Im Peace-Press-Verlag ist ein neues Buch von David Ray Griffin mit dem Titel "Der US-amerikanische Drang nach globaler Dominanz" erschienen. Dr. Daniele Ganser kommentiert das Werk des Autors wie folgt:
"Dieses neue Buch von David Ray Griffin ist eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der die dunkle Seite des US-Imperialismus in seinem globalen Kontext verstehen will." (Dr. Daniele Ganser, Leiter des Swiss Institute for Peace and Energy Research, Autor zahlreicher Bücher, einschließlich NATO-Geheimarmeen)
Aus der Buchbeschreibung:
Dieses Buch zeichnet den Weg des Amerikanischen Imperiums von seiner Gründung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nach und zeigt die Falschheit der Amerikanischen Einzigartigkeit auf – eine säkulare Version der alten Idee, dass Amerika göttlich gegründet und geführt wurde. Ein Epilog befasst sich mit dem »Ende des Amerikanischen Jahrhunderts«, insbesondere unter dem Einfluss der Bush-Cheney-, Obama- und Trump-Regierung.
Es folgt ein Auszug aus dem Buch. 13. KAPITEL: Der Drang nach globaler Dominanz Ein Meinungsbeitrag von David Ray Griffin.
Wie wir gesehen haben, stellte das Ende des Kalten Krieges für die Fürsprecher eines Amerikanischen Imperiums von wahrhaft globaler Reichweite eine Chance dar. Das Imperium konnte nun, ohne auf sowjetisch gestützten Widerstand zu stoßen, Länder übernehmen, die der wirtschaftlichen Dominanz der Vereinigten Staaten nicht offenstanden. Innerhalb der Elitemitglieder dieser Befürworter bestand jedoch eine Kluft hinsichtlich der Frage, wie aggressiv Amerika seine überwältigende dominante militärische Macht nutzen sollte, um seine Interessen durchzusetzen. Eine Denkschule vertrat die traditionelle Ansicht, daß diese militärische Macht, erst nachdem die wirtschaftlichen und diplomatischen Bemühungen gescheitert waren, als letztes Mittel eingesetzt werden sollte. Selbst dann sollte die militärische Macht – außer auf dem amerikanischen Doppelkontinent – nicht einseitig eingesetzt werden, sondern nur unter dem Deckmantel einer UN-Resolution oder zumindest unter einem multilateralen Bündnis. Diese Art von Imperialismus ist, behauptete diese Denkschule, letztendlich effektiver, da seine imperialistischen Pläne effektiver getarnt werden können – teilweise durch eine harmlose Formulierung wie »Globalisierung«, so daß diese zur Zusammenarbeit anregen oder zumindest das Provozieren von massivem Widerstand vermeiden kann. Die andere Denkschule stellte fest, daß die Vereinigten Staaten nun, da sie endlich die überwältigende militärische Überlegenheit erlangt hatten, die sie seit langem erstrebten, diese nutzen sollten, teilweise, weil die relative militärische Stärke Amerikas heute erheblich größer ist als ihre relative wirtschaftliche Stärke, teilweise, weil die Regierung die Konzerne, die Militärmaterial liefern, beschäftigt halten muß, und teilweise, weil militärische Siege nun schneller errungen werden können. Darüber hinaus hätten derartige Siege eine heilsame Wirkung auf andere Länder, die möglicherweise über Widerstand gegen US-Vorschläge zur Umstrukturierung ihrer Volkswirtschaften nachdenken. Im Hinblick auf den Einwand, daß dieser Ansatz kontraproduktiv wäre, weil dieser, indem er derart unverhohlen imperialistisch wäre, Amerikas wahre Pläne offenbaren und damit Widerstand erzeugen würde, so glaubte diese militaristischere Denkschule offensichtlich, daß die Macht Amerikas nunmehr derartig groß ist, daß es sich um diesen Einwand keine Sorgen machen muß. Wie dem auch sei, der militaristischere Ansatz zur Umsetzung dessen, was Richard Falk »das Projekt der globalen Dominanz«1 nannte, hat sich sicherlich als aufschlußreich erwiesen. Dieses Kapitel zeichnet den Aufstieg dieses militaristischeren Ansatzes und die nachfolgende Enthüllung nach.
