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Die braunen Streifen eines Hamburger Nachrichtenmagazins | Von Hermann Ploppa

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Der Spiegel bedient sich einer extrem grobschlächtigen Kriegsrhetorik und diffamiert Kritiker der mentalen Aufrüstung als „Putin-Marionetten“. Dabei müsste dieses Presseorgan aufgrund eigener geschichtlicher Altlasten eigentlich etwas zurückhaltender agieren.

Ein Kommentar von Hermann Ploppa.

Nun gut. Der Dritte Weltkrieg nimmt gerade Fahrt auf. Da ist jetzt grober Fettdruck in den Medien gefragt, und nicht unbedingt der Feinstift differenzierter Analysen. Um die eigenen Kriegsrecken in Stimmung zu bringen, muss man als Kriegstreiber eskalieren und polarisieren. Das ist vermutlich auf beiden Seiten der Schützengräben absolut gleich. Da sind wir jetzt mal nicht so zimperlich, oder?

Die so genannten Mainstream-Medien sind allerdings in ihrem Tonfall schon vor dem Krieg gegenüber Russland deutlich roher und primitiver geworden. Schon seit Jahreswechsel zierten beleidigende Zerrbilder des russischen Regierungschefs Wladimir Putin die Titelseiten westlicher Druckerzeugnisse. Personalisierung des Aggressionsopfers: Putin mit seinen goldenen Klobürsten. „Der Russe“ lauert wieder mit seiner mongoloiden Fratze übergroß hinter dem Horizont. Und Russen in Deutschland sind allesamt heimliche Agenten Moskaus <1>. Was wir seit Jahrzehnten von einem Boulevardblatt mit den vier großen Buchstaben geboten bekommen, spottet jeder Beschreibung und ist eine Art Markenzeichen geworden. Allerdings überbieten sich jetzt in Zeiten des Krieges auch die so genannten „Premiumzeitungen“ darin, wer am vulgärsten und primitivsten schreibt. Das umfasst auch persönliche Diffamierungen. Da wird der französische Politiker Jean-Luc Melenchon als „Demagoge“ diffamiert und es schüttelt die Spiegel-Autoren ob der Potentiale dieses Vollblutpolitikers: „Linksradikaler, Deutschlandhasser, EU-Gegner: Jean-Luc Mélenchon tritt mit einem Bündnis aus Kommunisten und Grünen zur Parlamentswahl an. Sein Ziel ist der Bruch mit dem System.“ <2> Natürlich sind diese verbalen Entgleisungen absolut substanzfrei <3>. Aber der Ruf des Hamburger Nachrichtenmagazins ist schon lange ruiniert, und entsprechend ungeniert lebt es sich jetzt in den norddeutschen Redaktionszellen. Man fragt sich, wenn man durch die Hamburger Nordweststraße spaziert angesichts des gigantischen Gebäudekomplexes, in dem der Spiegel seine Herberge gefunden hat:

„Wozu brauchen die so viele Räume? Was der Spiegel aktuell in die Öffentlichkeit absondert, das könnten vier bis fünf alkohol- und nikotingetränkte Wutbürger im Hinterzimmer einer Altonaer Eckkneipe nicht schlechter hinbekommen.“

Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Ein Erguss von Spiegel TV. Titel: „Putins Propaganda-Marionetten in Deutschland“ <4>. Es sei vorausgeschickt, dass die journalistische Unabhängigkeit des Spiegel hinterfragt werden darf. Zunächst einmal lebt der Spiegel nicht in erster Linie von den Verkaufserlösen des Blattes. Wichtiger sind die Anzeigenkunden für die Finanzierung. Und was eine Zeitung für ihre Werbeseiten an Geld verlangen kann, richtet sich wiederum danach, wie hoch die Auflage der Zeitung ist. Noam Chomsky hat es einmal auf den Punkt gebracht:

Die Zeitungsverleger verkaufen ihre Leser an die Anzeigenkunden.

