Im Gespräch: Dirk C. Fleck (“Heroes“ und “Gefleckte Diamanten“)

Der Schriftsteller und frühere Journalist Dirk C. Fleck ist unser desillusionierter guter Wille. Ein guter Geist mit einem großen Herzen, der mit einer unvergleichlichen Hartnäckigkeit an unser Gewissen appelliert und gleichzeitig ein Gestalter unsere Ideen von Schönheit und Wahrheit ist. Wie kaum ein anderer hat er sich sowohl in journalistischer als auch in künstlerischer Form mit der fortschreitenden Umweltzerstörung befasst und erinnert uns bis heute eindringlich an unsere Lebensgrundlage: die Natur.

Im Gespräch mit Dirk Pohlmann verrät Dirk C. Fleck, warum er sich aus dem Journalismus-Beruf herausgelöst hat, obwohl er am Anfang seiner Laufbahn noch singend in die Redaktion gegangen war. Doch hat „das Abbild der Wirklichkeit über die Medien nichts mit der Wirklichkeit zu tun“, wie er mit Nachdruck betont. Überaus spannend dabei ist, dass für dieses Verständnis die Beziehung zu der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin für ihn von entscheidender Bedeutung war.

Zudem spricht Dirk C. Fleck über sein 2023 herausgekommenes Buch HEROES, eine Sammlung verschiedener „Kämpfer gegen die Wirklichkeit“ aus der Historie; mutige Menschen, die einfach nicht anders konnten, als das zu tun, was sie taten.

Erfahren Sie außerdem von ihm, warum man sich auf das Alter freuen sollte, warum ihn weiße Sneaker zur Weißglut treiben und was es mit seinem neuen Buch „Gefleckte Diamanten“ auf sich hat, das im Laufe des Jahres erscheinen wird.

Inhaltsübersicht:

0:00:42 Ausstieg aus dem Journalismus

0:09:24 Die Beziehung zur RAF-Terroristin Gudrun Ensslin

0:13:15 Gelassenheit im Alter

0:28:30 HEROES: Kämpfer gegen die Wirklichkeit

0:41:48 Gefleckte Diamanten

0:47:13 Weiße Sneaker

1:01:59 Welche Künstler Dirk C. Fleck beeindrucken

1:12:21 Was nach einem gelebten Leben in Erinnerung bleibt

+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin:
https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung

Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier:
https://apolut.net/unterstuetzen/

+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.

+++
Apolut ist auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage kommen Sie zu den Stores von Apple und Huawei. Hier der Link: https://apolut.net/app/

Die apolut-App steht auch zum Download (als sogenannte Standalone- oder APK-App) auf unserer Homepage zur Verfügung. Mit diesem Link können Sie die App auf Ihr Smartphone herunterladen: https://apolut.net/apolut_app.apk

+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/

+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut


aktivist Aktivisten Autor Buchautor Demokratiebewegung dirk pohlmann Feuer am Fuss Freiheit Freiheitsbewegung Gudrun Ensslin günter grass Heinrich Böll journalist Künstler Natur Öko-Diktatur Ökodiktatur protest raf Romancier schöpfung Terroristin Umweltzerstörung widerstand 

Auch interessant...

Kommentare (46)

46 Kommentare zu: “Im Gespräch: Dirk C. Fleck (“Heroes“ und “Gefleckte Diamanten“)

  1. "Dieses Haus erweckt nicht den Anschein der Lebendigkeit, es riecht nach Leichenhalle. Die Herrschenden fanden und finden das Schüren von Stolz auf das juristische und damit tote Gebilde der Nation, mit all seinen inherenten Ungerechtigkeiten, immer recht zweckdienlich wenn es darum ging, die unteren Klassen um ein Fähnlein zu sammeln, um sie dann gegen andere, die sich um ein Fähnlein scharen zu hetzen. Dazu passt dann auch die weiterführende Verlinkung im Artikel auf die "Junge Freiheit."

    Bezugnehmend auf Gerhard Schröder, der nach 9/11 sagte nun sind wir alle Amerikaner, meinte Volker Pispers sinngemäß, jetzt sollen wir alle Amerikaner sein, nun, in erster Linie sei er Mensch und auch zum Deutschsein käme er ganz selten."

    Ich hätte es wissen sollen-eine ewig verbrämte "Linke", da findet auch keine Entwicklung statt, seit 30 Jahren nicht. Man betrachtet die Welt aus den ewig vorgegebenen Vorurteilen und ist neidisch auf die, die sich weiter entwickeln und die gefrustete linke Mutter Brust verlassen haben vor langer Zeit. So rinnt die Zeit durch ihre Finger, ohne daß da neue Erkenntnisse hinzu kämen. Sinnlos. Geistige Entwicklung gleich null.

    • Ob Links oder Rechts-beides ist gesteuerte Kaspershow.
      Ob Rock gegen Rechts oder Linkes "Ach was sind wir gerecht" Cabarett- die wichtigste Erkenntnis teilt keiner mit im öffentlichen Raum. Immer nur halbe Wahrheiten. Nichts als halbe Wahrheiten für die Leut.

    • _Box sagt:

      Wem hier tatsächlich die Mutterbrust, bzw. elterliche Liebe gefehlt hat, sei dahingestellt. Ansonsten bleibt es wieder hohle Phrasendrescherei und Etikettenschwindel zur Verschleierung von Machtverhältnissen und der Agenda dahinter:

      Medien stiften Gesellschaft und schaffen und formen erst unser Bild von der gesellschaftlichen und politischen Realität. Sie schaffen gemeinsame Denkräume, helfen Erfahrungen in Sinnzusammenhänge zu integrieren und stiften durch eine Synchronisation der Aufmerksamkeit gemeinsame Erfahrungen. Daher sind sie ganz zentrale Instrumente zur Organisation und zur Ausübung von politischer Macht.

      Folglich gehen politische Kämpfe zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessengruppen stets mit Bemühungen einher, Zugriff auf die Medien zu gewinnen. Da jedoch die Einstiegs- und Betreiberkosten im Bereich der Massenmedien sehr hoch sind, ist es nicht überraschend, dass sie sich überwiegend im Besitz von Konzernen oder Multimillionären befinden und somit deren politische Weltsicht und Interessen zu vermitteln suchen.

      Dieser Tatsache muß man sich täglich beim Lesen von „Nachrichten“ bewusst sein, um nicht der naiven Vorstellung zu verfallen, dass Medien uns über die gesellschaftliche Realität unterrichten würden. Die Leitmedien ebenso wie die Massenmedien sind Geschäftsmodelle und dienen so wenig der Vermittlung von „Wahrheit“, wie die Pharmaindustrie der Förderung der Volksgesundheit dient. Indoktrination gehört zum Wesenskern von Medien.
      (…)
      Der gesamte Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik ist im Gefolge des Neoliberalismus dermaßen verseucht durch eine Orwellsche Umdeutung nahezu aller relevanten Begriffe, dass man ein ganzes „Falschwörterbuch“ benötigte, um die sich darin verbergenden ideologischen Vorannahmen aufzuschlüsseln. Im Neoliberalismus haben sich die Falschwörter zu einem so dichtgesponnenen Gewebe eines ganzen Weltbildes verwoben, dass es nicht leicht ist, die Realität hinter dieser Ideologie zu erkennen.
      (…)
      Wenn, wie Sie sagen, viele der Probleme, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind, so komplex sind, dass es keine klaren oder einfachen Lösungen gibt und geben kann, hat dann nicht auch die historische Unterscheidung von linken und rechten Haltungen ihre Bedeutung verloren? Geht es dann nicht in erster Linie darum, pragmatisch konkrete Lösungen für konkrete Probleme zu finden? Einige Akteure im politischen Spektrum deuten derlei aktuell ja gern einmal an…

      Das ist genau die Ideologie, mit der – ziemlich erfolgreich – versucht wird, demokratische Strukturen durch eine Herrschaft technokratischer Eliten zu ersetzen. Daniel Bell hatte ja schon 1960 das „Ende der Ideologie“ verkündet und Francis Fukuyama 1992 gar das „Ende der Geschichte“ durch den Siegeszug des Kapitalismus. Beide Thesen sind rasch in sich zusammengefallen und haben sich als das erwiesen, was sie sind: als Versuche, eine Ideologie zu schaffen, mit der sich der Status der herrschenden Eliten stabilisieren und ihre Macht vergrößern läßt.

      Links und rechts sind ja nicht lediglich – in ihrem Bezug auf die Sitzordnung in der verfassunggebenden französischen Nationalversammlung von 1789 – historische Einteilungen entlang einer eindimensionalen Eigenschaft. Als solche wären sie in der Tat nicht nur historisch überholt, sondern auch hoffnungslos unterkomplex. Links steht vielmehr für die normativen moralischen und politischen Leitvorstellungen, die über den Menschen und über die Möglichkeiten seiner gesellschaftlichen Organisation in einem langen und mühsamen historischen Prozeß gewonnen wurden und die in der Aufklärung besonders prägnant formuliert wurden. Den Kern dieser Leitvorstellungen bildet ein universeller Humanismus, also die Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen.

