Im Gespräch: Matthias Burchardt (“Was ist mit der Jugend los?”)

Matthias Burchardt ist 1966 in Köln geboren und hat an der dortigen Universität Germanistik, Philosophie, Pädagogik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften für das Lehramt an Gymnasien studiert und mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen. In seiner Dissertation von 1999 widmete er sich den Themen Schule und Bildung, indem er sich mit der pädagogischen Anthropologie des Heidegger-Schülers Eugen Fink auseinandersetzte.

Man könnte den Wissenschaftler Matthias Burchardt als eine moderne Ausgabe von Eugen Fink bezeichnen. In seinen zahlreichen Publikationen und Vorträgen kritisiert er humorvoll und kontrovers die Ökonomisierung verschiedener Lebensbereiche insbesondere des Bildungswesens und prangert in diesem Kontext entsprechende Konzepte der Bildungsreform an.

In seiner Funktion als Akademischer Rat der Universität Köln beschäftigt sich Matthias Burchardt vornehmlich mit Bildungsphilosophie, Anthropologie und Pädagogik der Lebensspanne. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (GBW), die in Deutschland, Österreich und der Schweiz kritisch Stellung zu bildungspolitischen Fragen bezieht. Er gehörte zu den Unterzeichnern der fünf Einsprüche gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungswesens.

Matthias Burchardt ist Mitbegründer und Kopf der Hannah Arendt Akademie e.V., die sich seit dem Sommer 2022 „Die Akademie“ nennt. Über Jahre hinweg war er der EINSLIVE-Radiophilosoph und behandelte in der Jugendsendung „Ja? Nein? Jein!“ Gewissenskonflikte zwischen Tiefsinn und Alltagsfragen. Aktuell ist er regelmäßig im „Kontrafunk“ zu hören und betreibt zusammen mit Sven Böttcher das YouTube-Format „B&B – Burchardt & Böttcher“.

Im Gespräch mit Michael Meyen gibt Matthias Burchardt interessante Einblicke in seine Tätigkeit als Bildungsphilosoph und liefert Antworten auf die Fragen, welchen Einfluss Bildung und Ausbildung auf junge Menschen hat und wer die treibenden Kräfte hinter den Bildungssystemen sind, um bestimmte Grundeinstellungen und Handlungsformen zu lenken und wie schwierig es für Kritiker ist, das Bildungsmanagement positiv zu beeinflussen bzw. zu reformieren.

Inhaltsübersicht:

0:00:00 Beginn und Einleitung

0:00:44 Begrüßung und Vorstellung

0:04:52 Welche Normen bzw. Maßstäbe machen einen Menschen aus?

0:11:10 Ist Schulpflicht legitim?

0:16:03 Grundauffassung von Unterricht

0:20:12 Die treibenden Kräfte hinter den Bildungsreformen

0:32:40 Die größten Sünden der Bildungspolitik

0:39:45 Das Für und Wider des dreigliedrigen Schulsystems

0:47:17 Wird die Kritik am Bildungsmanagement gehört?

0:56:20 Reformprojekt Privatschule

1:03:29 Wie könnte man Schule reformieren?

1:10:02 Abschlussfragen

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Kommentare (22)

22 Kommentare zu: “Im Gespräch: Matthias Burchardt (“Was ist mit der Jugend los?”)

  1. triple-delta sagt:

    Schule und Wissenschaft sind von der Klasse abhängig, die die Macht in der Gesellschaft hat und beides trägt und betriebt. Damit ist der Charakter und das Ziel von Wissenschaft und Bildungssystem vom Charakter dieser Klasse abhängig. In dem Maße wie das Bürgertum immer reaktionärer wird, um seine Macht zu erhalten, um so reaktionärer müssen auch Wissenschaft und Bildung werden. Es ist also kein Zufall, was in der Gesellschaft passiert. Aber das ist für marxistisch gebildete Menschen längst klar.

