Die epische Show im Weißen Haus und ihre drastischen Folgen
Ein Meinungsbeitrag von Sabiene Jahn.
Den Ort und das Datum wird man sich merken: Washington D.C. am 28. Februar 2025 – Es war die wohl absurdeste Episode der modernen Diplomatie: Ein öffentliches Wortgefecht zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald J. Trump, und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, das sich zu einer Mischung aus „Big Brother“, Wrestling-Show und Shakespeare’schem Drama entwickelte. Schauplatz: Das Oval Office.
Ordentlich Rums machte es dort. Es wurde geschrien, beschuldigt, geifernd argumentiert, und am Ende stand ein Ergebnis, das sich schon lange abgezeichnet hatte, aber kaum vorstellbar war: Die USA ziehen sich aus der Unterstützung der Ukraine zurück – und Selenskyj könnte möglicherweise ab Wochenende schon seinen Job verlieren. Was genau passierte da eigentlich? Welche Akteure spielten welche Rollen? Und warum sieht Europa nun aus wie der letzte Verlierer auf dem diplomatischen Schachbrett?
Die große Live-Show: Trump zerlegt Selenskij
Dass Trump für Reality-TV-ähnliche Inszenierungen bekannt ist, ist nichts Neues. Doch dass ein Präsident ein anderes Staatsoberhaupt vor laufenden Kameras so demontiert, das hatte es in dieser Form noch nicht gegeben.
Akt 1: Der Showdown beginnt - Alles begann mit einem geplanten Treffen im Weißen Haus. Selenskyj wollte einen Rohstoffdeal unterzeichnen, der der Ukraine finanzielle Sicherheit verschaffen sollte – zumindest dachte er das. Doch was folgte, war eine beispiellose Demütigung. Als ein Reporter Trump sinngemäss fragte, ob er ein Kriegstreiber oder Friedensstifter sei, antwortete Trump mit der gewohnt dramatischen Pose, "Wir müssen Frieden machen, sonst riskieren wir den dritten Weltkrieg!"
Dann drehte sich die Kamera zu Selenskij, und der ukrainische Präsident bekam eine Frage gestellt, die seine Fassung ins Wanken brachte, "Herr Selenskjj, wie sehen Sie Ihre Rolle als Friedensstifter? Und warum tragen Sie eigentlich keinen Anzug?" Ein scheinbar belangloser Kommentar, der aber die Atmosphäre zum Knistern brachte. Selenskij, der sich offenbar in einem Drehbuch der eigenen Selbstüberschätzung verloren hatte, versuchte, Trump in eine pro-ukrainische Position zu drängen. Doch der ehemalige Reality-Star Donald Trump ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin ein Vermittler. Ich bin nicht auf einer Seite.“
Selenskij, sichtlich genervt wiederholt einem Papageien ähnlich das einstudierte Drehbuch, "Russland wird nicht aufhören… Es wird nach der Ukraine auch Polen, das Baltikum.. und vielleicht die USA angreifen!" Das war der Moment, in dem Trump vollends die Geduld verlor.
Akt 2: Trumps Atombombe – „Ihr seid undankbar!“ – J.D. Vance, Trumps Vize und rechte Hand des Präsidenten, fasste die Situation unverblümt zusammen: „Herr Selenskjj, finden Sie es angemessen, ins Oval Office zu kommen und den Präsidenten der Vereinigten Staaten anzugreifen, der versucht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern?“
Selenskij, spürbar angeschlagen, versuchte mit moralischen Appellen zu kontern. Doch Trump ließ ihm keine Chance: „Ihr habt nie Danke gesagt! Die USA haben euch 350 Milliarden Dollar gegeben! Ohne unsere Waffen wäre der Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen!“ Als Selenskij trotzig erwiderte, dass der Krieg laut Putin in „drei Tagen“ vorbei gewesen wäre, nutzte Trump den Moment für einen letzten Dolchstoß, "dann solltet ihr besser eure Karten gut spielen – denn im Moment habt ihr keine!" Selenskyj war endgültig entzaubert. Die Demaskierung war komplett.
