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Völkermord belohnt mit Riviera des Nahen Ostens? | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Die "Säuberung" von Gaza wird schon seit vielen Jahren von extremistischen Zionisten geträumt. Und nach der fast vollständigen Zerstörung, und mit einem zionistischen US-Präsidenten, waren sie dem Ziel noch nie so nahe. Viele Pläne waren bereits kolportiert worden. Doch nun berichtet die Washington Post, eine Zeitung, die in den letzten Jahrzehnten immer mehr zum bewussten Heraussickern von Regierungsinformationen durch die Politik genutzt wurde, was der neueste Plan wart, die Palästinenser aus Gaza zu vertreiben, die den Völkermord überlebten, um eine "Riviera an Israels Küste" zu erschaffen. Karen DeYoung und Cate Brown schrieben am 31. August, wie der Plan aussehen sollte:

"Gaza-Nachkriegsplan sieht 'freiwillige' Umsiedlung der gesamten Bevölkerung vor - Die Trump-Regierung und internationale Partner diskutieren Vorschläge zum Bau einer 'Riviera des Nahen Ostens' auf den Trümmern des Gazastreifens. Ein Plan sieht die Errichtung einer US-Kontrolle und die Bezahlung der Palästinenser für ihre Flucht vor." (1)

Der Plan, zu dem natürlich kein Palästinenser aus Gaza befragt worden war, scheint realisieren zu wollen, wovon der US-Präsident Donald Tump schon zu Beginn des Jahres geschwärmt hatte. Die USA sollten die Enklave für 10 Jahre "übernehmen" und dort etwas realisieren, was ähnlich wie die Projekte Saudi-Arabiens klangen. Es soll ein glanzvolles Tourismusresort und ein Hightech-Produktions- und Technologiezentrum entstehen. Dieses war bereits in einem White-Paper auf 38 Seiten beschrieben worden, berichtet die Zeitung. Allerdings stören natürlich die Einwohner bei diesen Plänen. Daher sollen die zwei Millionen Menschen "zumindest vorübergehend" umsiedeln, am besten "freiwillig" in andere Länder ausreisen, oder dürfen in bewachten Lagern den Wiederaufbau beobachten.

Landbesitzern würde der Trust einen "digitalen Token" (2) anbieten, im Austausch für das Recht zur Neuentwicklung ihres Grundstücks, mit dem sie sich ein neues Leben anderswo finanzieren oder den sie schließlich gegen eine Wohnung in einer von sechs bis acht neuen „KI-betriebenen Smart Cities“ eintauschen könnten, die in Gaza gebaut werden sollen. Was passiert, wenn der Trust in Konkurs geht, oder aus anderen Gründen scheitert, wird nicht gesagt. Und das Ziel ist wohl eher, die Palästinenser zu "überzeugen", 5000 US-Dollar und Zuschüsse für vier Jahre Miete im Ausland und ein Jahr lang Lebensmittelzuschüsse zu akzeptieren. Mit dem Wissen, dass Israel keinen einzigen Palästinenser, der geflüchtet war, jemals wieder nach Palästina zurückziehen ließ.

Der zu erwartende Bankrott des Trusts

Dazu muss ich einen Einschub machen. Es ist nicht zu erwarten, dass ein solcher Trust wie oben skizziert eine reale Chance hat, sich gegen die Konkurrenz, die in Saudi-Arabien, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Golfdiktaturen entstehen und geplant sind, wird durchsetzen können. Alleine aufgrund der ungeheuerlichen Kriegsbeseitigungskosten, welche gegenüber einem Projekt in der leeren Wüste kostenmäßig chancenlos sein wird. Banken wissen das natürlich auch. Aber ganz ohne Kredite von großen Banken wird das Projekt niemals starten können. Und wenn der politische Druck auf die Banken groß ist, wird es möglicherweise Kredite geben, aber nur gegen Sicherheiten. Und die sind in solchen Projekten immer Landrechte.

