Am Mittwoch hat US-Präsident Trump überraschend das geplante Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin abgesagt und die USA haben gleichzeitig neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Hier zeige ich, wie Putin darauf reagiert hat.
Ein Standpunkt von Thomas Röper.
Der Kurswechsel von US-Präsident Trump, das mit dem russischen Präsidenten Putin geplante Treffen am Mittwochabend überraschend abzusagen und gleichzeitig neue, harte Sanktionen gegen Russland zu verhängen, schlug ein wie eine Bombe. In Russland, wo man große Hoffnungen in das Treffen gesetzt hatte, waren die Analysten in den ersten Stunden ziemlich ratlos und auch auf offizielle Reaktionen der russischen Regierung musste man bis zum Donnerstagnachmittag warten.
Dann hat sich Präsident Putin kurz der Presse gestellt und deren Fragen zu den Ereignissen beantwortet. Ich übersetze hier die Fragen und Putins Antworten.
Beginn der Übersetzung:
Frage: Gestern hörten wir eine weitere Erklärung des US-Präsidenten zu einem Treffen mit Ihnen – oder auch zu keinem Treffen – zur Ukraine-Krise. Fast zeitgleich wurden amerikanische Sanktionen gegen russische Ölkonzerne verhängt.
Heute hat verhängt die EU weitere antirussische Sanktionen verhängt. Nun werden schon Toiletten, Spielzeug mit Motor, Puzzles und Dreiräder verboten.
Wie können Sie das kommentieren?
Putin: Dass sie den Kauf unserer Toiletten verboten haben, wird sie teuer zu stehen kommen. Ich denke, dass sie sie in der aktuellen Situation brauchen brauchen würden, wenn sie diese Politik gegenüber Russland fortsetzen.
Was die Äußerungen des US-Präsidenten angeht, was kann ich dazu sagen? In unserem letzten Telefongespräch wurden sowohl das Treffen selbst als auch dessen Ort von der amerikanischen Seite vorgeschlagen, und ich habe dem zugestimmt, meine Gedanken dazu geäußert und gesagt, dass solche Treffen natürlich gut vorbereitet werden müssen: Es wäre sowohl für mich als auch für den amerikanischen Präsidenten ein Fehler, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen und das Treffen ohne die erwarteten Ergebnisse zu verlassen.
Man muss sagen, dass der US-Präsident dem voll und ganz zugestimmt und gesagt hat, dass eine Reihe von Beamten der aktuellen Regierung auf ihrer Seite an der Vorbereitung dieses Treffens arbeiten würden. Er nannte einige von ihnen, und ich sagte, dass wir, sobald unser amerikanischer Kollege die Liste derer fertiggestellt hat, die an der Vorbereitung unseres Treffens arbeiten werden, auch bekannt geben werden, wer auf unserer, der russischen Seite, arbeiten wird. Aber in der Anfangsphase sollten die ersten Schritte in diese Richtung zweifellos vom russischen Außenminister Lawrow und Außenminister Rubio unternommen werden. Das war die Entscheidung.
Nun sehe ich, ich kenne diese Erklärung: Der US-Präsident hat beschlossen, dieses Treffen abzusagen oder zu verschieben. Wahrscheinlicher ist, dass er von einer Verschiebung spricht. Was kann ich sagen? Dialog ist immer besser als jede Konfrontation, jeder Streit und insbesondere Krieg. Deshalb haben wir uns immer für einen fortgesetzten Dialog eingesetzt, und wir unterstützen ihn auch jetzt.
Nun zu den neuen Sanktionen. Erstens ist das nichts Neues. Ja, sie sind natürlich ernst für uns, das ist klar, und sie werden gewisse Konsequenzen haben, aber sie werden unser wirtschaftliches Wohlergehen nicht wesentlich beeinträchtigen.
Es ist bekannt, dass Präsident Trump während seiner ersten Amtszeit die meisten Sanktionen verhängt hat, die jemals gegen Russland verhängt wurden. Diese Sanktionen haben heute natürlich zwei Aspekte: einen rein politischen und einen wirtschaftlichen.
Was den politischen Aspekt betrifft, worum geht es hier? Natürlich ist das der Versuch, Druck auf Russland auszuüben. Aber kein Land und kein Volk mit Selbstachtung entscheidet jemals etwas unter Druck. Und zweifellos hat Russland das Privileg, sich zu den Ländern und Völkern mit Selbstachtung zu zählen. Das ist das erste.
Das zweite ist die rein wirtschaftliche Komponente.
Aber wenn wir über den politischen Aspekt sprechen, dann ist dies natürlich ein unfreundlicher Akt gegenüber Russland, das ist offensichtlich, und er stärkt die russisch-amerikanischen Beziehungen nicht, die sich gerade erst zu erholen beginnen. Natürlich schadet die US-Regierung mit diesen Aktionen den russisch-amerikanischen Beziehungen.
Was den wirtschaftlichen Aspekt betrifft, so wiederhole ich, ist daran natürlich nichts Gutes oder Angenehmes. Aber was sehen wir, wenn wir die wirtschaftliche Seite dieser Sanktionen objektiv und professionell betrachten?
