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Trump‘s Weg aus der Ukraine-Sackgasse | Von Rainer Rupp

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Tagesdosis 20250919 apolut
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Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Mit einem Brief an „alle NATO-Nationen“ hat Trump die europäischen Regierungen in einer Zwickmühle gefangen, wobei die EU-Eliten nur noch zwischen Pest und Cholera wählen können. Diese Entwicklung spielt sich vor dem Hintergrund zunehmend auseinander klaffender Zielsetzungen Trump's und der europäischen Akteure für die Ukraine ab.

Dank seiner Bereitschaft, direkte Gespräche mit der russischen Seite zu führen, hatte Trump schließlich verstanden, dass seine ursprüngliche Forderung nach einem bedingungslosen Waffenstillstand in der Ukraine keinen Sinn machte, solange die Ursachen für den Konflikt nicht vorher in Verhandlungen gelöst waren. Damit hatte sich Trump zum Entsetzen der Kriegstreiber im US-Kongress und in der EU der russischen Position angenähert.

Zudem ist Trump noch resoluter als sein Amtsvorgänger Biden entschlossen, jegliche militärische Konfrontation zwischen US und russischem Militär zu vermeiden. Im Unterschied zu Biden und den EU-Eliten scheint Trump ernsthaft interessiert, normale zwischenstaatliche Beziehungen mit Russland wiederherzustellen. Und auf diesem Gebiet haben die Russen und Amerikaner bereits erstaunliche Fortschritte gemacht, wovon die überraschende Anwesenheit von US-amerikanischen Beobachtern beim aktuell in Weißrussland stattfindenden, russisch-belarussischen militärischen Großmanöver „Zapad-2025“ zeugt. Die Amerikaner waren einer Einladung aus Moskau gefolgt.

Für die globalistischen EU-Eliten schien Trump noch nie viel übrig zu haben. Er weiß, dass sie ihn persönlich und auch seine Politik verachten und verhöhnen, wie die aktuellen Ereignisse um die höhnischen Kommentare rund um die Ermordung von Trumps Freund und Unterstützer Charlie Kirk vor Augen geführt haben. Da will Trump sich nicht von europäischen Falken in seine russische Suppe spucken lassen.

Allerdings haben die anglo-amerikanischen Falken und EU-Kriegstreiber nicht aufgegeben, mit allerlei Tricks, mit manipulierten Berichten oder gar „falschen Flaggen“, Trump anhand früher getätigter Aussagen festzunageln und ihn zu einem aggressiveren Vorgehen gegen die Russen zu verleiten. In die Kategorie der falschen Flaggen gehört sehr wahrscheinlich auch der offensichtlich gefakte, russische Drohnenangriff gegen Polen –, auf den hin Polen höchst dramatisch den NATO-Rat zu einer Artikel-4-Beratung einberief.

Anscheinend war geplant, die hysterische Aufregung über den angeblichen russischen Angriff gegen das NATO-Land Polen als Auslöser zu nutzen, um die von EU/NATO längst ausgeheckten Pläne umzusetzen, mit Militärkontingenten aus NATO-Ländern im Rahmen einer „Allianz der Willigen“ in der Ukraine einzumarschieren. Dabei steht jedoch außer Frage, dass in einem solchen Fall Russland – wie es wiederholt glaubhaft versichert hat - die EU/NATO-Eindringlinge angreifen und vernichten wird. Das jedoch sehen die Kriegstreiber als einen russischen Bluff an und argumentieren, dass die Russen einen Angriff auf NATO-Soldaten in der Ukraine nicht wagen würden, wenn die USA die Operation der europäischen „Allianz der Willigen“ mit ihrer Luftwaffe absichern würden, also als „Back Stop“ auftreten würden.

Ohne die Rückversicherung (Back Stop) der USA, im Ernstfall auf Seiten der „Willigen“ einzugreifen, um deren Vernichtung zu verhindern, wagt natürlich niemand aus dem Kreis der „Willigen“ in der Ukraine zu intervenieren. Und Trump hat kein Interesse daran, den „Willigen“ eine US-Back Stop Garantie zu geben, denn das würde zwangsläufig zu einem direkten militärischen Zusammenstoß und Krieg zwischen USA und Russland führen.

Aus Arroganz, oder Dummheit oder Blindheit für die Lage der Dinge, versuchen die europäischen Falken gemeinsam mit den gleichgesinnten Russenhassern im US-Kongress immer wieder Trump in eine Ecke zu drängen, in der er quasi gezwungen wäre, einem US-„Back Stop“ für militärische Operationen einer europäischen „Koalition der Willigen“ zuzustimmen.