Es ist zu vermuten, dass Immobilienrechte (die von Palästinensern übertragenen Grundstücke) als Sicherheiten dienen würden. Im GREAT Trust-Plan könnten diese Rechte in digitale Tokens umgewandelt werden. Diese Tokens wären dann:

  • Direkt als Sicherheiten dienlich: Banken akzeptieren die Tokens als collateral, ähnlich wie bei hypothekenbesicherten Wertpapieren (mortgage-backed securities, MBS). Dies setzt voraus, dass die Tokens einen Marktwert haben, z. B. durch Handel an Krypto-Börsen oder Bewertung der zugrunde liegenden Immobilien.
  • Oder indirekt als Sicherheit, was zur Verschleierung anzunehmen ist: Der Trust könnte die gesammelten Immobilienrechte bündeln (z. B. in einem Real Estate Investment Trust, REIT) und diese als "collateral" für Kredite nutzen, während die Tokens nur Ansprüche der ursprünglichen Eigentümer repräsentieren.

Wenn Banken die Tokens als Sicherheiten akzeptieren, müssen sie liquide und bewertbar sein, was ein funktionierendes Handels-Ökosystem (z. B. Krypto-Börsen oder private Märkte) voraussetzt. Eine weitere Hürde.

Meine Hypothese, dass der Trust bankrottgehen könnte (z. B. durch Kostenüberschreitungen oder mangelnde Nachfrage), ist sicher realistisch, egal was Business-Pläne aussagen (ich hatte mal selbst welche geschrieben), insbesondere angesichts der Konkurrenz durch Megaprojekte wie NEOM, Dubai oder andere Golfstaaten-Projekte. Was würde nun also passieren, wenn der Trust pleite ginge:

Vermutlich würde US-Recht oder so etwas ähnliches gelten. Unter Chapter 7 (Liquidation) würde der Insolvenzverwalter (Bankruptcy Trustee) alle Assets des Trusts verkaufen, einschließlich der Immobilienrechte, die die Tokens repräsentieren. Wenn Banken die Tokens als Sicherheiten halten, haben sie Vorrang (secured creditors) vor anderen Gläubigern (z. B. Token-Halter als Beneficiaries). Dies bedeutet:

Banken könnten die Tokens (bzw. die zugrunde liegenden Immobilienrechte) liquidieren, um ihre Kredite zurückzuerhalten.

Token-Halter (Palästinenser) würden nur dann etwas erhalten, wenn ein Überschuss (residual value) nach der Gläubigerbefriedigung bleibt – was unwahrscheinlich ist, da secured creditors priorisiert werden (§ 506 Bankruptcy Code).

Unter Chapter 11 (Reorganisation) könnte der Trust versuchen, sich neu zu strukturieren. Die Tokens könnten umgewandelt werden (z. B. in neue Ansprüche oder reduzierte Werte), aber wenn sie als Sicherheiten verpfändet sind, behalten Banken die Kontrolle. Halter könnten nur einen Bruchteil des Werts erhalten (siehe Lehman Brothers Insolvenz, wo secured creditors 80-90% erhielten, unsecured nur 10-20%).

Die Tokens könnten auch ganz einfach wertlos werden, ohne dass ein Haus gebaut wurde. Tokens, die auf wertlosen oder schwer liquidierbaren Assets basieren, werden illiquide oder wertlos. Beispiele aus der Krypto-Welt (z. B. Terra/Luna Kollaps 2022) zeigen, wie asset-backed Tokens bei Vertrauensverlust oder Marktsturz nullen. Das war meine Einschätzung der wirtschaftlichen Erfolgschancen eines "Trusts", natürlich "privat" organisiert und auf Basis von US-Recht, Ende August 2025.

Aber zurück zum Artikel: Der Trust sollte nun aber auch noch die "freiwillige Ausreise" finanzieren. Für "den Trust" wäre die "freiwillige" Ausreise ein gutes Geschäft, meinte die Zeitung. Der Plan schätzt, dass jede einzelne Ausreise aus Gaza ihm 23.000 Dollar einsparen würde, verglichen mit den Kosten für Notunterkünfte und die sogenannten „lebenserhaltenden“ Leistungen in den Sicherheitszonen für die Verbliebenen. Rechnen Sie mal, was 2 Millionen mal 23.000 US-Dollar wären. Richtig: 46 Milliarden US-Dollar. Man darf Wetten abschließen, wie lange der "Trust" die Raten wird zahlen, und ob er in der Lage wäre, eine Summe für die Unterbringung und Versorgung der Bewohner zu finanzieren, die um 40 Milliarden US-Dollar reduziert wurde.

