Tagesdosis 17.1.2019 – Ressentiments, Realitäten und ein Tatort

Ein Kommentar von Bernhard Loyen.

Die Herausforderungen für die kommenden Jahre werden die Menschen in diesem Land immens belasten. Die Dynamik an Missverständnissen, bzw. Kontroversen des gesellschaftlichen Miteinanders werden auch aufgrund der simplen Mechanismen von Social Media Foren zur täglichen Herausforderung. Kalkuliert, mehrheitlich berechnend provokativ. Missverständliche, unachtsame, oder unbeabsichtigte Formulierungen sind eher die Ausnahme. Stichwort Stefan Kretzschmar (1)

Die sehr gern benutze Zitat Funktion birgt ihre Gefahr in der eindeutigen Quellenzuordnung und vor allem seiner Vollständigkeit. Zumindest hierbei, diesmal das Internet in seiner positiven Anwendungsmöglichkeit, kann sehr schnell der Wahrheitsgehalt geklärt, beziehungsweise Missbrauch ggf. entzaubert werden.

Wie schaut es nun bei folgendem Zitat der Politikerin Katrin Göring-Eckhardt aus dem Jahre 2015 aus, Zitat Anfang: Unser Land wird sich ändern und zwar drastisch. Und ich sage euch allen, ich freue mich drauf. Zitat Ende. Aufgrund der eindeutigen Quelle, einem Filmdokument vom Bundesparteitag der Grünen, können hierbei keinerlei Zweifel angemeldet werden. Nun erklärte damals diese Politikerin weiterführend warum sie sich freue und diese Freude ist eher unbekannt, Zitat Anfang: Vielleicht auch weil ich schon mal eine friedliche Revolution erlebt habe (sie ist 1966 in der DDR geboren). Dieses hier, könnte die sein, die unser Land besser macht und vielleicht werden wir in zwanzig Jahren stolz darauf sein, dass wir die Partei waren, die nicht wie die CSU in der Furche lag und nicht wie die SPD immer hin und her laviert ist, sondern die gestanden hat und die gesagt hat, diese Veränderung, dieses bessere Land, dieses neue Land, ja das wollen wir, dafür kämpfen wir. Zitat Ende (2)

Es wäre schön zu wissen, wie Frau Göring-Eckhardt heute über diese Sätze denkt. Eine dementsprechende Anfrage blieb leider unbeantwortet.

Bei drei Landtagswahlen, inklusive der Europawahl im Mai diesen Jahres wird der Hauptaugenmerk auf zwei Parteien ruhen. Den Grünen und der AFD. Die CDU/CSU wird von ihrer Stammklientel existieren können. Die SPD braucht kein Mensch mehr. Die Linke, wie die FDP werden dümpeln. Die Grünen sowie die AFD spiegeln jedoch exemplarisch das Stimmungsbild Deutschlands.

Die Migrationspolitik der Berliner Politik aus den letzten Jahren und den daraus resultierenden Wirkungen auf die Bürger spalten weiterhin dieses Land. Die Blickwinkel bestimmen die Gradmessung der Betrachtung, mit jeweiligen Schwerpunkten der Gesamtwahrnehmung. Ältere Leser und Hörer erleben Diskussions Déjà-vus. Jüngere Generationen erleben unbekannte Spannungen im Freundes-und Familienkreis.

Die NachDenkSeiten (3) verwiesen jüngst auf so ein Ereignis Echo. Wir gehen in das Jahr 1992, Zitat: Das Spiel mit der Angst. Die CSU steckt in einem nahezu ausweglosen Dilemma. Seit Jahrzehnten in der Regierungsverantwortung, versucht die Partei verzweifelt, sich gleichzeitig als volkstümliche Opposition gegen das “Bonner Politbiotop” (…) zu profilieren. Ein schwieriger Spagat, um die Macht in München und Bonn (damals noch die Bundeshauptstadt) zu sichern. Gelingt es der CSU nicht, nationalistische Ressentiments, Ärger über Asylbewerber und den Groll der Stammtische “gegen die da oben” abzufangen, werden sich Franz Schönhubers Republikaner demnächst vielleicht als Zwanzig-Prozent-Partei rechtsaußen etablieren können. (4)

Nun ersetzen sie Franz Schönhubers Republikaner mit Alexander Gaulands AFD und der Satz könnte so für sich stehen bleiben. Gibt es Unterschiede? Mit Sicherheit. Der Zusammenbruch des Sozialistischen Lagers, die Auflösung der UdSSR, das gnadenlose Wüten des Systemgewinners, federführend durch die USA und die daraus forcierten Wirtschaftskriege bescheren uns einen epochalen Gesellschaftswandel in den letzten zwanzig Jahren. Mit den Ereignissen seit 2015 und dem jüngst verabschiedeten Migrationspakt im Dezember 2018 wird uns eine fortlaufende kontinuierliche Umwandlung die nächsten Jahre begleiten.