      Bereits aus dieser Leitvorstellung ergeben sich schwerwiegende und weitreichende Folgerungen. Beispielsweise schließt ein universeller Humanismus Positionen aus, die auf der Überzeugung einer prinzipiellen Vorrangstellung der eigenen biologischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder nationalen Gruppe beruhen; er schließt also Rassismus, Chauvinismus, Nationalismus oder Exzeptionalismus aus. Zudem beinhaltet er, dass alle Machtstrukturen ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen haben, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen.

      Aus dem universellen Humanismus ergibt sich also das spezifische Leitideal einer radikal-demokratischen Form einer Gesellschaft, in der ein jeder einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen hat, die die eigene ökonomische und gesellschaftliche Situation betreffen; er schließt also Gesellschaftsformen aus, die auf einer Elitenherrschaft oder auf einem Führerprinzip beruhen. Diese in der Aufklärung erstmals klar formulierten Leitideale sind seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert worden und stellen den Identitätskern des linken Projektes dar.

      Da diese Leitideale gewaltige politische Konsequenzen haben, wurden sie seit je auf das schärfste bekämpft; historisch war das der Kern der sogenannten Gegenaufklärung, der es wesentlich um die Wahrung des jeweiligen Status quo ging. Die Behauptung, eine Links-Rechts-Unterscheidung hätte sich historisch überlebt, würde also letztlich beinhalten, dass sich die Leitideen einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen und einer ernsthaften demokratischen Gesellschaftsorganisation überholt hätten – eine These, die natürlich gerne von denen vertreten wird, deren Macht gerade auf rassistischen, chauvinistischen, nationalistischen oder exzeptionalistischen Ideologien basiert.

      Aus:
      Die Links-Rechts-Demagogie. Ein Interview mit Rainer Mausfeld.
      05. August 2016 um 9:55 Ein Artikel von: Redaktion

      Die NachDenkSeiten beschäftigen sich von Beginn an mit dem Thema Manipulation und mit der Frage, wie man sich davor schützen kann. Ein großer Experte dafür ist auch Professor Mausfeld. Ihn hatten wir im vergangenen Sommer mit den NachDenkSeiten-Leserinnen und Lesern bekannt gemacht. Jens Wernicke hat ihn jetzt aus aktuellem Anlass ein zweites Mal für die NachDenkSeiten interviewt.

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=34504

      Und wegen geistiger Entwicklung gleich Null, da du ja weiter unten Gott für dich beanspruchst, gabs schonmal in Deutschland. Die haben es sich sogar auf die Gürtelschnalle geschrieben.

    • Immer wieder Leute, die nur halbe Wahrheiten erzählen-die Peter Mausfelts dieser Welt.

      Man erzählt groß und breit wie Konzerne oder besser Multinationale Unternehmen die Meinung der Öffentlichkeit beherrschen, durch die Kontrolle der Medien, aber gleichzeitig nimmt man es hin , ohne zu hinterfragen, wie diese unsere eigene Geschichte besonders und die der restlichen Welt manipulieren.
      Denn alles was wir wissen über unsere eigene Geschichte ist gelogen. Aber das wird dann in linken Kreisen, welche nie die Linke Mutterbrust verlassen haben , nicht und niemals hinterfragt. Man kommt nie über einen gewissen Wissensstand hinaus, die Grenzen sind gesetzt bei den Konzernen. Die Chef-Analysisten von Neoliberalismus und Elitenherrschaft enden da, wo die wahren Kontroll-Werkzeuge der Eliten beginnen.
      Darum sind es halbe Wahrheiten, und das Gerede der Mausfelts und Noham Chomskies dieser Welt ändert nichts an den wahren Ursachen, -im Gegenteil, diese Ursachen werden immer umschifft und mit keinem Wort erwähnt.
      Man begnügt sich und lenkt ab indem man von Gesellschaftsschichten und Neoliberalismus fabuliert .
      Man will ja seinen Verleger nicht verärgern, am Ende würde das neue Buch nicht gedruckt. Da gibt es dann das Problem plötzlich nicht mehr-das der Eliten-Meinungskontrolle durch ihre Herrschaft über alle Medien.

    • Larry Romanoff (bluemoonofshanghai.com)

      "….Im Oktober 2013 veröffentlichte Qiushi einen der hervorragendsten und intelligentesten Artikel, die ich je zum Thema Demokratie und Mehrparteienpolitik gelesen habe. Der Autor ist Professor an der Shanghai Fudan University, School of International Relations and Public Affairs. Er schrieb Folgendes:

      Der „Demokratie-Benchmark“ wird vollständig von einer kleinen Handvoll Länder bestimmt, die über „ein Kontingent von Aktivisten verfügten, die von verschiedenen Stiftungen bezahlt wurden, um rund um die Welt Reden zu halten und für Demokratie zu werben.“ Daher ist die Demokratie und die darauf basierenden Sozialwissenschaften mehr als alles andere ein Propagandainstrument des Westens, und die daraus resultierende Wissensblase ist alles andere als klein.

      Unter Demokratiebewertungsmechanismen westlicher Prägung gibt es nur eine Voraussetzung dafür, dass ein Entwicklungsland als „Demokratie“ gilt oder aus der autoritären Klasse „absteigt“: Das Land muss seine Unterwerfung unter westliche Länder demonstrieren und seine unabhängige Außenpolitik aufgeben und Innenpolitik. Jedes Land, das dies tut, wird sofort mit „internationalem“ Lob belohnt.

      Er warnte die Chinesen auch, was ich nachdrücklich tue, damit aufzuhören, sich für das chinesische Regierungssystem zu entschuldigen, da es tatsächlich bis heute eines der besten der Welt ist. Und den Amerikanern muss es nicht sofort gefallen.

      Amerikaner füllen ihre Medien mit Artikeln über Chinas Regierungssystem und stellen oft unaufrichtige, aber angeblich nachdenkliche Fragen wie „Was wird die Demokratie zur Effizienz Chinas beitragen?“ Das ist kluge Propaganda, weil die Frage der Position vorwegnimmt, dass ein Mehrparteiensystem von Natur aus überlegen und effizienter sei, und dadurch unsere Diskussion in einen Rahmen lenkt und sie auf eine nutzlose Meinungsdebatte beschränkt. …."

      Die einfache Wahrheit, die für jeden sichtbar ist, ist, dass Chinas Einparteiensystem nahezu unendlich effizienter und reaktionsfähiger ist als jedes westliche Modell, und selbst ein teilweiser Versuch, das westliche System, insbesondere das amerikanische, zu imitieren, würde den zukünftigen Fortschritt automatisch einschränken. in China und würde wahrscheinlich dazu beitragen, bereits erzielte Gewinne zunichte zu machen.

    • _Box sagt:

      Gewiss. Effizient darin die Reihen fest geschlossen zu halten. Ca. neunzig Prozent der Chinesen haben sich im Rahmen des globalen totalitären Umbaus, eine potentiell schädliche Plörre schießen lassen. Also damit hast du recht, was Mord und Zerstörung angeht, ist die von dir bevorzugte Diktatur sehr effizient und stellt auch regelmäßig 'Young Global Leader.' Also Führer.

      Ich denke das passt:

      Robert Cibis: Das gibt einen ganz anderen Blick auf den Protektionismus von China.

      Ralph T. Niemeyer: Ja.

      Robert Cibis: Die sich natürlich sagen, nein, ihr könnt jetzt nicht einfach bei uns ein Unternehmen aufmachen. Sondern wenn, dann sind wir beteiligt. Und wir können da auch genau Grenzen setzen. Das genau regulieren.Und wir haben unseren eigenen Markt der sich genügt. Wir sind ja auch selber viele Menschen, viele Kunden, viele Produzenten, von Produkten und Dienstleistungen. Das soll in sich geschlossen sein. Ich verstehe natürlich das auch als eine Art Schutz auf der politischen Ebene, nicht nur wirtschaftlich.

      Ralph T. Niemeyer: Ja gut, sie haben ja längst den Umschwung gemacht, der Perestroika und Glasnost bedeutet haben, die Einführung der Marktwirtschaft. Ich meine das hat China gemacht, selbst wenn sie sich noch kommunistische Partei nennen. Das ist in Wahrheit kein kommunistisches Regime, wobei die Unterdrückungsmechanismen, die sind klar, die sind stalinistisch oder sogar faschistoid.

      Aus:
      NARRATIVE #97 by Robert Cibis | Ralph T. Niemeyer
      oval 09/06/2022
      https://www.oval.media/8323fc8f-9691-43a2-be10-974f4661bc9a/

    • _Box sagt:

      Eine Frage hätt ich noch und die ist nun wirklich rhetorischer Natur. Wozu wollt ihr eigentlich "Heimatschutzregimenter" aufstellen? Der größte Schulhofschläger konventionell und sonst ist ja schließlich die NATO.

  2. Hier zwei ermutigende Worte von Hans Paasche (1881 bis zu seiner Ermordung durch die Brigade Ehrhardt 1920) aus einem Ausstellungskatalog der Berliner Friedensbibliothek:

    Sie töten den Geist nicht!