  2. Regina sagt:

    Eine Ergänzung ist mir noch wichtig: Man kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass gewollt ist, dass die "Masse" dumm bleibt. Diese ist einfach besser zu lenken und zu manipulieren. Warum sind wohl Ostdeutsche kritischer. Ich behaupte einfach mal so, wir hatten in der DDR eine "polytechnische" Bildung, und das bessere Schulsystem. Aber in Bezug auf das erst Genannte durfte man einfach nichts davon übernehmen.

  3. Regina sagt:

    Als ehemalige Lehrerin (vor allem in der DDR) kann ich allen Aussagen von M. B. ohne jeden Widerspruch nur voll zustimmen. Meine Hochachtung für sein umfangreiches Wissen und seine Analysen. Kämpfen wir für bessere Zeiten und für unsere Kinder und Enkel.

  4. Wolf Boese sagt:

    Gefühl und Vernunft

    Euer Versagen
    müssen ertragen,
    die ihr erzogen,
    dabei verbogen,
    Verstand zu negieren,
    werden kapieren
    anhand der Daten,
    dass man verraten
    hat die Vernunft,
    ihre Zukunft.
    Sind angewiesen,
    zu leben in Krisen.
    Haben zu danken,
    all den Kopfkranken,
    die mit Dummheiten
    Junge anleiten.
    War früher Tugend,
    besonders der Jugend,
    zu revoltieren,
    dem Indoktrinieren.
    Muss man heut' klagen,
    dass sie nicht wagen
    gegen die aufzusteh'n,
    die Wahrheit verdreh'n.
    Sollten bewahren,
    was die Vorfahren
    dereinst geschaffen
    und nicht wegraffen
    für falsche Moral,
    weil bald überall
    werden sie erben
    nichts als nur Scherben.
    Ist dann vorbei
    Gefühlsduselei.
    Wünsche viel Spaß dabei!

  5. momus sagt:

    Was ist mit der Jugend los – dieses Problem ist auch Gegenstand von Thomas Manns Roman "Der Zauberberg". Der Held des Romans, Hans Castorp, steht für die Grundeigenschaften der Jungen mit seiner Naivität, Gutgläubigkeit, intellektuellen Neugier, aber auch seiner Mitmenschlichkeit und nicht zuletzt seinen erotischen Begierden. Wer nun die aktuelle Lage pessimistisch sieht, sollte Zauberberg lesen, es wird ihm guttun, ungeachtet der Tatsache, daß die Romanhandlung für Castorp ein böses Ende vorsieht.

  6. hulli3 sagt:

    Ein Fußball ist natürlich kein Ball, aber der ist gar nicht gemeint in der Frage.

  7. Pexus sagt:

    Ich finde es bedenklich, dass Herr Prof. Meyen, wie er in dem Interview sagte, die Mitschüler seiner Kinder "nur" in Medienunternehmen zu dem Absolvieren eines Schülerpraktikums vermittelt hat.

    Dabei hätten Anrufe in Unternehmen jeglicher Art genügt, um Praktikumsplätze für die Schüler in Unternehmen jeglicher Art zur Absolvierung des Schülerpraktikums zu aquirieren.

    Viel besser fand ich in der DDR, jede Woche was über Wirtschaft vermittelt zu bekommen. An einem Vormittag in der Woche Theorie, wie, ws ist Spanverfahren, was ist spanloses Verfahren etc., fachliche Kenntnisse im Unterrichtsfach technisches Zeichnen zu erlangen und an einem Vormittag der Folgewoche dann praktisch an Maschinen, wie der Tischbohrmaschine zu arbeiten, in einem Unternehmen.

    Die Jugendlichen von heute bekommen in der Schule nicht mehr die Realität des Lebens mit, sondern nur eine schulisch abgeschirmte Sonderwelt, die mit dem Leben "da draußen" nichts (mehr) zu tun hat.