Das ist der eigentliche Produktpreis. Nun reichen aber auch die Werbeeinnahmen seit Jahren immer weniger aus, um die Kosten zu decken. Also bezuschusst die Bundesregierung die privaten Medien. Und der Spiegel hat bis zum November letzten Jahres bereits 5.437.294 Dollar von der Bill and Melinda Gates-Stiftung erhalten <5>. Und weitere 2,9 Millionen Dollar sollen in der nächsten Zeit auf die Hamburger Zeitungsmacher vom guten Oligarchen Bill Gates herabregnen <6>. Diese beeindruckenden Zahlen muss der Autor dieser Zeilen wohl nicht weiter kommentieren. Es sei nur so viel gesagt: im englischsprachigen Raum wird der bedenkliche Übergang von Presse zur puren Prostitution mit dem Kofferwort presstitution schon seit längerem treffend umschrieben.

Wenden wir uns dem Spiegel TV-Beitrag über Putins Marionetten in Deutschland zu. Mir persönlich fällt eigentlich eher eine große Unbeholfenheit auf der russischen Seite auf, der deutschen Öffentlichkeit die Position Putins zu erläutern. Es gab hier wenigstens ein professionell operierendes Organ, nämlich Russia Today, das sich westlichen Standards erfolgreich angenähert hatte. Darum wurde es auch kurzerhand von der Bundesregierung abgeschaltet. Ob diese nackte Zensurkeule geeignet ist, die Öffentlichkeit von der Richtigkeit westlicher Erzählungen zu überzeugen, wissen wir allerdings nicht. Ansonsten gibt es eigentlich nur isolierte Einzelpersonen, die auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko wenigstens mit bescheidensten Mitteln die westliche Erzählung vom gerechten Krieg gegen Russland ein wenig hinterfragen und diese einem Faktencheck unterziehen. So gibt es eben auch den NATO-Untersuchungsausschuss, dem der Autor dieser Zeilen auch angehört <7>. Wir führen seit einigen Monaten in unregelmäßigen Abständen Sendungen durch. Ich kann an Eides Statt an dieser Stelle versichern, dass ich kein Geld von Putin bekomme und dass ich auch keinen Marionettenfaden im Rücken spüre. Ich stehe der Politik der russischen Regierung durchaus kritisch gegenüber und verurteile ausdrücklich die Intervention der russischen Armee in der Ukraine.

Sorge bereitet mir, wie eben auch den übrigen im Spiegel-TV-Elaborat diffamierten Mitbürgern, dass von westlicher Seite keine Schritte zur Deeskalation des Konfliktes vorgenommen werden. Im Gegenteil: der Westen schüttet noch jede Menge Benzin ins lodernde Feuer. Wir machen uns große Sorgen um die Sicherheit der Zivilbevölkerung in der Ukraine. In Russland. Und (...) nicht zuletzt bei uns selber, in Zentraleuropa.

Das weiß auch Spiegel TV nur zu genau. Um die besorgten Mitmenschen optimal diffamieren zu können, werden alle Register der traditionellen Kriegspropaganda gezogen: unter anderem die Mantra-Methode; das Umdekorieren der Tatsachen und nicht zuletzt die De-Kontextualisierung. Obwohl die Faktenlage eindeutig ergibt, dass die ukrainische Regierung, die wirtschaftliche Elite und die ukrainischen Streitkräfte zutiefst von Neonazis infiltriert sind und massiv unter Erpressungsdruck stehen, betet Spiegel TV immer wieder das Mantra von der „Mär des Kiewer Nazi-Regimes“ herunter. Gerade so, als wenn die Quantität dieses falschen Mantras in die Qualität einer Wahrheit umschlagen könnte <8>. Wir werden noch sehen, warum gerade der Spiegel es sich nicht leisten kann, über die Nazi-Connection in der Ukraine zu sprechen.

