Darf man den Vergleich verwenden?
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Ich höre in letzter Zeit immer wieder den Begriff "Impf-Apartheid" und frage mich, ob diejenigen, welche den Begriff benutzen, sich im Klaren darüber sind, wie schlecht der Vergleich ist, wenn man nach Südafrika in der Zeit vor der Befreiung von der Apartheid, oder heute nach Palästina schaut. Noch gibt es keine Impfapartheit. Es gibt sicher Diskriminierung, Exklusion, Hass und Ausgrenzung. Aber Apartheid ist ein Begriff, den man mit Vorsicht benutzen sollte, sonst droht er abzunutzen wie der Begriff Antisemit, mit dem heute jede Kritik an einer noch so rechtsextremen und rassistischen Regierung Israels verhindert werden soll.
Damit Sie sich vorstellen können, was eine Apartheid ist, sollten wir uns anschauen, wie diese in Wahrheit aussieht. Um sich einen Eindruck zu verschaffen, kann das Buch mit Karikaturen von Carlos Latuff dienlich sein. Es ist ein gemeinnütziges Projekt, dessen Reinerlöse palästinensischen Kindern zugutekommen soll, so dass man zusätzlich noch etwas gegen Gutes tun kann, außer über die Cartoons von Carlos zu grinsen und nachzudenken.
Auf Seite 13 des Buches findet man zum Beispiel eine Karikatur, welche die Aussage thematisiert, die auch die deutschen Bundestagsabgeordneten am Tag der Schande, dem 17. Mai 2019, im deutschen Bundestag erklärten. "Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung".
Es folgt ein Auszug aus dem Buch:
"Die allermeisten Opfer der israelischen Bombardierung Gazas sind Zivilisten, viele davon Kinder, weshalb Latuff von israelischem Terrorismus spricht, während das US-Außenministerium erklärt: »Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung.« Das Bild zeigt die weinende »Mutter Palästina« mit 9 toten Kindern, welche gerade von einem israelischen Luftangriff getötet wurden, während die Welt erschrocken zuschaut und Onkel Sam mit einem Anhänger »US-Außenministerium« lakonisch der Welt erklärt: »Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung.« »Wenn es eine Hölle auf Erden gibt, dann ist es das Leben der Kinder in Gaza.«
– António Guterres, UN-Generalsekretär.
Ein Artikel vom 27. August 2021 erklärt, dass am 26. August 2014 einer der Kriege Israels gegen den Gazastreifen endete. Israel nannte ihn »Operation Protective Edge« und zerstörte im Laufe der Bombardierung von 50 Tagen die Infrastruktur des Gazastreifens, tötete über 2.100 Palästinenser. Die Autorin Justina Poskeviciute wies darauf hin, dass über 520 Getötete, also fast ein Viertel aller Getöteter Palästinenser, Kinder unter 18 Jahren waren. Sie erwähnte dann auch die Geschichte von vier Kindern, die vor den Augen internationaler Medienvertreter bei einem Luftangriff gezielt getötet wurden. Die Angreifer behaupteten, dass sie die Kinder für Hamaskämpfer gehalten hatte, und wurden nie bestraft.
Dass besonders Kinder von solchen Kriegen betroffen sind, sei nicht überraschend, denn in Palästina seien 38,4 % der Bevölkerung Kinder im Alter von 14 Jahren und darunter, in Gaza seien es sogar über 40 %. Deshalb, so die Autorin, sei jeder Angriff auch ein Angriff auf Kinder. Einiges deutet aber darauf hin, dass die Tötungen von Kindern keine Zufälle sind. Die Organisation "Defense for Children International Palestine" dokumentierte Fälle, welche sie der UNO vorlegte, Fälle, die nach deren Aussage darauf hindeuten, dass die israelischen Streitkräfte direkt auf Kinder zielen.
