Die UNO – Machtinstrument gegen Korea (8)

Die Vereinten Nationen als Aggressor in Korea.

von Peter Frey.

Der Kampf gegen den Hitlerfaschismus im Zweiten Weltkrieg verdeckte, in wessen Interesse schon damals die Vereinten Nationen handelten – noch bevor sie überhaupt als Institution gegründet worden waren. Spätestens mit dem Korea-Krieg jedoch wurde ersichtlich, dass sie in erster Linie als Machtinstrument geschaffen und benutzt wurden – und es zuließen.

Mit dem offenen Ausbruch der militärischen Auseinandersetzungen um den 25. Juni 1950 herum war keinesfalls das millionenfache Sterben in Korea – so wie es dann geschah – zwangsläufig vorherbestimmt. Ohne die offene Intervention der USA und ihrer „Verbündeten“ wäre dieser Krieg wahrscheinlich sehr schnell zugunsten der Truppen aus dem Norden beendet gewesen. In Folge können wir davon ausgehen, dass auch die künstlich geschaffene Spaltung Koreas in zwei Staaten umgehend Geschichte gewesen wäre.

Dass dem nicht so war, kann mitnichten damit begründet werden, dass halt zwei das Gleiche taten. Das Engagement der Sowjetunion für Korea unterschied sich grundlegend von jenem der offenen Intervention der USA in Korea. Das war der qualitative Unterschied. Doch auch quantitativ lagen die von den beiden Supermächten eingesetzten Ressourcen um Welten auseinander. So, wie sich auch die Art und Weise der Kriegführung zwischen den Kontrahenten grundlegend unterschied. Dabei sollte sich das Szenario, was in Korea bis 1953 zu beobachten war, in ähnlicher Weise nur elf Jahre später in Vietnam wiederholen (1).

Vier Kriege in Einem

Um Ereignisse und Verlauf des Korea-Krieges richtig einschätzen zu können, ist die Betrachtung des Konflikts als dem einer Überlagerung diverser mit Gewalt zu erreichender Ziele sinnvoll.

  • Krieg gegen die eigene Bevölkerung (durch das US-Interessen genügende Regime des Syngman Rhee),
  • Krieg gegen Nordkorea im Kontext geostrategischer Interessen, nämlich
  • Krieg gegen China und die UdSSR (Rollback),
  • „Amerikas Interessen“, die ganz profanen wirtschaftlichen und politischen Interessen der Weltmacht.

Der Krieg gegen die eigene Bevölkerung begann bereits Jahre vor dem „offiziellen“ Korea-Krieg und wurde geführt von einer faschistoiden Clique um Syngman Rhee, mit Unterstützung ehemaliger japanischer Kollaborateure und sich gesellschaftlich und sozial als Verlierer fühlender Schichten von Fabrik- und Großgrundbesitzern – die aus dem Norden in den Süden gekommen waren. Dieses Machtkonstrukt war durch die Vereinigten Staaten von Amerika installiert worden und nur durch eben diese hatte es überleben können. Rhees Regime war im größten Teil der Bevölkerung – auch Südkoreas – zutiefst verhasst.

Jedwede wirtschaftliche und militärische Unterstützung für diese südkoreanische Regierung, so hoch sie auch ausgefallen wäre, hätte deren Sturz nicht verhindert. Der Süden Koreas lag wirtschaftlich darnieder, wurde von sozialen Unruhen und politischen Repressionen erschüttert. Der Norden konnte kaum als Schreckensbild herhalten, waren doch dort in kürzester Zeit – und im Prinzip unblutig – grundlegende soziale Reformen umgesetzt worden, was mit einer Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Mehrheit der Bevölkerung verbunden war.

Als der Korea-Krieg nun ausbrach, weitete sich der Terror gegen alles, was kommunistisch dachte oder von dem man dies einfach nur annahm, nochmals aus und hielt auch über die Jahre des Krieges an. Im gesamten Kriegsverlauf waren die Vereinten Nationen in Korea als Beobachter Zeuge von Verbrechen gegen die Menschlichkeit – und schwiegen.

Der völkerrechtswidrige Krieg der Völkervertretung

Wenn wir vom Begriff der „Vereinten Nationen“ sprechen, dann ist es immer wieder wichtig, zu unterscheiden zwischen der wertvollen Idee, einer Vision, die das friedliche Zusammenleben von Nationen und Völkern symbolisiert und andererseits dem Namen einer Institution, der diese Vision als schmückendes Kopftuch umgebunden wurde und die allen Menschen gemeinsame Ideale im Munde führt, um sie gleichzeitig dem Macht- und Herrschaftsgedanken zum Fraß vorzuwerfen.

Von Anfang an hatte sich die UNO der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Dominanz der neuen Weltmacht unterworfen. Mehr noch vertrat und stärkte sie unter dem Deckmantel der Vision einer Welt vereinter Nationen auch noch die Ideologie der sich selbst so nennenden westlichen Wertegemeinschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend von den Eliten der USA durchgesetzt wurde.

Bereits 1950, gerade mal fünf Jahre nach Gründung der UNO, unterwarfen sich deren Vertreter in ihrer großen Mehrheit auch den von der Weltmacht geschriebenen Narrativen und schrieben schon damals die jüngste Geschichte Koreas passend um. So passend, dass man auf Grundlage dieser vollkommen verzerrten Geschichtsschreibung – und nur auf dieser – in sich konsistente Schlussfolgerungen ziehen konnte. Die UNO hatte dieses Spiel schon mitgestaltet, als sie sich anmaßten, Wahlen unter UN-Kontrolle in Korea durchzusetzen, einem Land, dessen Souveränität nach dem Völkerrecht nie zur Disposition stand (2).

Ein Jahr später konsistierte sie nach von Gewalt überschatteten Scheinwahlen im südlichen Korea dem etablierten neuen Regime, die einzige legitime und durch freie, demokratische Wahlen gebildete Vertretung Koreas zu sein (3). Schließlich gaben sie sich 18 Monate später dafür her, einer „Polizeiaktion“ der USA in Korea (4) den völkerrechtlichen Segen zu geben (5) – eine vollständige Kapitulation vor der neuen Weltmacht. Sie würde im Folgenden einen barbarischen Vernichtungskrieg, gespickt mit zahlreichen Kriegsverbrechen, durch ihr Mandat decken.