    • Pexus sagt:

      … oder Kabelbäume zu verlegen.
      Gelehrt zu bekommen, was Wirtschaft ist und wie Wirtschaft in der DDR gesetzlich und sonstig geregelt ist.
      Und vor allem habe ich mitbekommen, dass jede Arbeit wichtig ist, ein Rädchen innerhalb eines wirtschaftlichen "Gesamtgetriebes". Diese Einsicht in die Wirtschaft fehlt heute sowohl den Schülern der Gesamtschulen, als auch der Gymnasien. Hauptsache, die Schüler haben Schüleraustausch mit Schulen sonstwo auf dem Planeten. Das Wichtige wird den Schülern während de rSchulzeit nicht vermittel.

  8. Sonntag auf dem Lande sagt:

    Wenn es auch eine Freude ist, Herrn Burchardt zuzuhören, so möchte ich dennoch widersprechen. Schule und Leistungsgedanke gehören nicht zusammen. Ich war auch mal Schüler und habe mithalten wollen (und teilweise auch können). Viele meiner Mitschüler blieben schon vorher zurück und ich selbst mußte dann im Verlaufe meines Lebens erst mühsam wieder lernen, das Leistung und Obenauf sein eben nicht wesentlich ist, um das Leben gut zu meistern. Das Kind ist ein Subjekt und daher holt es sich, was es braucht. An dieser Stelle kann man sehr viel von Bertrand Stern und Michael Hüther lernen.

  9. Schramm sagt:

    Die post-feudale Schule und bürgerliche Integrations- und Erziehungsanstalt, die nach der sozialen Klassenzugehörigkeit differenzierte Schule, ist das Ergebnis der Macht und Herrschaft einer sozioökonomisch raffenden und ideologisch-demagogischen Minderheit, der Bourgeoisie und deren Eliten; über die materiellen Werte schaffenden Mehrheit der eigentumslosen Erwerbsbevölkerung in der historischen und ungebrochenen, aktuellen Klassengesellschaft.

  10. nplus1 sagt:

    Mein Gott, ist dieser Mann gescheit und gewandt!

  11. vizero 13 sagt:

    Sehr schön, wie sich die Erkenntnisse von Herrn Burchard und und die aus der Hirnforschung ergänzen. Damit zeigt sich, dass die ganzen "Reformen " der letzten Jahrzehnte Bullshit waren (auch ein gutes Beispiel für Bullshitjobs).
    Ergänzen möchte ich noch, das sowohl Gerald Hüther als auch Manfred Spitzer erzähl(t)en, dass die Politik genau das Gegenteil von dem machte, was sie empfohlen haben. Insofern liegt der Verdacht nah, dass diese Bildungsmisere mit Absicht verursacht wurde.

    • _Box sagt:

      Ich finde ein Beitrag von Georg Schramm, von 2009 (da war doch was) passt da ganz gut.

      "Da fragt man sich natürlich ist das eine Fehlentwicklung? Ist das gemacht? Ist das gewollt? Manchmal frage ich mich ob das wirklich nicht … das kann doch gar nicht sein , daß die systematische Verblödung eines gerüttelten Teils unserer Bevölkerung versehentlich passiert."

      Georg Schramm – Volksverblödung (knapp 10 min.)
      https://www.youtube.com/watch?v=RkNddCXSLvM

    • Querdenker sagt:

      @_Box: Tja, kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich geplant ist. Halte es eher für einen sich selbst verstärkenden Prozess. Menschen, die durch dieses Bildungssystem gegangen sind, arbeiten die Pläne aus für die, die nach ihnen das System erleiden müssen.