Sieben Jahre nach »Protective Edge« leben sowohl der Gazastreifen als auch und besonders die Kinder unter Bedingungen, die sich noch einmal dramatisch verschlimmert haben. Und insbesondere halte das Trauma, das durch die israelischen Angriffe und die totale Belagerung verursacht werde, weiter an. Die anhaltende Zerstörung, das fehlende Reparieren der Gebäude und Infrastruktur verursachen eine Verlängerung des Traumas. Die Autorin berichtete, dass einem 13-jährigen Jungen aus dem Streifen von einem israelischen Scharfschützen in den Kopf geschossen worden war und er sich in einem kritischen Zustand befand. Er war jedoch nur einer von Dutzenden verwundeten Demonstranten, die sich am 21. August 2021 an der israelischen Grenze zum Gazastreifen versammelt hatten.
Hunderte von demonstrierenden Palästinensern hätten sich auf der Seite des Gazastreifens am Grenzzaun versammelt, um gegen die Verwüstungen zu protestieren, die Israels 15-jährige Belagerung in der Region angerichtet hat. Bisher, so der Artikel, habe Israel mit scharfer Munition, Tränengas und Bomben reagiert. Wenn es einen Ort gäbe, an dem eine Besatzungsmacht gelegentlich Bomben auf eine belagerte Bevölkerung abwirft, um auf »Brand-Lufballons« zu reagieren, dann sei das Gaza. Es sei nicht das erste Mal, dass sich Demonstrationen am Grenzzaun ereignen. Von März 2018 bis Dezember 2019 gab es wöchentliche Demonstrationen, genannt »Großer Marsch der Rückkehr«, bei der die Forderung von vertriebenen Palästinensern kommuniziert wurde, zurück in ihre Heimat ziehen zu dürfen.
Wie der Bericht des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) aussage, habe Israel mit Abwurf von Gaskanistern, Gummigeschossen und scharfer Munition geantwortet. Die Schüsse wären meist von Scharfschützen abgegeben worden. Dabei seien 214 Palästinenser, davon 46 Kinder getötet und über 36.100 verletzt worden, darunter wiederum 8.800 Kinder. Nicht in dem Artikel steht, dass ein Großteil der Verwundung mit einer Munition erfolgte, welche Extremitäten zersplittern ließ und schwer heilbare Wunden verursachte, die zu einer dauerhaften Behinderung führen.
Weiter im Artikel heißt es, dass psychische Probleme bei 22.578 Kindern auftraten, welche nun zusätzlich zu den 248.111 Kindern in Gaza psychosoziale Kinderschutzmaßnahmen benötigen. 53,5 % der Kinder seien an PTBS erkrankt, aber diese Zahlen stammen aus der Zeit vor der Bombardierung vom Mai 2021. Die Autorin berichtet dann, wie israelische Streitkräfte täglich die Al-Aqsa-Moschee gestürmt hatten, worauf die Hamas das Ende dieser Angriffe auf die Moschee und die Viertel Sheik Jarrah forderte und ein Ultimatum stellte. Als dieses natürlich unbeantwortet ablief, begann die Hamas den Abschuss selbstgebauter Raketen auf israelisches Gebiet. Dann kommentiert sie die Reaktion der Mainstreammedien:
»Mit den Raketen der Hamas übernahmen die Mainstream-Medien das Narrativ und stellten den Konflikt als einen dar, in dem Israel das Opfer ist. Doch Israels anschließende Bombardierung des Gazastreifens zerstörte diese Darstellung. In den Nachrichten tauchten Videos von zivilen Häusern auf, die bombardiert wurden und Geschichten von Eltern, die unter den Trümmern festsaßen und ihren sterbenden Kindern nicht helfen konnten – und umgekehrt – überschwemmten die sozialen Medien.«
Poskeviciute erklärt in dem Artikel, dass internationale Organisationen die Auswirkungen des Krieges erklärten, während dieser sich entwickelte. Sie berichtete vom Norwegischen Flüchtlingsrat, der aussagte, dass elf Kinder, die Teil eines Trauma-Hilfsprogramms waren,
»in ihren Häusern im dicht besiedelten Gebieten getötet wurden, zusammen mit unzähligen anderen Verwandten, die starben oder verletzt wurden«.