Barbarische Kriegführung

Der Krieg, den die USA in Korea führten, war von Anfang an grausam und total. Das zeigte sich in ihrem Luftkrieg, dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen und der Beteiligung bis hin zur direkten Durchführung von Massakern an der Zivilbevölkerung. Man hat den nordkoreanischen Truppen und ihren Verbündeten nie etwas nachweisen können, was auch nur annähernd an die Dimension der Verbrechen gegen das Völkerrecht reichte, deren sich die Vereinigten Staaten von Amerika mit ihren südkoreanischen Proxies in Korea schuldig machten.

Die US-Truppen waren kaum im Land, als sie sich vor den nordkoreanischen Einheiten fluchtartig in Richtung Süden zurückziehen mussten. Flüchtlinge die keine flüchtigen US-Soldaten waren, „störten“ die Truppenbewegungen, weshalb pragmatische Lösungen gefunden werden mussten (b1).

Der letzte Absatz der Faksimilie klärt uns darüber auf, dass auf Flüchtlinge, welche Warnschüssen nicht genügend Beachtung schenkten – wie immer sich das auch die Strategen in Washington und Seoul gedacht hatten – scharf geschossen würde. John J. Muccio, damals US-Botschafter in Südkorea, hatte an einem Treffen mit hochrangigen US-Militärs teilgenommen, bei dem dieses Verfahren beschlossen worden war. Der Befehl wurde umgehend in der gesamten 8. US-Army verbreitet und seine Umsetzung rasch zur bitteren Wirklichkeit. Nur einen Tag später nahm das Verbrechen von No Gun Ri seinen Lauf (6).

Nachdem hunderte Flüchtlinge auf Waffen untersucht worden waren – wobei Messer als Waffen definiert und von den US-Soldaten aquiriert wurden – trieb man die Menschen auf eine Seitenstraße, wo sie unter das Feuer US-amerikanischer Kampfflugzeuge gerieten. Ebenfalls einen Tag zuvor hatten Marine-Piloten des US-Kriegschiffes Valley Forge eine Weisung erhalten, nach der sie bei ihren Einsätzen alle Menschenansammlungen ab acht bis zehn Personen als Feinde zu betrachten hätten (7). Auf dieser Befehlsgrundlage starben so bereits etwa 100 Menschen. Hunderte Menschen flüchteten nun unter eine Eisenbahnbrücke, wo sie im Schutze der Nacht auszuharren gedachten. Es sei betont, dass die US-Militärs zuvor Flugblätter abgeworfen hatten, die den Zivilisten Ortsveränderungen nach Einbruch der Dunkelheit untersagten.

Mit Beginn der Nacht wurde die Brücke von starken Scheinwerfern angestrahlt und dann systematisch beschossen. Wie viele Menschen genau in dem Inferno starben, ist nicht mehr ermittelbar, es waren hunderte. Der mit an dem Gemetzel beteiligte MG-Schütze Norman Tinkler sagte Jahrzehnte später:

„Wir haben sie einfach umgelegt.“ (8)

Die Nachbareinheit dieser Division war die 25. US-Infantriedivision, für die angeordnet wurde:

„Alle Zivilisten, die in diesem Bereich gesehen werden, sind als Feinde zu betrachten und werden entsprechend behandelt.“ (9)

Zu jener Zeit war der Krieg der USA in Korea noch nicht einmal von der UNO autorisiert worden – das geschah erst mit Resolution 85 am 30. Juli (9).

Das war auch kein Einzelfall. Am 12. Juli bombardierte die US-Luftwaffe einen Bahnhof in Südkorea, was 300 Zivilisten das Leben kostete. Hunderte Flüchtlinge starben am 3. August bei einem US-Luftangriff auf ein Flüchtlingsschiff im Hafen von Yeosu. Am 1. September kamen über 100 Menschen zu Tode, als die US-Navy ein Flüchtlingslager am Strand bei Pohang beschoss. Am 14. August endete das Leben von 70 Flüchtlingen im südkoreanischen Kyongju, als sie von Bomben der US Air Force (USAF) getroffen wurden (10).

Fällt Ihnen etwas auf? Die Kriegsführung der USA, ohne Rücksicht auf zivile Verluste, sie hat sich in den Folgejahrzehnten, bis auf den heutigen Tag (siehe Vietnam, Kambodscha, Laos, Jugoslawien, Syrien, Afghanistan, Irak, Libyen) in keiner Weise verändert.

Dass der Tod von bis zu 600 Menschen bei No Gun Ri also schwerlich als Unfall zu klassifizieren ist, macht auch eine Aufzeichnung offenbar, die wenige Wochen später von einem Offizier des ebenfalls in Korea eingesetzten 61. Feldartilleriebataillons getätigt wurde:

„Saber 6 called an said all refugees on this side of the north firing line are fair game“ (11)

Was soviel heißt wie:

„Säbel 6 rief an und sagte, dass alle Flüchtlinge auf dieser Seite der nördlichen Feuerlinie Freiwild sind.“ (Übersetzung PA)

Mit solchen Befehlen und den traumatischen Folgen konfrontierte US-amerikanische Soldaten waren von Anfang an abgestumpft genug, um die Mordorgien der südkoreanischen Soldateska an echten und erklärten politischen Gegnern als Zeugen, teilweise auch fotografierend, zu ertragen. Ihre Fotos, so wie dieses, wurden Jahrzehnte unter Verschluss gehalten (b2):

Der „Feldzug für die Demokratie“ war von Anfang an nichts weiter als ein monströses Völkerrechtsverbrechen.

Demokratische Massenvernichtungswaffen

Wer die Empörungswogen jüngster Zeit aus den Massenmedien der westlichen Hemisphäre wahr genommen hat und über weniger getrübte Geschichtskenntnisse verfügt, fragt sich vielleicht, wie die Vereinigten Staaten von Amerika überhaupt als souveräner Staat bis zum heutigen Tag existieren durften.

