Das muss man dem kommenden US-Präsidenten doch lassen: er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Sein Golfclub der Superreichen wird das Chaos auf dieser Welt noch verstärken – Hauptsache: die Rendite stimmt.
Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.
Ja, was hatten wir uns doch für stille Hoffnungen gemacht.
Der neue US-Präsident Donald Trump mag zwar ein derber Klotz sein. Aber er wird doch keine neuen Konfliktherde in der Welt entfachen. Und mit Putin kann das Raubein mit der Goldtolle doch auch ganz gut, oder?
Doch so manchem Zeitgenossen fällt jetzt zunehmend die Kinnlade runter. Der Mann ist noch kaum im Amt, Ende Siebzig und immer noch im vollen Saft – und schon wird gezündelt dass die Schwarte kracht. Wer hätte sich vorstellen können, dass Trump jetzt Grönland, Kanada und den Panama-Kanal haben will? Es gibt doch schon so viele Brandherde. Und der Golf von Mexiko soll jetzt „Amerikanischer Golf“ heißen? Einfach mal so, ohne zwingende Notwendigkeit. Zu Recht macht die neue Präsidentin von Mexiko, Claudia Sheinbaum, den verrückten Gringo darauf aufmerksam, dass Mexiko ja auch jene Gebiete zurückfordern könnte, die dem Land dereinst gestohlen wurden, also: Arizona, New Mexiko, Kalifornien, um nur ein paar Regionen zu nennen <1>.
Und wieder mal, weil es immer so schön passt, das Shakespeare-Zitat aus dem Hamlet: „Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode!“ Jederzeit hätten sich die USA schon mal Grönland und den Panama-Kanal krallen können. Man hat es aus gewissen Image-Gründen dann doch nicht getan. Da kennen wir unseren Donald aber schlecht, denn der sagt sich offenbar: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s ganz ungeniert!“
Sich Grönland zu schnappen, ist gar nicht schwer. Die gigantische Insel vor der amerikanischen Küste wird von lediglich 60.000 Inuit, vulgo auch Eskimos genannt, bevölkert. Diese Inuit wurden Jahrhunderte lang vom dänischen Königreich kolonial beherrscht. In jüngerer Vergangenheit haben die Inuit den Dänen eine Teilautonomie abringen können. Das hat aber auch das gespannte Verhältnis zwischen beiden Völkern nicht besänftigen können. Dennoch stellte der charismatische Regierungschef von Grönland, Mute Egede, klar, dass man nicht aus dem Joch der Dänen gekrochen sei, um dann von Donald Trump einfach mit Mann und Maus aufgekauft zu werden <2>. Wenn sich die Grönländer aber nicht kaufen lassen wollen, dann ist Trump, das hat er schon bekräftigt, auch bereit, sich der Insel mit militärischer Gewalt zu bemächtigen. Das wäre nun aber ein Bündnisfall nach Paragraf 5 der NATO-Charta: wird ein NATO-Land angegriffen, dann müssen alle anderen NATO-Staaten dem Angegriffenen zu Hilfe kommen. Nun kann sich natürlich jeder ausrechnen, was passieren wird, wenn Dänemark ihre NATO-Verbündeten um Hilfe gegen den Aggressor USA anrufen würde. Alle würden so tun, als hätten sie nichts gehört. Und alle gucken zu, wie Grönland mal eben den Vereinigten Staaten von Amerika angegliedert wird.
Das ist die normative Kraft des Faktischen. Wie bei der Verdampfung Syriens in nur elf Tagen werden auch in diesem Falle Russland und China nur blöd gucken. Es lohnt sich für Old Mac Donald, Grönland zu annektieren. In dem Boden Grönlands schlummern Seltene Erden und Edelmetalle. Alle möglichen Rohstoffe, die China den Amerikanern nicht mehr liefern will. Zudem ergibt sich im Zuge des Klimawandels eine immer öfter freie Schiffspassage zwischen dem Pazifischen und dem Atlantischen Ozean. Im Kampf um das rohstoffreiche Arktische Meer hätten die USA einen strategischen Vorposten mehr.