Diese Konfrontation war nicht nur ein persönlicher Schlagabtausch, sondern ein Machtbeben innerhalb des Westens. Es zeigte sich: Der Westen ist nicht mehr geeint – es gibt zwei rivalisierende Blöcke:
Die Trump-Fraktion – Der neue „Realismus“ des Westens. Denn diese Gruppe will einen radikalen Kurswechsel, wenn man ihnen glauben kann, weg von endlosen Kriegen und rein transaktionaler Diplomatie. Sie stellt sich offen gegen das neokonservative Establishment. Trump möchte eine Neuausrichtung der US-Politik, J.D. Vance strebt als „Young Gun“ den neuen Konservatismus an. Elon Musk wurde mit Starlink ein entscheidender Akteur und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán ist vielleicht der treueste europäische Trump-Verbündete, währenddessen Giorgia Meloni (Italien) strategisch zwar auf zwei Gleisen fährt, aber Trump unterstützt sowie Nigel Farage (UK), der als Brexit-Architekt von sich hören lies und Trump als Vorbild sieht. Diese Fraktion sieht sich als neue „Realisten“ im Westen, die mit Russland Verhandlungen suchen, Europa schwächen und den USA wieder wirtschaftliche Vorteile verschaffen wollen. Anders die Gruppe 2.
- Die Neokonservativen und das alte Establishment. Diese Gruppe will den bisherigen Kurs fortsetzen: USA als globale Ordnungsmacht, Europa als treuer Vasall und Russland als ewiger Feind. Ihr wichtiger Vertreter, der für das alte transatlantische Modell stand, war Ex-Präsident Joe Biden, Antony Blinken, Ex-Außenminister und einer der stärksten Befürworter der Ukraine. Victoria Nuland, neben Joe Biden die federführende Architektin der Ukraine-Politik seit 2014 und Jake Sullivan, Bidens Ex-Sicherheitsberater, der die US-Interventionen steuerte. Auch Emmanuel Macron (Frankreich) ist dieser Gruppe zuzuordnen, der Trump zu einer „pro-ukrainischen“ Politik drängen wollte. Ursula von der Leyen (EU), die treibende Kraft hinter den EU-Sanktionen gegen Russland und es ist Olaf Scholz, der alte Kanzler und Friedrich Merz, der neue, die sich beide als „verlässliche Partner“ der USA präsentieren wollten. Ziel dieser Gruppe ist die Fortsetzung des Ukraine-Kriegs, völlige Isolation Russlands und den Ausbau der NATO. Doch der Trump-Flügel schlägt zurück – und hat mehr Momentum.
Reality-TV oder geostrategische Zeitenwende?
War dieses Spektakel im Weißen Haus nun eine Inszenierung oder spontane Eskalation? Trump ist bekannt für seine Inszenierungen – aber das hier war mehr als nur Show. Es war offenbar eine klare Botschaft an die Welt: „Der alte Westen existiert nicht mehr.“ In diesem Moment fiel die westliche Einheitsfassade. Die neue Realität.
Schliesslich folgte auch Akt 3: Diese epische Demütigung hatte direkte Folgen: Trump sagt das gemeinsame Essen ab, Selenskij verlässt das Weisse Haus. Sofortiger Stopp der US-Waffenlieferungen. Trump setzte so seine Ankündigung aus Januar um und drehte der Ukraine den Geldhahn zu. Die Frage der Neuwahl wird unumgänglich und womöglich auch Selenskijs Karriereende. Denn Im ukrainischen Parlament wurde umgehend ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet – eine Art „Notfallplan“, um den Scherbenhaufen irgendwie zu retten. Unerwartet erwägt Tech-Milliardär Elon Musk nun doch sein Satellitensystem Starlink abzuschalten.