Die in der Bevölkerung und im eigenen Dunstkreis geschürte Hysterie über Massenvernichtungswaffen in den Händen von Diktatoren hat im neuen Jahrtausend bei den Kriegen der USA und ihrer Verbündeten gegen den Irak und Syrien neue, traurige Höhepunkte erreicht. Was man damit offenbar vergessen machen möchte, ist, wer tatsächlich in Massen Massenvernichtungswaffen als „legitime“, weil ja in Händen von Demokratien befindliche, einsetzte.

Staaten, welche geächtete Waffen einsetzen, müssten „bestraft“ werden, so tönen sie auch heute allenthalben, die Repräsentanten, sich selbst als jener von Musterdemokratien begreifend. Unabhängig davon, dass das Land mit den größten Vorräten an chemischen Waffen bis in die Gegenwart Vereinigte Staaten von Amerika heißt (12), gibt es noch ganz andere geächtete, weil Massenvernichtungswaffen. Waffen, die bis in die Gegenwart hinein von der Weltmacht eingesetzt werden (13). Wo sind sie nur, die Klagen westlicher Medien und Politiker?

Die Harvard-Universität ist die weltweit vermögendste Universität der Welt. 17 Prozent ihrer Einkünfte erzielt sie aus staatlichen Mitteln (14). Sie ist eng mit dem militärisch-industriellen Komplex der USA verbunden und stark vernetzt mit Politik und Medien. Mit ihren geostrategischen Studien beeinflusst sie die Politik der USA (15) und mit ihren naturwissenschaftlichen Forschungen (16) erarbeitet sie Technologien für die mit den Eliten verbundenen Industrien. In Harvard studierten George W. Bush und Ban Ki-Moon, Barack Obama und Al Gore, Andreas Papandreou und Benazir Bhutto, Franklin D. Roosevelt und John F. Kennedy, Mark Zuckerberg und Bill Gates, Elliott Abrams und nicht zuletzt Henry Kissinger (17). Harvard ist eine Universität der Eliten. Sie lebt für und von ihnen (a1).

Der Harvard-Universität verdankte die Welt im Jahre 1942 eine revolutionäre Erfindung:

Napalm

Napalm ist eine Mischung aus Polystyren (Polystyrol, in der Alltagsverwendung Styropor genannt) oder Aluminiumseifen, die als Verdickungsmittel dienen, vermischt mit Benzolverbindungen (Petroleum oder Benzin). Um die verheerende Wirkung von Napalm noch zu verstärken, hat man in den folgenden Jahrzehnten an seiner Rezeptur ständig weiter gearbeitet und diese mehrfach verändert (18). Die Eigenschaften der daraus entstehenden Mixtur waren aber bereits in den 1940ger und 50ger Jahren beklemmend.

Napalm – so wie es in Korea und zuvor im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde – entwickelt eine Temperatur von 800 bis 1.000 Grad Celsius und verbrennt in 15 bis 30 Sekunden. Es verteilt sich großflächig, spritzt und kann gewaltige Brände verursachen. Es war billig und in großen Mengen herstellbar. Bereits im Jahre 1943 wurde Napalm im Bombenkrieg gegen Deutschland eingesetzt. In bisher ungeahnten Ausmaß bekamen schließlich 1945 japanische Großstädte diese neue Massenvernichtungswaffe zu spüren.

So wurde Tokio unter anderem von 1.500 Tonnen Brandbomben eingeäschert. Wenn man als Vergleich das Inferno von Dresden im Februar 1945 heranzieht, das bis zu 45.000 Menschen das Leben kostete, dann kann man sich vielleicht vorstellen, was in der Nacht vom 9. zum 10. März 1945 auf Tokio herab regnete. Innerhalb weniger Stunden starben mindestens 100.000 Menschen und eine weitere Million wurde obdachlos. Man hatte die Stadt mit Napalm komplett in Brand gesetzt. Wir kommen, neben der Erwähnung nüchtern vorgebrachter Zahlen, nicht darum herum, uns eine Vorstellung davon zu machen, was diese Waffe bewirkt (b3).

Was bereits in Japan deutlich wurde: Die verheerende Wirkung des Napalms gestattete seine Verwendung als Terrorwaffe gegen die Bevölkerung eines Landes. Der spätere US-Kriegsminister Robert MacNamara hat diesen Angriff auf Tokio als das benannt, was es war: „[Es] war ein Kriegsverbrechen“ (19). Die USA begannen fünf Jahre später – unter anderem mit der Massenvernichtungswaffe Napalm – einen Vernichtungskrieg gegen das koreanische Volk. Relativ viele Luftbilder der US-Luftwaffe können nicht den Schrecken auf dem Boden widerspiegeln. So wie hier in Tokio, am 10. März 1945, sah es ab 1950 in vielen koreanischen Städten und Dörfern aus (b4):

Der Einsatz von Napalm fügt sich als elementarer Bestandteil in den Bombenkrieg ein, welcher von den US-Amerikanern und Briten seit Jahrzehnten, aber ganz besonders seit dem Zweiten Weltkrieg als Mittel der Wahl betrachtet wurde, um „Feinde“ niederzuringen. Der Krieg gegen die Zivilbevölkerung war dabei nicht etwa ein hingenommener „Nebeneffekt“ sondern gehörte als demoralisierender Terror ausdrücklich in die gelebte, barbarische Douhet-Luftkriegsdoktrin.

33 Jahre zuvor hatten US-amerikanische Offiziere in mehreren Memoranden die US-Regierung von einer Idee zu begeistern versucht, die sie bei einem Besuch im vom Ersten Weltkrieg erschütterten Italien aufgegriffen hatten. Ein Fliegeroffizier namens Giulio Douhet hatte ihnen seine militärtheoretischen Vorstellungen eines zukünftigen Luftkrieges anvertraut. Ein uneingeschränkter Luftkrieg – so seine Absicht – würde jeden Gegner so stark demoralisieren, dass ein Einsatz von Bodenkräften in großem Ausmaß kaum noch erforderlich sei.

