The Wolff of Wall Street: Geldschöpfung

Geld regiert die Welt. Nur, wer regiert das Geld?

Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff erklärt jeden Freitagmittag um 12:00 Uhr Begriffe, Mechanismen und Gesetze aus der Finanzbranche, die uns täglich als alternativlos verkauft werden, aber nur Wenige verstehen. Das soll sich ändern! THE WOLFF OF WALL STREET erklärt uns heute: “Geldschöpfung“.

Geld regiert die Welt – das wissen wir alle. Aber: Wo kommt das Geld her? Wer erzeugt es und wie gelangt neues Geld ins System?

Es gibt insgesamt 3 Prozesse, die für die Geldschöpfung verantwortlich sind:

1. Bargeldschöpfung durch die Zentralbanken

2. Geldschöpfung durch Kreditvergabe der Geschäftsbanken

3. Geldschöpfung durch Zentralbankkäufe bei den Geschäftsbanken

Fangen wir mit dem ersten Prozess an:

Zentralbanken haben als einzige Banken das Recht, Münzen prägen und Noten drucken zu lassen, also Bargeld zu erzeugen. Sie leiten dieses Geld über die Geschäftsbanken, die bei der Zentralbank Konten unterhalten, in den Geldkreislauf ein. Bargeld macht weltweit heute aber nur noch etwa 10 bis 20 % des Geldbestandes aus. Viel wichtiger als Bargeld ist das Buchgeld oder Giralgeld, also Geld, das nur auf Konten existiert.

Zu dessen Vermehrung trägt der zweite Prozess bei, die Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken. Hierzu ein Beispiel:

Ich gehe zu einer solchen Geschäftsbank und bitte um einen Kredit über 1.000 Euro. Zuerst verlangt die Bank eine Sicherheit, d.h. ich muss nachweisen, dass ich ein regelmäßiges Einkommen habe oder über genügend Besitz verfüge, um die 1.000 Euro auch zurückzahlen zu können. Dann vereinbart die Bank mit mir eine Laufzeit, z.B. 1 Jahr, und einen Zinssatz, z.B. 5 %. Schließlich zahlt sie mir das Geld aus – aber nicht in bar, sondern, indem sie per Mausklick 1.000 Euro auf mein Konto überweist. Damit schafft die Bank Geld, das vorher nicht da war.

Allerdings – dieses Geld existiert nicht für immer: Wenn alles gut geht, überweise ich der Bank ein Jahr später den Kredit samt Zinsen. Was passiert? Das Geld, das die Bank aus dem Nichts heraus geschaffen hat, löst sich in Luft auf, ist nicht mehr vorhanden.

Nur eines bleibt: Die Zinsen in Höhe von 50 Euro, die ich der Bank zahlen muss. Die waren schon vorher da, haben allerdings den Besitzer gewechselt. Die Geldschöpfung mittels Kreditvergabe hat also dazu geführt, dass Geld, das vorher mir gehörte, jetzt der Bank gehört. Das gleiche gilt übrigens für den Fall, dass ich den Kredit nicht zurückzahlen kann: Dann bedient sich die Bank an den Sicherheiten, die ich ihr vorher bieten musste.

Kommen wir zum dritten Prozess, der in unserer Zeit die wichtigste Rolle spielt und an dem sowohl die Geschäftsbanken als auch die Zentralbanken beteiligt sind.

Nehmen wir an, eine Regierung braucht Geld. Was tut sie? Das gleiche wie wir alle: Sie leiht es sich. Dazu lässt sie zum Beispiel Staatsanleihen drucken, also Wertpapiere, auf denen wie bei einem Kredit eine bestimmte Summe, ein Zinssatz und eine Laufzeit festgelegt sind. Diese Staatsanleihen werden auf Auktionen an Geschäftsbanken verkauft.

Dort bleiben sie aber nicht, denn anschließend kommt die Zentralbank ins Spiel und kauft den Geschäftsbanken diese Staatsanleihen ab – und zwar mit Zentralbankgeld, das nur zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken oder von den Geschäftsbanken untereinander benutzt wird. Und dieses Zentralbankgeld schöpft sie – aus dem Nichts heraus. Es war vorher nicht da und wurde nur zum Zweck des Kaufes geschaffen.

Dieser Prozess gilt nicht nur für Staatsanleihen: Seit der Krise von 2007/2008, die ja das globale Finanzsystem von Grund auf verändert hat, kaufen Zentralbanken auch andere Wertpapiere wie Unternehmensanleihen, Pfandbriefe, Aktien und Verbriefungen.

Entscheidend dabei ist Folgendes: Die Zentralbanken kaufen alle diese Wertpapiere nie direkt von denen, die sie herausgeben – also zum Beispiel von Industriekonzernen, Aktiengesellschaften, Fonds oder – wie im Fall der Staatsanleihen – vom Finanzministerium – sondern immer von den Geschäftsbanken, die übrigens bei jedem einzelnen Verkauf eine Provisionsgebühr einstreichen.

Dieser Prozess der Geldschöpfung – und das ist das alles Entscheidende – spielt sich also ausschließlich unter Bankern ab und begünstigt diejenigen Geschäftsbanken, die hauptsächlich an ihm beteiligt sind – und das sind… die großen Banken.

Sehen wir uns alle drei Geldschöpfungsprozesse nochmal an: Beim 1. – der Bargeldschöpfung – spielt nur die Zentralbank eine Rolle. Der 2. – die Buchgeldschöpfung durch Kreditvergabe – ist ausschließlich Sache der Geschäftsbanken. Beim 3. – der Geldschöpfung durch den Ankauf von Wertpapieren – spielen sowohl die Zentralbank als auch die großen Geschäftsbanken und – im Falle der Staatsanleihen – auch die Politik eine Rolle.

Wir – die normalen Bürger – sind an keinem dieser Prozesse beteiligt. Das System der parlamentarischen Demokratie lässt uns zwar alle vier Jahre zur Wahl gehen, sorgt aber seit seiner Einführung dafür, dass die Geldschöpfung ein uns allen entzogenes Sonderrecht ist, das den Zentralbanken, den Geschäftsbanken und – im Fall der Staatsanleihen – der Politik vorbehalten bleibt.

Die Zeit ist reif für ein demokratisches Geldsystem!

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