EU-Falken im Abseits 

Aber Trump ist auch auf die falsche Flagge des „russischen Dohnenangriffs“ auf Polen nicht reingefallen. Von der erhofften Garantie Trump's für einen amerikanischen „Back Stop“ für die „Allianz der Willigen“ sind die EU-Falken heute wahrscheinlich weiter entfernt als zuvor.

Nach Wochen, vielleicht sogar Monaten des Wartens darauf, wie Trump's Strategie aussehen würde, um aus der Ecke herauszukommen, in die er sich selbst mit seinem „Waffenstillstand-Ultimatum“ gegen Russland hineinmanövriert hatte, haben wir seit dem 13. September endlich die Antwort. Geradezu mit einem Geniestreich scheint Trump nicht nur die EU-Falken ausgespielt zu haben, sondern auch seinen anti-russischen Kritikern im Kongress den Teppich unter den Füßen weggezogen zu haben.

Trump hat Europa in Zugzwang versetzt, indem er sein Handeln in Bezug auf die Ukraine von Europas Entscheidung abhängig macht, wobei die EU-Eliten jedoch nur zwischen Pest und Cholera wählen können und ihnen nur Nichtstun als beste Option bleibt.

Laut Trump's Brief an alle NATO-Länder müsse Europa entweder seine „indirekten" Käufe von russischem "Schattenöl" via Indien und anderen Zwischenhändlern vollständig einstellen und zugleich auf Importe aus China „Zölle aus der Hölle“ von 100% verhängen, - was der ohnehin bereits bröckelnden Wirtschaft Europas den vollkommenen Zusammenbruch bringen würde. Wenn jedoch Europa sich weigert, dies zu tun, dann wird Trump den Status Quo des absoluten Minimums bei der Unterstützung der Ukraine beibehalten und Russland im Wesentlichen einen Freibrief geben, die Ukraine zu erledigen. Aber auch das wäre für die EU-Eliten und Kriegstreiber politisch genauso katastrophal wie die erste Option.

Der Befreiungsschlag

Mit diesem Schritt ist es Trump — zumindest vorerst — gelungen, sich aus der Sackgasse zu befreien. Seine Kritiker und die neokonservativen Falken hat er gleichermaßen ausmanövriert. Trump hat jetzt für seine Gegner in Europa und auch im US-Kongress eine plausible Entschuldigung parat, nicht gegen Russland zu eskalieren. Denn warum sollen die USA auf Wunsch der Europäer indirekte Sanktionen „aus der Hölle“ und Strafzölle gegen Drittländer verhängen, wenn Europa sich weigert, Amerika auf halbem Weg entgegenzukommen.

„Jetzt ist es schließlich ihr Krieg”, so Trump.

Wenn die Europäer schon über die gemäßigte, ruhige und vernünftige Reaktion der Vereinigten Staaten auf das Ereignis der „russischen Drohne über Polen“ bestürzt waren, dann waren sie wahrscheinlich noch mehr verärgert und empört über den Brief, den Präsident Trump an alle NATO-Staatchefs geschickt und zugleich für die Weltöffentlichkeit auf seinem Social Media Kanal „Truth Social“ veröffentlicht hat (1).

Dennoch haben die europäischen Medien diesen Brief mit minimaler Berichterstattung kurz zur Kenntnis genommen. Einige haben selektiv ein paar Zeilen daraus zitiert, die in ihr Narrativ passen, um dann die ganze Sache schnellstmöglich im Gedächtnisloch zu entsorgen. Das war ein starker Kontrast zu dem zu erwartenden Aufschrei über einen Brief des US-Präsidenten, der seine europäischen Vasallen ermahnt, ihm mit ihren Klagen nicht die Zeit zu stehlen. Das anschließende Schweigen in Europa deutet darauf hin, dass die Regierungen dort nicht bereit sind, Trumps Forderungen zu erfüllen, da sie das für unmöglich halten.

Gehen wir nun Trumps Brief (2) Schritt für Schritt in deutscher Übersetzung durch. Dabei wird Trumps Schreibweise beibehalten, wobei der mit dem Gebrauch von GROßBUCHSTABEN besondere Bedeutung signalisiert:

„Ich bin bereit, massive Sanktionen gegen Russland zu verhängen, sobald alle NATO-Mitgliedstaaten zustimmen, dasselbe zu tun, und sobald alle NATO-Mitgliedstaaten AUFHÖREN, ÖL AUS RUSSLAND ZU KAUFEN. Wie Sie wissen, lag der Einsatz der NATO für den SIEG weit unter 100 %, und der Kauf von russischem Öl durch einige Mitglieder war schockierend.“

