
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
"Falls Sie Hebräisch können: Schalten Sie Kanal 12 ein, den meistgesehenen Sender in Israel. Dort hören Sie Tag für Tag die Aufstachelung zum Völkermord."
Sagte Yuli Novak, Direktorin der israelischen Menschenrechtsorganisation @btselem. Und deutsche Medien berichteten es, Medien, die fast zwei Jahre diesem Völkermord und der Aufstachelung dazu zusahen und sie im Prinzip sogar als „Verteidigung“ rechtfertigten. Nein, der Völkermord hatte nicht erst 2025 angefangen. Er hatte sich schon lange abgezeichnet, und drohte ganz offensichtlich, wie ich schon in meinem Buch darüber von 2021 schrieb. Also schauen wir, wie weit der Apartheidstaat Israel den Völkermord mit der Hilfe der westlichen Länder und den arabischen Diktaturen um das Land herum im Sommer 2025 brachte.
Zu spät, liebe Qualitätsmedien
Jetzt, nach 22 Monaten darf das hier in Zeitungen stehen, was vor ein paar Monaten zu Hausdurchsuchungen geführt hätte, wenn nicht sogar im August 2025 noch, wenn es jemand auf einer Demonstration sagte:
„Was muss Deutschland tun?
Ich verstehe die Komplexität der deutschen Israelpolitik sehr gut. Aber Deutschlands Verantwortung für seine vergangenen Verbrechen besteht nicht nur gegenüber dem jüdischen Volk, sondern gegenüber der gesamten Menschheit. Und die bittere Realität ist: Die Nachfahren derer, die den geradezu paradigmatischen Genozid durch Deutschland erlitten haben, begehen nun selbst einen.“ (1)
Apartheid wird zu Völkermord. Der geheime Hasbara-Dienst
Das israelische Militär betrieb eine Spezialeinheit namens „Legitimationszelle“, deren Aufgabe es war, Informationen aus dem Gazastreifen zu sammeln, die Israels Image in den internationalen Medien stärken können. Der unbekannte Geheimdienst sollte insbesondere Journalisten aus dem Gazastreifen identifizieren, die als verdeckte Hamas-Agenten dargestellt werden könnten, um die wachsende weltweite Empörung über die israelische Tötung von Reportern einzudämmen. Ein ausführlicher Bericht von Yuval Abraham berichtete am 14. August darüber, wie gerne auch mit Fälschungen gearbeitet wurde.
"'So viel Material wie möglich für Hasbara finden'. Eine der ersten öffentlichkeitswirksamen Aktionen der Legitimierungszelle erfolgte am 17. Oktober 2023 nach der tödlichen Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Während internationale Medien unter Berufung auf das Gesundheitsministerium von Gaza berichteten, ein israelischer Angriff habe 500 Palästinenser getötet, erklärten israelische Beamte, die Explosion sei durch eine fehlgezündete Rakete des Islamischen Dschihad verursacht worden und die Zahl der Todesopfer sei deutlich niedriger.
Am Tag nach der Explosion veröffentlichte die Armee eine Aufzeichnung, die die Legitimierungszelle durch Geheimdienstabhörungen gefunden hatte. Sie stellte ein Telefongespräch zwischen zwei Hamas-Aktivisten dar, die den Vorfall auf eine Fehlzündung des Islamischen Dschihad zurückführten. Viele internationale Medien hielten diese Behauptung später für glaubwürdig, darunter auch einige, die eigene Ermittlungen anstellten. Die Veröffentlichung versetzte der Glaubwürdigkeit des Gesundheitsministeriums von Gaza einen schweren Schlag – innerhalb der israelischen Armee wurde sie als Sieg für die Zelle gefeiert." (2)
Tatsächlich war das abgehörte Gespräch das von zwei einfachen Palästinensern, die nichts mit der Hamas zu tun hatten, und sich am Telefon darüber unterhalten hatten, ob es tatsächlich eine palästinensische Rakete hätte sein können. Das Ziel der Organisation war, oft auch aus dem Zusammenhang gerissene Geheimdienstergebnisse als Mittel der Hasbara, der israelischen Propaganda einzusetzen. Aber dieser geheimste aller Geheimdienste Israels hatte auch die Aufgabe Informationen zu finden und notfalls zu konstruieren, um die Ermordung von Journalisten zu rechtfertigen.
