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Wohlgesetzte Farbtupfer im ewigen Gemälde der Zeit

Wohlgesetzte Farbtupfer im ewigen Gemälde der Zeit

Ein Meinungsbeitrag von Dirk C. Fleck.

Wir sind bekleidet mit Leben, ohne zu wissen weshalb,“ schrieb der portugiesische Dichter Fernando Pessoa (1888-1935) und fügte hinzu: bis das Fest oder meine Rolle auf diesem Fest endet.“

OHGOTTOHGOTT* - So lautet der Titel meines neuen Buches. Ein merkwürdiger Titel, ich weiß. Trotzdem hoffe ich, dass man den kleinen Stoßseufzer vernehmen wird, der in ihm mitschwingt. In 54 Essays wird das gesellschaftliche Terrain unserer Tage markiert - mit allen Befindlichkeiten, denen wir in dieser vom Wahnsinn geprägten Zeit ausgesetzt sind. Und zwischen den Arbeiten befinden sich Zitate herausragender Persönlichkeiten. Pessoa lieferte eines davon.

Die Zitate stehen für sich. Ich habe sie als Zwischentöne benutzt, weil sie tief greifen und Risse in die Oberflächenstruktur unserer Wahrnehmung reißen. Es sind wohlgesetzte Farbtupfer im ewigen Gemälde der Zeit, voller Sehnsüchte und Erkenntnisse, die ans Herz rühren. Wie das hier zum Beispiel:

„Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben. Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar. Man schämt sich nicht mehr, sterben zu wollen; man bittet, aus der alten Zelle, die man hasst, in eine neue gebracht zu werden, die man erst hassen lernen wird. Ein Rest von Glauben wirkt dabei mit, während des Transportes werde zufällig der Herr durch den Gang kommen, den Gefangenen ansehen und sagen: >Diesen sollt ihr nicht wieder einsperren. Er kommt zu mir.<“ Franz Kafka (1883-1924)

Die Zitate in OHGOTTOHGOTT sind Fixsterne am Firmament des aktuellen Zeitgeistes, in dem der Krieg widerspruchslos als Weg zum Frieden gepredigt wird, ohne dass die Satanisten von den medialen Kanzeln gezerrt, nackt ausgezogen und durch die Straßen gepeitscht werden. Es sind Worte, die uns aus dem Strudel des kollektiven Wahns befreien und mit sehnsüchtiger Traurigkeit daran erinnern, dass wir fühlende Wesen sind, die etwas Besseres verdient haben, als eine Existenz als manipulierte Herdentiere.

„Ich durchlebe jetzt so unendlich viel, kann kaum darüber sprechen. Mich selbst finde ich jeden Tag unwichtiger. Wie fremd und einsam komm' ich mir manchmal vor! Mein ganzes Leben ist ein großes Heimweh.“  

Das sagte Gustav Mahler (1860-1911), Komponist der Kindertotenlieder“.

Die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger (1921-2016) fand Worte, wie sie gegen das Elend treffender nicht gesetzt werden können:

Es ist alles zum letzten Mal. Wenn wir das einsehen würden, ginge uns die Liebe auf.“

 Die Zitate sind Textzutaten der besonderen Art. Jedes einzelne macht das Gesamtprodukt schmackhafter. Ich habe sie als Gewürze benutzt, die, willkürlich gestreut, der Lektüre einen besonderen Nachgeschmack verleihen. Eine gewisse Schärfe erlangte sie durch die kalte Wahrheit, die Friedrich Nietzsche (1844-1900) uns Träumern ins Stammbuch schrieb:

„Die Hoffnung ist das übelste aller Übel, weil sie das Leid der Menschen verlängert.“

Nietzsche, der Gnadenlose. Was Rainer Maria Rile (1875-1926), der Gute, dem entgegen setzt, ist hingegen Balsam für unsere Seelen:

„In späteren Jahren geschah es mir zuweilen nachts, dass ich aufwachte, und die Sterne standen so wirklich da und gingen so bedeutend vor, und ich konnte nicht begreifen, wie man es über sich brachte, so viel Welt zu versäumen.“

In einer Ansammlung von Zitaten darf einer nicht fehlen: Albert Einstein (1879-1955):

„Es gibt Stunden, wo der Mensch von aller Unzulänglichkeit befreit ist. Man steht dann auf einem kleinen Flecken eines kleinen Planeten, schaut erstaunt die Schönheit des Ewigen, des in der Tiefe Unergründlichen. Man fühlt, es gibt nicht mehr Werden und Vergehen, es gibt nicht mehr Tod und Leben, sondern nur das Sein.“

Er und Rilke sind seelenverwandt - wie übrigens alle Menschen, denen das Herz und nicht der manipulierte Verstand als Kompass dient.

Abgeschlossen wird „OHGOTTOHGOTT“ mit einem Statement von John Lennon (1940-1980):

„Everything will be okay in the end. If it’s not okay, it’s not the end.

Quellen und Anmerkungen

* OHGOTTOHGOTT, Softcover, 226 Seiten, 17,90 Euro. Zu beziehen bei Amazon, Thalia, Hugendubel und über meine Mailadresse: feuer.am.fuss@gmail.com

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: GhoST RideR 98 / shutterstock


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