      Und Menschen mit etwas mehr Verstand und vor allem aber nicht nur Privilligierte, schicken ihre Kinder so wieso meist auf private Schulen. Also, nein, halte es eher für einen Prozess der sich selbt befördernden Verblödung. Ähnlich der Negativselektion in der Politik …

    • _Box sagt:

      Sicher ist das ein Selbstläufer. Der willentlich herbeigeführt wurde und sorgsam gepflegt wird:

      Der Spiegel vermarktet die Bertelsmann Stiftung – „Deutscher Lernatlas“ stellt den Zusammenhang von Bildung und Wohlstand auf den Kopf
      22. November 2011 um 9:01 Ein Artikel von: Wolfgang Lieb

      „Wo die klugen Deutschen leben“, das ist die Titelgeschichte des aktuellen Spiegels. Und diese Geschichte beherrschte gestern die Schlagzeilen. Den ganzen Tag über konnte man in den Nachrichtensendungen und Nachrichtenagenturen vernehmen: „Deutliches Bildungsgefälle in Deutschland“ oder „Deutliches Süd-Nord-Gefälle“.
      So entstehen Schlagzeilen: Der Spiegel – nach wie vor eine der maßgeblichen medialen Entscheidungsinstanzen dafür, welche Nachrichten in anderen Medien verbreitet werden – bekommt „exklusiv“ ein paar Tage vor Veröffentlichung durch die Bertelsmann Stiftung selbst deren neueste „Studie“ [PDF – 10 MB] vorab zugeschanzt und macht mit einer reißerischen Schlagzeile auf – und nahezu alle anderen Medien schreiben ab und übernehmen die Botschaft blind. Von Wolfgang Lieb

      Hätte die Bertelsmann Stiftung ihren „Deutschen Lernatlas“ ohne diesen Marketing-Coup auf ihrer Website veröffentlicht, hätten vielleicht einige Fachzeitschriften oder wenige Interessierte darauf reagiert, aber es hätte sicher nicht zu einer Hauptnachricht gereicht. Die Vorabmeldung im Spiegel verhilft Bertelsmann in die Tagesschau.
      (…)
      Da plädiert die Stiftung für „soziales und persönliches Lernen“ und ihr Finanzier, der Konzern, verdient dreistellige Millionenbeträge an einem Schmuddel-Sender. Dessen Erfolgsrezept besteht nun wirklich nicht in der Förderung von „sozialem und persönlichem Lernen“. Im Gegenteil, die Einschaltquoten speisen sich überwiegend aus Gewalt darstellenden oder aus halbseidenen Filmen, vor allem aber aus täglichen sog. Doku-Soaps in denen Kindern und Jugendlichen asoziales Verhalten geradezu gelehrt wird. Durch verdummenden Fernsehkonsum der RTL-Programme werden junge Menschen vom „persönlichen und sozialen Lernen“ gezielt abgehalten.

      Man kann es deshalb nur scheinheilig nennen, wenn der „Architekt der Bildungsvolkszählung“ (wie der Schulspiegel lobt), nämlich Bertelsmann-Vorstand Jörg Dräger Schulkinder und Jugendliche auffordert, sich zu engagieren, ins Museum zu gehen oder Fortbildungsangebote zu nutzen. Hätte diese Aufforderung Erfolg, was wäre dann mit den Einschaltquoten bei den RTL-TV-Programmen? Was wäre dann mit den hohen Werbeinnahmen? Was wäre die Bertelsmann Stiftung ohne diese Werbegewinne? Die Forderung nach „sozialem Lernen“ und das Programmangebot von RTL stehen in einem haarsträubenden Widerspruch zueinander.

      Man muss es so deutlich sagen: Wie die Mafia-Bosse eine Scheinfirma betreiben, um ihre dunklen Geschäfte zu tarnen, so hält sich der Bertelsmann-Konzern seine Bertelsmann Stiftung: mit dem angeblichen Einsatz der Stiftung für bessere Bildung soll über die systematische Verblödung der Bevölkerung durch Konzern-Gewinnbringer RTL hinweg getäuscht werden.
      (…)
      Der Spiegel und die Stiftung tun so, als würde die Ungleichheit der Lernerfolge bis ins letzte Dorf gemessen. Aber über das zentrale Thema, nämlich der sozial ungleichen Verteilung der Bildungschancen wird kein Wort verloren. Gerade die Spitzenreiter im Bertelsmann-Ranking, nämlich Bayern und Baden-Württemberg haben ein hochgradig sozial selektives Bildungssystem [PDF – 45.8 KB]. Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind aus einem Akademikerhaushalt ein Gymnasium zu besuchen im Vergleich zu einem Arbeiterkind ist in Bayern zehn Mal so hoch – höher als in kaum einem anderen Bundesland. Selbst die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. tadelt Bayerns unterdurchschnittliche Absolventenquote. Und sogar die UNO bescheinigt, den Spitzenreitern im Bertelsmannschen „Lernatlas“, also z.B. Hessen und dem Saarland beim „Recht auf Bildung“ besonderen Nachholbedarf.