Die Zeitung kannte sogar schon den tollen Namen des Trusts: „Gaza Reconstitution, Economic Acceleration and Transformation Trust“ (GREAT Trust) den die Israelis erfanden, welche bereits die mörderische "humanitäre Hilfe", auch genannt "Hunger-Spiele", den "Gaza Humanitarian Foundation" (GHF) gegründet und Milliarden an US-Geldern dafür kassiert hatten.

"Personen, die mit der Planung des Trusts und den Überlegungen der Regierung zum Nachkriegs-Gaza vertraut sind, äußerten sich unter der Bedingung der Anonymität zu diesem sensiblen Thema. Das Weiße Haus verwies Fragen an das Außenministerium, das sich jedoch nicht äußern wollte. BCG teilte mit, dass die Arbeit am Trust-Plan nicht ausdrücklich genehmigt wurde und dass zwei Seniorpartner, die die Finanzmodellierung leiteten, anschließend entlassen wurden.

Am Mittwoch hielt Trump ein Treffen im Weißen Haus ab, um Ideen zur Beendigung des Krieges, der nun fast zwei Jahre andauert, und zur weiteren Vorgehensweise zu diskutieren. Zu den Teilnehmern gehörten Außenminister Marco Rubio und der Sondergesandte des Präsidenten Steve Witkoff; der ehemalige britische Premierminister Tony Blair, dessen Ansichten zur Zukunft Gazas von der Regierung eingeholt wurden; und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, der einen Großteil der Initiativen des Präsidenten in seiner ersten Amtszeit im Nahen Osten leitete und umfangreiche private Interessen in der Region hat." (3)

Es wurden weder ein Protokoll des Treffens noch politische Entscheidungen bekannt gegeben, obwohl Witkoff am Abend vor dem Treffen sagte, die Regierung habe „einen sehr umfassenden Plan“. Es war nicht klar, ob der detaillierte und umfassende GREAT Trust-Vorschlag das war, was Trump im Sinn hatte, enthüllen die Autoren des Artikels der Washington Post. Doch wesentliche Elemente des Plans, "so zwei mit den Planungen vertraute Personen," wurden speziell entwickelt, um die Vision des Präsidenten von einer „Riviera des Nahen Ostens“ zu verwirklichen.

Und natürlich, sei das attraktivste, dass die Pläne keinerlei US-Regierungsfinanzierung benötigten, und natürlich auch die israelische Regierung nicht belasten sollten. Investoren sollten himmlische Gewinne aus ihrem Risikokapital ziehen. Der Plan sehe vor, dass der Trust "nicht auf Spenden angewiesen" ist, versprach das Werbeprospekt. Stattdessen sollte er durch öffentliche und private Investitionen in sogenannte „Megaprojekte“ finanziert werden, von Elektrofahrzeugfabriken und Rechenzentren bis hin zu Strandresorts und Wohnhochhäusern.

Und wie das so mit Business-Plänen im Risikokapitalgeschäft ist, sahen die Pläne eine vierfache Rendite einer 100 Milliarden-Investition nach zehn Jahren vor. "Mit fortlaufenden, sich selbst generierenden Einnahmequellen". Kannte man ja, diese unglaublich glaubwürdigen Modellrechnungen, aus den Corona-Voraussagen.

Konkurrierende Pläne für Gaza

Die Zeitung meinte dann, dass es ja schon einige Vorschläge gegeben habe, und verweist auf die Opfer des Angriffs der Hamas am 7. Oktober 2023, und nennt nach wie vor israelische Zahlen, welche die Hannibal-Doktrin vergaß. Aber dann folgte immerhin ein Hinweis auf die Reaktion Israels:

"Während Israels militärische Reaktion die Enklave systematisch in Schutt und Asche legte – Hunderttausende vertrieben, mehr als 60.000 Palästinenser getötet und fast eine halbe Million Menschen mit einer Hungersnot konfrontiert, wie ein globaler Krisenbeobachter es ausdrückte –, haben Thinktanks, Wissenschaftler, internationale Organisationen, Regierungen und Einzelpersonen Vorschläge für den Wiederaufbau und die Verwaltung des Gazastreifens gemacht. Zu Beginn des Krieges tauchten in Israel Vorschläge auf, Hamas-freie Zonen oder „Blasen“ unter israelischem Militärschutz in Gaza zu schaffen, in denen Palästinenser humanitäre Hilfe erhalten und sich nach dem Ende des Konflikts schrittweise selbst regieren könnten.

