Notizen vom Ende der unipolaren Welt | Von Mathias Broeckers

Eine Tagesdosis von Mathias Broeckers.

Dies ist Teil 36 einer Reihe auf www.broeckers.com

Nach einem Aufruf zum Waffenstillstand und zu Verhandlungen in der Ukraine hat Deutschlands beliebtester Pöbel-Diplomat  einmal mehr einen Treffer auf der nach oben offenen Melnyk-Skala gelandet. Man muss den Mann verstehen. Als Vertreter einer Bananenrepublik ohne Bananen hat er nicht viel zu bieten und muss mit schrillen Tönen auf sich aufmerksam machen, und als Botschafter eines Regimes, das alle oppositionellen Parteien und Medien verboten hat, hat er mit Debatten,-und Meinungsfreiheit einfach nichts am Hut. Und außer “Heil Ukraine”, dem Schlachtruf seines SS-Helden Bandera, auch nicht allzu viel in der Birne, weshalb jeder Hinweis, dass es wie 1941 ff. auch dieses Mal nichts wird mit dem Endsieg über die russischen “Untermenschen”, als teuflischer Defätismus zur Hölle gewünscht werden muss.

Auf Unterstützung kann  er  dabei noch aus den meisten deutschen Medien, von deren Laptop-Bombern jede Kritik an weiteren Waffenlieferungen  und Verhandlungen mit – Gottseibeiuns!!! – Putin als “Unverschämtheit” abserviert wird. Eine hirnlose Homeoffice-Haubitze erfand im ehemaligen Nachrichtenmagazin für solche Friedenshetzer die Schmähung “Lumpenpazifisten” – ein Thema, das die “Titanic” schon 1981 aufgriffen hatte, als Aufrufe zur Abrüstung und Frieden schon einmal als staatsfeindliche Hetze galten und “verfassungschutzrelevant” wurden. Damals ging es um die Stationierung nuklearer Mittelstreckenraketen, “Pershing-2” im Westen und “SS-20” im Osten Europas, nach dem sogenannten NATO-Doppelbeschluss gegen den es in Deutschland starke Proteste gab, Sitzstreiks vor US-Kasernen, Großdemonstrationen – mit Erfolg: 1987 rüsteten Gorbatschow und Reagan diese Raketen ab. 2018 wurde der Vertrag durch die USA gekündigt, 2002 hatte George W. Bush schon den ABM-Vertrag zur Begrenzung von antiballistischen Raketenabwehrsystemen gekündigt. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Russland verfügt nicht nur über weltbesten Abwehrsysteme (S-400/500/550), sondern mit dem Arsenal hypersonischer Raketen auch über unschlagbare Angriffswaffen.  Dass man gegen eine derart gerüstete Streitmacht  besser nicht antritt und man Provokationen und Eskalationen tunlichst vermeiden und an Abrüstungs-, und Friedensverträgen arbeiten sollte, ist ein Gebot der Vernunft – und “pseudo-intelektuell” sind nicht diejenigen, die das fordern, sondern pöbelnde  Neo-Faschisten vom Kaliber Melnyk.

So richtig und wichtig der Aufruf also ist, so wenig scheinen die Unterzeichner die Lage aber wirklich erkannt zu haben:

“Verhandlungen bedeuten nicht, wie manchmal angenommen wird, der Ukraine eine Kapitulation zu diktieren. Einen Diktatfrieden Putins darf es nicht geben. Verhandlungen bedeuten auch nicht, etwas über den Kopf der Beteiligten hinweg zu entscheiden. Die internationale Gemeinschaft muss vielmehr alles dafür tun, Bedingungen zu schaffen, unter denen Verhandlungen überhaupt möglich sind. Dazu gehört die Bekundung, dass die westlichen Akteure kein Interesse an einer Fortführung des Krieges haben und ihre Strategien entsprechend anpassen werden.”

Diese “Bedingungen”  waren acht Jahre lang in Minsk gegeben und die “westlichen Akteure” haben sie verstreichen lassen, um diesen Krieg zu provozieren. Statt auf den ultimativen russischen Appell zu Verhandlungen im Dezember zu antworten, wurden die Attacken auf die Donbass Region massiv verschärft und haben bis heute nicht aufgehört. Der Westen zeigt kein Interesse an seinem Ende und liefert weiter Waffen um bis zum letzten Ukrainer kämpfen zu lassen. Eine “Anpassung der Strategien” ist auf anglo-amerikanischer Seite nicht absehbar, im Gegenteil wird jetzt via Litauen am Korridor nach Kaliningrad gezündelt, um möglichst noch eine weitere Kriegsfront zu eröffnen. Nicht nur die Nazis in den eigenen Reihen halten Zelensky von Verhandlungen ab,  auch seine Overlords in  Washington und London wollen sie nicht; und die Vasallen in Berlin und Paris, die schon in Minsk versagt haben, haben ohnehin nichts zu melden und machen weiter gute Miene zum ebenso wirkungslosen wie selbstmörderischen Zirkus.

