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„Das schlimmste Verbrechen des 21. Jahrhunderts“ | Von Rainer Rupp

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Warum kann Israel ungestraft weiter morden, mit westlicher Unterstützung?

Ein Kommentar von Rainer Rupp.

In einem exklusiven Interview mit der auf den Mittleren Osten spezialisierten Internetplattform „Middle East Eye“ beschuldigte, am 23. Juli 2025 der ehemalige stellvertretende UNO-Untergeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten, Martin Griffiths, Israel, „das schlimmste Verbrechen des 21. Jahrhunderts“ in Gaza zu begehen. Die Taten des zionistischen Verbrecherregimes bezeichnete er ausdrücklich als „Völkermord“.

Griffiths, der über 50 Jahre Erfahrung in der humanitären Arbeit hat, beschrieb Israels vorsätzliche Hungertaktiken als beispiellos in seiner Karriere und betonte die katastrophalen Auswirkungen der seit dem 2. März 2025 andauernden Belagerung, die Gaza mit über zwei Millionen Einwohnern in die Hungersnot getrieben hat. Seine Äußerungen verdeutlichen das Ausmaß der israelischen Gräueltaten, einschließlich Massenmorden und der systematischen Entbehrung der Bevölkerung.

Griffiths verurteilte die israelische Belagerung, die die Lieferung humanitärer Hilfsgüter durch die UN und ihre Partner, einschließlich der UN-Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), verhindert hat. Er erklärte: „Es kann kaum Zweifel daran geben, dass wir sehen, wie Hunger und Unterernährung als Instrument des Krieges eingesetzt werden.“ Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium sind seit März mindestens 101 Palästinenser, darunter 80 Kinder, an Hunger gestorben, 15 davon allein am 21. Juli 2025 an Unterernährung. Griffiths betonte:

„Es ist eine historische Tatsache, dass Kinder in solchen Umständen zuerst sterben. Unsere Menschlichkeit kann nicht glauben, was wir sehen,“

und wies damit auf das gezielte Leiden hin, das den Schwächsten in Gaza zugefügt wird. Israels Blockade hat den Zugang von 6.000 Lastwagen mit Lebensmitteln und medizinischen Hilfsgütern verhindert, die seit über vier Monaten in Ägypten und Jordanien warten.

Vor der israelischen Blockade der Hilfslieferungen konnte die UNO-Hilfsorganisation UNRWA 600 Lastwagen täglich in Gaza entladen und verteilen, das Minimum, um die Bevölkerung zu versorgen. Griffiths zitierte dazu die Kommunikationsdirektorin Julitte Touma von UNRWA, die von Palästinensern berichtete, die um Essen für ihre Kinder flehen, wobei einige vor Hunger ohnmächtig wurden.

Dieses systematische Aushungern der Bevölkerung von Gaza verstößt, laut Griffiths, klar gegen die verbindlichen Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) von Juli, März und Mai 2024, die Israel zur Gewährleistung ungehinderten humanitären Zugangs verpflichteten, um eine Hungersnot abzuwenden. Israels Nichteinhaltung, so Griffiths, zeigt „massive Straflosigkeit“ für gut dokumentierte Gräueltaten der letzten 21 Monate.

Griffiths bezeichnete Israels Handlungen eindeutig als Völkermord und erklärte: „Ich bin absolut überzeugt, dass das, was in Gaza passiert, ein Völkermord ist, denn die Sache spricht für sich.“ Er verwies auf den IGH-Fall, der von Südafrika angestrengt wurde und Israel beschuldigt, die Völkermordkonvention von 1948 zu verletzen, indem es Lebensbedingungen schafft, die darauf abzielen, die Palästinenser als Gruppe zu vernichten.

Griffith warnte, dass Israels Straflosigkeit einen gefährlichen Präzedenzfall für andere Konflikte schafft, und bemerkte:

„Israel kommt mit schrecklichen Verbrechen davon,“ was andere Akteure ermutigen könnte.

Er betonte die globalen Auswirkungen unkontrollierter und bestrafter Gräueltaten und fügte hinzu:

„Was in Gaza passiert, bleibt nicht in Gaza“

Zugleich kritisierte der ehemalige UNO-Hilfe-Koordinator auch die von den USA unterstützte „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF), die im Mai 2025 die UN-Bemühungen ersetzte, und nannte sie eine „Lockmittel für Vertreibung“. Griffiths verurteilte die militarisierte Hilfsverteilung der GHF und erklärte: „Keine humanitäre Organisation, und ich weiß das aus erster Hand, würde jemals in aller Öffentlichkeit Hilfsgüter einfach vom Laster werfen.“ Er kritisierte die GHF für das Fehlen einer Überwachung, um sicherzustellen, dass die Hilfe die Bedürftigsten erreicht und nannte es „eine Pflichtverletzung humanitärer Verantwortung“.

Er berichtete, dass über 1.000 hungernde Palästinenser, die Hilfe in GHF-Zentren suchten, bereits von der israelischen Armee getötet wurden, und beschrieb die Initiative als Mittel, um Palästinenser nach Süden zu locken um sie von dort möglicherweise besser aus Gaza vertreiben zu können.