    Wenn es möglich wäre, einen Verein der Suchenden, Unbestechlichen, Wahrhaften und Anständigen zu schaffen, jetzt hätte er entstehen müssen. Aber er entsteht nicht und kann nie entstehen; denn sein Inhalt wäre der Geist und der flieht alle Formen, in denen Menschen bisher Gemeinsames gewollt haben …

    Wo ist in unserm Volke Geist? Es ist alles geschehen, ihn zu töten und sogar das Bewußtsein zu unterdrücken, daß Geist Leben ist. … und die Masse der Schlechtweggekommenen ist ein ungeheure Macht der Finsternis. …

    Ihr Revolutionäre Deutschlands, Ihr Geistigen, Ihr Wenigen, Ihr Nicht-Professoren und Nicht-Priester; laßt uns voneinander wissen. Denn sie töten den Geist nicht, Ihr Brüder!
    April 1919
    ………………………………………………………………………………………………………………………………….

    Das schlimmste Wort derer, die uns irre machen wollen ist dies:
    Wie kommst denn gerade Du dazu, die Welt verbessern zu wollen? – Der Selbstbewußte, der das hört, weiß: da spricht ein Sklave. Schämen müssen sich Aufrechte über jeden Mitmenschen, der so spricht. Aber heute sind die Sklaven in Deutschland noch nicht selten geworden. Noch sind unter uns allzuviele, die wähnen: Wozu Du Begabung hast, da darfst Du nicht pflegen, Du sollst Dich gewöhnen, Befehle, die Du nicht verstehst, zu befolgen. …
    … die Industrie… benutzt die Staatsgewalt und die Presse dazu, dem Menschen unsinnige Bedürfnisse anzuerziehen. Der Mensch ist nicht mehr frei, er ist nur noch Konsument. …

    Ehe das Volk nicht durchsetzt, daß alle Hindenburgstraßen umgetauft werden, und zeigt, daß es zwischen Gewalt und Geist unterscheiden kann, ist keine Hoffnung, …

    Es genügt nicht, daß man das Gute erkennt und haben will,; man muß hingehen und danach greifen.

    …………………………………………………………..

    • So sagt es Peter Haisenko in seinem neuesten Artikel-"Ohne Stolz geht jede Nation unter".
      So ist es.
      Diesen Stolz haben "sie" uns aberzogen in 100 Jahren Gehirnwäsche.
      https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20241/ohne-stolz-geht-jede-nation-unter/

    • _Box sagt:

      Dieses Haus erweckt nicht den Anschein der Lebendigkeit, es riecht nach Leichenhalle. Die Herrschenden fanden und finden das Schüren von Stolz auf das juristische und damit tote Gebilde der Nation, mit all seinen inherenten Ungerechtigkeiten, immer recht zweckdienlich wenn es darum ging, die unteren Klassen um ein Fähnlein zu sammeln, um sie dann gegen andere, die sich um ein Fähnlein scharen zu hetzen. Dazu passt dann auch die weiterführende Verlinkung im Artikel auf die "Junge Freiheit."

      Bezugnehmend auf Gerhard Schröder, der nach 9/11 sagte nun sind wir alle Amerikaner, meinte Volker Pispers sinngemäß, jetzt sollen wir alle Amerikaner sein, nun, in erster Linie sei er Mensch und auch zum Deutschsein käme er ganz selten.

    • Es gibt noch viel zu tun hinsichtlich der Meinungen über Geschichte und Nationen-viel Energie hat das Imperium dahingehend verbraucht, um China als Land an sich in den Schmutz zu ziehen. Und wenn man dann mal dort ist, ist es vollkommen anders. Merkwürdig.

      James Wood über seine Erlebnisse in China

      "Ich befinde mich zum zweiten Mal im Herzen Chinas, dieses Mal auf einer dauerhaften Basis. Die anfängliche Aufregung mischte sich in mir mit einer Mischung aus Angst und Neugierde. Das China, über das ich aus der Ferne gelesen hatte, war ein Land voller Geheimnisse und Missverständnisse, das in den westlichen Medien oft mit einem Schleier der Skepsis und Vorsicht dargestellt wurde. Doch was ich bei meiner Ankunft vorfand, war eine Realität, die so dynamisch anders war, dass ich das Gefühl hatte, in eine andere Dimension einzutreten, und dieses Gefühl hält bis heute an.

      Die erste und vielleicht tiefgreifendste Erkenntnis war das Gefühl von Freiheit und Sicherheit, das den Alltag prägte. Entgegen dem Bild einer eng begrenzten Gesellschaft beobachtete ich, dass die Menschen eine Vielzahl persönlicher Freiheiten genossen, die vielleicht noch ausgeprägter waren als im Westen. Auf den Straßen herrschte bis spät in die Nacht hinein reges Treiben, Familien und Freunde trafen sich, ohne dass man sich Sorgen machen musste. Ältere Menschen tanzten auf öffentlichen Plätzen, junge Paare schlenderten gemächlich am Flussufer entlang und Gruppen von Freunden lachten bei Straßenessen, ohne sich darum zu kümmern, wer sie beobachten könnte. In China ist das Tanzen auf der Straße nicht nur ein seltener Anblick, sondern eine alltägliche Freude, ein lebendiges Zeugnis der Gemeinschaft und der kulturellen Offenheit.

      Einer der auffälligsten Aspekte meiner Zeit hier ist die nahezu völlige Abwesenheit von Kriminalität. Ich kann Tag und Nacht durch verschiedene Städte gehen und fühle mich völlig sicher – ein krasser Gegensatz zu meinen Erfahrungen in Teilen Australiens, wo Jugendkriminalität und ein allgemeines Gefühl der Vorsicht oft die Nachtluft durchdringen können. Hier ist der Respekt vor der Gemeinschaft und den Älteren bemerkenswert. Die Jugend, die in westlichen Berichten oft falsch dargestellt oder missverstanden wird, zeigte ein Maß an Respekt und Anstand, das sowohl erfrischend als auch aufschlussreich war. Es geht nicht nur um Manieren, sondern um eine gesellschaftliche Struktur, die den gegenseitigen Respekt zwischen den Generationen fördert.

      Das Bildungswesen in China ist ein Bereich, in dem sich Ehrgeiz und Zielstrebigkeit mit unglaublichen Ergebnissen überschneiden. Die Kinder, die oft als überfordert angesehen werden, stehen in der Tat unter großem Druck. Die jüngsten Regierungsverordnungen zielen jedoch darauf ab, diese Anforderungen auszugleichen und das Wohl der jungen Lernenden zu schützen. Beim Engagement für die Bildung geht es nicht nur darum, gute Noten zu erzielen, sondern auch darum, einen vielseitigen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Von klein auf werden die Kinder nicht nur in die akademischen Fächer eingetaucht, sondern auch zweisprachig erzogen, wodurch ihre Gehirne auf eine Weise verdrahtet werden, die ihre kognitiven Fähigkeiten und ihr kulturelles Verständnis fördert. Dies ist kein Mythos, sondern eine wissenschaftlich belegte Tatsache, dass Mehrsprachigkeit die Grundlage für effektiveres Denken und Problemlösen bildet.

      Bei diesen Begegnungen und Beobachtungen wurden meine vorgefassten Meinungen über China nicht nur in Frage gestellt, sondern auch demontiert. Die Lebendigkeit der Kultur, die Herzlichkeit der Menschen und die Effizienz der gesellschaftlichen Strukturen zeichneten das Bild einer Nation, die zwar nicht ohne Fehler ist, aber Fortschritte macht, die man nur durch eigene Erfahrungen aus erster Hand verstehen kann.

      Zwar kann kein Land Perfektion für sich beanspruchen, aber meine Reise nach China hat die Komplexität und die Fortschritte eines Landes aufgezeigt, das von Außenstehenden oft missverstanden wird. Diese Reise war eine anschauliche Lektion darüber, wie schön es ist, Vorurteile beiseite zu lassen und die Welt mit offenen Augen und offenem Herzen zu betrachten."

      QUELLE: JAMES WOOD VIA X
      ÜBERSETZUNG: LZ

    • _Box sagt:

      Man kann aus dem Geschriebenen und auch aus dem was lieber nicht beschrieben wird, immer sehr gut erkennen wem ein Autor nahe steht und ob es ihm wesentlich ist ein umfängliches Bild zu vermitteln:

      Bezüglich Punkt 3, Kern und Peripherie. China entwickelte sich von einem Land der »Peripherie«, zu einem der »Semi-Peripherie«. »Kern« und »Semi-Peripherie« stellten zuvor weniger als ein Drittel der globalen Arbeitskraft. Mit dem Aufstieg Chinas erhöhte sich der Anteil auf die Hälfte. Das heißt die »Peripherie« als Lieferant von billigen Rohstoffen und billigen Arbeitskräften hat sich dadurch enorm verringert. Die klassische Arbeitsteilung lässt sich nicht mehr praktizieren. »Es gibt kein anderes großes geographisches Gebiet, das China ersetzen und einen wirtschaftlichen Mehrwert von einer ähnlichen Größenordnung erzeugen könnte.«

      »Anders als Brasilien, Südkorea und Polen in den 1980er Jahren wird sich die kommende wirtschaftliche und politische Krise des chinesischen Kapitalismus als eine Strukturkrise des globalen kapitalistischen Systems abspielen. (…) Da seine wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Widersprüche den chinesischen Kapitalismus überwältigen, gerät das globale kapitalistische System in eine strukturelle Krise, die innerhalb des eigenen Rahmens nicht mehr gelöst werden kann. Das Zeitalter eines Übergangs ist gekommen«, behauptet Li.

