Wie Sprache Gegner köpft und Demokratie zerfrisst
Ein Kommentar von Janine Beicht.
In Deutschland, das sich selbst als Hort der Toleranz, Vielfalt und Vernunft feiert, blüht eine perfide Kunst: Die rhetorische Herabwürdigung. Politiker, Medien und selbsternannte Wächter der Moral greifen nicht zu Argumenten, sondern zu verbalen Keulen, um Gegner zu vernichten. Ein Kothaufen-Emoji für die AfD [1] in einem Diagramm, Begriffe wie „Rechtsextremisten“, „Aluhüte“ oder „Querdenker mit Brett vorm Kopf“, diese Sprachschläge sind kein Zufall, sondern eine gezielte Methode, um Diskurs zu ersticken und Macht zu zementieren. Was als moralische Warnung getarnt ist, entpuppt sich als Angriff auf die Grundpfeiler der wahren Demokratie. Willkommen in einer Ära, in der Worte nicht Brücken bauen, sondern tiefe Gräben reißen.
Symbolik als Waffe der Ausgrenzung
Ein Kothaufen-Emoji ist kein harmloser Scherz. Als die amtierende Koalitionspartei SPD, die AfD in einem Diagramm so darstellte, war die Botschaft unmissverständlich: Hier gibt es nichts zu debattieren, nur etwas zu verachten. Eine solche Symbolik ist ein Schlag in die Magengrube der Vernunft. Sie wirkt schneller als jedes Argument, weil sie Emotionen wie Ekel und Abscheu weckt. Selbst nach der Löschung eines solchen Bildes bleibt der Nachhall: Der Gegner ist minderwertig, unwürdig, ein Aussätziger. Ähnlich funktionieren Begriffe wie „Blinddarm der Gesellschaft“ für Corona-Kritiker oder „Nazis keulen“ als Aufruf zur verbalen Gewalt.
„Wäre die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so Schlimmes? Sie würde ja nicht in der Mitte auseinanderbrechen, sondern ziemlich weit rechts unten. Und so ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes.“ (Sarah Bosetti) [2]
Diese Bilder und Worte, von Personen der Öffentlichkeit ausgesprochen, reduzieren den Gegner auf etwas, das keinen Respekt verdient, und machen ihn erst zum Feindbild und damit zum Freiwild. Wenn politische Personen, zum Beispiel einem AfD-Vertreter, den Handschlag verweigern [3], ist das kein Akt der Courage, sondern ein Zeichen für die Normalisierung der Entmenschlichung. Der Gegner wird nicht nur rhetorisch, sondern auch gesellschaftlich ausgegrenzt.
Entmenschlichung: Ein historisches Gift in moderner Verpackung
Diese Methode ist uralt. Im Nationalsozialismus wurden Gegner als „Ungeziefer“ oder „Volksschädlinge“ diffamiert, um ihre Vernichtung zu legitimieren. Das Duden-Wörterbuch, das heute auf genderneutrale Anrede verweist, enthielt in den 1930er Jahren Begriffe wie „Rassenschande“ und „Vierteljude“ – ein eindrücklicher Beleg dafür, wie Sprache Machtstrukturen stützt und Wahrnehmung beeinflusst, wie auch Journalist Jan Mohnhaupt klar herausstellt:
„Wenn Sie einen Menschen eine Wanze nennen, bedeutet das, dass Sie die Absicht haben, ihn wie eine Wanze zu behandeln.“ [4]
Auch in der DDR wurden politische Gegner und Abweichler regelmäßig durch Sprache entmenschlicht. Kritiker der SED wurden oft als „Konterrevolutionäre“ [5], „Staatsfeinde“ oder „bürgerliche Hetzer“ diffamiert, um ihre Ausgrenzung und strafrechtliche Verfolgung zu rechtfertigen. Oppositionelle, die Ausreise oder reformorientierte Veränderungen forderten, erschienen in offiziellen Publikationen als „Klassenfeinde“ oder „soziale Parasiten“. Selbst Begriffe wie „Republikflüchtling“ wurden negativ konnotiert, um Menschen, die aus dem Land fliehen wollten, zu delegitimieren. [6]