Kategorisch wies Griffith israelische Behauptungen zurück, dass UN-Hilfe von Hamas geplündert wird, mit den Worten: „Dies wurde nie durch Beweise belegt oder in einem rechenschaftspflichtigen Prozess geprüft“.

Griffith‘s Anschuldigungen stellen Israels Handlungen als kalkulierte Kampagne von Massenmord und Hungersnot dar, die auf Zivilisten, insbesondere Kinder, abzielt. Wir erinnern uns an die Aussage im israelischen Parlament, dass in Gaza alle getötet werden müssen, auch die Kinder. Das sagte der israelische Knessetabgeordnete Michal Waldiger 2025 während einer Parlamentssitzung wörtlich:

"Niemand in Gaza ist unschuldig. Ja, sogar die Kinder werden getötet werden müssen. Keine andere Wahl",

wie von Haaretz am 9. Mai 2025 (1) berichtete.

Ebenfalls im Knesset sagte der israelische Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir am 22. Juli dieses Jahres:

“Wir werden kein einziges Gramm Hilfsgüter in den Gazastreifen lassen, bis seine Bevölkerung niederkniet und bettelt. Gaza muss dem Erdboden gleichgemacht werden. So etwas wie unschuldige Menschen gibt es nicht.” (2)

Abschließend warnte Griffiths, dass zukünftige Generationen diese Ereignisse als historisches Verbrechen studieren werden, und erklärte: „Meine Enkelkinder werden in der Schule lernen, wer für die schlimmsten Verbrechen des 21. Jahrhunderts verantwortlich ist.“ Seine Äußerungen unterstreichen die Dringlichkeit, Israels Verstöße zu stoppen, die nicht nur die physische Vernichtung von Leben, sondern auch die systematische Erosion der Würde und des Überlebens der Palästinenser umfassen und einen düsteren Präzedenzfall für zukünftige humanitäre Krisen weltweit setzen.

Es ehrt den ehemaligen stellvertretenden UNO-Generalsekretär für Humanitäre Angelegenheiten, Martin Griffiths, dass er so mutig und klar Ross und Reiter des Genozids in Gaza beim Namen genannt hat. Das zeugt von seiner ehrlichen humanistischen Grundhaltung, im Gegensatz zu der im im kollektiven Westen üblichen „Doppelmoral“, wenn es um Israel geht.

Allerdings zeugt Griffith‘s Reaktion auch von seiner Unfähigkeit, den Genozid in Gaza und die vom kollektiven Westen unterstützten israelischen Kriege in der Region in das übergeordnete, operative Verhaltensmuster der herrschenden Klasse in den imperialistischen Ländern des Westens einzuordnen. Das hat Dimitris Konstantakopoulos, griechischer Journalist, Buchautor und ehemaliger Berater des sozialistischen Präsidenten Papandreou in einem Essay für „Defend Democracy Press“ am 22. Juli versucht (3).

Laut Dimitris entspringen die Verbrechen in Gaza dem Bestreben des imperialistischen Finanzkapitals, des Militärisch-Industriellen-Komplexes der USA, sowie verschiedener zionistischer Lobbys in den USA und Europa, ihre hegemoniale Position auf dem Planeten zu bewahren. Das Schicksal Palästinas, falls die zionistischen Massenmörder ungestraft davonkommen, könnte daher entscheidende Konsequenzen für die gesamte Welt haben, beginnend mit der Ukraine, Aserbaidschan oder Taiwan, ganz zu schweigen vom Schicksal der BRICS-Staaten oder der Möglichkeit eines Atomkriegs in Europa, soweit Dimitris.

Weiter befürchtet er, dass Netanjahu, wie er es bereits zuvor getan hat, die Sommerpause nutzen wird, um seine völkermörderischen Praktiken in Gaza zu eskalieren. Dort würden die Pro-Kopf-Nahrungsrationen bereits auf ein Niveau geschätzt, das kleiner sei als jenes, das Häftlinge in Dachau, Auschwitz und Buchenwald bekamen. Diese Behauptung habe ich mit Hilfe der KI-Software Grok überprüft, deren sehr detaillierte Antwort zum Thema auf den Punkt gebracht wie folgend lautete:

Historische Daten über die NAZI-Lager stammen aus seriösen Quellen wie der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und Medical Review Auschwitz, die eine tägliche Kalorienausgabe an die Insassen je nach Quelle auf 1.200–1.500 kcal / Tag beziffern. Die genauen Kalorienzahlen für Gaza seien nicht bekannt. Bekannt ist allerdings, dass seit Israel die UNO-Hilfsorganisation aus Gaza verbannt hat, die durchschnittliche Nahrungsaufnahme der Menschen in Gaza rapide gefallen ist. In den Monaten extremer Restriktionen (Februar–März 2024 und seit dem vergangenen März 2025) aktuell für Juli 2025 die tägliche Kalorieneinnahme in Gaza auf 1.000-1.400 kcal / Tag geschätzt wird. Dimitris Behauptung könnte also der Wahrheit recht nahe kommen.