"Mit gerade einmal 28 Jahren war Al-Sharif einer der bekanntesten Journalisten Gazas. Laut CPJ [Committee to Protect Journalists] ist er einer von 186 Reportern und Medienschaffenden, die seit dem 7. Oktober im Gazastreifen getötet wurden – der tödlichsten Zeit für Journalisten seit Beginn der Datenerfassung durch die Organisation im Jahr 1992. Andere Organisationen beziffern die Zahl der Todesopfer auf bis zu 270.
'Wenn diese Worte Sie erreichen, wissen Sie, dass es Israel gelungen ist, mich zu töten und meine Stimme zum Schweigen zu bringen', schrieb Al-Sharif in seiner letzten Botschaft, die posthum auf seinen Social-Media-Konten veröffentlicht wurde. 'Ich habe Schmerz in all seinen Einzelheiten durchlebt, Leid und Verlust oft erfahren, doch ich habe nie gezögert, die Wahrheit so zu vermitteln, wie sie ist, ohne Verzerrung oder Verfälschung.'“ (3)
Auch Muhammad Shehada schrieb (4) über Israels bewährte Taktik, palästinensische Journalisten, darunter den Al-Jazeera-Reporter Anas Al-Sharif, zu diffamieren: Sie als getarnte Hamas-Agenten zu brandmarken. Im Vorfeld der geplanten Invasion von Gaza-Stadt war die Tötung Al-Sharifs der jüngste Schritt in Israels Kampagne, die Zeugen des Gazastreifens auszulöschen und die Rechenschaftspflicht zu verhindern. Ich hatte schon darüber berichtet, wie er mit fünf seiner Kollegen in einem Zelt bombardiert worden war, weil er "Hamas" war, wie Israel behauptete. In dem Artikel werden noch weitere Beispiele für solche Morde aufgelistet.
Leben riskieren für Mehl oder Brot
Ahmed Ahmed und Ibtisam Mahdi berichteten aus Gaza, wohin Israel in den ersten Wochen im August nur einen kleinen Teil der Lebensmittellieferungen erlaubt hatte. Mit chaotischen Hilfslieferungen aus der Luft war die von Israel inszenierte Hungersnot in eine neue Phase eingetreten, und Gazaer berichten, dass sie für einen Sack Mehl oder schimmeliges Brot ihr Leben riskierten. (5) Also hatte sich immer noch nichts an der Situation geändert, dass Israel Hunger als Waffe gegen die Zivilbevölkerung einsetzte. Hunger, dem immer mehr Menschen direkt zum Opfer fielen, oder durch Krankheiten und andere Folgen. Wie jene junge Frau, welche es geschafft hatte, zur Behandlung nach Italien zu kommen, nur um dort an den Folgen der Unterernährung zu sterben.
Marah Abu Zuhri, eine 20-jährige Palästinenserin, die am 14. August 2025 aus dem Gazastreifen nach Italien evakuiert wurde, um medizinisch behandelt zu werden starb weniger als 48 Stunden nach ihrer Ankunft in Pisa an den Folgen schwerer Unterernährung. Sie kam in einem Zustand extremer Abmagerung an, wie das Universitätskrankenhaus Pisa (AOUP) berichtete. Trotz sofortiger Einlieferung ins Krankenhaus und der Durchführung notwendiger Tests sowie einer unterstützenden Therapie erlitt sie eine plötzliche Atemkrise und einen Herzstillstand, die zu ihrem Tod führten.(6)
Die Mehrheit der Sterbenden auf Grund der von Israel verursachten Mangelernährung erhalten keine Mitteilung in den Medien.
US-Universitäten Brennpunkte des Zionismus?
