Der Buchautor und Publizist Hermann Ploppa erläutert in HIStory kurz und sachlich historische Daten und Jahrestage von herausragenden geschichtlichen Ereignissen. Dabei werden in diesem Format Begebenheiten der Gegenwart, die mit einem Blick in die Vergangenheit in ihrer Bedeutung besser einzuordnen sind, künftig alle 14 Tage montags in einen geschichtlichen Kontext gebracht.
HIStory: Der Vormarsch des Organisierten Verbrechens in die Weltpolitik
In unserer heutigen Folge von HIStory befassen wir uns mit dem Vormarsch des Organisierten Verbrechens auf der weltweiten Bühne. Die Zerstörung zivilisatorischer Standards, die nicht mehr zu übersehende Explosion der Korruption in allen Bereichen der Gesellschaft; das vollständige Ignorieren von Recht, Gesetz und Verfassung.
Wir sehen es seit der Deklaration der neuen Corona-Welt in verdichteter Form wie durch ein Brennglas. Dieser fast totale Sieg des Organisierten Verbrechens wurde lange Zeit großräumig ignoriert. Jetzt müssen wir uns leider mit dieser Tatsache eingehender auseinandersetzen. Es geht um unser Überleben als Zivilisation. Den Rückfall in eine Steinzeit im High-Tech-Gewand können und wollen wir uns nicht leisten.
Doch zunächst müssen wir die Ursprünge dieser Kriminalisierung unserer Politik genau beleuchten. Am Anfang unserer heutigen Folge soll der Genfer Appell von europäischen Richtern und Staatsanwälten aus den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts stehen:
“Im Schatten des offiziellen Europas versteckt sich ein anderes, ein diskreteres und weniger vorzeigbares Europa. Es ist das Europa der Steuerparadiese, die ohne Barrieren dank des internationalen Kapitals wachsen, ein Europa der Finanzplätze und der Banken, für die das Bankgeheimnis zu oft ein Alibi und einen Schutzschirm darstellt. Dieses Europa der Nummernkonten und der Geldwäscherei wird benutzt, um Geld von Drogen, Terror, Sekten, Korruption und Mafiaaktivitäten in den Wirtschaftskreislauf einzuschleusen. Diese dunklen Umlaufkreise, die von kriminellen Organisationen benutzt werden, entwickeln sich zur gleichen Zeit, in der die internationalen finanziellen Transaktionen explodieren, die Unternehmen ihre Aktivitäten ausbauen oder ihre Hauptsitze über die nationalen Grenzen hinaus verlegen. Gewisse politische Persönlichkeiten und Parteien haben selbst bei bestimmten Gelegenheiten von diesen Umlaufkreisen profitiert. Im Übrigen erweisen sich die politischen Autoritäten aller Länder heute als unfähig, diesem Europa des Schattens klar und effizient entgegenzutreten.” (1)
Klarer kann man die realen Machtverhältnisse in der heutigen Welt kaum noch auf den Punkt bringen. Die Herren, die ihrem Zorn Luft machen, müssen es wissen. Es handelt sich hier um den so genannten Genfer Appell von sieben führenden Richtern und Staatsanwälten aus verschiedenen europäischen Ländern, veröffentlicht im Jahre 1996. Die Presse erwähnte diesen Notruf der Juristen mit keinem Wort. Auch bei Google kann man diesen Appell nur mit größtem detektivischen Geschick finden.
Und auch nur dann, wenn man von der Existenz dieses Appells bereits weiß. Dabei war der spanische Untersuchungsrichter Balthasar Garzon schon Mitte der Neunziger Jahre international bekannt. Er sollte später den chilenischen Horrordiktator Augusto Pinochet mit Haftbefehl verfolgen, und er kümmert sich aktuell um den Wikileaks-Gründer Julian Assange. Weil Garzon so unerschrocken die Mächtigen herausfordert, wurde gegen ihn ein mehrjähriges Berufsverbot verhängt. (2)
Das Elend, das die wackeren Sieben im Genfer Appell für Europa so treffend anprangern, das aber genauso in der ganzen Welt vorherrscht, hat seine Ursprünge in den späten 1960er Jahren aufzuweisen. Durch den Terror des US-amerikanischen
waren integre nationalistische Regierungen in der Dritten Welt gewaltsam gestürzt und durch korrupte Militärregime ersetzt worden. Deswegen erhob der streitbare spanische Richter Garzon auch gegen Henry Kissinger Anklage. Kissinger war der Drahtzieher der Operation Condor: in Lateinamerika wurden reihenweise Horrordiktaturen wie jene des Augusto Pinochet in Chile installiert. Dasselbe traurige Bild ergibt sich für die 1960er und 1970er Jahre für Afrika oder Asien.
Die Folge: abrupt unterbrochene wirtschaftliche und politische Entwicklungen. An die Stelle einer Aufbruchsstimmung nunmehr Angst, Einschüchterung, Lähmung und innere Kündigung. Über die bleierne Duldungsstarre herrschten ab jetzt Militärdiktatoren und kriminelle Banden. Die Regierung mit dem ihr anvertrauten Volksvermögen war für jene Kreise zum Selbstbedienungsladen verkommen. Gelder und andere Vermögenswerte wurden massenhaft außer Landes geschafft. Anstelle demokratischer Abstimmungsprozesse und regelbasierter Konfliktlösung nunmehr der blanke Terror der Waffen, flankiert von strangulierenden Vorschriften des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. In jener ohne Not verwüsteten Welt sind nur noch die Kirchen und andere religiöse Gemeinschaften, das Militär sowie kriminelle Netzwerke voll funktionsfähig.