Douhet behauptete, dass der Einsatz großer Bomberflotten, die vor allem im Hinterland des (selbst ernannten) Gegners agieren sollten, kriegsentscheidend sein würde. Was die beabsichtigte massenhafte Tötung von Menschen angeht, nehmen sich Giftgas und Napalm rein gar nichts, aber wenn es einem „guten Zweck“ diente? Psychopathisches Denken ist konsequent pragmatisch. Douhet meinte:

„Ich halte es sogar für erlaubt und verdienstvoll, bewohnte Städte mit Giftgasbomben zu belegen – und zwar nicht, weil ich einen sadistischen Spaß am Massenmord habe, sondern weil dieser Angriff durch seine materielle und moralische Wirkung für einen Sieg entscheidend ist. “ (20)

Der Name des Buches, in dem Douhet seine Gedanken ab 1921 veröffentlichte (a2), wurde zu einem strategischen Begriff jeden Luftkrieges: „Luftherrschaft“.

Der Militärhistoriker Olaf Groehler hat Douhets Gedanken unter anderem so zusammengefasst: „Der Zerfall des Staatsapparates unter einem Luftbombardement, die Zerschlagung lebenswichtiger Zentren musste nach Douhet zwangsläufig zur Rebellion der Massen führen, musste dazu beitragen, dass der betroffene imperialistische Staat den Krieg nach außen schnell aufgab, um “den inneren Krieg zu gewinnen“.“ (21)

Wenn man sich vergegenwärtigt, welchen Vorstellungen die US-amerikanischen und britischen Eliten über ihre Bevölkerungen pflegten, kann die Popularität von Douhets Bombenkriegskonzepten besser verstanden werden. Mitgestalter der US-Politik, wie Walter Lippmann aus dem Council on Foreign Relations oder Edward Bernays vertraten die Überzeugung von einer „Psychologie der Massen“ – ganz nach Gustave Le Bon. Diese Massenpsychologie konnte durch „gute Eliten“ kontrolliert und gelenkt werden. (b5)

Das projizierte man auf jeden Gegner, egal ob dieser real, eingebildet oder mutwillig und berechnend dazu ernannt wurde. Also war man auch der Meinung, dass alle anderen Staaten die Gesellschaften nach solchen Vorstellungen lenkten und man daher beim Gegner durch „revolutionäre Ereignisse“, wozu auch verheerende Bombardements auf die Zivilbevölkerung gehörten, Chaos und damit Kontrollverlust erzeugen konnte.

Douhets Ideen, wie auch deren Popularität bei den Kriegsstrategen in den USA und Großbritannien legen ein Psychogramm der westlichen Eliten offen. Völlig abgehoben und im Machtwahn gefangen, adelten sie Douhets Gedanken zu Theorien. Doch schon in Deutschland, mehr noch in Korea – so wie später auch in Vietnam – zeigte sich überdeutlich, dass der Einsatz von Massenvernichtungswaffen sogar den Widerstandswillen der terrorisierten Bevölkerung stärkt.

Wenn man es recht bedenkt, sind Konzepte, welche Bevölkerungen „befreien“ vorzugeben, in dem sie diese massenhaft vernichten und ihrer Lebensgrundlagen berauben, doch Hirnen erwachsen, die auf keinen Fall Macht ausüben dürften. Das tun sie aber.

Einen Tag nach dem die UNO den Krieg gegen Korea absegnete – es war der 31. Juli 1950 – griffen die USA die nordkoreanische Hafenstadt Hungnam an und erzeugten mit ihrem Bombardement eine Feuerwand, die 100 Meter in den Himmel schoss (22). Eine Woche darauf erging der Befehl an die US Air Force – so wörtlich: „folgende Städte auszulöschen: Chongsong, Chinbo und Kusu-dong“. (23)

Beachten Sie die Wortwahl: „auszulöschen“. Es ist die gleiche Art von Sprache, mit der Hitlerdeutschland wenige Jahre zuvor seinen Vernichtungskrieg im Osten führte. Sprache und Handeln waren eins, denn die USA begannen in Korea umgehend, einen totalen Krieg zu führen. Fünf B-29-Geschwader ließen weitere zehn Tage später eine Reihe von Dörfern und Städten in der Nähe des Frontgebietes mit hunderten Tonnen Napalm in Flammen aufgehen. Am 26. August geschah dies mit weiteren elf Dörfern (24).

In den Spitzen von US-Politik und Militär saßen zu jener Zeit Wahnsinnige – das meine ich in aller Sachlichkeit. Wir müssen uns vorstellen, wie es ist, Bewohner eines nordkoreanischen Dorfes zu sein, das Fremde, die keinen blassen Schimmer von dem Land haben, erklärtermaßen vom Kommunismus „befreien“ wollten (b6):

Die formelle Anweisung an die US-Piloten, Ziele – wenn möglich – nur auf Sicht anzufliegen, war ein Witz. Oben gezeigtes Bild beweist, dass die Einschätzung, was militärische Ziele und was zivile sind, in der Regel großzügig getroffen wurde. Größere Bevölkerungszentren wurden außerdem zum Teil lediglich mit Informationen aus Radarbildern anvisiert und – teilweise durch geschlossene Wolkendecken hindurch – bombardiert. Wurden die ursprünglichen Ziele verfehlt, gingen riesige Mengen an Napalm auf mehr oder weniger willkürlich gewählte Ausweichziele nieder. Dann konnte es gelegentlich die Soldaten der US-Army im „Friendly Fire“ selbst treffen, deren Augenzeugenberichte uns Einblick in das Inferno eines Napalmangriffs gewähren:

„Um mich herum hatte das Napalm die Männer verbrannt. Sie wälzten sich im Schnee. Männer, die ich kannte, mit denen ich marschiert war und gekämpft hatte, flehten mich an, sie zu erschießen. Es war grauenhaft. Die verbrannte Haut pellte sich augenblicklich ab, vom Gesicht, von den Armen und Beinen.“ (25)

Bereits bis Ende August 1950 warfen die US-Bomber jeden Tag Tonnen von Napalm auf Korea ab. Wie werden wohl Monate später diese, von Napalm gezeichneten südkoreanischen Frauen, die UN-geführten „Friedensbemühungen“ des freiheitlich-demokratischen Wertewestens, bewertet haben? (b7)