Im Januar, weniger als eine Woche vor Trumps Amtsantritt, stellte der damalige Außenminister Antony Blinken den Weg der Biden-Regierung zur Eigenstaatlichkeit nach dem Krieg vor. Er forderte eine „Übergangsverwaltung“ für Gaza unter Aufsicht der Vereinten Nationen, deren Sicherheit von geprüften Palästinensern und nicht näher bezeichneten „Partnerstaaten“ gewährleistet werden sollte, die schließlich die Macht an eine „reformierte“ Palästinensische Autonomiebehörde abtreten sollten.

Die Palästinensische Autonomiebehörde, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Pläne vorgelegt. Auf einem Gipfeltreffen im März billigten arabische Staats- und Regierungschefs den ägyptischen Vorschlag, der die Bildung einer Regierung aus Technokraten des Gazastreifens und Beamten der Palästinensischen Autonomiebehörde mit Mitteln der Golfstaaten vorsieht. Neben der Möglichkeit, arabische Friedenstruppen vor Ort einzusetzen, erklärten Beamte in Kairo, dass Mitglieder der weitgehend aufgelösten Polizei des Gazastreifens in Ägypten ausgebildet würden, um nach der Entwaffnung der Hamas für Sicherheit zu sorgen. Sowohl Israel als auch die Vereinigten Staaten – die einzigen Länder, die öffentlich über eine auch nur vorübergehende Umsiedlung der Gaza-Bewohner gesprochen haben – haben den arabischen Vorschlag abgelehnt." (4)

Ja, richtig bemerkt. Die Meinung der Bewohner von Gaza spielt überhaupt keine Rolle. Wahlen sind ja so was von überflüssig, denn die Menschen wissen ja gar nicht, was für sie richtig und gut ist, konnte man diesen Vorschlägen, und der Tatsache, dass Israel seit vielen Jahren erfolgreich Wahlen in Palästina verhindert hatte, entnehmen. Nicht ohne Hilfe der von ihr abhängigen Palästinensischen Autonomiebehörde, welche von Palästinensern als Marionette des Besatzungsstaats angesehen wird, weshalb im Fall einer Wahl mit Sicherheit die amtierenden Beamten ihre Stellungen verlieren würden.

Aber zurück zum Artikel, der berichtet, dass US-Söldnerfirmen, welche für die GHF (Stichwort Hungerspiele) arbeiten, außerdem Gespräche mit Israel und möglichen humanitären Partnern über einen Plan führten, der die Räumung von nicht explodierten Kampfmitteln und Trümmern aus Gaza sowie die Sicherung von Zonen vorsah, in denen Palästinenser im Rahmen eines Wiederaufbauplans vorübergehend leben könnten.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu habe nie eine klare Vision für die Zukunft Gazas präsentiert, außer dass er sagte, die Hamas müsse entwaffnet und alle Geiseln zurückgebracht werden. Was nicht verwundert, da das Kabinett zum großen Teil die Übernahme des Gaza-Streifens durch extremistische Siedler geplant hatte. Was sich hinter seiner Aussage versteckte, dass "Israel müsse die Sicherheitskontrolle über die Enklave behalten und lehnte jede zukünftige Verwaltung durch die im Westjordanland ansässige Palästinensische Autonomiebehörde sowie die Aussicht auf einen palästinensischen Staat ab". Und zionistische Siedlungen mit bewaffneten Siedlern waren schon immer mit "Sicherheitsgründen" begründet worden.

Dann erwähnen die Autoren eher beiläufig, dass die Besatzungstruppen, welche angeblich 75% von Gaza kontrollieren, eine neue Offensive "genehmigt hätten", um den Rest "zurückzuerobern". Sie schrieben tatsächlich "zurück"zu erobern, als ob Gaza ein Teil von Israel sei. Allerdings können sie nicht umhin, die Katze aus dem Sack zu lassen, indem sie schreiben:

"Rechtsextreme Mitglieder von Netanjahus Koalitionsregierung befürworten eine dauerhafte israelische Besatzung. Finanzminister Bezalel Smotrich, der die Annexion und israelische Umsiedlung des Gazastreifens gefordert hatte, sagte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag: 'Israel muss die vollständige Kontrolle über den gesamten Gazastreifen behalten, und zwar für immer. Wir werden einen Sicherheitsbereich annektieren und die Tore Gazas für freiwillige Auswanderung öffnen.'