Das alleine für sich gesehen ist ja schon schlimm genug. Es gibt aber einen zusätzlichen Brandbeschleuniger, der das Elend noch weiter verschärft. Dieser Brandbeschleuniger sorgte dafür, dass das Organisierte Verbrechen als vierter großer globaler Spieler neben: erstens den Multinationalen Konzernen; zweitens den Nichtregierungsorganisationen wie zum Beispiel der UNO; und drittens schließlich noch an der Seite der geschwächten Nationalstaaten am Runden Tisch der Weltregierung Platz nehmen konnte. Ermöglicht wurde der Eintritt der Al Capones dieser Welt in das Zentrum der Macht durch das so genannte Clearing-System. 1968 hatte die private Citibank den Dienstleister Clearstream gegründet. 1970 folgten konkurrierende Banken mit der Gründung der Clearingfirma CEDEL im biederen Luxemburg.
Die Clearing-Stellen sind sozusagen die „Notariate des Globalkapitals“. Wenn früher Wertgegenstände, sagen wir mal: ein Goldbarren, den Besitzer wechselte, dann musste der Goldbarren mit allerlei Transportaufwand von Verkäufer A zu Käufer B transportiert werden. Wenn beispielsweise die Nazis ihr Gold, das sie den Zentralbanken unterworfener Staaten oder ermordeten jüdischen Mitbürgern geraubt hatten, zum Umschmelzen zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit LKWs nach Basel transportierten, war das eher auffällig.
Die Clearing-Stellen dagegen bürgen ganz einfach dafür, dass die Goldbarren in einem bestimmten Safe deponiert sind. Der Besitzer wechselt, aber nicht der Standort des Wertgegenstandes. Auf diese Weise kann jede Art von Wertgegenstand transferiert werden, ob nun teure Gemälde, Aktienpakete, Devisen, wertvolle Teppiche, teure Pferde. Einfach alles. Clearing kümmert sich nicht um die Herkunft oder gar die Legalität der transferierten Werte. Das wird möglich dadurch, dass die Besitzerwechsel nicht in Textform protokolliert werden, sondern in chiffrierten Zahlencodes, deren Bedeutung nur ganz wenige Mitarbeiter in den höheren Rängen der Clearing-Hierarchie kennen. Der untere Sachbearbeiter verschiebt den ganzen Tag nur stumpfsinnig Zahlenkolonnen. Auf diese Weise gibt es kaum Mitwisser oder gar Whistleblower über die getätigten Transaktionen.
Passend zur Einrichtung dieser Clearingstellen sorgte die Gründung des weltweiten Kontoführungssystems SWIFT, das steht für: Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications, im Jahre 1973 für sichere Pfade, auf denen Kontobewegungen weltweit über 11.000 angeschlossene Banken abgewickelt werden können. Clearing-System und SWIFT sind sozusagen die Entsprechung zur digitalen Informationsrevolution, für die Finanzwelt: alle Transaktionen sind gleich, ungeachtet der qualitativen und quantitativen Unterschiede. Sie sind nur noch anonyme Zahlenkolonnen: in diesem Zahlenbrei sind Einkünfte aus ehrlicher Arbeit nicht mehr zu unterscheiden von Einkünften aus Verbrechen.
Man könnte hier von einer „Digitalisierung des Geldes“ sprechen, denn die sich rasch entwickelnde Computertechnologie beschleunigt jene Transaktionen zusätzlich. Die durch CIA, IWF und Weltbank chaotisierte Weltordnung bietet ein ideales Brutbett für unzählige neue Verbrecherorganisationen, die jetzt durch die Clearingstellen ihre Erträge ganz schnell und unauffällig weltweit äußerst gewinnbringend einsetzen und reinwaschen können. Hinzu kommen jetzt die berüchtigten Steueroasen oder Offshore-Banken, wo diese Erträge steuerbefreit für ihre Besitzer arbeiten können.
All diese Entwicklungen zusammengenommen laugen den Nationalstaat immer weiter aus, so dass wir jetzt jener beklagenswerten Ohnmacht ins Auge schauen müssen, die die tapferen sieben Juristen zu ihrem Notruf im Genfer Appell veranlasst hat.
Und was in den Sechziger und Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts schleichend vorankam, wurde dann immer offenkundiger. Die Jahre 1979 und 1980 waren nämlich Wendepunkte. Der Politikstil sollte sich von da an radikal ändern. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien. Auf dem europäischen Kontinent sollte die Umwälzung allerdings noch ein wenig auf sich warten lassen.
Schluss war mit der Rücksichtnahme auf die Schwachen. Mit der Rücksichtnahme auf einen regelbasierten Umgang miteinander. Mit dem Versuch, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern sich mit seinen Widersachern friedlich zu einem Kompromiss zusammenzuraufen. Vorbei sind auch die Zeiten, in denen besonders verantwortungsbewusste Einzelkämpfer wie Franklin Delano Roosevelt, Dwight David Eisenhower, Charles de Gaulle oder Nikita Chruschtschow einen funktionstüchtigen Staatsapparat nutzen konnten, um uneigennützige Ziele wie Solidarität, Entmilitarisierung, Befreiung von Diktatur oder nationale Souveränität durchzusetzen.
Nach den Nichtregierungsorganisationen und den Multinationalen Konzernen klopfen nun die weltweit vernetzten Verbrecherbanden an die Tür der politischen Macht und fordern mit besonders brutalem Röhren sofortigen Einlass.
Der nichts ahnende Wähler gewährt im Jahre 1980 den Verbrechern den begehrten Einlass. Der glücklos agierende bisherige US-Präsident Jimmy Carter hätte seine Wiederwahl eigentlich durchaus erreichen können. Noch im Spätsommer 1980 liegen Carter und sein Herausforderer Ronald Reagan gleichauf in den Umfragen. Und das obwohl in der US-Botschaft im revolutionären Teheran 55 Geiseln von iranischen Garden gefangen genommen wurden. Und obwohl dann der Versuch durch das amerikanische Militär, die Geiseln zu befreien, kläglich im Wüstensand gescheitert war. Carter und sein Team hatten schon lange heimlich Kontakt mit den Geiselnehmern angebahnt. Und es sah ganz so aus, als sollten die amerikanischen Geiseln noch vor dem Wahltermin im November 1980 gegen ein stattliches Lösegeld freikommen.