Dies bezieht sich vermutlich nicht nur auf Ungarn und die Slowakei, die weiterhin russisches Öl kaufen, sondern auch auf die Mehrzahl der EU-Staaten, die russisches Öl indirekt über Zwischenhändler wie Indien beziehen, das russisches Rohöl kauft, raffiniert und dann teuer nach Europa exportiert. Es betrifft auch die Türkei, das große Mengen russischen Öls kauft, raffiniert und an andere europäische Länder verkauft – Öl, das eindeutig aus Russland stammt. Trump fährt fort:

„Das schwächt IHRE (europäische) Verhandlungsposition und Verhandlungsmacht gegenüber Russland erheblich.“

Die Betonung auf „IHRE“ Verhandlungsposition – nicht die der NATO oder der USA – deutet darauf hin, dass er die Verhandlungsposition der einzelnen europäischen Staaten anspricht. Er fügt hinzu:

„Wie auch immer. Ich bin bereit, etwas zu tun, wenn Sie es sind. Sagen Sie einfach wann. Ich glaube, dass dies, zusammen mit der NATO als Gruppe – einschließlich der Türkei, Ungarn und der Slowakei – durch die Verhängung von 50% bis 100% Zöllen auf China, die – wenn der KRIEG zwischen Russland und der Ukraine vorbei ist - vollständig zurückgenommen werden, sehr hilfreich sein wird, um diesen TÖDLICHEN, aber LÄCHERLICHEN KRIEG zu beenden. China hat eine starke Kontrolle und sogar Russland im Griff, und diese mächtigen Zölle werden diesen Griff brechen.“

Dies deutet auf ein größeres Ziel hin: die Nutzung von Zöllen gegen Russland, China und andere BRICS-Staaten, um deren Bündnisse zu stören. Trump verwies kürzlich auf ein Foto von Putin, Modi und Xi und kommentierte, dass die USA

„Indien und Russland an das finstere China verloren“

hätten. Seine Berater unterliegen offensichtlich dem Irrglauben, dass westliche Zölle gegen China die Beziehungen zwischen China und Russland schwächen könnten. Er fährt fort:

„Dies ist nicht TRUMPS KRIEG. Er hätte niemals begonnen, wenn ich Präsident gewesen wäre. Es ist Bidens und Selenskijs Krieg.“

Bemerkenswert ist hier, dass Trump den Konflikt nicht als „Putins Krieg“ bezeichnet hat, sondern die Schuld bei Biden und Selenskyj sieht.

„Ich bin nur hier, um ihn (den Krieg) zu stoppen und Tausende russische und ukrainische Leben zu retten – allein letzte Woche 7.118 Leben verloren. Verrückt. Wenn die NATO tut, was ich sage, wird der Krieg schnell vorbei sein, und all diese Leben werden gerettet. Wenn nicht, verschwenden Sie nur meine Zeit und die Zeit, Energie und das Geld der Vereinigten Staaten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit.“   

Unterzeichnet, Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten.

Der Satz, der in europäischen Regierungsetagen vermutlich die stärksten Reaktionen ausgelöst hat, lautet: „Wenn nicht, verschwenden Sie nur meine Zeit und die Zeit, Energie und das Geld der Vereinigten Staaten.“ Mit anderen Worten lautet Trumps Botschaft an Europa in etwa so:

Wenn Ihr wollt, dass ich massive sekundäre Sanktionen und Zölle gegen China, Indien, andere BRICS-Staaten und Russland verhänge, bin ich dazu bereit, aber Ihr müsst auch handeln. Ihr müsst aufhören, russisches Öl zu kaufen und auch russisches Flüssiggas.

Mit diesem Brief ist es Trump — zumindest vorerst — gelungen, sich aus der Sackgasse zu befreien, in die ihn europäische Kriegstreiber und Neokonservative US-Falken im Kongress hineinmanövriert hatten. Wenn sie jetzt Trump wieder zur Eskalation gegen Russland drängen wollen, hat Trump eine plausible Erklärung für sie parat:

"Warum sollten wir Amerikaner solche Sanktionen zugunsten der Europäer verhängen, wenn die Europäer sich weigern, uns wenigstes auf halbem Weg entgegenzukommen? Es ist schließlich ihr Krieg.”

Das ist zugegebenermaßen ein starkes Manöver von Trump. Womöglich hat es sogar Bestand!

Quellen und Anmerkungen

Ein auf Word gesicherter Screen Shot des Trump Briefes ist hier:

(1) https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/115196697263809382

(2) https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/115196697263809382

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: US-Präsident Donald Trump nimmt am 16. Juni 2025 an einer Arbeitssitzung während des G7-Gipfels in der Pomeroy Kananaskis Mountain Lodge in Kananaskis, Alberta, Kanada teil

Bildquelle: Brian Jason / shutterstock


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