Heute sind die Begriffe subtiler, aber die Mechanik bleibt gleich. Corona-Kritiker werden systematisch als „Aluhüte“, „Corona-Leugner“ oder „Verschwörungstheoretiker“ [7] diffamiert, AfD-Mitglieder als „Faschos“ und „Rechtsextremisten“ abgestempelt [8], und je nach politischem oder medialem Kontext erhalten andere Gegner ähnliche abwertende Zuschreibungen. Solche Bezeichnungen erscheinen auf den ersten Blick wie Einordnungen, sie sind es aber nicht: Sie transportieren implizit negative Eigenschaften und reduzieren den Diskussionspartner auf ein vorgegebenes Stereotyp. Victor Klemperer brachte es 1947 treffend auf den Punkt:
Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da. [9]
Sprachwissenschaftlich handelt es sich hierbei um Bezeichnungshandlungen, die den Gegner aus dem Diskurs entfernen, indem sie ihn entmenschlichen oder als illegitim darstellen [10]. Durch diese Mechanismen wird der Adressat nicht als Gesprächspartner wahrgenommen, sondern als Ziel, das kritisiert, delegitimiert oder ausgeschlossen werden kann. Auf diese Weise verschiebt sich die Debatte von inhaltlicher Auseinandersetzung zu moralischer oder symbolischer Abwertung, der eigentliche Diskurs wird systematisch untergraben.
Empörung als Totschlagargument
Nichts ist bequemer, als sich in künstlicher Empörung zu suhlen. „Unverschämtheit!“, rufen die selbsternannten Tugendwächter, vor allem auf der linken Seite des politischen Spektrums –, während sie mit Begriffen wie „Nazis“ oder „gegen Hass und Hetze“ um sich werfen. Wie Herbert George Wells es treffend formulierte:
„Moralische Entrüstung ist Eifersucht mit einem Heiligenschein“. [11]
Diese gespielte Wut ist kein Ausdruck von Moral, sondern ein Manipulationsmittel, um Argumente zu umgehen.
Die Correctiv-Aktion, die ein „Geheimtreffen“ mit angeblichen „Deportationsplänen“ [12] skandalisierte, ist ein Paradebeispiel: Obwohl die Geschichte widerlegt wurde [13], bleibt das Bild in den Köpfen, weil Emotionen wie Hass und Angst stärker wirken als Fakten. Auch Demonstrationen gegen Rechts, finanziert aus Steuertöpfen, und orchestriert über NGOs, folgen demselben Prinzip: Sie inszenieren Empörung und bedrohte Öffentlichkeit, während der Dialog in den Hintergrund tritt. Solche Maßnahmen dienen weniger der Aufklärung als der gezielten Stimmungsmache, um Gegner zu delegitimieren und die Wahrnehmung zu steuern.
Anstatt Lösungen zu liefern oder sich ernsthaft mit Gegenpositionen auseinanderzusetzen, manipulieren sie die öffentliche Meinung, während jene, die vorgeben, das Böse zu bekämpfen, genau die Methoden einsetzen, die sie angeblich verurteilen, um ihre eigene Agenda durchzusetzen. [14]
Die Werkzeugkiste der Herabsetzung
Die Sprachwissenschaft hat die Mechanismen der Herabwürdigung minutiös zerlegt. Metaphern wie „Ratten“ für AfD-Wähler [15], wie sie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Rede 2020 verwendete, oder Begriffe wie „asoziale Vollidioten“ [16] für Corona-Kritiker, wie sie Christoph Waltz nannte, ziehen ihre Kraft aus Assoziationen mit Ungeziefer, Verachtung oder gesellschaftlichem Abschaum.