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=11374

      So neu ist das nicht, ich hatte bereits ein paarmal darauf hingewiesen:

      Im Jahr 1883 fand in Pittsburgh ein Anarchistenkongress statt. Er arbeitete ein Manifest aus:

      Alle Gesetze sind gegen die Arbeiterschaft gerichtet. … selbst die Schule dient lediglich dem Zweck, die Nachkömmlinge der Wohlhabenden mit jenen Qualitäten auszustatten, die nötig sind, um ihre Klassendominanz aufrecht zu erhalten. Die Kinder der Armen erhalten kaum überhaupt formelle Grundlagenbildung, und selbst diese richtet ihr Augenmerk auf solche Zweige, die dazu tendieren, Vorurteile, Arroganz und Unterwürfigkeit zu produzieren, kurz: einen Mangel an Verstand. Die Kirche schließlich versucht, aus der Masse komplette Idioten zu machen, und sie dazu zu bringen, auf das irdische Paradies zu verzichten, indem sie ihnen einen fiktiven Himmel verspricht. Die kapitalistische Presse andererseits sorgt für die Verwirrung der Vernunft im öffentlichen Leben. … Die Arbeiter können deshalb von keiner kapitalistischen Partei Hilfe bei ihrem Kampf gegen das derzeitige System erwarten. Sie müssen ihre Befreiung aus eigener Kraft erreichen. Eine privilegierte Klasse gibt niemals ihre Tyrannei auf. Das war in früheren Zeiten so, und ebenso wenig sollte man erwarten, dass die Kapitalisten dieser Tage ihre Herrschaft aufgeben, wenn man sie nicht dazu zwingt.
      (Howard Zinn, Eine Geschichte des amerikanischen Volkes, s. 262)

      Hier Herr Mausfeld, der das Konzept stets für zeitlebens, eingebettet in den gesamtgesellschaftlichen Kontext und nicht nur für Schule ausführt:

      Wie läßt sich das Volk „von der Politik fernhalten?“

      Man muß das Bewußtsein der Bürger so manipulieren, daß sie unfähig sind, angemessene Schlüsse aus ihren politischen Erfahrungen zu ziehen, nämlich zu begreifen, daß sie an allen relevanten Entscheidungen keinen Anteil haben.

      – durch Indoktrination
      ein „falsches Bewußtsein“ und Falsch-Identitäten erzeugen
      – Gefühl der Ohnmacht und Angst induzieren
      >Erhöht die Status quo-Neigung
      – durch Konsumismus, mediale Überflutung mit Nichtigkeiten, Infantilisierung u.ä. die politische Apathie verstärken
      – durch ein geeignetes Empörungsmanagement das Veränderungsbedürfnis der Bürger auf Scheinziele ablenken

      (Rainer Mausfeld: Neue Wege des Demokratiemanagements, Westend Verlag, 12.02.2019)
      https://www.youtube.com/watch?v=1x8x9NokCZ0

      Dazu:

      Da gibt es eine interessante Literatur. Geht ja schon auf Wilhelm Reich zurück, großer Psychoanalytiker, der in den dreißiger Jahren gesagt hat, jede Gesellschaft produziert in der Mehrzahl ihrer Mitglieder, die Art von psychischen Störungen, die sie für ihren Erhalt braucht. Insofern produziert jedes System sozusagen charakteristische psychische Verformungen, die es braucht. Der Kapitalismus produziert eben den eigennützigen Menschen, weil er genau diese Form von Mensch braucht.

