Gedankenknoten sind kleine Texte, die philosophische Probleme erörtern, Fragestellungen aufwerfen und den Leser ins Grübeln bringen. Vom Altertum bis zur Moderne werden Begriffe besprochen, die zum Hinterfragen anregen und das philosophische Problematisieren schulen.
Das Thema heute: Ethik
Die utilitaristische Ethik: ein Sprachproblem
Der Utilitarismus bestimmt diejenige Handlung als moralisch richtig, die für den Handelnden und alle von der Tat Betroffenen das größtmögliche Glück bewirkt.
Als diese Ethik entwickelt wurde, stellte sie einen großen Fortschritt dar, vor allem als Kontrastprogramm zu den bis dahin religiös begründeten Befehls- und Pflichtethiken. Nun war Ethik nämlich nicht mehr an eine jenseitige Instanz gebunden und von ihr begründet, sondern sollte die Funktion haben, zum innerweltlichen Wohl der Menschen beizutragen. Auch dem altruistischen Element, das man bei einer Ethik erwartet, wird Rechnung getragen, insofern ja die Interessen aller Betroffenen berücksichtigt werden sollen, nicht nur die des Handelnden selbst. Sowohl der Selbstliebe als auch dem Altruismus scheint damit diese Ethik Raum zu geben. Also eine gelungene weltbezogene Moraltheorie?
Der australische Philosoph John Leslie Mackie, als Ethiker Vertragstheoretiker, kritisiert den Utilitarismus herb als „Ethik der Illusionen“ und als „Mythos“. Dies insbesondere mit dem Hinweis, hier liege gewissermaßen ein Sprachtrick vor:
Natürlich streben alle Menschen nach Glück. Die Rede von „dem Glück“ lege aber nahe, dass es für alle etwas Gleichartiges gebe, das sie erstreben, dass ein gemeinsamer Maßstab, eine gemeinsame gleich geartete Glückseinheit all ihren Interessen, Bedürfnissen und Vorstellungen vom eigenen Wohl zugrunde liege. Das inhaltlich umfassende Wort Glück suggeriert, alle Menschen seien im Prinzip auf das gleiche Lebensziel ausgerichtet und unterschieden sich darin nur unwesentlich und graduell. Nur so können die Glücksempfindungen im utilitaristischen Kalkül „aufaddiert“ und gegeneinander „verrechnet“ werden.
Ein solches Glück aller und für alle gibt es natürlich nicht. Es kann daher auch nicht Grundlage eines moralischen Gebots sein. Der Utilitarismus ist unmöglich.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: Anastasios71 / shutterstock
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