"Positionierungen können mittels Vergleich und Metapher vorgenommen werden. Während Vergleiche den Gegenstand explizit verbinden, geschieht dies bei Metaphern implizit [...]. Metaphern und Vergleiche übertragen Wertungen auf den referenzierten Gegenstand [...]. Typisch sind Metaphern aus den Bereichen Tier, Krankheit, Katastrophe und Kriminalität [...]." (Joachim Scharloth) [10]
Wortbildungen verstärken diesen Effekt: Diminutive wie „Schwurbler“ für Impfskeptiker oder Präfixe wie „un-“ in „Ungeimpfte“, wie sie in der Pandemie oft impliziert wurden, tragen negative Wertungen direkt in die Sprache. Schimpfwörter wie „Covidioten“, wie sie SPD-Chefin Saskia Esken für Maßnahmenkritiker verwendete [17], oder „Feiglinge“ und „Angsthasen“, wie Dolly Parton Impfkritiker nannte [18], sind noch direkter: Sie kategorisieren und entwerten zugleich, indem sie Dummheit oder Feigheit zuschreiben, Eigenschaften, die gesellschaftlich verpönt sind.
Der kollektive Singular, etwa „der Querdenker“ in Medienberichten über Corona-Proteste, insinuiert einen negativen Idealtypus und schreibt ganzen Gruppen Eigenschaften wie Irrationalität oder Gefährdung zu. Ähnlich werden AfD-Wähler sprachlich pauschalisiert: Formulierungen wie „Der AfD-Wähler steht für Intoleranz und Rückwärtsgewandtheit“ [19] reduzieren die gesamte Gruppe auf ein negativ konnotiertes Idealbild. Aufzählungen wie „Querdenker, Coronaleugner, Rechte“ in Talkshows schaffen eine scheinbare Einheit, die negativ bewertet wird, ohne die Gemeinsamkeit explizit zu benennen; dies zeigt sich auch bei „Nazis, Populisten, AfD-Anhänger“, wo durch die Aneinanderreihung ein implizit negatives Bild erzeugt wird.
Präsuppositionen, etwa in Aussagen wie „Impfen ist gelebte Solidarität“ von Harald Lesch [20], setzen voraus, dass Nichtimpfende egoistisch sind, ohne dies zu beweisen. Vergleichbar werden AfD-Wähler implizit negativ bewertet: Sätze wie „Wer AfD wählt, gefährdet die Demokratie“ [21] unterstellen automatisch, dass die Wahl schädlich für die Demokratie ist. Auch metonymische Generalisierungen wie „In Sachsen sieht man, was AfD-Wähler denken“ übertragen einzelne Beispiele auf eine ganze Gruppe, wodurch stereotype Sichtweisen verstärkt werden. Behauptungen, wie die des sogenannten Extremismusforschers Matthias Quent, wie Angst und Hass treibe AfD-Wähler an, verdeutlichen, wie emotional negative Eigenschaften einer gesamten Gruppe zugeschrieben werden, ohne differenzierte Betrachtung.
"Die AfD ist die größte Gefahr für die Demokratie, auch für den inneren Frieden in Deutschland. Daran besteht kein Zweifel. Das ist nicht erst seit gestern so. Es gibt eine Aufstachelung, eine systematische Radikalisierung auch von Menschen, die vielleicht erst über sogenannte Protestmotive dorthin gekommen sind – in ein Gravitationsfeld, in den sozialen Medien, wo eine ständige Angstmache betrieben wird, eine Untergangsstimmung verbreitet wird mit der Aussage ‚Die AfD ist die letzte Chance, die Deutschland noch retten kann.‘“ [21]
Diese sprachlichen Muster sind keine Zufälle, sondern gezielte Werkzeuge, um Gegner unsichtbar zu machen.
Corona: Der Beginn der Herabwürdigung
Die Corona-Pandemie wurde zum Schlachtfeld rhetorischer Vernichtung. Impfbefürworter wie Jörg Kachelmann, der Ungeimpfte als „menschenverachtendes Schwurbelelend“ bezeichnete [22], oder Björn Both, der Impfgegnern mit „gepflegt die Fresse polieren“ drohte [23], setzten auf aggressive Entmenschlichung. Menschen wurden einfach so öffentlich, als „asoziale Ärsche“ oder als „Ratten in der Zeit der Pest“ diffamiert, wie Dietmar Wischmeyer vom RBB [24] und Jan Böhmermann vom ZDF [25] es taten.