Bis Ende Oktober 1950 hatten bereits über 3,2 Millionen Liter Napalm unzählige Dörfer und Städte Koreas in Brand gesetzt, während man der Presse Legenden über sogenannte Präzisionsbombardements erzählte; genauso wie Jahrzehnte später in Vietnam, in Jugoslawien, dem Irak, Libyen und Syrien. Als China in den Krieg eingriff und die UN-Truppen zurückgedrängt wurden, ordnete der Befehlshaber der 8. US-Army, Matthew Ridgway an, Pjöngjang – gerade erst von zwei schweren Luftangriffen getroffen – erneut zu bombardieren: „mit dem Ziel, die Stadt mit Brandbomben in Schutt und Asche zu legen“. (26)

Was man noch Jahre zuvor der deutschen Wehrmacht als moralisch verwerflich vorwarf, betrieb man nun – ohne jeden Skrupel – höchst selbst; eine Politik der verbrannten Erde. Und auch die Sprache war die Gleiche. So wurden Städte, die in „Feindeshand“ zu geraten drohten, so wörtlich, „abgefackelt“ (27). Man sagt, dass in Folge der Bombardements auf Pjöngjang, sage und schreibe noch insgesamt zwei Häuser unversehrt standen. Heute sind es Gedenkstätten (28). Napalm, als besonders grausame Massenvernichtungswaffe, hat allein in Korea in Potenzen mehr Menschenleben gefordert als man es mit Giftgas Jahrzehnte später einem „syrischen Diktator“ anzudichten versuchte. Die USA wurden für dieses unglaubliche Massentöten nie zur Verantwortung gezogen.

Mehr als „nur“ Napalm

Die Nordkoreaner wurden in dieser Zeit zwar materiell von der Sowjetunion und der Volksrepublik China unterstützt, stemmten aber ansonsten den Krieg allein. China griff erst im November direkt in den Konflikt ein. Ungeachtet dessen brachte die Militärmaschinerie der USA bereits da fast ihr gesamtes konventionelles Vernichtungspotenzial zum Einsatz. Anderthalb Monate nach Kriegsbeginn sah der „Polizeieinsatz“ der US-Streitkräfte unter UN-Schirmherrschaft gegen Korea bereits so aus (b8):

Dean Rusk, zu jener Zeit US-Außenminister und Ostasien-Beauftragter sagte Jahrzehnte später:

„[…]between the 38th parallel and the frontier up there we were bombing every brick that was standing on top of another, everything that moved. We had complete air superiority.“ (29)

zu deutsch in etwa:

Zwischen dem 38. Breitengrad und der Front bombardierten wir, dass kein Stein auf dem anderen blieb, alles was sich bewegt. Wir hatten die komplette Luftüberlegenheit.

General Curtis LeMay, Chef des SAC (Strategic Air Command, zu deutsch Strategisches Luftwaffen-Kommando), resümierte:

„Wir haben jede Stadt niedergebrannt, auf die ein oder andere Weise. Auch einige in Südkorea. Wir haben sogar (das südkoreanische) Pusan zerstört – ein Versehen.“ (30)

18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wurden mindestens zur Hälfte zerstört (31). Die USA warfen auf Korea in Masse mehr Bomben als im gesamten Zweiten Weltkrieg auf dem pazifischen Kriegsschauplatz, nämlich 635.000 Tonnen, davon über 32.000 Tonnen Napalm (32). Das Leid, dass damit verbunden war, muss wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen gebracht werden, auch wenn diese Bilder weh tun. Sie mögen uns und unsere Führer warnen, nicht mit dem Krieg als Option zu spielen (b9):

Totaler Krieg

Kriegen wohnt der Hang zur Eskalation inne. Mit zunehmender Dauer werden sie immer erbitterter geführt. Vor allem dann, wenn Erwartungen und Erfolge zunehmend auseinander driften, weitet man die Wahl der Mittel aus. Das gilt also auch, wenn Erfolge auf dem Schlachtfeld neue Siegesoptionen versprechen. Dann werden die Ziele in maßloser Selbstüberschätzung Stück um Stück ausgeweitet und mit ihnen die zur Verfügung stehenden Instrumente. Alles was technisch geht, wird realistisch. Wahn und Paranoia gehen ein unheilvolles Bündnis ein und drohen, selbst auf die Gefahr des eigenen Untergangs, alles und jeden mit in den Abgrund zu reißen.

Im Korea-Krieg eskalierten die USA – nach dem die angekündigte „Polizeiaktion“ in Korea sich bereits nach wenigen Tagen als Fehlschlag erwies – den Krieg mit ihrer gewaltigen Militärmacht unverzüglich.

Die Totalität, mit der die USA den Krieg – vergessen wir das nicht – unter dem Dach der Vereinten Nationen gegen Korea führten, machte Propaganda zur zwingenden Notwendigkeit. Der Gegner und seine Ambitionen mussten maßlos aufgebauscht werden, um die eigenen maßlosen Kriegshandlungen als „Notwehr“ verkaufen zu können.

Clark M. Clifford, ein Berater des US-Präsidenten Truman, empfahl diesem am 29. Juni 1950 eine unbedingte Darstellung des Korea-Krieges als einem, in dem die gesamte friedliebende Welt sich gegen den einen Aggressor, der da heißt Sowjetunion, in Korea verteidigen muss (b10).

Das widersprach vollständig der Situation vor Ort, wie auch den Ereignissen der vorherigen Jahre im Fernen Osten. Ja, es ist geradezu grotesk! Tausende Kilometer von den eigenen Grenzen entfernt, ganz in der Nähe der Grenzen zur Sowjetunion und der Volksrepublik China, „verteidigten“ sich die USA gegen einen „Aggressor“. Ein Widersinn sondersgleichen für jeden, der außerhalb der Echokammer weilt und sich also nicht der immer fortwährenden Wiederholung dieser rechtfertigenden Fantasiegeschichte unterwirft. An dieser Stelle hilft bereits ein Blick auf die Ressourcen, welche die beiden Weltmächte in der Anfangsphase des Korea-Krieges einsetzten.