Das wäre eine wahre Oktober-Überraschung geworden. October Surprise ist in den USA ein fest stehender Begriff: denn schon frühere Präsidenten hatten im Monat vor der Wahl so manches Mal eine Überraschung aus dem Hut gezaubert und damit die Wahl für sich entschieden. Doch Carter war diese Oktober-Überraschung nicht vergönnt. Die Geiseln kamen trotz großzügiger amerikanischer Offerten nicht frei. Herausforderer Reagan gewann die Wahl mit einem erheblichen Vorsprung von zehn Prozent auf den Amtsinhaber. Und, seltsam, seltsam: am 20. Januar 1981 leistet Ronald Reagan seinen Amtseid als neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – und fünf Minuten später klingelt das Telefon. Die Geiselnehmer sind am Apparat. Sie verkünden, dass soeben die verbliebenen 52 Geiseln frei sind und sich auf den Weg zum amerikanischen Militärhospital im bundesdeutschen Wiesbaden befinden.
Mochten die iranischen Revolutionsgarden den zackigen neuen Law-and-Order-Präsidenten Ronald Reagan besonders gerne? Wohl nicht. Die Antwort ist ganz banal. Die Leute aus dem Stab des Herausforderers Reagan hatten ihrerseits Kontakt zu den Revolutionswächtern aufgenommen und in einer perversen Auktion mehr Lösegeld geboten als die Carter-Leute. Reagans Wahlkampfchef William Casey hatte sich mehrmals im Sommer 1980 mit den Iranern in Madrid getroffen (3). Die bedauernswerten Geiseln mussten einige Monate länger leiden und bangen, damit Ronald Reagan Präsident werden konnte! Für diese Heldentat belohnt Reagan seinen Schildknappen Casey mit dem Job des Direktors der CIA.
Und nun kommen wir auf die Clearing-Institute zurück. Bei CEDEL in Luxemburg sitzt der drittwichtigste Mann in der Firmenhierarchie, Ernest Backes, am 18. Januar 1981 in seinem Büro und hat einen Sonderauftrag auszuführen. Er soll von zwei privaten Bankhäusern in New York insgesamt sieben Millionen Dollar abheben und diese sodann auf das Konto der Nationalbank von Algerien überweisen. Backes fragt sich, ob das so in Ordnung ist, von fremden Bankhäusern mal eben Millionenbeträge abzubuchen. Doch die New Yorker haben keine Einwände.
Dagegen weigern sich die Algerier zunächst, das Geld anzunehmen. Doch nach einem kurzen Telefonat mit Teheran nehmen sie das Geld gerne entgegen, um es sodann den Revolutionswächtern im Iran zukommen zu lassen (4). Dank der extremen Geheimniskrämerei des Clearing-Systems erfährt die Öffentlichkeit über viele Jahre nichts von den kriminellen Hintergründen der spektakulären – künstlich und arglistig verspäteten – Heimkehr der gequälten amerikanischen Geiseln. Wenn nicht bei CEDEL-Mitarbeiter Backes der Groschen gefallen wäre. Und wenn nicht acht Jahre später eine ausgestiegene Reagan-Mitarbeiterin die ungeheuerliche Verzögerung der Geiselbefreiung in einem Buch ausführlich beschrieben hätte (5).
Wir sehen: seit Reagans Amtsantritt ist das organisierte Verbrechen mit von der Partie. Mögen auch die Tricks von Kissinger und Nixon besonders schmutzig gewesen sein: diese Tricks wurden noch immer von Staatsbediensteten ausgeführt – was sie natürlich um keinen Deut kuscheliger machten. Aber dass eine US-Regierung ihre Macht aufbaut auf die Unterstützung mafiotischer Vereinigungen, das ist neu. Das färbt auch ab auf die Art und Weise, wie Reagan oder auch seine britische Amtskollegin Margaret Thatcher mit zuvor „Sozialpartner“ genannten Bevölkerungsgruppen umgehen. „Rüde“ ist geprahlt. Reagan lässt streikende Fluglotsen von der Polizei in Handschellen abführen und wirft 11.345 Kollegen mal eben auf die Straße. Maggie Thatcher lässt die streikenden Bergarbeiter brutal in der Winterkälte hungern, bis sie zähneklappernd aufgeben.
Brutale Bilder, die bislang unvorstellbar waren. Sowohl Thatcher als auch Reagan streichen radikal Steuern für die Reichen und senken gleichzeitig den Sozialhaushalt, bis dieser nur noch bronchitisch vor sich hin pfeift. Die Rüstung wird erneut in obszöne und durch die allgemeine Weltlage nicht gerechtfertigte Höhen getrieben. In einem Punkt unterscheiden sich Reagan und seine Schwester im Geist Maggie Thatcher allerdings: ersterer treibt die Staatsverschuldung absichtlich in noch nie gekannte Höhen, letztere achtet dagegen immer noch auf einen einigermaßen ausbalancierten Staatshaushalt.
Regierungen mit einer derart verrohten kriminellen Denkweise sind noch zu ganz anderen Handlungen fähig. Der Kontakt zu den offiziell verteufelten iranischen Revolutionswächtern wird von der Regierung Reagan weiterhin eifrig gepflegt. Das Sagen hatte allerdings nicht der altersdemente Ronald Reagan, sondern sein Stellvertreter George Herbert Walker Bush. Der ist als ehemaliger CIA-Chef mit allen Wassern gewaschen. Bush hat sich seinen eigenen Sicherheitsrat zusammengestellt, die Special Situation Group. Bush war der wirkliche Chef, wie ein Insider bekannte: „Um es klar zu sagen: Bush betrieb ein Weißes Haus innerhalb des Weißen Hauses.“ (6)
De facto-Präsident Bush inszeniert eine perverse Dreiecksbeziehung zwischen USA, Nicaragua und dem Iran – was als Iran-Contra-Affäre in die Geschichte eingehen sollte. Es gelingt zunächst einmal der sandinistischen Befreiungsbewegung in Nicaragua im Jahre 1979, den bisherigen ultrakorrupten Diktator Somoza zu vertreiben und sodann eine demokratische Koalitionsregierung zusammenzustellen. Die Regierung Reagan-Bush hält es nicht für ratsam, in Nicaragua mit eigenen Truppen einzumarschieren. Sie gründen eine faschistische Terrormiliz, der sie den Namen „Contras“ verleiht, weil ihr einziger Programmpunkt darin besteht, mit aller Gewalt die Sandinisten auszulöschen.