„Bis der letzte Impfgegner nicht ausgerottet ist, wird’s wahrscheinlich immer noch so weitergehen. Das müssen wir jetzt auch sagen in der Sendung, dass wir uns alle geimpft haben und das toll finden, und alle, die sich nicht impfen lassen, sind asoziale Ärsche.“ (Dietmar Wischmeyer) [24]
Selbst moderate Stimmen wie Eva Herzig [26], die ihre Impfskepsis aus beruflichen Zwängen reflektierte, oder Ulrike Guérot [27], die 2G als Verletzung demokratischer Prinzipien kritisierte, wurden als „Schwurbler“ oder „Demokratiegefährder“ abgestempelt und in ihrer Existenz enorm unter Druck gesetzt. Prominente wie Frank Ulrich Montgomery verstärkten den Druck, indem sie Ungeimpfte als „Tyrannei“ brandmarkten [28]. Die Botschaft war eindeutig: Wer sich nicht impft, ist ein egoistischer Gefährder.
Kritische Analysen wie die von John Ioannidis, der Kollateralschäden der Maßnahmen betonte, wurden sofort in seiner Expertise verunglimpft [29]. Diese Polarisierung machte Dialog unmöglich: Entweder man war Teil der neuen „solidarischen“ Mehrheit, oder wurde zu einem gesellschaftlichen Aussätzigen.
Medien als Brandbeschleuniger
Medien sind die Lautsprecher dieser Herabwürdigungen, weil es weit einfacher ist, polemisches Gift zu versprühen, als eine fundierte, sachliche Debatte zu führen. Sie fungieren dabei auch gerne als Sprachrohr politischer Narrative, indem sie bestimmte Sichtweisen einseitig verstärken und die öffentliche Wahrnehmung steuern. Sie greifen gezielt auf emotionale Trigger zurück, um Gegner zu delegitimieren und komplexe Themen auf reißerische Schlagwörter zu reduzieren.
Die Correctiv-Aktion ist ein Paradebeispiel: Mit der Behauptung eines „Geheimtreffens“ und „Deportationsplänen“ wurden die AfD und ihre Wähler in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt, ein Framing, das historische Traumata aktiviert und tief sitzende Ängste weckt. Der Schaden bleibt bis heute bestehen, weil Emotionen die Wahrnehmung dauerhaft prägen. Ebenso wurden Corona-Maßnahmen als alternativlos dargestellt, während kritische Stimmen systematisch marginalisiert wurden.
Medien steuern die öffentliche Meinung, indem sie Gegner mit Nazi-Vergleichen oder abwertenden Labels entmenschlichen. Solche Begriffe, gepaart mit dem inflationären Einsatz des Nazi-Framings gegen Maßnahmenkritiker oder AfD-Wähler, machen rationale Diskussionen unmöglich. Prominente Politiker und Medienschaffende verstärkten die Spaltung, indem sie abweichende Meinungen als moralisches Versagen oder gar als rechtsextrem diffamierten. Medien und ihre Multiplikatoren reduzieren damit komplexe gesellschaftliche Fragen auf binäre Narrative von „gut“ und „böse“, weil sie keine fundierten Gegenpositionen haben und argumentativ nicht bestehen können. Andersdenkende werden systematisch in die negativen Ecken katapultiert, um die eigene Deutungshoheit zu sichern. Wie Jean-Jacques Rousseau bereits erkannte:
"Beleidigungen sind die Argumente derer, die unrecht haben." (Jean-Jacques Rousseau) [30]
Doppelmoral im Gesetzesmantel
Während kritische Bürger von Politik und Medien systematisch diffamiert und beleidigt werden, zieht der Staat selbst eine heimtückische Waffe: Das Recht als Knüppel gegen freie Meinungsäußerung. Wer Politiker offen kritisiert oder die Regierung polemisch angreift, läuft Gefahr, von Meldeportalen denunziert zu werden, mit der Folge von Hausdurchsuchungen und gerichtlichen Verfahren. Seit der Verschärfung von § 188 StGB im Jahr 2021 [31], durchgesetzt von der Großen Koalition aus Union und SPD, drohen für Beleidigungen gegen Politiker, die deren „öffentliches Wirken erheblich erschweren“ könnten, bis zu drei Jahre Haft. Diese Regelung schützt Politiker über die Bevölkerung hinaus und verhöhnt den Gleichbehandlungsgrundsatz, ein eklatanter Widerspruch, wenn dieselben Politiker Kritiker als „Covidioten“ oder „Ratten“ verunglimpfen, ohne Konsequenzen zu fürchten.
