Ein Standpunkt von Bernd Lukoschnik.
Ich habe Chemie studiert, insbesondere Physikalische Chemie, und mich in diesem Fachbereich mit der Theorie der chemischen Bindung beschäftigt. Also mit der Frage: Was bindet Atome zu einem Molekül zusammen?
Meine frustrierende Erkenntnis: Man hat das bis heute nicht verstanden. Ja, man kann es berechnen, Prognosen stellen, sehr erfolgreich sogar. Aber verstanden, was da passiert, hat man nicht. Hier stehen unterschiedlichste Erklärungstheorien einander gegenüber. Oft widersprechen sie einander. Aber um irgendwann vielleicht zu einem Ergebnis zu kommen, müssen sie miteinander streiten, gleichberechtigt. So funktioniert Wissenschaft: Wir sind eigentlich nie bei einer eindeutigen Erkenntnis angekommen. Wissenschaft ist immer auf dem Weg, ist vielleicht nichts als der Weg. Das macht Wissenschaft zur Wissenschaft.
Heute
Daran gemessen, sind wir in vorwissenschaftlichen Zeiten angekommen, in der Voraufklärung, ja noch nicht mal in der mittelalterlichen Scholastik, denn die beruhte auf Gesprächen und Diskursen von Gelehrten. Heute ist es undenkbar, dass in einem wissenschaftlichen Beratergremium etwa ein Drosten, Wieler oder Streeck mit einem Wodarg oder Bhakdi oder Stefan Lanka zusammensitzen und dass alle möglichen Deutungen des Virus und der Pandemie ausdiskutiert werden. In der Scholastik war es noch üblich, dass der Gelehrte A, bevor er seine Position darlegen durfte, zuvor die seines Gegners B angemessen und engagiert rekapitulieren musste. Und A musste sich mit Bs Verständnis einverstanden erklären. Dann erst durfte B mit seiner Darlegung beginnen.
Ende letzten Jahres traten etwa zwanzig renommierte Wissenschaftler auf und taten das, was das wissenschaftliche Prozedere vorschreibt: Sie analysierten das sogenannte Corman-Papier, die Studie der Arbeitsgruppe um Professor Drosten, die dem PCR-Test zugrunde liegt. Das Ergebnis dieser Begutachtung; Die Studie war zu schnell erstellt, Es liegen darin schwere handwerkliche Fehler vor. Und die Wissenschaftler forderten Drosten auf, das Papier zurückzuziehen, was zugleich bedeutet hätte, den PCR-Test vom Markt zu nehmen.
In voraufklärerischer Manier wurden Einwände im besten Fall totgeschwiegen, Drosten selbst reagierte kaum, und wenn, dann aggressiv-abweisend. Die Medien berichteten meines Wissens nicht davon.
So wurschteln wir uns also weiter durch die sogenannte vierte Welle – manche sehen bereits eine fünfte! –, und das auf der Grundlage eines Tests, der von vielen wichtigen Forschern mit guten Argumenten angezweifelt worden ist.
Andersrum
Natürlich kann ich nicht die Aufgabe dieser Forscher erledigen. Aber ich kann das, was Wissenschaft ausmacht, doch ein wenig weitertreiben und das wissenschaftlich notwendige Spiel unterschiedlicher Theorien ein wenig weiterspielen.
Der PCR-Test beruht auf der Theorie, dass wir ein Virus haben, dessen Vorliegen von ihm erkannt werden kann. Und dieses Virus sei gefährlich und erzeuge in unserem Körper eine Krankheit. So steigen zurzeit die Fälle positiver Testungen und damit die Inzidenzwerte. Also nehmen wir an, die Erkrankungen nähmen zu, weil das Virus verstärkt zunimmt, nach dem Motto: Am Anfang ist das Virus, daraus entsteht eine Infektion, eine Erkrankung. Woraus folgt: Wir müssen das Virus ausrotten, dann fällt auch diese Krankheit weg.
Gehen wir doch einmal in gut wissenschaftlicher Weise mit der umgekehrten Theorie vor. Das klingt zwar absurd, ist aber, wie gesagt, die Essenz wissenschaftlichen Herangehens.
Wir gehen also von dem Motto aus: Am Anfang war die Entzündung, dann entsteht das „Virus“, das der Test testet.
Nehmen wir an: Der Organismus erkrankt zunächst, aus welchen Gründen auch immer. Er mag geschwächt sein, sein Immunsystem auch. Wir erhitzen uns zu Hause, gehen hinaus in die Kälte, frieren – und schon haben wir Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Fieber, Geschmacksverlust, fangen uns gar eine Lungenentzündung ein. Das alles, ohne Kontakt mit anderen haben zu müssen. Was nicht heißt, dass es nicht auch Ansteckungen geben kann!
Erkrankung geht immer mit Entzündungen im Körper einher – das Fieber zeigt den Kampf des Organismus mit den Entzündungen an. Bei Entzündungen werden im Körper Gewebeteile, Zellen zerstört. Dabei entstehen Zellbruchstücke, freie Proteine und Teile von ihnen ... und es werden RNA- und DNA-Bruchstücke, also Nukleinsäuren, frei.
Natur hängt, evolutionär bedingt, mit Natur zusammen: Überall, in allen Organismen, kommen einander ähnliche, gleiche oder identische RNA- oder DNA-Sequenzen vor. Sogar auf einer Papaya konnte in Tansania mithilfe des PCR-Tests eine Gensequenz des „Virus“ nachgewiesen werden! Nicht aus Versehen und zufällig einmal, sondern man suchte – und man fand. Man darf annehmen, wenn man gezielt suchen würde, fände sich sehr oft das Virus, bei Tier und Pflanze.