In den letzten Wochen erklärte Netanjahu, er wolle einen Hamas-freien Gazastreifen übernehmen, aber „wir wollen ihn nicht behalten.“

Suche nach Beihelfern für Ethnische Säuberung

Die Vertreibung von Palästinensern aus Gaza, so schrieben die Autoren, – durch Überzeugung, Entschädigung oder Gewalt – sei seit der Befreiung des Gazastreifens von Ägypten und seiner Besetzung durch Israel im Krieg von 1967 Gegenstand politischer Debatten in der israelischen Politik. Israelische Siedler lebten dort bis 2005 Seite an Seite mit Palästinensern, bis ein Friedensabkommen ihren Abzug vorschrieb. Der vollständige israelische Rückzug führte zu einem Machtkampf zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und der Hamas, die nach dem Gewinn der Parlamentsmehrheit bei den Wahlen 2006 – den letzten Wahlen in der Enklave – erfolgreich die Kontrolle über Gaza erlangte.

Dieser unbequeme Status quo hielt trotz zahlreicher kurzer Schusswechsel zwischen Israel und der Hamas bis zum Angriff 2023 an, als Tausende von Militanten die israelische Sicherheitsbarriere durchbrachen, die Gaza auf allen Seiten mit Ausnahme der schmalen südlichen Grenze zu Ägypten umgibt, Stützpunkte der israelischen Verteidigungsstreitkräfte überrannten und Zivilisten ermordeten.

"Israel, so Netanjahu, 'spricht mit mehreren Ländern' über die Aufnahme umgesiedelter Gaza-Bewohner. Libyen, Äthiopien, Südsudan, Indonesien und Somaliland wurden als mögliche Optionen genannt. Alle außer Indonesien – das zuvor erklärt hatte, es würde vorübergehend einige tausend Palästinenser aufnehmen, die Arbeit oder medizinische Behandlung suchen – befinden sich in Afrika und mitten in ihren eigenen Konflikten und der Not der Zivilbevölkerung.

Libyen wird von zwei rivalisierenden Regierungen regiert, die sich immer wieder bekriegen, und Äthiopien erlebte sporadische Bürgerkriege und Konflikte mit seinen Nachbarn. Israel, das die humanitäre Hilfe für Gaza eingeschränkt hat, kündigte diesen Monat an, medizinische Hilfe und andere Hilfsgüter in den Südsudan zu schicken.

Kein Land hat Somaliland anerkannt, ein ehemaliges britisches Protektorat, das 1991 einseitig seine Unabhängigkeit vom kriegszerstörten Somalia erklärte. Nachdem dessen Führung den umgesiedelten Gaza-Bewohnern im Austausch für die Anerkennung der Staatlichkeit einen Platz angeboten hatte, sagte Trump Anfang des Monats gegenüber Reportern: 'Wir prüfen das gerade.'“

Trump und seine Vision

Die Autoren berichten, wie Trump im Wahlkampf 2024 geprahlt hatte, den Gaza-"Krieg" schnell zu beenden. Und wie der dann als Präsident ganz den Immobilienmakler gezeigt habe.

"'Ich habe mir ein Bild von Gaza angesehen, es sieht aus wie eine riesige Abrissfläche', sagte Trump Reportern, als er zwei Tage nach seiner Amtseinführung im Oval Office eine Reihe von Durchführungsverordnungen unterzeichnete. 'Es muss anders wiederaufgebaut werden.' Gaza, sagte er, sei 'ein phänomenaler Standort … am Meer, das beste Wetter. Alles ist gut. Man kann dort einige schöne Dinge machen.' Zwei Wochen später, auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus mit Netanjahu, sagte Trump: 'Die Vereinigten Staaten werden den Gazastreifen übernehmen.' Er beschrieb eine 'langfristige Eigentümerposition' und fügte hinzu, dass alle, mit denen er darüber gesprochen habe, 'von der Idee begeistert' seien. 'Ich habe das über viele Monate hinweg sehr genau studiert und es aus jedem Blickwinkel betrachtet', sagte Trump. 'Ich will nicht schlaumeiern. Ich will nicht den Besserwisser spielen. Aber die Riviera des Nahen Ostens, das könnte etwas so Großartiges sein.' Netanjahu, der an Trumps Seite lächelte, nannte es eine 'kühne Vision' und sagte, Israel und die Vereinigten Staaten hätten eine 'gemeinsame Strategie'.