In einem unbeschreiblich brutalen Abnutzungskrieg wird die junge Demokratie in Nicaragua zermürbt: Vergewaltigungen, Ausstechen von Augen, Abschlagen von Gliedern, Brandschatzung – alles ist drin. Der US-Kongress bewilligt im Dezember 1981 Steuergelder in Höhe von 19 Millionen Dollar für die vom CIA gelenkte Aktion. Doch weitere Gelder soll es nicht geben. Das Boland-Gesetz verbietet die Finanzierung von Terrortruppen in anderen Ländern. Doch schon im Jahre 1983 werden die Hilfsgelder wieder bewilligt, jetzt deklariert als „Hilfe gegen Armut“ in Nicaragua. 1986 hat sogar mal der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Mut, die USA für ihren völkerrechtswidrigen Stellvertreterkrieg in Nicaragua zu verurteilen und an das kleine Land einen Schadensersatz von 17 Milliarden Dollar zu zahlen. Die Vollstreckung des Urteils kann nur durch die UNO erwirkt werden. Dort bremsen die USA mit ihrem Veto die Durchsetzung des Urteils aus. Und in einer Trotzreaktion bewilligt der Kongress genau zu dieser Zeit weitere 100 Millionen Dollar für die Contras.
Doch jetzt wird auf einmal durch ein unerwartetes Ereignis deutlich, dass der Terror gegen Nicaragua im Zusammenhang steht mit der weltweit organisierten Krminalität. Am 5. Oktober 1986 schießen die Sandinisten ein Flugzeug der Contras ab. Der einzige Überlebende mit dem schönen Namen Eugen Hasenfus sagt aus, dass die USA die Terroristen mit Waffen versorgt haben. Und es geht weiter. Am 5. November 1986 berichtet eine libanesische Zeitschrift, dass in einem Dreiecksgeschäft die CIA ausgerechnet der iranischen Regierung eine beträchtliche Anzahl von Panzerabwehrlenkwaffen sowie mobile Flugabwehrsysteme verkauft hatte. Im Gegenzug wollten die Iraner bei der Befreiung von amerikanischen Geiseln aus der Gefangenschaft bei islamistischen Terrorgruppen im Libanon behilflich sein. Dieses Geschäftsmodell hatte sich ja schon einmal bewährt. Aus dem Erlös dieses anscheinend recht profitablen Geschäfts wurden wiederum Waffen für die Contras gekauft. Offenkundig waren die vom Kongress bewilligten Geldspritzen nicht ausreichend gewesen. Zwei Wochen später tauchen Dokumente auf, die genau diese Machenschaften schwarz auf weiß belegen.
Doch auch die Contras waren kreativ: sie verschacherten mehrere Tonnen Kokain mit Hilfe der CIA in die Ballungszentren der Vereinigten Staaten. Durch die Umwandlung von Kokain in die extrem süchtig machende und persönlichkeitsverändernde Giftdroge Crack entstand in den Ghettos mit afroamerikanischen Bewohnern ein massives Problem. Die sowieso schon benachteiligten Black Communities hatten mit ganz neuen Phänomenen des sozialen Zerfalls und grassierender Gewalt zu kämpfen. An solidarische Aktionen war von jetzt ab nicht mehr zu denken. Der Journalist Gary Webb hat das verhängnisvolle Zusammenwirken von Contras, CIA und Polizei 1996 akribisch dokumentiert. Im Jahre 2004 wurde Webb in seiner Wohnung erschossen aufgefunden (7). Dennoch beschäftigten sich mit dieser Komplizenschaft von Teilen des US-Staatsapparates, der verselbständigten CIA, den Contras und den Kokainkartellen von Medellin in Kolumbien Kongressausschüsse. Die CIA musste ihre Mittäterschaft schließlich zugeben (8).
Der seit Jahrzehnten aktive investigative Journalist Seymour Hersh hat herausgefunden, dass die Idee zum Iran-Contra-Deal ursprünglich vom persönlichen Geheimdienst des Vizepräsidenten George Bush, der Special Situation Group, ersonnen wurde. Reagans Stellvertreter hatte tatsächlich an den Geheimdiensten und dem Nationalen Sicherheitsrat vorbei ein extrem geheimes Netzwerk aufgemacht, das immerhin 35 Aktionen im Ausland durchgeführt hatte. Viele Militärs machten hier mit, weil sie frustriert waren über die extreme Dummheit und Faulheit des Präsidenten Reagan und über die Unberechenbarkeit des CIA-Chefs William Casey, den sie für zu geschwätzig hielten. Die extremen Heimlichtuer von Bushs Special Situation Group wollten auf eigene Faust der wahrgenommenen Expansion des sowjetischen Einflusses in der Dritten Welt begegnen. Doch als sie vor Ort den sowjetischen Dämonen persönlich begegnen, können sie kaum glauben, was sie sehen. Denn sie konnten die sowjetischen Berater vor Ort leicht ausboten, wie ein ehemaliger SSG-Agent Seymour Hersh verriet: „Die Russen wurden dort einfach nicht geschätzt. Sie waren Bauerntölpel mit schäbigen Klamotten und Schuhen aus Pappe. Ihre Waffen waren nicht funktionstüchtig … Wir begriffen immer mehr, dass die amerikanische Geheimdienstszene die Bedrohung aus Russland brauchte, um an Geld ranzukommen.“ (9)
Die SSG-Leute hatten selber die Iran-Contra-Geschichte an die libanesische Zeitung Ash-Shiraa geleakt, weil ihr Verbindungsmann Oliver North vollkommen tollpatschig die falschen Leute für eine Kooperation in der Iran-Contra-Geschichte kontaktierte, und so über kurz oder lang die Verschwörung auffliegen würde und George Bush seine Ambitionen auf eine eigene Präsidentschaft hätte begraben müssen. Die SSG wurde jetzt in aller Stille wieder aufgelöst. Die öffentliche Aufmerksamkeit konzentrierte sich jetzt auf Reagan und Oliver North. Bevor CIA-Chef William Casey vor dem Kongress aussagen konnte, stellte sein Militärarzt bei ihm einen Hirntumor fest. Bei der Operation am nächsten Tag beschädigte der Chirurg Caseys Sprachzentrum, so dass Casey nichts mehr zur Aufklärung der Iran-Contra-Affäre beitragen konnte (10). Vizeadmiral Moreau, der Chef von George Bushs Geheimtruppe SSG, wurde nach Übersee versetzt, raus aus dem Washingtoner Trubel, und starb im Dezember 1986, gerade vierundfünfzigjährig, an einem Herzinfarkt.