Bis Ende September 1950 konzentrierten die USA in den beiden südkoreanischen Brückenköpfen Pusan und Incheon nicht weniger 135.000 Soldaten (nicht mitgezählt die 73.000 südkoreanischen Soldaten). Mit auf die koreanische Halbinsel brachten sie hunderte Panzer, tausende Militärfahrzeuge sonstiger Art und zehntausende Tonnen weiteren Kriegsmaterials (33). Es gibt für diesen Zeitraum keinerlei belastbare Belege für die Anwesenheit einer nennenswerten Zahl chinesischer oder sowjetischer Soldaten. Bis zum Oktober 1950 besaß die US-Luftwaffe die absolute Luftherrschaft über Korea und nutzte das weidlich aus, um verheerende Bombardements gegen Ziele in Nord- wie auch Südkorea zu führen (siehe auch oben).

Für den Luftkrieg standen den USA im Fernen Osten unter dem Kommando der von Tokio aus geführten Far East Air Forces 100 Bombenflugzeuge, etwa 600 Jagdflugzeuge (einschließlich Jagdbombern), 179 Transportflugzeuge, 48 Fernaufklärungsflugzeuge sowie 252 Nah- und Verbindungsflugzeuge zur Verfügung (34). Hinzu kommt, dass es bereits 1950 eine „Koalition der Willigen“ gab, ganz so wie im Jahre 2003 beim Krieg gegen den Irak und nicht zuletzt – wenn auch verbrämt als Kampf gegen den Terrorismus – beim Krieg gegen Syrien seit dem Jahre 2011.

Polizeiaktion einer Koalition der Willigen

Was waren das für Staaten, die sich in diese UNO-Mission einreihten? Zum Beispiel der Apartheid-Staat Südafrika, der demokratische Grundwerte nur dann gelten ließ, wenn auch die Hautfarbe „gut“, also weiß war. Rassisten unterstützten sehr gern bei der „Befreiung“ Koreas. Oder die Philippinen, in denen jene Kräfte, die die stärkste nationale Bewegung gegen die japanischen Besatzer bildeten und für eine Bodenreform eintraten, blutig unterdrückt wurden (35) und die zwar formell unabhängig, aber im Grunde ein neokoloniales Anhängsel der USA geworden waren (36).

Voller Stolz gedenkt Frankreich noch heute seiner tapferen Helden von damals im Kampf gegen den Kommunismus in Korea (37). Doch ist auch das nicht annähernd die halbe Wahrheit. Denn Frankreich führte zu jener Zeit seine ganz eigene „Polizeiaktion“. An dieser Stelle erscheint es angebracht, darauf hinzuweisen, dass „Polizeiaktion“ eine manipulierende Verdrehung von Tatsachen ist. Denn Polizeiaktionen fordern nur in Ausnahmefällen Verletzte oder gar Tote. Die französische „Polizeiaktion“ in Indochina hatte da aber schon tausende Todesopfer gefordert.

Frankreichs „Unterstützung“ der UN-Mission war nichts anderes als eine Voraussetzung, um den Krieg in Vietnam fortsetzen zu können. Und es war somit bereits in jener Zeit auch ein Krieg der USA. Die Franzosen erhielten für ihren Kolonialkrieg in Südostasien von den Vereinigten Staaten von Amerika zehntausende Panzer und Fahrzeuge, tausende Geschütze und hunderttausende Schusswaffen, dazu hunderte Schiffe und Flugzeuge. Über zwei Drittel der Kosten des französischen Indochina-Krieges wurden ab 1950 durch Kredite von US-Banken gestemmt (38).

Zudem war Frankreich, so wie alle westeuropäischen Staaten auf weitere Kredite, insbesondere die des Marshall-Planes angewiesen, um die durch den Krieg zerstörten kapitalistischen Wirtschaften wieder in Gang zu bringen. Zwar waren weder Frankreich noch alle anderen Staaten aus militärischer Sicht erforderlich, um den Krieg in Korea zu führen. Doch war und ist ihr Handeln bis heute von großer Bedeutung, weil nur so das Narrativ einer „Völkergemeinschaft“ suggeriert werden kann, welche unter Führung der USA solidarisch gegen „das Böse“ aufsteht. Damals war „das Böse“ der Kommunismus, heute ist es der Terrorismus oder es sind Diktaturen.

Was die sogenannte „Polizeiaktion“, welche die USA da in Korea durchführten, betrifft, gibt es noch einen weiteren bemerkenswerten Hintergrund. Hierzu der Auszug aus einem Memorandum des dem US-Verteidigungsministerium direkt unterstellten Department of the Army:

  • b. to present the problem to the U.N. Security Council…
  • c. to initiate police action with U.N. sanction by the introduction of a military task force into Korea composed of U.S. units and units of other member nations of the United Nations with the objective of restoring law and order and restoration of 38th parallel boundary inviolability,…,
  • e. to extend and apply the Truman Doctrine to Korea. (39)

Sinngemäß ins Deutsche übersetzt, erfahren wir etwas über eine geplante Vorgehensweise:

  • b. Vorlegen des Problems beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen…
  • c. Starten einer Polizeiaktion, einschließlich UN-Sanktionen mittels Entsendung militärischer Kräfte nach Korea, bestehend aus US-Einheiten und Einheiten anderer UN-Mitgliedsstaaten, mit dem Ziel der Wiederherstellung von Recht und Ordnung und Wiederherstellung der Grenzsicherheit am 38. Breitengrad…
  • e. Ausweitung der Truman-Doktrin auf Korea

Vorgelegt wurde dieses Memorandum nicht etwa im Sommer 1950 sondern ein Jahr zuvor, am 27. Juni 1949. „Polizeiaktion“ und UNO-Mission bilden eigentlich eine Quadratur des Kreises. Denn polizeiliche Maßnahmen finden im Innern eines Landes statt und sind nicht militärischer Natur. Sie haben eine Ordnungsfunktion. Polizeiliche Maßnahmen sind es genau dann nicht mehr, wenn militärische Gewalt – und erst recht grenzüberschreitend – zur Anwendung kommt. Warum diese von Anfang an im Konzept enthaltene Wortfälschung?