Die letzten europäischen Unterstützer in Panik
Nachdem sowohl Emmanuel Macron (Frankreich) als auch Keir Starmer (Grossbritannien) in ihren diplomatischen Missionen in Washington gescheitert waren, wurde endgültig klar: Europa steht alleine da. Und Medwedew feierte offenbar einen Triumph – gewohnt rauhbeinig. Diese Entwicklung hat Europa in eine katastrophale Lage gebracht. Seit Jahren warnten sicherheitspolitische Experten davor, sich zu sehr auf die USA zu verlassen. Nun ist das Worst-Case-Szenario eingetreten: Washington wendet sich ab. Macron hatte in der Woche zuvor noch versucht, Trump zu überreden, Sicherheitsgarantien für französische und britische Truppen in der Ukraine zu geben. Vergeblich. Keir Starmer, der britische Premierminister, versuchte dasselbe – ebenfalls ohne Erfolg. „Wir stehen nackt da“, klagte eine Analystin im britischen Fernsehen.
Die EU kann sich keine weiteren Waffenlieferungen leisten, Deutschland hat nicht einmal genug Munition für eine Woche, munkeln Experten, und die Stimmung in den osteuropäischen Ländern schwankt zwischen Panik und Resignation.
Trump als neuer „Big Brother“ – das Ende der Illusionen
Donald Trump hat in dieser einen Woche nicht nur Selenskyj, sondern auch ganz Europa auf den Boden der Realität zurückgeholt. Sein Ansatz: brutale Ehrlichkeit, knallharte Machtpolitik und der Verzicht auf das übliche diplomatische Theater. Selenskij war für Trump nie mehr als eine Figur in einem Spiel – ein abgenutzter Bauer, der jetzt geopfert wird, um Platz für einen neuen „Spieler“ in der Ukraine zu machen.
Für Europa bedeutet das, keine Sicherheitsgarantien mehr aus den USA zu haben. Eine geopolitische Neuordnung, bei der Russland nun als Sieger dasteht. Ein erzwungener Wandel der europäischen Sicherheitsstrategie quasi. Was einst als „Wertegemeinschaft“ zwischen Europa und den USA verkauft wurde, ist nun endgültig entzaubert. In Wahrheit war es eine Geschäftsbeziehung, wie wir wissen, und Trump hat die Rechnung präsentiert. Bleibt eine Frage offen: Wie lange dauert es, bis Europa und insbesondere Deutschland erkennt, dass es sich selbst helfen muss – ohne den großen Bruder aus Übersee.
Russland sieht möglicherweise keinen Grund für Illusionen, keinen echten Kurswechsel, sondern lediglich eine Anpassung der Strategie. Die Militärhilfe wird vielleicht anders organisiert, der Ton wird sich verändern – doch die geopolitische Logik bleibt bestehen. Der militärische Konflikt muss daher zu Ende geführt werden, denn die Ukraine bleibt ein strategisches Objekt des Westens, unabhängig vom Personalwechsel in Washington. Und ist es nicht auch so, dass die USA in der Vergangenheit nun schon mehrfach bewiesen hat, dass sie mit flexiblen Strategien arbeiten – die Ziele blieben jedoch immer bestehen. Das bedeutet für Moskau, dass der Druck auf die Ukraine aufrechterhalten werden muss, unabhängig davon, ob Washington vorübergehend eine diplomatische Show inszeniert oder nicht.
Quellen und Anmerkungen:
4) https://www.theguardian.com/us-news/2025/feb/28/trump-zelenskyy-meeting-transcript
5) https://en.m.wikipedia.org/wiki/Neoconservatism_in_the_Czech_Republic
7) https://apnews.com/article/russia-ukraine-war-trump-talks-ceasefire-00af5f61f1faf41e78a3b4e072c21a14
8) https://www.britannica.com/topic/neoconservatism
9) https://globalnews.ca/news/11059529/transcript-trump-zelenskyy-vance-meeting/
10) https://edition.cnn.com/politics/live-news/trump-zelensky-news-02-28-25/index.html
11) https://edition.cnn.com/2019/09/25/politics/donald-trump-ukraine-transcript-call/index.html
+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin: https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung
Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/
+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte in den Sozialen Medien. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.
+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/
+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut