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DDR 2.0 – oder wo leben wir heute?

DDR 2.0 – oder wo leben wir heute?

In vielen alternativen Online-Medien heißt es, wir leben in der DDR 2.0 – eine Behauptung, die in meinen Augen fragwürdig ist. Die Journalisten der meist konservativen Medien sprechen dabei auch oft von sozialistischer Politik der heutigen Regierungen. Wie stimmig ist diese Gleichsetzung?

Ein Meinungsbeitrag von Andrea Drescher.

Ich suche immer noch nach einer Quelle bei Karl Marx oder anderer sozialistischer bzw. kommunistischer Literatur, in der es heißt, dass im Sozialismus die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden müssen. Auch ist mir nicht bekannt, dass das Kommunistische Manifest für Public-Private-Partnerships wirbt, ein Konzept, das die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Österreich massiv geprägt hat. Aber vielleicht bin ich ja nicht belesen genug.

Um mir die Quellensuche zu erleichtern, sprach ich mit Andreas Peglau, mit dem ich schon ausführlich zum Thema „Wie findet man den Weg aus der Komfortzone“ diskutiert hatte und der als „gelernter“ DDR-Bürger mehr zum Thema beitragen konnte als ich, die ich im Westen groß geworden bin. Der Psychologe und Psychotherapeut ist 1957 in der DDR geboren und hat einen kritischen Blick auf beide Welten. Er war daher erneut ein idealer Ansprechpartner für meine Frage.

Du warst DDR-Bürger und hast den „real existierenden Sozialismus“ erlebt oder durchlitten – je nach Sichtweise. Daher würde ich Dich erstmal um Deine persönliche Einschätzung zur DDR bitten.

Vielleicht vorweg: Ich hab manchmal zu hören bekommen, ich könne die DDR nicht korrekt einschätzen, weil ich „staatsnah“ war. Ich war ja – wie ich gern immer wieder auch mitteile – nicht nur Mitglied der Freien Deutschen Jugend, sondern auch bereits mit 19 Mitglied der SED, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, bis 1990. Und ich hab unter anderem ab 1985 beim DDR-Sender Jugendradio DT64 gearbeitet.

Wer sich bei Autoren informieren möchte, die ebenfalls in der DDR lebten, aber erwiesenermaßen nicht staatsnah waren, dem empfehle ich das Buch von Daniela Dahn „Wehe dem Sieger! – Ohne Osten kein Westen“. Da kann man vieles von dem, was ich sage, nachlesen.

Was waren aus Deiner Sicht denn die Schattenseiten des Lebens in der DDR?

Es ist gut, mit den Schattenseiten anzufangen.

In der DDR gab es eine verbreitete Parole, die allerdings, als ich älter wurde, nicht mehr so oft benutzt wurde: „Vom Ich zum Wir“. Ich glaube, dass sich dahinter eine ganz entscheidende Schattenseite verbirgt.

Wieso?

Entgegen einigen, auch von Marx vertretenen Auffassungen, dass es um die individuelle Entwicklung geht, die die Grundlage für die gesellschaftliche bilden muss, haben wir in der DDR den Spieß umgedreht und das Individuelle unterbewertet, blockiert und oftmals auch unterdrückt. Die Gruppe, das Soziale, die Klasse, der Staat, das sozialistische Weltsystem, also immer größere Einheiten wurden als viel wichtiger oder entscheidend dargestellt.

Dadurch konnten und durften wir unsere Individualität vielfach nicht so entfalten, wie wir es gebraucht hätten. Ich glaube, das war auch einer der entscheidenden Punkte, weshalb die DDR kaputt ging. Sie hat viele Menschen, die ihre Kreativität nicht einbringen konnten, obwohl sie es wollten – nicht zuletzt, um in der DDR tatsächlich sowas wie richtigen Sozialismus hinzukriegen – enttäuscht und frustriert.

Eine andere Schattenseite, auf die sich viele zur Recht beziehen, war die Unterdrückung abweichender Meinungen, jedenfalls wenn sie öffentlich geäußert wurden. Es galten vorgegebene ideologische Dogmen, insbesondere der „Marxismus-Leninismus“, und der auch noch in einer ziemlich eingeengten Fassung. Diese Meinungskontrolle, auch das rigorose Verhindern von Möglichkeiten, sich zusammenzuschließen und alternative, dissidente oder oppositionelle Auffassungen zu vertreten, das waren eindeutig Schattenseiten der DDR, unter denen viele mehr oder weniger bewusst gelitten haben.

Hinzu kommt dann aber noch die Stasi?

Der Staat DDR war von Beginn an tatsächlich auch bedroht und tat das, was jeder andere Staat im 20. Jahrhundert ebenfalls getan hat: nämlich sich als Staat abzusichern. Dazu brauchte man eine Institution, eine Organisation. Wie das bei allen Geheimdiensten ist, nahm das dann eine eigene, nicht zuletzt inhumane Entwicklung. Dadurch wurden viele Lebensentwürfe gestört oder zerstört. Was auch insofern besonders bitter war, weil das ja sozialistischen Grundüberzeugungen widersprach, den Staat letztlich nicht sicherte, sondern massiv schädigte.

Im Westen gab es den von Ex-Nazis aufgebauten BND. Mitglieder der Kommunistischen Partei, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und anderer „linker“ Organisationen, die als staatsgefährdend eingestuft wurden, wurden überwacht, zum Teil verfolgt oder inhaftiert. Sie durften – Stichwort „Radikalenerlass“ – lange Zeit nicht Beamte sein, nicht mal als Briefträger. Oder denk an die Ende der 1960er Jahre vom Bundestag beschlossenen „Notstandsgesetze“.

Die Gesinnungsschnüffelei, überhaupt die staatliche Kontrolle war dennoch sicherlich deutlich geringer ausgeprägt als in der DDR. Man wollte den Menschen im Westen ja auch demonstrativ mehr Freiheit gewähren, um attraktiver rüberzukommen als Gesellschaft. Aber es ist nicht so, dass es diese Kontrolle nicht gab.

Inwiefern war die DDR denn bedroht?

In der BRD lagen mehrmals Pläne in Schubläden, wie man die DDR militärisch überrennen kann. Außerdem war es permanent Teil westlicher Politik, die DDR ideologisch zu unterwandern und dadurch zu demontieren. Die Mauer war meines Erachtens notwendig, weil die DDR Anfang der 1960er Jahre wirklich drohte, wirtschaftlich auszubluten. Im Osten Ausgebildete wurden massenhaft mit besseren Angeboten in den Westen gelockt. Der Westen hatte insgesamt durch die Förderung seitens der Westmächte – insbesondere der USA – bessere materielle Möglichkeiten.

Manche Politiker im Westen, darunter Egon Bahr, der langjährige Mitarbeiter von Willi Brandt, sahen in der Mauer übrigens auch ein Element, das mögliche Eskalationen hin zum Dritten Weltkrieg verhinderte. Aber es war natürlich zugleich ein Einsperren der DDR-Bürger, das Unterbinden jeder Art von unkontrolliertem Kontakt in den Westen.

Gibt es noch weitere Schattenseiten?

Aus dem, was ich gesagt habe, leitet sich vieles ab. Es zog sich in alle Bereiche, in die Wissenschaft, in die Kultur, die Rock- und Popmusik, die Kunst. Überall saßen irgendwelche höheren Funktionäre und wussten alles irgendwie besser, weil sie angeblich mal Karl Marx gelesen hatten.

Obwohl die DDR auch in Kunst, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft teils Großartiges geleistet hat: Sie hätte viel mehr erreichen können, wäre im Wettstreit mit dem Westen stärker gewesen, wenn sie Individualität mehr zugelassen und gefördert hätte.

Eingeschränkt war auch die Reisefreiheit, klar. Aber reisen konnten wir, nicht nur innerhalb des Landes, auch im Ostblock, der ja ein ziemlich großes Areal der Welt darstellte. Die riesige Sowjetunion, Polen, Rumänien, Bulgarien, Tschechoslowakei, Ungarn, auch Kuba, wenn man dafür genug Zeit und Geld hatte. Natürlich hatten die Westler mehr Möglichkeiten, aber auch wir mussten nicht ständig zu Hause glucken.

Dann lass uns zur anderen Sicht kommen. Welches waren die positiven Seiten des Lebens in der DDR?

Nicht zuletzt, dass es eine gesicherte materielle Basis für die Entfaltung von Individualität gab. Keiner musste Angst haben zu hungern, zu dursten, obdachlos oder arbeitslos zu werden. Menschen, die Ausreiseanträge in die BRD gestellt hatten, verloren zwar oft ihren Job, fingen dann aber vielleicht als Hausmeister oder Nachtwächter irgendwo an, was natürlich sehr frustrierend war. Aber auch sie mussten nicht hungern.

Die Wohnungsmieten in der DDR waren nach heutigen Maßstäben unglaublich günstig. Meine Wohnung hat zum Beispiel 50 DDR-Mark gekostet, als ich ein Einkommen von etwa 800 DDR-Mark hatte.

Diese materielle Absicherung ist wirklich ganz wichtig. Aber es gibt doch sicher noch mehr Positives?

Also ein Punkt ist: Nachweislich hat sich die DDR ganz anders mit der faschistischen Vergangenheit auseinandergesetzt. Wenn auch nie so konsequent und so hundertprozentig erfolgreich, wie suggeriert wurde, aber im Vergleich zur BRD stand sie um Längen besser da.

Noch bis in die Mitte der 1990er Jahre haben westliche Forschungsinstitute nachgewiesen, dass die Einstellung der DDR-Bürger gegenüber dem Faschismus viel kritischer war als die der Westbürger. Das kippte erst ab 1995, offenbar mit der Erkenntnis, wie frustrierend das Leben im Westen war im Vergleich zu den bunten Illusionen, die man uns vorgemacht hatte. Je mehr Menschen arbeitslos wurden und den Sinn ihres Lebens verloren, desto mehr verbreiteten sich dann auch in Ostdeutschland „rechte“ Einstellungen.

Antifaschistische Einstellungen waren bei uns aber viel verwurzelter als im Westen, auch wenn sie uns zum Teil draufgedrückt wurden. Wir haben uns schon in der Schule intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt, im Kino Filme darüber gesehen, Klassenfahrten oder Jugendweihfahrten gemacht, bei denen wir Konzentrationslager und Gedenkstätten besucht haben. In Sachsenhausen, Weimar oder Buchenwald gewesen zu sein, gehörte dazu und prägte uns Kinder und Jugendliche erheblich.

Diese Themen und die Auseinandersetzung gab es bei uns im Westen auch, zumindest in meiner Schulzeit.

Auch in dieser Intensität? Habt ihr Euch diese Filme angesehen, Bücher gelesen, die das reflektiert haben?

Die Filme haben wir uns definitiv angesehen. Den Anne-Frank-Film über Bergen-Belsen werde ich nie vergessen. Schon aus familiären Gründen. Daher – das gab es bei uns auch. Aber was sind die weiteren Vorteile aus Deiner Sicht?

Ich meine, dass die DDR eine konsequentere und nachhaltigere Friedenspolitik vertreten hat als die BRD. Die eigene Armee, die NVA, wurde ja auch erst als Reaktion auf die Bundeswehr aufgebaut.

Auch wenn zum Beispiel die ideologische Unterstützung der Sowjetunion bei der Niederschlagung des Prager-Aufstandes 1968 sicher nicht pazifistisch oder friedlich war: Ich denke trotzdem, dass die diplomatischen, außenpolitischen Signale der DDR viel dauerhafter auf Frieden ausgerichtet waren. Und das hat sicher viel mit der antifaschistischen Grundorientierung des Staates zu tun. In der BRD war nach dem Krieg eine Vielzahl der alten Nazi-Funktionäre auch in hohen Stellungen bis in die Regierung hinein tätig. Das war bei uns nicht der Fall.

Die Liste der Nazis in der BRD-Politik findet man sogar in der Wikipedia.

Und die haben die Innen- und die Außenpolitik der BRD mitbestimmt, logischerweise. Bei uns wurde die Politik von der Sowjetunion kontrolliert. Wo ja erst in den 1950er Jahren das Stalinsche Terrorregime endete. Dennoch gab es in der DDR von Anfang an eine klare Orientierung auf Frieden und die zog sich durch bis zu deren Ende.

Etwas anderes, aber ebenfalls Wichtiges fällt mir noch ein. Auch wenn die Gleichberechtigung der Frauen auch in der DDR nicht zu hundert Prozent umgesetzt wurde, war sie viel weiter gediehen als jemals in der BRD. Auch Scheidungen kosteten fast gar nichts, zumal man dafür höchstens im Streitfall einen Anwalt brauchte. Dass eine Frau danach ohne Versorgung dastand, stand nicht zur Debatte: Jede bekam Arbeit. Bei gleicher Tätigkeit gab es die gleiche Bezahlung, auch waren mehr Frauen in qualifizierten Positionen tätig. Beim Rundfunk hatte ich eigentlich nur weibliche Chefs. Spätestens beim SED-Politbüro, also der obersten Führungsebene, hörte es aber komplett auf, da gab es nie ein weibliches Vollmitglied.

Die DDR hat, und das spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, das Bürgerliche Gesetzbuch des alten Deutschlands nicht übernommen, sondern etwas Eigenes gestaltet. Da fehlten dann viele Paragrafen, die es in der BRD noch lange gab: zum Beispiel, dass der Mann über die Frau bestimmen darf. Oder auch das elterliche Züchtigungsrecht, das in der BRD erst im Jahre 2000 abgeschafft wurde, nachdem sie es in den 1960er-Jahren – angeblich im Zuge der Gleichberechtigung! – auf Frauen ausgeweitet hatten. Da durften also die Kinder von beiden Eltern verprügelt werden. Auch Lehrer durften bei uns nicht den Rohrstock benutzen. Viele weitere Beispiele findet man in dem erwähnten Buch von Daniela Dahn.

Hast Du noch Beispiele?

Es gab in der DDR – als Kehrseite dessen, was auch als „Mangelwirtschaft“ bezeichnet wurde – keinen Konsumterrorismus. Bei uns wurden nicht 100 Joghurtsorten produziert, die alle gleich schmeckten und nur anders aussahen, sondern nur zwei oder drei Sorten. Die Verpackungen waren schmucklos, dafür aber billig.

Heute sind sie groß und aufwendig – und werden immer weggeschmissen.

Die Parole „von der Straße auf die Schiene“ war in der DDR viel mehr Realität als heute. Es gab in dieser Hinsicht eine deutlich ökologischere Transportpolitik. Allerdings muss ich beim Thema Ökologie noch eine Schattenseite ergänzen.

Welche?

Das Leugnen der ökologischen Probleme. Auf Ökologie wurde in der DDR weitgehend gepfiffen. Man tat so, als ob die Mauer alle ökologischen Probleme aufhalten könne und wir selbst keine herstellen würden. Dementsprechend wurde in Leuna, Bitterfeld und in anderen wirtschaftlichen Ballungsgebieten offiziell nie so genau hingeschaut, zum Beispiel auf das Ausmaß der Luftverschmutzung. Doch die Lebenserwartung derjenigen, die dort lebten, war reduziert.

Jetzt habe ich noch ein paar direkte Fragen, die Du bitte nur mit Ja oder Nein beantwortest, auch wenn einiges schon angesprochen wurde. Ich möchte die Punkte einfach hervorheben. War es in der DDR für finanzschwache Menschen schwer, wirtschaftlich zu überleben?

Nein.

Gab es in der DDR eine nennenswerte Obdachlosenzahl?

Nein. Auch keine unnennenswerte.

Haben sich Vermögen und Produktionsmittel in immer weniger Händen konzentriert?

Nein.

Waren gemeinwohl-relevante Branchen, also Krankenhaus, Energieversorgung, Straßenbau in privater Hand?

Nein.

Gab es Private-Public-Partnership-Strukturen?

Nein.

Gab es in der DDR eine Bevölkerungsschicht, die immer reicher wurde?

Nein.

Und die letzte Ja/Nein Frage: Gab es extreme Einkommensunterschiede zwischen Funktionären und Normalbürgern?

Nein.

Gab es keinerlei Unterschiede?

Doch. Die Schere ging auch in der DDR allmählich auseinander. In den 50er Jahren war sie noch viel geringer ausgeprägt als in den 80ern. Ab Anfang der 70er Jahre hieß es: „Wer mehr leistet, soll sich auch mehr leisten können.“

Auch in der DDR nahm die Konsumorientierung also zu, aber niemals im Ausmaß der BRD.

Im Herbst 1989 wurde mit großem Tamtam medial vorgeführt, wie die DDR-Regierung abgeschottet in ihrer Wandlitzer Siedlung außerhalb von Berlin lebte. Da wurde dann gezeigt: „Die haben vergoldete Wasserhähne!“. Aber die Häuser jedes westlichen Konzernchefs zu dieser Zeit dürften größer und luxuriöser gewesen sein. Auch wenn die Mitglieder der DDR-Regierung ganz andere Möglichkeiten hatten, sich Konsumgüter, auch aus dem Westen, zu verschaffen als der normale Facharbeiter, war der Unterschied an materieller Lebensqualität keinesfalls so riesig, wie er jetzt zwischen Konzernmanagern und Angestellten oder zwischen hochrangigen Politikern und unteren Einkommensgruppen ist.

Wenn ich mir die Punkte anschaue, wie kann man darauf kommen, die heutige Gesellschaft mit der DDR 2.0 gleichzusetzen?

Es gibt Aspekte wie die Unterdrückung abweichender Meinungen, die Kontrolle der individuellen Entwicklung oder die übergriffige Arbeit des Verfassungsschutzes, wo sicher Ähnlichkeiten bestehen.

Aber das hat mit dem Sozialismus der DDR doch wenig zu tun, oder? Das kann man in jedweder Form einer Diktatur finden. Oder sehe ich das falsch?

Nein, das sehe ich auch so.

Hast Du eine Idee, was Leute motivieren könnte, diese Gleichsetzung vorzunehmen?

Was wir beide wissen, ist, dass in der BRD nie aufgehört wurde, die DDR in den offiziellen Medien mehr oder weniger zu verteufeln. Insofern gibt es in der BRD seit 1949 eine lange Tradition des Abwertens der DDR und damit auch von sozialistischen Ideen.

Nach 1945 hatte es zwar erst mal eine gesamtdeutsche Diskussion gegeben, selbst bei der CDU/CSU, dass man vom Kapitalismus als Grundlage von Faschismus und Krieg weg müsse. Das war jedoch bald vorbei. Der Sozialismus wurde im Westen zum Übel erklärt – und damit auch die DDR.

Dann kam 1989/1990 eine Phase, in der von BRD-Politikern um DDR-Bürger als Wähler geworben wurde: „Ihr bringt ja auch etwas in die Einheit mit, ihr seid auch wichtig, ihr habt auch Erfahrung.“ Aber damit war schnell wieder Schluss, nachdem der Anschluss erfolgreich durchgezogen worden war. Und bald danach brach ja auch das sozialistische Weltsystem zusammen. Doch dieser „reale Sozialismus“ war – mit all seinen Schwächen und Gebrechen – ein Alternativsystem zum Westen. Damit keiner auf die Idee kam, diesen Versuch noch einmal und besser zu wiederholen, musste diese Alternative nun natürlich weiter diskreditiert oder zerstört werden, ideologisch, kulturell und auch architektonisch – wie zum Beispiel durch den Abriss des Ostberliner „Palastes der Republik“.

Es wurde kontinuierlich vermittelt: „DDR und Sozialismus sind einfach Scheiße: inhumane, totalitäre, ökonomisch alberne Konzepte.“ DDR, das waren nun nur noch Mauer-Tote, Stasi, Diktatur – mehr nicht. Na ja, und wenn das also die DDR war, dann musste man ja tatsächlich nicht mehr darüber diskutieren, oder? Dieses Bild hat sich in den Köpfen festgesetzt und wurde beziehungsweise wird nicht mehr hinterfragt.

Darum fällt der Vergleich mit der DDR 2.0 automatisch so negativ aus? Ist das so gewollt?

Vergleichen kann man alles, gleichsetzen kann man außerhalb der Mathematik gar nichts. Man sollte schon schauen: Was ähnelt heute inwiefern den negativen Seiten des DDR-Systems? Aber wer sich mit „DDR 2.0“ befasst, sollte zunächst dringend recherchieren und versuchen zu begreifen, was „DDR 1.0“ war.

Und sie war eben in vieler Hinsicht ein völlig anderes Konzept. Die DDR war niemals ein Projekt, das von national oder global organisierten Oligarchen gesteuert wurde. Sie hat zu keinem Zeitpunkt eine Kriegstreiberei betrieben, wie sie jetzt durch die Aufrüstungspolitik stattfindet. Gerade mit ihrer Friedenspolitik und ihrem Antifaschismus bot sie auch einen Bezugspunkt für die Friedensbewegung in der BRD. Es gab in der DDR auch niemals ein Gesundheitssystem, das sich auch nur annähernd so gegen die Bevölkerung gerichtet hat, wie es seit 2020 mit den „Corona“-Maßnahmen passierte.

Die Unterschiede sind wirklich überdeutlich. Hier gleichzusetzen ist wirklich absurd. Vielen Dank für den Austausch!

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 12. August 2025 auf tkp.at.

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Wir danken der Autorin für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: Kleidungsanstecker mit der Flagge der ehem. DDR drauf
Bildquelle: BUTENKOV ALEKSEI / shutterstock


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