Und der Panama-Kanal? Liegt auch offen wie ein Scheunentor. Man muss es sich nur nehmen! Nachdem de Franzosen im Jahre 1880 letztendlich keinen Erfolg hatten mit dem Bau eines Kanals in Mittelamerika, der Pazifik und Atlantik verbindet, kamen dann die damals noch hoch effizienten US-Amerikaner zum Zuge. Auftrat das amerikanische Regime Change-Theater. Im Jahre 1903 wurden Separatisten aufgebaut und aufgebläht, die die Provinz Panama aus dem Staat Kolumbien heraustrennten. Nun musste man nicht mehr Halbe-Halbe machen mit den Kolumbianern. Das Gebiet entlang des neu gebauten Panama-Kanals wurde von den USA allein kontrolliert. Die Einnahmen aus dem Kanal gingen zu hundert Prozent nach Washington.
Von 1914 (passend zum Ersten Weltkrieg) und dem Jahre 1999 blieb die totale US-Kontrolle über den Kanal bestehen. Der jetzt gerade verstorbene damalige US-Präsident Jimmy Carter hatte Ende der 1970er Jahre die Übergabe des Kanals an Panama zum Jahrtausendende vereinbart. Doch dieser Überlassungsvertrag hat einen Pferdefuß: die USA behalten sich vor, bei Gefährdung des Kanals durch fremde Mächte die Kanalzone erneut militärisch zu besetzen. Und genau auf diese Klausel beruft sich jetzt Donald Trump, wenn er phantasiert, der Panama-Kanal sei unter chinesischer Kontrolle. Soviel ist richtig, dass auch Chinesen in die Instandsetzung des Kanals investiert haben.
Allerdings richtet sich das Hauptaugenmerk der Chinesen auf einen völlig neuen und viel großzügiger angelegten Kanal in Nicaragua. Doch geriet der chinesische Hauptinvestor vor einigen Jahren in Zahlungsschwierigkeiten, so dass das Projekt einstweilen abgeblasen wurde. Man hört aber, dass es nun womöglich doch mit dem Nicaragua-Kanal weitergehen soll. Wie auch immer: den Panama-Kanal könnte Trump in einem Handstreich zurück erobern. Die zerstrittene Gemeinschaft der lateinamerikanischen Staaten hat dem Räuberstück nicht viel entgegenzusetzen. Und was Russland und China betrifft – siehe oben.
Bleibt Kanada. Dort ereignet sich gerade seltsames. Der bisherige Machthaber Justin Trudeau war für zehn Jahre unerschütterlich Herr der Lage in Kanada. Da mochte das ganze Volk Kopf stehen und sich vor Trudeaus Haus versammeln. Irgendeine unsichtbare Macht verlieh Trudeau den Status der Unverletzlichkeit. Doch plötzlich ist Trudeau hinweggepustet worden. Und schon, vor jeder parteiinternen Auseinandersetzung und irgendwelchen Wahlen, steht fest, wer Trudeaus Nachfolger werden soll.
Die Mächtigen hinter den Kulissen haben sich auf den konservativ-marktradikalen Politiker Pierre Poilievre verständigt. Poilievre kann schon mal Vorschusslorbeeren einsammeln, indem er Trumps Annexionslust einen rhetorischen Riegel vorschiebt: nein, mit keiner Faser werde ich zulassen, dass Trump Kanada kriegt. Stattdessen werden wir Kanadier Kanada wieder groß machen. Also statt: Make America Great Again nun vielmehr: Make Canada Great Again! Poilievre will das erreichen durch viel mehr Aufrüstung. Zudem heißt das Motto: „Wir werden die Steuern schreddern, die Bürokratie zusammenschrumpfen und sehr rasch massive Rohstoffprojekte genehmigen, um Einkommen und Produktion in unser Land zurück zu bringen!“ <3> Also: Kanada wird wohl nicht von den USA geschluckt. Vielmehr werden Trump und Poilievre im Gleichschritt Rüstung und Ausbeutung von Natur und Arbeitskraft in einem bislang nicht gekannten Ausmaß steigern.