Ein wichtiges Instrument für die finanziellen Transaktionen all dieser Dirty Jobs der offiziellen und inoffiziellen Geheimdienste war die erste Globalbank aus der Dritten Welt, die 1972 in Pakistan gegründete Bank of Credit and Commerce International. Dass dieses Geldinstitut in der Peripherie der damaligen Finanzwelt kurzfristig zum Global Player aufsteigen konnte, verdankte sie nicht zuletzt den neuen finanziellen Schnellstraßen des Clearing-Systems. Ihr Gründer Agha Hasan Abedi hatte durchaus ehrenwerte Motive: er wollte armen Ländern in der Dritten Welt Kredite ermöglichen, die die arroganten westlichen Bankhäuser niemals gewähren würden. Leider geriet die Bank sehr schnell auf die schiefe Bahn.
Denn Abedi und seine Mitarbeiter spekulierten mit dem angelegten Vermögen der Kunden und verloren dabei immens viel Geld. Sie benutzten frisch angelegtes Geld, um die alten Löcher zu stopfen. Die CIA bekam Wind von der Schieflage und benutzte das Bankhaus, um schmutzige Transaktionen außerhalb der Kontrolle des Washingtoner Kongresses durchführen zu können. 1991 flog der faule Zauber auf und die BCCI wurde liquidiert. Der demokratische Senator John Kerry leitete einen Untersuchungsausschuss, der die Machenschaften der BCCI unter die Lupe nahm (11). Eine heuchlerische Empörung brach aus über das Ausmaß an Geldwäsche, Waffenschmuggel, Steuerhinterziehung, Beeinflussung von Politikern, die sich in diesem pakistanischen Bankhaus zusammenballten; am Ende waren zudem 13 Milliarden Dollar einfach verdampft! Dass ein erklecklicher Teil der Transaktionen der CIA zuzuordnen waren, wollte man lieber nicht zum Thema machen. Wie gut, dass man die eigenen schmutzigen Finanzen in die Dritte Welt ausgegliedert hatte!
Diese Geschichten aus dem Genre der Politkrimis werfen ein wenig schmeichelhaftes Licht auf unsere heutigen Eliten. Nachdem in früheren Zeiten ein funktionstüchtiger Staat und eine gebildete Öffentlichkeit der Kriminalität ihre Grenzen aufzeigen konnten, durchdringt die Organisierte Kriminalität alle Bereiche unseres Lebens: die öffentlichen Sparkassen sind von ihr genauso durchdrungen wie unser Gesundheitswesen. Da diese Zusammenhänge wenig bekannt sind, fällt es logischerweise der Bevölkerung sehr schwer, die kriminellen Strukturen der aktuellen Corona-Kampagne zu erkennen. Und dann zu akzeptieren, dass Kriminalität mittlerweile alle unsere gesellschaftlichen Prozesse durchdringt, das ist schmerzhaft, aber eben auch heilsam.
Wir lernen aus der Vergangenheit, wie wir die Zukunft besser machen.
Quellen und Anmerkungen:
- Zitiert nach Bundeszentrale für Politische Bildung. Jürgen Roth: Netzwerke des Terrors
http://www.bpb.de/veranstaltungen/dokumentation/130099/netzwerke-des-terrors?p=all
31.10.2002 - Die Welt, 24.1.2012: Baltasar Garzón – Letztes Opfer der Franco-Diktatur? – https://www.welt.de/politik/ausland/article13831006/Baltasar-Garzon-letztes-Opfer-der-Franco-Diktatur.html.
- The Observer, 19.1.1997, The Secret Price of Terrorism – https://fas.org/irp/news/1997/msg00034e.htm, Gary Sick: October Surprise – America’s Hostages in Iran and the Election of Ronald Reagan. Sick war Mitarbeiter von Jimmy Carter. Beim Amtsübergang zu Reagan saß er im Situation Room im Weißen Haus. 5 Minuten nach Amtseid von Reagan Bescheid aus Iran, dass Geiseln freikommen. Seite 4. William Casey war im Wahlkampf in Madrid, um mit Iranern zu verhandeln.
- Ernest Backes/ Denis Robert, Das Schweigen des Geldes. Die Clearstream-Affäre. Zürich 2003, S. 39ff
- Barabara Honegger, October Surprise, New York 1989. Honegger war zu der Zeit im Team von Reagan tätig.