Wer sie erkennen möchte, sieht diese Veränderungen, diese Neuausrichtungen. Offensichtliche Veränderungen zeigen sich im täglichen Stadtbild. In der Nachbarschaft, am Gemeindeplatz, an den Schulen und Kitas, bei Ämtergängen, in der Regional, oder der U-Bahn.

Ressentiments oder Realitäten?

Folgende , etwaig unbekannte Realität sollen der Diskussion dienen und nicht der Be-oder Verurteilung durch generelle Vorurteile.

Beispiel 1: Minderjährige Kinder sollten von dem durch ihren Glauben notwendigen Fasten während der Schulzeit freigestellt werden. Quelle und Zitat: Schule und der Fastenmonat – wie verträgt sich das? Die wachsende Anzahl fastender Kinder macht Politikern Sorgen. Eine “allgemeine Befreiung vom Fasten” schließt der Islamrat aus (5). Zitat Ende. Der Artikel aus dem Jahre 2017 beschreibt die Herausforderungen für alle Beteiligten. Der Islamrat veröffentlichte einen Ratgeber für das Fasten in den Schulen. Quelle und Zitat: Der Ratgeber räumt allerdings zahlreiche Ausnahmen von dieser Verpflichtung ein. Auch die Möglichkeit, das Fasten nachzuholen, wenn jemand verhindert sei, ist erwähnt. Insofern könnten Eltern oder Lehrer dem Schüler keine Verpflichtung auferlegen, sondern ihn nur beraten. (5)

Eine andere Quelle zu gleichem Thema, Zitat: Den Gruppenzwang während der Fastenzeit muss ich (der Lehrer) trotzdem sehr ernst nehmen. Manchmal werden nichtfastende Schüler nämlich regelrecht gemobbt, oft zumindest subtil unter Druck gesetzt. (6)

Beispiel 2: Lass der Jugend ihren Lauf, aber wohin? Jugendeinrichtungen, entsprechende Clubs erhalten kein Geld, werden geschlossen. Angebote sind in vielen Städten und Gemeinden wörtlich ausgestorben. Quelle und Zitat: Die Leiterin der (…) Neuköllner Grundschule Busse schätzt, dass etwa ein Drittel ihrer 650 Schüler am Wochenende zum Unterricht in das Jugend- und Familienzentrum der Moschee gehen. Sie berichtet, dass die Schülerinnen, die mit schwarzem Kopftuch zur Schule kämen, immer jünger seien…Busse kritisiert zudem, dass der Unterricht der Moschee abgeschirmt von der Öffentlichkeit sei.(7), gleiche Thematik: Artikel (8)

Beispiel 3: Hessen: Mit Gottesdiensten und Prozessionen feiern (…) bundesweit die Katholiken das so genannte „Fronleichnamsfest”. Nach alter Tradition begeht die Kirche von Fulda das Hochfest des Leibes und Blutes Christi mit einem Pontifikalamt im Hohen Dom und einer anschließenden Prozession durch die Straßen der Stadt. (9) Nordrhein-Westfalen, Kleine Anfrage der AFD vom November 2018: Einschüchterndes Massenbeten mitten in Wohngebieten in NRW? Immer öfter ist zu hören und zu lesen, dass sich eine große Gruppe radikaler Muslime unangemeldet in Wohngebieten zum Massenbeten trifft. Fragen an die Landesregierung: 1. Wie viele Vorfälle des Massenbetens hat es in den vergangenen 5 Jahren in NRW gegeben? 2. Wie viele dieser Vorfälle des Massenbetens waren im Vorfeld angemeldet und nach dem Versammlungsrecht zulässig?

