch Beziehung. Ob es nun eine therapeutische ist, die Liebe zum eigenen Kind oder zu einem anderen Menschen, das kann sehr verschieden sein. Ich habe für alles schon Beispiele gefunden. Aber nur, was die Wunde schlug, kann sie auch heilen.

      Die hier erwähnte Astrologie wird in diesem Kontext falsch verstanden. Die Sterne erzwingen gar nichts, sie machen auch nicht geneigt, sie dienen lediglich als Projektionsfläche, damit etwas, das innen ist, im Außen sichtbar werden, erkannt und bearbeitet werden kann.
      Man muss auch an Astrologie nicht glauben. Man kann sie als Werkzeug verwenden und seine Schlüsse daraus ziehen, statt damit Wahrsagerei oder anderen Unfug zu betreiben.
      Es gibt andere Werkzeuge, die auch Projektion nach außen ermöglichen.
      Um mit Thorwald Dethlefsen zu sprechen. Man lernt Astrologie als Lehre von den Archetypen, um sie am Ende zu vergessen, weil man alles, was sie einem zeigen könnte, im Leben sieht und erkennt. Um dort aber hin zu kommen, ist sie ein gutes Mittel.

    • Ursprung sagt:

      #Irwish:
      Folge Ihnen komplett.
      Merke aber an: Hierarchie startet immer mit einem Umsichtsende.

      Wer nicht hasst, haelt sich fuer hierarchisch oberhalb des Hassers.
      Das ist hochgefaehrlich.
      Denn wenn der Hasser das genau spuert, verstaerkt es dessen Hassanlass. Wollen Sie das wirklich riskieren?

  7. Von wegen Putin! Von wegen Stalin!

    Schon Adenauer hat weitergemacht mit der psychopathischen Rußlandfeindlichkeit vieler Deutscher. Und er hat auch unfreiwillig mit einer Bemerkung offenbart, wo es hakt, wenn Menschen und ganze Nationen nicht wegkommen von ihrem Kriechen vor der falschen Größe und der Lüge der Welteroberung und dem dazugehörigen zerstörerischen Haß. Daß letzterer zuallererst auch selbstzerstörerisch ist – mußte der Lieblingssohn meiner Oma, Peter, vor nunmehr fast 83 Jahren bei Leningrad bitter erfahren, als er drei Tage nach dem Verlust beider Arme und eines Beines seinen Verletzungen erlag. Er war so wie ich und meine ganze Familie in der Nähe von Adenau aufgewachsen.

    Hier nun das versprochene Zitat von Adenau-er: "Völker kann man nicht auf die Couch eines Psychoanalytikers legen, eine so große Couch gibt es nicht." Damit hat er ja einesteils recht, denn zu Therapie und zu Entschlüssen muß erst mal jeder individuell kommen, aber statt mit gutem Beispiel voranzugehen, und sich selbst auf die Couch zu legen, hat er es vorgezogen, mit Gründung der Bundeswehr und Eintritt in die spätestens seit 1999 als Angriffsbündnis ausgewiesene Nato ganz Deutschland wieder auf eine potentielle Schlachtbank zu legen.

    Ich dagegen wurde um die 20 herum durch eine fast tödliche Krankheit förmlich gezwungen, mich aus den Reihen der Russenhasser und des Alkoholismus zurückzuziehen und mir einzugestehen, daß ich psychoanalytische Hilfe (Orientierung) brauchte. Mit 22, zu Beginn der Zeit, in der ich eine Therapiegruppe besuchte – wir hatten Stühle – nicht die von Adenauer gefürchteten Sofas – hatte ich in meinem Studentenheim einen furchtbaren Alptraum. Eine Fratze schaute von draußen in mein Fenster und schnitt drohende Grimassen. Ich berichtete davon in der Gruppe, ärgerte mich aber furchtbar über die Therapeutin, weil ihre einzige Reaktion war, mir die folgende Frage zu stellten:

    "Wem glich denn diese Fratze?"
    „Wie kann sie nur so dumm fragen,“ dachte ich, „wenn ich das wüßte, hätte ich es doch zu gern erzählt.“ So hatte ich bis zur nächsten Sitzung eine ganze Woche Zeit, mich zu ärgern, aber auch, um mir immer wieder die Frage durch den Kopf gehen zu lassen, auf die ich von alleine gar nicht gekommen war. "Wem glich denn diese Fratze?" Nach vier Tagen fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Meine Mutter. Genau und unverkennbar die!
    In jenen kostbaren Monaten, in denen ich begann, meine wirklichen Verfolger und Feinde, die mich krankgemacht und fast in den Tod getrieben hätten, zu identifizieren, zerfiel mein Haß auf Russen genauso wie mein dogmatischer katholischer Glaube, der, wie sich nun bald herausstellte, mir – und unzähligen Generationen vor mir – unter Ächtungs- und Todesdrohung aufgezwungen worden war. Von wegen Stalin! Von wegen Putin!