Dann versucht Dimitris zu ergründen, warum Israel nicht nur ungestraft davonkommt, sondern bei seinen Verbrechen auch noch unterstützt wird. Er schreibt:

„In den letzten zwei Jahren haben wir miterlebt, wie Israel eine massive ethnische Säuberung durchführt, die in einen Völkermord eskaliert, vor den Augen der gesamten Menschheit – nicht nur ungehindert, sondern aktiv unterstützt mit Waffen, Geld und politisch-diplomatischer Rückendeckung durch den „kollektiven Westen“, wobei Deutschland eine führende Rolle spielt. Keine andere Großmacht – weder die USA, Russland noch China – könnte dies tun, ohne schwerwiegende politische Konsequenzen zu tragen.“

Umgekehrt, so Dimitris, müsse eine Macht, die wie Israel in dieser Richtung so dreist und öffentlich handelt, darauf bauen, dass sich die westliche Welt bereits hinlänglich in eine neofaschistische, totalitäre Richtung transformiert hat, um Israel nicht in die Arme zu fallen. Israels Fähigkeit, fast zwei Jahre lang ein solches per Video live übertragene Gemetzel an einer unschuldigen Bevölkerung durchzuführen, lässt sich nur durch die unerschütterliche Unterstützung des wahren Zentrums der westlichen Macht erklären, nämlich des internationalen Finanzkapitals in New York und London. Dass der Genozid trotz gegenteiliger öffentlicher Meinung in vielen westlichen Staaten fortgeführt werden kann, zeige die enormen Fortschritte des Totalitarismus in unseren sogenannten westlichen Demokratien, oder sollte man Demokraturen sagen.

Im Nahen Osten setzt Israel die Methoden des Assassinenordens ein, um die Führung seiner Feinde zu eliminieren. Im Westen haben zionistische und NATO-nahe Lobbys dasselbe Ergebnis erreicht, nicht durch Attentate, sondern durch andere Methoden gelöst, indem sie die überwiegende Mehrheit politischer, medialer und intellektueller Persönlichkeiten entweder kaufen oder erpressen, während sie alle anderen kritischen Stimmen ausgrenzen und diffamieren. So fänden sich Gesellschaften, die Veränderung anstreben, „enthauptet“ – ohne Ideen, Führer, Parteien oder Medien, die sie repräsentieren, meint Dimitris.

Israel habe eine derartig umfassende Kontrolle über westliche Eliten, dass die Zionisten Trump und seine Regierung innerhalb von weniger als vier Monaten dazu brachten, für Israel einen Angriff auf den Iran zu führen. In Europa zeigt sich dasselbe Muster. Kurz nachdem Israel und die USA einen unprovozierten Angriff auf den Iran gestartet hatten, drohten die angeblich souveränen Führer Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands – dem Opfer der Angriffe, nämlich dem Iran mit Sanktionen.

Angesichts dessen werde klar, so Dimitris, dass die Ereignisse in Israel und der Völkermord in Gaza lediglich die sichtbare Spitze eines „Eisbergs“ sind – aus einem unsichtbaren, aber immens mächtigen Imperiums des Finanzkapitals im Zentrum westlicher Macht. Nur dies ermögliche Israels Handlungen. Doch genau dieses Imperium des globalen Geldes kann den Aufstieg konkurrierender Zentren mit erheblicher Macht und relativer Unabhängigkeit, wie Russland, China, Iran und andere Kräfte des Globalen Südens, nicht tolerieren. Es kann nicht einmal den geringsten Ansatz europäischer Unabhängigkeit oder verbleibende demokratische oder soziale Rechte für die Arbeiterklassen im Westen selbst ertragen.

Dieses Zentrum fördert nun, dank neuer Technologien und Methoden zur Massenmanipulation, einen neuen Totalitarismus, der vergangene Totalitarismen wie Alchemie im Vergleich zur modernen Chemie erscheinen lässt. Und es ist dieses Zentrum, das aus Sicht von Dimitris militärische Gewalt gegen all seine Rivalen ausprobiert oder plant, egal ob Palästinenser, Iraner, Libanesen, Russen oder Chinesen.

Quellen und Anmerkungen

(1) https://www.haaretz.com/opinion/2025-05-09/ty-article-opinion/.premium/how-did-israelis-become-so-indifferent-to-children-killed-in-gaza/00000196-b15f-d9bf-a1b6-f9ff212e0000

(2) https://halturnerradioshow.com/index.php/news-selections/world-news/israeli-minister-in-knesset-not-one-gram-of-aid-gaza-must-be-levelled-to-the-ground

(3) https://www.defenddemocracy.press/palestine-the-key-to-the-global-situation-the-palestinian-question-ukraine-caucasus-brics-the-possibility-of-nuclear-war/

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: Anas-Mohammed / Shutterstock.com


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