Nun zur Umdekorierung: wenn die Tatsachen keinen radikalen Rechtsdrall der gescholtenen „Putin-Versteher“ hergibt, dann muss man eben auf den bei jeder politischen Veranstaltung auftauchenden „Volkslehrer“ Nikolai Nerling zurückgreifen. Diese Gestalt ist allerdings nirgendwo wirklich willkommen und sorgt regelmäßig für den auftragsgemäßen rechten Mief. Wenn man über nichts Besseres als solche Provokateure verfügt, dann ist es mit der Beweislage schlecht bestellt. Dann wird am Rande eines Baerbock-Wahlkampfauftrittes ein Handgemenge inszeniert, um den Ruch von Vulgarität zu stiften. Die De-Kontextualisierung ist allerdings das hervorstechendste Merkmal des Spiegel TV-Machwerks. Da werden Ausschnitte aus einer russischen Fernsehsendung gezeigt. Die Moderatorin sagt, dass auf einen westlichen atomaren Erstschlag russische Vergeltungsschläge in 106 Sekunden zu erwarten seien. Und ein Diskutant sagt: „Auf dem ganzen Planeten wird niemand überleben. Niemand.“ Aus dem Zusammenhang gerissen soll das sagen: Die Russen finden atomare Schläge gegen den Westen ganz toll. Sie haben damit überhaupt keine Probleme, die ganze Welt in Asche zu legen.

Der Zusammenhang ist aber ganz anders. Tatsächlich hat sich der Westen durch die NATO immer näher an die russische Grenze herangearbeitet. Mit dem neuen Nuklearwaffenarsenal mit dem Namen Dark Eagle sollen ab Ende des Jahres 2022 amerikanische Überschallraketen auf riesigen LKWs immer näher an der russischen Grenze entlangfahren und eine neue Generation von Atombomben flexibel und zielsicher nach Moskau steuern. Angesichts der kurzen Entfernung und der vierfachen Schallgeschwindigkeit werden diese Atombomben in wenigen Sekunden Moskau auslöschen. Angesichts der kurzen Einschlagzeit wird hier kein rotes Telefon zwischen den Staatschefs mehr das Schlimmste verhindern. Vielmehr werden dann Computer auf russischer Seite automatisch den Gegenschlag auslösen. Zentraleuropa ist dann in einer Viertelstunde ausgelöscht und für Jahrtausende unbewohnbar.

Die westliche Kriegspropaganda ist natürlich daran interessiert, diese nukleare Dimension des anlaufenden Krieges den Menschen draußen im Lande unter allen Umständen vorzuenthalten. Das würde die Kriegsbegeisterung bei olivgrünen Jungspunden doch wohl erheblich ablöschen.

Doch diese entsetzliche letzte Konsequenz wird auf russischer Seite offen und ehrlich diskutiert – um eben keine pathologische Kriegsbegeisterung aufkommen zu lassen.

Spiegel TV kann nicht argumentieren, ohne die Zusammenhänge massiv zu verschweigen. Das wird deutlich, als in der unsäglichen Propaganda-Sendung eine Produktion des NATO-Untersuchungsausschusses aufs Korn genommen wird <9>. In besagter Sendung nimmt apolut-Autor Markus Fiedler als Molekularbiologe Stellung zu den in der Ukraine unstreitig befindlichen Biowaffenlaboren der USA. Es wird so getan, als hätte Fiedler sich die Aussagen aus den Fingern gesogen. Tatsache ist aber, dass niemand Geringeres als die Mitarbeiterin der Biden-Regierung, Victoria Nuland, die durch ihr "Fuck Europe!"- Zitat traurige Berühmtheit erlangt hat, die Existenz der US-Biowaffenlabore unter Eid bei einer Kongressanhörung in Washington zugeben musste <10>. So what?!