    In der Folge begann ich den Kriegsrausch zu verstehen, mit dem meine Großvätergeneration und 25 Jahre später meine Vatergeneration jubilierend in die Weltkriege gezogen waren. Wie ich, hatten sie noch nie einen Franzosen oder Russen zu sehen – geschweige denn schmerzhaft zu spüren – bekommen. Dafür um so öfter die Erniedrigungen und Prügel der eigenen Eltern, Pfarrer und Lehrer. Doch das vierte Gebot und die Allmacht der Autoritäten hatten den Ausdruck, ja sogar das Spüren ihrer kindlichen Wut verhindert, die sich so immer mehr im Unbewußten aufstaute und die sie schließlich an unschuldigen Menschen in weiter Ferne oder an Minderheiten entladen durften.

    Nachdem ich endlich über meine wahren Feinde und Verfolger offen sprechen konnte, verschwand mein Haß auf Russen ganz von selbst innerhalb weniger Monate. Mir immer wieder Reste meiner Projektionen bewußt zu machen, wird aber wohl eine lebenslange Aufgabe bleiben, was wiederum die nachhaltige Schädigung durch Erziehung beweist. „Am Anfang war Erziehung“ – so der Titel des wichtigsten Buches meines Lebens. Vorbeugen ist leichter als Heilen. Deshalb kann ich nur die beiden letzten Sätze des Verfassers unterstreichen:
    Durch bedingungslosen FRIEDEN mit dem KIND zum FRIEDEN in der WELT!

  8. Reinhardas sagt:

    Ich gebe Herrn Barucker völlig recht. Nicht umsonst werden in allen Armeen, die ich kenne, die Rekruten schikaniert, angebrüllt, gedemütigt, gejagt, gestresst , ihrer persönlichen Freiheit und einiger anderer Menschenrechte zeitweilig beraubt. Danach sind sie dann bereit, auf Befehl, ohne weitere Verantwortung zu fühlen, in fremde Länder zu reisen und dort fremde Menschen zu erschießen. Natürlich immer mit der passenden gesetzlichen Grundlage und notfalls dem Beistand von Feldgeistlichen, Politkommissaren oder Truppenpsychologen. Falls doch jemand nicht so funktionieren möchte und Bedenken bekommt. Tja, es fing früher für die meisten schon als Baby an. Sie wurden gewaltsam von der Mutter getrennt und mussten in Säuglingszimmern umher schreien. Oder, egal ob männlich oder weiblich, wird vielen an ihren Geschlechtsteilen, dort, wo sich die meisten Nervenendungen befinden, herumgeschnitten. Das Problem ist ja gerade, dass das scheinbar nicht bewusst erlebt wird. Wenn es aber im Unterbewusstsein landet, dann ist es noch schlimmer. Der Betreffende merkt es dann nicht mehr… oft, bis es für ihn zu spät ist.
    Ich wurde als Kind wie beschrieben behandelt. Ich kann bestätigen, dass es solche Reaktionsmuster später gibt. Ich bin Polizist geworden und habe dort dann mit dem Gesetz im Rücken einiges von den in mir angestauten Verletzungen und Demütigungen wieder abgebaut. An Unschuldigen. Denn die Polizei hat es nur mit Menschen zu tun, die das Recht auf die Unschuldsvermutung besitzen.
    Es ist das "Zivilisation" genannte System, was die von Herrn Barucker beschriebenen Reaktionsmuster hervor bringt.
    Das sollte jeder einmal für sich hinterfragen.
    Im Laufe meiner Dienstjahre bei der Polizei wurde ich übrigens immer ruhiger und immer mehr emphatisch und versetzte mich besser in die Lage meiner Gegenüber hinein.
    Es gibt eine Doktorarbeit darüber, dass Empathie in der Vernehmung von Beschuldigten bessere Ergebnisse erbringt als Folter.
    Kann ich nur aus der Praxis bestätigen.
    Viele Verbrecher hatten tatsächlich auch eine schwere Kindheit mit Demütigungen und unmenschlicher Behandlung, welche sie dann später zur Ausübung von Gewalt gegen Mitmenschen in die Lage versetzten.
    Alles bekannt.
    Nur, die meisten denken, es würde sie nicht betreffen.

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