Unter solchen Bedingungen sind Verhandlungen unmöglich und Russland hat keinerlei Grund,  seine “Militäroperation” zu beenden, bevor die genannten Ziele (“Demilitarisierung”/”Denazifizierung”) erreicht sind. Wie sie konkret gestaltet werden, muss am Ende verhandelt werden, doch wird der Krieg so lange weitergehen, bis diese Bedingungen  – keine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, keine Neo-Nazis in Regierung und Militär – akzeptiert sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ob man das dann “Kapitulation” nennt oder einen anderen Begriff findet, an diesem “Diktat” Putins wird kein Weg vorbeiführen.

“Der Krieg “, heißt es bei Carl von Clausewitz (“Vom Kriege”, 1832),  “ist ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.” Und weiter:

Wenn der Gegner unseren Willen erfüllen soll, so müssen wir ihn in eine Lage versetzen, die nachteiliger ist als das Opfer, welches wir von ihm fordern; die Nachteile dieser Lage dürfen aber natürlich, wenigstens dem Anscheine nach, nicht vorübergehend sein, sonst würde der Gegner den besseren Zeitpunkt abwarten und nicht nachgeben. Jede Veränderung dieser Lage, welche durch die fortgesetzte kriegerische Tätigkeit hervorgebracht wird, muss also zu einer noch nachteiligeren führen, wenigstens in der Vorstellung. Die schlimmste Lage, in die ein Kriegführender kommen kann, ist die gänzliche Wehrlosigkeit. Soll also der Gegner zur Erfüllung unseres Willens durch den kriegerischen Akt gezwungen werden, so müssen wir ihn entweder faktisch wehrlos machen oder in einen Zustand versetzen, dass er nach Wahrscheinlichkeit damit bedroht sei.

“Faktisch” sind die ukrainischen Truppen im Donbass schon länger nahezu wehrlos, werden systematisch vernichtet und wie die letzten Gipfeltreffen klar gemacht haben, kann die NATO das weder militärisch  verhindern, noch kann die G7 was den Wirtschaftskrieg betrifft irgendetwas tun, weil noch mehr Sanktionen nur tiefer ins eigene Fleisch schneiden. Schon muss die rot-grüne Kriegsregierung auf den Weltmeeren die Totenkopf-Fahne hissen und die Schiffe anderer Nationen kapern – so gerade geschehen mit drei russischen LNG-Tankern – um sich aus der von der Sanktionspolitik verursachten Energiekrise zu retten. Und jeder Tag der “kriegerischen Tätigkeit” Russlands führt zu einer noch nachteiligeren Lage, sowohl für die armen Ukrainer an der Front wie auch für ihre Unterstützer im Ausland. Für eine “exzeptionalistische Nation” , die glaubt mit “the world `s finest fighting force” ausgestattet zu sein, mag dieser worst case, “die gänzliche Wehrlosigkeit”, ein Ding der Unmöglichkeit sein, faktisch aber ist diese schlimmste Lage eingetreten. Und es bleibt nichts anderes, als  zu kapitulieren und “den Willen des Gegners zu erfüllen”. Man mag ihm durch Verlängerung des Kriegs noch ein paar Verluste beibringen, doch nur um den Preis noch höherer eigener Verluste. Die Niederlage lässt sich damit nicht abwenden. Aber, noch einmal Clausewitz:

„Kapitulieren ist ein hoch komplizierter und gefährlicher Akt; der vernichtete Gegner legt die Waffen nieder, mit denen er Momente zuvor noch auf den Sieger geschossen hat. Weder emotional noch rein physisch, vor allem bei einer größeren Menge kapitulierender Soldaten, ist dies kein einfacher Vorgang.“

Hier könnte der Präsidentendarsteller Zelensky in eine neue, zivilgesellschaftliche Rolle schlüpfen und seine Leute in die Kunst der Niederlage einführen. Und klar machen, dass es eine Alternative zu “Tod oder Sieg” gibt – wenn ihm erlaubt würde, nach einem solchen Skript zu agieren. Doch haben seine Overlords  offenbar noch keinen PR-Dreh gefunden, wie sie sich aus der Niederlage rauswinden und lassen erst mal einfach weiter kämpfen, planlos und gnadenlos bis zum letzten Mann. Nach Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien ist dies die neueste (und hoffentlich letzte) außenpolitische Katastrophe der US-Necons – und die am Ende (und hoffentlich ausschlaggebende) Lektion für die europäischen Vasallen, dass sie die eigentlichen Verlierer in diesem Spiel sind.