Das Propaganda-Machwerk von Spiegel-TV hat natürlich auch eine positive Wirkung. Denn Drushba FM verzeichnet als Konsequenz der Hetzkampagne einen signifikanten Zuwachs an Neu-Abonnenten. Herzlichen Dank dafür! Trotzdem darf der menschenverachtende Unsinn von Spiegel TV nicht einfach so hingenommen werden. Aber damit sollen sich Juristen befassen.

Wir sagten ja schon, dass der Spiegel tiefer in der braunen Nazi-Materie drinsteckt als allgemein bekannt ist. Darum soll hier ein Rückgriff in die Geschichte des Hamburger Nachrichtenmagazins weitere Orientierung verschaffen. Denn der Spiegel war dereinst ein Sammelbecken von schwer belasteten Kriegsverbrechern aus den Reihen der SS oder der Nazi-Geheimdienste. Um nur ein paar Namen zu nennen: Stellvertretender Chefredakteur des Spiegel war in den 1950er Jahren Georg Wolff. Im Krieg war Wolff in der SS Hauptsturmführer. Horst Mahnke war seit 1952 Ressortleiter Ausland beim Spiegel. Seit 1939 war Mahnke im Reichssicherheitshauptamt verantwortlich für „Weltanschauliche Forschung“. Im Krieg musste Mahnke auch selber mit Hand anlegen bei der massenhaften Ermordung von Juden und Kommunisten in der Sowjetunion als Hauptsturmführer Vorkommando Moskau und nahm an den Erschießungen von Smolensk teil. Wilfried von Oven berichtete aus Lateinamerika als Korrespondent für den Spiegel. Augstein hatte ihm für die Flucht nach Argentinien extra einen Presseausweis ausgestellt. Oven war schon 1931 in NSDAP und SA eingetreten und nahm an den Massakern der berüchtigten Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg teil. Beim Überfall auf Polen setzte er als Mitglied der Propagandakompanie den deutschen Blitzkrieg in das richtige Licht. Besondere Verdienste erwarb sich Oven, als er beim Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 die Telefonleitung von Hitler zu Goebbels wieder herstellte, was dem Propagandaminister die Gewissheit gab, dass der „Führer“ noch lebte. Damit trug Oven zum Scheitern des Putsches von Stauffenberg bei. Auch Erich Fischer oder Johannes Matthiesen hatten sich im Krieg bei der SS „bewährt“ und waren jetzt an führender Stelle beim Spiegel beschäftigt. Die meisten der genannten Leute waren während ihrer Tätigkeit beim Spiegel zugleich informelle Mitarbeiter der Organisation Gehlen, die heute Bundesnachrichtendienst heißt. Und wie wir von BND-Chronist Heinz Höhne wissen, trafen sich BND-Agenten und die Redaktionsleiter des Spiegel regelmäßig, um die Anliegen des Geheimdienstes im Spiegel gut platzieren zu können <11>.

In diesem Zusammenhang bediente Der Spiegel seine Nazi-Klientel, indem Herausgeber Rudolf Augstein im Jahre 1959 in einer Reihe von Top-Artikeln den Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 radikal umdeuten ließ. Augstein veröffentlichte Aufsätze des ehemaligen Gestapo-Mitarbeiters Fritz Tobias an exponierter Stelle.

Demzufolge waren die Brandstifter nicht SA-Truppen, die durch einen Tunnel vom Reichstagspräsidium in den Reichstag eingedrungen sind und die dann mit Brandbeschleunigern ein schnelles flächendeckendes Feuer im Plenarsaal entzündeten. Laut Spiegel-Mär war von nun an davon auszugehen, dass der Brand allein von dem angeblichen Anarchisten Marinus van der Lubbe ausgelöst worden sei. Wer damals versuchte, diesem Unsinn zu widersprechen, wurde von Fritz Tobias mit nackter Gewalt bedroht. Das van der Lubbe-Märchen hält sich auf den dem Spiegel ideologisch nahestehenden Webseiten bis heute beharrlich – ungeachtet der eindeutigen Faktenlage.