Israelische Universitäten arbeiteten regelmäßig mit dem Militär zusammen, das das gesamte akademische Leben im Gazastreifen zerstört hatte. Doch wie Dikla Taylor-Sheinman und Georgia Gee schrieben, hatte dies die amerikanisch-israelischen Partnerschaften nicht gebremst – im Gegenteil: Nachdem sie den Widerstand auf dem Campus niederschlugen, vertieften US-Universitäten ihre Beziehungen zur israelischen Wissenschaft noch. (7)
"Während US-Universitäten ihre Beziehungen zu israelischen Institutionen vertiefen, beleuchtet ein neuer umfassender hebräischsprachiger Bericht von New Profile, einer israelischen Antimilitarisierungsbewegung, das Ausmaß der Einbettung dieser Institutionen in den Militärapparat des Landes – angesichts der zunehmenden israelischen Angriffe auf Gaza und der eskalierenden Siedler- und Armeegewalt im gesamten Westjordanland.
Der Bericht identifiziert mindestens 57 militärisch-akademische Programme für aktive Soldaten und Wehrpflichtige an zahlreichen Universitäten und schätzt, dass die finanzielle Zusammenarbeit zwischen dem Verteidigungsministerium und der Wissenschaft für Soldatenstudienprogramme von 2019 bis 2022 269 Millionen Schekel (rund 79 Millionen US-Dollar) überstieg." (8)
Der Artikel beleuchtete auch an Hand von vielen Beispielen, dass keine israelische wissenschaftliche Institution ohne enge Beziehungen zum israelischen Militär war. Eine dieser Universitäten wurde sogar provokativ und völkerrechtlich illegal auf dem palästinensischen Gebiet des Westjordanlandes gebaut.
"Die Ariel-Universität wurde nicht nur auf besetztem palästinensischem Gebiet errichtet, sondern hat laut ihrem Präsidenten auch die ausdrückliche Mission, 'ein Gefühl der Zugehörigkeit zum Staat Israel zu vermitteln' und zionistische Werte zu fördern. Die Institution hat auch Studierenden akademische Anerkennung gewährt, die sich ehrenamtlich bei Hashomer Yosh engagieren, einer ehemals von den USA sanktionierten ehrenamtlichen Jugendorganisation, deren Siedlermitglieder Gewalt gegen palästinensische Gemeinden im Westjordanland verübt haben. 'Ich rufe alle dazu auf, sie zu unterstützen, so wie wir es hier an der Ariel-Universität tun', sagte Mark Zell, ein amerikanischer Anwalt und Vorstandsvorsitzender von Ariel, in einem Werbevideo für die Jugendgruppe aus dem Jahr 2020. (Ein Sprecher der Ariel-Universität erklärte, man habe keine Verbindung zu Hashomer Yosh und 'Aussagen von Privatpersonen stellen nicht die offizielle Politik der Universität dar.')"
Eretz-Israel, nun offizielle Politik?
Über Gross-Israel (9) war schon viel geschrieben worden. Ein Bild reicht vermutlich an dieser Stelle (10), um die Erinnerung aufzufrischen. Nicht nur Wikipedia bemühte sich seit Jahrzehnten, dieses Ziel israelischer Politik als „Verschwörungstheorie“ zu erklären. Nachdem Netanjahu aber nun offiziell und öffentlich über Großisrael (11), "Eretz-Israel“ nachgedacht hat, wird auch der Letzte nicht mehr behaupten können, dass diese Idee der Eroberungskriege, wie an dieser Stelle häufiger erklärt, eine Verschwörungstheorie war.
Natürlich ging dieser Krieg gegen die Nachbarländer nur langsam voran, solange in Palästina noch Reste von Widerstand bestanden. Aus diesem Grund wurde nun nicht nur Gaza, sondern auch das Westjordanland langsam unbewohnbar gemacht. Wie ich schon 2012 berichtet hatte (12), bemühte sich die Besatzungsmacht seit Jahrzehnten, die wirtschaftliche Grundlage Palästinas zu zerstören. An der damals schon berichteten, seit 1967 anhaltenden Zerstörung auch der Ernährungsgrundlage der Palästinenser, hatte sich auch 2025 nichts geändert. Im Gegenteil.