      »Reform, Revolution oder Zusammenbruch« – das sind für Li Minqi die Alternativen.

      Die chinesische Bevölkerung akzeptiert den jetzigen Zustand, »auf der Erwartung basierend, dass trotz der zunehmenden Ungleichheit und Unsicherheit, der Zerstörung der Umwelt und der politischen Unterdrückung der materielle Lebensstandard weiter steigen wird. Aber die kapitalistischen Widersprüche vertiefen sich und Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, der Graben zwischen diesen Erwartungen und den Möglichkeiten des kapitalistischen Systems in China, ihnen zu entsprechen vertieft sich.«
      (Anton Stengl, Chinas neuer Imperialismus – Ein ehemals sozialistisches Land rettet das kapitalistische Weltsystem, S.145/146)

      Alltäglicher Warenfetischismus

      Der chinesische Mittelstand lebt immer mehr in seiner eigenen Welt, eine Kaste, auch wenn sie immerhin rund 200 Millionen Menschen von 1, 4 Milliarden umfasst. Was sie auf jeden Fall gemeinsam hat, ist der relative Wohlstand, die Möglichkeit des Konsums und sein Fetischismus: Beispielsweise muss alles neu sein. Dass es in Deutschland Second-Hand-Shops gibt, wo alte Sachen verkauft werden, sogar alte Kleider, die schon jemand angezogen hat, Märkte für alte Möbel – mein Gott, haben denn die Leute kein Geld für Anständiges?
      Mit meiner damaligen chinesischen Freundin war ich in Neapel und zeigte ihr, wo ich früher in der Altstadt gewohnt habe. Sie war entsetzt, sprachlos. Den ganzen Nachmittag sagte sie kein Wort mehr. Als sie das Auto meines italienischen freundes sah, ereilte sie der nächste Schock: Ein älteres Baujahr mit Fensterkurbeln. Wobei die Kurbel an der Seite, wo sie saß, nicht einmal funktionierte.
      Neapel – das war für sie die totale Wildnis. Eine völlig zurückgebliebene Zivilisation, in der man nicht einmal Alipay kennt, sondern die Rechnung im Restaurant bar bezahlt. Immerhin in Banknoten und nicht in Kauri-Muscheln. Aber das Essen hat ihr geschmeckt.
      Eine Schwester von ihr wollte eine Wohnung in Griechenland kaufen. Auch Verwandte anderer chinesischer Bekannter von mir hatten die gleiche Idee. Die deutschen Banken hatten Griechenland zugrunde gerichtet, die Immobilienpreise befanden sich im freien Fall. Alle kamen enttäuscht wieder. Griechenland war ihnen zu dreckig. Dort kann man nicht leben. Einige sollen sich nur ein paar Stunden lang Athen angesehen haben und wären am nächsten Tag sofort zurückgeflogen.
      Positiv: hygienisch sauber, ganz neu, High-Tech, »westlich-amerikanisch« (wie man es sich halt so vorstellt), angesagt. Negativ: mit Patina, alt, historisch, handwerklich, »europäisch« wie zum Beispiel Neapel, veraltet. Manchmal hatte ich den Verdacht, die akkurate Pflege alt-chinesischer Geschichte, Kunst und Kunsthandwerks, die wunderschönen unbedingt sehenswerten Museen und die hervorragend restaurierten Pagoden, all das hat für viele Chinesen nur den Sinn, damit Touristen anzulocken und mit Tourismus kann man Geld verdienen. Der Kult des »Neuen« ist aberwitzig. Das »Neue« muss man kaufen.
      Eine solche Ideologie braucht Begründungen, so absurd sie auch sein mögen, Argumente für absurde Systeme und merkwürdige Denkstrukturen. Alles in allem ist dabei ein gewisser intellektueller Aufwand nötig. Eine Haltung hat so etwas nicht nötig. Man macht, was man angeblich machen soll, läuft mit der Masse, ist wie die anderen, denkt sich nichts dabei. Die Ideologie kommt erst dann zum Zug, wenn unverschämterweise nach Gründen für das jeweilige Verhalten gefragt wird.
      In diesem Sinn ist die chinesische Gesellschaft zutiefst unpolitisch, denn Politisch-sein würde bedeuten zu hinterfragen. Wer eine politische Debatte will, kommt damit in diesem Land nicht durch. Jedem geht es besser und China erobert die Welt. Was gibt es da zu diskutieren?
      Dieses »Es-geht-uns-allen-besser« ist eine Behauptung, die als solche nicht der Wahrheit entspricht, das sie Ungleichheit und Ausbeutung stillschweigend negiert. Wer eine Brotkrume bekommen hat, identifiziert sich sofort mit dem Mittelstand. Nichts Neues. Auch Deutschland ist eine Gesellschaft, die ideologisch nur aus Mittelständlern besteht. »Ich würde mich zu der gehobenen Mittelschicht in Deutschland zählen …«, sagte der CDU-Politiker Friedrich Merz in einem Interview im November 2018. Sein geschätztes Einkommen: Zwölf Millionen Euro. Und zur Mittelschicht zählt sich genauso der BMW-Facharbeiter, ohne Vermögen, aber relativ gut bezahlt.
      In China geht die Bedeutung von »Mittelstand« und »Konsum« als Synonyme noch weiter. Der Status war schon im traditionellen, im alten China von überragender Wichtigkeit. Heute haben wir nicht nur Konsum als »Haltung«, Konsum als »Identität«, sondern Konsum auch als »Statussymbol«. Dazu folgende kleine Geschichte: Eine überaus sympathische chinesische Dozentin lädt mich zu sich nach Hause ein, ich soll doch ihren Ehemann kennenlernen, einen Geschäftsmann, einen Money-Maker. Mit Business habe ich wirklich nichts zu tun, worüber unterhält man sich mit diesem Menschen? In der sehr großen und modernen, perfekt ausgestatteten High-Tech-Küche steht unübersehbar ein großes Regal mit französischen Weinflaschen. Es gibt keinen billigen, ausländischen Wein in China, gerade der angesagte, französische Wein ist völlig überteuert – was das stand, hatte auf jeden Fall einen Wert von ein paar tausend Euro.
      »Trinken sie gerne Wein? Kennen sie sich aus mit französischen Wein?«, fragte ich ihn, froh ein mögliches Gesprächsthema gefunden zu haben, auch wenn ich mich eigentlich nur mit italienischen Wein auskenne.
      »Wein? Hahaha. Ich trinke doch keinen Wein.«
      Merkwürdige Antwort. Als wir allein sind, frage ich seine Frau, ob vielleicht die Gäste, die ihn besuchen, Wein trinken. »Die Gäste? Seine Gäste trinken nur Schnaps.«
      »Und du, trinkst du manchmal eine Flasche Wein aus dem Regal?«
      »Nein, nein, der ist viel zu teuer. Das darf ich nicht.«
      Diese nette Wein-Sortiment hatte nur eine einzige Funktion: Die Gäste sollten wissen, dass sich der Hausherr französischen Wein leisten kann. Er hat das Geld dazu.
      Im wunderschön angelegten, parkähnlichen Garten war ein Swimmingpool. Ich bin überzeugt, der Gastgeber kann nicht schwimmen. Der Pool dient dem gleichen Zweck wie das Weinregal. Auch der Sinn eines SUV ist es, darin gesehen zu werden. Die Leute müssen wissen, der Fahrer kann sich einen teuren SUV leisten. Vielleicht ist es wirklich gemütlicher in einem SUV im Stau zu stehen als in einem Kleinwagen. Von daher wäre ein Campingwagen allerdings noch besser.
      Was ist mit Konsum als »Identität« gemeint? Das kaiserliche China ist mit Vorsicht zu genießen, das sozialistische China ein Gräuel. Beide Perioden der Geschichte sind mit Armut verbunden. Die Alternative zur Armut ist der Reichtum. Reichtum – so ist die allgemeine Auffassung – kann nichts anderes bedeuten als privater Konsum, als fortgesetzter, ununterbrochener Kauf neuer Waren. Ob man sie braucht oder nicht und zu welchem Zweck sie nützlich sind, bleibt dahingestellt. So wird eine enorme Reduktion des Begriffs »Reichtum« vollzogen. Funktionierende soziale Strukturen, Nachbarschaft, Kollegen, zufriedenstellende Bildungs- und Gesundheitssysteme, Infrastrukturen, usw. – alles was über den Rahmen des individuellen Konsumismus hinausgeht, hat keine Bedeutung und wird nicht gesehen. Damit läuft auch eine extreme Verengung der Konzepte von Glück und Zufriedenheit ab.
      Dieser als absolut erstrebenswert gesetzte Konsum, den sich nur eine relativ kleine Minderheit leisten kann, hat seine Wurzeln größtenteils in der westlichen Kultur, wie die obige Anekdote gezeigt hat. In der chinesischen Geschichte hat es niemals Weinanbau und Weinkultur gegeben. Mehrere hundert Euro für eien Flasche »Chateau irgendwas« auszugeben, ist für einen Chinesen sinnlos, er findet nichts am Wein. Nur als Statussymbol hat er Bedeutung.
      Die neue Konsumidentität wird also durch den Besitz von Waren erworben, die traditionell keinerlei Wert in der chinesischen Gesellschaft besaßen. Die Identität eines »Neureichen« – »Altreiche« gibt es in China nicht – ist immer nur auf Banalität gegründet, in China meist auf der Ablehnung der alten, übermittelten Kultur und der weitgehenden Unfähigkeit zur Schaffung einer eigenen, neuen.
      (Anton Stengl, Chinas neuer Imperialismus – Ein ehemals sozialistisches Land rettet das kapitalistische Weltsystem, S. 74, 187-191)