Derzeit fördern die USA, glaube ich, rund 13,5 Millionen Barrel pro Tag und liegen damit an erster Stelle. Saudi-Arabien liegt mit rund 10 Millionen Barrel pro Tag an zweiter Stelle und Russland mit rund 9,5 Millionen Barrel pro Tag an dritter Stelle. Die USA verbrauchen jedoch 20 Millionen Barrel. Sie verkaufen etwas, aber kaufen noch mehr, hauptsächlich aus Kanada. Sie fördern also 13,5 Millionen Barrel und verbrauchen 20 Millionen Barrel.
Russland und Saudi-Arabien verkaufen jedoch mehr Öl und Erdölprodukte. Ich kann mich irren oder auf die Schnelle etwas verwechseln, aber diese Größenordnung entspricht in etwa der Realität. Und was ist die Realität? Saudi-Arabien verkauft etwa 9 Millionen Tonnen Öl und Erdölprodukte an ausländische Märkte, Russland 7,5 Millionen Tonnen. Das bedeutet, dass unser Beitrag zur globalen Energiebilanz ist sehr bedeutend ist, sehr. Und jetzt ist diese Bilanz gleichermaßen im Interesse von Verbrauchern und Produzenten geschaffen. Diese Bilanz zu stören, ist eine undankbare Aufgabe, auch für diejenigen, die es versuchen. Warum?
Erstens muss man sagen, dass die Gesamtförderung derzeit am Limit ist. Natürlich kann man einen Teil – selbstverständlich nicht alles – russische Öl und russische Erdölprodukte auf dem Weltmarkt ersetzen. Aber erstens braucht das Zeit und zweitens erfordert es erhebliche Investitionen.
In letzter Zeit haben wir erstmals von der Internationalen Energieagentur gehört, dass sie Wirtschaftsakteure dazu ermutigt, in fossile Energie zu investieren.
Bisher war alles umgekehrt: Man sprach, auch innerhalb der Internationalen Energieagentur, darüber, in alternative Energiequellen investieren zu müssen. Ja, das muss man. Aber es ist klar geworden, dass fossile Energien in den kommenden Jahren und Jahrzehnten unverzichtbar sind. Das wird im Kontext des steigenden Verbrauchs deutlich. Die Weltwirtschaft wächst und der Energieverbrauch steigt.
Ein starker Anstieg ist im Moment nicht möglich. Aber wenn das Angebot an Öl und Erdölprodukten auf dem Weltmarkt stark zurückgeht, werden die Preise steigen, wie mein amerikanischer Kollege und ich ebenfalls besprochen haben. Wozu führt das? Das wird zu einem starken Anstieg der Preise für Öl und Erdölprodukte führen, auch an Tankstellen, und die USA sind da keine Ausnahme. Und angesichts des innenpolitischen Kalenders in den USA ist klar, wie sensibel einige Prozesse in dieser Hinsicht sein werden. Und diejenigen, die der aktuellen Regierung solche Entscheidungen aufdrängen, da muss man verstehen, für wen sie arbeiten.
Aber das ist unwichtig. Wichtig für uns ist, dass wir uns zuversichtlich und stabil fühlen und dass sich unser Energiesektor trotz gewisser Verluste, die es aufgrund vieler Umstände sicherlich geben wird, dennoch ziemlich sicher anfühlt.
Ich hoffe, dass das nicht zu signifikanten Veränderungen auf dem Weltmarkt führen wird, obwohl jeder jetzt – da stimme ich der Internationalen Energieagentur zu – über Investitionen in traditionelle Energieformen nachdenken sollte. Wir tun das und beabsichtigen das auch weiterhin zu tun.
Wenn wir den Druck endlich hinter uns lassen und stattdessen eine ernsthafte Diskussion über die langfristige Zukunft, auch im wirtschaftlichen Bereich, führen, dann bieten sich uns viele Bereiche für eine gemeinsame Arbeit. Wir sind grundsätzlich dazu bereit, aber wie wir sehen, hängt das nicht nur von Russland, sondern auch von unseren Partnern, in diesem Fall den Amerikanern, ab.
Frage: Wie beurteilen Sie persönlich die scheinbar widersprüchlichen Signale aus Washington hinsichtlich des Einsatzes westlicher Langstreckenwaffen? Gerade haben die Washington Post und das Wall Street Journal berichtet, dass die USA die wichtigste Beschränkung für den Einsatz dieser Waffen aufgehoben hätten. Dann erklärte Trump, dass er keine Tomahawks liefern wird. Und erst vor einer Stunde sagte Selensky erneut, dass die Ukraine Waffen mit einer Reichweite von fast 3.000 Kilometern erhalten werde.
Betrachten Sie das als Eskalation?
Putin: Das ist der Versuch einer Eskalation. Aber wenn mit diesen Waffen Angriffe gegen russisches Gebiet durchgeführt werden, wird die Reaktion sehr ernst, wenn nicht sogar atemberaubend sein. Darüber sollten die nachdenken.
Ende der Übersetzung
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Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 24. Oktober 2025 bei anti-spiegel.ru
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Bild: Der russische Präsident Wladimir Putin gab nach seinem Treffen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban im Kreml-Palast Erklärungen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz ab. 05.07.2024 Russland Moskau
Bildquelle: photoibo / shutterstock
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