Egal also, wie Trump mit seiner angekündigten Zollpolitik die Inflation und Verarmung weiter vorantreiben wird: mit dem Gewinn von Grönland und Panama-Kanal wird er punkten wie dereinst die britische Regierungschefin Margaret Thatcher mit ihrem Operettenkrieg um die Falkland-Inseln. Das wird den Katzenjammer über den wirtschaftlichen Ruin ein bisschen nach hinten schieben – am besten, bis Nachfolgerregierungen die angerichtete Suppe auslöffeln müssen.
Mit jedem Tag entwickelt sich das politische Umfeld für Trump günstiger. Es ist, als wenn eine unsichtbare Macht gerade die Schachfiguren austauschen würde. Trudeau fällt. In Argentinien wütet der verrückte Javier Milei mit der Kettensäge herum und richtet Staat und Gesellschaft zugrunde. In Europa konnte Trump schon lange auf den ehemaligen Soros-Zögling und Zionisten Victor Orban zählen. Jetzt ist noch Giorgia Meloni in Italien dazugekommen. Und auch in Deutschland fällt die woke Ampel in Nullkommanix in sich zusammen. Die überfallartig angesetzten Neuwahlen sollen eine Trump-kompatible Bundesregierung generieren. Und der reichste Mann der Welt, „Mister Tesla“ Elon Musk, will von den USA aus die AfD in die Regierungsverantwortung katapultieren. Die AfD sei „die letzte Hoffnung für Deutschland“.
Selbstverständlich kann Mister Musk seine Meinung als Privatmann äußern. Aber Musk ist jetzt kein Privatmann mehr, sondern der wichtigste Berater des kommenden US-Präsidenten. Wenn Musk also nach Gutsherrenart Watschen an deutsche Spitzenpolitiker verteilt, kommt das für die so Abgewatschten keinesfalls unverdient. Aber wenn Musk als graue Eminenz von Trump coram publico den Bundespräsidenten als „antidemokratischen Tyrann“, Vizekanzler Robert Habeck als „Landesverräter“ und Bundeskanzler Scholz als „inkompetenten Trottel“ bezeichnet, zeugt das dann doch eher von imperialistischer Arroganz als von lebendiger Streitkultur <4>.
Musk fertigt auch andere Staatsmänner mal eben im Rüpelton ab. So zum Beispiel den gerade geschassten Justin Trudeau: „Mädchen, Du bist nicht mehr der Herrscher von Kanada. Deswegen ist Deine Meinung vollkommen wurscht!“ <5> Wieso „Mädchen“? Vielleicht eine Anspielung auf woke Tendenzen in Kanada? Auch fordert Musk die Briten dazu auf, sich des „Tyrannen“ Keir Starmer zu entledigen <6>. Das mag zunächst Erheiterung und Erleichterung auslösen. Doch dann sollte sich so langsam eine gewisse Beklemmung einstellen. Denn dass Leute mit solchen Machtbefugnissen wie Elon Musk sich so selbstherrlich aufführen, zeugt eher von US-amerikanischer Überheblichkeit als von demokratischer Grundeinstellung. Musk macht klar, dass wir gerade an der Schwelle zu einer erneuten marktradikalen Revolution stehen. Ganz so wie in den USA zu Zeiten von Ronald Reagan und in Großbritannien zum Amtsantritt von Margaret Thatcher.
Anstatt auf den Heiland zu warten, sollten wir normalen Leute uns zusammentun und vernetzen, um dieser Radikalisierung und Verrohung der Politik etwas entgegenzusetzen.
Quellen und Anmerkungen
<1> https://www.cbsnews.com/news/mexico-president-trolls-trump-us-should-be-renamed-mexican-america/
<2> https://www.bbc.com/news/articles/c791xy4pllqo
<3> https://www.conservative.ca/axe-the-sales-tax-on-homes/
<5> https://x.com/elonmusk/status/1876891493014569426
<6> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/elon-musk-keir-starmer-100.html
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: pathdoc / shutterstock
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