Später am selben Tag in einem Interview mit Fox News gefragt, ob die palästinensischen Bewohner Gazas nach dem Wiederaufbau zurückkehren könnten, sagte Trump: 'Nein, das würden sie nicht, weil sie anderswo viel bessere Unterkünfte haben werden.'" (5)

Innerhalb weniger Stunden, so berichten die Autoren, hatten Rubio und die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, diese Bemerkungen zurückgenommen. Teil von Trumps „großzügigem Vorschlag“ sei angeblich gewesen, dass die Palästinenser während des Wiederaufbaus eine Übergangswohnung brauchten. Während Leavitt betonte, dass „der Präsident deutlich gemacht hat, dass sie vorübergehend aus Gaza umgesiedelt werden müssen“. Also ganz schnell weg von "Ethnischer Säuberung".

Dann berichtet der Artikel aber auch davon, wie Trump eine Woche später dem jordanischen König genau das gleiche Projekt versuchte schmackhaft zu machen. Mit der Behauptung, dass dann endlich Stabilität und Frieden einkehren würde. Während die Menschen von Gaza an einem anderen Ort "wunderbar leben" könnten.

Damit nicht genug, ließ Trump offensichtlich ein KI-Video produzieren, das er in seinem eigenen Social-Media-Portal veröffentlichte, worin zunächst Kinder in Trümmern zwischen bewaffneten Männern zu sehen sind, was sich dann in ein Wunderland aus Hochäusern, und wunderschönen Stränden verwandelt, während Geld vom Himmel regnete. Natürlich durfte eine goldene Trump-Statue nicht fehlen, ebenso wenig wie eine Hymne auf den Präsidenten.

Als der Aufschrei in der arabischen Welt groß war, berichten die Autoren, betonte Trump, dass jede Umsiedlung natürlich nur vollkommen freiwillig sein würde, und wenn gewünscht nur vorübergehend. Während Israel begonnen hatte, die etwa zwei Millionen Einwohner Gazas in einem schmalen Küstenstreifen im Süden zusammenzupferchen, eine Offensive im Norden auf Gaza-Stadt vorbereitete. Zu diesem Zeitpunkt hatte die UN festgestellt, dass 90% aller Häuser in Gaza zerstört waren.

Hier endet das Format des PodCast. Im Anhang lesen Sie noch, wie die "israelische Riviera" entwickelt werden sollte, und wie das mit den Kosten des Wiederaufbaus so funktionieren soll.

Anhang

Die israelische "Riviera" entwickeln

"Trumps Versprechen vom Februar, Gaza zu übernehmen und neu zu entwickeln, bot der Gruppe israelischer Geschäftsleute unter der Führung der Unternehmer Michael Eisenberg, einem israelischen Amerikaner, und Liran Tancman, einem ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizier, grünes Licht und einen Fahrplan. Sie hatten das GHF-Projekt bereits an die Umsetzungsverantwortlichen übergeben und sich in Absprache mit internationalen Finanz- und humanitären Experten, potenziellen staatlichen und privaten Investoren sowie einigen Palästinensern dem Nachkriegsproblem zugewandt, so mit der Planung vertraute Personen.

Im Frühjahr arbeitete ein in Washington ansässiges Team von BCG, das separat beauftragt worden war, mit dem wichtigsten US-Auftragnehmer für die Einrichtung des GHF-Lebensmittelverteilungsprogramms zusammenzuarbeiten, an der detaillierten Planung und Finanzmodellierung für den GREAT Trust. Eisenberg und Tancman lehnten es ab, sich zu diesem Artikel zu äußern. Eine mit der Planung vertraute Person sagte, der Prospekt sei im April fertiggestellt und seitdem nur minimal geändert worden, es gebe aber viel Raum für Optimierungen. 'Er ist nicht verbindlich, sondern lotet die Möglichkeiten aus', sagte die Person. 'Die Menschen in Gaza müssen in die Lage versetzt werden, etwas Neues aufzubauen, wie der Präsident sagte, und ein besseres Leben zu führen.' In Washington und Israel verglich man die Initiative mit der US-Treuhandschaft über pazifische Inseln nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegsführung und wirtschaftlichen Rolle von General Douglas MacArthur in Japan und Außenminister George C. Marshall in Deutschland. Während die Pazifischen Treuhandgebiete von den Vereinigten Staaten verwaltet wurden, wurde diese Regelung von den Vereinten Nationen gebilligt, deren Mitglieder wahrscheinlich einer ähnlichen Beziehung zu Gaza nicht zustimmen würden. Doch die Planer des Treuhandmodells argumentieren, dass Israel gemäß der völkerrechtlichen Doktrin des uti possidetis juris (lateinisch für 'wie du rechtlich besitzt') und den Beschränkungen der palästinensischen Autonomie gemäß den Osloer Abkommen von 1993 die administrative Kontrolle über die besetzten Gebiete hat und die Befugnis besitzt, diese abzutreten."