Das scheint auch Olaf Scholz langsam irgendwie zu dämmern, der hinter verschlossenen Türen in Brüssel seine Sorgen über einen EU-Beitritt der Ukraine auf den Tisch gebracht hat. Die völlig überschuldete Oligarchenrepublik wäre dann der fünftgrößte EU-Staat und könnte nicht nur erheblichen Einfluss, sondern auch massive Subventionen geltend machen. Da diese zum Beispiel für die Landwirtschaft von der Fläche abhängig sind,  dürfte es aber eher neue Bauernkriege in Frankreich und Deutschland geben als dass die hiesigen Landwirte ihren Topf mit der Ukraine teilen. Wer die EU samt Euro richtig crashen lassen will muss eigentlich nur weiter an diesem Beitritt arbeiten und etwa, wie Bloomberg meldet, die Druckmaschine anwerfen und mal schnell 500 Milliarden Euro für den “Wiederaufbau” klar machen. Eine Nachricht, die in diesem Zusammenhang in den sozialen Medien kursiert, konnte ich unterdessen noch nicht verifizieren:  “44 Prozent der Jugendlichen wissen nicht was Inflation ist, aber sie würden sich dagegen impfen lassen.”

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Dieser Text erschien zuerst auf dem Blog von Matthias Broeckers unter broeckers.com

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Prazis Images/ shutterstock

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Kommentare (9)

9 Kommentare zu: “Notizen vom Ende der unipolaren Welt | Von Mathias Broeckers

  1. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    das Mantra "kein Diktatfrieden mit Putin" ist auch ganz besonders toll. Abgesehen von der Reduzierung Russlands auf eine einzige Person …
    Schaut man sich die Lage an, gilt das ja auch andersrum:
    Russland wird keinen Frieden zu den von USA diktierten Bedingungen akzeptieren.

    "Kein Diktatfrieden mit Biden" würde allerdings etwas albern klingen, das wäre vielleicht eher ein Werbeslogan für Gangways.

  2. Schramm sagt:

    Irwish sagt:
    »Schramm, schrieb am 6. Juli 2022 um 13:21 Uhr:
    „Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Faschismus von vor 1945 hat es bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wie auch im Bildungssystem Deutschlands niemals gegeben.“
    Korrekt! In den Schulen wird bis heute nicht vermittelt, wie die individuellen psychischen und die sozialen Zusammenhänge waren …«

    Antwort von R.S.:

    Deutsche Geschichte, vor und nach 1945 bis heute 2022 ungebrochen.

    Aspekte aus meiner Familiengeschichte und mein Berufsverbot seit November 1995: über die „Gauck-Kommission“ beim (sozialdemokratischen) Landesschulamt Berlin.

    Mein verstorbener Vater stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater, mein Großvater, wurde als Arzt und Jude 1933 aus dem Staatsdienst entfernt und in den Tod (1935) getrieben. Sein familiärer Verwandter, der Bruder seiner jüdischen Großmutter, wurde in Theresienstadt vernichtet. Seine Großmutter, Gudella Schramm, überlebte versteckt das Kriegsende in Frankfurt am Main. Seine Mutter, Ella Schramm, und seine Schwester Rosemarie, flüchteten vor der drohenden Deportation noch rechtzeitig in die Schweiz (und USA). Mein Vater Wolfgang überlebte, als Jugendlicher, von 1939 bis 1946 in Südafrika.

    ►Infolge meiner antifaschistischen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde ich 1995 vom Dienst als Tischlermeister und Lehrer für Berufspraxis suspendiert. Im weiteren Verlauf aus dem Staatsdienst: Berliner Schuldienst, dauerhaft entfernt.

    ►Der Berliner Landesschulleiter, Professor Dr. Wilfried Seiring, erklärte vor der „Gauck-Kommission“ beim Landesschulamt im Frühjahr 1996, zur Begründung meiner Entfernung aus dem Berliner Schuldienst, u. a.: Ihre Tätigkeit für das MfS „ist vergleichbar mit der Tätigkeit der SS und Gestapo“.
    Dieser Gleichsetzung meiner antifaschistischen Zusammenarbeit, mit den Verbrechen von SS und Gestapo, wurde von mir widersprochen. Die beiden anderen m/w Beisitzer der „Gauck-Kommission“ schwiegen zu den (demagogischen) Ausführungen Seirings.
    Mein Verweis auf meine jüdische Familiengeschichte bewirkte beim Berliner Landesschulleiter keine Entschuldigung. Prof. Seiring schwieg dazu.

    ►Heute befinde ich mich seit 27 Jahren im Berufsverbot.
    Eine juristische Wiederaufnahme und Anfechtung wurde von der Berliner GEW abgelehnt.
    PS: Damals hatte ich zwei Kleinkinder, vier und ein Jahr, um ihre Versorgung zu gewährleisten, musste ich einen Aufhebungsvertrag unterschreiben (ohne „Zustimmung“ hätte ich für ein halbes Jahr kein Übergangsgeld bekommen).

