
Mit EIOS 2.0 stellen WHO, Berlin und Brüssel ihr Zensursystem aus der Corona-Zeit auf Dauer
Ein Kommentar von Norbert Häring.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Version 2.0 ihres „Public Health Intelligence System“ vorgestellt. Es wird aus Berlin in Kooperation mit Brüssel betrieben und besteht aus einer ständigen Ausforschung der sozialen und sonstigen Medien in aller Welt per KI, vorgeblich um mögliche Ausbrüche von Pandemien frühzeitig zu erkennen. Tatsächlich geht es um viel mehr.
Deutschland und die Weltgesundheitsorganisation betreiben in Berlin den „WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence“. Am 13. Oktober hat die WHO Version 2.0 des dort betriebenen Systems „Epidemic Intelligence from Open Sources (EIOS)“ vorgestellt, zu deutsch etwa „Epidemische Erkenntnisse aus öffentlichen Quellen“.
Aus der blumigen und vagen Beschreibung des alten Systems lässt sich nicht viel Erkenntnis ziehen. Aus der Beschreibung der Verbesserung des Systems durch Version 2.0 erfährt man immerhin, dass die „automatisierte Analyse und Signalerkennung“ durch Implementierung der neuesten KI-gestützten Tools verbessert worden sei. Und dass das Tool nun zusätzliche Quellen, wie Radiokanäle, verarbeiten kann. Diese werden automatisch transkribiert und übersetzt.
Es überrascht, dass die WHO und die teilnehmenden Regierungen und Organisationen potentiell sich entwickelnde Epidemien durch Ausforschung aller öffentlichen Kommunikationskanäle, bis hin zu Radioprogrammen, früherkennen wollen.Was wollen sie dadurch über Infektionen und mögliche neue Erreger erfahren, was die beteiligten Regierungen nicht aus anderen Quellen zuverlässiger erfahren und der WHO melden könnten?
Der Beschreibung der WHO zufolge geht es dem WHO Hub darum, „vertrauensbasierte Zusammenarbeit bei der pandemischen Aufklärung über Sektoren und Disziplinen hinweg aufzubauen“. Das „globale System“, das dort gebaut wird, soll nach dem Prinzip der „Datensolidarität“ die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von unterschiedlichsten Daten fördern und dabei die Hoheit der Dateneigentümer über ihre Daten bewahren. Die gesammelten und auf Vertrauensbasis geteilten Daten sollen eine schnellere Entscheidungsfindung ermöglichen.
Zweifel an diesen schönen Worten über Kooperation und Dateneigentum werden wach, wenn man einen wissenschaftlichen Aufsatz aus dem Jahr 2022 liest, der die Nutzung des EIOS-Systems durch Japan beschreibt. Das japanische Institut für Infektionskrankheiten nutzte EIOS vor den olympischen und paralympischen Spielen in Japan 2021. Es sammelte damit Artikel über Infektionskrankheiten von außerhalb Japans und untersuchte diese auf Signale für mögliche Gesundheitsgefahren durch anreisende Athleten und Zuschauer aus anderen Ländern. Damals wurden „nur“ gut 100.000 Artikel erfasst und analysiert. Daraus wurden durch Computerauswahl gut 5000 potentiell relevante herausgefiltert und von Menschen inspiziert. Das Resultat waren gut 500 Gesundheitssignale, von denen aber keines als wichtig genug eingeschätzt wurde, um eine Reaktion zu erfordern.
Bemerkenswert ist, dass in dem Aufsatz unter dem Stichwort Informationsaustausch und Feedback nur von Kommunikation zwischen der WHO und der japanischen Gesundheitsbehörde die Rede ist. Die betroffenen Länder, aus denen das System Artikel über infektiöse Krankheiten sammelte, erfuhren offenkundig nichts. Sie und ihre Athleten und Zuschauer wären von etwaigen Gegenmaßnahmen betroffen gewesen. Von der angeblich gewahrten Hoheit der Dateneigentümer über ihre Daten keine Spur.
Bemerkenswert auch, dass im Hinblick auf den angeblichen Zweck von EIOS nichts dabei herauskam. Dennoch wird das System immer weiter ausgebaut. Immer mehr Kommunikationskanäle werden überwacht und die Nutzung von KI ermöglicht eine immer engmaschigere Beobachtung.
Der Verdacht liegt nahe, dass die globale Ausforschung der Medien und des Internets der WHO in Wahrheit vor allem dazu dienen soll, ihre erklärte Agenda der Kontrolle und Manipulation der veröffentlichten Meinung zu verfolgen. Die WHO ist allerdings ein gebranntes Kind, was die Offenlegung ihrer orwellschen Ambitionen angeht. Auch an der Kritik daran scheiterte die Verabschiedung des WHO-Pandemieabkommens vorerst. Wohl deshalb muss man sich ziemlich weit in die Tiefen der WHO-Website durchklicken, um etwas darüber zu finden, was die Gefahren für die Gesundheit sind, nach denen mit EIOS geforscht wird. In ihrer Vorstellung von EIOS 2.0 spricht die WHO durchgängig von Bedrohungen der Gesundheit, die aufgespürt werden sollen. Wenn man bedenkt, dass der WHO-Generalsekretär 2024 in einer Rede behauptet hat, „Desinformation“ habe ähnlich viele Menschen getötet wie das Corona-Virus, dann ahnt man, was mit Bedrohungen für die Gesundheit außer Infektionsfällen noch gemeint sein könnte. Dass es nicht nur um ansteckende Krankheiten geht, legt die WHO an einer Stelle offen, wo sie schreibt, dass es auch darum gehe,
„aktuelle Vorgänge zu beobachten, gleich ob sie mit Konflikten, Klimawandel oder neu auftauchenden Krankheitserregern zu tun haben“.
Auf einer Unterseite zur „Technologie“ findet man immerhin eine beispielhafte Aufzählung der „wichtigen Themen der öffentlichen Gesundheit“, die EIOS abdeckt. Es sind dies
„beispielsweise Krankheiten (Menschen, Tiere, Pflanzen), Symptome, Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, Umweltgefahren, gesellschaftliche Determinanten und chemische Gefahren, um nur einige zu nennen.“
Das Schlüsselwort hier ist „gesellschaftliche Determinanten“. Noch etwas deutlicher wird die WHO in einer Broschüre zur „EIOS-Strategy 2024 – 2026“.
Darin findet man unter viel Floskelwatte verborgen die Aussage, dass das System den Nutzern ermöglichen soll,
„die Bedrohungen in ihren sozialen, politischen, wirtschaftlichen und anderen Dimensionen zu durchdringen und entstehende Risiken für die Gesundheit vorherzusagen und ihnen zu begegnen“.
Das ist also gemeint, wenn immer wieder von einem „umfassenden One-Health-Ansatz“ die Rede ist: Es geht um alles, nicht nur um Informationen über ansteckende Krankheiten, sondern um alle Krankheiten und möglichen Katastrophen, alle Maßnahmen und alle öffentlichen Diskussionen um diese. Man darf annehmen:
Wenn am vorrangig menschengemachten Klimawandel gezweifelt wird, oder an den Maßnahmen dagegen, dann ist das eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit, der mit EIOS zu Leibe gerückt wird. Bei Diskussionen um die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfungen ist es ganz sicher der Fall.
Die WHO betrieb in der Corona-Zeit „ein System zur Überwachung und Reaktion auf Gerüchte und Fehlinformationen“ (RMSRS). Das war – und ist wohl auch noch – eine KI-Software, die in verschiedenen Sprachen aus Medienplattformen wie Twitter, Facebook und YouTube, Blogs und Nachrichten-Websites Inhalte herausfilterte, die „COVID-19“ oder „Coronavirus“ erwähnen, und diese auf ihr Risiko für das offizielle Narrativ hin analysierte. Das KI-Tool scannte viele Millionen digitale Konversationen und unterzog Hunderttausende davon einer menschlichen Analyse, „um Fehlinformationen und Desinformationen zu erkennen“. Dieses System wird – unter einem Vorwand – mit EIOS offenbar über Corona hinaus auf Dauer gestellt.
Die WHO rühmt sich, dass sie direkt an der Formulierung der Richtlinien großer Social-Media-Plattformen zum Themenbereich Covid-19 und Impfungen beteiligt war. Sie konnte mit festlegen, was dort gesagt werden durfte und was nicht. Sie ist stolz auf die große Zahl von Videos und anderen Inhalten, die durch ihre Mitwirkung zensiert wurden. Dazu gab die WHO nicht nur Richtlinien vor, sondern sie gab über ein privilegiertes Schnellmeldesystem, das ihr die Plattformen jeweils einrichteten, massenhaft individuelle Löschempfehlungen für Videos und Texte, die sie für schädlich hielt.
Sie kooperiert nach eigenen Aussagen mit den Plattformen, damit sie frühzeitig über Abweichungen der öffentlichen Meinung von der offiziellen Darstellung informiert wird, die ein Gegensteuern erfordern könnten.
Das wäre in Ordnung, wenn die WHO unfehlbar und unzweifelhaft immer wohlmeinend wäre. Aber das erste ist sicher nicht der Fall, das zweite in Anbetracht der Abhängigkeit von den Spenden der Pharmabranche und von deren Stiftungen sehr wahrscheinlich auch nicht. Zum Thema „irren können auch Behörden“ sei nur die verheerende Empfehlung der WHO erwähnt, Covid-Patienten mit Atembeschwerden frühzeitig zu intubieren und an eine künstliche Lunge anzuschließen. Diese Empfehlung, bei der heute Einigkeit besteht, dass sie falsch war, hat unzählige Menschen das Leben gekostet. Durch die Unterdrückung von Kritik an ihren Empfehlungen und Diskreditierung aller Kritiker verhindert die WHO, dass solche Irrtümer frühzeitig korrigiert werden.
Im April 2025 hat der bei der WHO für die Bekämpfung von Desinformation zuständige Teamleiter, Andy Pattison, der in der Pandemie die Kooperationen mit den Plattformen eingetütet hatte, die Ambitionen seiner Organisation offengelegt. Er sprach sich für die Bildung eines „Online-Gesundheitskollektivs“ aus, um das Ausmaß an Kooperation der Corona-Zeit auf Dauer zu stellen. Eine stehende Allianz aus WHO, Regierungen und Tech-Plattformen solle allzeit bereit sein, einheitliche Gesundheitsbotschaften zu verbreiten, nicht nur in Krisenzeiten.
Die WHO will also ein dauerhaftes Monopol auf die Wahrheit in Gesundheitsfragen.
Und Gesundheitsfragen definiert die WHO extrem breit. Auch alles was mit Klima zu tun hat, gehört für sie dazu. Pattison verwies stolz auf ein laufendes WHO-Programm namens Fides. Es dient dazu, Influencer aus der Gesundheitsbranche anzuwerben, die die Botschaften der WHO an Mann und Frau bringen, bevorzugt mit Humor und Emotion. Die WHO arbeite mit den Technologiekonzernen zusammen, um diesen Leuten viele Follower und große Reichweite zu verschaffen.
EIOS wird den 110 Ländern, die es laut WHO nutzen, kostenlos bereitgestellt, zusammen mit Schulungsmaterial und Support. In den Ländern, die nicht zu den reichen Industrieländern gehören, wird dieses System wohl regelmäßig das einzige sein, das die Regierenden zur Verfügung haben, um zu erfahren, was ihre Bevölkerung in Gesundheitsfragen denkt und diskutiert. Da EIOS neben dem Auffinden von Berichten über Infektionen mutmaßlich auch darauf geeicht ist, Abweichungen vom Narrativ der WHO aufzufinden und zu kategorisieren, könnte es als mächtiges Instrument zur globalen Gleichrichtung der Gesundheitspolitik und der Reaktion auf Infektionsausbrüche im Sinne der WHO wirken. Denn wer nur noch das Vokabular und die Klassifikationen der WHO zur Verfügung hat, kann kaum noch sinnvolle Politik abseits der Präferenzen der WHO (und ihrer Geldgeber) konzipieren.
Die damalige Ampel-Bundesregierung hat für die Einrichtung des WHO Hub 2021 in Berlin 90 Mio. Euro springen lassen. Er kooperiert mit der EU-Behörde HERA, die den Auftrag hat, die EU auf zukünftige Pandemien vorzubereiten. EIOS 2.0 hat der Hub gemeinsam mit dem Joint Research Centre der EU-Kommission entwickelt. Außerdem kooperiert er mit großen Stiftungen, die in der globalen Gesundheitspolitik aktiv sind, darunter die Rockefeller-Stiftung, der Wellcome Trust und die Gates-Stiftung. Man darf also davon ausgehen, dass die Interessen der Pharmabranche gutes Gehör finden, wenn es darum geht, die öffentliche Meinung auf Impfstoffe und bestimmte Medikamente einzuschwören.
Die Kooperationsbereitschaft der digitalen Medienkonzerne und Suchmaschinenbetreiber mit den Zensoren der WHO hat deutlich nachgelassen, wie WHO-Teamleiter Pattison beklagt.
Aber spätestens wenn die nächste tatsächliche oder aufgebauschte Gesundheitskrise da ist, kann die EU-Kommission mit dem Digital Services Act diese Kooperationsbereitschaft schnell wieder erzwingen. Denn dieser zwingt die Konzerne, unter Androhung sehr hoher Strafen, gegen die Verbreitung „schädlicher“ Inhalte vorzugehen. Mit EIOS können die EU-Kommission, WHO und alle sonstigen Nutzer den Plattformen und Suchmaschinen umfassend und massenhaft Hinweise auf schädliche Inhalte geben, die zu löschen oder mindestens an der Verbreitung zu hindern sind.
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 27. Oktober 2025 im Blog von Norbert Häring.
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Bild: Weltgesundheitsorganisation WHO - Logo und Schrift auf blauem und weißem Hintergrund
Bildquelle: Jimmy Kamballur / shutterstock
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