Wir werden ernten, was wir gesät und gehegt haben

 Ein Meinungsbeitrag von Dieter Höntsch.

Wir werden ernten, was wir gesät und gehegt haben. Dass das so ist, das weiß ein jeder. Dass dies auch für das gesellschaftliche Leben gilt, scheint nur wenigen bewusst zu sein. Es hat mich schon betroffen gemacht, dass an der Friedensdemo am 25. November 2023 vor dem Brandenburger Tor in Berlin verhältnismäßig wenige teilgenommen haben und das in einer Zeit, in der das Engagement für den Frieden so wichtig geworden ist. Vor allem habe ich die jungen Menschen vermisst. Natürlich ist die Teilnahme an einer Demo nicht der einzige Weg, sich für eine menschenwürdige Zukunft einzusetzen. Viele engagieren sich auf ihre Weise im Rahmen ihres Berufes, zum Beispiel als Lehrer, oder ehrenamtlich, beispielsweise indem sie sich für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften oder den Erhalt der Demokratie einsetzen.

Um gesellschaftlich etwas zu bewirken, braucht es jedoch große Teile der Gesellschaft, braucht es viel mehr Menschen, als das bisher der Fall war. Die gegenwärtige Lebenssituation vieler, gerade der jungen Menschen, ist keine einfache. Und trotzdem wird jeder Einzelne gebraucht, wenn wir säen und hegen, um auch morgen noch menschenwürdig leben zu können.

Hallo du,

wahrscheinlich sind wir uns noch nie begegnet. Ich hoffe, es geht dir gut und auch allen, die dir nah sind. Dein Einkommen reicht, um gut zu leben. Und vielleicht war dir im vorübergegangenen Jahr so manch tolles Erlebnis vergönnt.

Mein Blick zurück und nach vorn

Der Jahreswechsel bietet mir alljährlich die Gelegenheit, zurück und nach vorn zu schauen. Mir ging es wirklich gut im vergangenen Jahr. Gesundheitliche Probleme waren nicht ernsthaft und nur von kurzer Dauer. Gemeinsam mit meiner Frau konnte ich Wundervolles erleben und faszinierende Eindrücke sammeln. Es waren vor allem unsere Enkel, die uns im Herzen berührt haben. Ebenso bereichernd war die persönliche Entwicklung von Teilnehmern unserer Seminare auf der Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg.

Wie heißt es so schön? „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.“ Neu angefangen hat mein Leben im Jahr 2023 natürlich nicht. Neuen Schwung hat es schon bekommen. Aus mir wurde ein Autor von Beiträgen zum gesellschaftlichen Leben. Dabei ging es mir vor allem darum, für den Frieden und für wertschätzendes Miteinander der Menschen einzustehen. So bin ich selbst als Mensch gewachsen. All das geschah, während die Entwicklungen in unserem Land nicht gerade Anlass zum Jubel, vielmehr zu Betroffenheit, gaben. Vor allem denke ich hier an die Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, Inflation bedingt durch Sanktionen, die unserem Land mehr schaden, als jenen, die sie treffen sollten, Diskreditierung von Menschen mit Meinungen, die von der offiziellen Linie abwichen, ausbleibende öffentliche Reflexion der Sinnhaftigkeit und der Wirkungen der Corona-Maßnahmen der vergangenen Jahre. Denke ich an die Menschen in der Welt, die in diesem Moment bedingt durch skrupellose Kriege leiden müssen, vor allem die Kinder, werden mir die Augen feucht.

Was die Zukunft betrifft, sind meine Empfindungen zwiegespalten, zwiegespalten zwischen Hoffnung und großer Sorge: Sorge, dass auch unser Land von Krieg erfasst wird und Menschen deshalb leiden und vielleicht sogar sterben müssen; Sorge, dass die unkontrollierte Einwanderung weitergeht; Sorge, dass immer mehr Menschen nicht genug Geld für das Nötigste haben. Auch die Ergebnisse der Forschungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz beunruhigen mich, vor allem, wenn diese in die Hände derer geraten, die damit rücksichtslos ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen. All diese Sorgen müssten nicht sein, wenn die politisch Verantwortlichen tatsächlich gemäß Grundgesetz der Bundesrepublik (2) handeln würden und Schaden vom deutschen Volk abwenden würden. Ein Vorschlag, wie das gelingen könnte, fiele mir sofort ein: Verhandlungen um eine Friedenslösung für das ukrainische Volk.

Meine Hoffnungen werden genährt durch mein Vertrauen in die Menschen, die sich von vernunftbasierten Grundwerten leiten lassen, Grundwerten wie Frieden, Freiheit, Wohlergehen, Respekt, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Mitmenschlichkeit.

Einstehen für eine menschenwürdige Zukunft

Gemeinsam mit diesen Menschen will ich einstehen für eine menschenwürdige Zukunft, für eine lebenswerte Zukunft meiner Familie, für eine lebenswerte Zukunft aller Menschen in unserem Land und anderswo in der Welt.