Parteimitglieder nutzen den Paragraphen zunehmend, um missliebige Stimmen gezielt zu knebeln, während sie selbst mit herabwürdigender Rhetorik Gegner in die Nazi-Ecke drängen. Prominente Beispiele wie die Verfolgung eines Rentners, der Habeck als „Schwachkopf“ [33] bezeichnete, oder Fälle, in denen Social-Media-Nutzer wegen scheinbar harmloser Äußerungen wie „dämlich“ oder „unfähig“ belangt wurden, zeigen, wie der Paragraph instrumentalisiert wird. [33]
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch rechtfertigte dies mit der „historischen Verantwortung“ zum Schutz der Demokratie. [34] Doch wie schützt man eine Demokratie, indem man Worte kriminalisiert, während Politiker selbst Hass säen? Deutsche Behörden verfolgen Meinungsäußerungen aggressiver als jedes andere EU-Land, und der Raum des Sagbaren schrumpft unaufhaltsam. Das Motto „Bestrafe einen, erziehe hundert“ verwandelt den Rechtsstaat in einen Einschüchterungsstaat, der die Meinungsfreiheit nicht bewahrt, sondern stranguliert und damit die dunklen Schatten einer autoritären Vergangenheit heraufbeschwört.
Der Preis der Herabwürdigung: Gesellschaftliches Versagen
Wenn Sprache zur Waffe wird, leidet die Demokratie. Begriffe wie „Faschos“, „Aluhüte“ oder „Covidioten“ sind nicht nur Beleidigungen, sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Versagens. Sie signalisieren, dass der Diskurs durch moralische Hoheit ersetzt wurde. Wer Gegner entmenschlicht, muss sich nicht mit deren Argumenten auseinandersetzen, ein bequemer, aber gefährlicher Weg, der den öffentlichen Dialog zerstört. Dasselbe Muster zeigt sich in aktuellen Debatten: Menschen, die über Migration, Klimapolitik oder wirtschaftliche Ungleichheit kritisch sprechen, werden schnell als „rechtsradikal“, „Leugner“ oder „Nazis“ etikettiert, unabhängig davon, wie sachlich ihre Position ist. Diese Begriffe dienen weniger der Debatte als der Ausgrenzung und der Abwertung.
Vor allem Prominente und einflussreiche Akteure tragen dazu bei, diese Spaltung zu verstärken. Diese Form der sprachlichen Herabsetzung vermittelt: Wer nicht zustimmt, gehört nicht dazu. Sie schafft ein Klima, in dem sachliche Auseinandersetzung unmöglich wird. Das Phänomen ist nicht nur auf Corona oder die AfD beschränkt. In der Klimadebatte werden Menschen, die skeptisch gegenüber bestimmten Maßnahmen sind, schnell als „Klimaleugner“ abgestempelt, obwohl sie auf wissenschaftliche Unsicherheiten oder ökonomische Konsequenzen hinweisen. In der politischen Arena werden Gegner inzwischen inflationär als „Nazis“, „Populisten“ oder „Brandstifter“ bezeichnet, ohne dass deren Argumente geprüft werden. Ähnlich verhält es sich in der Debatte über Krieg: Menschen, die den Krieg ablehnen oder auf diplomatische Lösungen pochen, werden reflexartig zu „Putinverstehern“ degradiert, unabhängig von der Komplexität ihrer Position.