      (Rainer Mausfeld über Jordan Peterson, Grundeinkommen, Militarismus & individuelle Lösungen (Teil 2)
      acTVism Munich)
      https://www.youtube.com/watch?v=znYQEdi2g78

      Schließlich ganz aktuell:

      Schief gewickelt: „Zur Weiterentwicklung von Unterricht leistet PISA nichts.“
      30. Juni 2022 um 9:42 Ein Artikel von Ralf Wurzbacher

      Vor 20 Jahren erschien die erste nationale Schulleistungsstudie in OECD-Regie. Ein halbes Jahr nach dem großen „Schock“ verschaffte auch das Bundesländermessen keine Linderung – außer Bayern nur Sitzenbleiber. Dabei sollte man auf die ganze Testerei nichts geben, meinen Bildungsforscher. Zielrichtung wären nicht bessere Schulen, sondern Standardisierung, Ökonomisierung und Privatisierung. Dafür werden auch schon mal Fake News produziert, Sieger gekürt, die keine sind, und ostasiatische Drillstaaten zu Musterschülern verklärt. Selbst Deutschland hat seine Lektion gelernt: Pauken für die Prüfung und den Bildungsnotstand ignorieren. So klappt’s auch mit der Volksverdummung. Von Ralf Wurzacher.

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=85340

      Faktencheck zu Unterrichtsmaterialien der Bundeszentrale für politische Bildung zum Ukraine-Krieg: Tendenziöse Sprache und nachweislich falsche „Fakten“
      Florian Warweg
      27. Juni 2022 um 9:07 Ein Artikel von: Florian Warweg

      Unter der Rubrik „Lernen“ hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) eine Broschüre für Schüler zum Thema „Krieg von Russland gegen die Ukraine“ herausgebracht. Die NachDenkSeiten haben sich dieses offizielle Lernmaterial für Schulen näher angeschaut und sind dabei auf zahlreiche Ungereimtheiten, gravierende Verkürzungen sowie einseitige und teilweise explizit falsche Darstellungen gestoßen. Von Florian Warweg.

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=85208

      Das Bildungsministerium lässt Jugendliche zu Kämpfern gegen Verschwörungstheorien ausbilden

      16. 05. 2023 | Bezahlt vom FDP-geführten Bundesbildungsministerium und der Zeitbild-Stiftung sollen 50 Jugendliche ab 14 Jahren zu Leitern von Workshops ausgebildet werden, in denen sie Gleichaltrige gegen Verschwörungstheorien impfen. In Anbetracht des meist demagogischen Gebrauchs des Begriffs, muss man das als weitere Eskalationsstufe in einem Propagandafeldzug gegen Oppositionelle betrachten. Es gibt bedenkliche Bezüge zu einer EU-Nato-Kampagne zur Indoktrination von Kindern.

      https://norberthaering.de/propaganda-zensur/buch-der-demokratie/

      Die machtelitäre Sichtweise über die "nutzlose Klasse" (Harari) oder wahlweise, beliebig benutzbare Klasse, ist kein neues Phänomen.