Du hast wahrscheinlich noch viel mehr Zukunft vor dir als ich mit meinen 66 Jahren. Deshalb läge es nah, dass du auch dabei bist, wenn es darum geht, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Ich weiß, dein Alltag ist ausgefüllt, Beruf, Familie und all die sonstigen Aufgaben fordern dich. Da bleibt nicht mal ausreichend Zeit für das, was dir die Entspannung bringt, die du brauchst, um allen Anforderungen dauerhaft gerecht zu werden.

Vielleicht fragst du dich auch, wem du überhaupt noch trauen kannst, was du noch glauben kannst und was von all den Informationen, die auf dich einfluten, noch wahr ist. Hannes Wader sang bereits 1980 in seinem Lied „Es ist an der Zeit“:

„Ja auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun.“ (1)

Glauben kannst du jenen, die sich für das Wohl der Menschheitsfamilie einsetzen. Jenen, die marionettenhaft für die Interessen jener stehen, die nach immer mehr Macht und Reichtum streben, sind vertrauensunwürdig. Um das zu erkennen, muss man freilich tiefer blicken und sich fragen, wer steht hinter den Aussagen und Handlungen, die dir fragwürdig erscheinen. Wer sich zu gesellschaftlichen Themen seriös äußert, der tut das fundiert in dem er seine Aussagen mit Fakten aus verlässlichen Quellen und von unabhängigen Fachleuten untermauert.

Wir haben es von Kindesbeinen an gelernt, gehorsam zu sein. Ist das noch angebracht? Inzwischen sind wir erwachsen und können selber denken und entscheiden. Wir brauchen keine „Vorflüsterer“, die uns vorgeben, was wir denken sollen. Es gilt, dem eigenen Verstand und dem eigenen Gewissen zu folgen.

Eine wertvolle Entscheidungshilfe ist es, den Menschen ins Gesicht zu schauen. Kann die oder der Betreffende die Zuhörer anschauen, blickt diese Person lebendig und wohlmeinend? Hilfreich ist auch sich zu fragen, ob das Verhalten derer, die sich öffentlich äußern, mit dem korrespondiert, was sie sagen, ob sie authentisch sind.

Es wird dir nicht erspart bleiben, dir Zeit zu nehmen, um dir auf der Grundlage unterschiedlicher Sichtweisen selbst eigene Meinungen zu bilden. Die Onlinemedien bieten dir hierzu reichhaltig Gelegenheit.

Du möchtest nicht zu jenen gestellt werden, zu denen du dich nicht zugehörig fühlst, zu „Verschwörungstheoretikern“ oder „Rechten“? Und du möchtest nicht das Ansehen von jenen verlieren, die dir wichtig sind? Es mag sein, dass du das Ansehen mancher verlierst, wenn du nicht mehr wie ein Schaf brav der Herde hinterherläufst und zu dir stehst. Gleichzeitig wirst du aber auch neues Ansehen gewinnen, Ansehen von Menschen, die aufrichtig sind, die es ehrlich mit dir meinen.

Wichtig ist es, dass du dir selbst vor dem Spiegel in die Augen blicken kannst. Das kann bedeuten, Positionen, die du bisher vertreten hast, aufzugeben. Du würdest dadurch „dein Gesicht“ verlieren? Irren ist menschlich. Die Korrektur eigener Positionen ist keine Schwäche. Sie ist Ausdruck menschlicher Größe.

Wir werden ernten, was wir gesät und gehegt haben

Vielleicht sehen wir uns bald mal, im Rahmen eines Diskussionsabends oder anlässlich einer großen Friedensdemo, wenn es darum geht, für eine menschenwürdige Zukunft einzustehen. Nicht nur die Zukunft deiner Familie, deiner Kinder und vielleicht auch deiner Enkel braucht dein Engagement, auch die Zukunft anderer Menschen. Jene, die ohne Rücksicht auf das Wohlergehen ihrer Mitmenschen ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen, werden mit ihrem Handeln soweit gehen wie wir uns das gefallen lassen.

Stehen wir nicht für das ein, was unsere Zukunft ausmachen soll, brauchen wir uns nicht wundern, wenn das, was wir bekommen, unser Leben alles andere als schöner macht und wir die Rechnung mit dem Verlust von Lebensfreude, Wohlergehen, Selbstverwirklichung und anderem uns Wichtigem bezahlen müssen. Dieser Preis ist mir zu hoch.

Vielleicht engagierst du dich auch schon längst auf deine Weise für eine bessere, eine menschenwürdigere Zukunft. Dann wünsche ich dir von Herzen viel Erfolg. Und vielleicht sehen wir uns doch irgendwann, wenn wir uns gemeinsam für eine bessere Welt engagieren. Ich würde mich wirklich freuen.

Quellen und Anmerkungen

(1) https://www.youtube.com/watch?v=SJnmZmy8IEU

(2) https://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: Bits And Splits / Shutterstock.com

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Kommentare (1)

Ein Kommentar zu: “Wir werden ernten, was wir gesät und gehegt haben

  1. coronistan.blogspot.com sagt:

    Falsch. Sie werden ernten, was wir gesät und gehegt haben und nichts für uns übrig lassen: Own nothing, be happy – und am besten tot.

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