1. Frühe Anzeichen der militaristischen Schule
Obwohl angenommen werden könnte, daß die Clinton-Regierung die Macht der Vereinigten Staaten – sowohl im Irak als auch im von den Vereinigten Staaten geführten NATO-Krieg gegen Serbien – ausreichend brutal eingesetzt hatte, gab es Amerikaner, einige davon in der Reagan und Bush I-Regierung, die frustriert waren, daß die Vereinigten Staaten mit ihrer einzigartigen Supermacht-Leistungsfähigkeit ihre Kraft nicht voll ausschöpften. Ein früher Ausdruck dieser Einstellung wurde von Colin Powell vorgebracht, der Anfang des Jahres 1992 gegenüber den Kongreßangehörigen sagte, daß die Vereinigten Staaten »ausreichend Macht« benötigten, um »jeden Herausforderer davon abzuhalten, jemals davon zu träumen, uns auf der Weltbühne herauszufordern.« Powell sagte sogar: »Ich will der Straßenschläger sein«, der in den Köpfen potenzieller Gegner implantiert, daß »es keine Zukunft bei dem Versuch gibt, die Streitkräfte der Vereinigten Staaten herauszufordern.«(2) Eine systematischere Aussage kam in der ersten Version der »Defense Planning Guidance« (DPG, Verteidigungsplanungsrichtlinie) des Pentagons von 1992, die hauptsächlich von Paul Wolfowitz, dem damaligen Unterstaatssekretär für Verteidigung, und Lewis »Scooter« Libby (der Stabschef von Vizepräsident Cheney in der Bush II-Regierung werden sollte) verfaßt wurde. Obwohl es sich um ein geheimes Dokument handelte, wurde es der New York Times zugespielt.(3) Zu den öffentlich aufgedeckten Passagen gehörten die folgenden:
Unser erstes Ziel ist es, das Wiederaufkommen eines neuen Rivalen zu verhindern. Dies erfordert, daß wir uns bemühen, jede feindliche Macht davon abzuhalten, eine Region zu beherrschen, deren Rohstoffe unter konsolidierter Kontrolle ausreichen würden, um globale Macht zu erringen. Zu diesen Regionen gehören Westeuropa, Ostasien, das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und Südwestasien. … Die USA müssen … eine neue Ordnung aufbauen und schützen, die potenzielle Rivalen davon überzeugt, daß sie keine größere Rolle anstreben oder eine aggressivere Haltung einnehmen sollten, um ihre legitimen Interessen zu schützen. … Wir müssen die Mechanismen beibehalten, um potenzielle Rivalen abzuhalten, eine regionale oder globale Rolle einzunehmen. … Wir werden die überragende Verantwortung, sich selektiv jene Fehler zu widmen, die nicht nur unsere Interessen gefährden, sondern auch diejenigen unserer Verbündeten oder Freunde.(4)
Es ist zu beachten, daß es laut der Defense Planning Guidance die Vereinigten Staaten und nicht die Vereinten Nationen waren, welche die neue Ordnung »errichten und schützen« sollten. Falls einige Menschen davon ausgehen, daß die Vereinten Nationen eine Art Weltregierung sind, dann hat sich Washington sicherlich zu keiner Zeit dieser Illusion hingegeben. Es weiß, daß, soweit es bereits eine Weltregierung gibt, es die Vereinigten Staaten sind. Diese Tatsache wird durch die Aufteilung der Welt durch das US-Militär in sechs militärische »Kommandos« veranschaulicht (neben dem Zentralkommando [das 20 Länder von Afghanistan über Ägypten bis Syrien umfaßt], gibt es ebenfalls die Kommandos in Afrika, Europa, im Norden, im Pazifik und im Süden).(5) Zudem trug ein Artikel aus dem Jahre 2018 den Titel »The New US Defense Strategy: All the World Our Battlefield« (Die neue US-Verteidigungsstrategie: Die ganze Welt unser Schlachtfeld).