Bei einer Erkrankung entstehen entzündungsbedingt also Nukleinsäurebruchstücke. Die herrschende Theorie der Virologie sagt nun, das seien Bruchstücke eines von außen kommenden Virus. Unsere entgegengesetzte Theorie besagt: Das sind Nukleinsäurebruchstücke aus Zerfallsprodukten der Zelle. Der Virologe interpretiert diese als Virus. Nach unserer Theorie ist das Virus kein „Virus“, sondern eben nichts als das Resultat einer vorangegangenen Entzündung bzw. des Zellzerfalls.
Aufschrei
Eine wissenschaftliche Zivilisation würde sich über ein Spiel dieser einander entgegengesetzten Theorien freuen. Wir heute sind stattdessen entsetzt, unsere Medienmaschinerie wird in Gang gesetzt, die die herrschende widersprechende Theorie sofort diffamiert, und die sie vertretenden Forscher werden als Reichsbürger und Verschwörungstheoretiker kriminalisiert. Zutiefst unterstützt durch den Medienkonsumenten, der durch dieses Spiel sich bedroht fühlt in seiner Sehnsucht nach festen Prinzipien und Erkenntnissicherheit.
Konsequenzen des Andersrum
Man kann verstehen, dass Politik und Medien diese Andersrum-Theorie in den Dreck treten und jede Auseinandersetzung verhindern müssen. Der PCR-Test wäre dann nämlich überflüssig und ließe sich nicht mehr verkaufen. Die Bedeutung der Inzidenzwerte löste sich in Luft auf.
Denn was der Test anzeigt, wäre nur das Vorliegen körpereigener Nukleinsäureschnipsel, die immer in mehr oder weniger großer Menge vorliegen, weil ständig Zellen zerfallen, auch jenseits von Entzündungen und Erkrankungen. Zudem gibt es meistens kleinere oder größere Entzündungsherde, auch bei gesunden Menschen. Da der PCR-Test aber extrem genau ist, findet er auch das letzte Schnipselchen, woher es auch kommen, von welchem noch so kleinen Zellzerfall es auch herrühren mag. Der Erfinder des Tests, der Chemiker Kary Mullis: „Mit PCR kann man so ziemlich alles in jedem finden.“ Und der daher noch kurz vor seinem Tode davor warnte, den Test als Diagnoseinstrument einzusetzen.
Was bedeutet also nach der Andersrum-Theorie der PCR-Test? Nichts oder nahezu nichts. Was er anzeigt, ist, dass im Körper der eine oder andere ganz natürliche Zerfallsprozess stattfindet, mal in geringen Mengen, wie es auch beim Gesunden geschieht, mal in größeren Mengen, wenn der Organismus tatsächlich krank ist. Der PCR-Test sagt also gar nichts über den Gesundheitszustand des Organismus aus. Er ist nichts als das Glitzern des Morgenlichts auf einem bewegten Gewässer, wobei ja auch dieses Glitzern zwar nett ist, aber über die Prozesse und Vorgänge im Gewässer selbst rein gar nichts kundtut.
Starkes Indiz
Man könnte jetzt sagen: Schöne (für Politik und Medien: ärgerliche) Theorie, aber gibt es irgendeinen Hinweis, der für diese Theorie spricht? Ich denke schon: Man möge nur auf das Jahr 2020 schauen: auf die Bewegungen der positiven Testungen, genannt „Neuinfektionszahlen“. Ihr Hochtreiben in den sogenannten Wellen war, im Nachhinein gesehen, bloß aufgeregtes Glitzern. Denn die Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamts, des RKI und des DIVI-Intensivregisters haben ergeben:
Wir hatten keine Übersterblichkeit, in keiner Alterskohorte, verglichen mit den neun vorangegangenen Jahren; wir hatten keine Überlastung der Intensivstationen, ja sogar konstante Intensivbettenbelegung bis ins Jahr 2021 hinein (solange eben Daten vorlagen).
Kurz: Gemessen an den Kriterien der Politik, wann eine Pandemie vorliegt, hatten wir keine Pandemie! Und dies trotz des aufgeregten und aufregenden Hin-und-her der „Neuinfektionen“.
Tipp
Nach der Andersrum-Theorie wäre es erstens rational, den Test einfach abzuschaffen, denn, wie gesagt, er besagt nichts über Gesundheit oder Krankheit der Bevölkerung.
Nach der Andersrum-Theorie wäre es zweitens rational, sofort mit den Impfungen aufzuhören, denn die Impfung beruht auf der Voraussetzung, dass uns ein Virus von außen bedroht, während unsere Theorie von körpereigenen Gensequenzen ausgeht. Die Impfung schießt ins Blaue, kämpft gegen einen Feind, der gar nicht existiert.
Trost
Gott sei Dank – für die herrschende Theorie und deren Verkünder – ist auch die Andersrum-Theorie nur eine Theorie. Und wenn man das „nur“ gehörig hervorhebt – ein Geschäft, in dem Medien und die Politik ja Meister sind –, und den Theoriestatus der eigenen Theorie verschweigt, braucht man die Andersrum-Theorie auch gar nicht mehr ernst zu nehmen. Die erledigt sich dann von selbst.
+++ Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Bildquelle: Pranav Kukreja / shutterstock
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