Wenige Jahre nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges ließen sich Bevölkerungen nicht so einfach für neue Kriegsabenteuer begeistern. Also erschien es den Strategen innerhalb der hohen US-Politik möglicherweise sinnvoll, mit einem harmlos klingenden Begriff hausieren zu gehen. Wenn sich dieser Begriff auch noch mit dem Exzeptionalismus der Weltmacht und ihrem selbst verliehenen Recht, weltweit für Ordnung sorgen zu dürfen, koppeln ließ, hatte man die Bevölkerung schon fast dort, wo man sie hinhaben wollte. Zumal die US-amerikanische Bevölkerung mit zum Teil religiöser Inbrunst seit Jahrhunderten davon überzeugt ist, in gewisser Weise auserwählt zu sein.

Doch der entscheidende Punkt dürfte woanders liegen.

Wussten Sie schon, dass die Vereinigten Staaten von Amerika Nordkorea niemals den Krieg erklärt haben?

Darüber lohnt sich wirklich nachzudenken. Natürlich war eine Kriegserklärung für die USA schwer vorstellbar, denn sie hatten Nordkorea als Staat niemals anerkannt. Wenn das aber kein Staat war, da, in Nordkorea, dann war auch der koreanische Konflikt ein rein interner Konflikt – und zwar auch nach der Logik der USA!

Es ist hochinteressant, zu sehen, wie Machtbesessene innere Widersprüche auflösen – für sich selbst auflösen. Denn der Widerspruch an sich bleibt natürlich bestehen. Die USA hatten einerseits seit Jahren daraufhin gearbeitet, ein internationales Korea-Problem zu erschaffen. Andererseits waren sie aber – in ihrer Arroganz der Macht gefangen – nicht in der Lage, die durch die eigene Politik nur logische Entstehung eines weiteren Staates zu akzeptieren.

Macht handelt verantwortungslos und genau das taten die USA damals in Korea. Sie setzten Prozesse in Gang und negierten dann die resultierenden Folgen.

Der Vorgang ist – so finde ich – faszinierend, erhellend und trotzdem unglaublich.

Die Vereinten Nationen stimmten einer Polizeiaktion zu, die ihre Legitimation einzig und allein aus der „Abwehr des Kommunismus“ bezog. Eine dumpfe, latente und seit Jahren in den US-Eliten geschürte Paranoia hielt als Vorwand für einen Krieg im fernen Ostasien her. Das im Machtwahn gefangene US-Establishment verstrickte sich in seinen eigenen Lügen. Aber keiner wagte zu rufen: „Der Kaiser ist nackt!“. Das ist die größte Tragödie beim Thema Korea-Krieg. Dass nämlich mit Sicherheit auch damals genug Leute um die völlig absurden, konstruierten und im Prinzip unhaltbaren Kriegsvorwände wussten – und mutlos schwiegen und/oder mitmachten.

Was aber damit deutlich wird, ist:

Die USA wussten, als sie in den Krieg in Korea zogen sehr wohl, dass die Kriegsgründe auf Lügen gebaut waren. Die „internationale Gemeinschaft“ wurde daher schlicht erpresst, der Feldzug als Polizeiaktion innerhalb eines Staates deklariert und das als Narrativ fest gezurrte „Der Staat Nordkorea hat den Staat Südkorea überfallen“ trotzdem in die Geschichtsbücher geschrieben.

Macht schreibt Geschichte und weil das so ist, sind wir angehalten, Geschichte immer und immer wieder zu hinterfragen.

Bleiben Sie bitte in diesem Sinne schön aufmerksam.

Titelbild: U.S. F-80 jet fighter carrying napalm in seventy five gallons dark colored wing tanks. Korean War, 1950-53.

Anmerkungen:

(a1) Hier wird auf die enge Verbindung der Harvard-Universität zu Eliten und Industrie verwiesen, auch ihre Abhängigkeit von diesen. Was diese Lehreinrichtung natürlich nicht per se „böse“ macht. Eine Reihe, im Sinne den Menschen dienlicher Forschung herausragende Wissenschaftler haben bei Harvard studiert, geforscht und gelehrt.

(a2) Nach Veröffentlichung im Jahre 1921 arbeitete Douhet bis zu seinem Tod im Jahre 1930 am Buch „Luftherrschaft“ weiter.

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden.

Quellen:

(1) 10.10.2008; http://www.bpb.de/internationales/amerika/usa/10620/vietnamkrieg?p=all

(2) 14.11.1947; http://www.un.org/en/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/112%28II%29

(3) 12.12.1948; http://www.un.org/en/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/195%28III%29

(4) 2014; http://www.linkfang.de/wiki/Koreakrieg

(5) 31.7.1950; https://en.wikisource.org/wiki/United_Nations_Security_Council_Resolution_85

(6) 7.10.2018, 19:35 Uhr; https://en.wikipedia.org/wiki/No_Gun_Ri_massacre

(7) 25.7.1950; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:No_Gun_Ri_05-US_Navy_25_July-_Report_strafing_civilians.jpg

(8) 25.7.2006; http://www.spiegel.de/panorama/us-kriegsverbrechen-in-korea-wir-haben-sie-einfach-umgelegt-a-427491.html

(9) 7.10.2018; http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1176319

(10) 11.7.2010; https://www.cleveland.com/world/index.ssf/2010/07/south_korea_shuts_down_korean-.html

(11) 29.8.1950; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b5/No_Gun_Ri_17_-Maj._Gen._Gay_29_August-_Refugee_are_fair_game.jpg

(12) 14.10.2018, 20:30 Uhr; https://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Waffe#Vereinigte_Staaten

(13) 19.5.2010; https://www.sueddeutsche.de/politik/waffentechnik-usa-warfen-im-irak-geaechtete-brandbomben-ab-1.929494

(14) 13.10.2018, 12:15 Uhr; https://de.wikipedia.org/wiki/Harvard_University#Finanzierung,_Verm%C3%B6gensverwaltung