Zu seinem linken Image kam der Spiegel wie die Jungfrau zum Kinde, im Jahre 1962. In der so genannten Spiegel-Affäre standen die Hamburger Redakteure plötzlich im Fadenkreuz des damaligen Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß. Der Hintergrund war, dass der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer gerade im Begriff war, mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle ein europäisches Bündnis gegen die amerikanische Vormacht zu bilden.

Der Spiegel betätigte sich hier mit seinen BND- und Altnazi-Kontakten als transatlantische Waffe gegen eine drohende europäische Selbständigkeit.

Dazu abschließend ein Auszug aus meinem Buch „Der Griff nach Eurasien“, das 2019 erschien <13>: Schon lange wurde mit der vereinten Kraft deutscher Medien auf Adenauer und seinen Verteidigungsminister Franz Strauß eingedroschen. Wobei Strauß ein derart von Korruptionsskandalen umwitterter Politiker war, dass auch Adenauer ihn schon öfter aus seiner Regierung werfen wollte. Es ist jedoch weniger der Ruch von Korruption, der die liberale Presse an Strauß stört. Eher kann man nicht so genau abschätzen, ob er ein loyaler Transatlantiker ist. Ist er womöglich neben Adenauer der potenteste „Gaullist“ an den Schaltstellen der Macht? Liegt es auch daran, dass Strauß womöglich ein Sicherheitsnetz in Deutschland knüpft, das an der CIA-Bundesnachrichtendienst-Achse vorbei geht und dieser transatlantischen Connection womöglich gar den Kampf ansagt? Es ist in Bonn ein offenes Geheimnis, dass BND-Chef Reinhard Gehlen und Strauß sich spinnefeind sind. Das Sprachrohr des von Nazi-Kriegsverbrechern geführten Bundesnachrichtendienstes ist das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Niemals vor der berühmten Spiegel-Affäre wäre irgendjemand auf die Idee gekommen, den Spiegel als „linksliberal“ einzustufen.

Der Spiegel und der BND beschäftigten beide nicht irgendwelche ehemaligen anonymen NSDAP-Mitglieder, sondern Personen, die an Massenmorden und Deportationen im Naziregime beteiligt waren. Und der BND „fütterte“ den Spiegel immer mal wieder mit gezielten Indiskretionen, und der Spiegel ließ wichtige Artikel vom BND Korrektur lesen. So veröffentlichte Spiegel-Chefredakteur Konrad Ahlers zum Beispiel eine Titelgeschichte über den damaligen Generalinspekteur der Bundeswehr, Friedrich Foertsch, „die Straußens antiamerikanische Militärpolitik entlarvte“, wie sich 1970 die beiden Autoren Zolling und Höhne in ihrem Bestseller „Pullach Intern“ auszudrücken wussten. Kontaktmann des BND zum Spiegel war Oberst Adolf Wicht. Der geschäftsführende Redakteur des Spiegel, Hans Detlev Becker, verfügte über vertrauliche Dokumente eines Bundeswehr-Manövers mit Namen „Fallex 62“, das zu nicht sehr schmeichelhaften Befunden über die Bundeswehr gekommen ist. Becker gleicht seinen Artikel mit dem BND-Wicht ab. Wicht gibt sein OK, und am 10. Oktober 1962 erscheint die Titelstory: „Bedingt abwehrbereit“. Die Bundeswehr sei zu der von Kennedy geforderten „Vorwärtsverteidigung“ gegen den Warschauer Pakt nicht in der Lage. Schuld sei Strauß mit seinem veralteten, auf der Massiven Vergeltung fußenden Militärkonzept.