    • Was macht das für einen Sinn irgendeinen Autor zu zitieren, der doch niemals frei ist in seinen Ansichten ist. Das sind Auftragsschreiber für das sterbende Imperium der Lüge.
      Es geht um das gelebte Leben , und dafür habe ich ein Beispiel aufgezeigt, eines Menschen der den Alltag in China beschreibt.
      Was bedeuten schon Bücher, die ganz offensichtlich ideologischer Verbrämung unterliegen und nur die alten Vorurteile über China bestätigen.
      Diese Leute hassen China, weil China in allem besser geworden ist und den "Westen" lange überholt hat was Technologie und Entwicklung betrifft, Aber China möchte ja die Welt nicht beherrschen, es denkt nicht so, wie die Kabale denkt.
      Natürlich gibt es auch in China eine Tiefen Staat, aber ich rede hier von den übergeordneten Dingen wie den Geist einer Nation . Dieser Geist setzt auf Kooperation .Das Gegenteil ist der Fall beim Imperium der eingebildeten Hegemonie.

    • _Box sagt:

      Tatsächlich? Du schreibst von verlogenen Auftragsschreibern?

  3. Sehr schönes Gespräch.
    Wenn man jung älter wird, kann ein gutes Gespräch das Höchste sein. Nur wo findet man einen Lau Dan mit dem man so reden könnte…?

    Vor einiger Zeit hatte ich hier mal über einen Text von Dirk C. Fleck geschrieben, dieser fühlt sich an wie ein Lied von Bob Dylan . Jetzt zitiert er aus 4 Songs.
    Dirk Pohlmann erwähnt das Buch von Julia Hill ("Butterfly") -was mich tief erschüttert hat und fasziniert.

    Ein (oder mehr)geschichtlicher "Zahn" muß wahrscheinlich Dirk C. Fleck noch gezogen werden, was wäre, wenn all das , was wir meinen zu wissen, doch ganz anders war!? Denn ansonsten wäre das zu einfach. Das gleiche gilt für China, was wir meinen darüber zu wissen, ist auch nur Propaganda .
    https://www.bluemoonofshanghai.com/politics/11211/

    • Nevyn sagt:

      Bab Dylan?
      War da was?

      https://www.youtube.com/watch?v=Qzc09ExGJus
      Bob Dylan – Sold his Soul

    • Wer die Ironie und den Sarkasmus von Bob gegenüber den Schmierfinken und Pressefuzzis nicht versteht, der weiß eh nichts von diesem Mann der etliche Songs seinem Glauben an Gott gewidmet hat.
      Und der der Einzige war in der ganzen Musikindustrie der den Irakkrieg auf offener Bühne kritisiert hat mit seiner Kunst, wo sich die Hampelmänner unter dem Tisch versteckt haben.

      Das ist der Grund warum wahre Künstler wie Van Morrison und Bob keine Interviews mehr geben.

    • Ein Fund zu China, und der Grund, warum die Geldschöpfer China so hassen, und darum so auf China eindreschen-genau wie damals bei uns…

      "China kündigte an, einige Kredite aus Simbabwe abzuschreiben, das mit hohen Schulden zu kämpfen hat. Die Geste erfolgte während der Unabhängigkeitsfeierlichkeiten des afrikanischen Landes anlässlich des 44-jährigen Bestehens der Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft.

      Das ist der Grund, warum der Westen China hasst.

      Die westliche "regelbasierte Ordnung" lässt dieses biblische Gebot des Schuldenerlasses nicht zu. Der Kapitalismus macht genau das Gegenteil. Sie nimmt alles, was der Schuldner an Wert hat, und hält den Schuldner in Knechtschaft.

      "Nach Ablauf aller sieben Jahre sollst du eine Befreiung erteilen. Und das ist die Art und Weise der Freigabe: Jeder Gläubiger soll herausgeben, was er seinem Nächsten geliehen hat. Er wird es nicht von seinem Nächsten, seinem Bruder, verlangen, weil die Befreiung des Herrn verkündet ist." ~ 5. Mose 15,1-2

      China lebte lange Zeit unter dem Joch und der Peitsche des westlichen extraktiven Kapitalismus. Die Chinesen verstehen, was ein Großteil des globalen Südens in diesen Tagen durchmacht.

      Der westliche "way of life" ist das Ergebnis von mehr als 500 Jahren Diebstahl aus dem Globalen Süden. Der Grund, warum sich die USA, Großbritannien und die EU jetzt im Krieg mit dem Rest der Welt befinden, ist, dass die kolonialen Besatzer wissen, dass sich der Schraubstock dreht und sie ausquetscht. So gehen sie zum Terrorismus über, in dem vergeblichen Versuch, sich an Macht und Herrschaft zu halten."

      Aber es funktioniert nicht.

      Danke, China.

      Bruce

      ≈≈≈≈≈

    • _Box sagt:

      Ach ja, ehe ich es vergesse, ja danke China. Die chinesischen Oligarchen waren und sind gelehrige Schüler. Ohne euer freundliches Mitwirken und das der dritten Großmacht im Bunde, wäre der totalitäre Umbau ab 2020 nicht möglich gewesen.

  4. The Hermit sagt:

    Die Rückseite der Medallie, die angeprangert wird!

  5. Mateo sagt:

    Ich bin von diesem Gespräch nicht begeistert. Nach vielversprechendem Anfang driftet es ziemlich ziellos dahin. Ein paar Bonmots und Vorwürfe von angeblicher Eitelkeit an andere, während man sich selber ziemlich übertrieben selbstverliebt und (alters-) abgeklärt darstellt, kommt bei mir nicht gut an. Der Mann war scheinbar sein ganzes Leben lang immer auch bedacht, im zivilisatorischen Minenfeld nicht verletzt zu werden und dabei dann gegen Ende seines intellektuellen Wegs eine Bibel über, aus seiner Sicht, echte Helden zu schreiben. Mich hätte vieles dieses mir sonst völlig unbekannten Menschen, nach dem 'an-teasen' in der ersten halben Stunde, interessiert, also aus seinem eigenen, tatsächlichen Leben, aber irgendwie ging es immer weiter von einem Gedankensprung zum anderen. Vielleicht gibt sein eigenes Leben, abgesehen von ein paar Zufallsbekanntschaften in der Medienwelt, gar nicht so viel her? Wenn man immer über andere schreibt….

    • Reinhardas sagt:

      Es gibt immer 2 Seiten einer Medaille. Die negative Seite von diesem Gespräch sehe ich ebenfalls so. Aber es gibt eben auch die positive Seite…. allerdings glaube ich, dass Herr Fleck noch nicht beim wirklichen Verständnis des Lebens angekommen ist. Ich denke da z.B. an Rumi: Das Leben ist ein Traum und Du wachst lachend auf. Oder an David Icke. In Platos Höhlengleichnis krabbelt nur 1 Mensch an das Licht bzw. in eine höhere Dimension und Erkenntnis. Heute krabbeln überall Menschen nach oben. Die Höhlenbetreiber müssen geschockt sein, dass 20 oder 30 Millionen in Deutschland nicht genetisch modifiziert wurden. Von Afrika ganz zu schweigen. Diese Ideen von totaler Kontrolle und Transhumanismus sind nur Ausdruck ihrer Angst. Die haben nämlich mehr Angst als wir.

  6. Reinhardas sagt:

    Ich hätte mir ein wenig mehr Optimismus gewünscht. Ich denke, die nicht menschenfreundlichen Kräfte übertreiben es langsam so weit, dass es irgendwann auch eine große Mehrheit merkt, dass es so nicht weiter geht.
    Die Leute wollen weder eine neue Pandemie, noch einen neuen Krieg, eine neue Inflation, die totale Digitalisierung oder den Transhumanismus.
    Wir werden es noch erleben, dass wir zu einer besseren Welt kommen.
    Abgesehen davon, dass wir im elektrischen Universum als eine Art Hologramme umher wuseln. Die heute noch Mächtigen sind nur ganz wenige.
    Sie schaffen unbewusst die Bedingungen dafür, dass es am Ende besser wird. So ähnlich, wie Goethe es wohl gemeint hat, aber damit kenne ich mich nicht so aus.
    Marx meinte, die Proletarier aller Welt sollten sich vereinigen.
    Dafür sorgen jetzt die vereinigten Kapitalisten mit der Migration.
    Wir müssen nur die Möglichkeiten ergreifen, die sich daraus ergeben.
    Die alten Völker- und Stammesstrukturen werden zerstört und es gibt eine neue Gemeinschaft, in der Du nur Mensch sein musst, und automatisch Freund bist. Egal, welcher Farbe.
    Irgendwann hat auch die Spaltung ausgedient. Selbst wenn sie ein paar tausend Jahre funktioniert hat.
    Die da ganz oben wissen dass sehr gut.
    Deshalb bleibt ihnen nur die Flucht in die Idee der totalen Kontrolle.
    Das wird aber am Ende nix.