    ►Frage: Warum hier diesbezügliche Ausführungen?
    ►Antwort: Auch deutsche Antifaschisten mit familiären jüdischen Wurzeln landen im dauerhaften Berufsverbot und in Armutsrente.
    PS: Meine jüdische Großmutter, Ella Schramm, war in Bremen eine emanzipierte bürgerliche Geschäftsfrau. Ella musste in den Jahren nach dem Tod ihres jüdischen Partners aus Deutschland fliehen. Über den Verbleib und die (fremde) Aneignung ihres zurückgelassenen Vermögens ist bis heute nichts bekannt.

    07.07.2022, R.S.

  3. Ralle002 sagt:

    Die russischen Ziele (“Demilitarisierung”/”Denazifizierung”) sind vorgeschoben und russische Kriegspropaganda. Beim Ukraine-Krieg geht es vielmehr ausschließlich um Kriegsprofite.

    Dann sind Verhandlungen mit Russland grundsätzlich zu begrüßen. Sie bringen jedoch nichts, solange wir uns nicht vom derzeitigen Wirtschaftssystem trennen wollen.

    Mathias Bröckers müsste es noch mehr in den Fokus rücken, dass es vor allem die Banken sind, die den Krieg benötigen.

    FR, 24.05.2019
    Wie die Deutsche Bank Geld mit Krieg verdient

    Die Politik der Bundesregierung ist insgesamt widerlich:

    Zeit, 28. August 2014
    Rüstungsindustrie
    :
    Waffendeals ohne Risiko
    Die Bundesregierung fördert Rüstungsexporte mit Bürgschaften und sichert so Milliardengeschäfte selbst mit Schurkenstaaten ab.

    handelsblatt.com, 12.04.2010
    CERBERUS KAUFT DYNCORP
    Der Höllenhund baut sein Kriegsgeschäft aus
    Der US-Finanzinvestor Cerberus hält militärische Hilfsdienste in Krisengebieten offenbar weiterhin für ein lukratives Geschäft und kauft sich mal eben DynCorp. Das US-Unternehmen begleitet und unterstützt die US-Truppen im Ausland und wartet die Fahrzeugflotte der Armee.

    Tagesspiegel, 18.12.2012
    Attentat von Newtown
    US-Finanzinvestor trennt sich von Waffenschmiede
    Der Attentäter von Newtown schoss hauptsächlich mit einem Sturmgewehr der Marke Bushmaster – und traf einzelne Opfer bis zu elf Mal. Als Folge der Tat stößt nun der Finanzinvestor Cerberus die Firma ab – doch nicht ohne Druck.

    SZ, 19. Juli 2020
    Jörg Kukies
    :
    Viele Treffen mit Cerberus
    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/joerg-kukies-viele-treffen-mit-cerberus-1.4972656

    Spiegel, 29.06.2018
    SPD verärgert
    Wie die CDU weiter für Waffenexporte kämpft
    In den Koalitionsverhandlungen setzte die SPD durch, Rüstungsexporte stark einzuschränken. Das versucht die Union nun aufzuweichen.

    Hierzu:
    (Nicht nur) die CDU gewinnt ihre Wahlen mit der Annahme fragwürdiger Parteispenden, womit sie dann letztlich eine umfassende Wählerakquise finanziert.
    Auf diese Weise gelangen dann bei uns Politiker:innen ohne jeden Themenwahlkampf in den Bundestag.
    Deutschland hat insofern eine indirekte Mitschuld an solchen ansonsten unnötigen Kriegen.

    abgeordnetenwatch.de, 24.09.2021
    Fragwürdige Personalie
    CDU-Verteidigungsexpertin beschäftigt Ehefrau von Rüstungslobbyisten

    Focus, 22.05.2018
    Bestechungsvorwürfe gegen Heckler & Koch – Zahlungen gingen in Wahlkreis von Volker Kauder

    Focus, 06.07.2022
    Der Kriegsverlauf in der Ukraine im Ticker
    3000 Euro und Ende der Haft: Putin rekrutiert Sträflinge für den Krieg

    Insgesamt ist die Demokratie in Russland fragwürdig:

    Reitschuster, 15. Juni 2022
    Ein Herr und viele Hunde
    Der "innere Kreis" im Kreml
    Von Boris Jelzin im Juli 1999 zum Minister für Presse, Telerundfunk und Massenkommunikation ernannt, fungierte Lesin von 2004 bis 2009 als Medienberater von Putin und Medwedjew. Danach trennten sich ihre Wege. Lesins Leiche wurde schließlich am 5. November 2015 mit Kopfverletzungen in einem Hotel in Washington D.C. gefunden. Die Umstände seines Todes sind bis heute nebulös.

    11 Dez. 2021
    Putin: Mitte der 90er waren CIA-Kader im russischen Ministerkabinett tätig
    https://rtde.team/russland/128298-wladimir-putin-mitte-90er-waren/

    (RT Deutsch benötigt eine veränderte Browser-Einstellung, damit die Webseite aufrufbar wird)

    t-online, 12.03.2022
    Newsblog zum Krieg in Osteuropa
    Zahlungsausfall? Rohstoffriesen wie Gazprom in Schwierigkeiten

    DLF, 08.05.2015
    Öl für China, Kredite für Moskau

    Welt, 11.01.2019
    NEUE ALLIANZ MIT CHINA
    Russland schichtet seine Devisenreserven radikal um – weg vom Dollar

    SZ, 26. April 2019
    Neue Seidenstraße:
    Russland ist auf China angewiesen

    Chinas "Kredite" für Moskau werden ganz sicher den Ukraine-Krieg begünstigen.