Antwort der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration. Vorbemerkung der Landesregierung: Zitat: Das gemeinsame Beten größerer Gruppen in der Öffentlichkeit ist unter die Betätigung im Rahmen der Religionsausübungsfreiheit des Artikel 4 Absatz 2 Grundgesetz zu fassen. Regelmäßig kommt diesem keine Versammlungsqualität zu. Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

Am 14. Februar 2014 wurde in der Kampstraße in Dortmund ein öffentliches Gebet abgehalten. Es wurde im Vorfeld als Versammlung angemeldet. Ferner richtet der Indisch-Pakistanische Kulturverein in der Bonner Innenstadt zweimal im Jahr Aufzüge mit Streckenlänge von rund 200 Metern aus. Diese beinhalteten bis zum Jahr 2016 auch Selbstgeißelungen, durch die blutige Wunden entstanden.Diese Selbstgeißelungen werden seit dem Jahr 2016 durch Auflagen nach § 15 Versammlungsgesetz …untersagt, so dass sie seitdem durch Teilnehmer der Versammlung auflagenkonform nur noch symbolisch mit Handschlägen auf den nackten Oberkörper vollzogen werden. Am 15. Juni 2018 fand in der Zeit von 07:30 bis 08:05 Uhr ein öffentliches Festgebet anlässlich des Endes des Ramadans. (10)

Beispiel 4: Ein kleiner Test. Sie hören, bzw. lesen, Zitat: Hanau: Muslimische Ringer verweigern Kampfrichterin den Handschlag. Ihr spontaner erster Gedanke? Bezüglich der Herkunft folgende Information. Es waren zwei tschetschenische und ein bulgarischer Sportler.(11) Zitat „In der Turnhalle oder im Vereinsumfeld verneigen sie sich vor Frauen“, so der „geschockte“ Vereinsvorsitzende Anton Albert. „Ansonsten sind das fleißige, ruhige, nette Jungs. Man wünscht sich, dass mehr Deutsche so angenehm sind“, gab er an.(11)

Ein letztes Beispiel 5: Realität, Ressentiment, oder Realsatire? Zitat: Mit „FORTESY“ ist an der Universität Paderborn ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt gestartet, das neue Ansätze zur Effizienz und Sicherheit im Feuerwehrwesen untersucht. Bei dem Vorhaben geht es insbesondere um Integration und sozialen Zusammenhalt angesichts einer zunehmenden Diversität der Bevölkerung. Ein zentrales Problem in vielen Feuerwehren: Frauen und Migranten sind nicht nur unterrepräsentiert, sondern häufig auch unerwünscht.(12)

Deutschland im Jahre 2019. Wir werden weiterhin viel zu diskutieren haben. Zur kleinen Zwischenentspannung empfehle ich ihnen einen Tatort aus dem Jahre 1975. (13) Er spielt in Berlin und ist verlinkt. Er verschwand unmittelbar nach Erstausstrahlung in den sog. Giftschränken. Titel und Thema, Zitat: Tod im U-Bahnschacht, Der junge Türke Arkan – ein Illegaler, unsicher im fremden Land und den fremden Gesetzen und Vorschriften gegenüber – wird Zeuge eines tödlichen Unfalls. Organisierte Kriminelle wollen ihn aus dem Weg schaffen. Die Polizei nutzt ihn als Lockvogel. (14)

Kommt ihnen irgendwie bekannt vor?

Quellen:

  1. https://www.sueddeutsche.de/sport/kretzschmar-interview-meinungsfreiheit-1.4287691
  2. https://www.youtube.com/watch?v=6wvmJBLHSCA
  3. https://www.nachdenkseiten.de/?p=48333
  4. https://www.zeit.de/1992/46/das-spiel-mit-der-angst
  5. https://www.sueddeutsche.de/bildung/muslimische-schueler-fasten-waehrend-der-schulzeit-das-war-schon-hart-1.3557676
  6. https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-05/ramadan-schule-religion-fasten-gruppenzwang-leistung
  7. https://www.tagesspiegel.de/berlin/radikale-muslime-in-berlin-senat-hat-keine-kontrolle-ueber-salafistische-jugendarbeit/23861322.html
  8. https://www.bz-berlin.de/berlin/jugendstrafrat-befuerchtet-islamisierung-in-dar-as-salam-moschee
  9. https://osthessen-news.de/n1250134/prozessionen-als-%C3%B6ffentliche-glaubensbekenntnisse-neu-v-i-d-e-o.html
  10. https://afd-fraktion.nrw/2018/12/08/einschu%cc%88chterndes-massenbeten-mitten-in-wohngebieten-in-nrw/
  11. https://www.journalistenwatch.com/2018/12/24/hanau-muslimische-ringer/
  12. https://nachrichten.idw-online.de/en/2018/12/03/deutschlands-feuerwehrsystem-als-gegenstand-eines-neuen-bmbf-forschungsprojekts/
  13. https://www.youtube.com/watch?v=TZR_fUEdcE4
  14. https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/krimi-thriller-mainmenu-12/284-gesehenes/5110-40-jahre-tatort-die-giftschrankfolgen-tod-im-u-bahnschacht

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