Wir sehen, dass alles vorbereitet ist, um den Gaza-Streifen durch Israel nach der erfolgten Eroberung und einem Völkermord annektieren zu lassen. Belohnung für den Völkermord sozusagen.

Uti possidetis juris ist ein Prinzip des Völkerrechts, das aus dem römischen Recht stammt und wird im modernen Völkerrecht vor allem angewendet wurde, um die Grenzen und die Souveränität von Staaten nach der Dekolonisierung oder dem Zerfall von Staaten zu bestimmen. Es besagt, dass neu entstandene Staaten oder Gebiete die administrativen Grenzen und Rechte übernehmen, wie sie zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit oder des Übergangs bestanden, sofern keine andere vertragliche Regelung getroffen wurde. In diesem Kontext wird argumentiert, dass Israel aufgrund bestehender administrativer Kontrolle über die besetzten Gebiete diese Rechte weitergeben kann. Im Umkehrschluss, dass es das Gebiet auch selbst annektieren kann.

Aber, so der Artikel, zunächst würden die "Befugnisse" Israels über den Gaza-Streifen an den GREAT-Trust übertragen. Was die Bewohner sagen interessierte also nicht. Daraus würde sich eine Treuhandschaft ergeben. Und es sollten Investitionen der reichen arabischen "und anderer Länder" erfolgen.

Israel würde, dem Plan zu Folge im ersten Jahr „übergeordnete Rechte zur Deckung seiner Sicherheitsbedürfnisse“ behalten, während fast die gesamte innere Sicherheit von nicht näher bezeichneten „Drittstaatsangehörigen“ und „westlichen“ privaten Militärunternehmen gewährleistet würde. Ihre Rolle würde im Laufe eines Jahrzehnts schrittweise abnehmen, während ausgebildete „lokale Polizei“ die Aufgaben übernimmt.

Mit anderen Worten, eine Kolonie würde begründet, in der Söldner und Investoren das Sagen haben. Und das sollte dann ach ca. 10 Jahre anhalten, bis die palästinensische Gemeinschaft "deradikalisiert" sei. Natürlich wird an keiner Stelle irgendetwas vom Selbstbestimmungsrecht der Völker, oder sogar von einem palästinensischen Staat gesagt. Vielmehr würde diese Einheit natürlich dem "Abraham-Abkommen" beitreten. Dem Plan, den Trump seit seiner ersten Amtszeit verfolgt, und in dem er mit Zuckerbrot und Peitsche die Nachbarstaaten Israels zwingt, normale Beziehungen zu dem Apartheidstaat aufzunehmen.

Nochmal die Kosten des Wiederaufbaus

Wir hatten am Anfang gesehen, dass der Trust ca. 100 Milliarden einsetzen soll. Aber davor auch, dass alleine die Versorgung der 2 Millionen Menschen Gazas, die um 40 Milliarden Dollar niedriger wäre, wenn sie "freiwillig" auswanderten, eine unbekannte Höhe betrifft. So dass man sich fragen kann, was denn dann für den Wiederaufbau übrigbleiben soll.

Nun sagt der Artikel, dass die anfänglichen Kosten durch die 30 Prozent des Gazastreifens als Sicherheit finanziert würden, die laut Planern bereits in 'öffentlichem' Besitz sind und sofort dem Trust gehören würden. Mit anderen Worten, das palästinensische Eigentum, sollte dann dem Trust gehören. "Das sei 'das Größte und Einfachste. Man muss niemanden fragen', bemerkte Tancman am Rand eines der Post vorliegenden Planungsdokuments des Trusts. 'Ich habe Angst, das zu schreiben', antwortete Eisenberg in einer Notiz, 'weil es wie eine Landnahme aussehen könnte.'" Und damit hat er wohl Recht, wobei ich es eher Landraub als Belohnung für einen Völkermord nennen würde.

