Von Dirk C. Fleck.
Wer hier einen kritischen Bericht über das Friedensfestival Pax Terra Musica erwartet, möge bitte woanders nachlesen. Sicher, es gäbe noch einiges zu verbessern, man könnte noch klarer Kante zeigen. Auf die ganze Plastikscheiße im Cateringbereich verzichten zum Beispiel. Dass bei der Bewirtung nicht konsequent auf vegane oder zumindest vegetarische Kost umgestellt wird, ist angesichts des weltweiten Tierleids und den verheerenden Folgen der Massentierhaltung (Tierproduktion!) ebenfalls nur schwer nachvollziehbar. Aber das bekäme man beim nächsten Mal wohl hin – falls es denn ein nächstes Mal gibt. Die Besucherzahl hielt sich nämlich in Grenzen und vermutlich werden die Veranstalter auch diesmal draufzahlen müssen. Fünfhundert Gäste mehr wären wohl notwendig, um ein so wunderbares Spektakel am Leben zu halten. Aber der Vorrat an Verschwörungstheoretikern in Deutschland ist begrenzt. Naja, wenn wir die Querfrontler und Antisemiten hinzunehmen, könnte es klappen …
Bevor ich nun voller Überschwang über Pax Terra 2018 berichten werde, möchte ich noch einige Worte über die öffentliche Wahrnehmung des Festivals verlieren. Dass die sogenannten „Qualitätsmedien“ die Aktivitäten der Friedensbewegten in diesem Land aufs Übelste diffamieren oder erst gar nicht zur Kenntnis nehmen, daran haben wir uns gewöhnt. Sie widmen sich lieber ihrer eigentlichen Aufgabe: der propagandistischen Absicherung all jener Schweinereien, die von einer kranken Polit- und Finanzsekte in Szene gesetzt werden, wobei selbst der Atomkrieg im geopolitischen Ränkespiel wieder eine Option geworden ist.
Wie gut die Schmutzkampagne gegen die Friedensbewegung funktioniert, kann man sehr gut an den Kommentaren auf You-Tube erkennen, die sich unter dem Bericht von KenFM befinden, der kurz nach der Eröffnung des Festivals gedreht wurde (https://www.youtube.com/watch?v=UAwNdcdv3sc). Mit welcher Lust die manipulierten Trolle ungeprüft nachplappern, was ihnen Kleber und Konsorten vorsetzen, ist schon erschreckend. Der geniale Komiker Karl Valentin (1882 – 1948) hat es schon früh auf den Punkt gebracht: „Es ist schon alles gesagt, nur nicht von jedem!“. Genau. Und jetzt sagt es jeder. Dabei nehmen sie das Wort Verschwörungstheoretiker in den Mund, als sei es eine von ihnen kreierte Wortschöpfung, frisch und unverbraucht. Ich erinnere mich an den Moment, als ich mein erstes Fremdwort in einem Schulaufsatz einbaute. Das Wort hieß „kongenial“, ich konnte es seitdem nicht häufig genug benutzen, so toll fand ich mich mit diesem Wort unterm Arm. Für die erwähnten Trolle sind die Worte VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER, QUERFRONT, ANTISEMIT und JEBSEN-JÜNGER ein ähnliches Tool der Eitelkeit. Keine Originale und auch nicht originell. Man trägt sie trotzdem stolz auf der Zunge und ist zudem noch der Meinung, dass sie eine persönliche fundierte Meinung zum Ausdruck bringen. Elend, lass nach …!
Und jetzt komme ich endlich zu meiner Liebeserklärung. Ich werde die drei Tage im brandenburgischen Friesack nicht vergessen. Wenn ich eben erwähnte, dass es vermutlich fünfhundert Besucher mehr braucht, um die Kosten zu decken, so würden diese zusätzlichen Gäste den Veranstalter zwar glücklich machen – mich würden sie nur stören. Man verstehe mich nicht falsch: diese Leute wären vermutlich genauso angenehm wie die, die ich vorgefunden habe. Aber sie würden einen Platz auffüllen, der seiner Magie verlustig ginge, sobald eben mehr als die achthundert Menschen, die den Weg nach Friesack gefunden hatten, ihn bevölkerten.
Der Platz vor der Freilichtbühne ist von einem steil aufragenden grünen Wall umgeben, auf dem ein Kranz wohlgewachsener alter Bäume genügend Schatten spendet, um darunter eine hufeisenförmige Meile bunter Stände aufzubauen, an denen man innehielt, sich informierte, rauchte, quatschte und miteinander trank, während die Musikdarbietungen sich gut verständlich von der Bühne bis in den letzten Winkel des Geländes ausbreiteten, ohne die Unterhaltungen unter sich zu begraben. Das war deshalb so angenehm, weil es hier auf Schritt und Tritt zu überraschenden Begegnungen mit Menschen kam, mit denen man schon längere Zeit kommuniziert hatte. Der Schritt aus der digitalen Welt in die Realität tat allen gut, das war zu spüren.