Um die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung zu beschleunigen, zerstörte die israelische Besatzungs-Armee am 13. August z.B. die gemeinsame lokale Saatgut-Vermehrungsanlage der Bauern Palästinas, und die gesamten Vorräte an Saatgut. Durch die Selbsterzeugung von Saatgut hatten die Palästinenser einen großen Schritt zur Ernährungsautonomie gemacht, der nun in Trümmern lag (13).
„Seit 15 Jahren unterhält die UAWC [Union of Agricultural Work Committees] die nationale palästinensische Saatgutbank südlich der Stadt Hebron im besetzten Westjordanland. Sie betreibt dort Forschung, baut Lebensmittel an und lagert Saatgut, insgesamt 80 Samensorten aus 14 Pflanzenfamilien – Gemüse, Getreide, Heilpflanzen und bedrohte Baumarten. Die Saatgutbank sei von grundlegender Bedeutung für die palästinensische Landwirtschaft, sagt Yasmeen al-Hasan.
Wichtige Ressource für kommende Generationen
Diese Einschätzung teilt der britische Umweltjournalist Fred Pearce. Erst vor kurzem hat er für die Zeitschrift «Yale Environment 360» über Saatgutbanken in Konflikten geschrieben. «Ich war schockiert, als ich von der Zerstörung der palästinensischen Saatgutbank erfuhr», sagt er.“ (14)
Natürlich erklärte Israel, wie fast immer, dass die Saatgutbank „illegal“ sei. Weil sie nicht von der Besatzungsmacht genehmigt worden war. Allerdings darf eine Besatzungsmacht laut Völkerrecht keine rein zivilen Einrichtungen oder Strukturen in besetzten Gebieten zerstören. Tatsächlich ist der Grund der Gleiche, weshalb provisorische Schulen zerstört und von der EU bezahlte Solaranlagen konfisziert, sowie Wohnhäuser abgerissen werden. Der Artikel im SRF weist dann auch darauf hin:
„Yasmeen al-Hasan spricht von einem gezielten Angriff auf die palästinensische Ernährungssouveränität. Es sei der Versuch Israels, den Palästinensern und Palästinenserinnen im Westjordanland die Existenzgrundlage wegzunehmen. «Wenn ein Volk sich nicht von seinem Land ernähren kann, wie kann es dann dort bleiben?», fragt sie rhetorisch: «Es gibt hier eine deutliche Metapher: Samen sind in der Erde verwurzelt. Die Israeli wollen die palästinensischen Samen zerstören, um uns zu entwurzeln.»“ (15)
Explodierende Siedlergewalt
Da sogar Morde an Palästinensern durch Siedler, selbst bei Vorliegen von Videoaufnahmen praktisch nie zu Verurteilungen führten, sondern palästinensische Zeugen stattdessen inhaftiert wurden, explodierte die Siedlergewalt im Westjordanland seit Monaten. Nun schrieb sogar die New York Times darüber, aber natürlich in einer geframten Form. Der Artikel wurde von Jasper Nathaniel kritisiert. Er schrieb auf X.com darüber (16). Es ist ein klassisches Beispiel, wie in westlichen Ländern verzweifelt versucht wurde, laufende ethnische Säuberungen Israels als Problem einzelner Bösewichte darzustellen. Es erinnerte fatal an die Aussage „wenn das der Führer wüsste“.
