Gedankenknoten – Technikphilosophie 02 | Von Bernd Lukoschik

Gedankenknoten sind kleine Texte, die philosophische Probleme erörtern, Fragestellungen aufwerfen und den Leser ins Grübeln bringen. Vom Altertum bis zur Moderne werden Begriffe besprochen, die zum Hinterfragen anregen und das philosophische Problematisieren schulen.

Das Thema heute: Technikphilosophie

Straßen und Brücken als Verkehrsproduzenten

Zu behaupten, dass Brücken als Brücken – also Brücken, isoliert betrachtet – Verkehr erzeugen, wäre Unsinn.

Als Brücken sind Brücken nämlich nur Mittel zu dem Zweck, vorhandenem Verkehr zu ermöglichen, Hindernisse zu überwinden. Und die Anwendung der Kategorien Mittel/Zweck legt nahe, dass Straßen und Brücken im Sinne unserer Zweckvorgaben gebaut, eingesetzt und verwendet werden. Unsere Zwecke werden nicht von der Art der Mittel beeinflusst: Die Mittel dienen, der Zweck liegt vor.

Diese Sicht auf Brücken und die Anwendung der Kategorien Mittel und Zweck sind jedoch recht unphilosophisch.

Philosophierend, also mit Hegels Blick auf „das Ganze als das Wahre“, wird die Brücke vielmehr als Teil, als Geräte- oder Maschinenteil, einer übergeordneten Maschine erkannt: des „Straßennetzes“ bzw. der „Verkehrsinfrastruktur“.

So ist das „Straßennetz“ gegenstandstheoretisch von derselben Art wie die Industrie als Ganzes, die Verwaltung, der militärische Komplex, die ebenfalls Maschinen, dingliche oder soziale Maschinen, sind.

Geräte/Maschinen haben drei Aufgaben: Sie sind erstens Produktionsmittel, sie alle stellen also etwas her; sie stehen zweitens unter der Vorgabe, ihre Produkte immer produktiver zu erzeugen; drittens, um der Forderung der Produktivitätssteigerung zu genügen, müssen sie sich zu immer höher geordneten Maschinensystemen vernetzen, wodurch jede einzelne Maschine zum Maschinenteil herabgestuft wird.

Angewendet auf Straßennetz und Brücken: Sie stellen etwas her, ihr Produkt sind – Streckenzurücklegungen, die Beseitigung der Behinderung des räumlichen Abstands zwischen Beginn und Ziel einer Fahrt.

Als Produktionsmittel müssen sie immer produktiver werden, d. h., die „Menge“ an Streckenzurücklegungen pro Zeit muss zunehmen.

Damit wird deutlich: Straßen und Brücken sind nicht nur Mittel, sondern sie geben selbst Zwecke vor bzw. wirken auf unsere Zwecke verändernd ein: Sie beinhalten als Zweck die Aufforderung an die Autonutzer, immer mehr Autos in immer schnellerem Tempo in immer kürzerer Zeit durch und über die Verkehrsinfrastruktur zu jagen. Denn nur so kommt eine Maximierung der Streckenzurücklegungen pro Zeit zustande.

Daraus würde folgen: Brücken als Teile der Infrastruktur sind Geräteteile, die, um ihre Produktivität steigern zu können, dazu auffordern, die Anzahl der Autos zu vergrößern. Je mehr Brücken wir bauen, umso stärker wird der Verkehr wachsen, umso notwendiger wird der weitere Bau von Brücken und Straßen werden, da ja das Straßennetz produktiver werden muss, was zu mehr Autos führt, was weitere Straßen und Brücken notwendig macht, die wiederum …

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Anastasios71 / shutterstock

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Kommentare (11)

11 Kommentare zu: “Gedankenknoten – Technikphilosophie 02 | Von Bernd Lukoschik

  1. KaraHasan sagt:

    Herr Lukoschik, können sie mal bei einem Beitrag philosophieren, warum reinrassige Hunde eher zu Krankeiten neigen, und warum Deutschland daher von Migration abhängig ist, damit nicht der Verdacht aufkommt, in "apolut" würden zu viele Rechtsradikale rumlummern. Um das Gerede zu entkräften, dass sich auch hier Mitglieder herumtreiben würden, die von der drohenden "Umvolkung" fantasieren.

  2. vizero 13 sagt:

    Das Ganze begründet sich doch nur auf die kapitalistische Notwendgigkeit des Wachstums, ohne das bzw. die dazugehörige Ideologie ist das alles Mumpitz.

