Wie Trump Netanjahu zum Waffenstillstand mit der Hamas überredet hat
Israel hat kurz vor Trumps Amtseinführung auf Trumps Druck hin einen Waffenstillstand mit der Hamas geschlossen. Die Frage ist, wie Trump das hinbekommen hat. Nun zeichnet es sich ab, denn Trump will Netanjahus Wunsch nach einem Großisrael erfüllen.
Ein Kommentar von Thomas Röper.
Dass der israelische Premierminister Netanjahu einem Waffenstillstand mit der Hamas zugestimmt hat, hat viele überrascht, schließlich war Netanjahus Rhetorik eindeutig. Er wollte den Krieg nicht einstellen, solange die Hamas nicht militärisch besiegt wäre. Nun ist Netanjahu auf Druck von Trump umgekippt und hat den Waffenstillstand akzeptiert, obwohl daran fast seine rechtsradikale Regierung zerbrochen wäre.
Trump ist ein radikal pro-israelischer Politiker, der sich mit Netanjahu gut versteht. Daher stellen sich viele die Frage, wie Trump es hinbekommen hat, Netanjahu zu dem Waffenstillstand zu bringen.
Und auf diese Frage gibt es nun wohl eine Antwort.
Großisrael
Netanjahu träumt von einem Großisrael, das die bisherigen Palästinensergebiete Gaza und Westjordanland umfasst. Israel setzt dazu schon lange auf ethnische Säuberungen, wie der illegale Bau israelischer Siedlungen im Westjordanland zeigt. Übrigens vertreiben radikale israelische Siedler mit Unterstützung der Armee weitgehend unbeachtet von den westlichen Medien derzeit immer mehr Palästinenser aus ihren Häusern im Westjordanland, wobei es auch Tote und Verletzte gibt.
Auch der Krieg in Gaza war von Netanjahu als ethnische Säuberung geplant. Darüber habe ich schon im November 2023 berichtet, denn vor Gaza befinden sich Gasfelder, die völkerrechtlich den Palästinensern in Gaza gehören.
Aber unmittelbar nach Beginn des Krieges hat die israelische Regierung Förderlizenzen für die Gasfelder vergeben, was gezeigt hat, worum es in Wahrheit ging. Netanjahus Plan war es, Gaza in eine unbewohnbare Trümmerwüste zu verwandeln, um die Palästinenser entweder von dort zu vertreiben oder zu vernichten.
Danach sollte das Gebiet Teil von Großisrael und von Israelis besiedelt werden. Und ganz nebenbei würden die Gasfelder dann Israel gehören.
Daher hat es mich überrascht, dass Netanjahu dem von Trump geforderten Waffenstillstand zugestimmt hat, denn er hat keines seiner Ziele erreicht: Die Hamas existiert noch, Gaza gehört formal weiterhin den Palästinensern, was die vergebenen Förderlizenzen in Frage stellt, und die Palästinenser sind immer noch in Gaza, was Netanjahus Pläne stört, sich den Gazastreifen einzuverleiben.
Trumps Entscheidungen
Zwei Entscheidungen von Trump haben mich aufhorchen lassen. Erstens hat Trump ein Moratorium für die Finanzierung von Projekten im Ausland beschlossen, um zu prüfen, ob die Programme dem entsprechen, was er als die Interessen der USA ansieht. Davon ist beispielsweise auch die humanitäre Hilfe für Ukraine betroffen, die über das US-Außenministerium läuft und vom neuen US-Außenminister Rubio umgehend gestoppt wurde.
Aber es gab in Trumps Dekret zwei Ausnahmen: Die Finanzierung von Projekten in Israel und in Ägypten ist von dem Moratorium ausgenommen.
Dass Trump Israel weiterhin unterstützt, ist nicht überraschend, aber warum Ägypten? Dazu kommen wir gleich.
US-Präsident Trump hat an Bord der Regierungsmaschine Air Force One laut mitreisenden Journalisten erklärt, er wolle den weitgehend zerstörten Gazastreifen räumen und die dort lebenden Palästinenser in arabischen Ländern unterbringen. Trump unterstützt also Netanjahus Wunsch nach einer ethnischen Säuberung und damit scheint er Netanjahu dazu gebracht zu haben, dem Waffenstillstand zuzustimmen.
Trump hat auch erklärt, wohin die Palästinenser seiner Meinung nach deportiert werden sollen, nämlich nach Jordanien und Ägypten. Es geht um anderthalb Millionen Menschen, die Trump umsiedeln will. Er sagte:
„Wir säubern das Gebiet einfach gründlich.“
Im verwüsteten Gazastreifen würden die Menschen täglich sterben, sagte Trump demnach, weshalb er lieber mit einigen arabischen Nationen zusammenarbeiten und an einem anderen Ort Wohnungen bauen würde, wo die Palästinenser in Frieden leben könnten.
Jordanien habe, so Trump, bei der Unterbringung von Palästinensern eine erstaunliche Arbeit geleistet und er habe dem König gesagt, er würde sich freuen, wenn er noch mehr Palästinenser übernehmen würde. Und Trump sagte, er wolle in Kürze mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah el-Sisi sprechen, denn er wolle, dass auch Ägypten Menschen aufnehme.
Ägypten hat sich seit Beginn des Gazakrieges geweigert, Palästinenser aufzunehmen, um die ethnische Säuberung nicht zu unterstützen und weil Ägypten ein armes Land ist, das mit so einer Flüchtlingswelle überfordert wäre.
Aber wenn Trump Ägypten Milliarden für den Bau von Wohnungen und für die Unterstützung der Palästinenser überweist, könnte Ägypten seine Meinung ändern und den Palästinensern in einer „humanitären“ Geste anbieten, sich in Ägypten niederzulassen.
Damit erklärt sich offenbar, warum Trump ausgerechnet Ägypten aus dem Moratorium für die Finanzierung von Projekten im Ausland ausgenommen hat.
Und wenn Trump auch mit Jordanien einen derartigen Deal macht, werden wir sehr bald erleben, wie die Palästinenser aus dem Westjordanland nach Jordanien deportiert werden.
Damit wäre Netanjahus Traum von Großisrael Realität geworden.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 27. Januar 2025 auf anti-spiegel.ru.
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Alexandros Michailidis / shutterstock
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