„Das Kernproblem ist die Formulierung. Es geht nicht um ‚extremistische‘ Siedler oder vereinzelte Fälle von ‚Brandstiftung‘ und ‚Landraub‘. Diese sind die bewussten und unvermeidlichen Folgen eines grundlegenden Wandels in der Westjordanland-Regierung – eingefädelt von Smotrich und unterstützt von Netanjahu –, der sie in Gang gesetzt hat. (17)
Das Militär versäumt es nicht nur, diese Angriffe zu ‚verhindern‘ (18) – es beteiligt sich oft sogar daran. Erst gestern erschoss ein Soldat bei einem Siedlerangriff in Duma einen Palästinenser. Und dabei sind die vielen Siedler, die die Armee bewaffnet, uniformiert und selbst effektiv als Soldaten eingesetzt hat, noch gar nicht mitgezählt.
Diese Behauptung über die Strafverfolgung von Siedlern [in der New York Times] ist eine dramatische Untertreibung. Zwischen 2005 und September 2023 führten nur etwa 3 % der Ermittlungen zu Siedlergewalt zu einer Strafverfolgung – und dabei sind die unzähligen Angriffe, die aufgrund von Misstrauen gegenüber den Behörden nie gemeldet wurden, noch nicht einmal mit eingerechnet. Seit Oktober 2023 ist diese Quote mit ziemlicher Sicherheit noch weiter gesunken. (Der zweite Screenshot stammt von Yesh Din (19)).
Die Siedler schleichen (20) sich nicht ein. Sie errichten systematisch illegale Außenposten direkt neben palästinensischen Dörfern und veranstalten nächtliche Pogrome.
Die Siedlerbewegung hat das klare Ziel, das gesamte Westjordanland seinen rechtmäßigen Eigentümern, den Palästinensern, zu entreißen. Wer sich [als israelischer Siedler] dafür entscheidet, dort zu leben, nimmt an diesem gewalttätigen Projekt teil, unabhängig davon, ob er jemals eine Waffe in die Hand nimmt oder nicht (21).
Das ist einer der eklatantesten Aspekte. Zu behaupten, die Außenposten würden von der israelischen Regierung ‚geduldet‘, ist obszön (22). Die Regierung hat allein im vergangenen Jahr Hunderte Millionen Dollar in illegale Außenposten gepumpt und diese bis an die Zähne bewaffnet.
‚Teilweise angeführt von langjährigen Siedleraktivisten‘ (23) ist eine dramatische Untertreibung. Die Annexion wird von dem ‚Siedleraktivisten‘ Smotrich angeführt – dem mächtigsten Mann Israels nach Netanjahu, Finanzminister, De-facto-Gouverneur des Westjordanlands und jemand, der die Regierung nach Belieben stürzen kann. Der Siedlungsbau ist nur ein Teil eines umfassenderen Projekts, das darauf abzielt, die Gesetze systematisch umzuschreiben und die volle Kontrolle zu übernehmen. Es ist bizarr, dass sein Name nicht ein einziges Mal auftaucht.
Wo bleibt der Faktencheck zur ‚Eindämmung palästinensischer militanter Gruppen‘ (24)? Seit dem 7. Oktober wurden im Westjordanland 35 Israelis getötet, im Vergleich zu fast 1.000 Palästinensern (25). Und die Aktionen des Militärs haben das Leben der Palästinenser nicht ‚weiter erschwert‘, sondern völlig auf den Kopf gestellt.
Es ist buchstäblich Regierungspolitik, dass das israelische Militär Gesetze gegen Siedler nicht durchsetzt. Das als ‚Versagen‘ zu bezeichnen, ist absurd. Es funktioniert genau wie beabsichtigt. Der zweite Screenshot stammt aus meinem Baffler-Artikel (26). [Der Artikel beschreibt, wie der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, einen Totalstopp der Auflösung von selbst nach israelischem Recht illegalen Siedlungen verhängte, und jede Verfolgung von Siedlertaten verhinderte.]
Ich verstehe, dass der Autor [der New York Times] versucht hat, die Behauptung des Militärkommandanten in den letzten Sätzen zu überprüfen, aber das reicht bei weitem nicht aus. Was er sagte, ist das genaue Gegenteil der Wahrheit, und es hätte nicht viel gebraucht, um zu zeigen, dass Soldaten Siedlerangriffe systematisch unterstützen, wenn nicht sogar direkt daran teilnehmen, anstatt zu versuchen, die Palästinenser zu ‚schützen‘ (27).