Der "Palestinian Children’s Relief Fund", eine Nichtregierungsorganisation, die kostenlose medizinische Versorgung für Kinder anbietet, habe berichtet, dass ihre Büros bei einem Luftangriff zerstört wurden. Von Ärzte ohne Grenzen wurde berichtet, dass sie bei israelischen Luftangriffen an einem einzigen Tag, dem 16. Mai 2021, 42 Menschen, darunter 10 Kinder, als Tote zählen mussten, und dass ihre Klinik für Trauma- und Verbrennungsmedizin getroffen wurde, die daraufhin schließen musste. Nach einer Untersuchung der Angriffe vom Mai 2021 sei dann Human Rights Watch zu dem Schluss gekommen, dass beide Seiten – die israelischen Streitkräfte und die Hamas – Kriegsverbrechen begangen haben.
Aber, so fragte sie, was erwarte Kinder in Gaza, die überlebten? Sie fragte, wie die Heilung beginnen könne, wenn medizinische Einrichtungen, Bildungseinrichtungen und sogar Organisationen, die psychosoziale Unterstützung anbieten, angegriffen und ihre Arbeit unterbrochen wird, wie könne dann eine Heilung beginnen? Und wie tiefgreifend könne diese Heilung sein, wenn die zugrundeliegenden Bedingungen – wie die Blockade selbst – immer noch in Kraft sind? Sie berichtete von einer Psychiaterin, welche ihr erklärte, dass die Kinder nicht an posttraumatischen Belastungsstörungen litten, da die Störungen nie aufhören, das Trauma täglich neu erscheine.
»Nicht nur im Westjordanland, wo palästinensische Kinder scheinbar wöchentlich von israelischen Streitkräften getötet werden, sondern auch im Gazastreifen ist es klar, dass das Trauma andauert.«
Das permanente Leiden ohne Ende
In den letzten sieben Jahren, so berichtete die Autorin, gab es in Gaza keinen nennenswerten Wiederaufbau und keine Heilung, sondern noch mehr Zerstörung und Verzweiflung. Palästinensische Kinder seien nach wie vor einer Reihe von Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Die kollektive Bestrafung – ein Verbrechen, auf das die israelische Belagerung des Gazastreifens hinauslaufe – schließe die jüngsten Mitglieder der Bevölkerung ein, die bestraft werden.
Sie fragt dann, wie man denn eine Veränderung herbeiführen könne. Sie berichtete, dass im Jahr 2014 der Tod von über 500 Kindern und die weitere Zerstörung eines belagerten Gebiets keineswegs zu einer nennenswerten internationalen Verurteilung und zu Druck auf Israel geführt haben. Es seien keine nennenswerten Sanktionen verschärft oder gar verhängt worden. Weder wurden israelische Diplomaten international ausgewiesen, noch wurde Israel aus wichtigen Handelsverträgen ausgeschlossen.
Dann kam sie auf den Krieg vom Mai 2021 zu sprechen und schrieb:
»Dennoch löste der Krieg im Mai – vielleicht weil er so ausführlich dokumentiert wurde – eine Welle von Protesten in der ganzen Welt aus. Sogar die New York Times machte einen historischen Schritt, indem sie die Fotos aller palästinensischen Kinder veröffentlichte, die von den israelischen Streitkräften während ihrer Angriffe getötet wurden.«
Doch die Lage in Gaza werde sich nicht von allein verbessern. Ohne Druck auf die israelische Regierung und die USA, die die Menschenrechtsverletzungen in Form von Militärhilfe und der Blockierung von UN-Resolutionen maßgeblich unterstützen, ist es schwer vorstellbar, dass sich für die Kinder in Gaza etwas verbessere. Israels neuer Premierminister Naftali Bennet treffe sich diese Woche mit Joe Biden, um die weitere Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu besprechen. Aber, so führt sie in dem Artikel aus, was Gaza brauche, sei das Gegenteil einer solchen Zusammenarbeit. Die gute Nachricht in dieser düsteren Situation, betont sie, sei, dass es eine Reihe von Maßnahmen gebe, welche die Menschen ergreifen können.