  7. quasi2 sagt:

    Wunderschönes, zu tiefst ehrliches und großartiges Interview mit zwei unglaublichen Persönlichkeiten! Wie sie es mit dem rezitieren der passenden Literatur und ihren eloquenten Dialog geschafft haben die Ehrlichkeit des Lebens und der Liebe zu diesem zu beschreiben ist wunderschön :)) Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst 🙏 Wenn die Liebe nur mehr Mut hätte… 🪻🕊

  8. _Box sagt:

    Selten geworden und eines der Gespräche bei denen ich erstaunt feststelle, daß tatsächlich bereits eine Stunde verstrichen ist und das wo doch gerade erst angefangen wurde.

    Damit hier nicht nur ein Zweizeiler steht, möchte ich noch den von Herrn Fleck genannten Albert Einstein aufnehmen und auf eine Sicht von ihm hinweisen, die gerne, vor allem von denen die am Drücker sind, ignoriert wird:

    »Die Produktion arbeitet für den Profit, nicht für den Verbrauch. Es sind keine Vorkehrungen getroffen, dass alle Arbeitsfähigen und -willigen stets eine Stellung finden; fast immer wird eine Armee von Arbeitslosen bestehen. Der Arbeiter lebt ständig in der Angst, seine Arbeit zu verlieren. Der technische Fortschritt führt zu Arbeitslosigkeit, anstatt die Arbeitslast aller Menschen zu erleichtern. Das Profitmotiv ist in Verbindung mit dem Konkurrenzkampf der Kapitalisten verantwortlich für die unbeständige Anhäufung und Verwertung des Kapitals, was dann wachsende schwere Wirtschaftskrisen verursacht. Ich bin überzeugt, um diesen schweren Missständen abzuhelfen, gibt es nur ein Mittel, nämlich die Errichtung einer sozialistischen Wirtschaft mit einem Erziehungssystem, das auf soziale Ziele abgestellt ist. In einer solchen Wirtschaft gehören dann die Produktionsmittel der Gemeinschaft, die sie nach einem bestimmten Plan benutzt. Man würde in einer solchen Planwirtschaft die Produktion den Bedürfnissen der Gemeinschaft anpassen, die zu leistende Arbeit unter die Arbeitsfähigen verteilen und jedem, Mann, Frau und Kind, den Lebensunterhalt garantieren. In der Erziehung würde man dafür sorgen, in jedem einzelnen neben seinen Gaben auch das Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Mitmenschen zu pflegen und nicht wie in unserer heutigen Gesellschaft Macht und Erfolg zu verherrlichen.«
    (Albert Einstein, Aus meinen späten Jahren)

    • dirkfleck sagt:

      https://apolut.net/wir-leben-auf-der-primitivsten-stufe-der-existenz/

    • FrankAlexy sagt:

      Was Einstein da sinngemäß zitiert ist wohl der reine Marx. Meine Freude ist stets groß, wenn jemand sich traut, das Wort vom Sozialismus im Munde zu führen und weiß, daß damit nicht Stalin gemeint ist. Danke für die schönen Worte.

    • Nevyn sagt:

      Wie heißt es so schön:
      Die Theorie war Marx, die Praxis was Murks.
      Natürlich waren auch hier immer die Anderen schuld daran.

    • _Box sagt:

      Sozialismus

      Theoretische Erwägungen und praktische Erfahrung haben mich zu der Schlussfolgerung geführt, dass der Sozialismus ausschließlich wegen seiner nicht wirtschaftlichen Werte und der Möglichkeit, die er für die Überwindung der Wirtschaftsreligion bietet, von Interesse ist. Eine in erster Linie von der Vergötterung des Bereicherungsprinzips beherrschte Gesellschaft, in der Millionäre als Kulturheroen gefeiert werden, kann bei einer Vergesellschaftung nichts gewinnen, das sich nicht auch ohne sie gewinnen ließe.

      Daher überrascht es nicht, dass viele Sozialisten in sogenannten fortgeschrittenen Gesellschaften, die selbst – ob sie das wissen oder nicht – Anhänger der Wirtschaftsreligion sind, sich gegenwärtig fragen, ob Verstaatlichung nicht überhaupt am Problem vorbeigeht. Sie verursacht eine Menge Schwierigkeiten – warum sich also mit ihr abgeben? Die Abschaffung des Privateigentums allein führt zu keinem großen Ergebnis: Alles, was der Mühe wert ist, muss immer noch mit Hingabe und Geduld erarbeitet werden, und das Streben nach finanzieller Durchführbarkeit zusammen mit dem Streben nach höheren gesellschaftlichen Zielen bringt viele Zwiespältigkeiten mit sich, viele scheinbare Widersprüche, und bürdet der Unternehmensleistung zusätzliche Lasten auf.

      Wenn der Zweck einer Verstaatlichung in erster Linie besteht, rascheres Wirtschaftswachstum, höhere Leistungsfähigkeit, bessere Planung und so weiter zu erzielen, so wird man enttäuscht. Der Gedanke, die gesamte Wirtschaft auf der Grundlage privater Habsucht zu führen, hat, wie Marx wohl erkannt hat, eine außerordentliche Macht zur Veränderung der Welt bewiesen.
      (…)
      Die Stärke des Begriffs vom privaten Unternehmertum liegt in seiner erschreckenden Einfachheit. Er geht davon aus, dass das gesamte Leben sich auf einen Gesichtspunkt zurückführen lässt: Gewinn. Der Geschäftsmann als Privatmensch kann durchaus noch an anderen Gesichtspunkten des Lebens Anteil nehmen – vielleicht sogar am Guten, Wahren und Schönen -, aber als Geschäftsmann kümmert er sich nur um Gewinne. In dieser Hinsicht passt die Vorstellung vom privaten Unternehmertum genau zur Vorstellung vom Markt, die ich in einem früheren Kapitel >die Institutionalisierung des Individualismus und der Nichtverantwortlichkeit< genannt habe. Ebenso passt sie hervorragend zum modernen Hang, ausschließlich Mengen zulasten qualitativer Unterschiede zu bewerten, denn dem Privatunternehmertum geht es nicht um das, was es produziert, sondern nur darum, welchen Gewinn es aus der Produktion erzielt.

      Wenn man die Wirklichkeit auf einen – einen einzigen – ihrer tausend Gesichtspunkte zurückgeführt hat, wird alles sonnenklar. Man weiß was man zu tun hat – alles was Gewinne erbringt; man weiß, was man zu unterlassen hat – nämlich alles, was die Gewinne vermindert oder zu einem Verlust führt. Und zugleich gibt es einen exakten Anhaltspunkt für Erfolg oder Fehlschlag. Niemand möge die Sache dadurch verdunkeln, dass er fragt, ob ein bestimmtes Tun dem Reichtum und Wohlergehen der Allgemeinheit dient, ob es zu moralischer, ästhetischer oder kultureller Bereicherung führt. Man stelle lediglich fest, ob es sich auszahlt, man prüfe einfach, ob es eine einträglichere Alternative gibt. Falls ja, wähle man diese.
      (…)
      Eine völlige Ablehnung öffentlichen Eigentums bedeutet eine völlige Bejahung des Privateigentums. Das ist eine benso dogmatische Position wie die Gegenposition des fantischsten Kommunisten. Doch während jeglicher Fanatismus eine Schwäche des Denkens bloßlegt, ist ein Fanatismus der auf Wege gerichtet ist, die zu völlig ungewissen Zielen führen, purer Schwachsinn.

      Wie schon vorher erwähnt, besteht das eigentliche Kernproblem des Wirtschaftslebens – und des Lebens allgemein – darin, dass bei allen Handlungen die Versöhnung von Gegensätzen erfordert, die streng logisch betrachtet unvereinbar sind.
      (…)
      Die Feinde der Verstaatlichung gehen bei ihrem Kampf auf zweierlei deutlich unterschiedliche Art vor. Die erste ist der Versuch, die Öffentlichkeit insgesamt und die auf dem verstaatlichten Sektor Tätigen davon zu überzeugen, dass es beid er Verwaltung der Produktionsmittel, des Vertriebs und Tausches einzig auf Rentabilität ankommt, dass jedes Abweichen von diesem geheiligten Maßstab – und insbesondere ein Abweichen durch eine verstaatlichte Industrie – eine unerträgliche Last für jeden Einzelnen und unmittelbar für jeden Fehlschlag in der Gemeinschaft verantwortlich ist. Dies Vorgehen ist bemerkenswert erfolgreich. Bei der zweiten Art wird gesagt. Dass jede weitere Verstaatlichung ein klarer Fall von dogmatischer Starrheit und ein von frustrierten, unbelehrten, unbelehrbaren und zu intellektuellen Zweifeln unfähigen Politikern angezettelter >Zugriff< wäre, da im Verhalten der verstaatlichten Industrie in Wirklichkeit gar nichts Neues vorliege und daher keinerlei Hoffnung auf einen Fortschritt hin zu einer besseren Gesellschaft bestehe. Dieser hübsche kleine Plan ist umso erfolreicher, als es die Regierung – mit ihrer Preispolitik für die Erzeugnisse der verstaatlichten Industrien – praktisch unmöglich macht, dass diese Gewinne erwirtschaften.