Letztendlich stellt der Artikel die Siedlergewalt als ein Schurkenproblem dar, dem die Regierung ‚nicht Einhalt gebieten‘ kann, während es sich in Wirklichkeit um ein koordiniertes staatliches Projekt ethnischer Säuberungen zur Eroberung ‚Großisraels‘ handelt, wie Netanjahu erst gestern sagte.
Die Regierung hat das Regierungssystem des Westjordanlands umgestaltet, um die rechtlichen Beschränkungen der militärischen Besatzung zu umgehen, Tausende Siedler mit Sturmgewehren, Geländefahrzeugen, Drohnen und Uniformen bewaffnet, hunderte Millionen in illegale Außenposten und die Infrastruktur der Siedler gesteckt, riesige Landstriche palästinensischen Landes durch neue Gesetze an sich gerissen, Siedler in ‚Regionale Verteidigungsbataillone‘ neben der israelischen Armee eingegliedert, Soldaten zu ihren Raubzügen geschickt, berüchtigte Mörder mit Staatsaufträgen belohnt und ihnen vor Gericht nahezu völlige Straffreiheit gewährt.“
Neue Haftbefehle für Israel
Das Middle East Eye berichtete am 15. August, dass der IStGH in Den Haag zwei weitere Haftbefehle vorbereitet hatte, und sie zwei stellvertretenden Anklagevertretern übergeben wurden. Es sollte sich, was schon länger erwartet worden war, um Haftbefehle für die Minister Itamar Ben Gvir (Nationale Sicherheit) und Bezalel Smotrich (Finanzen) gehandelt haben. (28) Allerdings wurden diese Haftbefehle "auf Eis" gelegt.
Der Chefankläger, Karim Khan, hatte die Fälle gegen die beiden schärfsten Vertreter eines Völkermordes in Gaza schon vorbereitet, bevor er im Mai einen zeitlich nicht beschränkten "Urlaub" begann, um die vermutlichen Verleumdungen gegen sich bekämpfen zu können.
„Karim war bereit. An den Anträgen musste nichts mehr gemacht werden. Sie wurden nicht mehr verfasst. Sie wurden nicht mehr überarbeitet. Sie waren fertig. Alles, was noch zu tun war, war, die gerichtlichen Verfahren zur Antragstellung zu befolgen.“
Berichtete das MEE. Die Zeitung legte auch offen, dass die stellvertretenden Staatsanwälte befugt waren, die Anträge den Untersuchungsrichtern zur Prüfung vorzulegen. Einige innerhalb des IStGH gingen jedoch davon aus, dass die Anträge stillschweigend zurückgestellt wurden, da das Gericht einem beispiellosen externen Druck ausgesetzt war. Was die Verzögerung seit Mai erklärte.
Das MEE berichtete, dass zwei Quellen mitgeteilt hatten, dass die beiden stellvertretenden Staatsanwälte, Nazhat Shameem Khan und Mame Mandiaye Niang, die Anträge aufgrund drohender US-Sanktionen nicht eingereicht hatten.