(15) 15.12.2017; http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/warum-die-aufruestung-russlands-besorgniserregend-ist-15341303.html

(16) 10.4.2017; http://derwaechter.net/keine-verschworungstheorie-harvard-wissenschaftler-prasentieren-von-der-erdol-grosindustrie-befurwortete-stratospharische-injektion

(17) 13.10.2018; https://www.harvard.edu/about-harvard/harvard-glance/honors

(18) 13.10.2018; https://de.wikipedia.org/wiki/Napalm

(19) 13.8.2018; https://original.antiwar.com/robert_barsocchini/2018/08/12/the-other-hiroshimas-a-review-of-napalm-an-american-biography/

(20) Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1981, Kap. Der Douhetismus; Olaf Groehler (im Weiteren Luftkrieg – Groehler); 1981, Berlin; Militärverlag der DDR; S.115; Originalquelle: Die Luftherrschaft; Guliot Douhet; 1921 (1930)

(21) Luftkrieg – Groehler; S. 110

(22,23,24,26) 10.12.2004; http://www.monde-diplomatique.de/pm/2004/12/10.mondeText.artikel,a0034.idx,8; einschließlich weiterführender Quellen

(25) The Forgotten War: America in Korea 1950–1953; Clair Blair Jr.; Random House Inc. 1989; S. 515; entnommen aus: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=20287

(27) The Origins of the Korean War; Vol. 2; Bruce Cumings; Princeton University Press, 1990; S. 753f

(28) Napalm; Robert Neer; 2013; entnommen aus https://www.laprogressive.com/destroying-north-korea/

(29) 1985; http://russelllibrarydocs.libs.uga.edu/Rusk_OH_KK.pdf; S. 6

(30) 11.8.2017; https://www.dw.com/de/nordkorea-die-wurzeln-des-hasses/a-40055585

(31) American Airpower Strategie in Korea 1950-1953; Conrad Crane; University Press of Kansas, 2000; S. 168

(32) 21.7.2010; https://www.nytimes.com/2010/07/22/books/22book.html

(33) Weltgendarm USA; Abrecht Charisius, Rainer Lambrecht, Klaus Dorst; 1983; Militärverlag der DDR; S. 81

(34) Luftkrieg – Groehler; S. 537

(35) entnommen: 4.11.2018; https://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereich-sowi/professuren/jakobeit/forschung/akuf/kriegearchiv/asien/philippinen.html

(36) entnommen: 4.11.2018, 16:40 Uhr; https://de.wikipedia.org/wiki/Philippinen#Philippinische_Republik

(37) 2010, entnommen: 4.11.2018; http://www.cheminsdememoire.gouv.fr/de/der-koreakrieg-60-jahre-spaeter-zwischen-geschichte-und-gedenken

(38) A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954; Charles R. Shrader; Lexington 2015; S. 142–145; entnommen: 4.11.2018; https://de.wikipedia.org/wiki/Indochinakrieg#Milit%C3%A4rische_Kr%C3%A4fteverh%C3%A4ltnisse

(39) Globalstrategie und regionale Konflikte in der amerikanischen Außenpolitik in der Frühphase des Kalten Krieges; Günther Mai; in: Ost-West-Konflikt und Friedenssicherung; Wolfgang Michalka (Hrsg.); 1985; Steiner-Verlag, Stuttgart; S. 75/76; entnommen bei: http://www.oliveira-online.net/wordpress/index.php/die-rolle-der-vereinten-nationen-im-koreakrieg/; 4.11.2018

(b1) Korrespondenz zwischen US-Botschafter in Südkorea, John J. Muccio und Staatssekretär Risk; 25.7.1950; Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:No_Gun_Ri_06a_-Muccio_letter_26_July-_Decision_to_shoot_refugees.png; Lizenz: Public Domain

(b2) Foto eines Fotografen des US-Militärs, Ermordung politischer Gefangener bei Taejon; Datum: Juli 1950; Quelle: US-Army, http://archive.boston.com/bigpicture/2010/06/remembering_the_korean_war_60.html;

(b3) Verbrannte Mutter mit Kind nach einem Bombenangriff der USAF auf Tokio; Autor: Koyo Ishikawa; Datum: 10.3.1945; Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Tokio#/media/File:Tokyo_kushu_1945-2.jpg; Lizenz: Gemeinfrei

(b4) Verbrannte Menschen nach dem vor allem mit Napalm geführten Luftangriff auf Tokio, in der Nacht vom 9. zum 10.3.1945; Quelle: https://original.antiwar.com/robert_barsocchini/2018/08/12/the-other-hiroshimas-a-review-of-napalm-an-american-biography/

(b5) Napalm-Angriff in Korea; US Air Force; Datum unbekannt; entnommen bei http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=20287; Artikel von Bruce Cunnings; 17.4.2017

(b6) Bombardierung eines nordkoreanischen Dorfes mit Napalm; 10.5.1951; Quelle: AP, http://archive.boston.com/bigpicture/2010/06/remembering_the_korean_war_60.html; Bild 38

(b7) Durch US-Napalm verbrannte südkoreanische Frauen, 4.2.1951; Datum: 1.2.2013; Quelle: AP, https://napalmbiography.wordpress.com/south-korean-women-1951/; Lizenz: Public Domain

(b8) Flächenbombardement von B-29 der US Air Force auf Nordkorea am 16.8.1950; Quelle: AIR AND SPACE MUSEUM#: 77297 AC; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Waegwan_Bombing.jpg#/media/File:Waegwan_Bombing.jpg; Lizenz: Public Domain

(b9) Opfer eines Bombenangriffs in Nordkorea; entnommen aus; https://www.laprogressive.com/destroying-north-korea/; 20.8.2017

(b10) Bildschirmausschnitt; 29.6.1950; Truman Library; Schreiben von Clark M. Clifford an US-Präsident Truman; Quelle: https://trumanlibrary.org/dbq/res/un/UnitedNations_Clifford.pdf; Lizenz: Public Domain

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Peter Frey ist Gründer des Portals peds-ansichten.de

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung.

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