»Wir können sie ergreifen, damit das Leben der Kinder in Gaza nicht länger einer Hölle auf Erden gleicht, um es mit den Worten des UN-Generalsekretärs auszudrücken.«…
Apartheid
Noch kann man das Leid und die Bedrängnis, mit denen in Deutschland Ungeimpfte unter Stress gesetzt werden, sie teilweise sicher verzweifeln lassen, nicht vergleichen mit dem Leid, den Schmerzen und immer häufiger dem Tod, unter dem Palästinenser unter der Besatzung und Apartheid Israels leiden. Noch wird in Deutschland niemand physisch gefoltert, erschossen oder in "Vorbeugehaft", auch "Verwaltungshaft" genommen und Jahre, manchmal Jahrzehnte ohne Anklage, außerhalb der eigenen Region, gefangen gehalten.
Und so lange sollte man den Ausdruck "Apartheid" für das reservieren, was inzwischen nicht nur UNO-Organisationen und führende Menschenrechtsorganisationen als Apartheid anerkennen. Also bitte noch einmal nachdenken, bevor man von Impfapartheid spricht.
Krieg gegen die eigene Bevölkerung?
Auch wenn manche Impfkritiker erklären, die Regierung führe einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung, mag dies im übertragenen Sinne vielleicht dem Gefühl des Kritikers entsprechend angemessen sein, aber hat wenig mit der Realität eines Krieges zu tun, den Herrscher gegen ihr Volk einsetzen. Um das noch einmal deutlich zu machen, sollte man sich vor Augen führen, welcher Krieg derzeit von den früher dort Herrschenden gegen die Menschen des Jemen geführt wird. Die Folge sind nicht nur eine zerstörte Infrastruktur, über hunderttausende Tote, Hungersnöte und die größte Cholera-Epidemie in der Geschichte.
Hier Auszüge aus dem Buch "Jemens Befreiungskampf – Und er lebt doch, der Kolonialismus" von Jay Tharappel, aber nicht um den Vernichtungskampf gegen das Land zu beleuchten, sondern seine Geschichte, die man kennen sollte, um den Krieg der angeblich legalen Regierung des Landes, gesteuert von Saudi-Arabien, mit Unterstützung der USA und Großbritanniens, auch mit Hilfe Deutschlands, zu verstehen.
"Der völkermordende Krieg gegen den Jemen erhält nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient. Über Syrien wird berichtet, weil die Dämonisierung der Zentralregierung ausschlaggebend dafür ist, die Unterstützung für den bewaffneten Krieg gegen sie zu verbergen, während über den Jemen nicht berichtet wird, weil es keine andere Möglichkeit gibt, den Krieg anders darzustellen, als dass Saudi-Arabien dem jemenitischen Volk sagt: "Wenn ihr nicht den von uns für den Jemen gewählten Präsidenten akzeptiert, werdet ihr mit einem Völkermord konfrontiert".
Bisher bestand die Strategie, um die Aufmerksamkeit auf den Jemen zu lenken, darin, die Jemeniten als hungernde Opfer darzustellen, was Millionen von ihnen sicherlich sind, aber das reicht nicht aus. Die einzige Möglichkeit, wirksame Solidarität mit einem unterdrückten Volk, das um sein Überleben kämpft, zu entwickeln, besteht darin, seine Geschichte zu kennen, eine Geschichte, die auf einen jahrhundertelangen politischen Kampf im Herzen der islamischen Zivilisation zurückgeht. Der Konflikt wird von den Saudis so dargestellt, wie sie ihn sehen wollen, nämlich als Ausbreitung der iranischen Tentakel auf der arabischen Halbinsel, daher all das Gerede über die "vom Iran unterstützte Houthi-Rebellion".
Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass der Zaidismus im Jemen viele Jahrhunderte vor der Übernahme des schiitischen Glaubens als Staatsreligion des Iran entstanden ist (der Zaidismus kam im 9. Jahrhundert in den Jemen, der Iran wurde Anfang des 16. Jahrhundert missioniert.) Diesen aktuellen Konflikt als "Sunniten" gegen "Schiiten" oder "Saudi-Arabien" gegen "Iran darzustellen, ist ein Verbrechen gegen die Geschichte und löscht die jemenitische Handlungsfähigkeit aus. Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird diese Geschichte erörtert, insbesondere im Zusammenhang mit der politischen Identität des Zaidi Islam. (…)
Der viel ältere Machtkampf im Jemen dreht sich um die "Houthis" oder "Ansarullah", wie sie offiziell heißen. Sie sind Zaidi-Muslime, die in der politischen Landschaft des Islam gewissermaßen "die Sunniten der Schia und die Schia der Sunniten" sind. Die Zaidis benennen ihre Sekte nach Zaid ibn Ali, einem Nachkommen des Propheten Muhammad, der im Jahr 740 als Anführer einer Rebellion gegen die Umayyaden-Monarchie den Märtyrertod erlitt. Zwischen den Umayyaden und dem heutigen Haus Saud lassen sich viele Parallelen ziehen, vor allem, wenn man bedenkt, wie brutal sie die schiitische Bevölkerung behandeln. Die Familie Al Saud stammt aus Najd im Zentrum Arabiens, regiert aber über vier Provinzen, die historisch gesehen zum Jemen gehörten und sehr stark jemenitische Zaidi-Gebiete sind. So wie Palästina ein von "Israel" besetztes arabisches Gebiet ist, sind die Provinzen Baha, Asir, Jizan und Nadschran historisch gesehen jemenitische Gebiete, die von Saudi-Arabien besetzt wurden. Für Saudi-Arabien untergräbt die von der Ansarullah-Bewegung angeführte Wiederbelebung der Zaidi daher die eigentliche Legitimität ihres Staates und seiner Grenzen.
(…) Obwohl Zaids Revolution schließlich niedergeschlagen wurde, löste sie im gesamten islamischen Reich Erschütterungen aus, und mehrere Aufstände und Rebellionen gegen die Umayyaden-Elite hielten jahrelang an. Im Jahr 750 wurde die Herrschaft der Umayyaden durch die "abbasidische Revolution" gestürzt, die durch den Einfluss der zaidischen Revolutionäre ermöglicht wurde. Die Abassiden gelangten durch eine Welle der Unterstützung für die Schia an die Macht, verfolgten die Schiiten jedoch anschließend. Sechs der zwölf Imame, angefangen mit Dschafar al Sadeq, wurden nach schiitischen Quellen auf Befehl der abbasidischen Kalifen getötet.
(…) Die Zaidis glauben wie andere Schiiten, dass das Imamat von einem Nachkommen des Propheten Muhammad aus der Ehe zwischen seiner Tochter Fatima und Ali ibn Abi Talib ausgeübt werden muss. Die Zaidis behaupten jedoch, dass jeder der Nachkommen (der den Ehrentitel Sayyid trägt) in dieses Amt gewählt werden kann, wenn er eine Liste von Kriterien erfüllt, aufrechter und rechtschaffener Muslim ist und eine ausreichend große Anhängerschaft um sich scharen kann, um ins Amt gewählt zu werden. Was die Zaidis letztlich mit der schiitischen Auffassung der islamischen Geschichte verbindet, ist der Glaube, dass Muslime die Pflicht haben, sich gegen ungerechte Herrscher aufzulehnen, ein Konzept, das im Arabischen als khurruj bekannt ist.