Auf die Frage des MEE, wie der Stand der Anträge sei, und ob die Angst vor Sanktionen ihre Einreichung verzögert habe, erklärte die Staatsanwaltschaft: „Die Staatsanwaltschaft kann keine Stellungnahmen zu laufenden Ermittlungen und etwaigen konkreten Anklagen abgeben, die sich im Zusammenhang mit den von ihr bearbeiteten Sachverhalten ergeben könnten. Dieses Vorgehen ist unerlässlich, um die Integrität der Ermittlungen zu schützen und die Sicherheit von Opfern, Zeugen und allen Personen zu gewährleisten, mit denen die Staatsanwaltschaft in Kontakt steht.“
Raji Sourani, der Anwalt für Palästina vor dem IStGH und dem IGH erklärte:
„Für uns sind sie sehr spät dran. Worauf warten sie noch? Sie haben alles. Aufgeschobene Gerechtigkeit ist verweigerte Gerechtigkeit.“
Eine Quelle des IStGH erklärte gegenüber der Zeitung, man befürchtete,
"der Fall würde nie ans Licht kommen. Wenn die Anträge von Ben Gvir und Smotrich einfach verschwinden, wird die Möglichkeit, eines der eklatantesten Beispiele für Apartheid in der heutigen Welt strafrechtlich zu verfolgen, wahrscheinlich für immer verloren sein.“
UN kapituliert vor Israel
Der Journalist Ryan Grim von Drop Site News berichtete am 13. August auf X von der Kapitulation der UN vor dem Druck und der Propaganda Israels. (29)
- 1. Israel beschuldigte die Hamas, SA [Sexuelle Gewalt] als Kriegswaffe einzusetzen, und forderte die Aufnahme in die schwarze Liste – eine offizielle Bezeichnung mit diplomatischen Konsequenzen.
- 2. Die UN forderte eine [neutrale] Untersuchung. Die Hamas stimmte zu, Israel lehnte ab.
- 3. Stattdessen lud Israel Pramila Patten ohne Untersuchungsmandat ein, das Land zu besuchen und einen Bericht zu verfassen. Sie kam dem nach.
- 4. Israel erstellte daraufhin einen eigenen Bericht, der von Pattens Freundin und ehemaliger Kollegin @KaddariRuth [Name des Dinah-Projekts] erstellt wurde. (Dies ist eine Anspielung auf die Geschichte von Dinah im Alten Testament. Dinah wird Opfer von SA, und ihre Brüder reagieren, indem sie alle Bewohner der Stadt töten. Der Titel machte deutlich, dass der Zweck der Anschuldigung darin bestand, einen Völkermord zu begehen.)
- 5. Wichtige Berichte mit Videobeweisen über systematische SA an Palästinensern in israelischen Gefängnissen und Haftanstalten tauchen auf.
- 6. Die UN kündigt an, die Hamas auf israelische Forderung hin auf eine schwarze Liste zu setzen, setzt Israel jedoch nicht auf die schwarze Liste, sondern ermahnt es lediglich, sich zu bessern.
- 7. In etwa zwei Jahrzehnten, falls die UN dann noch existiert, wird sie sich dafür entschuldigen, wenn es keine Rolle mehr spielt." (30)
Auch hier wurde wieder glasklar, dass die UN ein Werkzeug der Mächtigen war, ein Werkzeug der alten Kolonialmächte, und antiimperialistische und antikoloniale Länder wie China und Russland hatten immer noch nur einen Minderheitseinfluss. Ganz zu schweigen vom gesamten globalen Süden.
Hier endet das Format des PodCast. Für interessierte Leser bietet sich an, im Anhang noch über die Nach- oder Vorwehen eines Irankrieges zu lesen. Ansonsten möchte ich diese Woche nicht die endlose Liste von Kriegsverbrechen auflisten, die letzten 22 Monate sollten jedem mehr als ausreichend sein, um sich eine Meinung zu bilden.
Anhang
Nach- oder Vorwehen eines Irankriegs
In der Grenzregion zwischen Pakistan und dem Iran, der Sistan-Baluchestan Provinz, agierten Milizen, die von Israel und angeblich und auch Indien unterstützt wurden, und dort in beiden Ländern für Unruhe und Aufstände sorgten. Der Iran hatte während des 12-Tage-Krieges hunderte Bewaffnete verhaftet oder getötet, welche über die Grenze in den Iran eingedrungen waren. Zehntausende wurden im Laufe der letzten Monate verhört.