- John Loftus/ Mark Aarons, The Secret War against the Jews – How Western Espionage betrayed the Jewish people. London 1997. S.409
- Alfred McCoy, Die CIA und das Heroin – Weltpolitik durch Drogenhandel. Frankfurt/Main 2003. S.631ff
- a.a.O., S641ff
- London Review of Books, 24.1.2019, Seymour Hersh: The Vice President’s Men. – https://www.lrb.co.uk/v41/n02/seymour-m-hersh/the-vice-presidents-men
- Suspicious Deaths, 10.8.2010, William Casey – https://suspiciousdeaths.blogspot.com/2010/08/william-casey.html
- John Kerry/Hank Brown, The BCCI Affair – https://fas.org/irp/congress/1992_rpt/bcci/
Bildquellen:
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- https://www.shutterstock.com/de/image-photo/rich-businessman-opening-leather-briefcase-filled-276522701
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- https://inthesetimes.com/article/explosive-revelations
- https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/00/President_Reagan_and_Prime_Minister_Margaret_Thatcher_at_Camp_David_1986.jpg/1024px-President_Reagan_and_Prime_Minister_Margaret_Thatcher_at_Camp_David_1986.jpg
- https://commons.wikimedia.org/wiki/File:GHW_Bush_presents_Reagan_Presidential_Medal_of_Freedom_1993.jpg
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- https://www.zinnedproject.org/news/tdih/iran-contra-hasenfus/
- ©cokenomics- https://twitter.com/NarcosNetflix/status/642460604830060544/photo/1
- https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seymour_hersh_1987.jpg
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- https://www.gdib.eu/cia-direktor-casey-ueber-us-desinformation-im-jahr-1981/
- https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Bank_of_Credit_and_Commerce_International_(BCCI),_Karachi_-_panoramio.jpg
- https://thekarachiite.com/in-focus/agha-hasan-abedi-a-true-patriot.html
- https://www.c-span.org/video/?22300-1/bcci-investigation
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Lieber Herr Ploppa,
Vielen Dank für den ausführlichen Artikel. Leider bedienen Sie sich aber einiger geldtheoretischer oder auch buchhalterischer Ungenauigkeiten, die ich als Geldreformer (www.sffo.de, fragen-der-freiheit.de) gerne berichtigt hätte.
So geben Sie den diversen Clearing-Systemen, zu welchen auch SWIFT zählt, SIC! – die Schuld an der zunehmenden Verschleierung der Geldströme und der zunehmenden internationalen Kriminalität. Sie haben zwar darauf hingewiesen, dass OHNE diese Systeme der aktuelle Welthandel gar nicht mehr möglich wäre, indes – die eigentlichen Ursachen sind doch vor allem zu finden in:
– diversen Freihandelszonen – wie, diverse Inseln in Karibik, Kanal und Pazifik oder auch Dakota, Town of London usw. die quasi rechtsfreie Räume bilden
– die Korruption auf Staatlicher Ebene, wenn auch in Deutschland fähige Finanzbeamte entlassen werden, weil sie für diverse Kapitalinhaber unangenehm werden
– und schließlich die zunehmende VERFLECHTUNG von Wirtschaft, Staat UND Kultur.
Ich würde es begrüßen, wenn es Ihnen gelingen sollte – auch gegen ggf. eigene Vorurteile – diesen organisch unheiligen Interessen-Verschlingung sauber zu analysieren und als mögliche Ursache vieler, wenn nicht gar ALLER Missstände erkennen zu können.
DENN:
Eine moralisch starke persönliche Konstitution kann doch wohl nur von Menschen aufrechterhalten werden, die
a.) eine an einem gesunden Menschenbild orientierte Schul- und Aus-bildung gründen können, die eben NICHT schon bereits von Grund auf staatlich-politisch oder wie in manchen Staaten auch wirtschaftlich kompromittiert wurde.
b.) die durch eine entsprechende systematische und permanente Entflechtung von Wirtschaft, Staat und Kultur nicht moralisch, ethisch usw. überfordert sondern durch eine organische Gliederung unterstützend eingebettet werden kann.
c.) sich einem pluralistischen aber eben dadurch freiheitlich organisierten Bildungssystem auch das ihr gemäße optimale permanent aussuchen und auf Lehrern gründen kann, die nicht bereits von staatlicher Pensionsbesoldung verantwortungs- und entscheidungs-verfälscht sondern aus der VOLLEN Verantwortung ihrer EIGENEN Existenz unterrichten dürfen.
Für derartige Menschen ist es dann auch kein Problem sich die Zahlen-Codes für die diversen Finanztransaktionen herauszusuchen und zu entschlüsseln, zumal der IN- und OUT-Put von Steuerparadiesen ja auch hier seine Spuren hinterlässt.
Und als weitere Option wäre es wohl angemessen, sämtliche Steuerparadiese z,B. der UNO zur Finanzierung von Entwicklungsbedarfen zu unterstellen. – Das mal als EINE weiter Idee zur Behebung dieser Probleme.
Ich würde mich daher denn auch freuen, wenn Sie ihre künftigen Beiträge entsprechend mit regelbasierten (d.h. ordnungspolitischen) Lösungsvorschlägen ggf. aufwerten könnten… s.a.: www.fragen-der-freiheit.de
G
Anbei:
Korrumpierte Landespolitik von Truman bis Trump
Von Jeremy KuzmarovPublished On: 12. September 2021
Ein provokatives neues Buch dokumentiert die unheilige Allianz zwischen der MAFIA, der CIA und dem unternehmerischen Establishment, die Amerika in „die gefährlichste Nation der Welt“ verwandelte.
(…)
Die im Buch „Dark Quadrant“ vorgestellten Präsidenten konnten einige fortschrittliche Gesetze verabschieden – von der Aufhebung der Rassentrennung in den Streitkräften unter Truman, über den „Civil Rights Act“, Medicaid sowie Initiativen zur Armutsbekämpfung unter Johnson, bis hin zu Nixons Einrichtung der „Environmental Protection Agency“ (EPA) – und leiteten eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands ein.
Doch letztlich regierten sie im Interesse ihrer korpokratischen und mafiösen Geldgeber, verrieten demokratische Werte und zersetzten das moralische Gefüge der Nation.
Mit einem neuen Kalten Krieg, der sich aufheizt, bemühen sich die US-Führer nun, die globale Führungsrolle der USA als notwendig darzustellen, um die Welt vor der russischen und chinesischen Autokratie zu retten.