(…) Der Zaidi-Islam war viele Jahrhunderte lang eine äußerst einflussreiche schiitische Schule. Erst viel später, nach dem Aufstieg des (zwölferschiitischen) Safawidenreichs im Iran im 16. Jahrhundert und dem Vordringen des (sunnitischen) Osmanischen Reichs in der arabischen Welt, verlor die zaidische Denkschule einen Großteil ihres Einflusses. Der Jemen war bei weitem die Region, in der der Zaidi Islam den größten Einfluss hatte. Über tausend Jahre lang (897 - 1962 n. Chr.) wurde der Jemen größtenteils von einem zaidischen Imamat regiert, das schließlich 1962 durch einen republikanischen Armeeputsch gestürzt wurde.
Der erste Imam des Jemen, Al-Hadi ila'l-Haqq Yahya, war nicht in den Jemen eingedrungen oder hatte ihn erobert, sondern wurde von der örtlichen Bevölkerung als Herrscher eingeladen. Er vertrat eine Theologie, die das rationale Denken als letzte Instanz für die Festlegung des Rechts förderte. Anstelle eines typisch mittelalterlichen monarchischen Nachfolgesystems wurde das zaidische Imamat durch eine Form der theokratischen Demokratie regiert, bei der alle Stämme darüber abstimmten, wer von den Ahlulbayt ein würdiger Imam sein würde.
Im Gegensatz dazu wird in Saudi-Arabien ein extremer Ableger der Hanbali-Schule der islamischen Rechtsprechung vertreten, der es vorzieht, die Schriften auf Kosten der Vernunft wörtlich zu nehmen, was sogar so weit geht, dass er glaubt, Gott habe buchstäblich Hände (dies wird als Tajsim oder Anthropomorphismus bezeichnet).
(…) Viele Jemeniten mögen es nicht, wenn der Konflikt als "Sunniten gegen Schiiten" dargestellt wird, weil dies ein Schema ist, das nicht zu den örtlichen Gegebenheiten passt. Das zaidische Imamat hat nie wirklich eine dauerhafte staatliche Struktur geschaffen, sondern seine Aufgabe bestand vielmehr darin, die Gemeinschaft gegen externe Angreifer zu vereinen. Zu diesem Zweck zogen sie oft auch eine große Zahl von Sunniten in ihre Reihen. Da sie sich im Allgemeinen nicht in die Politik einmischen, haben Zaidis und Sunniten im Jemen seit jeher in denselben Moscheen gebetet und ohne größere Spannungen zusammengelebt.
Im Gegensatz zu den konfessionellen Konflikten, die in einigen anderen islamischen Ländern herrschten, blieb der Jemen ein Ort des relativen Friedens und der Koexistenz verschiedener islamischer Sekten. Die heutige Zaidi-Bewegung in Form der Ansarullah strebt nicht die politische Kontrolle über den Jemen oder die Errichtung einer Theokratie an, sondern ist eine nationale Bewegung, die zu einer Volksfront gegen die ihrer Ansicht nach von den Saudis unternommenen Versuche aufruft, den Jemen zu kontrollieren, indem sie seine Führer kauft, und die öffentlich ihre Bereitschaft erklärt hat, mit jeder anderen politischen Gruppierung zusammenzuarbeiten, sofern diese damit einverstanden ist, dass die jemenitische Souveränität nicht verletzt wird."
Also sollte man auch bitte den Begriff "Krieg gegen das eigene Volk" in Verbindung mit dem Corona-Regime vorsichtig benutzen. Noch ist es nicht so weit. Vielen Dank, liebe Impfkritiker, das in die Überlegungen einzubeziehen.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
+++ Bildquelle: akramalrasny / shutterstock
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