Diese Grundstimmung begleitete uns durch die Tage. Hier verlor niemand den anderen aus den Augen. Man begegnete sich ja immer wieder: im kulinarischen Bereich, vor der Bühne oder bei den zahlreichen Vorträgen und Workshops, die von hoher Qualität und meist sehr gut besucht waren. Egal ob Rüdiger Lenz sprach, Ralf Boes, Bilbo Calvez, Erwin Thoma oder andere, das Interesse des Festival-Publikums war in jedem Fall garantiert. Die musikalischen Darbietungen waren von ähnlicher Qualität. Vom beeindruckenden Auftritt, den Prinz Chaos II. hingelegt hat, über Bermooda, Bella Wagner bis hin zu Kilez More – es hat Spaß gemacht, den eingeladenen Künstlern zuzuhören. Ich hätte sie gerne alle erwähnt, denn sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass eine verschworene Friedensgemeinde in nur drei Tagen zu einer verschmolzenen wurde. Dieses Gefühl ist selten. Das haben alle gespürt. Das haben alle genossen. Das bleibt allen erhalten. Als Vision einer besseren Welt.
Zum Schluss möchte ich euch mein persönliches High-Light verraten. Es war der Auftritt von René Rebell, dessen Songs mich vom Hocker gehauen haben. Hier ist seine „Hymen für die Schwachen“, die mich zu Tränen gerührt hat. Weil sie authentisch ist. Authentisch, wie das ganze Festival Pax Terra Musica 2018.
Hymne für die Schwachen
Glaub mir, ich weiß wie das ist, wenn man
Einsam ist, verzweifelt ist und Schieße frisst
Vom Leben so gezeichnet ist
Als wenn Adolf der Zeichner ist
Nicht weiter weiß, am Boden liegt
Oben schon der Geier kreist
Mit einem Fuß vor dem Gleis
Jeder Gesichtszug entgleist
Egal, wenn man sich selbst
Nur oft genug bescheißt
Anderen die Schuld gibt
Doch, glaub mir, dieses Trugbild reißt
Lässt den Gin aus der Flasche
Und dann spukt der Geist
Verspielt sein ganzes Geld
Irgendwann ist man genug gereist
Will sehen wie das Flugzeug abstürzt
Und der Zug entgleist
Bis man sich komplett
In seiner Wut verbeißt
Passiert dem Dummen
Wie dem, der von seiner Klugheit weiß
Bis du für jeden am Ende
Nur noch Looser heißt, superscheiße
Das ist die Hymne für die Schwachen
Ohne Besitz und Sachen
Die nix sagen, nix haben
Auch nichts zu lachen
Ein Lied für die Letzten
Die tief Verletzten
Die sich widersetzten
Und die Unterschätzten
Ein Lied
Für all die Gebrochenen
Die in sich verkrochen sind
Die Unsichtbaren
Die, die keiner sieht
Die, die keiner liebt
Dies ist euer Lied und ich
Umarme euch mit diesem Beat
Wir wurden alle irgendwann einmal
Als Engel geboren
Dann Teil der Menge
Und dabei ging eine Menge verloren
Viele in die Ecke getrieben
Mussten sich komplett verbiegen
So viel einstecken
Und sind auf der Strecke geblieben
Seit ICQ und StudiVZ
Tinder und Snapchat
Facebook, Whatsapp
Kommunizieren wir wie auf Pep
Sagen einfach ab
Ziehen Beziehungen
Durch den Dreck
…
Wir sehen all das Leid
Doch wir schauen weg
Vielleicht, weil in uns selbst
So viel Traurigkeit steckt
Mitleid mit Leid braucht keiner
Jeder ist perfekt
Wir bräuchten Hilfe
Doch jede Schwäche wird versteckt
Uns fehlt Vertrauen, Ehrlichkeit
Bestätigung, Respekt
Laufen ängstlich rum
Müde und vercheckt
Es wäre so einfach, doch es bleibt
Das Schwerste dieser Zeit
Zu sagen: verzeih mir, ich liebe dich
Und: es tut mir leid
Refrain
Wollt ihr wissen, was
Gott von Geld hält
Dann schaut euch die an
Denen er es gibt
Freude finden
In der Welt wird nur
Wer sich erstmal
Selber liebt
Refrain
+++
KenFM jetzt auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage kommt Ihr zu den Stores von Apple und Google. Hier der Link: https://kenfm.de/kenfm-app/
+++
Dir gefällt unser Programm? Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten hier: https://kenfm.de/support/kenfm-unterstuetzen/
Kommentare (22)