Marshalls Studie erinnert uns jedoch daran, dass sich die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer korrumpierten Dollarokratie entwickelt haben. Ihre Rhetorik über die Förderung der Demokratie in der Welt klingt in sich hohl.
https://free21.org/korrumpierte-landespolitik-von-truman-bis-trump/
Hirnerscheinungen
Meine These vermutet in den Hirnen der Tiere aehnliche Hirnbilder wie bei Menschen, adaptiert an die Komplexitaet und Erlebniserwartung der Art plus Individuum, logisch.
Durch taktile, optische, akustische Sensoren entstehen Erkennungsstereotypen im Nervengeflecht, z. B. der eigenen Art, der Nahrung und Erkennen wechselseitiger vermutbarer Bewusstseinszustaende. Wie Religionszuordnungen. "Gut/Boese"-Empfindung beim Menschen ist da wohl lediglich einer der Rueckchecksabgleiche von Bewusstseinszustaenden:
passend, tolerabel, besser zu vermeiden, verwertbar.
Sieht so aus, als koennten auch Pflanzen gemeinsame "Bewusstseinszustaende" entwickeln. Die ETH Zuerich hat z. B. vor Jahren schon ein seit mehrere Millionen Jahre bereits funktionierende "Internet der Baueme", unserem heutigen vergleichbares, postuliert (Pilzmycelen im Boden als chemoelektrisch wirkende Leitungen bis mind 50 km Laenge). Zusaetzlich zu olfaktorischer Kommunikation zwischen Baeumen. Auch hier scheinen "Bewusstseinslevels" von Biotopen einander ergaenzender Lebewesen moeglich zu sein (Wald).
Wie soll ich das verstehen? Die Sowjetunion hat Bauerntölpel mit Schuhen aus Pappe in Länder der dritten Welt entsandt, um dort Befreiungsbewegungen zu unterstützen? (Gegen Schluss der Ausführungen). Die kritiklose Wiedergabe solcher Schmähungen macht die ansonsten interessante Darstellung historischer Zusammenhänge unglaubwürdig, schade.
Habe 6Jahre in Nicaragua in der Zeit der Sandinisten gearbeitet. Aus eigener Anschauung kann ich nur bestätigen. Hier sitzt Hermann Ploppa dummen Falschmeldungen auf. Die AKA 47 wurde von allen sehr geschätzt. Allen, weil nicht das Militär sondern auch die gesamte Bevölkerung damit ausgestattet wurde um sich zu verteidigen. Auch die jungen Freiwilligen, die nicht verteidigten, sondern die Contra verfolgte sagen das gleiche. Und die Militärberater waren für sowjetische Verhältnisse gut bezahlte Leute, von der eigenen Bevölkerung sehr geschätzt. (Ich arbeitete einige Jahre auch in der Sowjetunion und einigen sozialistischen Ländern).
Ansonst aber ein später, historischer Einblick. Wer wollte, konnte das auch ohne Internet schon damals wissen.
Ploppas Aufzeigen, wie die Beziehungen organisierten Verbrechens und Politik einhergehen, ist hier sein grosser Verdienst. Und vermutlich auch grosse Fleissarbeit. Grossen Dank dafuer.
Ja, es bedarf einer grossen kriminellen Energie und Neigung der jeweiligen Akteure, ueberhaupt so kriminell handeln zu koennen. Fallon hat mit seinen Forschungen (im Staatsauftrag) drei Dinge aufgedeckt:
1.
etwa 1 bis 3 % aller haben durch ueber Hirnscanmessbare Kommunikationsanomalien zwischen bestimmten Hirnarealen eine "Potenz", Schwerverbrecher zu sein. Muessen dem aber nicht immer unbedingt folgen. Aber sie spueren bereits als Kinder, das bei ihnen offensichtlich was anders laeuft.
Fallon vermutet hier ein Reserveueberlebenspotenzial der Evolution fuer aussergewoehnliche Naturkatastrophenumstaende.
2.
In bestimmten Berufen und Funktionstraegern der Gesellschaft (Politiker, Militaers, Wissenschaftler, Manager, Massenmoerdern) ist die Konzentration dieser Hirnanomalien nicht mehr durchschnittlich nur 2 bis 3 %, sondern bis zu rund 30% und mehr.
3.
Ursache: weniger Toetungshemmungen, weniger Empathie, gesteigertes Erkennungsvermoegen anderer Leute Schwaechen, gesteigerte Eloquenzwerte als Resultat kindlicher Adaption der Erkennung eines Andersseins.
Diese seine Forschungsergebnisse wurden in dem beruehmt geworden Plot "Das Schweigen der Laemmer" eingearbeitet. In einem Doppelblindversuch hatte Fallon sich neben rund Tausend auch selber testen lassen. Zwischen seinen Vorfahren gab es 7 Massenmoerder. Er selber blieb, soweit bekannt, sauber.
Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.
For, he reasons pointedly. That which must not, can not be.
Für mich sind die Analysen von Hermann Ploppa und all den anderen wichtig und wertvoll. Doch bei den meisten dieser mutigen Erforscher und Aufklärer über die großen Verbrechen fehlt die doch so wichtige Frage nach dem Ursprung des Bösen im Menschen. Viele bestreiten noch immer, daß es darauf schon eine stimmige Antwort gäbe. Für mich gibt es diese seit 1980 mit dem Buch von Alice Miller "Am Anfang war Erziehung", in dem sie exemplarisch die Kindheiten dreier zerstörerischer und – wie es nach kosmischen und logischen Gesetzen gar nicht anders sein kann – selbstzerstörerischer – Menschen vor dem Hintergrund ihrer eigenen Täterschaft betrachtet. Dabei wird deutlich, was bereits uralte Volksweisheiten wie "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" oder "Wie die Alten sungen…" oder auch "Wer Wind sät, wird Sturm ernten" frei verkündeten. Auch ein John Lennon hat solch einfach zu beobachtende Zusammenhänge schon in seinen Liedern mitgeteilt: "How can I have feelings, when my feelings have always been denied?" oder "One thing you can't hide, is when you're crippled inside." Alice Miller hat dem Phänomen, daß wir Menschen den starken Drang nach Ausdruck unseres Innenlebens haben, einen ihrer Buchtitel gewidmet: "Bilder einer Kindheit". Unweigerlich zeigt unser Handeln – egal ob im Guten oder Bösen – unsere tiefen Überzeugungen an. Unser Geist bestimmt unser Handeln. Umgekehrt läßt sich vom Handeln der Menschen auf ihre Geistesverfassung schließen.
Die großen und kleinen Zerstörer, der Mafiabosse wie auch der, der im Gespräch durch Verachtung andere kränkt – sie – oder soll ich sagen wir alle – stehen mit unserem Verhalten nackt und entblößt wie der berühmte Kaiser vor und unter unseren Mitmenschen. Unser Verhalten erzählt unsere Geschichte, wir malen mit unserem Verhalten unsere Kindheit oder auch, wie weit wir uns davon aus eigener Anstrengung oder durch Fügungen oder Therapie weiterentwickelt haben, an die Leinwand unseres Lebens. Wer Freude und Freiheit schenkt oder zuläßt, zeigt entweder die Freude und die Freiheit, die ihm schon als Kind vergönnt war oder die er sich in seinem Leben erarbeitet hat. Wer aber anderen die Freude nimmt, ihre Freiheiten einschränkt, ihre Grenzen, persönliche wie Ländergrenzen, verletzt, ihre Gesundheit schädigt, ihren Tod in Kauf nimmt oder ihn gezielt herbeiführt, der zeigt unfehlbar, was für Eltern er hatte, wie sie ihm die Freude und die Freiheit geraubt haben, wie sie seine Grenzen verletzt und überschritten haben, ihn vernachlässigt haben, seine Seele wieder und wieder über 15 oder 20 endlos lange Jahre in Elternhaus ermordet haben oder ihr Kind nicht vor der Grausamkeit von Lehrern oder Schulbettrieb geschützt haben.
Wie stark diese furchtbaren Erinnerungen der Kindheit im Menschen verdrängt werden müssen, zeigt das Ende zweier im obigen Artikel genannten mörderischen Verschwörer gegen ihre Nation und gegen die Menschheit, die beide das letzte Jahrzehnt ihres Lebens unter dem völligen Verlust ihres Gedächtnisses dahingesiecht sind. „Die Kindheit von Ronald Reagan (1911-2004) war ein Alptraum von Vernachlässigung und Missbrauch, in seinem Fall beherrscht von einer religiös besessenen Mutter und einem gewalttätigen Alkoholiker-Vater…“, schreibt Sven Fuchs in seinem Buch „Die Kindheit ist politisch“. Und weiter: „Im Rückblick bezeichnete Reagan seine Kindheit als „eine jener seltenen Huckleberrry-Finn-Tom Sawyer Idyllen““. Aus dem Buch seiner Tochter über ihren Vater ist zu erfahren, daß auch Reagan seine Kinder geschlagen hat. Wie begrenzt die Fähigkeit zur Selbstreflektion bei solchen Menschen oft ist, zeigt Folgendes: Reagan wurde einmal gefragt, ob er eine von seinen Entscheidungen bereue. Nein, er bereute keine einzige.
Wenn große und kleine Täter, z. B. Politiker und ihre Wähler, genug Unterstützung finden würden, sich dem Horror ihrer Eltern zu stellen, sich ihrer traumatischen Kindheit bewußt zu erinnern, könnten sie zur angeborenen Menschlichkeit und zur Wahrheit zurückkehren. Sie (wir) richten uns und die Welt aus falscher Solidarität mit den kranken Ideen ihrer (unserer) Eltern zugrunde.
Das nächste Zitat von Albert Schweitzer soll keineswegs dazu ermutigen, die immense Gefahr, in der jeder einzelne von uns, ganz Deutschland, Europa, die ganze Menschheit schwebt, zu verkleinern. Aber es soll helfen, in uns die Überzeugung vom angeborenen hochsozialen Wesen des Menschen und die Hochachtung vor dem Kind und seinen Bedürfnissen zu stärken:
„Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind.“ — Albert Schweitzer
Wir wissen definitiv um die Quellen der Unmenschlichkeit und Kriminalität. Wie übermächtig auch immer sich die weltweite Mafia gebärdet, es sind Menschen dahinter. Es ist gut, wenn wir sie von ihren Verbrechen abhalten können, aber der Erfolg ist nicht gewiß. Doch eines ist ganz sicher: Ein jeder kann diese Quelle, welche die zerstörerische Geisteshaltung nährt, zum Versiegen bringen. Jeder kann Kindesvernachlässigung und Erziehung, die ja nur das fatale Recht des Stärkeren in Elternhaus und Schule darstellen, für sich ächten. Es lohnt sich, dieses so oft wie nur möglich zu bedenken.
Wir ernten im Moment den Sturm, der vor 20 bis 80 Jahren ungezählte Kinderseelen als Wind erfroren hat.
Das 4. Gebot wurde von Martin Luther genau ins Gegenteil übersetzt: Es müßte etwa so lauten:
„Es ist ratsam, die Aufgabe der Mutterschaft und Vaterschaft ehrsam zu erfüllen, damit es dir wohl ergehe und du Freude und Freunde hast im Alter.“
Fallon schreibt dazu, das sorgfaeltige Mutterliebe in der Kindheit offensichtlich helfen kann, die menschliche Bombe einer angeboren vorkommenden Extremkriminalitaet zu entschaerfen. Selektierung pro oder gegen Verbrechertum per Hirnscantest, wie die Regierung es erhoffte, funktioniert aber so wenig wie Wolkenradarmessungen, da zu viele unsteuerbare Einfluesse wie beim Wettergeschehen mit reinspielen.