    • KaraHasan sagt:

      Das kapitalistisch notwendige Wachstum in Deutschland hatte vor allem die Aufgabe, die Inflation zu kompensieren. Die Inflation dagegen ist dafür geeignet, die Realschulden zu tilgen. Also nehmen wir neue Schulden auf, um den Wachstum zu fördern. Das funktioniert für Deutschland umso besser, wenn der Welthandel in Euro abgewickelt wird.

  3. Bernd Lukoschik will also sagen, dass je mehr Waffen man baut, desto mehr Kriege gibt es, desto mehr Waffen müssen gebaut werden… usw. usf.
    Also nein, da gehe ich nicht mit. Ich kaufe mir kein Auto, nur damit ich über eine dafür gebaute Brücke komme. Gedankengut bzw. eine Philosophie, wie in diesem Beitrag hier, hat bei mir keine Chance und das hat einen Grund… Ich muss nicht jeden Unsinn mitmachen, den Philosophen in die Welt setzen.

    • KaraHasan sagt:

      Je mehr Waffen man baut, umso mehr Waffen muss man verhökern (Bzw. im Handel gewinnbringend entsorgen), um Platz für die nächste Generation von Waffen zu schaffen.

  4. sandra beimer sagt:

    OIrgendjemand hier der Steine auf den Google-Bus geworfen hat? Kurzfassung: Google baut eine Buslinie um seinen Angestellten bessere Bedingungen zu bieten. Die Mieten um die Haltestellen explodieren. Die protestierenden Anwohner schmeissen die Scheiben eines Buses ein.

    Google hätte Hilfreich für die gesammte Gemeinschaft sein können (angenommen sie hätten ihren Hintergrund an Nachrichtendienstlern irgendwie abgeschüttelt). Stattdessen sind sie den einfachen Weg gegangen, den ohne genaues Beobachten der Effekte die ihr Tun hat.

    • KaraHasan sagt:

      Alles was sie von sich äußern, wird festgehalten und kann irgendwann gegen sie benutzt werden, daher kann man die Erwartung von Therapeuten nicht verstehen, mehr über ihre Patienten erfahren zu wollen. So ist auch Google zu betrachten. Algorythmen in Suchmaschinen sind imstande, eine Psychoanalysen mit den Usern zu betreiben. Dabei werden Informationen gefördert, die man ganz bestimmt keinen privaten Investor überlassen will. Oder anders gesagt, "Man wird google nicht sich selbst überlassen"

  5. Weniger Autos durch Lösung des Weltbevölkerungswachstumsproblems:

    Wenn es mehr bezahlbare Wohnungen gäbe, dann könnten Berufstätige leichter in die Nähe ihres Arbeitsortes ziehen und bräuchten kein Auto, sondern nur ein Fahrrad. Schuld am Wohnraumproblem ist global das Weltbevölkerungswachstum, da die Menschheit jährlich um 40 Millionen Menschen wächst, die neuen Wohnraum benötigen und die um den vorhandenen Wohnraum konkurrieren. Wegen des Bevölkerungswachstums werden die Menschen verarmt und gezwungen, in andere Länder zu flüchten.

    • vizero 13 sagt:

      Noch besser: die ganzen Bullshitjobs und die geplante Obsoleszenz abschaffen/verbieten, dann kann die Regelarbeitszeit auf 4h/Woche reduziert werden bei vollem Lohnausgleich, man braucht nur noch 5 % der Autos, die dann reihum benutzt werden (oder man braucht keines mehr). Das spart dann Energie, Ressourcen und Umweltdreck, und, auch in Verbindung mit Deinen Vorschlägen wird auch das Verkehrsaufkommen drastisch reduziert.

    • vizero 13 sagt:

      Das Weltbevölkerungswachstum nimmt übrigens ab. Voraussichtlich werde wir uns bei ca 10 Mrd. einpendeln. Das Wohnraumproblem existiert so eigentlich nciht (bei uns zumindest), denn es ist mehr als genug da. Nur steht vieles ungenutzt rum, aus Spekulationsgründen oder auch wegen Eigennutz von Leuten mit zu viel Geld.

    • KaraHasan sagt:

      So ist es Carsten. Die Sklaven von heute werden nicht mehr verschleppt, sie werde dazu genötigt nach Deutschland zu flüchten. Deutschland braucht nun einmal junges Personal, damit die Industrie wegen mangels Arbeitskräften nicht auswandert. Was die geflüchteten Sklaven betrifft, werden diese nicht mehr mit der ledernen Peitsche, sondern mit der psychodynamischen Peitsche zur Leistung motiviert. Aber damit diese psychodynamische Peitsche induktiv greifen kann, müssen diese Sklaven erst einmal in den Deutschkurs.

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