Dabei bedienen sie sich auch der dystopischen Werkzeuge der Verzerrung, verdrehen die Wahrheit ins glatte Gegenteil und nennen es dann „Diskurs“. Ein anschauliches Beispiel, wie das Magazin Eurac Research diesen Mechanismus einsetzt, sieht man am folgenden Zitat:
„Sprache ist ein mächtiges Instrument und kann zur politischen Waffe werden. Über den gezielten Einsatz rhetorischer Strategien zur Verbreitung von Fehlinformationen über den Klimawandel.“ [35]
Dies illustriert, wie wissenschaftlich klingende Autorität instrumentalisiert wird, um Desinformation zu legitimieren und kritische Öffentlichkeit subtil zu manipulieren.
Sprache als Macht, nicht als Brücke
Rhetorische Herabwürdigung ist also keine Schwäche, sondern eine Strategie. Sie dient dazu, Macht zu sichern, Gegner zu delegitimieren und die Öffentlichkeit bewusst zu lenken. Von Kothaufen-Emojis bis zu „Querdenkern“ und „Rechtsextremisten“. Die Sprache des Hasses ist vielfältig, aber ihr Ziel ist stets dasselbe: Die Zerstörung der Debatte. Wir dürfen uns das nicht gefallen lassen. Demokratie ist kein Feigenblatt, das man sich über die Lippen klebt, während man Andersdenkende rhetorisch köpft. Sie lebt von Streit, Argumenten, Widerspruch, nicht von moralischer Selbstermächtigung und kollektiver Entrüstung. Wer schweigt, während Worte zu Waffen werden, macht sich mitschuldig an der Zerstörung des Diskurses. Wer wegschaut, akzeptiert die Entmenschlichung als Norm. Es ist Zeit, die verbale Guillotine zu stoppen, die Meinungen köpft, Debatten zerfrisst und die Demokratie aushöhlt. Wir müssen unsere Stimme erheben, die Instrumentalisierung von Sprache entlarven und jede Form von rhetorischer Gewalt zurückweisen. Wer Demokratie ernst meint, lässt sich nicht länger einschüchtern – weder durch Politik noch durch Medien noch durch das trügerische Schild der Empörung.
Quellen und Anmerkungen
[1] https://x.com/Georg_Pazderski/status/1972206630457823336
[2] https://x.com/sarahbosetti/status/1466829037645582341
[4] https://www.deutschlandfunk.de/jan-mohnhaupt-tiere-im-nationalsozialismus-leitrassen-und-100.html
[5] https://www.vorwaerts.de/geschichte/konterrevolutionare-verbrecher
[6] https://www.bpb.de/themen/deutsche-teilung/stasi/222243/das-feindbild-der-stasi/#footnote-target-1
[8] https://www.campact.de/rechtsextremismus/argumente-gegen-die-afd/
[9] https://www.sueddeutsche.de/politik/linguistik-von-der-wirkung-des-gifts-1.4552486
[11] https://www.aphorismen.de/zitat/220803
[12] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2025/01/15/faq-geheimplan-recherche-correctiv/
[14] https://www.karstennoack.de/dialektik-empoerung-rhetorik
[18] https://www.nachdenkseiten.de/?p=125781
[19] https://www.infosperber.ch/gesellschaft/migration/keine-toleranz-fuer-intoleranz-auch-fuer-die-afd/
[21] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-einstufung-verfassungsschutz-102.html
[22] https://www.nachdenkseiten.de/?p=128225
[23] https://www.nachdenkseiten.de/?p=126909
[24] https://www.nachdenkseiten.de/?p=126572
[25] https://www.nachdenkseiten.de/?p=128066
[30] https://www.aphorismen.de/zitat/15169
[31] https://www.buzer.de/gesetz/6165/al144303-0.htm
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bild: Silhouette einer Guillotine mit enthauptetem Leichnam daneben
Bildquelle: zef art / shutterstock
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