  12. Reinhardas sagt:

    Es braucht keine Schulpflicht und keinen Staat, wie wir ihn kennen. Wir sehen ja, was da bei immer wieder herauskommt. Gibt es auf der Welt denn bekannte positive Beispiele von Staaten ohne Armeen mit Schulen ohne Indoktrination mit einer bestimmten Ideologie, Religion, teilwissenschaftlichen Teilerkenntnissen, zu viel Gehorsam, Normierung, Hierarchie ?
    Sorry Leute, so wird das nix.
    Kinder können zu Hause lesen, schreiben, rechnen und ganz viele andere Dinge lernen. Danach, egal in welchem Alter, sollte man ihnen die Möglichkeit geben, Erfahrung-und Erlebniszentren oder Betriebe und Produktionsstätten nach eigener Wahl auszusuchen, wo sie die Technik und Wissenschaft ihrer Zeit und erfahrene Pädagogen und Ausbilder vorfinden. Die geben Hinweise, garantieren Sicherheit und Arbeitsschutz und lassen die Kinder ansonsten machen. Was früher Schule war könnte aufgeteilt werden in ein Computer- und Medienzentrum, Bild- und Ton-Studios, Bio-Gärtnerei, Auto-Werksatt, Chemie-Experimental-Labor, Computer-Zentrum, Sprachen-Abteilung ( und lehrt endlich eine einheitliche Weltsprache als Zweitsprache für alle Menschen )….. liebe Freunde, ihr gebt Euch ja Mühe, aber kommt doch bitte mal aus Euern Schachteln, ich meine den Denkschachteln mal heraus…..

  13. Ursprung sagt:

    Eine Unterhaltung zweier Geister in einem astrein elaboriertem Sprachcode, dem ein darib Untrainierter kaum ohne Konzentration lange nachverfolgen kann. Uebt zwar aber stellt nicht mehr direkt die Subjekteroerterung in den Vordergrund. Nun gut, kann ja mal so kommen, warum auch nicht? Ein restriktiverer Sprachcode waere angesichts des Themas "Bildung" wohl zu bildhaft.

    • Querdenker sagt:

      Ach, der Matthias Burchardt hat auch viele Interwievs auf einem andern Sprachlevel gegeben. Aber was erwarten Sie, wenn sich zwei Akademiker über ihre angrenzenden Fachgebiete unterhalten ;-)

      Bitte nicht falsch verstehen, mir hat es sehr gefallen und jeder möge sich die Darbietung raussuchen, die ihm am meisten zusagt.

  14. snejnisor sagt:

    'Die Jugend' hat sich über alle Zeiten und Systeme hinweg immer am besten geeignet, geführt und gelenkt zu werden. Begeisterungsfähigkeit, gepaart mit mangelnder Lebenserfahrung, ist halt unbezahlbar.
    Ich war in meiner eigenen Jugend ein tiefgläubiger Sozialist und und voller Ressentiments gegenüber meiner Umwelt. Wie konnten die alten Säcke nur so dumm und träge sein?
    Ob die heutige Jugend tatsächlich im klinischen Sinne dümmer ist, kann ich nicht sagen, habe zuwenig Kontakt zu denen. Ich weiss nur, dass es kein Fehler ist, neben all den Splittern in den Augen anderer auch den Balken im eigenen Auge nicht zu vergessen.

  15. tulopa - ich denke selbst sagt:

    Was mit der Jugend los ist?
    Nun – man hat ihr beigebracht, dass die "Preussischen Tugenden", für die Deutschland einst bekannt und geachtet war, "Nazimethoden" sind und deshalb tun sie alles dafür, sich von diesen Tugenden zu distanzieren.

    • Pexus sagt:

      Die Jugend gibt es nicht.
      Es sind Individuen, die sich mal zu dieser Interessens- und Freundesgruppe zusammenschließen und mal zu jender Interessens- und Freundesgruppe zusammenschließen.

      Wenn man "die" Jugend als Schüler und Auszubildende betrachtet:
      Die Genannten scheinen nicht richtig (us)gebildet zu werden. Es gibt viele Störfaktoren in den Schulen, speziell im Unterricht.
      Der Inhalt von Schulbüchern bietet keinen logischen Aufbau des Inhalts der Schulbücher, sondern reines Chaos und inhaltliches Durcheinander.

      Schüler sind heutzuage vielen Interessen Dritter in der Schule ausgesetzt und treffen oft auf unmotivierte, nicht belesene Lehrer.

      Bei diesem Chaos an den Schulen und Berufsschulen würde ich als Schüler auch abschalten.

  16. KIDULT sagt:

    Carrageen, Aspartam, Fluorid, Medikinet
    der Snack für zwischendurch…

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