      Zugegeben, dieses Vorgehen, das von einer systematischen Schmähkampagne gegen die verstaatlichten Industrien begleitet wurde, ist nicht ohne Einfluss auf das sozialistische Denken geblieben.

      Der Grund dafür liegt weder in einem Irrtum beim ursprünglichen sozialistischen Ansatz noch in einem tatsächlichen Versagen bei der Führung verstaatlichter Industrie – Vorwürfe dieser Art sind völlig unbegründbar -, sondern in einem Mangel an Klarsicht aufseiten der Sozialisten selbst. Sie werden sich nicht erholen, und die Verstaatlichung wird ihre Aufgabe nicht erfüllen, wenn sie nicht ihre Klarsicht zurückgewinnen.

      Hier geht es nicht um Wirtschaft, sondern um die Kultur, nicht um Lebensstandard, sondern um Lebensqualität. Um Wirtschaft und Lebensstandard kann sich auch ein kapitalistisches System ebenso gut kümmern, wenn es durch etwas Planung und umverteilende Besteuerung reformiert wird. Aber Kultur und, allgemein gesprochen, Lebensqualität können durch ein solches System nur verwässert und erniedrigt werden.

      Sozialisten sollten darauf bestehen, dass verstaatlichte Industriezweige nicht einfach dafür herhalten müssen, kapitalistischer als Kapitalisten zu sein – ein Versuch, der gelingt oder auch nicht -, sondern dass ein demokratischeres und würdigeres System der Industrieverwaltung entwickelt wird, ein menschengerechterer Einsatz von Maschinen und eine klügere Verwendung der Früchte, die Menschengeist und Menschenmühe hervorbringen. Wenn sie das fertigbringen, gehört ihnen die Zukunft. Wenn nicht, können sie nichts bieten, das den Schweiß freier Menschen wert ist.
      (Ernst F. Schumacher, small is beautiful – Die Rückkehr zum menschlichen Maß, S. 253, 254, 257, 259-260)

    • _Box sagt:

      Ich möchte noch hinzufügen, daß im Gegensatz zu der derzeit vorherrschenden Ideologie, in der das was darin praktiziert wird, als Wirtschaft definiert ist, also dieses Zerstörungswerk in allen Aspekten, wo die Gesellschaft als Ganzes in diesen Prozess eingebunden ist, ebenso wie die von ihr vorgefundenen natürlichen Lebensgrundlagen, ein Sozialismus, der sich nicht einfach wieder nur mit einem unzutreffenden Etikett schmückt, vor allem das Potential des Menschen als soziales Wesen befreit und das Wirtschaften unter diesem Aspekt in die Gesellschaft einbettet. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Biotop dann gut aufgehoben, da es nicht nur nicht besonders sozial wäre es zu zerstören, sondern auch dumm.

  9. Danke für dieses Gespräch – aber danke auch an Alice Miller, die sehr wertvolle Ergänzungen dazu bereithält und von der ich hier sozusagen ein Lockmittel für ausführlichere Lektüre preisgebe:

    "Am Anfang war Erziehung", S. 101 Fühlende Menschen lassen sich nicht über Nacht zu Massenmördern umfunktionieren. Aber bei der Ausführung der „Endlösung“ handelte es sich um Männer und Frauen, denen ihre eigenen Gefühle nicht im Wege standen, weil sie VOM SÄUGLINGSALTER AN dazu erzogen worden waren, KEINE EIGENEN GEFÜHLSREGUNGEN ZU SPÜREN, sondern DIE WÜNSCHE DER ELTERN ALS DIE EIGENEN ZU ERLEBEN. Es handelt sich um ehemalige Kinder, die stolz darauf waren, hart zu sein und nicht zu weinen, mit „Freude“ alle Pflichten zu erfüllen, keine Angst zu empfinden, d.h. im Grunde: kein Innenleben zu haben. …

    Seite 103: Ist das Gefühl einmal ausgeschaltet, so funktioniert der hörige Mensch tadellos und zuverlässig auch da, wo er keine Kontrolle von außen befürchten müßte …

    Seite 104: Es blieb bei der Idealisierung der fordernden Eltern, die ja leicht auf den Führer oder auf die Ideologie übertragen werden kann. Da die fordernden Eltern immer recht haben, muß man sich nicht darüber im einzelnen den Kopf zerbrechen, ob das von ihnen Geforderte auch richtig ist. Und wie soll das auch beurteilt werden, wenn man keine Gelegenheit bekam, Erfahrungen mit eigenen Gefühlen zu machen, und darüber hinaus Ansätze zur Kritik, die die Eltern nicht ertrugen, lebensgefährlich waren? Hat der Erwachsene nichts Eigenes aufgebaut, dann erlebt er sich in der gleichen Art auf Gedeih und Verderb der Obrigkeit ausgeliefert, wie der Säugling bei den Eltern; ein „Nein“ den Mächtigen gegenüber erscheint ihm für immer lebensgefährlich.

    Zeugen von politischen Umstürzen berichten immer wieder, mit welch erstaunlicher Leichtigkeit sich viele Menschen an die neue Situation anpassen können. Sie können über Nacht Überzeugungen vertreten, die mit den gestrigen im völligen Widerspruch stehen – ohne sich daran zu stoßen. Das Gestern ist für sie mit dem Machtwechsel völlig ausgelöscht. …

    Seite 105/106: Es gab immer einzelne Menschen, die sich nicht so schnell oder nie umfunktionieren ließen. Mit unserem psychoanalytischen Wissen können wir versuchen, der Frage nachzugehen, was diese wichtige und so schwerwiegende Differenz ausmacht, das hieße, herauszufinden, was die einen Menschen für Führer- und Gruppendiktate so außerordentlich anfällig und was die anderen dagegen immun macht.

    Wir bewundern Menschen, die in autoritären Staaten Widerstand leisten und denken, die haben Mut oder eine „feste Moral“ oder sind „ihren Prinzipien treu“ geblieben oder ähnlich. Wir können sie auch als naiv belächeln und finden: „Merken die denn nicht, daß ihre Worte gegen diese erdrückende Mehrheit gar nichts nützen werden? Daß sie ihr Aufbegehren teuer werden büßen müssen?“
    Aber möglicherweise sehen beide, sowohl der Bewunderer als auch der Verachtende, am Eigentlichen vorbei: Der Einzelne, der seine Anpassung im totalitären Regime verweigert, tut es kaum aus Pflichtbewußtsein oder Naivität, sondern weil er nicht anders kann als sich treu zu bleiben. Je länger ich mich mit diesen Fragen befasse, um so mehr neige ich dazu, Mut, Ehrlichkeit und Liebesfähigkeit nicht als „Tugenden“, nicht als moralische Kategorien, sondern als Folgen eines mehr oder weniger gnädigen Schicksals aufzufassen.
    Die Moral, die Pflichterfüllung sind Prothesen, die notwendig werden, wenn etwas Entscheidendes fehlt. Je umfassender die Gefühlsentleerung in der Kindheit war, um so größer muß das Arsenal an intellektuellen Waffen und die Vorratskammer an moralischen Prothesen sein, weil die Moral und das Pflichtbewußtsein keine Kraftquellen, kein fruchtbarer Boden für echte menschliche Zuwendung sind. In den Prothesen fließt kein Blut, sie sind zu kaufen und können verschiedenen Herren dienen. Was gestern noch als gut galt, kann heute, je nach der Bestimmung der Regierung oder der Partei, als das Böse und Verdorbene gelten und umgekehrt. Aber ein Mensch mit lebendigen Gefühlen kann nur er selber sein. Er hat keine andere Wahl, will er sich nicht verlieren. Die Ablehnung, die Ausstoßung, der Liebesverlust und die Schmähungen lassen ihn nicht gleichgültig, er wird unter ihnen leiden und sich vor ihnen fürchten, aber er wird sein Selbst nicht verlieren wollen, wenn er es einmal hat. Und wenn er spürt, daß etwas von ihm verlangt wird, zu dem sein ganzes Wesen „nein“ sagt, dann kann er es nicht tun. Er kann es einfach nicht.

    • Quin Igitur sagt:

      Vielen Dank, Sestus, für den Hinweis auf diese wichtige Psychologin und Pädagogin! Miller zu lesen – auch ihre anderen Bücher, etwa „Das Drama des begabten Kindes“ oder „Du sollst nicht merken“ – kann aus meiner Sicht sehr zum Verständnis vieler aktuell zu beobachtender gesellschaftlicher Phänomene beitragen.