    Spiegel, 26.03.2021
    Neue Seidenstraße
    China hilft Gazprom mit Milliarden

    Russland versteht es nicht, dass es eigentlich keinen Handel in diesem Sinne gibt. Im Bundestag wissen dies die meisten Politiker:innen ebenfalls nicht.
    Dadurch hat Deutschland am Ukraine-Krieg indirekt eine Mitschuld.

    Cicero, 25. Dezember 2021
    Der Konflikt zwischen Russland und dem Westen-
    Europas neue Peripherie
    Moskau arbeitet fieberhaft an der Neuausrichtung seiner Handelswege, um weniger von Osteuropa und den baltischen Staaten abhängig zu sein. Doch die neuen geopolitischen Verwerfungen bedrohen gleichzeitig die chinesischen Pläne für Osteuropa. So entsteht laufend neues Konfliktpotenzial, das die Lieferketten bedroht.

    Spiegel, 20.03.2022
    Angriff auf die Ukraine
    Eine 50 Jahre alte psychologische Theorie erklärt Putins Krieg
    Der Sozialpsychologe Irving Janis starb schon im Jahr 1990 – und dennoch ist sein 50 Jahre altes wichtigstes Werk heute aktueller denn je. Es beschreibt nämlich, was in Wladimir Putins Kriegskabinett derzeit vorgehen dürfte.

    nzz.ch, 16.07.2021
    Das Pamphlet eines großrussischen Nationalisten – Wladimir Putin erklärt die Ukrainer zu Russen und leitet daraus Besorgniserregendes ab

    Zeit, 19. März 2022
    Wolodymyr Selenskyj fordert Sperrung von Schweizer Oligarchenkonten

    Badische Zeitung, 18. März 2022
    Das ukrainische Regiment Asow ist ein Sammelbecken für Radikale und Rassisten

    t-online, 17.03.2022
    Bericht offenbart Details
    Wie die CIA die ukrainische Armee auf den Krieg vorbereitet hat

    taz, 14. 3. 2022
    Fehlplanung bei Invasion in der Ukraine
    :Moskauer Machtkämpfe
    In Russlands Führungselite rumort es gewaltig. Hintergrund sollen die strategischen Fehler beim Überfall auf die Ukraine sein.
    Das hat es noch nie gegeben in Wladimir Putins Russland: Es ist offensichtlich zum Zerwürfnis gekommen zwischen dem Präsidenten und Ex-FSB-Chef Putin und ebendiesem FSB. Ausgerechnet für den Chef der 5. Abteilung des Geheimdienstes, der für die Aufklärung im Ausland und damit auch für die russischen Geheimdienstaktivitäten in der Ukraine zuständig ist, Sergej Beseda, wurde Hausarrest angeordnet.

    tagesanzeiger.ch, 03.03.2022
    Schweizer Nachrichtendienst warnt
    Rechtsextreme rufen zur Kriegsteilnahme auf
    In der gewalttätigen rechtsextremistischen Szene der Schweiz zirkulieren Aufforderungen, sich einem berüchtigten Bataillon mit Name «Asow» anzuschließen.

    hna.de, 22.05.2022
    Interner Geheimdienstbericht: Russland soll im Krieg mit Neonazis kooperieren

    Reitschuster, 02. März 2022
    Die Gefahr war schon 2006 zu sehen – wir wollten nur nicht hinsehen
    "Wir müssen Putin klare Grenzen setzen, sonst wird sein Überfall auf die Krim nicht sein letzter gewesen sein"

    SZ, 21. April 2019
    Wolodymyr Selensky
    :
    Der volksnahe Millionär

    Hierzu:
    Hier könnten wir etwa darüber nachdenken, dass der "Reichtum" von Wolodymyr Selensky in Wirklichkeit aus nie wieder abbaubaren "Schulden" irgendwelcher Dritter besteht.

    Zitat aus dem obigen Beitrag:
    Hier könnte der Präsidentendarsteller Zelensky in eine neue, zivilgesellschaftliche Rolle schlüpfen und seine Leute in die Kunst der Niederlage einführen.

    Hierzu:
    Aus folgendem Grund ist die von Mathias B. vorgeschlagene Problemlösung jedoch nicht ganz so einfach:

    Der Westen, 14.03.2022
    Ukraine: Kriegs-Demonstranten in Russland verhaftet – der Grund ist einfach absurd

    Stern, 07.05.2022
    Jetzt doch: Italien beschlagnahmt mutmaßliche Putin-Jacht "Scheherazade"

    Hierzu:
    Mathias Bröckers steht insofern zu sehr auf der Seite von Herrn Putin.