Pakistan und Iran hatten nun offiziell begonnen, den grenzüberschreitenden Terror gemeinsam zu bekämpfen, statt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, wie bisher. Letztes Kapitel eines Artikels in The Cradle:
"Sicherheitsreform zwischen Iran und Pakistan
Bis vor Kurzem warfen sich Teheran und Islamabad regelmäßig gegenseitig vor, staatsfeindlichen Militanten Schutz zu gewähren. Die Luftangriffe, die beide Länder Anfang 2024 starteten, spiegelten wider, wie tief diese Frustration gewachsen war. Doch im vergangenen Jahr und insbesondere in den letzten Monaten hat sich die regionale Lage dramatisch verändert. Die Dringlichkeit ist real. Es vergeht kaum ein Tag ohne einen Angriff auf ein Mitglied des iranischen oder pakistanischen Sicherheitspersonals an oder innerhalb ihrer jeweiligen Grenzen. Allein im vergangenen Monat wurden sieben Offiziere des pakistanischen Militärs bei militanten Angriffen getötet, der letzte am 5. August. Diese Verluste schließen Soldaten niedrigeren Ranges nicht ein, deren Tod oft nicht gemeldet wird.
Iran und Pakistan haben seitdem gemeinsame Protokolle zum Informationsaustausch und Mechanismen zur Terrorismusbekämpfung eingeführt, um ihre 900 Kilometer lange Grenze, wo das zerklüftete Gelände Aufständischen, Schmugglern und Menschenhändlern Schutz bietet, besser zu schützen. Die indisch-israelische Kampagne, den Separatismus der Belutschen als Waffe einzusetzen, hat den Konflikten in der Region eine gefährliche neue Dimension verliehen. Wie effektiv Iran und Pakistan diese Bemühungen abwehren können, könnte das nächste Kapitel des belutschischen Aufstands bestimmen." (31)
Quellen und Anmerkungen
Der Autor kommentiert tagesaktuelle Themen unter https://x.com/jochen_mitschka
(2) https://www.972mag.com/israel-gaza-journalists-hamas-hasbara/
(3) Ebd.
(4) https://www.972mag.com/israel-hamas-journalists-smear-gaza/
(5) https://www.972mag.com/gaza-airdrops-israel-engineered-starvation/
(7) https://www.972mag.com/us-israeli-academia-partnerships-military/
(8) Ebd.
(9) https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fisrael
(10) https://pbs.twimg.com/media/GyUFlpiWsAM7pgr?format=jpg&name=360x360
(11) https://x.com/freddyerstrecht/status/1955399188918964639
(12) https://jomenschenfreund.blogspot.com/2012/03/der-vergessene-apartheid-staat.html
(14) Ebd.
(15) Ebd.
(16) https://x.com/infinite_jaz/status/1956005707804717523
(17) https://pbs.twimg.com/media/GyUhgDsXcAQCYLC?format=png&name=medium
(18) https://pbs.twimg.com/media/GyUibcGWEAUDZzU?format=jpg&name=medium
(19) https://pbs.twimg.com/media/GyUjlr7WgAQIKUu?format=png&name=medium
(20) https://pbs.twimg.com/media/GyUkTbLWQAkiGoX?format=jpg&name=medium
(21) https://x.com/infinite_jaz/status/1956010193763930195/photo/1
(22) https://x.com/infinite_jaz/status/1956011304595997134/photo/1
(23) https://x.com/infinite_jaz/status/1956012794114965745/photo/1
(24) https://x.com/infinite_jaz/status/1956014299404513375/photo/2
(25) https://pbs.twimg.com/media/GyUnloHXEAQn0YE?format=jpg&name=large
(26) https://pbs.twimg.com/media/GyUpNfLXgAA0zs3?format=png&name=small
(27) https://pbs.twimg.com/media/GyUpgzsXAAURa3T?format=jpg&name=medium
(29) https://x.com/ryangrim/status/1955702600252449051
(31) https://thecradle.co/articles-id/32
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bild: BETHLEHEM, PALÄSTINENSISCHEN GEBIETE: Israelische Streitkräfte verhaften einen palästinensischen Aktivisten während einer Demonstration in der Nähe von Bethlehem, Westjordanland, 14. November 2012
Bildquelle: Ryan Rodrick Beiler/ shutterstock
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