      Zwei Punkte ihres Denkens sehe ich dabei als besonders wertvoll an:

      1. Die Akzentlegung auf S t r u k t u r statt auf Inhalte bei der Untersuchung von Indoktrinationsprozessen – Miller betonte an vielen Stellen ihres Werks, dass es für das Funktionieren der Indoktrination von höchstens sekundärer Bedeutung ist, was die verschiedenen Ideologien oder Weltdeutungsschemata, die man sich so gerne auf die Fahnen schreibt und mit welchen man sich identifiziert, nun im Einzelnen behaupten. Denn das Schema der unbewussten (!) Unterwerfung unter „Autoritäten“ (wobei das – würde ich an dieser Stelle hinzufügen – nicht zwangsläufig tatsächliche Personen sein müssen, sondern generell alles, dem man als „es am besten wissenden“ Instanzen folgt; aktuell besonders hoch im Kurs: DIE Wissenschaft) oder mit Entsubjektivierung (ist wohl nicht Millers Begriff, trifft es aber aus meiner Sicht sehr gut) verbundener Aneignung eines bestimmten Denkmodells verlaufen weitgehend unabhängig von diesen. Will heißen: der entsprechend anfällige Mensch würde einer „Blau ist toll, Rot ist das Böse“-Ideologie genauso bereitwillig hinterherschreiten wie der „Rot ist das Größte, nieder mit Blau!“-Variante. Manche können sogar im Laufe einer Biografie nacheinander b e i d e n nacheifern und darin nicht einmal einen Widerspruch sehen.

      Daraus ergibt sich natürlich die hier zitierte, höchst wichtige (und auch in diesem Forum schon oft diskutierte) Frage, „was diese wichtige und so schwerwiegende Differenz ausmacht, das hieße, herauszufinden, was die einen Menschen für Führer- und Gruppendiktate so außerordentlich anfällig und was die anderen dagegen immun macht.“

      Und hier sehe ich den zweiten starken Punkt von Millers Werk, nämlich:

      2. Die Betonung des Zugangs zum eigenen Innenleben, insbesondere den Gefühlen und Emotionen, als sehr wichtigen, vielleicht entscheidenden, Faktor für die Herausbildung entweder einer „Anfälligkeit“ oder „Immunität“.

      Nun könnte man versuchen, gerade im Hinblick auf den letztgenannten Punkt, das Ganze auf die nächste Betrachtungsebene zu heben und zu fragen, wie sich diese Erkenntnisse erweitern lassen, wenn man von den zwei Prämissen ausgeht, dass

      1. Das jeweilige Leben einer Person weder das erste noch das letzte ist;
      2. Man nicht aus einer „Laune des blinden Schicksals“ heraus die Eltern (und somit auch „Ausgangsbedingungen“ und frühkindliche Prägungen) hat, die man hat, sondern als Folge eigener Entscheidung.

      Doch das führt zugegebenermaßen etwas weit weg vom Thema des Beitrags hier…

    • vizero 13 sagt:

      Zit.: ""Am Anfang war Erziehung"
      Ja dadurch werden die Traumata über Generationen weitervererbt und selbst wenn man beim Erwachsenwerden sich sagt "diese Fehler meiner Eltern will ich nicht machen". Erziehung ist immer der Versuch der Formung nach eigenen Maßstäben, die im Wandel der Zeiten und für die andere Persönlichkeit des Kindes vielleicht nicht (mehr) angebracht sind.

    • vizero 13 sagt:

      Zit.: "Sie können über Nacht Überzeugungen vertreten, die mit den gestrigen im völligen Widerspruch stehen – ohne sich daran zu stoßen."
      Ich glaube, das sind Menschen, die keine Überzeugung haben und sich einfach anpassen. Nach meiner Erfahrung (auch über mich selbst) ist es schwer, eine Überzeugung, die man oft mühsam erworben hat, einfach so zu ändern.

    • Nevyn sagt:

      »Daraus ergibt sich natürlich die hier zitierte, höchst wichtige (und auch in diesem Forum schon oft diskutierte) Frage, „was diese wichtige und so schwerwiegende Differenz ausmacht, das hieße, herauszufinden, was die einen Menschen für Führer- und Gruppendiktate so außerordentlich anfällig und was die anderen dagegen immun macht.“«

      Die Antwort könnte lauten: Vertiefte Individuation. Vom verbundenen Menschen zum geeinten Menschen.
      Der Wunsch, anderen hinterher zu rennen, resultiert aus dem Mangel, in sich selbst diese Instanz zu finden.
      Der verbundene Mensch richtet seine Aufmerksamkeit nach außen, weil er darin die Instanz erkennt, die sein Denken und Handeln bewertet. Er weiß noch nicht, dass dies eine Form der Projektion und damit seine eigene Versklavung darstellt. Er bleibt daher abhängig von den Bedingungen seiner Umwelt und darauf angewiesen, dass diese Bedingungen sich ändern.

      Der geeinte Mensch richtet seine Aufmerksamkeit nach innen, weil der dort die Instanz seines Denkens und Handelns erkennt. Er arbeitet ständig daran, die Bedingungen seines Lebens als Projektionen seines eigenen Denkens und Handelns zu sehen und zurück zu nehmen.
      Dadurch wird er unabhängig von äußeren Bedingungen und er hat keine Angst mehr vor dem Alleinsein, weil er die Erfahrung hat, dass er All-Ein ist.

      Vermutlich wissen die meisten Menschen mit dieser zugegeben idealtypischen Beschreibung nichts anzufangen. Es sei erwähnt, dass der Weg dort hin sehr lang und phasenweise auch sehr beschwerlich ist, also nichts für Menschen, die Bequemlichkeit vorziehen und die die Schuld für die Umstände ihres Lebens immer bei anderen sehen, angefangen bei den Eltern.

      Es wird also noch sehr lange sehr viele Menschen geben, die anderen menschlichen oder nichtmenschlichen Instanzen hinterher rennen, soweit sie sich nicht bis dahin gegenseitig ausgerottet haben.
      Darin liegt auch der Grund, warum gerade die, die sich die Erde als Wolkenkuckucksheim träumen, am ehesten bereit sind, dafür sogar mit Atombomben zu werfen.

  10. dirkfleck sagt:

    quantenmechaniker, ein bißchen mehr zu "diesem Mann" hätte es schon sein dürfen. Und dieser Mann schrieb vor Jahren auf apolut folgenden Text:
    "Schmeiß das Wort KLIMAWANDEL in den Ring der sozialen Netzwerke und du wirst ein Schauspiel erleben, das dir den Schrecken in die Glieder jagt. Kaum ist das Wort gepostet, springen sie von allen Seiten herbei, die Rechthaber jedweder Couleur. Wie ausgehungerte Kojoten stürzen sie sich auf den Begriff, der schon als Totgeburt auf die Welt kam, da er jedes Vorstellungsvermögen überstieg. Aber totes Fleisch ist ihre Lieblingsspeise, auch im mentalen Bereich, und so zerren sie am Wortkadaver – laut, aggressiv, beleidigend, erschreckend dumm und ungemein schlau. Jetzt sind sie beschäftigt, jetzt müssen sie sich keine Gedanken mehr um die weltweite Um weltsauerei machen. Klick Klick Panikmacher, Klick Klick Kli- masekte, Klick Klick Hat es schon immer gegeben, Klick Klick Klimaindustrie, Klick Klick Fleck ist doof."

  11. Fleck ist ein Klimawandelgläubiger. Mehr muss man zu diesem Mann nicht sagen.

    • Stan sagt:

      Was hat das mit diesen Gespräch zutun? Man muss nicht jede Meinung teilen, es reicht doch wenn man sich in einer Sache einig ist und diese eine Sache einen inspiriert und vielleicht sogar im Leben voranbringt, indem es eine andere sich auf die Dinge zulässt!

    • Fleck glaubt, der Mensch ist das Übel. Er hätte gerne einen Planeten ohne Menschen.

    • vizero 13 sagt:

      Als Quantenmechaniker sollte man eigentlich nicht so binär (ja-nein, schwarz-weiß) denken, sondern begreifen, dass es da mehr gibt. Apropos: Klima wandelt sich, wie alles im Lauf der Zeit, das ist LEBEN.

    • Eben, es gibt nur den menschengemachten Klimawahn. Hier die Artikel von Herrn Fiedler lesen oder hören.

    • _Box sagt:

      Ein Planet ohne Menschen ist die logische Konsequenz aus dem Wirken der Kapitalisten. Das läßt sich gut daran beobachten, wie die immer effektiver werdenden Wirkmittel in allen Bereichen eingesetzt werden.

    • Ja dann, dann bin ich auch ein Klimawandelgläubiger! Da wo ich lebe regnet es deutlich weniger als noch vor 50 Jahreen.
      Und als ich studiert habe waren es noch 333ppm cozwo in der Atemluft. Also mussten die Gewächshäuser mit mehr cozwo begast werden, als heute.

      Meine Pflanzen fressen cozwo. Je mehr, je lieber.
      Das Klima wandelt über die Erde und hinterlässt Findlinge.

      Liebe Grüsse an Dirks Cs. Fleck und Pohlmann!

  12. Zwei der Großen unserer Zeit im Gespräch über Gott und die Welt. Danke, meine Herren! Sie wecken Freude am Lernen und Entdecken. Sie machen Mut für die Zukunft. Alles Gute wünscht Ihnen Ihr altes Greenhorn.

Hinterlassen Sie eine Antwort