    Ich habe vielmehr vollstes Verständnis dafür, dass die Ukraine sich nicht dem System Putin anschließen will.
    Allerdings ist der von der Ukraine beabsichtigte Anschluss an den Kapitalismus des Westens ebenfalls ein Fehler, wodurch ich dann mit meiner Meinung wieder ein wenig mehr auf der Seite von Mathias B. bin.

    Darüber hinaus wird es auch geheime Hintergründe geben, ohne die wir die derzeitige Politik nicht verstehen können:

    https://youtu.be/CNcnu7WRoFo
    Dr Michael Salla – Antarctica’s Hidden History and the Evolution of Secret Space Programs

    (Untertitel sind einblendbar)

  4. Yoyohaha sagt:

    👉https://liveuamap.com/
    Liebe Grüße an Alle

  5. Ursprung sagt:

    "Nicht viel in der Birne…" ist m. E. gewagt. Das koennte naemlich von dem auch bewusst so vorgespielt sein: Narzissten oder Psychopahen koennen sowas. Aber vielleicht hat Broeckers den Melnik schon mal persoenlich getroffen und kann deshalb etwas Zutreffendes ueber ihn sagen.

  6. Schramm sagt:

    Deutsche Geschichte

    Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Faschismus von vor 1945 hat es bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wie auch im Bildungssystem Deutschlands niemals gegeben.

    Wenn die Nachgeborenen, heute, in ihrer großen Mehrheit die Aufrüstungspolitik und die schweren Waffenlieferungen an die Ukraine billigen, dann hat es in Westdeutschland und Ostdeutschland keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Faschismus gegeben! *

    Zugleich können wir konstatieren, die deutsche Arbeiterklasse wurde vor und nach 1933 und nach 1945, in modifizierter Fortsetzung in der westdeutschen und heute gesamtdeutschen Bundesrepublik, in ihrem Massenbewusstsein, nachhaltig und dauerhaft liquidiert.

    Es sind die Folgewirkungen der Politik der SPD, von 1914 und 1918/1919, wie es von Sebastian Haffner in seinem Buch: „Der Verrat 1918/1919 – als Deutschland wurde, wie es ist“, einprägsam und nachvollziehbar beschrieben hatte.
    – – –

    * Die Nachgeborenen: die Kinder und Enkelkinder, von zwei Dritteln der Deutschen von vor 1945 in NS-Massenorganisationen und 14 Millionen in der Wehrmacht, Millionen in der SA und SS und rund 9 Millionen freiwillige Mitglieder in der NSDAP. Jede zweite Familie hatte ihren Kameraden in der NSDAP.

    Im Bonner Bundesparlament befanden sich 1949 mehr als 140 vormalige Mitglieder der NSDAP, in Folge auch bis in die Spitze der Regierung und Beamtenschaft.

    PS: Die entsprechenden Folgewirkungen erleben wir heute bei den NATO-Bündnis-Braun-Grünen und liberal-sozialdemokratischen Regierungsmitgliedern und deren BefürworterInnen einer Kriegs- und Aufrüstungspolitik (100 Mrd.).

    • Ursprung sagt:

      Was ist ein "Massenbewusstsein"?

    • Schramm sagt:

      Zu "Ursprung".
      Das Klassenbewusstsein, als Massenbewusstsein der Arbeiterklasse.
      Die besondere Seite des gesellschaftlichen Bewusstseins, in der sich eine Klasse ihrer materiellen Existenzbedingungen, ihrer grundlegenden Interessen, ihrer Beziehungen zu den anderen (gesellschaftlichen) Klassen und Schichten sowie ihrer Rolle in der historischen Entwicklung bewusst wird. Jede gesellschaftliche Klasse entwickelt aus ihren materiellen Verhältnissen heraus ihr eigenes Klassenbewusstsein. Es besteht ein Unterschied zwischen dem Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse und dem aller anderen Klassen, besonders der Bourgeoisie.
      In der Weimarer Republik war das Klassenbewusstsein, als Massenbewusstsein in großen Teilen der werktätigen Bevölkerung noch vorhanden. Infolge der SPD-Politik, mit der Versöhnung mit der Bourgeoisie und der NSDAP, der Ideologie der Volksgemeinschaft, wurde vor und nach 1933 und nach 1945, so bis heute, das Klassenbewusstsein und Massenbewusstsein, nachhaltig beseitigt. Die meist eigentumslose Erwerbsbevölkerung steht heute unter vollständiger geistig-psychischer Kontrolle der Bourgeoisie (insbesondere der Finanz- und Monopolbourgeoisie). Das ist vor allem auch die Aufgabe der bürgerlichen Medien und des gesamten Bildungssystems EU-Deutschlands, analog in den USA und GB. Dementsprechend auch im kapitalistischen Russland, China, Japan und Indien usw.