Es entspinnt sich ein beinhart ausgefochtener Agentenkrieg auf deutschem Boden. Auf der Seite von Adenauer und Strauß kämpfen der Militärische Abschirmdienst (MAD), die Sicherungsgruppe Bonn, verschiedene Polizeieinheiten, die Bundesanwaltschaft; ihre Gegner sind die von Washington gesteuerten Agenten des Bundesnachrichtendienstes unter Leitung von Reinhard Gehlen. Die erste Runde geht an Adenauers Leute: Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein und sein Chefredakteur Konrad Ahlers werden in Handschellen ins Gefängnis gebracht. Ihre Wohnungen und sämtliche Spiegel-Büros werden durchsucht. Die Autoren Zolling und Höhne beschreiben die Wahrnehmung der Gehlen-Gegner: „Der BND-Chef stand hinter der Strauß-Kritik des Spiegel. Wicht hatte die Redaktion vor der Nacht- und Nebel-Aktion gewarnt und ihr die Möglichkeit geschafft, das landesverräterische Material verschwinden zu lassen.“

Am 12. November 1962 wird gar der greise Adenauer selber zum Akteur in diesem Agentenkrimi. Er lässt die BND-Führer Gehlen, Worgitzky, und Winterstein im Kanzleramt in getrennten Zimmern einsperren. Dann holt er den Justizminister: „Herr Stammberger, Sie müssen Gehlen verhaften!“ Der Angesprochene erklärt allerdings, etwas verwirrt, er könne die Herren nicht verhaften. Sodann eilt Bundesanwalt Kuhn an den Tatort und verhört die diskreten Führer des BND. Es folgte in der Zentrale des BND in Pullach eine Razzia durch die Bundesanwaltschaft und Beamte der Sicherungsgruppe Bonn und sie verhören die BND-Agenten. Die Autoren von „Pullach Intern“ sind im Jahre 1970 ganz auf der Seite Gehlens:

„Gehlens Verfolger wurden nicht müde, dem alten Herrn im Palais Schaumburg [damals Sitz des Bundeskanzleramtes in Bonn] das Schreckensbild des Landesverräters Gehlen auszumalen. Ihre Verschwörer-These wurde immer uferloser, immer gespenstischer: Bald sahen sie ein weltweites Komplott von der CIA in Washington über Gehlen in Pullach bis zu Augstein in Hamburg, entschlossen, Adenauer und Strauß zu stürzen.“

Kommt einem doch alles irgendwie bekannt vor …

Quellen und Anmerkungen:

<1> https://staging.apolut.net/wer-krieg-fuehren-will-braucht-immer-einen-suendenbock-von-hermann-ploppa/ <2> https://www.spiegel.de/ausland/jean-luc-melenchon-dieser-linksradikale-will-premierminister-von-frankreich-werden-a-0c281f36-5565-483f-8447-2b5802d8591f <3> https://www.rubikon.news/artikel/renaissance-der-sozialpolitik <4> https://www.youtube.com/watch?v=KAd6feu1shs <5> https://www.mintpressnews.com/documents-show-bill-gates-has-given-319-million-to-media-outlets/278943/?fbclid=IwAR0lr67vXnfZ6idz4MDdrlc1VLvC5tSRbJ3Y1kJp4ZmAwLJvB1vGfWPcI3k <6> https://medieninsider.com/spiegel-bill-melinda-gates-stiftung-foerderung-millionenhoehe/7852/ <7> https://www.youtube.com/channel/UCSQJpXRkiYEnDeHFoMNGfww <8> https://staging.apolut.net/history-die-faschistischen-organisationen-in-der-ukraine-unter-hitler-und-heute/ <9> https://www.youtube.com/watch?v=5KEjhUDPo5I&t=1889s <10> https://www.youtube.com/watch?v=ydSf57SRtcQ <11> https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/die-braune-vergangenheit-des-spiegel/ <12> https://staging.apolut.net/history-reichstagsbrand-1933/ <13> Hermann Ploppa: Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland. Marburg 2019. +++

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: fran_kie / shutterstock


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