Der Artikel beschreibt dann die wunderbaren Aufbauprojekte, welche der Trust organisieren würde, und die wunderbaren Arbeitsplätze, 1 Million an der Zahl. "Die gemischt genutzten Gebiete würden 'Wohngebiete, Gewerbe, Leichtindustrie und andere Einrichtungen, darunter Kliniken, Krankenhäuser, Schulen und mehr', umfassen, durchsetzt mit 'Grünflächen, darunter landwirtschaftliche Flächen, Parks und Golfplätze'".

"Familien aus Gaza, die bleiben oder wegziehen und nach Fertigstellung der Wohngebiete zurückkehren, um ihre Landmarken einzutauschen, würden neue, 160 Quadratmeter große Wohnungen im Wert von jeweils 75.000 Dollar angeboten bekommen. Adil Haque, Professor und Experte für Kriegsrecht an der Rutgers University, erklärte, dass jeder Plan, der Palästinenser an der Rückkehr in ihre Häuser hindert oder sie unzureichend mit Nahrung, medizinischer Versorgung und Unterkunft versorgt, rechtswidrig sei – unabhängig von etwaigen finanziellen Anreizen für die Abreise. Abu Mohamed, ein 55-jähriger Vater, der am Samstag per WhatsApp aus Gaza sprach, sagte, dass er trotz der katastrophalen Lage niemals weggehen werde. 'Ich wohne jetzt in einem teilweise zerstörten Haus in Khan Younis', sagte er. 'Aber wir könnten renovieren. Ich weigere mich, in ein anderes Land zu gehen, egal ob muslimisch oder nicht. Dies ist meine Heimat.'“

Aber damit die Menschen in der Welt auch nicht auf die Idee kommen, dass Palästinenser Menschen wären, die Rechte haben, wie andere "Menschen", muss die israelische Regierung natürlich "aufklären", und tut das nicht nur mit ihrer Pressestelle, welches die Schlagzeilen der westlichen Zeitungen bestimmte, sondern auch mit falschen Benutzern in den Sozialen Medien.

"Laut einem Bericht der Organisation FakeReporter und der New York Times führt die israelische Regierung seit Monaten eine Kampagne zur verdeckten Einflussnahme auf amerikanische Abgeordnete durch KI-generierte Social-Media-Beiträge gefälschter Nutzer. Die Beiträge, die sich Berichten zufolge an schwarze demokratische Kongressabgeordnete richteten, zielten laut FakeReporter darauf ab, 'den Eindruck einer breiten amerikanischen Unterstützung für Israel und seine Aktionen seit dem 7. Oktober zu erwecken'. Neben dem Versuch, Abgeordnete zu beeinflussen, schien laut FakeReporter auch ein Netzwerk von Websites, die 'jüdisch-christliche Moralvorstellungen und Traditionen' propagierten und vor der Gefahr muslimischer Einwanderung warnten, mit der Social-Media-Kampagne in Verbindung zu stehen." (6)

 Quellen und Anmerkungen

Der Autor postet zu tagesaktuellen Themen unter https://x.com/jochen_mitschka

[1] https://www.washingtonpost.com/national-security/2025/08/31/trump-gaza-plan-riviera-relocation/

[2] Der Begriff "digital Token" wird in der Washington-Post-Berichterstattung und den daraus resultierenden Medienberichten (z. B. Reuters, Straits Times) wörtlich so verwendet und beschreibt eine innovative, digitale Methode, um Eigentumsrechte zu kompensieren, ohne physische Dokumente oder Bargeld zu verteilen. Es handelt sich um eine Art "digitales Eigentumsnachweis" oder "Wertmarke", die in der Finanz- und Tech-Welt üblich ist, um Assets wie Landrechte zu repräsentieren.

[3] https://www.washingtonpost.com/national-security/2025/08/31/trump-gaza-plan-riviera-relocation/

[4] Ebd.

[5] Ebd.

[6] https://www.timesofisrael.com/diaspora-ministry-funded-fake-social-media-posts-to-spread-pro-israel-content-nyt/ 

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: Gazastreifen in Kriegsstadt durch IDF-Angriffe zerstört, seltene Ansicht Drohnenbild über Nord-Gaza im Krieg mit Israel. Gaza-März 2024
Bildquelle: ImageBank4u / shutterstock


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