    • Irwish sagt:

      Schramm schrieb am 6. Juli 2022 um 13:21 Uhr:
      »Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Faschismus von vor 1945 hat es bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wie auch im Bildungssystem Deutschlands niemals gegeben.«

      Korrekt! In den Schulen wird bis heute nicht vermittelt, wie die individuellen psychischen und die sozialen Zusammenhänge waren, um überhaupt eine wirkungsvolle faschistische Bewegung zu produzieren. Lesen Sie dazu, wenn es Sie interessiert, das Buch »Alles bewältigt, nichts begriffen – Nationalsozialismus im Unterricht. Eine Kritik der antifaschistischen Erziehung«. Die beiden Autoren Rolf Gutte und Freerk Huisken kommen unter anderem zu dem Schluß:

      »Empörte Abwendung ist ohne einen einzigen richtigen Gedanken zum Faschismus zu haben. Das beweist z.B. der Umstand, daß Jugendliche, die ohne zu zögern ihre Arbeitslosigkeit mit der »Ausländerschwemme« erklären, sich als gelehrige Schüler hiesiger Unterweisung offenbaren: In Befragungen werfen sie dem Hitler »sinnloses Morden« vor, erklären die Demokratie für die beste Staatsform und wünschen sich im selben Atemzug von den Politikern härteres Durchgreifen gegen Ausländer. Der geschichtsbewußte Bürger, der pflichtschuldigst nichts vom Faschismus hält, muß zudem wirklich nicht wissen, wie es tatsächlich zur Machtergreifung gekommen ist, was der Kern des faschistischen Antisemitismus war, worin Hitlers Wirtschaftspolitik bestanden hat, welche Erziehungskonzeption er praktisch umgesetzt oder welche Ausländer- und Außenpolitik er betrieben hat. Wenn er nur weiß, daß die Distanzierung vom Faschismus zu den Nachkriegstugenden der guten Deutschen gehört und daß es Deutschland schadet, wenn sie unterbleibt.«

      http://irwish.de/PDF/_GesKrit/_Sonstige/Huisken_Freerk+Gutte_Rolf-Alles_Bewaeltigt_nichts_begriffen.pdf

      Was sich damals wirklich abgespielt hat, wird nur selten thematisiert. Ich spreche hier nicht von den nur allzu bekannten Vorkommnissen und Ereignissen, die in Geschichtsbüchern stehen, sondern von der psychischen Verfaßtheit der Bevölkerung, die auch heute nicht viel anders gestaltet ist. In seinen Schlußfolgerungen faßt der Autor Stephan Marks in seinem Buch »Warum folgten sie Hitler?« zusammen:

      — Zitat-Anfang —
      In den vergangenen Kapiteln wurden Thesen zur Psychologie des Nationalsozialismus
      vorgestellt, die auf dem Hintergrund der Ergebnisse des Forschungsprojekts Geschichte
      und Erinnerung erarbeitet wurden. Ausgangspunkt war die Frage: Was motivierte die
      befragten Männer und Frauen, sich aktiv für Hitler und den Nationalsozialismus zu engagieren? Welches war, in den Worten Theodor Adornos, der »spezifische Bewußtseinszustand«, der »sie solcher Taten fähig« machte? Die wichtigsten Befunde seien
      hier nochmals zusammengefaßt:

      1. Der spezifisch nationalsozialistische Bewußtseinszustand läßt sich als regressiv und magisch beschreiben. Dieses Bewußtsein funktionierte mit Tabus und war beherrscht von Vorstellungen wie: außergewöhnlich, heilig, unheimlich; Zauberkräfte (Mana); besondere Persönlichkeit (Charisma); gottähnlicher Führer; Faszinosum und Ansteckung.

      2. Der nationalsozialistische Bewußtseinszustand läßt sich auch als hypnotische Trance verstehen. Demzufolge war der Fokus der Aufmerksamkeit eingeengt und gefesselt (fasziniert) von einer Person (Adolf Hitler) bzw. von einer Sache (»Drittes Reich«), unter Ausblendung großer Teile der Wirklichkeit. Die Kraft der bewußten Kritik war reduziert und die Realitätswahrnehmung verzerrt; »glauben« war wichtiger als »wissen«. Dieser Zustand ging mit Passivität und Regression einher. Wesentliche Medien zur Herstellung dieses Bewußtseinszustandes waren u.a. Rhetorik, Rituale und Musik.

      3. Der Nationalsozialismus bezog seine psychosoziale Dynamik u.a. aus Schamgefühlen, deren Abwehr er anbot und legitimierte, etwa durch Idealisierungen und Größenphantasien; durch Versprechungen, die Ehre Deutschlands wiederherzustellen; durch ein zynisches Weltbild der Härte, Arroganz und Verachtung gegenüber Bevölkerungsgruppen, die per Projektion als »schwach« gebrandmarkt und beschämt, gedemütigt, ausgeschlossen, zu Objekten gemacht und vernichtet wurden.