(6) Auf jeden Fall gehörten zu den »Interessen«, die im Entwurf der Defense Planning Guidance (DPG) genannt wurden, »Zugang zu lebenswichtigen Rohstoffen, vor allem Erdöl aus dem Persischen Golf«, und unter den genannten Optionen zum Schutz dieser Interessen gehörten präemptive Militäraktionen. Andrew Bacevich sagte, daß »der DPG-Entwurf in Wirklichkeit eine Blaupause für permanente amerikanische globale Hegemonie war.«(7) Bacevich schrieb, daß »Wolfowitz indiskret war«, indem dieser offen erklärte, daß »Macht- und Eigeninteressenberechnungen statt Altruismus und hohe Ideale die geeignete Grundlage für die Festlegung der Strategie bildeten«, und bezeichnete den Entwurf der Defense Planning Guidance (DPG) als »die Wolfowitz-Indiskretion«, für die Wolfowitz »weit und breit angeprangert« wurde.(8) Dementsprechend distanzierte sich das Pentagon von diesem Entwurf, zog ihn zurück und schrieb ihn mit einer freundlicheren, sanfteren Sprache um. Doch die Ideen blieben unverändert. Diese wurden in einer Reihe zukünftiger Publikationen mit drei Hauptthemen vorgestellt:
1.) Durchführung von Präemptivangriffen,
2.) Herbeiführung eines Regierungswechsels in einer Reihe von Ländern, angefangen beim Irak, und
3.) Erreichung einer vollständigen globalen Hegemonie.
Anmerkungen und Quellenangaben:
(1) »Resisting the Global Domination Project: An Interview with Professor Richard Falk«, Frontline 20/8, 12.-25. April 2003)
(2) Colin Powell, Aussagen vor dem Kongreß, 1992
(3) Patrick E. Tyler, »Excerpts From Pentagon's Plan: ›Prevent the Re-Emergence of a New Rival‹«, New York Times, 8. März 1992
(4) Diese Aussage ist auf unheimliche Weise einer Aussage über das Römische Reich von Joseph Schumpeter aus dem Jahre 1919 ähnlich. Für Rom, so sagte er, »gibt es keine Ecke der bekannten Welt, zu der nicht behauptet wird, daß ein gewisses Interesse in Gefahr ist oder tatsächlich angegriffen wird. Wenn die Interessen nicht römisch wären, wären sie diejenigen der Verbündeten Roms; und wenn Rom keine Verbündeten gehabt hätte, würden die Verbündeten erfunden werden. Wenn es völlig unmöglich war, ein solches Interesse zu erfinden, dann war es die nationale Ehre, die beleidigt worden war. Der Kampf war immer mit einer Aura der Legalität verbunden. Rom wurde immer von bösartigen Nachbarn angegriffen. Die ganze Welt war von einer Vielzahl von Feinden durchdrungen, es war offensichtlich Roms Pflicht, sich vor ihren zweifellos aggressiven Absichten zu schützen.«
(5) United Command Plan: Commanders' Area of Responsibility, US-Verteidigungsministerium
(6) Carl Conetta, »The New US Defense Strategy: All the World Our Battlefield«, Facebook, 19. Januar 2018 (www.facebook.com/notes/carl-conetta/the-new-us-defense-strategy-all-the-world-our-battlefield/10210916923466963)
(7) Andrew J. Bacevich, American Empire: The Realities and Consequences of U.S. Diplomacy (Cambridge, MA: Harvard University Press, 2002), Seite 44
(8) ebda., Seite 45
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Auszug aus: Prof. Dr. David Ray Griffin, Die dunkle Seite des Amerikanischen Imperiums, ISBN 3-86242-008-6
Das Buch ist im Peace-Press-Verlag erschienen.
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Wir danken dem Verlag für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Peace-Press-Verlag
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