      4. Der Nationalsozialismus speiste sich auch aus den narzißtischen Defiziten seiner Anhänger, die er auszufüllen versprach. Dies erfolgte u.a. durch Vorstellungen von Auserwähltsein und Elite; durch narzißtische Gratifikationen (mittels diverser Ehrungen, Beförderungen usw.), eingebettet in ein heroisches Weltbild. Narzißtische Begehrungen wurden für das NS-System genutzt, indem Ideale und Moral in kollektiv-narzißtischer Weise auf Hitler und das »Dritte Reich« umgebogen wurden. Das nationalsozialistische Weltbild nährte darüber hinaus fetal-narzißtische Phantasien von Reinheit, paradiesischer Idylle, Unendlichkeit und Abwesenheit von Enttäuschungen.

      5. Der Nationalsozialismus erwuchs aus der Abwehr der Traumata des Ersten Weltkrieges; die Abwehrmechanismen Derealisierung, Gefühlskälte, Heroismus und Idealisierung wurden zum politischen Programm gemacht. Weil diese Abwehr von den traumatisierten Veteranen des Ersten Weltkriegs transgenerational an ihre Kinder weitergegeben wurde, war das NS-Programm auch attraktiv für die folgende Generation, die während oder nach dem Ersten Weltkrieg geboren wurde. Den an sie delegierten Auftrag, die Ehre des geschlagenen Vaters bzw. Vaterlandes wiederherzustellen, versprach der Nationalsozialismus zu erfüllen.

      6. Der Nationalsozialismus nutzte die Suchtdynamik der deutschen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Die Beziehung zwischen dem Nationalsozialismus und seinen Anhängern hatte den Charakter von Abhängigkeit (Sucht), wobei Adolf Hitler und das »Dritte Reich« das stoffungebundene Suchtmittel waren. Diese Abhängigkeit bedeutete ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebens- und Bewußtseinszustand, den das NS-Programm beschaffte, u.a. durch Instrumentalisierung der Klein- und Großgruppendynamik (Abhängigkeitsgruppen). Der ganze Lebensstil der NS-Anhänger war auf das »Dritte Reich« und den »Führer« ausgerichtet, unter Vernachlässigung von familiären Interessen und moralischen Werten. Diese Ausrichtung wurde wider besseres Wissen und Gewissen fortgesetzt, in destruktiver Weise, auch auf Kosten der eigenen Gesundheit oder des eigenen Lebens. Gemäß der Suchtdynamik wurde die sogenannte »Stunde Null« wie ein Entzug erlebt.

      Der gemeinsame Nenner diese sechs Themen ist folgende These: Der Nationalsozialismus zielte nicht darauf, die Menschen kognitiv zu überzeugen, sondern sie emotional einzubinden: Er lebte von der narzißtischen Bedürftigkeit und Abhängigkeit seiner Anhänger, von ihren Schamgefühlen, Kriegstraumata und frühkindlichen Erlösungsphantasien. Diese Ergebnisse haben Auswirkungen auf das, was unter der – häufig geforderten – »Aufarbeitung des Nationalsozialismus« zu verstehen ist, nämlich:

      1. Für die Aufarbeitung des NS ist es notwendig, die Daten, Zahlen, Fakten, Namen, Strukturen und Zusammenhänge des Geschehenen zu erforschen, anzunehmen und zu vermitteln; dies soll hier unter dem Begriff Aufklärung zusammengefaßt werden.

      2. Es ist auch notwendig, die Opfer des Nationalsozialismus zu würdigen: ihr Leiden anzuerkennen, ihnen Respekt zu erweisen, die Erinnerung an sie wachzuhalten, sie in unserer Gesellschaft willkommen zu heißen und, soweit sie noch leben, ihnen bei der Bewältigung ihrer Leidensgeschichte zu helfen. Dies soll hier unter Gedenken (das ja häufig mit Erinnern verwechselt wird) verstanden werden.

      3. Darüber hinaus ist es notwendig, daß wir uns mit der psychosozialen Dynamik auseinandersetzen, die den Nationalsozialismus erst ermöglicht hat und die in den vorangegangenen sechs Kapiteln dargestellt wurde; dies soll hier als Erinnern und Durcharbeiten bezeichnet werden.

      In Bezug auf die beiden erstgenannten Aufgaben, Aufklärung und Gedenken, ist in der Bundesrepublik anerkennenswert viel geleistet worden. Diese Anstrengungen werden jedoch teilweise blockiert, verzerrt oder sie werden kontraproduktiv, solange die drittgenannte Aufgabe, das Erinnern und Durcharbeiten, ausgeklammert bleibt. Diese These soll in den nachfolgenden Abschnitten exemplarisch an zwei herausgegriffenen Themen aufgezeigt werden.
      — Zitat-Ende —

      http://irwish.de/PDF/_Soziologie/_Scham/Marks_Stephan-Warum_folgten_sie_Hitler.pdf

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